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norisk

130/30-Fondsstrategie

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norisk

Das Thema "130/30" erfreut sich derzeit großer Beliebtheit, so J.P. Morgan Asset Management in seiner aktuellen Pressemitteilung.

 

War diese Strategie noch vor kurzem nur wenigen institutionellen Anlegern bekannt, so finden sich inzwischen immer mehr Produkte, die für den breiten Vertrieb zugelassen werden. Die 130/30-Strategie verspricht Anlegern signifikante Vorteile. Ob dieses Thema ein aktueller Modetrend oder eine Anlagestrategie mit zukunftsweisendem Potenzial für Investoren ist, hat J.P. Morgan Asset Management in Köln und Frankfurt mit zwei ausgewiesenen Experten für dieses Gebiet diskutiert: Professor Steven Thorley, einem der führenden Wissenschaftler der 130/30-Theorie, und Paul Quinsee, CIO der US-Aktiengruppe der Gesellschaft, der die Strategie schon einige Jahre in der Praxis erprobt.

 

Durch "long" und "short" zu Zusatzerträgen Die Effizienz und damit der Erfolg eines Investmentprozesses sind direkt abhängig von den Fähigkeiten des Portfoliomanagers, dem Anlageuniversum, das zur Verfügung steht, sowie dem Transferkoeffizienten, also den Freiräumen und Handelstechniken, die zur Umsetzung von Anlageideen zur Verfügung stehen.

 

Dies ist - stark vereinfacht - die Formel, die zurzeit die Welt der Anlagefonds verändert. Sie wurde 1989 von Richard Grinold erstellt und bildet das theoretische Grundgerüst der 130/30-Produkte. Professor Steven Thorley, der den Ansatz zusammen mit seinen Mitautoren im Jahr 2002 weiterentwickelt hat, erläutert das Konzept: "Ziel des 130/30-Ansatzes ist es, traditionelle Long-Only-Strategien zu erweitern und somit effektiver und intelligenter zunutzen. Konkret zielt er auf eine Erhöhung der Information Ratio, also des Verhältnisses von Zusatzertrag zu Tracking Error ab."

 

Fondsmanager haben in einem effizienten Markt ähnliche Einstellungen, was attraktive und unattraktive Aktien betrifft. In einem klassischen Long-Only-Portfolio, das gegenüber einem Vergleichsindex gemanagt wird, können sie ihre Erkenntnisse über die unattraktiven Werte jedoch nur unzureichend ausnutzen. Im S&P 500 nehmen beispielsweise lediglich 16 Unternehmen ein Gewicht ein, das es den Fondsmanagern erlaubt, eine negative Wette von einem Prozent oder mehr einzugehen, indem sie die Aktie nicht in ihr Portfolio aufnehmen. "Lockert man hingegen die Long-Only-Restriktionen, können die Manager ihre Erkenntnisse über unattraktive Werte durch Leerverkäufe dieser Aktien nutzen", erläutert Professor Thorley.

 

Der Vorteil von Short-Positionen wird bei Betrachtung der Information Ratio eines Portfolios deutlich. Diese misst das Verhältnis des erzielten Zusatzertrags zu den dafür eingegangenen Risiken. Die Höhe der Information Ratio zeigt an, wie effektiv ein Fondsmanager Zusatzerträge erreicht. Berechnungen ergeben, dass bereits ein geringer Anteil von Long-Short-Positionen die Effizienz eines Managers verbessern kann.

 

Eine Long-Short-Ergänzung von über 30 Prozent ergibt für Aktienfonds jedoch keinen überproportionalen Nutzen. Professor Thorley bringt den Vorteil von 130/30 auf den Punkt: "Fondsmanager können mit der Möglichkeit zu Leerverkäufen das Potenzial ihrer Fähigkeiten noch besser ausnutzen." Wichtige Voraussetzung dafür sei allerdings, tatsächlich Zusatzerträge generieren zu können und dass der zugrunde liegende Prozess überhaupt Werte für den Leerverkauf berücksichtige. 130/30-Theorie hat den Praxistest bestanden.

