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Silver85

Randstad Holding NV (NL)

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Ich gebe zu, dass ich dieser Branche gegenüber voreingenommen bin. Sofern es aber nicht zur Ausbeutung kommt, kann Zeitarbeit in der Tat (Langzeit-)Arbeitslose (wieder) in Lohn und Brot bringen sowie Unternehmen helfen, Personalmangel während möglicher Auftragsspitzen abzufedern. Entscheidend ist im konkreten Einzelfall meines Erachtens das jeweilige Geschäftsmodell. Wer einheimische Aktien mag, der sollte mal einen Blick auf Amadeus Fire werfen. Die Kennzahlen gefallen mir schonmal besser als die von Randstad. Bemerkenswert ist, dass der Umsatz über die letzten Jahre stetig, aber doch eher moderat wuch. Der Gewinn ist zunächst drastisch angestiegen, in letzter Zeit stagniert er jedoch. So eine Entwicklung erinnert mich ein wenig an Konsumgüterhersteller wie z. B. Procter & Gamble. Wie bei P&G & Co. zahlt man derzeit auch für Amadeus Fire ein recht hohes KGV. Das Durchschnitts-KGV der vergangenen Jahre ist jedoch deutlich niedriger. Welches KGV bzw. welche Kennzahl(en) erschein(t/)en zur Bewertung von Zeitarbeitsfirmen aussagekräftig zu sein? Bei Randstad wäre möglicherweise der Buchwert ein guter Anhaltspunkt, da das Eigenkapital über die Jahre hinweg schön gesteigert werden konnte (das KBV allerdings auch).

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checker-finance

Im Gegensatz zum arbeitgeberfreundlichen Deutschland hat das arbeitnehmerfreundliche Frankreich per Gesetz sichergestellt, dass durch Leiharbeit kein Missbrauch stattfinden kann. So kriegen Leiharbeiter dort 10% mehr Gehalt als festangestellte Mitarbeiter.

 

Strotzt vor nicht nachvollziehbaren Wertungen. Nenn mal Industrienationen mit einen noch restriktiverem Kündigungsschutzrecht und solche, in denen es auch nur in Ansätzen neben Gewerkschaften auch noch Betriebsräte mit ähnlich starker Rechtsstellung gibt...

 

Frankreich kann man nur als Arbeitsmarkt-Insider als "arbeitnehmerfreundlich" bezeichnen. Für die Arbeitsmarkt-outsider ist Frankreich extrem arbeitnehmerfeindlich.

 

Was bitteschön ist "Missbrauch von Leiharbeit"? Nur, dass ein Unternehmen Arbeitskräfte von einem Zeitarbeitsunternehmen zu niedrigeren Sätzen bekommt als wenn es sie selbst einstellt? Nach der Logik ist es Mißbrauch von Marktmacht, wenn Du einen günstigerem Artikel dem teureren vorziehst.

 

Ist es denn im Arbeitnehmerparadies Frankreich auch wie in Deutschland so, dass Zeitarbeitskräfte auch in überlassungsfreien Zeiten den vollen Entgeltanspruch haben, d. h. das Zeitarbeitsunternehmen das volle Risiko trägt, die Zeitarbeitskräfte keinem Kunden überlassen zu können?

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

@ checker-finance:

 

Ich gebe zu, dass ich aufgrund meiner politischen Meinung, Berichten aus den Medien und Erfahrungen von Bekannten der Zeitarbeitsbranche gegenüber voreingenommen bin. Grundsätzlich sollte man bei einem (möglichen) Investment unvoreingenommen an die Sache gehen. Aber genauso sollte man sich mit (berechtigter) Kritik auseinandersetzen. Dieser Bericht der gewerkschaftsnahen (!) Hans-Böckler-Stiftung gibt einen sehr ausführlichen Überblick zur Zeitarbeit in europäischen Ländern: http://www.boeckler..../p_arbp_182.pdf

 

