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Conte

Steueroptimierung durch Verluste aus ETF

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Tenno

Die Vorabpauschale wird dir auf den Kaufkurs jeder einzelnen Tranche hinzugerechnet. Vereinfacht, es erhöht den Einstandskurs.

Bei einem Verkauf wird die Vorabpauschale als bereits versteuerte Kursgewinne berücksichtigt.

Das ist damit gemeint, dass der Verlust vergrößert, oder der Gewinn verkleinert wird.

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MeinNameIstHase
· bearbeitet von MeinNameIstHase
vor 3 Stunden von Conte:

Inwiefern? 

Fiktives Beispiel:

Kauf in 2020: 100 Anteile Aktienfonds zu 100,- = Kaufsumme 10.000,-

2.1.2021: Steuer auf Vorabpauschale = 0,- (-> Vorabpauschale selbst 0,-)

2.1.2022: Steuer auf Vorabpauschale = 1,- (-> Vorabpauschale selbst 4,-)

2.1.2023 Steuer auf Vorabpauschale = 5,- (-> Vorabpauschale selbst 20,-)

2.1.2024 Steuer auf Vorabpauschale = 5,- (-> Vorabpauschale selbst 20,-)

2.1.2025 Steuer auf Vorabpauschale = 0,- (-> Vorabpauschale selbst 0,-)

30.04.2025 Verkauf 100 Anteile zu 95,- = Verkaufserlös 9.500,-

 

Durch den Verkauf machst du 9.500 - 10.000 = 500,- Verlust. (Sieht man dann auf dem Konto, wenn von 10.000,- nur noch 9.500,- übrig bleiben)

Steuerlicher Verlust: 500,- mal 70% (wegen Teilfreistellung) = 350,-

Dazu kommen die Vorabpauschalen lt. Abrechnung der Vorjahre: 0+4+20+20+0 = 44,-. In Summe dann 394,- Verlust, der in 2025 im Verlusttopf der Bank landet.

 

Hinweis: Auch die Vorabpauschalen in dem Beispiel unterliegen der Teilfreistellung (ist in den Beispiel-Beträgen oben bereits enthalten), daher müssen die erst von den 350,- (Verlust nach Teilfreistellung) abgezogen werden. "Abgezogen" heißt hier mathematisch: Verlust= -350 - 44 = -394 (Minuszeichen als Verlustzeichen).

Falsch wäre die Rechnung: Verlust -500 abzgl. 44 Vorabpauschalen = -544. Und falsch wäre dann Teilfreistellung 70% von -544 = -380,80 (Hier würdest du dich sogar schlechter rechnen.)

 

Lt. Gesetzestext müsstest du jetzt aber die Vorabpauscheln unbeschadetet der Teilfreistellung berechnen oder im Kleingedruckten der Belege finden. Also zu jeder der obigen Zahlen die Frage stellen: Wenn 4,- nur 70% der Vorabpauschale vor Teilfreistellung sind, dann sind 100%: 4,- / 0,7 = 5,71 (aus 20,- wird dann 28,57) ... summiert werden müssen dann 5,71+28,57+28,57 = 62,85

Und jetzt sieht die Rechnung folgender Maßen aus: Verlust -500 - 62,85 = -562,85. Davon aber nur 70% wegen Teilfreistellung = -562,85 * 70% = -394,- (Und die Zahl passt wieder.)

 

Das Beispiel ist vereinfacht mit 25% Abgeltungssteuer ohne Soli gerechnet. In Deinen jährlichen Abrechnungen findest du aber die centgenauen Beträge meist versteckt. Das macht jede Bank meist etwas anders. Gerade zu Beginn des Jahres als Verrechnung der Vorabpauschalen mit dem Sparer-Pauschbetrag, der zu Jahresanfang noch nicht verbraucht ist. Achte auf die Begriffe: Steuer auf die Vorabpauschale ist etwas anderes als die Vorabpauschle (= als zugeflossen geltender Investmentertrag, auch wenn hier kein Cent tatsächlich "fließt").

