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Return Gap, eine neue Kennziffer zur Beurteilung von Fonds

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norisk

Erfolgsziffer für Fondsmanager

 

Montag 5. November 2007, 12:15 Uhr

 

Wie können sie erkennen, ob ein Fonds in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Vergleichsindex schlagen wird? Meist lassen sich Anleger von den Ergebnissen der Vergangenheit leiten, doch Erfolg versprechend ist dieses Vorgehen nicht immer.

 

Drei US-amerikanische Forscher wollen Anlegern ein neues Werkzeug an die Hand geben, einen Erfolg versprechenden Fonds zu finden. In einer Studie haben sie untersucht, welche Qualität die Entscheidungen von Fondsmanagern haben. Marcin Kacperczyk von der University of British Columbia, Clemens Sialm von der University of Texas und Lu Zheng von der University of California berechnen in ihrer Arbeit mit dem Titel "Unobserved Actions of Mutual Funds" den sogenannten Return Gap. Dieser Wert beschreibt den Unterschied zwischen dem tatsächlichen Ertrag eines Fonds und dem seines "hypothetischen Portfolios". Darunter verstehen die Forscher die Wertpapiere, in die der Fonds bei der letzten Offenlegung seiner Bestände investiert war.

 

Zwei Szenarien

 

Die Wissenschaftler vergleichen also zwei Szenarien. Erstens: Welche Performance hat der Fonds seit der letzten Offenlegung erzielt? Und zweitens: Wie sähe heute die Rendite aus, wenn sich der Fondsmanager seither passiv verhalten, das heißt, keine Papiere gekauft oder verkauft hätte? Die Differenz zwischen beiden Ergebnissen ist der Return Gap - die Folge der zwischenzeitlichen Handlungen des Managers. "Das Verhalten des Fondsmanagers kann Investoren nutzen oder schaden", schreiben die Wissenschaftler. "Es zu analysieren hilft Anlegern, einzelne Fonds besser zu beurteilen."

 

Entscheidungshilfe bei der Produktauswahl

 

Return Gap: Der Wert beschreibt den Unterschied zwischen dem tatsächlichen Ertrag eines Fonds und dem seines "hypothetischen Portfolios". Darunter sind jene Wertpapiere zu verstehen, in die der Fonds bei der letzten Offenlegung seiner Bestände investiert war.

 

Anhaltspunkt: Den Managern bestimmter Fonds gelingt es besonders häufig, einen positiven Return Gap zu erzielen, also eine höhere Rendite, als die letzte Veröffentlichung ihres Depots (hypothetisches Portfolio) zum damaligen Zeitpunkt hätte vermuten lassen.

 

Zusammenhang: Je geringer die Gesamtkostenquote Total Expense Ratio (TER) eines Fonds ausfällt und je geringer das verwaltete Vermögen, desto eher gelingt Managern ein positiver Return Gap, das heißt eine Outperformance ihres hypothetischen Portfolios.

 

Die Auswertung der Return Gaps von 2500 Fonds in den Jahren 1984 bis 2003 ergab erstaunliche Ergebnisse. Zwar liegt der Unterschied zwischen den Resultaten beider Szenarien im Durchschnitt aller Produkte nahe null - die Fonds erzielten 12,17 Prozent pro Jahr, während die Rendite der hypothetischen Portfolios bei 12,03 Prozent lag. Betrachtet man die Ergebnisse der einzelnen Fonds, zeigt sich aber: Die Return Gaps weisen erhebliche Unterschiede auf.

 

Interessant für Anleger: Je höher der Return Gap ausfällt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fonds in Zukunft andere Produkte schlagen wird. So fällt die Rendite der Fonds mit den fünf Prozent der jährlich höchsten Return Gaps um 4,62 Prozent pro Jahr besser aus als bei den Fonds mit den niedrigsten fünf Prozent der Return Gaps. Der Unterschied zwischen der tatsächlichen Rendite und der des hypothetischen Portfolios eignet sich also als Auswahlkriterium für Investoren. "Der Return Gap der Vergangenheit hilft, die zukünftige Performance vorauszusagen", heißt es in der Studie.

