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Factor Investing mit ETFs

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hattifnatt
vor 25 Minuten von James_133:

Kann ich hier Fragen zu meinem geplanten Portfolio (mit Faktorinvesting) stellen oder sollte ich dafür einen eigenen Faden öffnen?

Ich würde letzteres empfehlen, hier geht's mehr um das pro und contra ...

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 21.2.2024 um 16:34 von Saek:

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Die Aussage hier bezieht sich doch nur auf die Veränderung von Renditen - auch wenn diese als "Risikofaktoren" bezeichnet werden, sehe ich den Zusammenhang zu Risiko nicht unmittelbar (dafür bräuchte es zunächst einmal eine Definition von Risiko; das "Risiko" im Kontext von Faktoren bezieht sich doch auf eine reine Underperformance ("risk factors in the sense that they capture common variation in stock and bond returns.")?). Damit sehe ich auch keine Verbindung zu systematischem Risiko, das im herkömmlichen Sinne als residuales Risiko der Portfolio-Varianz im Limes eines unendlich großen 1/N-Portfolios definiert ist.

Am 21.2.2024 um 16:34 von Saek:

Wenn die Faktorrisiken also nicht diversifizierbar sind, was bringt dann ihre Kombination? Eine Risikoreduktion  (egal wie gemessen) kann es nicht sein, außer du bist dem speziellen Risiko nicht ausgesetzt (dann ist es ein free lunch, aber nicht für alle Investoren) oder der Grund ist nicht Risiko sondern Mispricing (dann ist es ein free lunch für alle)

Wenn man davon ausginge, dass es sich bei Faktoren wirklich um Anteile systematischen Risikos im herkömmlichen Sinne handeln würde, dann würde die Kombination dieser Faktoren einfach nur bewirken, dass man dem gewichteten systematischen Risiko der Kombination ausgesetzt wäre. Da diese Risiken unter dieser Annahme parallel zueinander wären, könnte man durch deren Kombination zwar keine Risikosenkung erreichen, man würde sich aber gegen den Fall absichern, mit hoher Gewichtung auf den falschen Anteil des systematischen Risikos zu setzen. Es wäre so gesehen also eine reine Absicherung gegenüber der Unsicherheit, dass man die zukünftige Verteilung des systematischen Risikos aus heutiger Sicht nicht kennen kann.

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Saek
15 hours ago, etherial said:

Solange das Risiko von SmallCapValue nicht bekannt/messbar ist, ist es aus meiner Sicht auch sehr schwer abschätzbar ob man selbst tangiert ist. Weiterhin würde ich mal sagen, dass ein Risiko, von dem nur einige tangiert sind, sich nicht in Risikoprämien niederschlagen sollte,  zumindest nicht im effizienten Markt weil in dem die bevorzugten Anleger (ohne Risiken) dann eben den Markt unter sich ausmachen.

Der ICAPM Gedanke, so wie ich ihn verstehe, ist, dass manche Anleger gewissen Risiken ausgesetzt sind, die andere Anleger nicht haben (z.b. unterschiedlicher Anlagehorizont, unterschiedliche Jobsicherheit, usw). Dann kann ein Anleger dem anderen quasi eine Versicherung verkaufen, soll heißen, der Preis von gewissen Marktsegmenten passt sich entsprechend an, dass die Rendite dort höher ist, wo eine Vielzahl von Anlegern (k)ein Risiko sehen. Ein gutes Beispiel dürften langlaufende Anleihen sein, die für Langzeit-Anleger mit nominalen Verpflichtungen die sichere Anlage darstellen, für Kurzzeit-Anleger aber sehr riskant sind. In der Vergangenheit haben ebendiese Langzeit-Anleger die Preise gedrückt und die Renditen niedrig gehalten.

 

Um das Argument aus dem von mir gebrachten Artikel wieder aufzugreifen: Entweder eine Zustandsgröße, die einem Risikofaktor zugrundeliegt, tangiert mich (was auch immer die ist - das ist sehr nebulös), dann will ich nicht in diesen Risikofaktor investieren. Oder sie tangiert mich nicht, dann erhalte ich die (erwartete) Mehrrendite, ohne (für meine Situation!) Risiko einzugehen, indem ich durch meinen Tilt von dem ersten Investor mit Tilt in die andere Richtung eine (Versicherungs-) Prämie erhalte.

