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Amnesty

Frage zur Zinskurve

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Amnesty

Hallo zusammen,

 

ich hätte eine Frage zum Verhältnis der Zinskurve und zur €STR forward curve:

Auf der aktuellen Zinskurve werden für eine Bundesanleihe, die im November 2030 ausläuft, 2,49% geboten

Der €STR forecast chart prognostiziert für November 2030 2,86%. Geht man von einer einigermaßen linearen Entwicklung aus und davon, dass sich die Zinsen so entwickeln, wie es der Markt erwartet, wäre die durchschnittliche Rendite in beiden Fällen in etwa gleich.

 

Lässt sich daraus ableiten, dass es derzeit in diesem Laufzeitbereich praktisch keine Laufzeitprämie gibt? D.h. ex ante wäre die Renditeerwartung von einem Index auf den €STR und einer Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit in etwa gleich?

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gurkentruppe

Ein Unterschied ist aber, dass Du bei Kauf der Bundesanleihe den jetzt errechneten Gewinn sicher hast, nicht mehr und nicht weniger. Im Geldmarktbereich ist es ja nur eine Prognose, kann in der Realität besser oder schlechter laufen.

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Jesse_L

Die Erwartungen sind derzeit wohl so, daß es in der Tat keinen wesentlichen Unterschied machen würde, in was du investiert. Aber das sind ja nur die Erwartungen. Wenn du die Bundesanleihe Nov.30 wählst, sicherst du dir die Rendite von 2.49%. Wenn du in den €STR investiert, also praktisch z B in DBX0AN, kann sich natürlich bis in 5 Jahren einiges ganz anders entwickeln, in beide Richtungen.

Sorry, Gurke war schneller...

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Lazaros
· bearbeitet von Lazaros
vor 48 Minuten von gurkentruppe:

Ein Unterschied ist aber, dass Du bei Kauf der Bundesanleihe den jetzt errechneten Gewinn sicher hast, nicht mehr und nicht weniger. Im Geldmarktbereich ist es ja nur eine Prognose, kann in der Realität besser oder schlechter laufen.

 

vor 41 Minuten von Jesse_L:

Die Erwartungen sind derzeit wohl so, daß es in der Tat keinen wesentlichen Unterschied machen würde, in was du investiert. Aber das sind ja nur die Erwartungen. Wenn du die Bundesanleihe Nov.30 wählst, sicherst du dir die Rendite von 2.49%. Wenn du in den €STR investiert, also praktisch z B in DBX0AN, kann sich natürlich bis in 5 Jahren einiges ganz anders entwickeln, in beide Richtungen.

Sorry, Gurke war schneller...

Der Fehler bei eurer Rechnung ist, dass ihr die Reibung (= Inflation) vernachlässigt, so was hat mich schon früher im Physikunterricht gestört.

Während beim Geldmarktfonds die Zinsen abhängig von der Inflation angepasst werden, kriegt man bei der 5jährigen Anleihe nominal das, was man heute berechnet, aber halt nur nominal.

Wieviel der nominale Wert aber real wert ist (also die wirkliche Kaufkraft, darauf kommt es nämlich an), ist reine Spekulation - man kann Glück haben oder auch nicht.

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Puppi
· bearbeitet von Puppi
vor einer Stunde von Lazaros:

 

Der Fehler bei eurer Rechnung ist, dass ihr die Reibung (= Inflation) vernachlässigt, so was hat mich schon früher im Physikunterricht gestört.

Während beim Geldmarktfonds die Zinsen abhängig von der Inflation angepasst werden, kriegt man bei der 5jährigen Anleihe nominal das, was man heute berechnet, aber halt nur nominal.

Wieviel der nominale Wert aber real wert ist (also die wirkliche Kaufkraft, darauf kommt es nämlich an), ist reine Spekulation - man kann Glück haben oder auch nicht.

:thumbsup:

Kann ich bestätigen, als jemand, der vor einigen Jahren zur Nullzinszeit 10-jähriges Festgeld mit "tollen" 1,3% abgeschlossen hat :-*. War damals nominal ganz ganz toll und "man weiß ja, was man kriegt/macht keinen Verlust".

