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Puppet Master

Frage: Wie funktionieren Hedgefonds?

 

So wie ich das verstanden habe, verkaufen die Hedgefonds-Leiter Aktien, die sie später erst erwerben wollen. Durch den Verkauf drücken sie natürlich den Kurs und gewinnen dann an der Differenz aus Kauf - Verkauf.

 

Fragen:

(1) Stimmt das so überhaupt?

(2) Wie funktioniert das überhaupt? Ist das immer möglich, dass ich Aktien verkaufe, die ich gar nicht besitze?

(3) Kann man da überhaupt verlieren, weil wenn man mit genug Kapital arbeitet, drückt man ja unweigerlich den Kurs deutlich runter, oder?

(4) Bis 2003 waren Hedgefonds in Deutschland ja verboten. Wie kann man die verbieten?

(5) Welche Ziele verfolgen solche Hedgefonds wie TCI (bei der dt. Börse), die klein einsteigen ohne sehbare Kursbeeinflussung und machen großen Lärm dort?

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TraderS

Hallo Puppet Master !

 

Ich will mich mal an Deinen Fragen versuchen ;)

 

Allgemein gilt zu sagen, dass Hedgefonds sehr risikoreich sind und der eigentliche Handel in diesem Bereich der Finanzwelt nur Profis bzw. Leuten mit bestimmter Zulassung möglich ist. Der "Privatanleger" kann daher nur über sogenannte "Dachgesellschaften" an Hedgefonds partizipieren.

 

 

Fragen:

(1) Stimmt das so überhaupt?

 

Also ein Hedgefond ist in der Lage, in verschiedene Positionen von Wertpapieren, oftmals Aktien, "short" und "long" zu gehen. Was heisst das ?

 

Geht man in eine Position "long", etwa Siemens, dann heisst das nichts anderes, als dass man heute Siemens Aktien kauft und diese auch dem Depot des HFonds gutgeschrieben werden. Du verfügst also darüber.

 

Geht man in eine Position "short", dann heisst dass, das man heute schon Aktien verkauft, die man noch gar nicht hat. Du bist aber verpflichtet, die Aktien irgendwann (zu einem bestimmten Termin) an Deinen Kontraktpartner zu liefern. Du musst Sie also irgendwann beschaffen und dann übergeben. HIer besteht nun die Möglichkeit für die Fonds Geschäfte zu machen. Wenn man genug Informationen besitzt, die andere i.d.R. nicht besitzen sollten, verkaufst Du heute Aktien zu einem Preis x. Der Clou, diese Aktien kaufst Du später zu einem Preis von y, wobei für einen Erfolg immer gelten sollte: y<x

 

 

 

(2) Wie funktioniert das überhaupt? Ist das immer möglich, dass ich Aktien verkaufe, die ich gar nicht besitze?

 

Ja ! Wie gesagt, es gibt Möglichkeiten, sich die Aktien die Du heute verkaufen willst, bei jemand anders leihst, ihm diese aber dann auch irgendwann zurückgeben musst. Auch hier gilt wieder die Sache mit dem x und dem y ;)

 

(3) Kann man da überhaupt verlieren, weil wenn man mit genug Kapital arbeitet, drückt man ja unweigerlich den Kurs deutlich runter, oder?

 

Also das ist eine Frage, die jetzt sehr finanzwirtschaftlich wird. Zwei Faktoren spielen eine wesentliche Rolle:

1. Kapital

2. Information

 

ach ja ... und 3. Psychologie :D

 

Wie Du vielleicht weisst, gibt es da den Ungar George Sorros, der vor vielen Jahren die Bank von England in die Knie gezwungen hat und in knapp einer Woche über eine Mrd. (!!!) Dollar gewonnen hat, als er gegen das Britische Pfund gewettet hat. Heute ist sein Quantum-Fonds einer der erfolgreichsten Hedge-Fonds der Welt.

 

Aber zurück zu Deiner Frage 2.

Der von Dir genannte Weg ist möglich, wenn die Informationslage schnell ist und man ebenfalls schnell reagiert.

 

Grundsätzlich gilt aber an funktionierenden Kapitalmärkten, dass dort keine sogenannten "Abitrage-Möglichkeiten" bestehen. Eine Abitrage-Möglichkeit ist eine Strategie, die ohne eigenen Kapitaleinsatz einen risikolosen Gewinn ermöglicht. So etwas ist nur in absoluten Ausnahmefällen möglich und von Privatpersonen sehr sehr unwahrscheinlich.

 

Das Prinzip der Hedge-Fonds ist, dass sie durch gezielte Informationsverarbeitung und -weitergabe gepaart mit massivem punktuellen Kapitaleinsatz Kurse manipulieren. Dabei kommt es in erster Linie auf das Fonds-Management an.

Wichtig auch, Leute wie Warren Buffet sind KEINE Hedge-Fonds Manager. Das ist etwas ganz anderes.