Wenn es kein zugrunde liegendes Risiko gibt, dann gibt es nur weiterhin eine Prämie, wenn die Fehlbewertungen fort stehen.

 

Soweit ich es verstehe, gibt es den Widerspruch bei der 'Diversifikation über Risiken' mit APT nicht. Aber was die Realität jetzt besser abbildet, weiß ich nicht.

15 hours ago, etherial said:

Swedroe und Berkin haben in ihrem Buch ein paar Spekulationen darüber abgegeben was die Risiken einzelner Faktoren sein könnten. War für mich ganz interessant ... ich mische auch gern ein wenig Faktoren bei, betrachte es aber nicht als erwiesen überlegene Strategie, sondern als Spielerei/Spekulation.

Was ist denn schon erwiesen... Ich versuche, die Wahrscheinlichkeit zu meinen Gunsten zu wählen und denke, dass in meiner Situation Faktorinvesting nicht verkehrt ist, aber sicher ist da nichts...

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Saek
1 hour ago, Glory_Days said:

das "Risiko" im Kontext von Faktoren bezieht sich doch auf eine reine Underperformance ("risk factors in the sense that they capture common variation in stock and bond returns.")?

EMH Anhänger wie Fama gehen da schon von einem systematischen zugrundeliegenden Risiko aus. Es gibt auch andere Erklärungsversuche (Mispricing). Bei manchen Faktoren (Momentum) ist mit der EMH allerdings nicht viel zu erklären...  Wie etherial vorhin schrieb, bietet das Buch von Swedroe und Berlin einen ganz guten Überblick.

 

1 hour ago, Glory_Days said:

Damit sehe ich auch keine Verbindung zu systematischem Risiko, das im herkömmlichen Sinne als residuales Risiko der Portfolio-Varianz im Limes eines unendlich großen 1/N-Portfolios definiert ist.

Das ist halt CAPM/MPT mit ihren Unzulänglichkeiten. Investoren haben nicht alle den gleichen Anlagehorizont (Einperiodenmodell...) und deshalb ist für verschiedene Anleger die relevante Standardabweichung bzw. Volatilität nicht unbedingt immer gleich. Bei dem Anleihenteil des Marktportfolios ist das offensichtlich, aber auch Aktien haben eine unterschiedliche Duration (z.b. Growth eine höhere als Value). Ein Anleger mit längerem Anlagehorizont könnte also z.B. Growth-Aktien bevorzugen.

Investoren sind auch nicht nur dem Risiko ihrer Investition ausgesetzt, es geht auch um die Kovarianz mit anderen Zustandsgrößen, z.B.  um die Abhängigkeit des Humankapitals von Ereignissen, die die Aktien im Portfolio ebenfalls beeinflussen.

Wikipedia ICAPM:

Quote

In the ICAPM investors are solving lifetime consumption decisions when faced with more than one uncertainty. The main difference between ICAPM and standard CAPM is the additional state variables that acknowledge the fact that investors hedge against shortfalls in consumption or against changes in the future investment opportunity set.

 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 19 Minuten von Saek:

EMH Anhänger wie Fama gehen da schon von einem systematischen zugrundeliegenden Risiko aus. Es gibt auch andere Erklärungsversuche (Mispricing). Bei manchen Faktoren (Momentum) ist mit der EMH allerdings nicht viel zu erklären...  Wie etherial vorhin schrieb, bietet das Buch von Swedroe und Berlin einen ganz guten Überblick.

Sie postulieren das Ganze ohne Beweis auf Basis historischer Daten und ex-post Erkläerungsansätzen.

vor 19 Minuten von Saek:

Investoren haben nicht alle den gleichen Anlagehorizont (Einperiodenmodell...) und deshalb ist für verschiedene Anleger die relevante Standardabweichung bzw. Volatilität nicht unbedingt immer gleich.

Die Form des residualen systematischen Risikos ist nach dieser Definition komplett unabhängig von der Anlagedauer bei initial festgelegter 1/N-Gewichtung.

vor 19 Minuten von Saek:

Ein Anleger mit längerem Anlagehorizont könnte also z.B. Growth-Aktien bevorzugen.

Diese Form der Schlussfolgerung ist zumindest für mich nicht direkt aus dem ICAPM ersichtlich:

Zitat

Notice that the intertemporal model provides the same weights of the CAPM. Expected returns can be expressed as follows:
 

α_i = r_f + β_im (α_m − r_f ) + β_ih (α_h − r_f)
 

where m is the market portfolio and h a portfolio to hedge the state variable.