 

Für mich war das immerhin eine der besten Erfahrungen in Sachen "Verständnis in Bezug auf Zinsänderungsrisiko bei länger laufenden Anleihen/Festgeldern".

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Amnesty

Vielen Dank für die Antworten!

Die Möglichkeit, sich mit einer länger laufenden Anleihe den Zins zu sichern (was sich als Chance oder Risiko erweisen kann), war mir bewusst. Ich war nur überrascht, dass es offenbar praktisch keine Laufzeitprämie gibt bzw. dass das Zinsänderungsrisiko lediglich mit der Zinsänderungschance prämiert wird...

 

D.h. wenn man mehr Rendite möchte, aber keine abweichende Zinsänderungsprognose hat, bleiben nur Prämien für Bonitätsrisiken oder für Illiquidiät (Festgeld)? (Abgesehen von anderen Assetklassen). 

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Jesse_L
vor 1 Stunde von Lazaros:

Der Fehler bei eurer Rechnung ist, dass ihr die Reibung (= Inflation) vernachlässigt, so was hat mich schon früher im Physikunterricht gestört.

Während beim Geldmarktfonds die Zinsen abhängig von der Inflation angepasst werden, kriegt man bei der 5jährigen Anleihe nominal das, was man heute berechnet, aber halt nur nominal.

Wieviel der nominale Wert aber real wert ist (also die wirkliche Kaufkraft, darauf kommt es nämlich an), ist reine Spekulation - man kann Glück haben oder auch nicht.

Kein Widerspruch, du sicherst dir die nominalen Zinsen. Ich hab' aber auch nie was anderes behauptet, daß die 2,49% nominal und nicht real sind versteht sich von selbst. Und ob das nach 5 Jahren ein gutes oder schlechtes Geschäft war im Vergleich zum Overnight, der sich täglich anpaßt, wird man dann in 5 Jahren sehen. Geldmarkt und eine noch knapp 5J. Bundesanleihe sind eben zwei verschiedene Dinge.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 5 Stunden von Amnesty:

Der €STR forecast chart prognostiziert für November 2030 2,86%. 

 

Habt Ihr schon mal überlegt, wie die das prognostizieren?

 

Haben die eine Glaskugel, mit der sie in die Zukunft schauen können? Oder eine Zeitmaschine, mit der sie mal schnell in die Zukunft reisen und nachschauen, wie der Zins sein wird?

 

Oder schätzen die das anhand der 5-jährigen Zinsen ab? Dann wäre es kein Wunder, wenn man einen ähnlichen Zins wie bei der 5-jährigen Staatsanleihe sieht.

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rotten.demin
vor 44 Minuten von stagflation:

Oder schätzen die das anhand der 5-jährigen Zinsen ab? Dann wäre es kein Wunder, wenn man einen ähnlichen Zins wie bei der 5-jährigen Staatsanleihe sieht.

Das muss ja auch so sein. Die Zinsstrukturkurve gibt die Erwartungen über die Zinsentwicklung wieder. Daher ist die erwartete Rendite immer gleich, egal welches Produkt gewählt wird.

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Puppi
· bearbeitet von Puppi

Hier auch noch eine Seite zur Erwartung der Entwicklung der Zinsen:

https://www.chathamfinancial.com/technology/european-forward-curves

Auf der Seite findet man auch Daten, wie "gut" die Prognosen historisch waren.

 

vor 5 Minuten von rotten.demin:
vor 51 Minuten von stagflation:

Oder schätzen die das anhand der 5-jährigen Zinsen ab? Dann wäre es kein Wunder, wenn man einen ähnlichen Zins wie bei der 5-jährigen Staatsanleihe sieht.

Das muss ja auch so sein. Die Zinsstrukturkurve gibt die Erwartungen über die Zinsentwicklung wieder. Daher ist die erwartete Rendite immer gleich, egal welches Produkt gewählt wird.