 

(4) Bis 2003 waren Hedgefonds in Deutschland ja verboten. Wie kann man die verbieten?

 

Durch bestimmte Gesetze die sich in Deutschland mit dem Kapitalmarkt- Bank und Börsenwesen befassen. Mit diesen "Anti-Gesetzen" sollte in erster Linie vermieden werden, dass ein gewisses Raubrittertum bei gleichzeitigem Anlegerschutz unter Kontrolle gehalten wird. Wichtig auch hier, Raubrittertum meint nicht die aktuelle Kapitalismusdebatte.

 

(5) Welche Ziele verfolgen solche Hedgefonds wie TCI (bei der dt. Börse), die klein einsteigen ohne sehbare Kursbeeinflussung und machen großen Lärm dort?

 

Eine sehr gute Frage ;) ALso die Strategien sind vielfältig und oft nur dem Fonds-Manager bekannt.

Bei der dt. Börse geht es Herrn Hohn, dass ist der Manger von TCi wohl in erster Linie darum, dass er an das starke Liquiditätspolster kommt. Nach dem Scheitern der Übernahme, die Engländer sollten zum Teil auch in Bar angefunden werden, ist dieser Betrag nun frei und daher Ziel der Aktionäre in Form von Ausschüttungen. TCI will durch die Entfernung wichtiger Funktionäre in AR und VSt dafür sorgen, dass der Weg frei gemacht wird und die Eigern ebenfalls eine Sonderausschüttung verlangen.

Wenn Du so willst, die Kuh "Deutsche Börse" soll einmal besonders stark gemolken werden.

 

Nach meinen Informationen hält TCI momentan 8 % an der Dt.B. Man muss wissen, dass man für wirklich wichtige Entscheidungen die sog. Sperrminorität von 25 % des Grundkapitals einer AG besitzen muss. Hohn setzt wohl stark auf seine momentane Medienpräsenz und seine öffentlich gewordenen Absichten. Es bleibt abzuwarten, was da in Zukunft passiert.

Meiner Meinung nach wird sich das aber wohl doch nicht so abzeichnen, wie er alle momentan denken. Ich schätze, dass TCI hier aussteigt, sobald der Kurs einen gewissen Wert erreicht hat. Fakt ist nämlich, dass TCI nicht erst seit 2 Wochen die dt. Börse gekauft hat.

 

 

Okay, hoffe ein bisschen geholfen zu haben B)

 

Gruß

TraderS

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Puppet Master

Danke für die ausführliche Antwort.

 

Hätte da trotzdem noch mal ein paar Fragen:

 

(1) Woher kommen die Aktien, die der HF-Manager sich leiht? Von der Bank? Gibt es Situationen, dass keiner die Aktien verleihen will?

 

(2) Die Funktionsweise ist mir doch noch nicht so ganz klar.

Ich meine wie George Sorres zu seinem Geld gekommen ist, ist relativ einfach zu verstehen. Dadurch das er in großem Maße Pfund verkauft hat und DM gekauft, geriet der Pfund unter starken Abwertungsdruck. Und als der Pfund vollständig freigegeben wurde und dementsprechend abwertete, konnte er billig zurückkaufen und so seine Kredite bezahlen.

 

Aber Aktienkurse funktionieren da ja doch ein bisschen anders, oder?

Wenn man als Beispiel mal eine "short"-Position nehmen:

Der Manager würde im großen Maße geliehene Aktien verkaufen, dann würde er die doch nur zu einem extrem niedrigen Preis loswerden, da er doch sonst nie Aktien in so großem Umfang los würde, oder?

Und wenn er die Aktien kaufen müsste um seine Verbindlichkeiten zu erfüllen, würde er das sehr teuer machen müssen, da ja sonst nie genug Leute dazu bereit wären ihre Aktien zu verkaufen, oder?

Das heiße doch, dass der Informationsvorteil (bzw. auch zur Not selbst in Umlauf gebrachte Gerüchte) gigantisch sein müsste, damit sich das rechnet, oder?

 

(3) Ich will jetzt hier keine Heuschrecken Diskussion lostreten, aber könnte man zumindest bei einigen Hedge-Fonds durchaus deutliche Kritik an deren Verhalten üben, wie beispielsweise TCI bei der dt. Börse? Weil klar, dass es das gute Recht von Anteilseignern ist, hohe Dividenden zu forden, aber langfristig hätte die dt. Börse ja schon vermutlich von der Übernahme der engl. Börse profitiert. Oder wie seht ihr das?

 

Aber ums nochmal zu betonen: Ich will damit nicht Müntes Heuschrecken-Philosophie befürworten, eher im Gegenteil. (Abgesehen davon, dass TCI ja nichtmal auf der Liste auftauchen, da die sich ja durch ihre Unterstützung der dritten Welt eine weiße Weste erkaufen. Münte zieht ja nur auf Private Equity Fonds und andere Investoren ab, die schon einige Male aus einer Konkursmasse, florierende Unternehmen gemacht haben...)