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etherial
vor 9 Stunden von Saek:

Der ICAPM Gedanke, so wie ich ihn verstehe, ist, dass manche Anleger gewissen Risiken ausgesetzt sind, die andere Anleger nicht haben (z.b. unterschiedlicher Anlagehorizont, unterschiedliche Jobsicherheit, usw). Dann kann ein Anleger dem anderen quasi eine Versicherung verkaufen, soll heißen, der Preis von gewissen Marktsegmenten passt sich entsprechend an, dass die Rendite dort höher ist, wo eine Vielzahl von Anlegern (k)ein Risiko sehen.

Verstehe ich. Nur kann ich den Effekt nicht so ganz abschätzen. Wenn der Anteil derjenigen die eine "Versicherung" brauchen geringer als 50% sind, sollten die Anbieter doch in einem fairen Wettbewerb sein und der Preis würde sich so einpendeln, dass sie gerade den Gewinn machen, der anderer Anbietern nicht mehr attraktiv erscheint. Nahe bei 0.

 

Deswegen war ich der Meinung, dass ein Risiko, dass nur eine Minderheit betrifft nicht zu einer Risikoprämie führen kann.

vor 8 Stunden von Glory_Days:

Sie postulieren das Ganze ohne Beweis auf Basis historischer Daten und ex-post Erkläerungsansätzen.

Womit man doch ganz gut erkennen kann, wo die Wissenschaft gerade steht. Es existieren Ideen/Vermutungen aber keine Evidenz. Aus meiner Sicht sind Faktoren aber so ein kleiner Renditebaustein, dass das Investieren in "falsche" Faktoren auch nur zu einem kleinen, vertretbaren Renditeminus führen würde. Das Risiko was man für die Spekulation auf Faktoren trägt ist also gering (der Gewinn allerdings auch).

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Saek
· bearbeitet von Saek
11 hours ago, Glory_Days said:

risk factors in the sense that they capture common variation in stock and bond returns.

Nochmal ein Gedanke zu deinem vorherigen Post: systematisches Risiko ist der Anteil der Volatilität, mit dem Wertpapiere sich gleich bewegen (=Korrelation bzw. Kovarianz). Ich denke, das ist an dieser Stelle mit der common variation gemeint. Das unsystematische, diversifizierbare Risiko im Gegensatz dazu ist der Anteil der Volatilität, der sich durch Diversifikation eliminieren lässt.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 3 Stunden von Saek:

Nochmal ein Gedanke zu deinem vorherigen Post: systematisches Risiko ist der Anteil der Volatilität, mit dem Wertpapiere sich gleich bewegen (=Korrelation bzw. Kovarianz). Ich denke, das ist an dieser Stelle mit der common variation gemeint. Das unsystematische, diversifizierbare Risiko im Gegensatz dazu ist der Anteil der Volatilität, der sich durch Diversifikation eliminieren lässt.

Das war auch mein erster Gedanke, als ich es gelesen hatte, die Klammer (shared and thus undiversible) deutet ein bisschen darauf hin (aber ohne eindeutige mathematische Definition bleibt es unklar; möglicherweise gibt es die an anderer Stelle im Paper?). Wenn man "variation" als Fluktuation der Renditen um ihren Mittelwert versteht, d.h. δx = x - <x>, dann würde es im Bezug auf die Kovarianz passen. "Shared" würde dann <δx δy> = <(x - <x>) (y - <y>)> bedeuten, was der Definition der Kovarianz entspricht (Faktoren entsprächen dann den Assets in der herkömmlichen Betrachtung, d.h. die Kovarianz bliebe auch im Limes unendlich vieler gleichgewichteter Faktoren immer erhalten) (wobei man unter Variation eben auch eine zeitliche Veränderung verstehen könnte). Bei der herkömmlichen Definition des systematischen Risikos befindet man sich immer im Limes unendlich vieler gleichgewichteter Assets, und für das nicht diversifizierbare, systematische Risiko dieses Equal-Weight Portfolios ergibt sich in diesem Limes dann der Mittelwert der n * (n-1) Einzelkovarianzen.

vor 4 Stunden von etherial:

Womit man doch ganz gut erkennen kann, wo die Wissenschaft gerade steht. Es existieren Ideen/Vermutungen aber keine Evidenz. Aus meiner Sicht sind Faktoren aber so ein kleiner Renditebaustein, dass das Investieren in "falsche" Faktoren auch nur zu einem kleinen, vertretbaren Renditeminus führen würde. Das Risiko was man für die Spekulation auf Faktoren trägt ist also gering (der Gewinn allerdings auch).

