Zum Inhalt springen
corydoras

Auf Spitzenfonds ist kein Verlaß

Empfohlene Beiträge

corydoras
Es ist wie im Supermarkt: Nichts geht voran an der Kasse, für die man sich entschieden hat. Nur in der Schlange nebenan, da ist Bewegung; zügig rücken die Kunden vor. Also schnell gewechselt und nach vorn gedrängelt. Nun gerät erfahrungsgemäß auch dort alles ins Stocken. Ein leises Fluchen: schon wieder in der falschen Reihe.

 

 

So geht es auch einem Anleger, der seine Investitionsentscheidung allein danach ausrichtet, welcher Fonds im vorausgegangenen Jahr die beste Wertentwicklung erzielt hat. Zwischen dem Platz im Ranking und dem späteren Abschneiden eines Aktienfonds gibt es keinen großen Zusammenhang, sagt Christian Michel, Fondsanalyst von Feri Rating & Research. Es lohnt sich nicht unbedingt, in die Spitzen-Fonds des Vorjahres zu investieren.

 

 

Vermeintliche Spitzenmanager

 

 

 

 

Ein Produkt mit einem Top-Ranking ist oft genausowenig zum Kauf zu empfehlen wie das Schlußlicht. Denn beide vereint in der Regel: Sie verfolgen eine extreme Anlagestrategie - sonst hätten sie es nicht bis an die Spitze geschafft und wären auch nicht bis ganz nach unten durchgereicht worden. Die meisten Anleger aber handeln anders. Wenn ihnen nicht gerade ihr Bankberater einen Fonds empfiehlt, greifen sie am liebsten zu einem Vehikel, das es auf die ersten Plätze in einer Rangliste geschafft hat.

 

 

Doch die Leistung der vermeintlichen Spitzenmanager ist vergänglich. Ein Blick in die Fondsstatistik zeigt es. Von den besten zehn Aktienfonds aus dem Jahr 2005, die weltweit investieren, findet sich in diesem Jahr nur noch ein Drittel im obersten Viertel des Fondsuniversums - Analysten sprechen vom ersten Quartil. Sechzig Prozent sind dagegen ins vierte und damit schlechteste Quartil abgestürzt. Für die Europa- und Deutschlandfonds sieht die Bilanz nur wenig besser aus.

 

 

Vom zweiten auf den 294. Platz

 

 

 

 

Der Weisenhorn Europa ist ein Beispiel für einen Fonds, der im vergangenen Jahr hervorragend abschnitt und in diesem Jahr weit zurückfiel: Statt Platz zwei unter allen Europa-Aktienfonds hat er nur noch Platz 294 von 328. Immerhin mußten die Anleger keine Verluste einstecken, sie kamen mit einem blauen Auge davon. Die Fondsmanagerin Elisabeth Weisenhorn erzielte ein Plus von 5,5 Prozent - rund acht Prozentpunkte weniger als der Markt, gemessen am MSCI-Europa-Aktienindex.

 

 

Der Fonds, der seit 2001 besteht, hat schon einiges Auf und Ab erlebt. Vor drei Jahren war Weisenhorn Siegerin in ihrer Fondskategorie, 2004 ganz hinten. 2005 berappelte sich der Fonds, jetzt hinkt er wieder hinterher. Weil wir viel Geld in mittelgroßen und kleinen Werten anlegen, wurden wir abgestraft, als im Mai die Korrektur an den Börsen kam, erklärt die Fondsmanagerin. Es läuft nicht rund bei Elisabeth Weisenhorn, die sich nicht auf einen bestimmten Anlagestil festgelegt hat, Bluechips genauso kauft wie Nebenwerte und Firmen mal nach Wert- und mal nach Wachstumskriterien beurteilt.

 

 

Kein glückliches Händchen

 

 

 

Weisenhorn Europa

Der Fonds hat verglichen mit anderen Europa-Fonds ein ungewöhnlich starkes Gewicht an deutschen Aktien (65 Prozent). Er wird jährlich mit 1,8 Prozent Verwaltungsvergütung belastet. Das ist viel, kritisiert Fondsanalyst Werner Hedrich von der Ratingagentur Morningstar. Hinzu kommt eine erfolgsabhängige Vergütung, die ebenfalls Rendite kostet.

