Moderne Portfoliotheorie

[BrokerAgent]

Was haltet ihr von der Modernen Portfoliotheorie von Harry M. Markowitz? Ich bin heute zufällig darauf gestoßen und muss sagen, dass sich das in der Theorie recht interessant anhört. Praktisch denke ich nur ist das System kaum umzusetzen, oder nur unter sehr großen Zeitaufwand.

[Hubert]

Jemand schrieb mal, das sei eine Theorie, zu der es kein Problem gäbe. Sicher ist Diversifizierung richtig und die Theorie scheint als solche auch brillant. Aber sie betrachtet nur die Ergebnisse der Vergangenheit und schriebt sie in die Zukunft fort.

Man soll sie sich ruhig anschauen. Ich nutze sie nicht.

Auch hier haben die Verkäufer diese Theorie ausgegreben, um ihren Kunden unter dem Argument der Wissenschaftlichkeit regelmäßig etwas neues andrehen zu können.

Auch hier gilt: Würde diese Theorie stimmen, es reichte ein Computer für die Anlageentscheidungen und tausende Händler wären arbeitslos... die aber sind noch immer im Dienst. Warum wohl?

[TraderS]

Auch hier haben die Verkäufer diese Theorie ausgegreben, um ihren Kunden unter dem Argument der Wissenschaftlichkeit regelmäßig etwas neues andrehen zu können.

 

Na ja, so würde ich das aber nicht sehen. Fakt ist, dass die Portfpoliotheorie eine der wohl wichtigsten Entdeckungen der Finanziwirtschaft ist. Markowitz hätte nicht umsonst einen Nobelpreis dafür bekommen.

 

Kernaussage ist, dass es für den Anleger einzig und allein darauf ankommt, welchen Risikobeitrag ein einzelnes Wertpapier zum Risiko des gesamten Portfolios (Depot) beiträgt. Daraus folgt, dass es egal ist, welches Risiko die einzelne Aktie hat.

Das ist natürlich für manche Leute schwer zu verstehen, da sie bei der Auswahl ihrer Aktien nur danach gehen, welches Risiko die einzelene Aktie in Zukunft erwarten könnte. Das ist aber genau falsch und die Aussag der Pf-Theorie. Man muss seine Aktien danach so kaufen, dass das Risiko des PF minimal wird.

 

Wenn man z.B. 100.000 Euro zur Vergügung hat, sollte man nicht 50.000 in Bayer und 50.000 in die BASF investieren. Geht der Markt für Chemie runter, fallen beide Aktien ab.

Jetzt wird jeder sagen, "wow, dafür braucht man keine besondere Theorie um das zu erkennen." Richtig !

Man benötigt aber dann eine Theorie, wenn man merkt, dass wenn man SAP und BASF im Depot hat, Ölpreis z.B. steigt, komischerweise aber auch die SAP Aktie fällt.

 

Außerdem, die Portfoliotheorie ist eigentlich noch nicht das Ende. Ganz im Gegenteil: Die PF-Theorie ist der Input für das wohl wichtigste Modell in der Finanzwirtschaft, das sog. Capital Asset Pricing Modell (CAPM).

Jeder und wirklich jeder der irgendwo in der Finanzwelt arbeitet hat davon schon gehört und es schon mehrmals anwenden müssen.

Befindet man sich in Auswahlgesrpächen um Praktika oder Stellen bei der Deutschen Bank oder Goldman Sachs, so wird man dies regelmäßig gefragt.

 

Der Kritikpunkt, dass die Werte vergangenheitsorientiert sind, ist richtig. Jedoch werden heute Verfahren (hoch mathematisch komplex) angewendet unter Zurhilfenahme von statistischen Methoden, die die Extrapolation in die Zukunft ermöglichen.

 

Allerdings muss man auch sehen, dass Börsenteilnehmer, die ihr Wissen hauptsächlich aus Büchern von Kostolany und anderen "Experten" gewinnen und sich auch die TA berufen oder oftmals auch das Gefühl und Erfahrungswerte, diesen Ansätzen nicht soviel Beachtung schenken werden. Fakt ist auch, dass für diese Modelle und Theorien WIssen erforderlich ist, an welches der Otto-Normal Bürger nicht gelangt, weil eben viele statistische Daten benötgt werden.

 

Tatsache ist, dass wenn man sich bei einer internationalen Investmentbank bewerben würde und dann sagen würde, man hat Kostolany gelesen und man ist sicher im Umgang mit der TA, man mit 100000 % tiger Sicherheit ausgelacht werden würde

Kein Investmentbanker hat diese Bücher auf dem Schreibtisch. Diese Leute greifen auch Bücher zurück, die von Professoren geschrieben wurden und in denen wenig Text und dafür umso mehr Formeln und Zahlen stehen.