 

Dass diese Strategie kein ganz neuer Trend ist, wird unterstrichen durch die Tatsache, dass J.P. Morgan Asset Management bereits seit Januar 2004 130/30-Konzepte in den USA nutzt - und beste Erfahrungen damit macht. Laut Paul Quinsee, der die US-Aktiengruppe von J.P. Morgan Asset Management in New York verantwortet, hat der Fonds seit seiner Einführung den bekannten US-Aktienindex S&P 500 nach Abzug der Gebühren mehr als fünf Prozent jährlich übertroffen. Das gleich gemanagte Long-Only-Portfolio erzielte einen Zusatzertrag von 2,5 Prozent. Der Praxistest zeigt also, dass das Konzept die Effizienz von gut gemanagten Long-Only-Produkten noch steigern kann.

 

Zwar liegt das Risiko etwas höher - der 130/30-Fonds erzielte einen Tracking Error von 2 Prozent, der Long-Only-Fonds liegt bei 1,4 Prozent - aber insbesondere im institutionellen Geschäft kann diese Strategie eine interessante Alternative zur Erzielung risikoadjustierter Zusatzerträge bieten. "Zugegebenermaßen waren die letzten drei Jahre aber auch durch eine besondere Schönwetterperiode an den US-Börsen geprägt. Derzeit befinden wir uns in einem stürmischeren Umfeld, da wird die Volatilität steigen", so Quinsee.

 

Fazit ist: Durch die Lockerung der Long-Only-Restriktionen kann ein erfahrener Manager seine Erkenntnisse sowohl über attraktive als auch über unattraktive Aktien effizient als Alpha-Quelle Seite 2 von 4 nutzen. Entscheidend sind dabei jedoch umfangreiche Research-Kapazitäten, ein bewährter Ansatz zur Identifizierung von unter- und überbewerteten Aktien sowie ein Investmentprozess, der die Erkenntnisse des Managers in eine effiziente Portfoliokonstruktion übersetzt.

 

Das Management und die Implementierung von 130/30-Strategien sind komplex: Bei der Auswahl eines Managers gilt es nicht nur zu beachten, dass dieser über die langfristigen Fähigkeiten zur Alpha-Generierung verfügt, sondern darüber hinaus auch die nötige Infrastruktur für das Shorting bereitstellen kann. Aber, da sind sich Professor Thorley und Paul Quinsee einig: "130/30 ist kein Modethema sondern ein Megatrend, der die Zukunft des Fondsmanagement noch weiter prägen wird."

 

20070927_130_30_Trendthema_oder_zukunftsweisender_Investmentansatz_final.pdf

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Reigning Lorelai
· bearbeitet von waynehynes

Guten Tag Norisk,

 

ich persönlich halte nicht so viel davon. Ebenso wie von "Laufzeitfonds" die auch immer beliebter werden. In meinen Augen sind Mischfonds mit dem absoluten Top-Fondsmanagement die einfache Lösung um langfristig erfolgreich zu sein.

 

Diese 130/30 Fonds versuchen meines Wissens durch Shortpositionen von bis zu 30% gleichzeitig die Aktienquote um 30% zu erhöhen und damit bessere Renditen von 2% einzufahren. Ähnliches haben wir vor Jahren auch von den "neu aufgelegten" Hedgefonds gehört für Privatanleger (für Professionale gibt es diese ja schon seit Jahrzehnten) und das Ergebnis war nicht einmal ein "beautiful disaster" sondern nur letzteres.. Bei "Fondsneukonstruktionen" sollte man immer schauen was die Vermögensverwalter von der Harvard University dazu sagen.... und das Urteil ist meistens vernichtend... Zwar ist in Amerika diese Anlageart schon sehr etabliert aber deshalb ist sie lange nicht gut.