 

 

Nicht viel besser erging es Anlegern mit dem Main First Avantgarde Stock Fund. Der Niederländer Anko Beldsnijder versucht bei der Frankfurter Privatbank Main First, die besten Aktien Europas zu finden. Er kauft für seinen Avantgarde-Fonds Aktien von 60 bis 80 großkapitalisierten und wachstumsstarken Unternehmen. Bei der Auswahl der Einzeltitel hat er in diesem Jahr kein glückliches Händchen gezeigt, sagt Hedrich und nennt drei Beispiele: die Aktien des Internet-Wettbüros Bwin, des Herstellers mobiler Navigationsgeräte Tom Tom und der Immobiliengesellschaft Vivacon, die allesamt herbe Kursverluste erlitten. Es kam an den Aktienmärkten nicht zu dem lang ersehnten Revival von Wachstumswerten. Das ist nicht von Vorteil für Beldsnijder.

 

 

Vorsicht zahlt sich manchmal aus

 

 

 

Main First Avantgarde

Andere Fondsmanager kämpfen mit anderen Problemen. Heidrun Heutzenröder enttäuschte in diesem Jahr mit dem Flaggschiff der Cominvest für deutsche Aktien, dem Adig Fondak. Der 2,5 Milliarden Euro schwere Fonds investiert zu 70 Prozent in Dax-Aktien. Der Rest sind Unternehmen aus dem M-Dax und Nebenwerte. Just diese Beimischung von Aktien mit mittlerer Marktkapitalisierung hat den Fonds nach hinten gezogen. Als im Mai und Juni die Angst an den Börsen umging, hat es Werte aus dem M-Dax besonders böse erwischt. Ein so großer Fonds wie der Fondak kommt aus diesen Werten nicht schnell heraus, selbst wenn er möchte. Da mangelt es den Papieren an Liquidität. Deshalb rutscht der Fondak an turbulenten Börsentagen schon mal ins Mittelfeld - von Platz eins im Jahr 2005 auf nur noch Platz 39 unter 78 Deutschland-Fonds in diesem Jahr.

 

 

Tiefer noch sackte der Main First German Classic Fonds ab - von Rang acht auf Rang 73. Fondsmanager Hans-Peter Schupp genießt einen guten Ruf - wie übrigens viele andere Vermögensverwalter auch, die sich in diesem Jahr nicht bewährt haben. Schupp weiß, warum er zurückgefallen ist: Ich war zu vorsichtig. Alle taten so, als sei der Konjunkturzyklus außer Kraft gesetzt, und setzten auf Stahl- und Immobilienaktien. Der Fondsmanager hatte sie dagegen längst verkauft. 1999/2000 landete er mit seinem Fonds schon einmal auf den hinteren Tabellenplätzen. Das hat sich dann ganz schnell gedreht. Vorsicht zahlt sich manchmal eben aus - langfristig.

 

 

Rankings für Prognosen ungeeignet

 

 

 

Adig Fondak

Wer sich nur nach Top-Rankings richtet, muß deshalb nicht zwangsläufig Pech haben. Einige erfolgreiche Fondsmanager konnten ihre guten Plätze im Ranking auch verteidigen - vor allem mit Deutschland-Fonds. Hier ist die DWS gleich mit vier Spitzenfonds vertreten, die auch in diesem Jahr eine gute Figur machen. Es gab ein paar ausgeprägte Trends in diesem Jahr. Wenn man die erwischt hat, lief es gut, erklärt Henning Gebhard von der DWS. Wir haben zum Beispiel auf Industriewerte gesetzt und nicht auf Telekomaktien. Beides war richtig.