Was sagt die tolle KI dazu?:D

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Amnesty
vor 23 Minuten von rotten.demin:

Das muss ja auch so sein. Die Zinsstrukturkurve gibt die Erwartungen über die Zinsentwicklung wieder. Daher ist die erwartete Rendite immer gleich, egal welches Produkt gewählt wird.

Mich hatte das nur überrascht, weil ich davon ausgegangen bin, dass es eine Laufzeitprämie für längere Laufzeiten gibt (z.B. als Kompensation für unerwartete Inflationsschübe). 

Aber das ist ja offenbar nicht der Fall. 

Wenn man sich keine abweichende Zinsmeinung zutraut und die erwartete Rendite gleich ist, ist es dann nicht ex ante rationaler, im Geldmarkt zu bleiben? 

 

Oder schätzen die forward curves die erwarteten Zinsen häufig höher ein, als sie sich tatsächlich entwickeln (wie auf der von @Puppi verlinkten Seite) und man fährt statistisch gesehen besser mit den länger laufenden AAA-Anleihen? (Unter der Prämisse dass die Restlaufzeit der Anleihe dem eigenen Anlagehorizont entspricht). 

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stagflation

Warum fängst Du bei Deinen Überlegungen nicht mit der aktuellen Zinskurve an?

 

image.png.ca68c80d8a03ea94d1773a59e9c3519f.png

Quelle: Finanzagentur

 

Was sagt sie Dir?

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Puppi
· bearbeitet von Puppi
vor 31 Minuten von Amnesty:

weil ich davon ausgegangen bin, dass es eine Laufzeitprämie für längere Laufzeiten gibt

So ist es auch bzw. sollte es sein.

Bei längeren Laufzeiten sollte das auf sich genommene Zinsänderungsrisiko prämiert werden durch mehr Rendite.

 

vor 31 Minuten von Amnesty:

Aber das ist ja offenbar nicht der Fall. 

Ich versteh, was du meinst.

Könnte man meinen, wenn man sich die Links ansieht.

In 2030 wissen wir dann mehr:lol:.

 

vor 31 Minuten von Amnesty:

Wenn man sich keine abweichende Zinsmeinung zutraut und die erwartete Rendite gleich ist, ist es dann nicht ex ante rationaler, im Geldmarkt zu bleiben? 

Ein klares Jein :D.

 

vor 31 Minuten von Amnesty:

und man fährt statistisch gesehen besser mit den länger laufenden AAA-Anleihen? (Unter der Prämisse dass die Restlaufzeit der Anleihe dem eigenen Anlagehorizont entspricht). 

Ja...so sollte es sein.

Sofern man nicht an das Geld muss, sollten längere Laufzeiten effektiver sein. Bei mir hat das nicht geklappt mit meinem 10-jährigen Festgeld :D.

Was sagt uns das? Einfach Pech oder dass die Vorhersagen/Erwartungen der Zinsentwicklung für die Katz sind ähnlich den Prognosen beim Aktienmarkt?

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Amnesty

 

vor 6 Minuten von stagflation:

Was sagt sie Dir?

Ich hatte sie bisher so verstanden, dass längere Laufzeiten mit höheren Renditen prämiert werden und dass ungefähr diese Form der Normalfall sei. 

Wenn ich die €STR Forward Curve dazunehme, sieht es für mich so aus, dass der Markt (zumindest bei meinem Beispiel der 7jährigen Restlaufzeit) einfach nur steigende Zinsen erwartet. 

Ich stehe aber bei diesem Thema noch total am Anfang. 
 

Was sagt sie Dir?

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Lazaros
· bearbeitet von Lazaros
vor 15 Minuten von stagflation:

Warum fängst Du bei Deinen Überlegungen nicht mit der aktuellen Zinskurve an?

Weil das auch nur Erwartungen sind , basierend auf Annahmen für die Zukunft.