 

Man muss nicht bei allen neuen Trends dabei sein die durchs Dorf getrieben werden. Ich persönlich bin bei Strategien leicht gestrickt:

 

Qualitativ gute Fonds wie Lingohr, Huber, DJE, Acatis und Keppler verfeinert mit dem einen oder anderen passiven Fonds, sowie miserable hochvolatile Fonds um den CAE langfristig zu nutzen.

 

Das wäre im übrigen mal eine interessante Fondsauflage: Ein Fonds der auf möglichst hohe Schwankungen abzielt um dadurch Anlegern den CAE noch besser zu Nutze zu machen... :w00t: Ich denke da an einen berühmten ehemaligen "TV-Aktienberater" der sowas doch ganz gut hinkriegen müsste.

 

Ich würde also erstmal abwarten ob sich diese neuen "Wundermittel" wirklich so gut darstellen. Denn eins ist klar: Jetzt wird die Werbetrommel kräftig gerührt, dh. Studien erstellt und die Wirtschaftsmagazine "bestochen" damit schöne Artikel geschrieben werden wo auf die Vorteile verwiesen wird und daraus ein "must have" Produkt wird.

 

Na wer sagts denn: Beim Durchblättern des aktuellen Capital haben wir schon einen Artikel... Im übrigen würde ich jedem empfehlen die aktuelle Ausgabe zu kaufen. Auf Seite 104 befindet sich ein Interview mit Professor Klaus Spremann von Uni St. Gallen.. GENIAL sag ich da nur!! Das ist ein wirkliches must have in meinen Augen

 

Gruß

 

W.Hynes

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norisk

@waynehynes

Danke für die Info zum Interview. Von der Uni St. Gallen habe ich schon einiges gutes gelesen.

Ich werde mir die Capital mit dem Artikel mal in nächster Zeit holen.

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Grumel
· bearbeitet von Grumel

Ist gleichzusetzten mit 60% aktivem Managment und 40% passiv. Nachteil: Shortselling verursacht sogar noch extra kosten für Leihgebühren.

 

Daher lassen sich alle Studien welche die klare Unterlegenheit aktiver Strategien deutlich machen darauf genauso anwenden. Mit dem Unterschied dass bei dem Zeug die Kosten noch höher.

 

Der Autor einer der aufsührlichsten Studien zu dem Thema Mark Carhert hat übrigens gerade einen Hedgefonds in die Pleite getrieben, nachdem er vorher 5 Jahre den Markt deutlich geschlagen hat :D .

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Delphin
Im übrigen würde ich jedem empfehlen die aktuelle Ausgabe zu kaufen. Auf Seite 104 befindet sich ein Interview mit Professor Klaus Spremann von Uni St. Gallen.. GENIAL sag ich da nur!! Das ist ein wirkliches must have in meinen Augen
Danke für den Hinweis!

 

Ich habe im Frühjahr ein Lehrbuch von ihm weitestgehend durchgearbeitet und war sehr beeindruckt von der Klarheit seiner Sprache und der gelassenen Vernunft, mit der er über die praktischen Fragen der Vermögensanlage schreibt. Auf seiner Internet-Seite gibt es auch ein paar Aufsätze zu lesen, die z.B. die praktische Verwertbarkeit der Portfoliotheorie sehr fundiert hinterfragen.

 

Bin auf das Interview gespannt.

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norisk

130/30-Aktienfonds erste Bilanz positiv

 

Kulmbach (aktiencheck.de AG) - Die erste Bilanz von 130/30-Aktienfonds fällt positiv aus, so die Experten vom Anlegermagazin "Der Aktionär".

 

Mittlerweile gebe es die neuen Aktienfonds mit ihren Long/Short-Strategien fast ein Jahr in Deutschland. Einige der 130/30-Fonds würden inzwischen Spitzenplätze in ihren jeweiligen Vergleichsgruppen einnehmen.

 

130/30-Aktienfonds würden erst einmal wie gewöhnliche Aktienfonds bis zu 100% des Anlagevermögens in Aktien investieren. Zusätzlich könnten nun die Fondsmanager über Derivate mit bis zu 30% des Fondsvermögens auf fallende Kurse setzen. Damit würden sich klassische Publikumsfonds Hedgefonds annähern.

