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Thomas

Drohende Lieferengpässe verteuern Öl deutlich

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Thomas

Frankfurt/London (Reuters) - Drohende Lieferengpässe angesichts des Streits um den russischen Ölkonzern Yukos und der Unterbrechung des Betriebs in einer US-Raffinerie haben am Freitag die Ölpreise an den internationalen Rohstoffmärkten kräftig in die Höhe getrieben.

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Zeitweise wurde an den Terminmärkten Öl zur Lieferung im September so hoch wie noch nie seit Beginn des Öl-Terminhandels in den 80er Jahren gehandelt. Von Reuters befragte Analysten erwarten erst für kommendes Jahr eine Entspannung der Lage am Ölmarkt, wenn die Nachfrage angesichts einer sich abkühlenden Weltkonjunktur geringer wird. Die Aktienmärkte reagierten mit Kursverlusten auf das von dem hohen Ölpreis ausgehende Risiko für die aktuelle Konjunkturentwicklung.

 

Der Preis für ein Barrel (knapp 159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent erreichte in der Spitze im Terminhandel 41,50 (plus 0,38) Dollar und stand damit so hoch wie noch nie zuvor seit Beginn des Terminhandels auf diese Sorte 1988. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich auf 44,77 Dollar, dem höchsten Stand seit Beginn des Terminhandels auf WTI 1983. Im Verlauf gab der Preis wieder etwas nach. In diesem Jahr hat sich Öl um gut 30 Prozent verteuert.

 

YUKOS TRÄGT TÄGLICH ZWEI PROZENT ZUR WELT-ÖLVORRÄTEN BEI

 

Auslöser für den Preisanstieg schon am Vorabend war Händlern zufolge die Entscheidung der russischen Behörden, die erst am Mittwoch angekündigte Freigabe der Yukos-Konten zur Finanzierung seiner Exporte zu widerrufen. Yukos fördert täglich 1,7 Millionen Barrel Öl und trägt damit zwei Prozent zu den Welt-Ölreserven täglich bei. Das Unternehmen ist durch eine Milliardenhohe Steuerschuld vom Konkurs bedroht, was zu einer Unterbrechung der Produktion führen könnte.

 

In der Nacht zum Freitag sorgte zudem ein Brand in einer Öl-Raffinerie in Texas für weitere Preissteigerungen. Der Brand wurde zwar rasch gelöscht, doch war einem Firmensprecher zufolge unklar, wie lange die Anlage, die drittgrößte in den USA, geschlossen bleibt.

 

CHINA UND USA MIT HOHEM ÖLVERBRAUCH

 

Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro sagte, die Ölförderung liege derzeit bei 30 Millionen Barrel täglich, so hoch wie zuletzt 1979. Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) sei bereit, die Förderung noch um 1,0 bis 1,5 Millionen Barrel täglich zu erhöhen, falls die Ölminister der Opec-Länder dies auf ihrem Treffen am 15. September beschließen sollten. Die Opec kontrolliert mit elf Mitgliedsländern etwa die Hälfte der Welt-Ölexporte.

 

Vor allem die steigende Nachfrage aus dem boomenden China und Indien sowie den USA, wo die Konjunktur in diesem Jahr ebenfalls in Fahrt gekommen ist, sind Analysten zufolge für die Verknappung der Ölreserven verantwortlich. Mit einer Konjunkturabkühlung in Asien dürfte die Nachfrage sinken. Zudem werden derzeit neue Kapazitäten geschaffen. So könnte den Analysten zufolge 2005 der Durchschnitts-Preis für ein Fass Brent-Öl auf 28,83 Dollar fallen.

 

Allerdings haben die Analysten bisher mit ihren Prognosen für das laufende Jahr daneben gelegen. Erst im Juni hatten sie im Schnitt einen Preis von 32,41 Dollar prognostiziert und zu Jahresbeginn noch 24,70 Dollar. Für 2004 sagen sie nun einen Stand von durchschnittlich 33,30 Dollar voraus. 2003 betrug der Durchschnittspreis 28,48 Dollar.

 

CHEMIE-BRANCHE: ÖLPREISANSTIEG REISST LOCH IN DIE KASSE

 

Nach Angaben von Analysten spiegelt sich in den derzeitigen Ölpreisen auch die politisch unsichere Lage im Nahen Osten wider, wo sich 2003 der Irak-Krieg zu dem seit Jahrzehnten schwelenden israelisch-arabischen Konflikt gesellte. Zudem verschlechterte sich in den letzten Jahren die Sicherheitslage in Saudi-Arabien, dem weltgrößten Ölexporteur. Hinzu kommen die innenpolitischen Querelen in Venezuela, wo sich Präsident Hugo Chavez im August einem Referendum stellt.

 

An den Finanzmärkten reagierten die Aktienbörsen denn auch mit Verlusten von durchschnittlich gut einem Prozent. Der hohe Ölpreis kann die Gewinne der Unternehmen belasten, da Transport- und Produktionskosten sich erhöhen. So erwartet der Bundesarbeitgeberverband Chemie durch die Verteuerung des Öls "ein zusätzliches Loch von fast drei Milliarden US-Dollar" in den Kassen der Unternehmen.

 

Freitag 6 August, 2004 14:26 CET

http://www.reuters.de/newsPackageArticle.j...53&section=news

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