 

vor 20 Minuten von Amnesty:

... weil ich davon ausgegangen bin, dass es eine Laufzeitprämie für längere Laufzeiten gibt

Die gibt es zweifellos: -> https://www.gerd-kommer-invest.de/wp-content/uploads/2017-Kommer-BV-VZ-Praesentation-V12.pdf  (Seite 6)

 

Und jetzt  meine Frage an Amnesty, da es eine Laufzeitprämie gibt (siehe oben): Was vermutet aktuell der Markt für die weitere Entwicklung der kurzfristigen Zinsen. wenn wie du schreibst 

"Auf der aktuellen Zinskurve werden für eine Bundesanleihe, die im November 2030 ausläuft, 2,49% geboten. Der €STR forecast chart prognostiziert für November 2030 2,86%. Geht man von einer einigermaßen linearen Entwicklung aus und davon, dass sich die Zinsen so entwickeln, wie es der Markt erwartet, wäre die durchschnittliche Rendite in beiden Fällen in etwa gleich",

also  aktuell die fast gleiche Rendite haben?

 

 

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rotten.demin
vor 55 Minuten von Amnesty:

Wenn man sich keine abweichende Zinsmeinung zutraut und die erwartete Rendite gleich ist, ist es dann nicht ex ante rationaler, im Geldmarkt zu bleiben? 

Das kommt darauf an, welchen theoretischen Ansatz du verfolgst. Vom Standpunkt der reinen Erwartungstheorie ist es sicherlich am rationalsten, einen Geldmarktfonds zu wählen.

Es gibt jedoch auch gute Gründe, eine Laufzeitprämie anzunehmen. Allerdings kann niemand ex ante sagen, wie hoch diese ausfällt oder ob es sie überhaupt geben wird. Das weiß man immer erst hinterher.

Wenn du dich gegen unerwartete Inflationsschübe und Zinserhöhungen absichern willst, ist ein Geldmarktfonds in jedem Fall die rationalere Wahl.

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Puppi
· bearbeitet von Puppi
vor einer Stunde von Puppi:

Sofern man nicht an das Geld muss, sollten längere Laufzeiten effektiver sein.

Den Satz von mir möchte ich bitte allgemein nochmal zur Diskussion stellen.

Ich finde den Thread hier mittlerweile recht sinnvoll. Vielleicht kann ich ja auch noch was lernen.

Danke an @Amnesty für das Anstoßen des Themas.

 

Also zu meiner Behauptung/Vermutung (?) oben:

 

Kurz minimal OT, da es hier um Anleihen und nicht um Festgeld geht (es aber trotzdem nützlich sein könnte für einiger User):

Ich würde hier sicherheitshalber nochmal zwischen Anleihen mit längeren Laufzeiten und Festgeldern bei Banken (siehe mein 10-jähriges Festgeld) unterscheiden. Anleihen mit langen Laufzeiten sind eben im Gegensatz zum Festgeld liquide.

Die Logik sagt uns also, dass es bei Festgeld neben der Prämie für das Zinsänderungsrisiko zusätzlich eine Prämie für die Illiquidität geben muss (bei mir war das damals auch so mit den 1,3%, weil 10-jährige Bundesanleihen damals noch viel weniger Rendite brachten).

 

vor 1 Stunde von rotten.demin:

Das muss ja auch so sein. Die Zinsstrukturkurve gibt die Erwartungen über die Zinsentwicklung wieder. Daher ist die erwartete Rendite immer gleich, egal welches Produkt gewählt wird.

Der Post hat mich zum Nachdenken gebracht.

Was haltet ihr von folgendem Satz:

"Die erwartbare Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko ist immer gleich, egal welche Laufzeit man bei Anleihen wählt!" ?

 

vor 14 Minuten von rotten.demin:
vor einer Stunde von Amnesty:

Wenn man sich keine abweichende Zinsmeinung zutraut und die erwartete Rendite gleich ist, ist es dann nicht ex ante rationaler, im Geldmarkt zu bleiben? 

Das kommt darauf an, welchen theoretischen Ansatz du verfolgst. Vom Standpunkt der reinen Erwartungstheorie ist es sicherlich am rationalsten, einen Geldmarktfonds zu wählen.

