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Thomas

Der Arbeitsmarkt aus Sicht der Neoklassik

Empfohlene Beiträge

Thomas

"Es gibt ein Meinungskartell in den Wirtschaftswissenschaften,

das eine ausschließlich angebotsorientierte Wirtschaftspolitik befürwortet."

Heiner Geißler

 

Diese Seite möchte ich keinem vorenthalten.

http://www.systemfehler.de/debatte/arbeit.htm

 

Sehr aufschlussreich, wie ich finde. Und es stecken einige gute Informationen darin. Warum es so ist, wie es ist.

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feuernebel

Ich weis ich bin relativ neu hier im Forum und der Anstand verbietet es eigentlich sich gleich zu Beginn Feinde zu machen. ;)

Aber als Nationalökonom schreit mein Verstand laut auf vor Schmerz wenn ich diesen nachfrage-orientierten Mumpitz lese. :(

 

Der Link ist ja nicht schlecht, das meiste stimmt sogar (ausser das einige Fehler eben keine sind) :thumbsup:

 

Was würde passieren, wenn die Löhne nach oben angepasst werden würden?

Alle würden mehr verdienen. Würden wir auch mehr konsumieren? Vielleicht, etwas mehr essen, mehr Kleidung und sich vielleicht etwas mehr Luxus können. Was wird von dem zusätzlichen Konsum in Deutschland produziert?

Kleidung kommt aus Asien, Nahrungsmittel aus der ganzen Welt wesentlich mehr Autos werden auch nicht gekauft werden.

Aber mal ehrlich würden wir als Privatpersonen Maschinen, chemische Erzeugnisse usw kaufen? Wahrscheinlich nicht, obwohl doch gerade dies in Deutschland produziert wird! D.h. die Maschinenbauer in Deutschland müssten höhere Löhne zahlen und ihr Absatz würde nicht steigen. Im Gegenteil ihre Kosten würden steigen und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit würde sinken! Bei der chemischen Industrie und einigen anderen gilt das gleiche Argument.

 

Die Nachfrage anzkurbeln kann nur ein kurzfristiger Effekt sein, dies hat übrigens schon Keynes so gesehen. In einer konjunkturellen Krise kann mit einer antizyklischen Fiskalpolitik die Wirtschaft stabilisieren.

 

Haben wir aber eine konjunkturellen Krise oder eine strukturelle?

Wenn man sich die europäischen Nachbarn einmal anschaut (ausser Frankreich) dann sieht man, dass es nicht an der Konjunktur liegt!

D.h. es gibt in Deutschland ein strukturelles Problem, hier hilft die Nachfrage-orientierte Wirtschaftspolitik nichts.

Vielmehr müssen wir zu unseren ordnungspolitischen Grundsätzen zurückfinden. Weniger Bürokratie, Leistungswettbewerb und Konsumentensouveränität (Freiburger Schule!).

Dies bedeutet dass man Reformen machen muss die noch viel weitergehen, als dieser tropfen auf den heissen Stein namens Agenda 2010.

Der Arbeitsmarkt muss massiv dereguliert werden, hinfort mit der Kartellmacht der Gewerkschaften (die die Zeichen der Zeit nicht erkennen)

Die Lohnnebenkosten müssen sinken und die Sozialsysteme entlastet werden, der Haushalt sollte ausgeglichen sein (es soll ja Staaten geben die sogar einen Haushaltsüberschuss haben - Kanada!)

 

Dies sind alles strukturelle Reformen, von einer einfachereren Steuergesetzgebung ganz zu schweigen.

 

Wie gesagt Nachfrage-orientierte Wirtschaftspolitik ist nichts für die lange Frist da funktioniert es nicht. Da nützt es auch nichts wenn man an den makroökonomischen Modellen herummault weil sie nicht der Realität entsprechen. Deshalb sind es ja Modelle!

 

Soweit fürs erste

 

Feuernebel (der sich jetzt las Turbo-Neo-Liberaler ge-outet hat) :D

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Teletrabbi

Dann spiel dasselbe bitte mal mit der angebotsorientieren Wirtschaftspolitik durch. Kommst du da zu einem besseren Ergebnis?