Vielleicht wird Dir jetzt klar, warum du für diesen ganz einfachen Fall vermutlich mehr als 1h in den Unterlagen stöbern musst, wenn du die bankseitige Verkaufsabrechnung auf ihre Richtigkeit überprüfen willst. Ich wette, dass das 99% der dt. Kleinanleger nicht ohne Unterstützung hinkriegen.
Der Zahlendschungel wird u.a. dadurch verkompliziert, dass noch Soli und bei einigen die KiSt dazu kommen.
Und ich halte das auch nicht für einen Zufall, sondern durchaus Absicht der dt. Bankenlobby, die hier darauf Einfluss genommen hat. Getreu dem Motto: Wer sein Konto im Ausland führt, muss den ganzen Mist selbst rechnen und bekommt dafür die "Bescherung", wenn er seine Steuererklärung machen muss.

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Conte
28 minutes ago, MeinNameIstHase said:

Ich wette, dass das 99% der dt. Kleinanleger nicht ohne Unterstützung hinkriegen.

Mein Gott, ich hätte nie gedacht, dass dies so kompliziert wäre. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um diese Erklärung hier zu schreiben. :respect:

Jetzt werde ich es mir überlegen, ob ich diesen Verkauf schließlich überhaupt machen werde.

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MeinNameIstHase
· bearbeitet von MeinNameIstHase
vor einer Stunde von Conte:

ich hätte nie gedacht, dass dies so kompliziert wäre.

Für eine grobe Vorabkalkulation reicht:

(Verkaufserlös - Kaufpreis) * 70/100 = ungefährer steuerlicher Ertrag/Verlust bei Veräußerung von Aktienfondsanteilen (auch als ETF).

Die Vorabpauschalen von 2021 bis 2025 spielen dafür keine große Rolle**. Aber vielleicht ist das in Zukunft halt anders, wenn Zinsen wieder höher sind.

Aber wenn du die centgenauen Beträge einer Bankabrechnung überprüfen willst ... musst du halt Ahnung von der Materie haben und rechnen können.

 

**Die täglichen Kursschwankungen, falls Trump mal wieder Zölle ankündigt/stoppt, sind höher als alle Vorabpauschalen der letzten Jahre zusammen.

 

Es gibt auch eine unmathematische Herangehensweise, um Verluste zu verrechnen. Verkauf nur die Hälfte der groben Kalkulation, schau was die Bank daraus macht und passe die Menge einfach an Deine Zielvorstellung bei einem weiteren Verkauf an. Also eine schrittweise Annäherung.

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Conte
· bearbeitet von Conte
On 6/3/2025 at 1:17 PM, MeinNameIstHase said:

Verkauf nur die Hälfte der groben Kalkulation, schau was die Bank daraus macht und passe die Menge einfach an Deine Zielvorstellung bei einem weiteren Verkauf an. Also eine schrittweise Annäherung.

So centgenau nachrechnen brauche ich wirklich nicht. Aber jetzt habe ich die Thematik verstanden (Verlust*0,7 und Vorabpauschalen).

 

Den Ansatz "Hälfte verkaufen" finde ich gut, kann schon Sinn machen, danke.

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Flapsch
Am 30.5.2025 um 14:42 von Conte:

Den Verkaufserlös werde ich für den Kauf des gleichen ETF nutzen. Oder vielleicht in einen besseren ETF investieren. Momentan bin ich 38% im Minus auf Global Clean Energy (A0MW0M) und überlege den Verkaufserlös in Stoxx Europe 600 oder Core S&P 500 zu transferieren, aber die müssen um mindestens 38% (oder vielleicht 100%, jenachdem) steigen, so dass ich das in GCE investierte Geld zurücknehmen kann.

Wenn Du nicht mehr von dem Produkt überzeugt bist, bietet sich der Verkauf jedenfalls an. Ansonsten eher nicht. 

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