 

 

Es wird gern gesagt und immer wieder geschrieben: Rankings beziehen sich nur auf die Vergangenheit, sind also für Prognosen vollkommen ungeeignet. Die historische Wertentwicklung erlaubt es Anlegern nicht, zwischen Können und Glück eines Fondsmanagers zu unterscheiden. Die Betrachtung begrenzter Zeiträume im Rückspiegel ist nicht aussagekräftig. Je kürzer die Zeitspanne, desto sinnloser ist das Unterfangen. Anleger sollten die simple Weisheit bei ihrem nächsten Fondskauf beherzigen.

 

Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.10.2006, Nr. 40 / Seite 53

Bildmaterial: F.A.Z., FAZ.NET

 

 

siehe auch http://www.faz.net/s/Rub42AFB371C83147B795...n~Scontent.html

 

Was sagt das Forum?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Toni

Ist doch ein alter Hut, dass Fonds auf Dauer nicht so toll sind.

 

Allenfalls Indexfonds, die sind noch ok.

 

Besser selber mit Aktien auskennen. Das ist der Königsweg.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
skeletor

Jeder Fondsmanager hat auch mal schlechtere Phasen, das sollte man nicht überbewerten. Es unterscheiden sich auch die einzelnen Fonds in ihrer Anlagestrategie enorm, deshalb können die verlierer vom letzten jahr auf einmal heute ganz vorn dabei sein.

Wichtig ist was man selber für eine strategie im depot fahren will, und nachdem werden dann die Wertpapiere ausgesucht.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
zbv

Oder man schaut auf die 10 Jahresperformance p.A.,

die mittelt solche Ausreisser weg.

 

zbv

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Toni
Oder man schaut auf die 10 Jahresperformance
Tja, wenn diese veröffentlicht ist...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Cyber-Shadow

Irgendwie halte ich von dem Artikel nicht viel. Dort wurde im Wesentlichen nur er Erfolg des Vorjahres mit dem Erfolg dieses Jahres verglichen. Bei dem "Weisenhorn Europa" haben sie ja selbst geschrieben, dass es schon einiges Auf und Ab erlebt hat, sowas kann man doch kaum als "Spitzenfonds" bezeichnen. So kann man doch nicht an die Sache ran gehen. Ist doch klar, dass ein Fondsmanager mal überdurchscnittlich viel Glück oder Pech haben kann. Ich denke aber, wenn sich ein Fonds beispielsweise schon 20 Jahre oder sogar 50 Jahre gut entwickelt (wie zum Beispiel der Fondak, der seit 1950 einen durchschnittlichen Wertzuwachs von deutlich über 10% pro Jahr geschafft hat und nie größere Einbrüche hatte), ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass er plötzlich dauerhaft auf den letzten Plätzen landet (auch wenn der Fondsmanager in einem Jahr mal etwas Pech hat, und der Fonds "nur" im Mittelfeld landet), wenn nicht gerade ein gravierender Managementwechsel stattfindet. Natürlich ist das auch möglich und jeder soll sich des Risikos bewusst sein, aber zu behaupten, auf Spitzenfonds (und für mich ein ein Fonds, der immer abwechselnd auf dem ersten und letzten Platz landet sicher keiner) kein Verlass, finde ich etwas reißerisch, obwohl der Satz natürlich schon richtig ist, weil das für JEDEN Fonds gilt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
eurofetischist

hohe chancen bezahlt man mit hohem risiko, wiso sollte das denn auch bei fonds anders sein. wenn es ein fondmanager darauf anlegt als spitzenfond gehandelt zu werden (höchstmöglich jahrespervormance) muss er dazu natürlich höherer risiken eingehen. hohe risiken führt zwangsläufig auch mal wieder zu rückschlägen. das erklärt warum manche fonds mal ganz oben und mal ganz unten in der performancehitliste stehen.

 

die fonds die immer im mittelfeld schwimmen kaufen halt den index. damit liegen sie automatisch im mittelfeld. wofür sie dann aber die ganzen gebühren wert sein sollen bleibt mir schleierhaft. denn das mittelfeld bildet mir ein indexfond oder ETF kostengünstiger nach.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...