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klausk
· bearbeitet von klausk

Wer Peanuts nicht ehrt, ist des Krimis nicht wert.

 

Kriminelles geschieht unter unseren Augen und bleibt trotzdem unsichtbar. Weil es übersehen wird. Es gibt Spuren, Hinweise, kleine Abweichungen von der Normalität. Widersprüchlichkeiten liegen offen zutage, doch keinen kümmerts -- sind ja nur Peanuts.

 

Krimis sind meistens mehr oder weniger bizarr. Das Folgende ist noch bizarrer, es ist nämlich Realität. Eine wahre Geschichte von "Peanuts", detektivischer Beharrlichkeit, Behördendummheit (im Krimi-Genre ist das so, in Wirklichkeit leider auch) -- und von dem Aufspüren eines Spionageunternehmens in den späten Achtzigern, in den späten Zügen des Kalten Kriegs. Noch mal: Diese Dinge haben sich wirklich zugetragen.

 

Was meine Erinnerung daran auslöste, war eine Diskussion im Unterforum Wissen. Dort ging es kürzlich um vermutlich Kriminelles, das mit einem Telefongeschäft begann. Schon verdächtig, sagte Sherlock, aber das arme Opfer sollte wenigstens lernen, nicht nur dass es reingefallen war, sondern auch worauf.

 

Da ging es um eine angebliche Goldmine in China und eine reale Spielbank in Las Vegas, wobei die Aktien Letzterer nicht ge- sondern verkauft wurden -- short sale. Der User hatte davon anscheinend nichts mitbekommen, aber die “Trade Confirmation” sagte so. Einige der Eigentümlichkeiten: Der Kurs von LVS stimmte nicht. Ferner wurden für beide Trades 0,00USD Gebühren erhoben. Und die Summe der Trades kam auf fast denselben Betrag hinaus, mit einer Differenz von 0,11€. Dennoch stand da: BAL 0,00€. Kurz, die angebliche Confirmation sah verdächtig handgestrickt aus.

 

Computer malfunction? Wohl kaum. Peanuts? Sicher, aber wie kams? Was steckte dahinter? Ich werde mir keinen abbrechen, um dieses Mysterium aufzuklären. Aber ein stellungsloser Astronom, Cliff Stoll, der in einem Minijob an seiner Alma Mater, der University of California Berkeley, die Computersysteme babysitten sollte, war in eben dieser Situation. Er sollte einen Fehlbetrag von sage und schreibe 75 Cents für verbrauchte Computerzeit aufklären und fand keine Spur des Benutzers. Nicht einmal eine falsche.

 

Ein Astronom hakt Unerklärliches nicht einfach ab. Er fängt an zu forschen.

 

Stoll bastelte an Hard- und Software, schlief nächtelang neben seinen Systemen und wartete darauf, dass der Unbekannte sich einloggte. Stoll wollte seine Spur verfolgen, bevor der Eindringling sie verwischen konnte.

 

Jener Anonymling, so fand Stoll schliesslich heraus, loggte sich von der Uni Hannover aus in die Uni Bremen, von dort nach Berkeley, von dort noch weiter und hangelte sich schliesslich durch mehrere militärische Computer, um dort ich weiss nicht was zu erschnüffeln. Er wusste, dass er Spuren hinterliess. Wusste auch wo -- und wusste, wie er sie löschen konnte. Ein Phantom. Wenn da nicht ein neugieriger Astronom gewesen wäre mit seiner Cleverness und seiner Hartnäckigkeit.

 

Unglaublich lustig trotz des ernsthaften Themas, technisch sauber aber leicht lesbar geschrieben.

 

Cliff Stoll, “The Cuckoo’s Egg”. http://www.amazon.com/Cuckoos-Egg-Tracking-Computer-Espionage/dp/1416507787/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1276820293&sr=8-1#reader_1416507787

 

Bücher über Firewalls und Sicherheit im Internet, Linux/Windows Sicherheit, etc., die seine Arbeit referenzieren:

http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Dstripbooks&field-keywords=cliff+stoll&x=0&y=0

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