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Antonia

Ein Crashkurs Keynes für Anfänger

Empfohlene Beiträge

Nudelesser
· bearbeitet von Nudelesser

Bitte nicht das Werk von Keynes mit dem verwechseln, was heute gern als (Neo-)Keynesianismus verkauft wird. Der arme Keynes würde sich vermutlich erschießen, wenn er wüsste, was in den 70er Jahren und auch heute noch so alles unter der Überschrift Keynesianismus angestellt wurde und wird.

 

Er war übrigens nicht nur ein Genie in Sachen Volkswirtschaft, sondern auch ein brillanter Investor, der von 1921 bis 1946 die Finanzen des Kings College in Cambridge verwaltet hat. Nach einer kürzlich erschienen Studie hat er über die 25 Jahre eine Performance von rund 14% p.a. abgeliefert. Für einen Zeitraum der sowohl die große Weltwirtschaftskrise als auch den Zweiten Weltkrieg umfasste gar nicht mal schlecht B)

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Nixda
· bearbeitet von Nixda

Die orthodoxe (neoklassische) Lehre in der Ökonomie, mit der gerne und hier im Thread argumentiert wird, hat aus meiner Sicht einige Prämissen in ihre Modelle eingebaut, die falsch sind. Das führt dazu, dass das meiste abgeleitete aus diesen Modellen in der Praxis höchstens zufällig zutrifft.

 

Ein zentrales Problem ist zum Beispiel die Mulitplikatortheorie, wie sie an den Universitäten gelehrt wird. Jede empirische Untersuchung diese Theorie ist bisher zu dem Ergebnis gekommen, dass diese falsch ist. Das hat leider die orthodoxe VWL nicht veranlasst das Modell nachzubessern. Mittlerweile gibt es Ansätze aus der hetherodoxen speziell postkeynesianischen Ökonomie modernere Ansätze wie die MMT oder die Theorie des endogenen Geldes, die auf Schumpeter zurückgeht. (Bitte nicht postkeyensianisch mit neokeynesianisch verwechseln)

 

Zum Thema endogenes Geld gab es kürzlich einen guten Überblick von Steve Keen (Univ. Sidney AUS) im Business Spectator. Quintessenz des Modells ist, dass die Geldschöpfung der Geschäftsbanken nicht durch Multiplikatoreffekt limitiert ist, sondern theoretisch sogar unendlich groß ist. In der Praxis liegt die Limitierung in den Eigenkapitalvorschriften der Banken, und in dem Kreditvergabewillen der Banken.

 

  1. Für die Frage Inflation und Deflation ist Zentralbankgeldmenge unerheblich, sondern die Kreditvergabepraxis der Banken bzw. die Kreditnachfrage in der Wirtschaft. Das lässt sich empirisch in Japan bestätigen (siehe auch Richard Koo von Nomura "Balance Sheet Deflation")
  2. Banken verleihen nicht das akkumulierte Geld von Anlegern, sondern erzeugen das Geld bei der Kreditvergabe selber.

 

Der Punkt 2 braucht noch eine extra Erläuterung: Wenn ich zur Bank gehe, um einen Kredit für einen Neuwagen aufzunehmen, dann bucht die Bank ein Guthaben auf mein Girokonto (eine Verbindlichkeit in der Bankbilanz) und eine Forderung gegen mich. Mit diesem Geld kann ich jetzt echte Nachfrage nach einem Auto erzeugen ohne das jemand anderes durch Sparen auf den Kauf eines Autos verzichtet hätte.

 

Die volkswirtschaftliche Nachfrage übersteigt dadurch das Volkseinkommen, d.h.durch die Kreditvergabe der Banken wird Wachstum erzeugt, das es sonst nicht gegeben hätte. Das BIP ist dann die Summe aus Gesamteinkommen plus Kreditaufnahme, bzw die Änderung des BIP ist die Änderung des Einkommens plus der Änderung der Kreditaufnahme. D.h. sobald die Kreditaufnahme nicht mehr wächst, fällt das Wachstum um die Komponente Neukreditaufnahme zurück, bzw schrumpft die Kreditsumme sogar wie in Japan, drückt dieses das Wirtschaftswachstum.

 

Wenn man diese Theorie weiterdenkt, dann ist die Konsequenz, dass die Neukreditaufnahme aller Wirtschaftssubjekte gemeinsam (Staat und Privat) bestimmend für das Wachstum sind. Wenn die private Kreditaufnahme zurückgeht, dann muss der Staat einspringen, um den Effekt zu kompensieren. Selbst wenn er dabei auf die Notenbank zurückgreift, und die Schulden von der Zentralbank monetarisiert werden, hat das keinen inflationären Effekt, weil weder eine Übernachfrage nach Gütern entsteht, noch eine übermäßige Geldversorgung über diejenige, die vorher schon von dem Privatbankensystem vorgenommen wurde.

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Antonia

Wenn man diese Theorie weiterdenkt, dann ist die Konsequenz, dass die Neukreditaufnahme aller Wirtschaftssubjekte gemeinsam (Staat und Privat) bestimmend für das Wachstum sind. Wenn die private Kreditaufnahme zurückgeht, dann muss der Staat einspringen, um den Effekt zu kompensieren.

