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Thomas

reisen4free.com - Die nächste Betrügerei

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Thomas

Hallo. Wieder ein sehr interessanter Artikel auf Onlinekosten.de

 

NetSheriff: reisen4free.com - das Netz schlägt zurück

 

Anfang Dezember:

Ein Computer irgendwo in Deutschland. Davor ein Abzocker, einer mit Ideen. Einer der seine Spuren zu verwischen versteht. Das Internet - es ist sein Freund, sein bester wahrscheinlich. Warum? - Weil es ihn warm hält, in kuscheliger Anonymität. Und weil mit keinem anderen Medium in Deutschland so einfach Kasse zu machen ist.

 

Abgezockt: Arme und sozial Schwache…

Seine Idee: eine Website. Machart, Gestaltung und Masche angelehnt an die lukrativen Proben-Abzocke-Seiten. Gewissenlos muss sie sein - und perfide. Denn damit will er den Armen und sozial Schwachen das Geld aus der Tasche ziehen. Dann mal ran ans Werk...

 

Als erstes muss ein anonymer Mail-Account her. Der ist flugs besorgt in der schönen Virtualität. Nach nur wenigen Minuten hat unser urdeutscher Abzocker einen neuen Namen: Daniel Gordon. Aus der realen Gestalt ist eine virtuelle geworden. Unangreifbar, aseptisch, anonym - sein Freund das Netz macht's möglich.

 

Auf nach Belize – anonym und incognito

Weiter im Text, zur Domain. Der virtuelle "Gordon" braucht ein Zuhause. Über networksolutions meldet er seine neue Seite an, gibt ihr einen Namen: reisen4free.com. Und bei networksolutions gibt er dem virtuellen Gordon auch ein reales Zuhause. Im sonnigen Belize soll das sein, bloß weit weg vom eigenen Heim. Rechtlich schwer angreifbar und ohne Spuren auf seine wirkliche Person.

 

Auf reisen4free.com soll der Name Programm werden. Die Legende: „Mit reisen4free.com kostenlos in den nächsten Urlaub!" Wer sich für bis zu 19,95 Euro pro Monat anmeldet, bekommt kostenlose Urlaubsangebote vermittelt – mit Unterstützung der Touristik-Branche. Denn die suche ständig Hoteltester. Kostenlos abheben, übernachten, Testbericht schreiben – fertig.

 

Fake-Photos von glücklichen Urlaubern

„Gordon" macht sich ans Kreative. Palmen sollen auf die Seite, gehalten in sonnigem orange. Und Photos natürlich. Gefakte Photos von glücklichen Urlaubstestern. Hauptsächlich Studenten, Rentnern und Arbeitslosen, die sich teure Urlaube nicht leisten können. Die Kleinen, sozial Schwachen und Leichtgläubigen sollen seine Zielgruppe werden…

 

Danach bastelt er an seinen höchstpersönlichen AGB: Darin ermächtigt der „Urlaubstester" Gordons Himmelfahrts-Agentur, den Gesamtbetrag vom angegebenen Konto abzubuchen. Die Urlaubs-Angebote würden binnen weniger Wochen nach Abbuchung erfolgen. Ändern, unterbrechen oder einstellen kann Gordon den Dienst jederzeit. Sogar gewisse Tester nach Zahlung von weiteren Urlaubsangeboten ausnehmen – und das ohne Angabe von Gründen. - Die Sache wäre geritzt: Egal wie's kommt, am Ende ist immer der Kunde der Dumme. Und das ist ganz im Sinne des lieben Gordon…

 

4. Dezember:

Der große Tag! reisen4free.com geht ans Netz. Doch was nützt ein schönes Projekt, das keiner kennt. Gordon besorgt sich im Vermarkter von flipside.de ein hübsches Sprachrohr. Der beginnt umgehend, in Newslettern für die reisen4free.com zu werben. Und genau hier trifft der liebe Gordon auf onlinekosten.de, kreuzen sich unsere Wege…

 

10. Dezember:

Ein Leser schickt uns den Newsletter mitsamt Werbelink auf die Urlaub-unter-Palmen-Seite. Wir klicken und staunen. Erster Eindruck: Gut gemacht, aber irgendwie verdammt unseriös. Bei Google ist nichts weiter über die Seite zu finden. Drüber schreiben? Den Kerl in die Pfanne hauen? Ohne wirklich zu wissen was und wer hinter dem Tropen-Angebot steht? Wir melden uns an bei reisen4free, wollen „testen". – Und entschließen uns, zu warten, wollen erst einmal mehr wissen.

