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Schinzilord

Richtiges Benchmarking leichtgemacht

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Schinzilord
· bearbeitet von Schinzilord

Hallo!

 

Heute möchte ich euch ein wunderschönes Paper aus dem Jahre 1986 vorstellen, welches meines Erachtens absolut zeitlose Konzepte enthält:

Determinants of Portfolio Performance von Gary P. Brinson, L. Randolph Hood, and Gilbert L. Beebower (BHB1986_determinants of portfolio performance.pdf)

 

In diesem Paper geht es um ein einfaches Konzept, wie man herausfindet, woher die Renditeverteilung in eurem Depot im Vergleich zu eurer Benchmark wirklich herkommt.

Dazu braucht es nicht viel:

  • Eine Assetklassendefinition (bei mir Aktien, Anleihen, Immobilien, Abs. Return, Rohstoffe)
  • die Gewichte der einzelnen Assetklassen eurer Benchmark und eures Portfolios
  • und die Renditen der Assetklassen eurer Benchmark und eures Portfolios

Dann geht alles ganz schnell:

post-9048-0-21046100-1295902408_thumb.png

Alles in eine Matrix eintragen und berechnen lassen. Beispiel: Unter Actual / Passive steht die Summe aus allen Einzel-Gewichten aus dem aktiven Portfolio je Assetklasse multipliziert mit der Benchmarkassetklassenrendite): also z.B. 28% Aktienallokation * 20% Benchmarkaktienrendite + 72% Anleihenallokation * 5% Anleihenrendite). Dies ist dann euer Policy und Timing Return, weil es euer Markttiming (die Auswahl der Assetklassen) gewichtet mit der Benchmarkrendite.

Im Feld Timing Passive / Selection Actual ist dann eure Security Selection Return gewichtet mit der passiven Benchmark (also die Rendite, die eure ausgewählten Assetklassen in eurem Portfolio gemacht haben, wenn ihr jeweils so viele Anteile wie in der Benchmark festgelegt gehabt hättet).

etc. pp.

 

Hier habe ich es mal für mein Portfolio gemacht:

post-9048-0-64389100-1295901984_thumb.png

Und ich bin gnadenlos durchgefallen. Sowohl bei Timing als auch bei der Auswahl versemmelt. Bei "Other" habe ich zulegen können, das liegt wohl v.a. an meinen Sparplänen und demzufolge an der Umschichtung zwischen den einzelnen Assetklassen. Da ist der Durchschnitt natürlich nur eine Näherung. Im Gesamten habe ich meine Benchmark underperformt. Dies liegt aber v.a. an den geringeren Gewichten der gutgehenden Assetklassen Rohstoffe, Immobilien und Abs. Return. Hier muss ich erst noch meine Positionen aufbauen. Wenn ich noch das Risiko mit reinnehmen würde, würde es besser aussehen (ich habe leider nur monatliche Daten = Schmarrn).

Bei selection bin ich wohl auch deswegen so daneben, weil ich meinen geschlossenen KanAm gegen ein REIT Benchmark laufen lassen. Der Abschlag von 25% gegenüber REIT +27% bricht mir das Genick.

 

Aber jetzt bitte keine Ausflüchte von wegen "ich kann für mich keinen Benchmark definieren" etc. :)

Mit einem kann man ja immer mal anfangen. Und selbst wenn es nur eine grobe Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen ist.

 

Ich finde es eine nette Spielerei und ein gewisses Selbstmonitoring. Ich sollte auch die Zocks und Spielereien lassen....

 

Nachtrag für die Interessierten:

In dem Paper wird noch die Kernaussage gemacht, dass 90% aller Returnvariabilität von der Asset Allokation herrührt (und nicht wie immer angenommen der Return an sich!).

Also immer wenn ihr die Aussage lest, für über 90% der Rendite ist die AA verantwortlich, dann bezieht sich der Schreiber immer auf dieses Paper und liegt nochdazu falsch, weil es nicht die Rendite an sich ist, sondern die Variation (also die Abweichung) der Rendite.

Anders gesagt: Wenns nicht so gelaufen ist wie ihr wolltet, hattet ihr zu über 90% die falsche Asset Allocation im Vergleich zu eurer Benchmark.

Aber das soll nebensächlich sein.

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Schinzilord

Anbei noch das openoffice calc sheet zum selbstrumprobieren.BenchmarkingBeispiel.ods

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Anbei noch das openoffice calc sheet zum selbstrumprobieren.BenchmarkingBeispiel.ods

 

Danke sehr! Wärst Du vielleicht so nett das unter Open Office mit "save as" als Excel / .xls speichern und hier nochmal zu verlinken? Ich habe leider nur Excel und wäre Dir sehr verbunden.

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chartprofi

Anbei noch das openoffice calc sheet zum selbstrumprobieren.BenchmarkingBeispiel.ods

 

Danke sehr! Wärst Du vielleicht so nett das unter Open Office mit "save as" als Excel / .xls speichern und hier nochmal zu verlinken? Ich habe leider nur Excel und wäre Dir sehr verbunden.