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TraderS

Hi !

 

(1) Woher kommen die Aktien, die der HF-Manager sich leiht? Von der Bank? Gibt es Situationen, dass keiner die Aktien verleihen will?

 

Nein, also Aktien können eigentlich immer geliehen und verliehen werden. Wenn z.B. eine Bank das auf diese Weise abwickelt, dann nimmt sie die Aktien die sie verleiht einfach aus den Depots ihrer Kunden. Die Kunden bekommen davon aber nichts mit. In ihrem Depot erscheinen immer noch Anzahl und Bezeichnung der Aktien. Irgendwann, wenn das Geschäft abgewickelt ist, werden sie dann zurückgelegt.

Da jetzt sicher die Frage kommt, "aber was, wenn der Kunde vorher seine Aktien verlaufen will?" , sage ich gleich, dann werden auch hier wieder die Aktien aus einem anderen Depot "geliehen".

 

Man darf das nicht zu statisch sehen. Nur ganz ganz wenige Leute haben noch Aktien zu Hause und im Zeitalter des elektronischen Handels ist nahezu alles möglich.

 

Ich werde die Tage mal ein anschauliches Beispiel posten. Damit habe ich das damals gelernt und ich finde es ist recht anschaulich.

 

 

Wenn man als Beispiel mal eine "short"-Position nehmen:

Der Manager würde im großen Maße geliehene Aktien verkaufen, dann würde er die doch nur zu einem extrem niedrigen Preis loswerden, da er doch sonst nie Aktien in so großem Umfang los würde, oder?

 

Um es mal auf eine ganz simple Form zu bringen: Entschließt sich der HF zu einer short Strategie über die Aktie Siemens die aktuell zu sagen 65 Euro notiert, dann geht er an eine Bank (seinen Abwicklungspartner) und leiht sich dort die Aktien.

Die Bank geht hin und nimmt wie oben schon beschrieben, die Aktien aus den Depots ihrer Kunden.

Wir halten fest, der HF steht jetzt in der Pflicht, die Aktien irgendwann zurückzugeben.

Jetzt verkauft der HF die Aktien, der Kurs fällt, sagen wir auf 50 Euro und er kauft sie danach zu einem Kurs um die 55 Euro zurück und gibt die Aktien dann auch der verleihenden Bank wieder.

Natürlich verlangt die Bank für das Verleihen ebenfalls eine Gebühr. Diese ist dem HF vorher aber schon bekannt, sodass er überschauen kann, wie es für ihn laufen muss, damit er Gewinn macht. Daran wird aber auch deutlich, dass solche Strategien nicht immer aufgehen müssen.

Letztlich verdienen HF aber auch schon an kleinen Kursveränderungen, da sie mit erheblichem Kapitaleinsatz arbeiten.

 

Denn anders als bei Private-Equity-Fonds wird den Hedgefongds das Geld für eine kurze Zeit überlassen und somit sind die überlassenen Summen in der Regel sehr hoch.

 

 

(3) Ich will jetzt hier keine Heuschrecken Diskussion lostreten, aber könnte man zumindest bei einigen Hedge-Fonds durchaus deutliche Kritik an deren Verhalten üben, wie beispielsweise TCI bei der dt. Börse? Weil klar, dass es das gute Recht von Anteilseignern ist, hohe Dividenden zu forden, aber langfristig hätte die dt. Börse ja schon vermutlich von der Übernahme der engl. Börse profitiert. Oder wie seht ihr das?

 

Na ja, das kann man "so" und "so" sehen würde ich sagen. Natürlich sind Hedgefonds keine PE-Fonds und machen die Kursen eher kaputt. Aber stell dir nur mal vor, rein fiktiv, der DGB würde einen Teil seiner Mitgliederbeiträge zu Anlagezwecken einem HF übergeben um für bessere Zeiten gerüstet zu sein, oder den Arbeitslosen Mitgliedern ein höheres Arbeitslosengeld zahlen zu können. Dann würde sich da sicher auch keine drüber beschweren :D

 

Münte zieht ja nur auf Private Equity Fonds und andere Investoren ab, die schon einige Male aus einer Konkursmasse, florierende Unternehmen gemacht haben...)

 

Ja also das ist mir auch völlig unverständlich. Gerade die PE-Fonds sind in Zeiten wo sich die Banken schon nahezu vollends von der Mittelstandfinanzierung verabschiedet haben, unverzichtbar. Diese Fonds legen ihre Gelder im MIttel mit Laufzeiten zwischen 5 und 10 Jahre an und in den meisten Fällen werden Arbeitsplätze erhalten und sogar dazugeschaffen. Aber gut, das hat alles sowieso eine einfacher Erklärung: Wahlkampf

 

 

Schönen Gruß

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