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JohnnyNash

Abschaffung der Spekulationsfrist

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JohnnyNash
Experten fürchten Schaden für Aktienkultur und Altersvorsorge

von Barbara Brandstetter und Daniel Eckert

 

Berlin - Selten hat ein steuerpolitisches Vorhaben der deutschen Politik die versammelte Finanzwelt so in Empörung versetzt wie die gestern durchgesickerten Überlegungen zur Abschaffung der Spekulationsfrist.

Als am Rande der Koalitionsverhandlungen bekannt wurde, daß die mit Finanzthemen betraute Arbeitsgruppe von Union und SPD vorschlagen wird, ab Januar 2008 sämtliche Kursgewinne - unabhängig von der Haltedauer - der Spekulationssteuer zu unterwerfen, brach ein Proteststurm los.

 

Bisher sind Veräußerungsgewinne, die nach mehr als zwölf Monaten realisiert werden, in Deutschland steuerfrei.

Sollten die Pläne zur Abschaffung der Spekulationsfrist von den Koalitionsgremien abgesegnet werden, fürchten Anlegerschützer, Vertreter der Fondsindustrie, Banker sowie Ökonomen erheblichen Schaden für den hiesigen Kapitalmarkt.

 

"Die Abschaffung der Spekulationssteuer wäre ein äußerst schlechtes Signal", sagt Andreas Fink, Sprecher des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). "Das Ganze wäre ein Schlag für die deutsche Aktienkultur", ergänzt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Und setzt hinzu: "Die Entscheidung ist ein Konjunkturprogramm für die Banken in der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. Schließlich sei zu erwarten, daß eine steuerliche Verschlechterung von diesen Dimensionen noch mehr deutsche Anlagegelder ins Ausland treibe. "Geht das durch, werden sich hierzulande viele fragen: Warum soll ich überhaupt noch Aktien kaufen?", meint auch Reinhild Keitel, Sprecherin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Sie fürchtet sogar, daß es unmittelbar vor dem Auslaufen der Spekulationsfrist zu einem Verkaufsrausch am Aktienmark kommen könnte, da sich viele Anleger die Gewinne der vergangenen Jahre steuerfrei sichern würden.

 

 

Die Kritik fällt nicht zuletzt deshalb so vernichtend aus, weil Politiker in den letzten Jahren nicht müde geworden sind, den Bürgern die Anlage in Aktien und Aktien-Fonds als Komponente der privaten Altersvorsorge schmackhaft zu machen. Eine von der Rendite her attraktive Zusatzrente lasse sich nur mit einer hohen Quote an Dividendenpapieren realisieren, betonen auch Volkswirte immer wieder. Gerade junge Menschen sollten daher einen erheblichen Teil ihres Vermögens in Aktien oder entsprechende Produkte stecken. "Es ist ein sehr eigenwilliger Vorgang, die Leute zuerst in Aktienfonds zu treiben und sie dann mit einer Spekulationssteuer abzukassieren", schimpft Anlegerschützer Kurz.

 

 

Zwar gibt es Spekulationssteuern auch in anderen Ländern, zum Beispiel den Vereinigten Staaten oder Großbritannien. Dort ist die Aktienkultur jedoch deutlich fester verankert und nicht mehr im Entwicklungsstadium wie hierzulande. So besitzen in den USA 40 Prozent aller Bürger direkt oder indirekt Dividendenpapiere, in Deutschland beträgt die Quote gerade einmal 7,3 Prozent. Daß die Attraktivität der Asset-Klasse durch die Steuerpläne der schwarz-roten Koalitionäre einen Dämpfer erleiden könnte, macht ein Rechenbeispiel deutlich: In den vergangenen 20 Jahren konnten Anleger mit deutschen Aktien eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,6 Prozent erzielen. Geht man davon aus, daß zwei Drittel davon auf Kursgewinne und nicht auf Dividende zurückgehen, würde eine Spekulationssteuer in Höhe eines persönlichen Einkommensteuersatzes von 33 Prozent die Gesamtrendite um schmerzliche 1,7 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent senken. Bei Altersvorsorge-Portfolios verstärkt sich dieser Effekt dramatisch.