Auf Frankreich wird auf den Seiten 16 bis 20 eingegangen. Du hast mit Deinem Einwand insoweit Recht, dass der Zeitarbeitsvertrag dort in der Regel an die Dauer des betrieblichen Einsatzes beim Kundenunternehmen gebunden ist. Des Weiteren darf ein betrieblicher Einsatz beim Entleihbetrieb nicht mehr als 18 Monate dauern. Von daher ist der 10%ige Aufschlag aus Sicht der Leiharbeiter also lediglich ein Risikoaufschlag. Aus Sicht der Unternehmen müsste die Regelung eigentlich dazu führen, dass festangestellte Mitarbeiter akttraktiver sind. Nicht nur wegen dem Lohn, sondern auch wegen der Beschäftigungsdauer. Denn neue Mitarbeiter müssen erstmal gefunden und eingearbeitet werden. Wobei dieses Argument wohl eher auf (hoch-)qualifizierte Tätigkeiten zutrifft. Laut der Studie kommen in Frankreich Leiharbeiter jedoch vor allem in Tätigkeiten mit geringen sowie mittleren Qualifikationsanforderungen zum Einsatz (Baugewerbe 7,6% und Automobilindustrie 11% - Anteil der Zeitarbeit jeweils innerhalb der Branche).

 

Interessant in dem Bericht finde ich die Aussage zur Branchensituation, welche in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland recht konzentriert ist. Die beiden Marktführer Adecco und Manpower beherrschen den Markt gemeinsam zu 46%. Nimmt man noch die Nr. 3 und die Nr. 4 (Védior-Bis und ADIA) hinzu, liegt der Marktanteil sogar insgesamt bei ca. 70%.

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Schildkröte
Der Umsatz der Zeitarbeitsbranche in Deutschland ist 2014 um 7,7 Prozent auf 24 Milliarden Euro gewachsen. Die Zahl der beschäftigten Zeitarbeitnehmer legte dagegen nur um 2,6 Prozent auf rund 860.000 Personen im Jahresdurchschnitt zu.

Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten in Deutschland (2,4%) stagniert die Branche auf niedrigem Niveau, wie in diesem FAZ-Artikel zu lesen ist: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/zahl-der-zeitarbeiter-in-deutschland-steigt-wieder-13611822.html

Marktführer in Deutschland ist Randstad.

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Sapine

Randstad ist lediglich in Deutschland die Nr. 1 , international und auch bei den Zahlen hat Adecco (Nr. 2 in Deutschland) die Nase vorne. Wieso die FAZ von niedrigem Niveau spricht ist mir nicht ganz klar, meint sie damit den internationalen Vergleich? In GB liegt der Anteil tatsächlich deutlich höher als bei uns. Absolut betrachet haben sich die Zahlen in Deutschland seit dem Einbruch 2009 gut erholt, wie man der Arbeitsmarktberichterstattung vom April 2015 entnehmen kann. Die Zahl der Arbeitnehmer in Zeitarbeitsunternehmen hat sich in den letzten 10 Jahren in Deutschland verdoppelt. Seit 2011 tritt die Entwicklung jedoch in etwa auf der Stelle.

 

Die Zusammenarbeit der Zeitarbeitsfirmen mit dem Arbeitsamt ist teilweise problematisch finde ich. Wenn dem irgendwann ein Rigel vorgeschoben wird, könnte sich das Klima deutlich verschlechtern. Bestrebungen zur stärkeren Regulierung sind vorhanden.

 

Daneben kann es auch spannend werden, wie die Branche damit umgehen wird, wenn die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer durch den Wandel in der Bevölkerungspyramide gestärkt wird. Aktuell profitiert die Branche massiv davon, dass sie ihren Arbeitnehmern rund 40 % weniger an Lohn zahlt, das könnte sich ändern.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

@ Sapine:

Danke für Dein Feedback! Ja, der FAZ-Artikel bezieht sich nur auf Deutschland. Journalisten denken anscheinend noch nicht so global wie wir Investoren. ;) Aus Arbeitnehmersicht betrachte ich Zeitarbeitsfirmen wie oben schon beschrieben mit gemischten Gefühlen. Zum einen können sie aus der Arbeitslosigkeit führen. Zum anderen kommt es aber nicht selten zu miserablen Arbeitszuständen. Aus Arbeitgebersicht wiederum ist es natürlich toll, Löhne zu drücken. Man muss sich jedoch nicht wundern, wenn der Gesetzgeber hier ggf. Arbeitnehmerrechte stärkt. Auch negative Schlagzeilen wie einst bei Schlecker können für empörte Kunden sorgen (Grüße von dm). Der demografische Wandel tut sein übriges. Vor einiger Zeit schaltete Randstat allerdings Werbespots im Radio mit Sabine Christiansen, in welchen den gängigen Vorurteilen gegenüber der Zeitarbeitsbranche entgegengewirkt wurde.