Warum geht es denn so vielen in Deutschland schlecht, obwohl das BIP nicht deutlich gesunken ist und der Export brummt?

Auf den Export kann man nur geringen Einfluss nehmen, auf die Binnenwirtschaft kann man da doch dortlich mehr einwirken.

 

Mit den Strukturproblemen muss ich dir auf jeden Fall Recht geben. Die Ineffizienz in der Bürokratie hält man ja im Kopf nicht aus...

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feuernebel

Dass wir mit dem Strukturproblem einig sind ist gut. Bürokratieabbau usw. wäre ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Wachstum (vor allen Dingen nachhaltiges Wachstum).

 

Es stimt auch, dass man auf den Export als Regierung keinen grossen Einfluss nehmen kann. Aber auf die Binnennachfrage eben auch nicht, wollen wir die Deutschen zwingen deutsche Produkte zu kaufen - frei nach Künast: zurück zur Autarkie? Nein, dass kann nicht sein Wohlstand (das sagte schon Adam Smith) kann es nur geben wenn die Grenzen offen sind und jeder dass produziert was er gut kann. Dies bedeutete aber, dass wir in Deutschland um unsere hohen Löhne rechtfertigen zu können auch Güter/Dienstleistungen produzieren müssen die besser sind als die ausländischen (speziell asiatischen) Erzeugnisse.

Oder wie Sinn es formuliert: Wir müssen um soviel besser sein wie wir teurer sind.

 

Würde die Regierung also versuchen die Binnennachfrage anzukurbeln, z.B. höhere Staaatsausgaben, dann kurbeln wir damit nicht nur unsere Wirtschaft an, ein großer Teil dieser zusätzlichen Nachfrage wandert ins Ausland.

 

Die Frage, warum es uns in Deutschland schlecht geht obwohl Export brummt und das BIP nicht sinkt (sondern sogar wächst um ca. 1% pro Jahr) ist berechtigt.

Ich werde versuchen, sie kurz zu beantworten:

 

Die Produktivität in Deutschland steigt jedes Jahtr um ca. 2% (vielleicht auch etwas mehr). Das bedeutet wir können in diesem Jahr mit der gleichen Anzahl Beschäftigter 2% mehr produzieren als im letzten Jahr. Das heisst das BIP würde um 2% wachsen wenn wir keine Leute entlassen würden.

Wir brauchen also ein Wachstum des BIP von mindestens 2% (eher 2,5%) um die Arbeitslosigkeit zu senken!

Zum Einwand, dass unsere Exportwirtschaft brummt muss ich jetzt etwas in die Volkswirtschaftliche Gesaamtrechnung einsteigen:

Export ist alles was wir hier in Deutschland produzieren und ins Ausland verkaufen. Logisch!

Import ist, was wir aus dem Ausland beziehen.

Um es einfach zu machen ein Beispiel:

 

Nehmen wir mal an wir würden hier in Deutschland nur Autos produzieren. Nehmen wir weiter an wir würden (für ein Auto) dafür Rohstoffe aus dem Ausland im Wert von 5.000 Euro kaufen. Dann bearbeiten wir diese Rohstoffe und machen daraus ein Auto, welches wir für 15.000 Euro ins Ausland verkaufen. Sagen wir, wir brauchen dafür 10 Leute die daran arbeiten.

Fazit: Export: 15.000 Euro; Import 5.000

 

Was passiert jetzt, wenn wir nicht bnur die Rohstoffe aus dem Ausland kaufen, sondern auch, die Scheiben, den Motor, die Reifen eigentlich alle Einzelteile:

Dann müssen wir mehr für den Import ausgeben, sagen wir 10.000 Euro. Und wir brauchen weniger Beschäftigte, sagen wir nur noch 5.

Der Export bleibt aber gleich bei 15.000 Euro

Die Wertschöpfung im Inland ist gesunken! Genau das passiert in Deutschland wir verlagern die Wertschöpfung ins Ausland und bauen hier die Autos nur noch zusammen.

Und warum? Schlicht weil es zu teuer ist alles hier zu produzieren!

