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Peter1745

Bewertung meiner finanziellen Gesamtplanung

Empfohlene Beiträge

Peter1745
· bearbeitet von Peter1745

Hallo liebe User,

 

ich lese hier schon recht lange mit und bin total begeistert von diesem Forum und seinen Mitgliedern. Zunächst einmal möchte ich euch mit den nötigen Daten versorgen. Im Anschluss möchte ich euch meine Gedanken vorstellen und hoffe ihr gebt mir ein Feedback dazu.

Über meine Person

Pflichtangaben:

1. Erfahrungen mit Geldanlagen

Ich habe bisher nur Erfahrungen mit Tagesgeld. Durch das lesen hier im Forum denke ich aber schon einiges gelernt zu haben. Mein Studium hatte einen betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schwerpunkt.

2. Darstellung von bereits vorhandener Fondspositionen (Fondsbezeichnung und ISIN angeben):

Noch keine Fonds vorhanden

3. Zeitliche Aufwandsbereitschaft für eure Fondsanlage:

2-3 Stunden im Monat. Wenn es der Sache dient auch mehr.

4. Risikotyp/Risikobereitschaft/Umgang mit Verlusten:

Ich schätze mich als eine Person mit mittlerer Risikofähigkeit ein. Ich habe noch keine Baisse mitgemacht und daher kann ich sicherlich nur erahnen wie ich reagieren würde. Da ich aber ein sehr wissenschaftlich geprägter Mensch bin und viel Selbstdisziplin habe werde ich auch längere schlechte Zeiten (auch über 5 Jahre hinweg) mit der Aussicht auf Besserung durchhalten können.

Optionale Angaben:

1.Alter:

25 Jahre

2. Berufliche Situation:

Ingenieur - Projektsteuerung

 

3. Sparerfreibetrag ausgeschöpft?

Nein

4. Aktive und/oder passive Fonds gewünscht

Passive Fonds

 

5. Familienstand

In einer Beziehung - nicht verheiratet

 

6. Zusätzliche Geldzuflüsse:

Durch meinen Arbeitgeber erhalte ich Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und eine Erfolgsbeteiligung in guten Jahren.

7. Versicherungen:

Gesetzliche Krankenversicherung.

Haftpflichtversicherung.

BU folgt, momentan lese ich mich noch gewissenhaft ein.

8. Sonstiges:

Einmal im Jahr werden Mitarbeiteraktien gekauft. Diese sollen nach Ablauf der Haltefrist direkt veräußert werden.

 

Über meine Fondsanlage

Pflichtangaben:

 

1. Anlagehorizont

Da es um eine ganzheitliche Betrachtung geht sowohl mittel- als auch langfristig.

 

2. Zweck der Anlage

Mittelfristig keine Anschaffungen geplant. Weitere Infos siehe unten.

 

3. Einmalanlage und/oder Sparplan?

Sparplan

 

4. Anlagekapital:

Ich habe derzeit ein verfügbares Kapital von 25t€. Ich habe jeden Monat 800€ zur freien Verfügung.

Nun zu meiner Planung:

Ich möchte meine Finanzplanung in die Bereiche "kurzfristig, mittelfristig, langfristig und Altersvorsorge" einteilen.

Kurzfristig (sofort verfügbar):

Der kurzfristige Anteil soll 6000€ enthalten. Mein momentanes Einkommen beträgt 2.460€ netto, somit liege ich zwischen zwei und drei Monatsnettogehältern. In Anbetracht der Tatsache das ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag habe, in einer gesunden und sehr großen Firma arbeite und dazu momentan nur ca. 1.600€ im Monat benötige (ohne zu sparen) halte ich diesen Betrag für mehr als angemessen.

Das Geld soll auf ein Tagesgeldkonto bei der Rabo Bank mit momentan 1,65% angelegt werden.

 

Mittelfristig (5-10 Jahre):

 

Mittelfristig plane ich derzeit keine Anschaffungen. Eine eigene Wohnung oder ein Neuwagen sind auf absehbare Zeit nicht geplant. Mögliche Investitionen könnten in 5-10 Jahren meine Hochzeit, Flitterwochen, erstes Kind, Umzug in größere Wohnung, größerer Gebrauchtwagen sein.