 

Henning Gebhardt, der neben dem DWS Deutsche Aktien 130/30 (ISIN DE000DWS0D19/ WKN DWS0D1) diverse andere nationale und internationale Aktienfondsfonds manage, habe in den letzten sechs Monaten ein Plus von 0,3% erzielen können. Damit zähle der DWS Deutsche Aktien 130/30 zu den einzigen fünf Deutschland-Fonds, denen in diesem Zeitraum ein positives Anlageergebnis gelungen sei.

 

Marco Ravgali habe im selben Zeitraum mit seinem DWS Invest Global Equities 130/30 (ISIN LU0300355699/ WKN DWS0FV) sogar ein Plus von 3,6% erzielt. Mit diesem Ergebnis belege der Fondsmanager den vierten Platz unter mehr als 500 globalen Aktienfonds.

 

Der JPM US 130/30 Fund (ISIN LU0289089384/ WKN A0MNZ2) liege dagegen im 6-Monats-Ranking nur knapp über dem Durchschnitt. Der Fonds werde nach einem Behavioural-Finance-Ansatz gemanagt, der vor allem über einen längeren Zeitraum eine beeindruckende Outperformance gegenüber dem S&P 500 von rund 5% p.a. aufweise.

 

Der Robeco 130/30 European Equities (ISIN LU0311390586/ WKN A0MXTZ), der von Arlette van Ditshuizen, gemanagt werde, verfolge einen quantitativen Ansatz. Bisher habe sich der Fonds leicht besser als der Durchschnitt der Europa-Fonds entwickelt. Nach Meinung der Experten verspreche der bewährte quantitative Ansatz von Robeco auch langfristig überdurchschnittliche Renditen.

 

Ein aggressives Konzept verfolge der UniDouble Chance (ISIN LU0317819810/ WKN A0MWN6). So könne Fondsmanager Michael Muders zwischen einem Investitionsgrad von 50% und 150% wählen. Der Fonds werde aus einer Kombination von Top-down und Bottum-up-Ansatz gemanagt. Zwar sei der Fonds im Januar parallel zu den Aktienmärkten eingebrochen, jedoch weise er seit seiner Auflage im Oktober 2007 eine Outperformance von rund 16 Prozentpunkten gegenüber seiner Benchmark, dem MSCI World, auf.

 

Würden Fondsmanager bei den 130/30-Fonds auf die falschen Titel setzen und gleichzeitig die künftigen Outperformer verkaufen, schlage die Fehleinschätzung doppelt zu Buche.

 

Daher sollten Anleger nur auf erprobte Top-Fondsmanager vertrauen, raten die Experten von "Der Aktionär". (Ausgabe 09) (21.02.2008/fc/a/f)

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norisk

130:30-Fonds: Wer Alpha sagt, muss auch Beta sagen

 

Von Josef Bossi, State Street Global Advisors, Managing Director

Veröffentlicht am: 06. September 2007

 

Ein neues Strategiekonzept macht die Runde: das Angebot von Long-Short-Strategien nach dem Motto quadratisch, praktisch, gut griffig in einen Fonds verpackt. Die Idee ist klar: Durch den Einsatz von Long-Short-Strategien soll ein marktunabhängiger Mehrertrag gegenüber Long-Only-Strategien erreicht werden.

 

Das ist nicht gerade aufregend neu. Für viele institutionelle Investoren klingt dies fast schon nach alten Kamellen, die sich die Hedgefonds-Industrie längst zu eigen gemacht hat. Neu daran ist aber die Verpackung nämlich die Form eines gängigen Publikumsanlagefonds - und vor allem der Aufkleber, das 130:30-Label. Nach dieser neuen Zauberformel: 130 long, 30 short, soll es möglich werden, zum Beispiel durch Swaps, negative Wetten auf einzelne Aktien in einer Gewichtung von 30 Prozent des Portfolios in zusätzliches Alpha umzudrehen und gleichzeitig noch mithilfe der aus der Short-Position gewonnenen Kasse die positiven Wetten auf 130 Prozent des Portfolios zu hebeln. Was hier zunächst eher nach einem Marketing-Gag klingt, entpuppt sich als eine Strategie mit wissenschaftlichem Segen. Denn etwa bei der Relation 130:30 soll das Optimum an Informationseffizienz liegen (siehe Kasten).