 

11. Dezember:

Anruf bei easydebit. Über die Firma läuft laut reisen4free.com die Abbuchung. Leider mag uns dort keiner den realen Gordon nennen – man prüfe die Seite selbst. [Textstellen entfernt]

 

Weiter nach Berlin. Wir sprechen mit mirablau-Chef Bärlein. Ja, die Seite ist bekannt, die bewerbe man. Die Daten müsse er jedoch raussuchen, das dauere. Nach einer Woche haben wir noch immer nichts von mirablau. Wir rufen erneut an, sprechen mit einem Mitarbeiter. Der sucht umgehend. Kann uns jedoch auch nur die Belize-Daten mitteilen. Wir fragen, ob das ein Scherz sein soll. Schließlich habe man doch vertragliche Beziehungen. Und dass diese Adresse ins virtuelle Nirwana führe, sehe doch sogar ein Blinder. – Nein, kein Scherz, das sei alles.

 

18. Dezember:

Wir trauen unseren Augen kaum. Auf GMX erscheint inzwischen auch schon Werbung für reisen4free.com. Die Seuche ist nicht aufzuhalten. Anruf bei GMX-Sprecherin Marion Schanzer: Wir erklären den Sachverhalt, unsere Bedenken – was das denn nun solle. Und in München reagiert man prompt. Nach kaum einer Stunde ruft uns GMX zurück – sie haben reagiert. O-Ton: „Wir haben den Werbebanner von reisen4free.com aufgrund von Kundenbeschwerden inzwischen offline genommen." Drei Beschwerden seien eingegangen, auch die Verbraucherzentrale habe inzwischen reagiert. Wer wirklich hinter dem Angebot steht, will man uns bei GMX leider nicht sagen – Datenschutz.

 

Wir googlen noch einmal – und stellen fest: Gordons bester Freund, das Netz, hat sich inzwischen gegen ihn gekehrt. Denn was er für kuschelige Anonymität und Abzocke missbrauchen wollte, stellt ihn jetzt gnadenlos an den Pranger. Dutzende von Seiten warnen vor seiner Abzock-Masche, hunderte von Usern jagen ihn, wollen wissen, wer er wirklich ist. Die Internet-Gemeinde hat reagiert. Schnell, gnadenlos und ausgesprochen heftig. Resultat: Gordon hat sein feines Projekt heute vom Netz genommen.

 

Ende Dezember, ein Computer irgendwo in Deutschland:

Gordon wird ziemlich deprimiert davor sitzen. Die erhoffte Weihnachtsknete kann er abschreiben. Seine schöne Idee von Palmen und Tropenstrand versinkt in der virtuellen Pampa. Die Geister, die er rief haben sich gegen ihn gekehrt. Wird er schwitzen? Angst haben? – Grund genug dazu hätte er – denn seit einigen Tagen ist er netzbekannt. Wir können es ihm nur wünschen…

 

Bis heute haben wir von reisen4free.com keinerlei Kostenlos-Ferien vermittelt bekommen. Abgebucht haben sie jedoch auch noch nicht. Bitte, lieber Gordon, buch' ab! Hier liegt es, auf unserem Konto – die Bankverbindung hat du ja. Gib uns Möglichkeit, gib uns rechtliche Handhabe, dich mit allen Mittel zu jagen – wenn's sein muss bis Belize. Es wäre wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.

 

Die Welt ein Stückchen besser machen…

Was uns diese Geschichte zeigt? – Eigentlich nichts Neues: Das Netz ist Nährboden für Kriminelle. Behörden versagen ob der Ganoven-Flut; selbst das BKA muss angesichts dieser Massen und Maschen immer öfter resigniert die Hände in den grünen Schoss legen. Doch machtlos sind wir nicht. Denn auch wir, jeder Einzelne von uns, ist Teil des Netzes – und damit das Netz. Jeder Einzelne kann Aufklärungs- und Aufdeckungsarbeit leisten – dem Online-Verbrechen ein Dorn im Auge sein und das Netz gegen seine Parasiten kehren. Schreibt, macht öffentlich, schreit nur laut genug und ihr werdet gehört werden. Machen wir die Welt ein Stückchen besser… ;-)

 

Update:

Zu früh gefreut...

Wie uns Leser inzwischen berichteten, hat the real Slim-Gordon seine saubere Seite wieder ans Netz geklemmt. Das ist häßlich, aber doch auch schön - haben wir alle damit noch die Chance, Gordons reale Identität herauszufinden. Wer's zuerst schafft, wird "onlinekosten.de-Leser des Monats". Ansonsten: Gordon, buch ab! Los!

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