 

das werd ich mir mal genauer ansehen ...

 

danke

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Schinzilord

Klar, anbei das .xls file.

Bin schon auf eure Comments gespannt!BenchmarkingBeispielXLS.xls

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Dagobert

Klar, anbei das .xls file.

Bin schon auf eure Comments gespannt!BenchmarkingBeispielXLS.xls

 

darf man als nicht pasziver auch mitmachen tuhn? :thumbsup: (!)

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Schinzilord

Selbstverständlich, ich bitte sogar darum :)

 

Bei sonstigen Fragen bitte raus damit, ich kann gerne nochwas erläutern.

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Gaston

Hi Schinzilord,

 

ich habe gerade Dein schönes Benchmarking Tool entdeckt. Wirklich sehr nett :thumbsup:

 

Allerdings bekomme ich Probleme, sobald Sparpläne im Spiel sind. Wenn ich dann als Actual Allocation einfach die zum Ende des Betrachtungszeitraums erreichte Verteilung der Assetklassen eingebe, führt das zu falschen Aussagen über die Ursachen meiner Performanceabweichung. Für Timing" wird ja der Performanceunterschied berechnet, der sich aus der Abweichung der aktuellen Asset Allocation von der Zielallokation ergibt. Wenn ich zum Ende des Betrachtungszeitraums die Zielallokation annähernd erreicht habe, ergibt sich da keine große Abweichung, obwohl ich die meiste Zeit in den vom Sparplan betroffenen Assetklassen unterrepräsentiert war. Umgekehrt nützt es mir gar nichts, dass ich genau die ETFs bespare, die den Index abbilden, der auch Benchmark ist, - sobald meine Performance von der Benchmark abweicht, wird der Unterschied im Wesentlichen der Selection" zugeordnet.

 

Wie handhabst Du das für den Sparplananteil Deines Portfolios?

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Schinzilord

Wie handhabst Du das für den Sparplananteil Deines Portfolios?

Hallo!

Es freut mich, dass du dich damit beschäftigst.

Einmal im Monat trage ich alle meine Daten ein und bestimme hieraus die monatliche Asset Allocation. Ich unterscheide nicht zwischen einem Sparplananteil und Restportfolio, sondern nehme immer mein Gesamtportfolio her.

Am Anfang habe ich einmal für jeden Monat gebenchmarkt, und dann die Aussagen gemittelt, dies war mir jedoch zu viel Aufwand.

Jetzt mittle ich einfach die Assetallocation über Jahr gesehen.

Für die Renditen nehme ich auch meine kapitalgewichtete Rendite, den internen Zinsfuß. So hoffe ich, das Problem einigermaßen zu berücksichtigen.

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Gaston

Also kapitalgewichtete Rendite und gemittelte Assetallocation. Danke :thumbsup:

 

Ich fürchte nur, dass es mir zu aufwendig wird, die monatliche Assetallocation im Nachhinein zu erfassen. Aber vielleicht finde ich Spass an einer Datenbanklösung. Porfoliostand zum Tag X mittels Kursdaten und Transaktionsdaten generieren. Mal sehen ...

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Lexi600

Ein unangenehmes Tool, das öffnet die Augen, andererseits, was soll die Presse/Finanzszene dann noch berichten ohne das ganze Story-Telling.

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lurklurk
· bearbeitet von lurklurk
Determinants of Portfolio Performance von Gary P. Brinson, L. Randolph Hood, and Gilbert L. Beebower (BHB1986_determinants of portfolio performance.pdf)

Ich bin auf ein R-Package (pa) gestoßen, mit dem man eine Brinson-Attribution komfortabel durchführen kann. Okay, das wird jetzt nicht so viele hier im WPF betreffen (R -Nutzer), aber interessant ist ein PDF der Autoren mit allgemeineren mathematischen Erklärungen. Insbesondere wird dort neben dem schon aus dem Thread hier bekannten Einperioden-Brinson-Modell (S.3) auch auf eine Mehrperiodenberechnung eingegangen (S. 10). Ab S.13 wird eine Regressions-Attribution besprochen, und ab S. 19 eine Verbindung zwischen Brinson und Regressionen hergestellt. Genauer; Brinson als Spezialfall einer Regressionsattribution beschrieben.

 

Wem bringt das PDF etwas? Dem einfach thematisch Interessierten. Oder demjenigen, der die besprochenen Formeln in Excel, VBA, Matlab oder sonstwo umsetzen will, für eigene Zwecke.

 

Nebenbei, Brinson wird auch seit langem in professionellen Portfolio-Tools umgesetzt, das ist keine "wissenschaftliche Spielerei aus dem Elfenbeinturm". Hier z.B. ein Screenshot aus einer Factset-Broschüre:

 

VLAgUw1.png

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Schinzilord

Super, vielen Dank!

Das schaue ich mir auf alle Fälle an.

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