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Thomas

Hoffen auf Halbzeit Zwei

 

Halbzeit im Börsenjahr 2004. Nach gutem Start ging’s nur lau weiter. Doch ab jetzt sehen Experten gute Chancen für eine Belebung. Warum der Optimismus wächst, mit welchen Blue Chips Anleger optimal über den Sommer kommen.

 

Seitwärtsmarkt. Ein Wort mit "ä" wie "zäh" oder "spärlich". Der Begriff, mit dem Börsianer das gegenwärtige Auf und Ab der Kurse beschreiben, deutet denn auch auf die bisherige Ausbeute der Anleger im Jahr 2004 hin: Nur rund ein Prozent Plus hat der Dax bislang gemacht. Die US-Indizes Dow Jones und Nasdaq dümpeln ebenfalls um die Null-Linie.

 

Dabei hatte alles so viel versprechend angefangen. Im Januar liefen die Kurse heiß, Anleger witterten ein weiteres Traumjahr nach 2003. Beflügelt durch gute Konjunkturdaten aus den USA erreichte die Tech-Börse Nasdaq aber bereits am 26. Januar ihr vorläufiges Jahreshoch, einen Tag später stand der Dax bei 4175 Punkten, seinem bisherigen Top. Der TecDax legte noch bis Ende Februar zu.Dann kam der 11. März. Die Attentate in Madrid beendeten die Winterrally. Seitdem braute sich Unheil über den Börsen zusammen: Anziehende Ölpreise weckten Konjunktursorgen, hinzu kam die Angst vor steigenden Zinsen.

 

Schaukelt die Börse jetzt so weiter bis zum Jahresende? Die Gemengelage lässt viele Anleger mit Kauforders zögern. Trost spendet ein Börsenspruch: "Die Aussicht auf bessere Zeiten ist in schlechten Zeiten besser als in guten Zeiten", formulierte einst der legendäre André Kostolany.

 

Das passt. Gerade hat ein unerwartet schwacher Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts Anlegern klar gemacht, dass der Aufschwung hier zu Lande immer noch nicht in trockenen Tüchern ist. Und doch nennen, mit einer Ausnahme, alle von EURO befragten Börsenexperten höhere Jahresziele für den Dax als den momentanen Stand von 4004 Punkten. Die höchste Prognose liegt bei 4400 Zählern. Im Schnitt steht der DAX laut den Auguren Ende Dezember bei 4260 - macht rund sechs Prozent Kurspotenzial.

 

Zwar werden sich in der zweiten Jahreshälfte nicht alle Sorgen in Luft auflösen. Der Ölpreis wird wohl weiter auf hohem Niveau bleiben, der Terror nicht verschwinden. Doch die Weltwirtschaft wächst. 2004, schätzt das renommierte Ifo-Institut aktuell, steigt die Wirtschaftsleistung weltweit um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2005 sollen es nochmal 3,4 Prozent sein.

 

Auf dem kräftigen Wachstum in den USA, in Japan und China ruhen die Hoffnungen auf eine bessere zweite Halbzeit. "Besonders die US-Konjunktur ist sehr robust", erklärt Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse der Fondsgesellschaft DIT. "Das wird sich bei den Unternehmen in den kommenden Quartalen in zweistelligen Umsatzzuwächsen niederschlagen. Das und die verbesserte Kostenstruktur bringen eine kräftige Gewinnentwicklung in der anstehenden Berichtssaison."

 

Ein Stress-Faktor sollte schon bald schwinden: die Zinsangst. Dienstag und Mittwoch tagen die US-Notenbanker. Mit einer Zinserhöhung wird fest gerechnet. Eigentlich ein Grund zur Besorgnis, denn gewöhnlich fallen die Kurse, wenn die Zinsen steigen. Doch dieses Mal könnte es anders laufen. Der Dreh an der Zinsschraube ist notwendig: Die Inflation in den USA wächst. Zudem aber signalisiert US-Notenbankpräsident Alan Greenspan mit einem Zinsschritt: Das Wachstum ist stabil.

 

Dies könnte vielen Anlegern die Angst nehmen. "Der Markt wird einen Schub bekommen, wenn die Fed die Zinsen erhöht und ein Kollaps an den Aktienmärkten ausbleibt", sagt Rolf Elgeti, Aktienstratege bei Commerzbank Securities in London.

 

Doch auf welche Investments sollten Anleger jetzt setzen? Dax vor MDax, Deutschland vor den USA - so lautet der Tenor der von EURO befragten Anlageexperten.

 

Zunächst: In den vergangenen sechs Monaten ließen die Mid Caps mit einem Plus von fast 13 Prozent die Blue Chips im Dax weit hinter sich. Die beste Zeit der Nebenwerte aber scheint vorbei. "Der MDax war lange Zeit deutlich billiger als der Dax. Inzwischen notieren die Mid Caps aber auf einem sogar historisch sehr hohen Bewertungsniveau", sagt Fondsmanager Hans-Joachim König von Union Investment.