Entscheidend ist dann wohl dieser Gedanke hier, der ja alles andere als falsch sein muss (wobei eine reine Risikobetrachtung wenig sinnvoll erscheint, und immer auch die Rendite mitgedacht werden sollte; wie systematisches Risiko im Sinne einer Risikoprämie tatsächlich entlohnt wird, steht dann noch einmal auf einem anderen Blatt geschrieben, d.h. nicht jede Einheit systematischen Risikos muss notwendigerweise zu jedem Zeitpunkt gleich prämiert werden):

vor 15 Stunden von Glory_Days:

Wenn man davon ausginge, dass es sich bei Faktoren wirklich um Anteile systematischen Risikos im herkömmlichen Sinne handeln würde, dann würde die Kombination dieser Faktoren einfach nur bewirken, dass man dem gewichteten systematischen Risiko der Kombination ausgesetzt wäre. Da diese Risiken unter dieser Annahme parallel zueinander wären, könnte man durch deren Kombination zwar keine Risikosenkung erreichen, man würde sich aber gegen den Fall absichern, mit hoher Gewichtung auf den falschen Anteil des systematischen Risikos zu setzen. Es wäre so gesehen also eine reine Absicherung gegenüber der Unsicherheit, dass man die zukünftige Verteilung des systematischen Risikos aus heutiger Sicht nicht kennen kann.

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Tom49
Am 21.2.2024 um 16:34 von Saek:

der der Grund ist nicht Risiko sondern Mispricing (dann ist es ein free lunch für alle)

Mispricing im Sinne von Behavioral Biases nehme ich an.

M.E. kommen Faktorprämien mind so stark von diesem Menschsein/Behaviorismus/Verhaltensökonomie wie von zusätzlichem Risiko. Cliff Asness sagte im Dezember: “I probably think markets are more efficient than the average person does, long-term efficient, but I think they are probably less efficient than I thought 25 years ago,” Asness said in an interview with the Financial Times. “And they’ve probably gotten less efficient over my career.”

 

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Am 21.2.2024 um 16:55 von Bigwigster:

dass in 10-Jahreszeiträumen Faktoren meistens abliefern wenn der Marktfaktor eben schwächelt. Ich bewege mich hier vom Verständnis zwar eher auf dem Niveau Bauernschläue,

Sehe ich auch so.

 

 

Am 21.2.2024 um 13:37 von Bigwigster:

der Blogartikel scheint mir oberflächlich. 

Der Autor hat vermutlich mehr Selbstvertrauen als Exptertise und Bescheidenheit: "I’m an investment professional currently working at the hedge fund Liberfield Capital. I’m also a university student and CFA® program participant. In my countless hours of studying and practicing investing, I’ve amassed a lot of knowledge that I would like to share with the public."
Wer wirklich "countless hours" studiert hat, hat das "knowledge" dass er nichts weiß.

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Tom49
· bearbeitet von Tom49
Am 22.2.2024 um 22:21 von Glory_Days:

Wenn man davon ausginge, dass es sich bei Faktoren wirklich um Anteile systematischen Risikos im herkömmlichen Sinne handeln würde, dann würde die Kombination dieser Faktoren einfach nur bewirken, dass man dem gewichteten systematischen Risiko der Kombination ausgesetzt wäre. Da diese Risiken unter dieser Annahme parallel zueinander wären, könnte man durch deren Kombination zwar keine Risikosenkung erreichen, man würde sich aber gegen den Fall absichern, mit hoher Gewichtung auf den falschen Anteil des systematischen Risikos zu setzen. Es wäre so gesehen also eine reine Absicherung gegenüber der Unsicherheit, dass man die zukünftige Verteilung des systematischen Risikos aus heutiger Sicht nicht kennen kann.

Das ist doch auch eine Form von Diversifikation...

So verstehe ich auch das Plädoyer für Multi-Faktor Investing von Kommer und Alpha Architects. Letztere empfehlen insbesondere Value UND Momentum, weil eines oft gut läuft, wenn das andere schlecht läuft.