 

Christian Schreckeis von der Wiener Fonds-Ratingagentur E-Fundresearch ist vom praktischen Nutzen der Studienergebnisse überzeugt. "Mit diesem Instrument kann man die Qualität eines Fonds beurteilen", sagt er. Der große Vorteil bestehe darin, dass Fonds nicht mit Benchmarks verglichen werden, die unter Umständen nicht passen, sondern mit einem zeitlich verzögerten Abbild von sich selbst.

 

Für Privatanleger sei der Aufwand aber wohl zu hoch. "Für viele institutionelle Investoren wird sich das aber lohnen", meint Schreckeis. Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Daten nur so lange aussagekräftig sind, wie der Fondsmanager nicht wechselt. Während dieser Zeit sind die Return Gaps aber relativ stabil, ergab die Studie: Wer in der Vergangenheit einen stark positiven Return Gap erzielte, dem gelingt meist auch in Zukunft eine Outperformance gegenüber den offengelegten Werten.

 

Bleibt zu hoffen, dass Fondsgesellschaften künftig vielleicht von sich aus die Return Gaps ihrer Fonds berechnen und Privatanlegern diese Kennziffern zur Produktbeurteilung anbieten. Es wäre nicht das erste Mal, dass verwertbare Ideen aus dem institutionellen Bereich für Privatanleger nutzbar gemacht werden.

 

Quelle: Financial Times Deutschland

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norisk

Ein weiterer Artikel zum Thema:

 

Auf der Suche nach guten Fonds

 

Investoren sind immer auf der Suche nach differenzierten Informationen, anhand derer sie ihre Investments bewerten können. Eine Studie aus den USA bietet einen erfrischenden Ansatz, der die Performance von Fonds neu unter die Lupe nimmt - und dabei besonders eine "Lücke" im Blickfeld hat.

 

Zuverlässige und aussagekräftige Informationen sind für Investoren das Um und Auf. Ein Investment will schließlich sorgfältig getätigt sein. Daher werden Fonds mit Benchmarks verglichen, diese wiederum auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft, das Risiko einkalkuliert, die Kosten genau eingerechnet und lange Zeiträume betrachtet.

 

Der "Return Gap"

 

Einen innovativen Weg der Fondsbewertung haben drei Forscher aus den USA entdeckt. Marcin Kacperczyk, Clemens Sialm und Lu Zheng beginnen dabei mit dem so genannten Return Gap. Der Return Gap ist der Abstand zwischen dem tatsächlichen Ertrag eines Fonds und dem seines hypothetischen Portfolios. Dieses Portfolio besteht aus den Werten, in die der Fonds bei der letzten Offenlegung seiner kompletten Bestände investiert war. Es simuliert also einen Buy-and-Hold-Fondsmanager, der die Aktien in seinem Fonds unberührt lässt. Der Unterschied der Performance zwischen realem und hypothetischem Portfolio spiegelt die verdeckten Tätigkeiten des aktiven Fondsmanagers wider, der Werte ver- und gekauft hat, dabei Transaktionskosten verursachte, aber eben auch neue Ertragsquellen erschloss alles in allem, der "Return Gap".

 

Die Studie Unobserved Actions of Mutual Funds bietet eine systematische Betrachtung des Return Gaps an und kommt zu dem Ergebnis, dass diese Kennzahl für Investoren ein aussagekräftiges Kriterium für die Fondsauswahl sein kann. Insgesamt untersuchten die Studienautoren 2500 Fonds im Zeitraum von 1984-2003. Die Ergebnisse der Studie im Überblick:

 

* Im Durchschnitt ist der Return Gap nahe Null. Die Performance der Fonds lag bei 12,17 Prozent pro Jahr, während die Performance der hypothetischen Portfolios bei 12,03 Prozent pro Jahr lag. Diese gleichförmige Entwicklung gilt aber nur, wenn man sich alle Fonds ansieht und den Durchschnitt bildet. Doch die einzelnen Fonds weisen beim Return Gap erhebliche Unterschiede auf.