Klingt logisch.

Kann man also sagen (unabhängig von den Links samt Erwartungen oben!):

Ja, rein unter Einbeziehung des Risikos wäre es (auch) rational, immer im Geldmarkt zu bleiben ?

 

Ob die Vorhersage der Zinsentwicklung des Geldmarktes in unserem Beispiel wirklich so kommt, ist dann das Risiko, welches man mit dem Geldmarkt-Invest eingeht. Kann man das so sagen?

 

vor 14 Minuten von rotten.demin:

Wenn du dich gegen unerwartete Inflationsschübe und Zinserhöhungen absichern willst, ist ein Geldmarktfonds in jedem Fall die rationalere Wahl.

Ok.

Das untermauert nochmal schön, dass es bei jeder Art länger laufender Anleihen immer eben auch ein höheres Risiko geben MUSS, völlig egal, welche Prognosen gemacht werden in Bezug auf die zukünftige Entwicklung. Finde ich sehr wichtig zu verstehen (vor allem für Neulinge), da die Neigung, hier und da durch ein bisschen längere Laufzeiten mehr Rendite herauszuquetschen ins Auge gehen kann - es gibt eben keine Mehrrendite ohne ein Mehr an Risiko.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Bevor wir weitermachen, sollten wir zwei Missverständnisse aufklären:

  1. Laufzeitprämie. Es gibt keine Prämie dafür, dass man längere Laufzeiten wählt, auch wenn das so klingt. Die Laufzeitenprämie ist die "Differenz zwischen der Rendite eines längerfristigen Instruments und dem erwarteten kumulierten kurzfristigen Finanzierungssatz über diese Laufzeit" (Quelle). Rendite-Prämien gibt es nur für übernommenes Risiko und für übernommene Unannehmlichkeiten. Wenn man längere Laufzeiten bei Anleihen wählt, hat man ein höheres Durationsrisiko. Dafür kann es eine höhere Rendite geben - aber das ist nicht immer so.

    Man kann der Zinskurve auch zurzeit nicht ohne Weiteres ansehen, ob es eine Rendite für das Durationsrisiko gibt - oder ob die Märkte von steigenden Zinsen am kurzen Ende ausgehen. In ein paar Jahren könnte die Zinskurve auch so aussehen wie die olive Kurve oben:

    Zinsstrukturkurve-1170x735.jpg
    Quelle: Großmutter Sparstrump
     
  2. Erwartungswert für den zukünftigen Zins: das bedeutet nicht, dass das der zukünftige Zins sein wird - oder dass irgendjemand erwartet, dass das der zukünftige Zins sein wird. Es ist vielmehr ein Mittelwert aus ganz unterschiedlichen Berechnungen und Annahmen. Der tatsächliche Zins kann (und wird) vermutlich anders sein.

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Puppi
· bearbeitet von Puppi
vor 27 Minuten von stagflation:

Laufzeitprämie. Es gibt keine Prämie dafür, dass man längere Laufzeiten wählt, auch wenn das so klingt. Die Laufzeitenprämie ist die "Differenz zwischen der Rendite eines längerfristigen Instruments und dem erwarteten kumulierten kurzfristigen Finanzierungssatz über diese Laufzeit" (Quelle). Rendite-Prämien gibt es nur für übernommenes Risiko und für übernommene Unannehmlichkeiten. Wenn man längere Laufzeiten bei Anleihen wählt, hat man ein höheres Durationsrisiko. Dafür kann es eine höhere Rendite geben - aber das ist nicht immer so.

Ich ergänze mal, was die KI sagt:

Zitat

1. Was ist die Laufzeitprämie?

 

Die Laufzeitprämie ist der Renditeaufschlag, den Anleger dafür verlangen, ihr Geld für einen längeren Zeitraum zu binden. Sie dient als Entschädigung für das Risiko, dass sich die Zinssätze während der Haltedauer ändern können (Zinsänderungsrisiko). 

 

2. Warum wird sie gezahlt?

 

Risikoausgleich: 

Länger laufende Anleihen reagieren empfindlicher auf Zinsschwankungen.