 

Jetzt kommen wir auch zur Angebotspolitik:

Ich habe gezeigt, dass die Nachfrage-orientierte Wirtschaftspolitik langfristig nicht funktioniert.

Die Angebots-orientierte Wirtschaftspolitik versucht einfach über geringe Kosten zu arbeiten (dies nützt uns auch im internationalen Wettbewerb). Denn unsere Firmen könnten ohne die billigen Importe nicht die Arbeitsplätze in Deutschland halten. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass diese Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland gestoppt wird. Es muss sich lohnen (für die Unternehmen) hier in Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen.

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Fussel

Also als erstes..

 

ich finde es zumindest äußerst positiv, dass dieser Artikel mal einen Gegenpart zum derzeit herrschenden Neo-Liberalismus in der Politik bezieht, da dieser in letzter Zeit meiner Ansicht nach vernachlässigt wurde..

 

dennoch sind viele Dinge meiner Meinung nach auch nicht einfach so hinzunehmen - vorallem die schon von feuernebel kritisierte einseitige Steigerung der Inlandsnachfrage nach höheren Löhnen..

Diese würden, so denke ich ebenfalls eher in (billigere) Ausländische Produkte investiert werden, als die in durch die Erhöhung der Löhne (noch) teureren deutschen Produkte. Dass heißt, dass die in Deutschland produzierten Güter nur bedingt von der zweifellos erhöhten Kaufkraft profitieren würden und im Vergleich zu im Ausland produzierten Waren nicht konkurrenzfähig sind.

 

Außerdem glaube ich, dass es den großen Unternehmen im Prinzip ziemlich egal ist, ob die Inlandsnachfrage anzieht, da sie eben den größten Teil Gewinne sowieso im Ausland machen (werden), da Deutschland für sie einfach (global gesehen) ein zu kleiner Markt ist

 

Bei den mittelständischen Unternehmen sieht es da meiner Meinung nach noch anders aus.. diese könnten durch eine Anhebung der Inlandsnachfrage deutlicher profitieren, da die teils regionalspezifische Produktpalette für einen größeren Kundenkreis erschwinglich wird

Dies könnte meines Erachtens auch durchaus zu einer höheren Beschäftigung führen.

 

Das Hauptproblem sehe ich langfristig allerdings in der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Selbst wenn die Kaufkraft jedes Einzelnen durch höhere Löhne zunimmt ist noch lange nicht gesagt, dass die Gesamtkaufkraft zunimmt, wenn im gleichen Zeitraum die Einwohnerzahl Deutschlands sinkt.

Vor diesem Hintergrund würde ich mich als global operierendes Unternehmen schon fragen, ob es sinnvoll ist in Deutschland zu investieren

 

Nun könnte man sagen man gleicht das Geburtendefizit Deutschlands durch Einwanderung aus, wie es bisher getan wurde.

Jedoch lässt sich dieses nur sehr ungewiss vorhersagen, außerdem ist dabei zu beachten, dass die Immigranten schon ein gewisses Alter haben, was zusätzlich zur Überalterung der Bevölkerung beiträgt..

Und wer konsumiert wohl mehr.. ein 20jähriger, oder ein 70 jähriger?

 

Zudem kommt bei einer schrumpfenden Bevölkerung eine höhere pro Kopf-Verschuldung eines jede Einwohners (selbst ohne Neuverschuldung) und damit auch zu geringeren Investitionen seitens des Staates durch geringere Steuereinnahmen und damit zwangsläufig zu höheren Steuern, was sich wiederum auf das Nettogehalt eines jeden Bürgers und somit negativ auf die Kaufkraft auswirkt ..usw. usw..

 

Ich denke also, dass man viele Dinge beachten muss und nicht nur die Schuld beim sogenannten Neo-Liberalismus, oder dessen Gegenteil suchen kann..

Patentrezepte gibt es nie..

Aber wenn man die Verschuldung Deutschlands und die Bevölkerungsstruktur wieder in einen normalen Rahmen und den Bürokratieabbau (deutlich!!) voranbringt, denke ich wäre schon mehr als die Hälfte getan..

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