 

Zackiger US-Import

 

Die Fondsidee stammt wie so oft aus Amerika, wo solche Fonds auch unter der Bezeichnung Extensionfonds oder Edgefonds daherkommen. Und es sind insofern zunächst die amerikanischen Gesellschaften, die diese Fondsidee auch in Europa auf den Markt bringen, wie Goldman Sachs, JPMorgan, State Street Global Advisors (SSgA). Aber auch die Europäer haben die Idee schnell adaptiert und sind dabei, sie in eigene Gestaltungen umzusetzen, so die DWS, Fortis, Invesco, Robeco, UBS die Reihe wird von Tag zu Tag länger.

 

Das weltweite Volumen in derartigen Strategien wird in einer Merrill Lynch-Studie immerhin schon auf rund 50 Milliarden US-Dollar beziffert; allein State Street reklamiert mit seinen Edgefonds ein Volumen von zehn Milliarden Dollar, der grösste Teil davon natürlich in den USA. Aber Europa soll nachziehen.

 

Ein bis zwei Prozent Mehrertrag über Long-Only-Portfolios

 

Auch in der Schweiz wird erhebliches Marktpotenzial gesehen. Josef Bossi, Managing Director von SSgA in Zürich: Institutionelle Investoren haben bereits starkes Interesse an 130:30-Strategien gezeigt, weil sie das Spektrum aktiver Ertragsmöglichkeiten erweitern und dabei allenfalls einen kleinen oder sogar überhaupt keinen Anstieg des aktiven Risikos mit sich bringen.

 

Und wo ist der marktunabhängige Ertrag anzusiedeln? Einer Studie von Goldman Sachs zufolge wird er für die US-Fonds bislang auf ein bis zwei Prozent über Long-Only-Portfolios beziffert. Insgesamt kann damit dann eine Überschussrendite über Benchmark zwischen vier bis sechs Prozent erwartet werden, so Bossi. Bei den Enhanced-Strategien, einer Spezialität von SSgA, sieht er das Renditeplus gegenüber Long-Only bei circa einem Prozent und die Überschussrendite gegenüber Benchmark in der Gegend von zwei Prozent

 

Das macht die Idee für Vermögensverwaltungskunden, grössere Privatvermögen und Stiftungen natürlich interessant. Auch institutionelle Investoren können sich ihrer Logik kaum entziehen so wenig wie die amerikanischen Pension Funds, die bislang schon darin überwiegend investiert sein sollen.

 

Alpha pur oder Alpha light?

 

Allerdings räumt Bossi ein, dass das Volumen bislang in der Schweiz noch sehr klein ist. Der Pferdefuss: Zwar können 130:30-Mandate auch für institutionelle Investoren ein probates Mittel sein, um Hedgefonds-Strategien also Absolute Return sozusagen in kleinen Appetithäppchen ins Portfolio zu bringen. Aber dieses Alpha ist immer nur im Paket zusammen mit einem Beta von eins, also dem vollen Marktrisiko der Allokation zu haben. Ist es da nicht nahe liegender, gleich das alleinige Alpha zum Beispiel in Form von marktneutralen beziehungsweise Absolute-Return-Strategien zu suchen Alpha pur statt Alpha light?

 

Im institutionellen Bereich sind wir noch daran, das Konzept so zu verankern, dass die Pensionskassen damit komfortabel sind, so Bossi. Im Klartext: Hier kommt es auf die Kompatibilität mit dem Anlageprozess des jeweiligen Investors an.