Am 22.2.2024 um 23:33 von Saek:

Ein gutes Beispiel dürften langlaufende Anleihen sein, die für Langzeit-Anleger mit nominalen Verpflichtungen die sichere Anlage darstellen, für Kurzzeit-Anleger aber sehr riskant sind.

Hm, ist das so???

Der Langzeit-Anleger mag so denken, aber rational gesehen fällt der Wert seiner Anlage für ihn genauso wie für den Kurzzeitanleger am gleichen Tag. Asness verdeutlicht das m.E. hier gut in seinen Top 10 Pet Peeves auch wenn es ihm primär um die Unterscheidung von einzelnen Bonds im Vgl zu Bond Funds geht. Oder habe ich Dich und/oder Asness falsch verstanden?

Der Langzeitanleger mag sich während eines Anleihe Crashs damit trösten, dass er die Anleihe am Ende der Laufzeit vermutlich voll ausgezahlt bekommt, aber er weiß vermutlich während des Anleihe Crashs auch, dass er mehr Rendite machen würde, wenn er die Anleihe nicht früher gekauft hätte sondern jetzt im Crash kaufen würde.


By holding the
bonds to maturity, you will indeed get your princi-
pal back, but in an environment with higher inter-
est rates and inflation, those same nominal dollars
will be worth less. The excitement about getting
your nominal dollars back eludes me.
But getting your dollars back at maturity isn’t
even the real issue. Individual bond prices are pub-
lished in the same newspapers that publish bond
fund prices, although many don’t seem to know that.
If you own the bond fund that fell in value, you can
sell it right after the fall and still buy the portfolio of
individual bonds some say you should have owned
to begin with (which, again, also fell in value!). Then,
if you really want, you can still hold these individual
bonds to maturity and get your irrelevant nominal
dollars back. It’s just the same thing.

https://www.aqr.com/-/media/AQR/Documents/Insights/Journal-Article/My-Top-10-Peeves.pdf

 

Aber ich stimme Deiner Aussage natürlich insofern definitiv zu als dass sehr viele Anlagen kurzfristig riskanter sind als langfristig. Wer sein Geld bald ausgeben möchte, geht immer ein höheres Risiko ein, wenn er es kurzfristig in Aktien, langlaufende Anleihen, Rohstoffe, anlegt, als jemand der einen langfristigen Anlagehorizont hat.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 24.2.2024 um 22:48 von Tom49:

Das ist doch auch eine Form von Diversifikation...

Nicht im herkömmlichen Sinne einer Reduzierung des erwarteten Risikos bei konstanter erwarteter Rendite, wohl aber im Sinne einer Streuung des systematischen Risikos auf verschiedene Komponenten, wodurch ein konstanteres Gesamt-Risiko-Exposure im Zeitverlauf sichergestellt werden kann (aber nicht notwendigerweise ein geringeres und schon gar keine Reduktion bei konstanter erwarteter Rendite): 

 

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Equal-Weight im Bezug auf das (systematische) Risiko wird häufig als naiver Risk-Parity Ansatz bezeichnet (in diesem Ansatz geht man davon aus, dass alle Risikoquellen eine gleich hohe Risikoprämie je Risikoeinheit aufweisen, d.h. dass sie identische Sharpe Ratios besitzen. In dieser naiven Form wird die Korrelation zwischen Assets nicht berücksichtigt. Da sowohl das zukünftige Risiko als auch die zukünftigen Korrelationen unbekannt sind, sollte man den Ansatz nicht in numerischer Form, sondern lediglich in heuristischer Form z.B. in Form der Diversifikation über Faktoren oder Anlageklassen anwenden.).

Diversifikation wird häufig mit dem Portfolioeffizienz-Begriff nach Markowitz in Verbindung gebracht - wonach ein Portfolio gegenüber einem anderen genau dann effizient ist, wenn entweder das erwartete Risiko eines Portfolios bei gleicher erwarteter Rendite gegenüber einem Vergleichsportfolio niedriger ist, oder bei gleichem erwartetem Risiko die erwartete Rendite höher ist. Dabei geht es aus Perspektive des Risikos um die Reduzierung des idiosynkratischen Risikos, das gemäß Theorievorstellung nicht durch eine Risikoprämie prämiert wird ("Diversification is the only free lunch [in investing]").

