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Thomas

Zur Info, den Artikel fand ich sehr interessant und ansprechend. :)

 

Vielen Anlegern ist das entgangen: Während die Börsianerwelt immer noch auf die USA starrt, konnte mit europäischen Aktien im vergangenen Jahr mehr Geld verdient werden. Auch für 2005 stehen die Börsenampeln in Europa auf grün. Grund: Nach und nach nimmt auch die Wirtschaft in Europa Schwung auf. Eine Abkopplung von den US-Börsen wird zunehmend wahrscheinlicher.

 

Dem Devisenmarkt ist es schnuppe, dem Aktienmarkt eigentlich auch: Die USA verzeichnen zwar ein höheres Wirtschaftswachstum als Europa, trotzdem bietet der alte Kontinent die lukrativeren Anlagemöglichkeiten. Der Höhenflug des Euro ist nur ein Indiz für die steigende Bedeutung des europäischen Wirtschaftsraums, die deutlich bessere Performance des Aktienmarkts ein anderes: Während der US-Leitindex Dow Jones im vergangenen Jahr nur um zwei Prozent vorankam, schlug sich der Euro Stoxx 50 mit einem Zuwachs von 4,7 Prozent deutlich besser. Und die Experten sind sich einig: Für 2005 sieht es sogar noch besser aus. "Wir sind für den europäischen Raum sehr zuversichtlich", sagt etwa Friedrich Mostböck, Chef der Research-Abteilung und damit erster Aktienstratege der Ersten Bank in Wien. Ähnlich optimistisch ist man bei Goldman Sachs. "Wir erwarten für europäische Titel eine Aktienrendite von acht bis zehn Prozent", sagt Peter Oppenheimer, Chef-Stratege der Goldman-Sachs-Pan-European-Equity-Portfolio-Gruppe in London. Das Interessante dabei ist: Die Experten stört es kaum, dass die meisten Wachstumszahlen auf dem alten Kontinent relativ niedrig sind. Der Grund: Während in Asien das Wachstum hauptsächlich aus der Produktionstätigkeit kommt, ist es in Amerika in erster Linie der Konsum, der die Konjunktur treibt. Europa dagegen gilt immer noch als Binnenmarkt. Das heißt: Das meiste, was hier produziert wird, wird hier auch konsumiert. "Unter diesem Aspekt ist es nicht verwunderlich, dass Europa langsamer wächst.

 

Deshalb haben europäische Aktien einen deutlichen Bewertungsabschlag gegenüber amerikanischen", erklärt Hans-Peter Schupp vom Frankfurter Investmenthaus Mainfirst. Während der Dow Jones beispielsweise ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2005 von rund 17 aufweist, kommen die Werte im Euro Stoxx 50 nur auf ein KGV von zwölf. Hinzu kommt, dass sich die Wachstumszahlen ohnehin schwer vergleichen lassen. Aus europäischer Sicht könnte man auch sagen: Die Amis tricksen. Denn bei der Berechnung des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts fließen technische Entwicklungen wie die Jahr für Jahr zunehmende Leistungskraft der Computer mit ein. In Europa spielen solche Dinge keine Rolle. Auch bei der Berechnung des Produktivitätswachstums rechnen die Amis schön. "Bei gleicher Methodik schmilzt der Produktivitätsvorsprung der USA gegenüber Euro-Land von 1,5 auf 0,5 Prozentpunkte pro Jahr, gegenüber Deutschland ebnet er sich sogar ein", sagt Bernhard Gräf von der Deutschen Bank. Statistische Unterschiede hin, andere Berechnungen her - viele institutionelle Investoren rechnen dieses Jahr sowieso mit einer nachlassenden Dynamik des amerikanischen Wirtschaftswachstums. Und: In Europa kommen wichtige strukturelle Veränderungen wie die Lockerung des Arbeitsmarkts weiter voran. Aus Sicht der Experten ist deshalb eine niedrigere Bewertung der Euro-Aktien nicht mehr gerechtfertigt. "In Europa haben wir 2005 einen höheren Gewinnhebel", erklärt Erste-Bank-Experte Mostböck. Zumal die Firmen aus EuroLand deutlich höhere Gewinne einfahren dürften. Das Kreditinstitut geht bei den US-Firmen nur von einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 9,4 Prozent aus, während die Ergebnisse im Euro-Raum um 12 Prozent klettern sollen.

 

Dennoch: Trotz der guten Aussichten bleibt Stockpicking auch 2005 Trumpf. So konnten vergangenes Jahr Investoren viel Geld verlieren, wenn sie aufs falsche Pferd gesetzt haben. Der französische Einzelhändler Carrefour büßte beispielsweise 20 Prozent ein, die Aktie des Elektronikriesen Philips verlor 16 Prozent. Dagegen legte der italienische Energieversorger Enel um über 40 Prozent zu, die Aktie der Telecom Italia um 28 Prozent.