Das haben wir nun ja - die Staaten verschulden sich wie verrückt und trotzdem haben wir kein Wachstum. Was läuft da schief?

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Aktiencrash

Am besten wäre es wenn der Staat Geld in Bereiche pumpt, bei denen man sehr viele Arbeitnehmer benötigt. Der Bildungsstand sollte in diesen Branchen im Durchschnitt auch nicht sehr hoch sein. Es sollen Arbeiten sein, die möglichst jeder ausführen kann. Damit würde sehr viel Geld nach unten an die Basis kommen. Je tiefer die Basis desto besser. Gibt man das Geld in Bereichen mit sehr hoher Schulbildung und weniger intensiver Arbeitnehmerbeschäftigung aus, versickert das Geld zu weit oberhalb und die unteren Schichten bekommen nichts ab.

 

Der Staat pumpt z.B. in den letzten Jahren sehr viel in den Straßenbau, was sehr Arbeitnehmer intensiv ist. Der Staat beteiligt sich an sehr vielen Projekten, wie S21 :lol: . Die Solarbranche sollte man auch nicht vergessen, die durch Förderungen aufgebaut wurde. Es gibt viele Beispiele.

Das birgt allerdings einige Probleme in sich. Zum einen wäre das Ziel, das Geld von oben nach unten an die Basis zu schaffen alles andere als damit erreicht. Durch den Eingriff des Staats entstünden vielmehr Verzerrungseffekte.

 

Zunächst würde sich die Staatsverschuldung damit weiter erhöhen und folglich auch die Zinslast. Darüber hinaus sind Ausgaben nach dem Gießkannenprinzip oftmals ineffizient. Das soll heißen, das Projekte in denen das Geld gesteckt wird, auch für den Staat eine langfristige direkte oder vor allem in der Praxis über Steuern indirekte Einnahmequelle bereitstellen sollten. Ineffiziente Ausgaben weisen nur einen kurzweiligen Effekt auf, der schnell verpufft, die Schulden allerdings bleiben meist.

 

Weiteres Problem: Wenn die Staatsausgaben weiter durch eine Nettoneuverschuldung erhöht werden sollen, wer sind dann die Gläubiger und Profiteure? Wohl bereits wie jetzt die Banken und Großunternehmen. Außerdem treten bei einem massiven intervenieren des Staates Crowding-Out-Effekte ein und die Veränderung der Kaufkraft des Gelds (real wohl nur geringe bis keine Einkommensänderungen) würde wohl einen deutlichen spürbaren Effekt haben.

Stellt man die positiven und negativen Folgeeffekte gegenüber, dürfte der gesamte Effekt einer solchen Politik sehr bescheiden sein. Erst recht dann, wenn neues Geld über Notenbanken in den Kreislauf gepumpt wird, das diese Art der Politik finanzieren soll.

 

Ich spreche hier von der konjunkturellen Staatsverschuldung, habe ich oben leider vergessen zu erwähnen. Konjunkturelle Defizite halten sich langfristig mit konjunkturellen Überschüssen in der Waage, heißt konjunkturellen Defiziten im Konjunkturabschwung stehen normal konjunkturelle Überschüsse im Konjunkturaufschwung gegenüber.

 

Leider sind viele Unternehmen selber am Crowding-out mit Schuld. Früher hat man Autos noch in Deutschland produziert und exportiert. Heute schließt man ganze Werke und stampft sie in China aus dem Boden. Nur um morgen zu bemerken, das die Chinesen nicht die Autos wollen, sondern die Technik kopieren wollen. Firmen die in Deutschland weiterhin produzieren, schaffen die Karren nicht allein aus dem Dreck zu ziehen. Somit muss der Staat einspringen, was am Ende zur Verdrängung dem Crowding-out in Deutschland führt. Schließlich trägt der Staat eine größere Verantwortung, wie so mancher Großkonzern.

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow

Die volkswirtschaftliche Nachfrage übersteigt dadurch das Volkseinkommen, d.h.durch die Kreditvergabe der Banken wird Wachstum erzeugt, das es sonst nicht gegeben hätte. Das BIP ist dann die Summe aus Gesamteinkommen plus Kreditaufnahme, bzw die Änderung des BIP ist die Änderung des Einkommens plus der Änderung der Kreditaufnahme. D.h. sobald die Kreditaufnahme nicht mehr wächst, fällt das Wachstum um die Komponente Neukreditaufnahme zurück, bzw schrumpft die Kreditsumme sogar wie in Japan, drückt dieses das Wirtschaftswachstum.

Ganz so kann man das nicht sagen. Die Banken bzw. der Yen wurde nicht in das Inland verliehen bzw. in die heimische Wirtschaft, sondern floss aufgrund des relativ niedrigen Zinses vor allem in die USA oder nach Australien und finanzierte den dortigen Konsum. Es fand gesamtwirtschaftlich betrachtet vielmehr eine Verschiebung der Neukreditaufnahme statt, als eine tatsächliche Schrumpfung der Kreditsummen, da anderswo relativ sicher deutlich höhere Renditen erzielt werden konnten als im Inland.