 

Opportunitätskosten: 

Anleger verzichten länger auf Liquidität und verlangen dafür einen Bonus.

 

Unsicherheit: 

Zukünftige Inflation oder wirtschaftliche Instabilität werden durch diesen Aufschlag eingepreist. 

 

3. Aktuelle Situation (Stand Dezember 2025)

 

Die Laufzeitprämie ist nicht immer konstant und kann sogar negativ sein (z. B. bei einer inversen Zinskurve). 

 

Rückkehr der Prämie: Nachdem die Laufzeitprämien lange Zeit sehr niedrig oder negativ waren, wird für 2025 eine nachhaltige Rückkehr beobachtet.

 

Einflussfaktoren 2025: Politische Unsicherheiten, hohe Haushaltsdefizite (insbesondere in den USA) und Inflationserwartungen sorgen aktuell dafür, dass Investoren wieder eine höhere Prämie für langlaufende Staatsanleihen verlangen. 

 

vor 27 Minuten von stagflation:

Dafür (für das eingegangene Risiko) kann es eine höhere Rendite geben - aber das ist nicht immer so.

...wie bei Aktien eben :D

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 2 Stunden von Amnesty:

Ich hatte sie bisher so verstanden, dass längere Laufzeiten mit höheren Renditen prämiert werden und dass ungefähr diese Form der Normalfall sei. 

Wenn ich die €STR Forward Curve dazunehme, sieht es für mich so aus, dass der Markt (zumindest bei meinem Beispiel der 7jährigen Restlaufzeit) einfach nur steigende Zinsen erwartet. 

Ich stehe aber bei diesem Thema noch total am Anfang. 
 

Was sagt sie Dir?

 

Die Zinskurve ist der Schlüssel zum Verständnis der Anleihemärkte. Wenn man sie versteht, versteht man auch alles andere. Und umgekehrt. Ich könnte ein ganzes Buch über die Zinskurve schreiben. Hier kann ich nur kurz ein paar wesentliche Punkte skizzieren.

 

Zunächst das Offensichtliche: die Zinskurve zeigt die Rendite für die unterschiedlichen Restlaufzeiten. Die Zinskurve für Bundesanleihen gilt zunächst nur für Bundesanleihen. Aber weil Bundesanleihen die meistgehandelten Wertpapiere in Deutschland sind, gilt sie auch als Referenz für alle anderen Anleihen im IG-Bereich, wobei es für andere Anleihen in der Regel eine kleinen Rendite-Zuschlag für höheres Risiko und andere Unannehmlichkeiten gibt. Letztendlich dient sie auch als Referenz für Tages- und Festgeld sowie für Kreditzinsen - also für den gesamten Zinsmarkt.

 

Die Zinskurve ist aber noch viel mehr, weil sie auch Erwartungen der Märkte für die zukünftige Entwicklung enthält. Wenn man sie lesen kann, ermöglicht sie auch einen Blick in die Zukunft. 

 

Wichtig ist, dass man Arbitrage versteht. Betrachten wir einen großen Vermögensanleger wie die Allianz Lebensversicherung. Wenn die 2 Milliarden Euro für 3 Jahre anlegen will, könnte sie 3-jährige Bundesanleihen nehmen. Sie könnte aber auch 2-jährige Bundesanleihen wählen und bei Fälligkeit nach zwei Jahren erneut in 1-jährige Anleihen oder in einen Geldmarktfonds investieren. Oder sie legt in 4-jährige Bundesanleihen an und verkauft 1 Jahr vor Fälligkeit. Um diese Varianten miteinander vergleichen zu können, muss die Allianz Annahmen über den 1-jährigen Zins in zwei Jahren und in drei Jahren treffen. Erst dann kann sie die Rendite für die verschiedenen Varianten ausrechnen und die beste Variante auswählen. Die Allianz wird aber sicherlich keine festen Werte für den zukünftigen Zins annehmen, sondern sie wird mit Wahrscheinlichkeitsverteilungen arbeiten. Am Ende wird auch nicht herauskommen, dass sie alles in zweijährige oder alles in vierjährige Anleihen investiert, sondern sie wird den Anlagebetrag in mehrere Tranchen mit unterschiedlichen Laufzeiten investieren (z.B. 20% in 1-jährige, 30% in 2-jährige, ... 15% in 6-jährige Anleihen). Genau so, dass sie nach Ihrer Berechnung das wahrscheinlich bestmögliche Ergebnis erzielen wird.