 

Der deutsche Leitindex gefällt auch international anlegenden Profis. "Wir gewichten deutsche Werte über", sagt Commerzbank-Stratege Elgeti. Wichtigster Grund: Die Aktien im Dax sind mit einem 2004er-KGV von rund 15 im internationalen Vergleich recht billig. "Je nach Kennzahl sind DAX-Werte etwa gegenüber US-Aktien zehn bis 40 Prozent günstiger", rechnet Elgeti vor.

 

Betrachtet man die Entwicklung der Einzeltitel im deutschen Blue-Chip-Index, so fällt auf, dass viele defensive Aktien bis dato kräftig zulegten. Die Versorger RWE und E.ON rangieren oben in der Performance-Liste, ebenso wie die Pharma-Unternehmen Schering und FMC. Ein Spiegelbild der Konjunktursorgen der Anleger - denn diese Titel sind weniger abhängig von der Stimmung in der Wirtschaft.

 

Dass der Automobilzulieferer Conti auf Rang 1 notiert, liegt am speziellen Reiz des jüngsten DAX-Mitglieds. "Conti hat sich vom Reifenhersteller zum margenstarken Systemanbieter in der Autoindustrie entwickelt. Hier hat eine Neubewertung stattgefunden", erklärt Berndt Fernow, Anlagestratege der Landesbank Baden-Württemberg. Allzu viel Potenzial traut der Experte den Hannoveranern indes nicht mehr zu.

 

Eine konjunkturelle Belebung und eine gute Zahlensaison könnte in den nächsten Monaten die Vorlieben der Börsianer ändern. "Pharma und Versorger bleiben im Depot. Doch ausgewählte Zykliker haben wieder sehr gute Chancen", glaubt Tim Albrecht, Fondsmanager bei der DWS. Auch Hans-Joachim König von Union Investment sieht - unter der Voraussetzung, dass größere Terroranschläge ausbleiben und der Ölpreis sich stabilisiert - eine weitere Aufwärtsbewegung der Zykliker.

 

Ganz oben auf der Kaufliste vieler Profis steht Siemens. Das Unternehmen ist global aufgestellt, erwirtschaftet rund ein Viertel seines Umsatzes in den USA, etwa zwölf Prozent in China. Für den größten Boom-Markt der Welt hat Vorstand Heinrich von Pierer im Mai eine groß angelegte Investitionsoffensive angekündigt. Eine Milliarde Euro will der Manager anlegen, um den jetzigen Umsatz in China von rund vier Milliarden Euro innerhalb drei bis fünf Jahren zu verdoppeln.

 

Auch der Stahl- und Anlagenhersteller ThyssenKrupp schneidet sich eine gute Scheibe vom Aufschwung in Asien ab. Wenngleich zwischenzeitlich Skepsis um die Dauerhaftigkeit des China-Booms aufkam: Die Nachfrage im Reich der Mitte nach Vorprodukten wie Stahl hält an. "Die Korrektur war übertrieben", sagt Stratege Fernow. Potenzial sieht er auch bei MAN. Die Aktie lief bereits gut, teils wegen immer wieder aufkommender Fusionsgerüchte, teils wegen der erfolgreichen Umstrukturierung. Die anhaltende konjunkturelle Belebung sollte für weiteren Auftrieb sorgen.

 

Gute Chancen, unter den Top-Gewinnern 2004 zu landen, hat auch das Pharma-Unternehmen Schering. Der Titel ist in den vergangenen Wochen angesprungen. Kein Wunder: Vorstand Hubertus Erlen verpricht Aktionären ein kräftiges Umsatzplus und eine deutlich höhere Rendite. Vor allem in den USA wollen die Berliner zulegen.

 

Wer risikofreudiger ist, setzt jetzt auf den Tourismuskonzern TUI. Der Wert hat stark konsolidiert. Ein guter Zeitpunkt zum Einstieg, wie Stratege Fernow findet: "Hohe Ölpreise und Terrorangst sind eingepreist, das Risiko weiterer Abschläge gering." Zudem spricht eine Dividendenrendite von rund fünf Prozent für die Aktie, die gerade einem Rauswurf aus dem Dax - als Folge des verkleinerten Börsengangs der Postbank - entgangen ist.

 

Übrigens haben nicht alle Wörter mit "ä" einen negativen Beigeschmack: Aufwärtstrend etwa, oder zweite Jahreshälfte. Passen auch gut zusammen.

 

von Stephan Bauer, Euro am Sonntag 26/04

 

 

Und, wie seht ihr das? Ich bin ebendalls durchaus optimistisch. :w00t:

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