 

 


Für die Frage Inflation und Deflation ist Zentralbankgeldmenge unerheblich, sondern die Kreditvergabepraxis der Banken bzw. die Kreditnachfrage in der Wirtschaft.

Ich will mal den Begriff der Zentralbankgeldmenge (die Geldbasis M0) in den Hintergrund stellen und generell die Geldvergabe an Banken durch die Notenbank in den Vordergrund stellen.

Steht den Banken und anderen Finanzteilnehmer (z.B. gesponsort durch Banken) die Möglichkeit offen (seit 2008) unbegrenzt von der Zentralbank Liquidität zu beschaffen, kann alleine daraus ein Preisdruck entstehen, wenn ein Teil des Gelds in Vermögenswerte fließt. Am offensichtlichsten dann, wenn Gelder in Rohstoffmärkte fließen.

 

 

Wenn man diese Theorie weiterdenkt, dann ist die Konsequenz, dass die Neukreditaufnahme aller Wirtschaftssubjekte gemeinsam (Staat und Privat) bestimmend für das Wachstum sind. Wenn die private Kreditaufnahme zurückgeht, dann muss der Staat einspringen, um den Effekt zu kompensieren. Selbst wenn er dabei auf die Notenbank zurückgreift, und die Schulden von der Zentralbank monetarisiert werden, hat das keinen inflationären Effekt, weil weder eine Übernachfrage nach Gütern entsteht, noch eine übermäßige Geldversorgung über diejenige, die vorher schon von dem Privatbankensystem vorgenommen wurde.

Am Anfang ist das auch so, da Preise sich kurzfristig nicht so schnell an die Geldmenge anpassen (auch wenn einige Theorien hier anderer Auffassung sind). Das Problem bzw. inwieweit es zu einem Problem werden kann hängt u.a. davon ab, in welcher Intensität der Staat hier vorgeht und -sofern einmal die Wirschaft am laufen ist- eine geeignete Exit-Strategie durchgeführt wird, um die Liquidität abzuschöpfen. D.h. in der Theorie hört sich das alles einfach an, aber in der Praxis stellt sich die Frage wann der Staat aufhören soll, in welchem Umfang und wann dann die Notenbanken wieder restiktiver werden sollten. Das hat in der (jüngeren) Vergangenheit nicht wirklich geklappt.

Ein weiteres Problem für die Betrachtung eines einzelnen Landes liegt darin, dass es von bestimmten Gütern abhängig ist und alleine die Senkung der Nachfrage aus dem Land nach bestimmten Gütern keinen Einfluss auf den Preis hat.

Beispiel Spanien, Italien, Portugal oder Griechenland: Obwohl die Staaten sparen und im Privatsektor die Löhne zurückgehen sowie die Wirtschaft stagniert oder schrumpft (also wohl alles andere als ein ideales Umfeld für eine Neukreditaufnahme) weisen die meisten dieser Länder eine Inflationsrate von mindestens 2% auf. Einige haben 3% und sogar 5% Inflation in 2010 und/oder 2011 gehabt.

 

 

Ich spreche hier von der konjunkturellen Staatsverschuldung, habe ich oben leider vergessen zu erwähnen. Konjunkturelle Defizite halten sich langfristig mit konjunkturellen Überschüssen in der Waage, heißt konjunkturellen Defiziten im Konjunkturabschwung stehen normal konjunkturelle Überschüsse im Konjunkturaufschwung gegenüber.

Wie meinst du insbesondere den letzten Satz bzw. auf wen ist das bezogen? Auf den Staat?

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Wenn man diese Theorie weiterdenkt, dann ist die Konsequenz, dass die Neukreditaufnahme aller Wirtschaftssubjekte gemeinsam (Staat und Privat) bestimmend für das Wachstum sind. Wenn die private Kreditaufnahme zurückgeht, dann muss der Staat einspringen, um den Effekt zu kompensieren.

Das haben wir nun ja - die Staaten verschulden sich wie verrückt und trotzdem haben wir kein Wachstum. Was läuft da schief?

Wer ist wir?

 

Wir sind zunehmend globalisiert. Global haben und hatten wir hohes Wachstum. Es ist nur ungleich zwischen DM und EM verteilt. Die niedrigen Zinsen der DM befeuern die EM. Investition fliessen in die EM. Arbeitplätze auch. Da uns Teile der EM gehören weil wir unser Kapital dort anlegen werden wir immer reicher. Weil die steigende Produktivität und die EM Billiglöhne erst gar keine Inflation aufkommen lassen haben wir hier Preisstabilität. Solange niemand Handelbarrieren errichtet, Kriege anfängt oder sich haushaltstechnisch verhebt ist das auch ein stabiler Zustand.

Auch die Staatsverschuldung ist ungleich verteilt, aber (noch) stabil. Denn die Defiziten in DM werden durch Uberschüsse in den EM finanziert.

