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Aktiencrash

In vielen Bilanzen ticken Zeitbomben

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In vielen Bilanzen ticken Zeitbomben

 

Für Unternehmenskäufe haben auch deutsche Konzerne in den vergangenen Monaten gewaltige Summen aufgeboten. Wer im Eifer des Bieterkampfs zuviel bezahlt hat, könnte bald unangenehme Überraschungen parat haben.

Das Thema "Goodwill" steht offenbar vor einer neuen Karriere. Nach dem Platzen der Internet-Blase vor rund fünf Jahren geisterte der Begriff bereits durch die Finanzmedien. Goodwill entsteht, wenn der "immaterielle Wert" eines Unternehmens über dem "materiellen" Wert einer Firma liegt, der etwa durch Sachwerte oder andere Vermögenspositionen abgedeckt ist. Die Differenz zwischen diesen beiden Größen wird in der Regel umso größer, je höher das Unternehmen an der Börse bewertet ist. In diesen Börsenwert fließen vor allem die Erwartungen an künftige Erträge ein. Und eine allgemein günstige Börsenlage, aber auch ein heftiger Bieterkampf, schrauben die Preise für begehrte Unternehmen weiter nach oben.

 

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Die größten Goodwill-Brocken

35 Milliarden in zwei Jahren

Das "Handelsblatt" hat nun in einem "Firmencheck" 124 deutsche Konzerne nach aktuellem Goodwill abgeklopft und erstaunliche Belastungen aufgedeckt. Der Goodwill bei ihnen summiert sich auf gewaltige 152 Milliarden Euro. In den vergangenen zwei Jahren wurden damit alleine 35 Milliarden Euro immaterielle Firmenwerte aufgetürmt.

 

Goodwill wird schnell zum Bilanzthema, das auch auf die Gewinnpositionen der Unternehmen durchschlägt. Denn die internationalen Rechnungslegungs-Standards erfordern eine jährliche Überprüfung des materiellen und des immateriellen Firmenwertes. Entspricht die Werthaltigkeit der zugekauften Firma nicht mehr dem ursprünglichen Kaufpreis, muss eine entsprechende Wertabschreibung vorgenommen werden. Anlegern sind Milliardenabschreibungen etwa nach überteuerten Firmen- oder Lizenzkäufen aus der Telekom-Branche noch gut in Erinnerung.

 

Auch in einer Reihe von Dax-Unternehmen schlummerte laut der letzten Geschäftsberichte noch Goodwill in Milliardenhöhe. So etwa bei ThyssenKrupp und DaimlerChrysler, der heutigen Daimler AG. Bei RWE und Tui hat das Handelsblatt immaterielle Werte in Höhe von je 700 Millionen Euro ermittelt.

 

Mehr Goodwill als Eigenkapital

Wie gefährlich die Größe des Goodwills für ein Unternehmen ist, kann vom Verhältnis zum Eigenkapital eines Konzerns abgeschätzt werden. Acht Konzerne, darunter die Marktforschungs-Gesellschaft GfK, haben nach Erkenntnissen der Studie inzwischen mehr Goodwill als Eigenkapital in der Bilanz. Dies gilt als sehr riskant.

 

Das Verhältnis von Eigenkapital zu Goodwill liegt beim Autozulieferer Conti derzeit bei 36 Prozent. Doch eine Übernahme aus der jüngsten Zeit könnte das schnell ändern. Für die ehemalige Siemens-Tochter VDO hatte Conti nämlich 11,4 Milliarden Euro aufgeboten, das Zehnfache des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von VDO. Auch wenn Teile von VDO schon bald wieder weiterverkauft werden, das Risiko, dass enorme Wertberichtigungen auf das Unternehmen vorgenommen werden müssen, bleibt.

http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_269498

 

 

 

http://lists.unix-ag.uni-kl.de/pipermail/a...ber/000656.html

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bua06
Bilanzveröffentlichungen sind Wehrmachtsberichte in Friedenszeiten: Im Ganzen falsch und in Kleinigkeiten exakt.
hab ich mal irgendwo gelesen :P

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Cairol

 

Bevor es in der Praxis tatsächlich zu Goodwill-Impairments kommt, müssten schon gravierende negative Entwicklungen bzgl. des akquirierten Unternehmens auftreten. Die entsprechenden IFRS-Standards sind außerdem relativ dehn- und interpretierbar. Es gibt einige Gestaltungsspielräume, die es erlauben notwendige Impairments zu unterlassen bzw. aufzuschieben.

 

Die pauschale Aussage, dass GW, der das EK überschreitet immer als sehr riskant gilt, ist schlichtweg falsch, da Branchenspezifika zu beachten sind. Wenn man z.B. Microsoft übernehmen würde, bestünde der wesentliche Teil des Kaufpreises aus Goodwill, da der Wert von Microsoft aufgrund von Rechnungslegungsstandards nicht bilanzier- bzw. aktivierbar ist. Das ist ungefähr so als würde ich sagen, dass das Anlagevermögen von ThyssenKrupp das EK übersteigt und da auf dieses außerordentliche Abschreibungen vorgenommen werden könnten, ein sehr hohes Risiko besteht.

 

Allein schon die Aussage, dass Goodwill als Belastung bezeichnet wird, zeigt, dass die Autoren entweder auf Effekthascherei aus waren oder keine Ahnung vom Thema haben.

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caspar

aber trotzdem ist was dran, dass firmen gerade nach laengeren haussen zur finanzierung des (anorganischen) wachstums bereit sind tiefer in die tasche zu greifen (oder schlichtweg fuer die neuen tochterunternehmen zu hohe diskontierte cashflows annehmen)...oder?

 

kommt dann die rezension, brechen diese ueberdrueber cashflows halt weg und die firmenwerte, die ja auch zum goodwill gehoeren, muessen nach angepassten impairmenttest entsprechend abgeschrieben werden...

 

dass natuelrich ein softwareunternehmen mehr goodwill hat als ein maschinenbauer ist klar...und obige kritisierte aussage daher zu pauschal...aber da wo sich der goodwill auf firmenwerte konzentriert schaut das schon wieder anders aus?

 

was meinst du?

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