Aus der Perspektive des Risikos gesprochen befindet man sich bei Faktoren, wenn diese einen reinen Anteil am systematischen Risiko darstellen, bereits in dem Limes, in dem das idiosynkratische Risiko vollständig wegdiversifiziert wurde (sodass nur noch das nicht diversifizierbare systematische Risiko der Kovarianz übrigbleibt). Das ist wohlgemerkt überhaupt nur bei einer Gleichgewichtung aller Assets innerhalb der Faktoren möglich - der Gerd Kommer ETF tendiert durch den Cap zumindest mehr in diese Richtung als ein Market Cap-ETF. Die Faktoren Size, Value und Quality werden gleichgewichtet berücksichtigt. Die weiteren Faktoren Momentum, Investment und Political Risk scheinen anders gewichtet zu werden. Wie die genaue relative Gewichtung aller sechs berücksichtigten Faktoren des Gerd Kommer ETFs aussieht, ist mir aktuell nicht bekannt.

Am 24.2.2024 um 22:48 von Tom49:

So verstehe ich auch das Plädoyer für Multi-Faktor Investing von Kommer und Alpha Architects. Letztere empfehlen insbesondere Value UND Momentum, weil eines oft gut läuft, wenn das andere schlecht läuft.

Am Ende des Tages soll die Beschreibung durch Faktoren dazu dienen, fundierte zukünftige Anlageentscheidungen auf Basis der statistischen linearen Regressionsanalyse historischer Renditen treffen zu können. Wie bei allen Erkenntnissen aus historischer Daten geht man implizit davon aus, dass sich ein hinreichend großer Anteil der Renditen der Zukunft auf die Faktoren der Vergangenheit zurückführen lassen wird. Insbesondere sollten Faktor-Anleger überlegen, wie zeitstabil der auf die Faktoren ihrer Wahl zurückführbare Anteil der Rendite tatsächlich ist und welche fundamentalen Gründe es geben könnte, dass dieser auch zukünftig nennenswert auf diese Faktoren zurückzuführen sein wird. Letztendlich verlagert diese Form der Betrachtung das Problem der Ungewissheit aber nur und kann es nicht auflösen - manche Anleger scheinen sich mit dieser Betrachtungsweise aber wohler zu fühlen, insbesondere da in dieser Beschreibung ein nennenswerter Anteil historischer Renditen statistisch signifikant auf diese Faktoren zurückgeführt werden konnte (und möglicherweise auch zukünftig werden kann).

 

Aus Risikoperspektive betrachtet ist das Problem sicherlich, dass das systematische Risiko selbst keine statische Größe ist (Kovarianzen/Korrelationen sind zeitabhängig) und sich damit im Zeitverlauf nicht nur die Verteilung systematischen Risikos verändern kann, sondern auch dessen absolute Höhe (gleiches gilt für die Risikoprämien).

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Tom49

@Glory_Days Danke! Ich verstehe das ist jetzt etwas besser.

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James_133
Am 22.2.2024 um 19:03 von hattifnatt:

Ich würde letzteres empfehlen, hier geht's mehr um das pro und contra ...

Danke!

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 25.2.2024 um 21:41 von Tom49:

@Glory_Days Danke! Ich verstehe das ist jetzt etwas besser.

Ich habe in #1911 zur besseren Verständlichkeit mal noch ein Zahlenbeispiel eingefügt, dass die Streuung des nicht-diversifizierbaren systematischen Risikos veranschaulichen soll. Durch diese kann man - wenn das systematische Risiko der einzelnen Risikoquellen nicht perfekt paarweise korreliert ist - eine geringere Volatilität des systematischen Risikos auf Portfolioebene erreichen und damit ein konstanteres Risiko-Exposure im Zeitverlauf. Das ist insbesondere deswegen sinnvoll, da man das zukünftige systematische Risiko der einzelnen Risikoquellen nicht kennt bzw. kennen kann (und man hohes systematisches Risiko zu ungünstigen Zeitpunkten möglichst vermeiden möchte). Allerdings sorgt in diesem Fall nach Theorievorstellung ein geringeres systematisches Risiko-Exposure für eine geringere erwartete Rendite (im Gegensatz zur Diversifikation des unsystematischen Risikos, das die erwartete Rendite unverändert lässt). Ein zeitstabileres erwartetes systematisches Risiko sollte sich allerdings in zeitstabileren erwarteten Renditen äußern, wodurch der Volatility Drag der erwarteten Renditen verringert und damit der geometrische Mittelwert der erwarteten Renditen / der erwartete Vermögensendwert erhöht und die Volatilität desselbigen verringert wird (Zeitdiversifikation).

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