Das sich Wachstum ungleich zwischen Ländern und Menschen verteilt war schon immer so. Da die Reichen mehr Kapital haben, welches zunehmend in den EMs arbeitet profitieren Sie überdurchschnittlich, während die Armen DM Arbeiter einen Gnadenlosen Preiskampf mit den EM Billiglöhnen führen. Solange wir mit einem funktionierenden Sozialstaat daggegensteuern, bleibt alles einigermassen stabil, allerdings erodiert zuviel Sozialstaat unsere Wettbewerbsposition, was einem gerechten Austausch Grenzen setzt.

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Nixda

Leider sind viele Unternehmen selber am Crowding-out mit Schuld.

Es gibt kein Crowding Out, da die Kreditmenge unbeschränkt ist

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Nixda
· bearbeitet von Nixda

Ganz so kann man das nicht sagen. Die Banken bzw. der Yen wurde nicht in das Inland verliehen bzw. in die heimische Wirtschaft, sondern floss aufgrund des relativ niedrigen Zinses vor allem in die USA oder nach Australien und finanzierte den dortigen Konsum. Es fand gesamtwirtschaftlich betrachtet vielmehr eine Verschiebung der Neukreditaufnahme statt, als eine tatsächliche Schrumpfung der Kreditsummen, da anderswo relativ sicher deutlich höhere Renditen erzielt werden kommen als im Inland.

Das ist richtig, aber macht das Gesagte nicht falsch. Der wesentliche Punkt ist, dass das Wirtschaftswachstum der letzten Dekade global durch die Neukreditaufnahme getrieben wurde. Dieser Effekt dreht sich derzeit in das Gegenteil um. Inwiefern das in den einzelnen Staaten nur partiell passiert ist, weil die inländische Kreditvergabe ins Ausland (in den Exportüberschussstaaten) ging, oder umgekehrt durch laxe Kreditvergaben aus dem Ausland Kredite in das Inland gingen, ist die logisch folgende Frage.

 

 

Ich will mal den Begriff der Zentralbankgeldmenge (die Geldbasis M0) in den Hintergrund stellen und generell die Geldvergabe an Banken durch die Notenbank in den Vordergrund stellen. Steht Banken und anderen Finanzteilnehmer (z.B. gesponsort durch Banken) die Möglichkeit offen (seit 2008) unbegrenzt von der Zentralbank Liquidität zu beschaffen, kann alleine daraus ein Preisdruck entstehen, wenn ein Teil des Gelds in Vermögenswerte fließt. Am offensichtlichsten dann, wenn Gelder in Rohstoffmärkte fließen.

Im ersten Punkt ist die Geldvergabe an der Notenbank bis auf ein paar Abgrenzungen (Bargeld) identisch mit der Zentralbankgeldmenge. Und die Notenbanken waren auch schon vor 2008 gesetzmäßig verpflichtet die Geschäftsbanken ausreichend mit Liquidität zu versorgen (vergl. Art. 127 AEUV Abs 2 letzter Satz).

 

Im zweiten Punkt hast Du das Wesen des endogenen Geldschöpfung noch nicht verstanden. Der Preisdruck entsteht durch Kreditvergabe der Geschäftsbanken an ihre Kunden, nicht durch die Kreditvergabe der Zentralbank. Die gerne in diesem Kontext gerne zitierte Quantitätsgleichung ist empirisch falsch, bzw. die durch sie implizit vorausgesetzte konstante Umlaufgeschwindigkeit ist eben empirisch nicht konstant.Für die Erschaffung von Geld ist die Zentralbankgeldmenge weder steuernd, noch begrenzt diese die Geldschöpfung.

 

Was du aber zurecht ansprichst ist die Mittelverwendung der Kreditnehmer. Wenn dadurch an den Finanzmärkten Nachfrage entsteht, dann steigen dort die Preise, werden sie für Immobilienkäufe verwendet, gibt es dort einen Boom, werden sie für Konsumgüter ausgegeben, dann steigen dort die Preise. Bei Konsumgütern gibt es aber noch die Einschränkung, dass man dort recht einfach die Produktionskapazitäten ausweiten kann, so das dort der Effekt noch von anderen Einflussgrößen abhängt (Auslastung des Produktionspotenzials).

 

Das Problem bzw. inwieweit es zu einem Problem werden kann hängt u.a. davon ab, in welcher Intensität der Staat hier vorgeht und -sofern einmal die Wirschaft am laufen ist- eine geeignete Exit-Strategie durchgeführt wird, um die Liquidität abzuschöpfen. D.h. in der Theorie hört sich das alles einfach an, aber in der Praxis stellt sich die Frage wann der Staat aufhören soll, in welchem Umfang und wann dann die Notenbanken wieder restiktiver werden sollten. Das hat in der (jüngeren) Vergangenheit nicht wirklich geklappt.

 

Der Nachfragedruck steht durch durch die gesamte Kreditaufnahme, nicht nur durch die des Staates, und nicht nur die des Staates oder nur die Kreditvergabe durch die Notenbank. In der jüngeren Vergangenheit gibt es übrigens zumindest nach Angaben der Notenbank kaum Inflation in der westlichen Welt.

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow
Im ersten Punkt ist die Geldvergabe an der Notenbank bis auf ein paar Abgrenzungen (Bargeld) identisch mit der Zentralbankgeldmenge. Und die Notenbanken waren auch schon vor 2008 gesetzmäßig verpflichtet die Geschäftsbanken ausreichend mit Liquidität zu versorgen (vergl. Art. 127 AEUV Abs 2 letzter Satz).