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checker-finance

Daneben kann es auch spannend werden, wie die Branche damit umgehen wird, wenn die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer durch den Wandel in der Bevölkerungspyramide gestärkt wird. Aktuell profitiert die Branche massiv davon, dass sie ihren Arbeitnehmern rund 40 % weniger an Lohn zahlt, das könnte sich ändern.

 

Wie soll das funktionieren?

 

Laut Arbeitnehmerüberlassungsgesetz müssen die Zeitarbeitsunternehmen ihren Beschäftigten bis auf in eng definierten Ausnahmefällen Equal Pay zahlen oder die Tarifverträge der Zeitarbeit anwenden. deren aktuelle Fassungen ermöglichen wegen der Branchenzuschläge keine Differenz von "rund 40%".

 

Dazu kommt, dass die Zeitarbeitsunternehmen den Beschäftigten auch in überlassungsfreien Zeiten ungekürztes Entgelt zahlen müssen, d. h. Tarif ohne Branchenzuschläge. Allein dadurch dürften Differenzen von mindestens 10% zu Equal Pay abgedeckt sein.

 

Größere differenzen könnten nur dort funktionieren, wo es im Vergleich zu den tarifvertraglichen Entgelt hohe Effektiventgelte gibt. Das könnte dann theoretisch zu "40% weniger Lohn" führen. Dürfte aber ziemlich theoretisch sein, weil Branchen mit hohen übertariflichen Entgeltstrukturen so attraktiv sind, dass zeitarbeitsunternehmen kaum entsprechende Mitarbeiter finden.

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Sapine

Zugegeben die Angabe ist ein wenig unreflektiert in dem Sinne dass sie alle Qualifikationen über einen Kamm schert. Mehr Details auf Seite 23 der verlinkten PDF.

 

Die erzielten Bruttoarbeitsentgelte18 in der Zeitarbeit sind unterdurchschnittlich. Sozialver-sicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) erhielten im Jahr 2013 im Mit-tel (Median19) ein monatliches Bruttoarbeits-entgelt von 2.960 €.20 Der mittlere Verdienst in der Zeitarbeit war mit 1.700 € um 43 Prozent niedriger. Dies hängt auch damit zusammen, dass sich die Beschäftigungsstruktur in der Arbeitnehmerüberlassung von denen in der Beschäftigung insgesamt merklich unterschei-det. So übt in der Zeitarbeit gut die Hälfte aller Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) eine Helfertätigkeit aus, was mit einer niedrige-ren Entlohnung verbunden ist. Die mit über-durchschnittlichen Verdiensten verbundenen Spezialisten- und Expertentätigkeiten kommen in der Arbeitnehmerüberlassung hingegen vergleichsweise selten vor (siehe auch Ab-schnitt 3.4).

 

Die Entgeltdifferenzen zeigen sich auch in allen Anforderungsniveaus (siehe Abbildung 14). Beschäftigte in der Arbeitnehmerüberlassung, die eine Helfertätigkeit ausüben, verdie-nen mit 1.449 € durchschnittlich 30 Prozent weniger als Helfer im Durchschnitt über alle Branchen. Bei Tätigkeiten auf Fachkraft- oder Spezialisten-Niveau sind die prozentualen Abweichungen ähnlich. Beschäftigte in der Arbeitnehmerüberlassung, die als Experte tätig sind, erhalten ein mittleres Bruttoarbeitsentgelt von 3.948 €. Dies entspricht gut vier Fünfteln des entsprechenden Bruttoarbeitsentgelts im Durchschnitt über alle Branchen.

 

Das mit den überlassungsfreien Zeiten ist auch so eine Sache. Wenn es auch nicht zulässig sein mag werden Mitarbeiter immer noch gedrängt, Urlaub zu nehmen wenn dies passiert oder man setzt sie bei minder qualifizierten Einsätzen ein (notfalls im Niederlassungsbüro). Keinesfalls ist es zulässig das in den Arbeitslohn einzurechnen, da man als Arbeitnehmer über diese Zeit nicht frei verfügen kann. Einsätze kommen oft sehr kurzfristig zustande.

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