 

Hier herrscht für mich noch die größte Ungewissheit. Ich möchte mir sicherlich in den nächsten 10 Jahren einmal etwas schönes leisten. Ob es vielleicht dann doch mal irgendwann ein teurerer Gebrauchtwagen (20-30t€), eine teure Kreuzfahrt oder ähnliches wird kann ich bis jetzt noch nicht vorhersehen. Ich weiß nur das ich nicht nur für das Alter sparen möchte. Ich benötige zur Zeit nicht viel Geld und möchte es gerne gewinnbringender als bei Tagesgeldzinsen anlegen.

 

Uneinig bin ich mir bei der Risikoaufteilung. Dadurch das es vorkommen kann, dass ich zu einem Zeitpunkt Geld benötige wäre es doch ungünstig zu viel in Fonds zu investieren. Was wäre euer Vorschlag für diesen mittelfristigen Teil? Welche Anlagen sind Empfehlenswert? Ich überlege zur Zeit an 50% Tagesgeld bei der Rabo Bank (Rabo90 mit 1,85%) und 50% Fonds oder ähnliches. Ich hoffe ihr könnt mir hierbei helfen.

 

Langfristig (25-35 Jahre):

Mein langfristiger Plan ist ein passives Weltmarktdepot. Dafür gehe ich mit 100% in die RK3, da ich bei dem langen Zeithorizont von den ausgleichenden Effekten der Wirtschaft überzeugt bin. Mein Depot ist nach dem BIP gewichtet und soll folgende ETFs aufweisen.

 

30% USA, Kanada

ComStage ETF MSCI North America TRN I, ETF113, TER 0,25%

[WKN: ETF113 / ISIN: LU0392494992]

 

30% Europa

db x-trackers Stoxx® Europe 600 UCITS ETF 1C, DBX1A7, TER 0,20%

[WKN: DBX1A7 / ISIN: LU0328475792]

 

30% EM

db x-trackers MSCI EMERGING MARKETS TRN INDEX ETF 1C, DBX1EM, TER 0,65%

[WKN: DBX1EM / ISIN: LU0292107645]

 

10% Pacific

ComStage ETF MSCI Pacific TRN I , ETF114, TER 0,45%

[WKN: ETF114 / ISIN: LU0392495023]

 

Das Depot wird über die DAB Bank laufen und dort werden Sparpläne für die ETFs eingerichtet. Somit spare ich mir die Ordergebühren.

 

Was haltet ihr davon?

 

Altersvorsorge:

Im Rahmen der Altersvorsorge nutze ich Vermögenswirksame Leistungen meines Arbeitgebers. Dort möchte ich monatlich 232€ vom Brutto (also bei einem Steuersatz von ca. 41% ungefähr 140€ netto) einzahlen. Mein Arbeitgeber hat ein eigenes Vorsorgeprogramm bei dem ich einen garantierten Mindestzins von derzeit 1,75% habe. Die Beträge werden zunächst spekulativer und später risikoarm angelegt. Der Zuschuss meines Arbeitgeber beträgt ca. 11% der Sparsumme.

 

Nun bin ich hier aber auch noch etwas lückenhaft unterwegs. Ich möchte natürlich mit dem langfristigen Depot schon für mein Alter vorsorgen. Allerdings überlege ich zur Zeit darüber hinaus was ich sonst machen kann. Die Riesterrente ist ziemlich negativ behaftet. Alternativen habe ich derzeit noch keine. Habt ihr diesbezüglich vielleicht auch Vorschläge für mich?

 

Kassensturz und gesammelte Fragen:

 

Für meine Initialanlage habe ich 25t€ minus den 6t€ für das Tagesgeldkonto und damit also 19t€ zur Verfügung.

Ich habe also jeden Monat 800€ minus den 140€ für die Vermögenswirksamen Leistungen und somit 660€ für meine Sparziele übrig. Die letzten 5 Monate hatte ich immer einen Überschuss von mindestens 1.000€ am Ende des Monats. Die 800€ sind also auch etwas konservativ gerechnet und ich habe tendenziell mehr Geld zur Verfügung. Zudem wird meine Freundin wohl bald in meine Wohnung ziehen, womit ich 350€ Miete sparen würde, die ich wiederum zur freien Verfügung hätte.