Du musst aber zugeben, dass zwischen ausreichend und unbegrenzt ein feiner Unterschied liegt.

 

 

Im zweiten Punkt hast Du das Wesen des endogenen Geldschöpfung noch nicht verstanden. Der Preisdruck entsteht durch Kreditvergabe der Geschäftsbanken an ihre Kunden, nicht durch die Kreditvergabe der Zentralbank. Die gerne in diesem Kontext gerne zitierte Quantitätsgleichung ist empirisch falsch, bzw. die durch sie implizit vorausgesetzte konstante Umlaufgeschwindigkeit ist eben empirisch nicht konstant.Für die Erschaffung von Geld ist die Zentralbankgeldmenge weder steuernd, noch begrenzt diese die Geldschöpfung.

 

Was du aber zurecht ansprichst ist die Mittelverwendung der Kreditnehmer. Wenn dadurch an den Finanzmärkten Nachfrage entsteht, dann steigen dort die Preise, werden sie für Immobilienkäufe verwendet, gibt es dort einen Boom, werden sie für Konsumgüter ausgegeben, dann steigen dort die Preise. Bei Konsumgütern gibt es aber noch die Einschränkung, dass man dort recht einfach die Produktionskapazitäten ausweiten kann, so das dort der Effekt noch von anderen Einflussgrößen abhängt (Auslastung des Produktionspotenzials).

Inhaltlich bzw. bezogen auf die Notenbank unterscheiden sich die Meinungen dem Grundsatz her gar nicht so sehr. Die Notenbank selber erhöht oder senkt den Preisdruck nicht, allerdings ihre Bereitschaft einer bestimmten Geldpolitik. Hier liegt es nun einmal auf der Hand, dass je länger eine derartige Geldpolitik getätigt wird, es mittel- oder langfristig zur Inflation kommen wird. Wann und wo ist dann natürlich die noch interessantere Frage, allerdings hat hier die Notenbank keinen Einfluss auf das Geschehen ihrer Geldpolitik. Es könnte sein, dass vor allem mit der Geldpolitik der EZB/FED/BoE/SNB/BoJ usw. z.B. eine Inflation in den EM im Bereich der Immobilien entsteht. Allerdings ebnet die Notenbank den Weg für ein derartiges Geschehen, auch wenn die Banken nachher das dann im Einzelnen umsetzen. Mittel- bis langfristig können bei dieser Politik aber nur Preiserhöhungen (wo auch immer) die Folge sein. Aber ohne den Initiator "der Notenbank(en)" könnte es erst gar nicht zur entsprechenden Inflation/Deflation kommen (oder zumindest nicht in dem Maße).

In dem Zusammenhang trennt uns daher die Aussage, die ich Fett unterlegt habe nicht wirklich. Die Notenbank stellt das Geld "nur" zu Verfügung, aber ihre Politik in welcher Menge und zu welchem Preis sie es bereitstellt ist natürlich maßgeblich für die weitere Entwicklung von Preisen. Mittlerweile geht es ja soweit, dass sie eben nicht nur Banken das Geld zu Verfügung stellt, sondern direkt dem Staat (vor allem in den USA). Hier könnte man auch so argumentieren, dass es drauf ankommt, was der Staat damit macht. Jedoch ist es natürlich offensichtlich, dass bei einer solchen Politik es früher oder später zu einem Preisdruck kommen wird.

 

 

In der jüngeren Vergangenheit gibt es übrigens zumindest nach Angaben der Notenbank kaum Inflation in der westlichen Welt.

Das stimmt auch (vielleicht mit ein paar Einschränkungen) so. Die "Inflation" entstand in der jüngeren Vergangenheit auch weniger im Bereich der Realwirtschaft bzw. bei den Gütern, sondern im Assetbereich bzw. an den Finanzmärkten.

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Nixda

Du musst aber zugeben, dass zwischen ausreichend und unbegrenzt ein feiner Unterschied liegt.

Das entscheidende Wort ist nicht "ausreichend", sondern das die Zentralbank das Geld bereitstellen muss.

 

Wenn Du den Artikel von Keen (oder eine seiner anderen Veröffentlichungen zum Thema) liest, dann steht da im Prinzip folgendes: Die Privatbanken vergeben Kredite, und besorgen sich danach die notwendigen Reserven (d.h. Zentralbankgeld). Das ist der entscheidende Unterschied zum Multiplikatormodell. Wenn sie sich die Reserven nicht auf dem Interbankenmarkt besorgen können, dann muss die Zentralbank diese bereitstellen, im Zweifel auch unbegrenzt.

 

Inhaltlich bzw. bezogen auf die Notenbank unterscheiden sich die Meinungen dem Grundsatz her gar nicht so sehr. Die Notenbank selber erhöht oder senkt den Preisdruck nicht, allerdings ihre Bereitschaft einer bestimmten Geldpolitik. Hier liegt es nun einmal auf der Hand, dass je länger eine derartige Geldpolitik getätigt wird, es mittel- oder langfristig zur Inflation kommen wird.