 

Für etliche Pensionskassen ist diese Kompatibilität wohl nicht gegeben, so zum Beispiel nicht für die Pensionskasse Stadt Zürich. 130:30-Fonds sind für uns kein Thema, meint die stellvertretende Geschäftsleiterin Dr. Vera Kupper Staub. Wir investieren in Hedgefonds und konzentrieren unser aktives Risiko in diesem Bereich. Also Alpha pur und das bereits seit mehr als sieben Jahren und mit guten Ergebnissen. Diese Präferenz hat ihrer Meinung nach nicht mit Grösse zu tun: Eher mit der Einstellung, was man gut findet oder nicht gut.

 

Schwachpunkt bewertungssichere Abbildung

 

Und die Technik? Kann nicht auch die Frage einer problemlosen und rechtssicheren Abbildung der Hedgefonds-Strategien manche Investoren von der Entscheidung abschrecken? Eigentlich nicht. Wir legen in Dach-Hedgefonds an und decken dort alle Strategien ab, von den klassischen bis zu exotischen. Von der Buchhaltung her ist das kein Problem. Ausser dass man die Bewertungen relativ spät bekommt, ist das wie ein normaler Fonds. Man muss jedoch sicherstellen, dass der Administrator den Fonds korrekt bewertet. Eben.

 

Und das gilt gleichermassen für 130:30-Fonds. Denn unisono ist aus dem Markt zu hören, dass noch längst nicht alle Asset Manager, die jetzt auf den neuen Markttrend springen, 130:30-Strategien in ihren Buchhaltungs- und Risikosystemen problemlos und rechtssicher abbilden können.

 

Der traditionellen Allokation verhaftet

 

Bleibt die Kernfrage für die Kassen: Wollen sie Markt-Beta und Absolute Return separat kaufen oder nicht? Nach Meinung von Bossi gibt es noch genügend Kassen, die sich nicht im Hedgefonds-Bereich bewegen wollen. Wer mag, kann das auch positiv formulieren: 130:30-Mandate erlauben diesen Anlegern, von Hedgefonds-Techniken zu profitieren und sich gleichzeitig an ihre traditionelle Allokation mit den entsprechenden Benchmark-Charakteristika anlehnen zu können. Das Risiko, so die Theorie, sollte das gleiche bleiben.

 

Bleibt es das wirklich? Einzelne Consultants, so Joachim Meyer von Complementa, melden Zweifel an. Die 130:30-Strategie ist sinnvoll, wenn ein guter Stock Picker damit das Gesamtmarktrisiko verringert. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der gute Stock Picker auch ein guter Leerverkäufer bei Aktien ist. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass grosse Unterschiede zwischen Long-Only und Long-Short bestehen. Bossi hält dagegen: Das Schöne ist, dass wir für die 130:30-Strategien genau die gleichen Modellsignale auswerten können, die wir von unseren Long-Only-Strategien bereits haben, nur mit dem Vorteil, dass wir durch die Short-Verkäufe wesentlich mehr aus unserem Wissen machen können. Es ist nicht Rocket Science und es bringt den Kunden auch nicht irgendwelche intransparenten zusätzlichen Risiken, sondern es schiebt das Portfolio einfach auf der Effizienzkurve weiter nach oben. Mag sein, dass ein striktes quantitatives Management anders funktioniert als ein diskretionäres Management.

 

Fragt sich aber immer noch, ob die angebotenen aktiven Anlageklassen jeweils zur strategischen Struktur des Investors passen und insbesondere auch in der Risikobudgetierung seines Portfolios Platz finden.

 

Shorting allein bringt es nicht

 

Oder anders herum: Machen die 130/30-Strategien in den diversen Anlageklassen gleichermassen Sinn? Die DWS ist dezidiert dieser Meinung. Sie legt deshalb gleich eine ganze Palette von 130:30-Fonds auf und nicht nur auf Aktien-, sondern auch Anleiheprodukte. Bei JPMorgan Asset Management ist man da etwas selektiver. Karsten Stroh: Die verschiedenen Regionen sind durchaus unterschiedlich. Am einfachsten für das Shorting ist der US-Markt. Am teuersten und administrativ schwierigsten sind die Emerging Markets. Auch Japan hat noch nicht die Administration und Kosteneffizienz, die man von USA und Europa gewohnt ist. Und nicht zu vergessen: Es kommt immer darauf an, ob der jeweilige Investment-Prozess des Managers in jedem Markt gleich gut funktioniert. Ein schlechter Fonds, konzediert Stroh, wird nicht dadurch besser, dass er shortet.