* Interessant sind für Anleger besonders die Fonds, die in der Vergangenheit den höchsten Return Gap verzeichneten. Der Performance-Unterschied zwischen den Fonds mit den niedrigsten und höchsten Return Gaps (das beste und das schlechteste Dezil) beträgt immerhin 3,4 Prozent pro Jahr. Der Return Gap eignet sich daher auch für die Abschätzung der zukünftigen Performance von Fonds. Fonds mit einem stark positiven Return Gap outperformen Fonds mit einem negativen Return Gap. Sieht man sich die Zahlen der Fonds mit den höchsten und niedrigsten fünf Prozent der Return Gaps an, wird der Abstand in der Performance sogar noch größer: 4,62 Prozent pro Jahr.

* Für Investoren ist eine weitere Eigenschaft des Return Gaps interessant. Er ist beständig: Fonds, die in der Vergangenheit nämlich stark negative Return Gaps hatten, haben zumeist auch in der Zukunft eine Underperformance gegen die eigenen offengelegten Werte. Dasselbe gilt auch für Fonds mit stark positiven Return Gaps. So haben Fonds, die im Dezil mit dem höchsten Return Gap der letzten zwölf Monate waren, im darauffolgenden Monat ein Return Gap von 15,4 Basispunkten.

* Der Return Gap ist aber auch ein Indiz für die Transparenz eines Fonds. Wenn der Fonds nachhaltig stark negative Return Gaps erzeugt, kann das auch am so genannten "Window dressing" liegen. Die offengelegten Werte des Fonds sind dabei nur sehr kurzfristig gültig und sollen das "wirkliche" Portfolio verheimlichen.

* Negativ korreliert ist der Return Gap zu den Kosten des Fonds. Je höher die Total Expense Ratio, also die jährliche Gesamtkostenquote, desto geringer auch der Return Gap. Der Return Gap korreliert weiters positiv mit der "Kleinheit" des Fonds und der Größe der Fondsfamilie.

 

Fazit

 

Der Return Gap bietet für Investoren einen neuen Ansatz, die Fondsauswahl fundiert anzugehen. Der große Vorteil besteht darin, dass Fonds nicht mit Benchmarks verglichen werden, die unter Umständen nicht passen, sondern - im übertragenen Sinn - mit dem zeitlich verzögerten Abbild ihrer selbst verglichen wird. Diese Form der Bewertung bietet zwar erhebliche Vorteile, ist aber auch sehr aufwendig. Für institutionelle Anleger, die über viel Zeit und die notwendige Infrastruktur verfügen, ist diese neue Perspektive aber zweifelsohne interessant. Privatanleger werden wohl mit dem Aufwand, zweimal jährlich die Performance aller Bestände ihres Fonds basierend auf den rechtlich vorgeschriebenen Prospekte zu analysieren, überfordert sein.

 

19.10.2007

Quelle: e-fundresearch.com

 

 

Und hier die komplette Studie: Return_Gap___Unobserved_Actions_of_Mutual_Funds.pdf

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Sapine

Das klingt echt interessant, würde das sofort als Selektionskriterium verwenden, auch wenn ich auch einen Einwand habe bezüglich kurz-/mittel- und langfristiger Investmententscheidungen.

 

Es werden systematisch Fonds als gut bewertet werden, die kurz- bis mittelfristige Entwicklungen gut berücksichtigen. Habe in meinem Deopt mehrfach feststellen können, dass manche Investmentideen länger dauern, bis sie sich in barer Münze auswirken. Fonds die gut sind bei langfristigen Trends könnten beim Return Gap auch im Mittelfeld der Ergebnisse liegen. Fonds in der unteren Hälfte könnte man aber sicher ganz klar als nicht haltenswert erkennen.

 

Noch besser würde es mir daher als Verkaufskriterium gefallen.

 

Sapine

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norisk
Habe in meinem Deopt mehrfach feststellen können, dass manche Investmentideen länger dauern, bis sie sich in barer Münze auswirken.

Stimme ich Dir voll zu. Die "Mutter aller Kennziffern" gibt es nicht. Return Gap ist wie jede andere Kennziffer (z.B. auch TER) nur ein Baustein für eine Entscheidung. Eine umfangreiche Analyse aller Gegebenheiten kann durch eine rein mathematische Kennziffer nicht ersetzt werden. Für eine Analyse gibt es zwar eine ganze Reihe Ansätze, aber wird es niemals die definitive Checkliste geben!

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