Richtig und falsch zugleich. Die Notenbank hat bei der endogenen (=innerhalb des Bankensystems) Geldschöpfung keinen Einfluss auf die Geldmenge und damit auf die Inflation. Der Einfluss kann aber aus irrationalen Gründen dadurch entstehen, dass die Marktteilnehmer glauben es gäbe diesen, und entsprechend ihre Präferenz zu Haltung von Geld zurückfahren.

 

Es gibt aber einen Einfluss der gesamten Geldmenge (Giralgeld und Zentralbankgeldmenge) auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die sich aber aufteilt auf inländische und ausländische Güter und auf Produkte und Assets (und Hybride wie Immobilien).

 

Womit wir bei einem zweiten wesentlichen Punkt angelangen. Wenn die Nachfrage von der Kreditvergabe der Privatbanken abhängt, denn nur diese Vergeben die Kredite, die Notenbanken vergeben ja nur Kredite an die Privatbanken, dann bestimmen die Privatbanken auch darüber, wofür Kredite vergeben werden. Und dort liegt der Casus Knaxus auch dafür, warum wir Assetpreisinflation, aber keine am Gütermarkt haben.

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow

Richtig und falsch zugleich. Die Notenbank hat bei der endogenen (=innerhalb des Bankensystems) Geldschöpfung keinen Einfluss auf die Geldmenge und damit auf die Inflation. Der Einfluss kann aber aus irrationalen Gründen dadurch entstehen, dass die Marktteilnehmer glauben es gäbe diesen, und entsprechend ihre Präferenz zu Haltung von Geld zurückfahren.

 

Es gibt aber einen Einfluss der gesamten Geldmenge (Giralgeld und Zentralbankgeldmenge) auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die sich aber aufteilt auf inländische und ausländische Güter und auf Produkte und Assets (und Hybride wie Immobilien).

 

Womit wir bei einem zweiten wesentlichen Punkt angelangen. Wenn die Nachfrage von der Kreditvergabe der Privatbanken abhängt, denn nur diese Vergeben die Kredite, die Notenbanken vergeben ja nur Kredite an die Privatbanken, dann bestimmen die Privatbanken auch darüber, wofür Kredite vergeben werden. Und dort liegt der Casus Knaxus auch dafür, warum wir Assetpreisinflation, aber keine am Gütermarkt haben.

Wir reden hier allerdings von zwei verschiedenen Dingen. Die hier genannte endogene Schöpfung bezieht sich auf die bereits im Bankensystem bestehende Geldmenge, das wie du sagtest theoretisch durch die Kreditvergabe der Banken ins unendliche gesteigert werden könnte. Wie du auch schon erwähnt hattest, hindern Regulierungen (Baseler Vorschriften) eine solche unendliche Schöpfung. Die Notenbank kann hier noch über den Mindestreservesatz steuern.

Bei der jetzigen Geldvergabe der Notenbanken vor allen an Staaten handelt es sich aber nicht um bereits bestehendes Geld, das sich im Geldkreislauf befindet, sondern um neu geschaffenes Geld der Notenbanken, das in den Kreislauf getan wird. Was damit angestellt wird, liegt nicht in der Macht der Notenbank: Allerdings, und das ist zumindest in dem Umfang neu, beeinflusst die Notenbank direkt die Assetpreise im Bereich der Staatsanleihen und nicht mehr nur die Privatbanken. In den USA geht das sogar noch weiter, da Hypothekenkredite im großen Stil aufgekauft werden.

Alleine der Umstand, dass hier mehr Geld ins System gesteckt wird, lässt die berechtigte Annahme zu, dass ein gewisser Preisdruck unvermeidbar ist. Wann und wo (in welchen Bereichen also Güterpreise, Immobilien, Finanzassets...) ist vielmehr die eigentliche Frage (aus der Investorensicht), es sei denn, dass man der Annahme ist, dass die Notenbank rechtzeitig die Liquidität wieder abschöpfen wird.

Die Absicht der Notenbanken ist es doch die Wirtschaft in Gang zu bringen. Speziell in den USA hat die FED angekündigt, solange die Programme weiterzuführen bis sich eine wirtschaftliche Erholung vollzogen hat (also hohes Wachstum und eine "normale" Arbeitslosenquote).

Versorgen dann noch die Banken die Wirtschaft mit einer expansiveren Kreditvergabepolitik und können zusätzlich noch das von den Notenbanken neu geschöpfte Geld verwenden, dann stehen definitiv die Vorzeichen für eine "Inflation" (wo auch immer) auf grün. Schon jetzt sieht man es doch wieder vor allem im Finanzbereich. Bis das auf die reale Wirtschaft überschwappt, dauert es tendenziell immer länger.

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Aktiencrash
· bearbeitet von Aktiencrash

Hier mal etwas zu den Themen....

