"Kriegt" Deutschland die Wall Street

[klausk]

Die Deutsche Börse will NYSE/Euronext kaufen, und Nasdaq/ICE macht ein höheres Gebot. Fusionen sind wahrlich nichts Neues, und ein Einspruch der Wettbewerbshüter ist in jedem Fall möglich.

 

Aber jetzt wirds kindisch. SZ-Autor Markus Zydra findet es "kindisch", dass die Nasdaq ihr Kaufgebot jetzt macht, wo sie es doch auch schon früher hätte machen können. Dass die Nasdaq einen Milliardenkredit aufnehmen müsste und der noch nicht fest zugesagt ist, das zeigt für Zydra, wie un-, ähh, un-, ja irgendwie nicht richtig das Gegengebot ist. Nun ja, das ist im Merger&Acquisition-Business so, dass die Milliarden nicht auf dem Sparkonto bereit liegen; dafür sind die Banker, Hedger und Privaten da.

 

Zydra geht tief. Ihm gehts "... auch ums Prinzip, sich nicht in die Suppe spucken zu lassen. Die Deutschen sinnieren darüber, wie viel ihnen diese Prinzipientreue wert ist. Der nun angestoßene Bieterwettbewerb beschreibt deshalb gut, wie verzweifelt die großen und kleinen Börsenbetreiber weltweit sind."

 

Doch Zydra's deutsche Seele muss tief getroffen sein, wie sonst wäre sein Aufschrei zu verstehen: "Es ist also möglich, dass die Deutschen nun doch nicht die Wall Street bekommen."

 

BILD (wer sonst?) hatte mit der Titelzeile "Wir sind Papst" die deutsche Seele beflügelt. Jetzt legt die Süddeutsche eins drauf: Wenn "wir" die Wall Street nicht kriegen, dann sie wir pampig. Das habt Ihr nun davon.

 

Sich in die Suppe spucken lassen, Prinzipientreue, verzweifelt -- wie kann man einen ganz normalen Business-Deal nur so emotional kommentieren?

 

Wie gesagt, kindisch.