 

Allerdings ist die genaue Ausgestaltung der Spekulationssteuer noch unklar. So muß von den Koalitionspartnern vor allem noch entschieden werden, ob sich die Spekulationssteuer tatsächlich nach dem persönlichen Einkommensteuersatz richtet oder ob ein pauschaler Steuersatz greift. Auch ob eine Freigrenze erhalten bleibt, steht in den Sternen. Am besten leben könnte die Investmentbranche noch mit einer sogenannten Abgeltungssteuer, wie sie auch ursprünglich im Wahlprogramm der Union vorgesehen war. Dabei fällt auf Kapitalerträge generell eine Pauschalsteuer an, etwa in Höhe von 20 Prozent. Mit deren Abführung ist die Steuerpflicht jedoch abgegolten, der Anleger muß unabhängig von seinem persönlichen Steuersatz keine weiteren Obolus an den Fiskus entrichten.

 

 

Artikel erschienen am Do, 10. November 2005

Quelle: http://www.welt.de/data/2005/11/10/801411.html?s=2

 

Habe ich gerade entdeckt und sehr überrascht bin ich über diese Entwicklung eigentlich nicht.

War ja nur eine Frage der Zeit, bis sich die Politiker was neues ausdenken. <_<

 

Ich stimme dem Reinhild Keitel zu, dass es zu einer massenhaften Verkaufspanik kommen wird, sollte dieses Gesetz wirklich so rauskommen.

 

Allerdings finde ich die Idee mit der Abgeltungssteuer (letzter Absatz) gar nicht mal so schlecht. Man zahlt zu jedem Aktiengewinn generell 20% Steuer und sonst nichts.

Ich denke, 20% wäre zu verkraften.

 

Was meint ihr?

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Onassis

soweit ich weiß darf man doch Verluste der vergangenen Jahre gegen die Gewinne rechnen.

Wenn das stimmt habe ich von 2000 noch eine ganze Menge an Verluste die ich voll dagegen rechnen kann. :P

Da würde ich die nächsten 2-3 Jahre bestimmt keinen Cent an Steuer zahlen.

 

20% pauschal wäre auf jeden Fall besser als der persönliche Steuersatz.

Von 8% Gewinnen p.a. wären dann 20% weg und somit eine 6,4%tige Rendite.

Dann kann ich auch gleich in Anleihen investieren oder Zero-Bonds.

 

Bei 12% p.a. bleiben dann 9,6% Gewinn übrig. Das wäre noch in Ordnung.

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Dimka
· bearbeitet von Dimka
soweit ich weiß darf man doch Verluste der vergangenen Jahre gegen die Gewinne rechnen.

Du darfst nur die Verluste letztes Jahres mitverrechenen,also wenn du letztes Jahr Verluste gemacht hast kannst du die mit Gewinnen dieses Jahres in Steuererklärung eintragen.

 

20% paushal,wäre für mich nur von Vorteil :)

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StockJunky

also für mich klingt das eher nach einer Benachteiligung für Langanleger, während man gerade die kurzfristigen Anleger mit 20 Prozent pauschal wohl eher unterstützen würde... Verstehe allgemein nicht, worauf man damit hinaus will. Der Staat kann doch gerade froh sein, wenn das Geld in Aktien investiert wird und nicht im Sparstrumpf irgendwo vermodert... So kann die Wirtschaft damit wunderbar arbeiten und der Investor wird noch am Gewinn beteiligt. Was will man mehr bei einer ordentlichen Wirtschaft? Manchmal geht mir echt der Kragen hoch. Erst noch die Rede von Heuschrecken, dann will man gleichzeitig die Leute mit Riester zur privaten Vorsorge verdonnern und bestraft sie zusätzlich mit weiteren Steuern, wenn man sein Geld in Wertpapieren anlegt. Können die sich nicht mal für eine Richtung entscheiden? :'(

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JohnnyNash
soweit ich weiß darf man doch Verluste der vergangenen Jahre gegen die Gewinne rechnen.

Wenn das stimmt habe ich von 2000 noch eine ganze Menge an Verluste die ich voll dagegen rechnen kann.  :P

Da würde ich die nächsten 2-3 Jahre bestimmt keinen Cent an Steuer zahlen.