 

 

DIE WIRTSCHAFTSTHEORIE

 

Wirtschaftswachstum

 

 

....leicht verständlich

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Nixda
· bearbeitet von Nixda

@Aktiencrash: Der erste Artikel hat mindestens zwei grobe sachliche Fehler. Erstens ist Kurgman sicher kein Postkeynesianer, sonder bestenfalls Neokeynesianer. Das Thema endogene Geldschöpfung hat er nicht verstanden. In einem Disput mit Keen letzten Sommer hat er den Standpunkt vertreten, dass Banken nur Geld weiterverleihen, dass ihnen als Einlagen zur Verfügung steht. Das ist sehr offensichtlich falsch.

 

Der zweite Fehler ist die Definiton des Say'schen Theorem: Es besagt, dass jedes Angebot seine eigene Nachfrage erzeugt. Ich halte das ebenfalls für groben Unfug. Stell dich mal nackt vor ein Wohnheim für Marektingstudentinnen, und wirst sehen, auf welche Nachfrage dein Angebot stößt.

 

@Ca$hflow:

Die Baseler Regulierungen begrenzen die Geldschöpfung nur theoretisch. Praktisch habe sich die Banken Wege gesucht, diese Regelungen zu umgehen. Die bekanntesten sind die SPVs oder Conduits, in die Geschäfte ausgelagert wurden. Andere Methoden sind Bilanzierungstricks mit Kern- oder Ergänzungskapital zu arbeiten, und sich dieses wie Eigenkapital anrechnen zu lassen. Aber man kann das auch einfacher haben. Wenn Bank A mit 10 Mrd an Bank B beteiligt, evtl mit Person/SPV X zwischengeschaltet, dann kann B bei einer typischen Eigenkapitalquote einer Bank von 5% 200 Mrd neue Kreditvergaben vornehmen, von denen evtl. 10 Mrd wieder als Eigenkapital bei Bank A landen....

 

Noch einmal zur Inflation: Wir sind uns bis hierher einig dass Nachfrage durch Volkseinkommen plus Kreditvergabe der Banken entsteht, da ja die Notenbanken selber nur an Banken verliehen? Plus neuerdings auch die indirekte Kreditvergabe an Staaten durch die EZB durch Ankauf von Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt?

 

Inflation könnte dann entstehen, wenn (a) das Volkseinkommen steigt oder (B) die Summe der Kreditvergaben der Banken und Zentralbanken an Wirtschaftsteilnehmer oder den Staat steigt. (Punkt a würde ich erst einmal beiseite lassen.). Dann ist der Inflationsdruck durch erhöhte Nachfrage die Veränderung der Summe der Kreditvergabe des Privatbankensektors plus der Kreditvergabe der Notenbank an den Staat. Da die Bankbilanzen derzeit schrumpfen, ersetzt die Kreditvergabe der Notenbanken an den Staat nur die rückläufigen Kreditvergaben des Privatbankensektors, solange sich das in der Menge die Waage hält. Netto wird eben nicht mehr Geld ins System gebracht. In der Quantitätsgleichung zeigt sich dieser Substitutionsprozess durch eine Verlangsamung der Umlaufgeschwindigkeit, wie er empirisch schon seit 10 Jahren zu beobachten ist (in Japan schon länger).

 

Noch eine andere Ableitung aus der endogenen Geldschöpfung: Bei der Kreditvergabe durch Bilanzverlängerung verleiht die Bank ja kein Geld, dass sie als Einlage hat, sondern schöpft es im Moment der Kreditvergabe. Sie hat also keine Kosten (ggf. ein paar Rückzahlungsrisiken). Banken kaufen aber auch Staatstitel durch Bilanzverlängerung. Sie müssen zwar mit Zentralbankgeld bezahlen, aber wenn der Staat das Geld wieder ausgibt, wandelt es sich wieder in Giralgeld. Dieser Vorgang ist nachfragerhöhend und tendenziell inflationstreibend, muss aber oberer Nettobetrachtung der Kreditvergabe unterzogen werden.

 

Die Banken bekommen nach dem Anleihekauf Zinsen für die an den Staat vergebenen Kredite. Wenn man überschlägig davon ausgeht, das der Bund 2 Billionen Schulden hat, die zur Hälfte von Banken gehalten werden, und wenn ich 4% mittleren Zinssatz annehme, ist die Zinszahlung an den Bankensektor 40 Mrd im Jahr.

 

Frage: Was wäre anders, wenn nicht die Geschäftsbanken die Anleihen kaufen würden, sondern die Notenbanken? Antwort: So ziemlich gar nichts, so lange man das nicht übertreibt. Außer das die Zinslasten für die Staaten wegfallen würden. Deshalb ist es auch irrelevant, ob die EZB derzeit spanische oder griechische Anleihen kauft, außer dem Moral Hazard, dass sie es nicht auch mit deutschen Anleihen macht.

 

Grundfehler der neoklassischen und auch der sogenannten keyenesianischen Theorien ist, dass sie darauf verzichten, das Geld- und das Bankensystem zu modellieren. Aus diesem, und auch ein paar anderen Gründen sind die Ergebnisse der Modelle fehlerhaft. Dabei gab es auch schon bei zeitgenössischen Forschern wie Schumpeter oder Röpke entsprechende Grundlagen.