Um die besten Werte unter Europas Blue Chips herauszufiltern, sollten Anleger auf drei Faktoren achten: Cash, Wachstum und niedrige Bewertung. Vor allem Firmen, die hohe Gewinne abwerfen und viel Geld in der Kasse haben, sind für Investoren interessant. Ein beliebtes Mittel, um das Interesse der Börsianer zu verstärken, ist der Rückkauf eigener Aktien, den sich vor allem finanzkräftige Konzerne oft leisten. Da die zurückgekauften Aktien vom Markt genommen werden, steigt zum einen der rechnerische Gewinn je Aktie, zum anderen führt die Verknappung des Angebots nicht selten zu steigenden Kursen.

 

"Aktienrückkauf-Programme sind fast immer ein Pluspunkt", erklärt Wertpapieranalyst Daniel Bostrom von Morgan Stanley. Er hat herausgefunden: Zwei Drittel aller Aktien, bei denen ein Rückkaufprogramm angekündigt wurde, entwickeln sich besser als der Gesamtmarkt. Kandidaten für diese Strategie sind der Pharmariese Novartis und die Großbank UBS. Die beiden Schweizer Unternehmen wiesen zuletzt fundamental sehr gute Zahlen aus. Eine andere beliebte Methode, die Cash-Bestände zum Wohl der Aktionäre einzusetzen, ist, einen Großteil des Gewinns an die Anleger auszuschütten. Zur europäischen Spitze zählt dabei der britische Wasserversorger United Utilities. Das Unternehmen, dessen Geschäftsjahr am 1. April beginnt, hat auf dem aktuellen Kursniveau eine Dividendsenrendite von über sieben Prozent. Beim Firmenvermögen muss es sich aber nicht immer um liquide und ausschüttungsfähige Mittel handeln. So ist beim französischen Renault-Konzern zum Beispiel allein die 44-Prozent-Beteiligung an Nissan rund 14 Milliarden Euro wert. Somit wird bei einer Marktkapitalisierung von 17,7 Milliarden Euro das Geschäft von Renault (ohne Nissan) mit gerade 3,6 Milliarden Euro bewertet. Hinzu kommt, dass Renault mit einem KGV von fünf einer der billigsten Blue Chips in Europa ist.

 

Mit einem KGV von weniger als zehn ist auch der norwegische Öl- und Gasförderer Statoil lukrativ bewertet. Da die Öl- und Gasreserven auf dem norwegischen Festlandsockel knapper werden, hat die Regierung, die 77 Prozent an dem Konzern hält, Statoil die Genehmigung erteilt, nun auch in der Barentssee nach Brennstoffen zu suchen. Dort werden riesige Öl- und Gasreserven vermutet.

 

Zudem können Anleger auf Sondersituationen setzen. So ist der Bauzulieferer Wienerberger sehr stark in der Boom-Region Osteuropa vertreten. 20 Prozent ihres Umsatzes machen die Österreicher inzwischen in Polen, Ungarn und Co. Tendenz steigend. Bei einem geschätzten Gewinnwachstum von knapp 50 Prozent in diesem und 14 Prozent im nächsten Jahr ist die Aktie bei einem KGV von 13 günstig bewertet. Der britische Mobilfunker MMO2 ist wie Konkurrent Vodafone oder T-Mobile der Beweis, dass in gewissen Branchen die Europäer die Amis hinter sich gelassen haben. Die größten Mobilfunkkonzerne der Welt sitzen in Europa - und sie wachsen zum Teil rasant. So hat MMO2 im ersten Halbjahr den Umsatz um 23 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro gesteigert. Der Bruttogewinn kletterte um 37 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, der Schuldenstand sank von 531 auf 342 Millionen Euro. Gewieften Anlegern sollte das nicht schnuppe sein.

 

von Tobias Meister

 

Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),00:35 02.01.2005

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andy

Hi Thomas,

sehr interessant der Artikel!

Ist mal schön zu hören, dass Europa nicht so "schlecht" ist, wie man oft redet - und schon garnicht im Vergleich zu USA.

Der Artikel macht richtig Lust, in ein europäisches Unternehmen zu investieren....bin ja soundso auf der Suche nach einer Investition!

 

Um die besten Werte unter Europas Blue Chips herauszufiltern, sollten Anleger auf drei Faktoren achten: Cash, Wachstum und niedrige Bewertung.

Dafür gibts doch bestimmt Kennzahlen, oder?

Für die Bewertung gibt KGV, KUV...

Kennt ihr andere?

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bart

zu währung:

nicht der Euro ist stark, sondern der dollar schwach. kann man wenn man mit weiteren wichtigen währungen vergleicht feststellen. Das mag vielleicht mit den hohen shculden wenn ich mich nicht irre 7000 milliarden und eines jährlichen handelsbilanzdefizites von 300 milliarden dollarn zu tun haben.

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Aktiencrash
nicht der Euro ist stark, sondern der dollar schwach. kann man wenn man mit weiteren wichtigen währungen vergleicht feststellen.

 

Zum US Dollar ist der Euro stark, sonst würde er im Wert zum US Dollar nicht steigen. Was der Euro im Verhältnis zu anderen Währungen macht, ist eine eigene Geschichte !

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aequitas

interessanter artikel.

thx thomas

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