Freu dich nicht zu früh. :shock:

Sieh mal hier: http://www.handelsblatt.de/pshb/fn/relhbi/...oll_fallen.html

 

 

Ich kopier mal nur einen Teil des Textes hier rein, der Rest ist weitgehend bekannt:

Mit dem neuen Versuch und der 20prozentigen Pauschalsteuer will das Bundesfinanzministerium offenbar vermeiden, dass Anleger Spekulationsverluste aus Vorjahren geltend machen können. Dies wäre bei einer anonymen Abgeltungssteuer kaum praktikabel.

 

Die auf Anleger spezialisierte Münchner Steuerberaterin Birgit Hosemann betonte, einige ihrer Mandanten säßen noch auf sehr hohen Verlustvorträgen aus Vorjahren Spekulationsverluste können heute nicht mit anderen Einkünften verrechnet werden; sie dürfen aber vorgetragen werden und mit etwaigen Spekulationsgewinnen in Folgejahren verrechnet werden.

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Onassis

genau, Verluste können nur in der selben Einkommensart (z.B. Immobilien oder Aktien oder usw.) miteinander verrechnet werden. DAs ist auch gut so.

 

Aber wenn das verhindert werden soll - also dann haben die mich echt frontal erwischt.

Das wäre nicht nur gemein, dann wäre ich aber echt sauer auf die Regierung!!

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Aktiencrash

Das hat aber den Vorteil, das man nur 20 % abführt und das ganze nicht mehr an das zu versteuernde Einkommen gekoppelt ist.

Sehr große Vorteile haben hier Anleger mit sehr hohen Einkommen.

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Dimka
· bearbeitet von Dimka
Sehr große Vorteile haben hier Anleger mit sehr hohen Einkommen.

Oder einer hohe Steuerklasse.(Steuerklasse 1) :D

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mondo

So schlecht find ich es nicht ...bin Steuerklasse 1 :lol:

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feuernebel

Die Steuerklasse ist egal!

Es kommt nur auf euer zu versteuerndes Einkommen an ob ihr von der neuen Regelung profitiert oder nicht.

Die Steuerklasse ist nur für die Vorauszahlung der Einkommensteuer wichtig.

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bond
:lol: 20% pauschal damit die "Reichen" noch reicher werden. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist zwar einfach, aber nicht gerecht. Gerade deswegen gibt es ja auch progressive Steuertarife. Naja sollens erstmal machen.

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mr.horeb

eine für alle zufriedenstellende, wie auch immer geartete "gerechtigkeit" wird jedoch niemals zu erreichen sein.

 

ich bin da inzwischen ganz bescheiden; mir reicht es aus, wenn alle speku-erträge herangezogen werden und nicht nur die ehrlchen deppen zahlen müssen...

 

gruß

horeb

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Savini

Wie kommt ihr darauf, dass ihr bei 20% Abgeltungssteuer besser weg kommt als nach dem bisherigen Modell? Momentan gilt doch noch das Halbeinkünfteverfahren und das würde in Zukunft dann auch wegfallen. 20% auf den vollen Betrag entspricht 40% auf den halben Betrag. Von der Neuregelung profitiert nur der, dessen Steuersatz momentan über 40% liegt. Etwas abgemildert wird die Sache allerdings dadurch, dass, wenn Spekugewinne direkt pauschal per Abgeltungssteuer versteuert werden, sie nicht mehr das zu versteuernde Gesamt-Einkommen in die Höhe treiben. Dadurch werden dann die übrigen Einkommensformen (Arbeit, Vermietung etc.) geringer besteuert als bisher.

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delubac

Außerdem ists dann egal ob man Aktien oder Derivate handelt.

 

Das ist gut für die Finanzinstitute :)

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morevalue
· bearbeitet von morevalue
:lol: 20% pauschal damit die "Reichen" noch reicher werden. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist zwar einfach, aber nicht gerecht. Gerade deswegen gibt es ja auch progressive Steuertarife. Naja sollens erstmal machen.

 

Du darfst nicht vergessen, das der Steuersatz eine Grenzsteuer darstellt. Das heißt Beispielsweise: Wenn Du (Single) ein zu versteuerndes Einkommen von 10000 Euro/Jahr hast, dann zahlst Du bereits für einen weiteren verdienten (steuerpflichtigen) Euro 20% Steuer. Oder anders gesagt du hast ein Einkommen von 10000 Euro jeder weitere Euro (Überstunden, Kapitaleinnahmen) ist nur noch 80 Cent Wert. Findest Du wirklich dass 10000 Euro im Jahr ein hohes Einkommen sind?