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow

@Ca$hflow:

Die Baseler Regulierungen begrenzen die Geldschöpfung nur theoretisch. Praktisch habe sich die Banken Wege gesucht, diese Regelungen zu umgehen. Die bekanntesten sind die SPVs oder Conduits, in die Geschäfte ausgelagert wurden. Andere Methoden sind Bilanzierungstricks mit Kern- oder Ergänzungskapital zu arbeiten, und sich dieses wie Eigenkapital anrechnen zu lassen. Aber man kann das auch einfacher haben. Wenn Bank A mit 10 Mrd an Bank B beteiligt, evtl mit Person/SPV X zwischengeschaltet, dann kann B bei einer typischen Eigenkapitalquote einer Bank von 5% 200 Mrd neue Kreditvergaben vornehmen, von denen evtl. 10 Mrd wieder als Eigenkapital bei Bank A landen....

Unter Basel III (Beteiligungsgesellschaften) wurde hier nachgebessert, aber wahrscheinlich werden oder sind bereits auch hier Mittel und Wege gefunden, um eine Kapitaloptimierung zu vollziehen. Jedenfalls lässt sich darüber hinaus die Geldschöpfung über den bereits erwähnten Mindestreservesatz steuern. Für die eigentliche Diskussion im Zusammenhang mit der Inflation hat das jetzt aber weniger Relevanz.

 

 

Noch einmal zur Inflation: Wir sind uns bis hierher einig dass Nachfrage durch Volkseinkommen plus Kreditvergabe der Banken entsteht, da ja die Notenbanken selber nur an Banken verliehen? Plus neuerdings auch die indirekte Kreditvergabe an Staaten durch die EZB durch Ankauf von Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt?

Vorwiegend dadurch. Aber auch durch eine Kreditvergabe innerhalb des Finanzsektors, wenn dadurch z.B. übermäßig Geld in Rohstoffmärkte fließt. Dies hat ebenfalls einen unmittelbaren Einfluss auf die Inflation im engeren Sinne. Im weiteren Sinn beeinflusst die Notenbank die Inflation selbst. Dies gilt vor allem für Assetinflation. Die Preise der Anleihen werdem natürlich direkt beeinflusst und durch die Ankäufe in die Höhe getrieben. Auch durch den Ankauf von MBS werden die Immobilienpreise direkt durch die Notenbank beeinflusst.

 

Inflation könnte dann entstehen, wenn (a) das Volkseinkommen steigt oder (B) die Summe der Kreditvergaben der Banken und Zentralbanken an Wirtschaftsteilnehmer oder den Staat steigt. (Punkt a würde ich erst einmal beiseite lassen.). Dann ist der Inflationsdruck durch erhöhte Nachfrage die Veränderung der Summe der Kreditvergabe des Privatbankensektors plus der Kreditvergabe der Notenbank an den Staat. Da die Bankbilanzen derzeit schrumpfen, ersetzt die Kreditvergabe der Notenbanken an den Staat nur die rückläufigen Kreditvergaben des Privatbankensektors, solange sich das in der Menge die Waage hält. Netto wird eben nicht mehr Geld ins System gebracht. In der Quantitätsgleichung zeigt sich dieser Substitutionsprozess durch eine Verlangsamung der Umlaufgeschwindigkeit, wie er empirisch schon seit 10 Jahren zu beobachten ist (in Japan schon länger).

Das Deleverging der meisten Banken (ich nehme hier mal an, dass du vorwiegend die großen Banken im Hinterkopf hattest) fand zwischen 2008 und 2009 statt. Seither stagnieren oder wachsen die meisten Bilanzen leicht (Ausnahme vor allem bei Banken in den Peripherieländern). Es gibt die eine oder andere Bank, bei der auch immer noch die Bilanzsumme stagniert oder leicht fällt, allerdings findet seit 2010 wieder ein leichtes Bilanzwachstum statt.

Ich würde sagen, dass Netto definitiv mehr in den gesamten Kreislauf gepumpt wird.

Der Substitutionsprozess von Privat zum Staat fand anfangs definitiv statt, damit die Wirtschaft nicht ins bodenlose fällt. Mittlerweile nimmt der Konsum (Privathaushalt) + Investitionen (Unternehmen) zu (Peripherieländern mal wieder ausgenommen). Die quantitativen Maßnahmen werden weiterhin zielstrebig fortgeführt plus einer definitiven Stabilisierung des privaten (weltweiten) Konsums, der seit spätestens 2010 deutliche Steigerungsraten aufweist. Nimmt man dann noch die unlimitierte Geldschöpfung durch die Notenbanken an die Geschäftsbanken hinzu, dann ist seit 2008 ein ganze Menge in den Kreislauf dazugekommen.

Das hat allerdings noch nichts damit zu tun, wohin das ganze Geld geflossen ist. Die Umlaufgeschwindigkeit bezieht meistens auf realwirtschaftliche Faktoren oder aber auf die Geldmengen (M1, M2 oder M3) selbst. Daraus alleine lassen nicht noch keine Schlussfolgerungen ziehen inwieweit es zu einer Geldmengenausweitung gekommen ist oder eben nicht.

Das neue in dem Kreislauf befindende Geld ist allerdings vor allem Finanzmarkt unterwegs und weniger in der Realwirtschaft.

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