 

Es muss im Übrigen nicht immer das traditionelle Stock Picking sein. Mit einem ganz anderen Ansatz bestückt Wegelin & Co., die älteste Schweizer Privatbank, ihre 130:30-Strategie: nämlich mit einem aktiven Index Picking, wobei die Indizes aus dem MSCI-Universum gewählt werden. Der Vorteil ist die breitere Diversifizierung des Ansatzes mit etwa 900 Werten. Damit sei die Wahrscheinlichkeit, dass die indexbasierte Strategie auf längere Zeit hinter dem MSCI World zurückbleibt, relativ gering, heisst es von Dr. Magne Orgland, dem zuständigen Teilhaber aus Sankt Gallen (spn Schweizer Pensions- und Investmentnachrichten, Frühling 2007, Seiten 14 bis 17).

 

Ausweg aus der Diversifikationsmalaise?

 

Fakt ist: Jede Alpha-Strategie ist auch ein Ausweg aus dem Diversifikationsdilemma vieler Investoren. Allerdings ist damit noch nicht die Frage beantwortet: Wie konsistent und stabil ist eigentlich dieses Alpha? Die Diversifikationseffekte der Märkte, so wird von Investoren gelegentlich beklagt, werden zwar in jeder ALM-Studie heruntergebetet, aber viel zu häufig werde übersehen, dass auch marktneutrale Strategien korrelieren können, zum Beispiel wenn sie von massiven Vola-Ausweitungen an den Kapitalmärkten negativ betroffen werden.

 

Das bestätigt auch SSgA. Die Renditen, betont Bossi, sind sehr robust gegenüber Aufwärts- oder Abwärtstrends der Märkte. Aufgrund der Modellstruktur haben wir eher Schwierigkeiten, wenn die Märkte sehr erratische Ausschläge haben, zum Beispiel in Phasen von Trendbrüchen. Das können die Modelle nicht so gut nachfahren. Und die diskretionären Manager wahrscheinlich ebenso wenig.

 

Dieses Problem nimmt den Investoren kein marktneutraler Manager ab geschweige denn ein 130:30-Manager. Da hilft auch kein Hedgefonds light.

BGM

 

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130:30 - die Wissenschaft steht Pate

 

Wissenschaftliche Begründer des 130:30-Ansatzes:

 

* Roger G. Clarke, Harindra de Silva und Steven Sapra: Toward More Information-Efficient Portfolios. Relaxing the long-only constraint, in: The Journal of Portfolio Management, Herbst 2004, und

 

* Richard C. Grinold mit seiner zugrunde liegenden Theorie des Fundamental Law of Active Management (Journal of Portfolio Management, Vol. 15 no. 3, Frühjahr 1989, Seiten 30 bis 37.

 

Ihre Aussage:

 

Je höher die Implementierbarkeit des Manager-Wissens ist, umso höher ist die Information Ratio, das heisst die aktive Performance in Relation zum Tracking Error (TE). Die Möglichkeit von Leerverkäufen erlaubt dem Manager dabei, negative Alpha-Informationen besser auszunutzen ohne nennenswerte Erhöhung des aktiven Risikos. Je höher aber das aktive Risikoniveau, umso mehr nehmen die zusätzlichen Informationseffizienz-Gewinne ab. Insoweit wird für viele Investoren in der Gegend der +130:-30-Relation ein Optimum liegen individuelle Abweichungen je nach TE-Vorgabe oder individueller Risikoeinschätzung nicht ausgeschlossen.

BGM

 

Quelle: Schweizer Pensions- & Investmentnachrichten

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