 

Siehe auch: BMF Tarifhistorie

 

Momentan gilt doch noch das Halbeinkünfteverfahren und das würde in Zukunft dann auch wegfallen.

 

Soll das Halbeinkünfteverfahren wirklich abgeschafft werden? Das wäre aber ein ziemlicher Umbruch (und Blödsinn meiner Meinung nach).

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crosplit
· bearbeitet von crosplit

 

Danke Toni, toller Bericht!

 

Tja es wird halt alles schlimmer hier :cry:

 

Wer reich ist geht halt weg...

 

Irgendwann falls der Staat kein Geld mehr hat oder mehr braucht werden einfach mal so die Konten der Bürger gepfändet oder eingefroren, natürlich mit einem schnellen Notstandsgesetz.

 

Was soll jemand mit seinen kümmerlichen Ersparnissen machen??? Kann ja nicht weglaufen oder umziehen...

 

Oder wer möchte sich heute noch selbständig machen? Konten werden gepfändet aufgrund von Verdacht--Lieferanten können nicht mehr bezahlt werden---bankrott--Scheidung etc.

 

Tja, der Spruch: DIE BANK IST DEIN FREUND gilt in Deutschland wohl nicht mehr!

 

ABZOCKE alles...mir vergeht noch die Lust zum Atmen...

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delubac
mir vergeht noch die Lust zum Atmen...

 

Na, dann hör einfach mal 50-60 Sekunden damit auf. Da kommt die Lust ganz schnell wieder, wirste sehen... :D

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delubac

Jetzt hab ich mir das auch mal durchgelesen.

 

Diese Fälle haben alle eins gemeinsam: Der Steuerzahler in jedem Beispiel hat sich selbst (bzw. der Steuerberater) seine Gedanken dazu gemacht und wenn er zu dem Schluss kam das sei steuerfrei hat er einfach nicht gezahlt. Das ist natürlich immer ungünstigt, eine Verweigerungshaltung bringt keinem was.

 

In solchen Fällen schreibt man einfach dem FA einen Brief, legt seine Meinung dar, und wartet auf die Antwort. Dann kann man sich darüber vortrefflich streiten, muss aber keine plötzlichen Nachforderungen oder Strafverfahren fürchten.

 

Fazit: Wer vorher drüber spricht, muss sich nachher nicht rauslavieren. Das ist im ganzen Leben so...

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Gallo
· bearbeitet von Gallo

Danke für den Link, Toni.

 

Ist mal überschaulich zusammengefasst, das ganze... :'(

 

Gruss vom Gallo

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crosplit
· bearbeitet von crosplit
Mitmachen, wer gegen die neue Anlegersteuer ist:

 

http://www.boerse-online.de/steuern-recht/...mer/485268.html

 

Mitmachen???

Das bringt doch eh nix.

Die dicken, fetten Politiker machen sowieso was sie wollen...

Die einzig richtige Alternative ist wohl auszuwandern, wenn man kann...hier wird man nur noch geschröpft wie ne Weihnachtsgans.

Der Bericht von Toni (verlinkt) ist jedenfalls klasse...genau meine Meinung!!!

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Onassis

Gut finde ich:

- Das es mal eine einheitliche Regelung gibt, 25% auf alles (Dividenden, Kursgewinne, etc.)

Die sollte dann aber auch mal für ein paar Jahre lang so bleiben!

 

Schlecht finde ich:

- Das der Steuersatz so hoch ist, 15% hätten auch genügt

- Das die Gewinne auch noch nach Jahren, sogar Jahrzehnten versteuert werden sollen, pfui ihr Politiker!

- Das die Bank die Steuer von Gewinn gleich abführen muss.

Muss Sie das nach jedem Trade, dann muss ich bei der Steuererklärung meine realisierten Verluste angeben und das Geld wieder zum Teil zurückholen.

Der Staat arbeitet solange mit Geld, welches ihm gar nicht zusteht.

 

Onassis

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Gast
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