 

Durch ihre Käufe werden sich die Renditen der betroffenen Wertpapiere etwas verändern. Die Zinskurve ändert sich also ganz leicht. Wenn die Allianz diesen Vorgang dann erneut berechnen würde, würde sie ein leicht anderes Ergebnis bekommen. 

 

Das, was ich eben beschrieben habe, macht aber nicht nur die Allianz. Sondern auch alle anderen Vermögensverwalter. Alle berechnen die bestmöglichen Anlagestrategien für ihre Gelder, wobei jeder leicht unterschiedliche Annahmen für den zukünftigen Zins macht un zu lichet unterschiedlichen Ergebnissen bekommt. Im Ergebnis änderst sich die Zinskurve jeden Tag ein wenig. Und ein Mittelwert der Annahmen über den zukünftigen Zins wird eingepreist.

 

Hinzu kommen die Notenbanken, die über ihre Zinspolitik und über ihre Anleihekaufprogramme versuchen, die Zinskurve zu beeinflussen. 

 

Die Zinskurve ist also hochdynamisch. In ihr stecken die Erwartungen der Marktteilnehmer über die zukünftige Zinsentwicklung. Das macht sie so spannend!

 

Manchmal kann man die zukünftigen Erwartungen direkt herauslesen. Vor zwei Jahren sah sie beispielsweise so aus (blaue Kurve):

 

image.png.62582526b87828238c1ae091a8555141.png

 

Wenn man das Arbitrage-Argument verstanden hat, weiß man, dass nahe beieinander liegende Anlagezeitraum ähnliche erwartete Renditen haben müssen. Für einen Anleger, der 5 Jahre anlegen will, muss die erwartete Rendite  also ungefähr gleiche sein - egal, ob er in Tagesgeld, 1-jährige, 3-jährige 5-jährige oder 7-jährige Bundesanleihen investiert. Bei einer inversen Zinskurve wie vor zwei Jahren geht das nur, wenn man annimmt, dass die Zinsen am kurzen Ende bald stark fallen. Und so ist es ja auch gekommen. Wer sich für die Tagesgeld-oder Overnight-Variante entschieden hat, hat im ersten Jahr 4% bekommen. Ein weiteres Jahr 3%. Jetzt sitzt er bei 2% - und es ist möglich, dass der Zins noch weiter fällt. Wer damals die 5-jährige Anleihe genommen hat, hat durchgängig 2,4%.  Mal schauen, wer am Ende die höherer Rendite erzielt haben wird.

 

Also, anstatt einen Forecast für den €STR mit dem Zins für die 5-jährige Bundesanleihe zu vergleichen, wäre es besser zu verstehen, ...

  1. dass es vom Erwartungswert her keinen großen Unterschied macht, welche Variante man wählst, weil wegen Arbitrage die erwartete Rendite ungefähr gleich sein sollte
  2. der Forecast für den €STR sehr wahrscheinlich aus dem Zins der 5 jährigen Bundesanleihe (oder ähnlicher Zinsinstrumente) berechnet wird.
  3. der Erwartungswert keine große Bedeutung hat. Eigentlich müssten sie Wahrscheinlichkeitsverteilungen zeigen. Der Erwartungswert ist lediglich der Mittelwert. Wie die tatsächliche Rendite beim €STR über 5 Jahre sein wird, kann niemand voraussagen. Es ist auch reiner Zufall, ob man bei einer Anlage über 5 Jahre nun mit der 5-jährigen Anleihe oder mit 5 Jahren €STR besser fahren wird. 

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