 

Nun zu meinen gesammelten Fragen:

 

1) Wie würdet ihr die prozentuale Verteilung auf mittelfristig und langfristig berechnen? Mir fällt es schwer einen Wert festzulegen wie viel Prozent meines Überschusses ich im Monat für den mittelfristigen und wie viel für den langfristigen Teil ausgebe. Gibt es hierbei irgendwelche Ratschläge oder ähnliches?

 

2) Wie würdet ihr den mittelfristigen Teil in Anbetracht meines Anlagehorizonts von 5-10 Jahren generell gestalten?

 

3) Wie beurteilt ihr mein langfristiges Depot?

 

4) Welche Arten der Altersvorsorge sind empfehlenswert? Vielleicht sogar die berühmte Riester Rente?

 

Ich hoffe ich habe euch mit allen notwendigen Angaben versorgt und ihr könnt mir bei meinen Fragen helfen. Ich danke euch schon eimal vielmals im Voraus.

 

Viele Grüße

Peter

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lorddoc
· bearbeitet von lorddoc

1) Wie würdet ihr die prozentuale Verteilung auf mittelfristig und langfristig berechnen? Mir fällt es schwer einen Wert festzulegen wie viel Prozent meines Überschusses ich im Monat für den mittelfristigen und wie viel für den langfristigen Teil ausgebe. Gibt es hierbei irgendwelche Ratschläge oder ähnliches?

 

2) Wie würdet ihr den mittelfristigen Teil in Anbetracht meines Anlagehorizonts von 5-10 Jahren generell gestalten?

 

3) Wie beurteilt ihr mein langfristiges Depot?

 

4) Welche Arten der Altersvorsorge sind empfehlenswert? Vielleicht sogar die berühmte Riester Rente?

 

 

1) kannst du wahrscheinlich nur selbst entscheiden abhängig von der persönlichen Risikotragfähigkeit.

 

2) In der aktuellen Niedrigzinsphase sind 1,85% fürs Tagegeld sicher ganz gut. Alternativ die berühmte "Festgeldleiter" oder ETFs auf Anleihen.

 

3) Wenn es tatsächlich nur [update] Aktien sein sollen, dann ist daran nichts auszusetzen.

 

4) Ganz klar Riester-Rente. Als junger gutverdienender Unverheiratete im Spitzensteuersatz ist Riester extrem vorteilhaft durch die Steuerstundung. Im Falle eines Fondsparplans ist das quasi ein zinslosen Wertpapierdarlehen des Staates, durch den die Kursgewinne mit Hebel 1,42 erhöht werden (und Kursverluste sind durch die Garantie abgesichert). Wenn man sich über das Internet vermitteln lässt und die Provisionen wiederbekommt, ist das ein hervorragendes Geschenk vom Staat zur Renditeoptimierung.

 

Aber natürlich keine Riester-"Versicherung". Je nachdem ob Eigenheim ein Thema ist zunächst Banksparplan und dann Umschichtung bzw. Bausparvertrag. Oder Riester-Fondsparplan. Und über Internet-Vermittler abschließen, die die Abschlussprovision zurückerstatten.

 

Ich persönlich bespare zusätzlich noch den ARERO über die Flexible Vorsorge der CosmosDirekt. Durch den "Versicherungsmanetel" ist das steuerlich interessant, aber kein Sondervermögen.

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Sisyphos

 

Ich persönlich bespare zusätzlich noch den ARERO über die Flexible Vorsorge der CosmosDirekt. Durch den "Versicherungsmanetel" ist das steuerlich interessant, aber kein Sondervermögen.

 

Wieso glaubst Du, daß hier kein Sondervermögen vorliegt?

 

Die vom ARERO als Grundlage für den Swap gehaltenen Assets stellen ein Sondervermögen da, das von der Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft nicht berührt würde. Über die Qualität dieses Haftungssubstrats (Stichwort Landesbankanleihen) kann man natürlich streiten, aber es ist und bleibt Sondervermögen.

 

Daran ändert sich natürlich auch nichts, wenn der ARERO im Versicherungsmantel gehalten wird. Das Anteilvermögen der Versicherten, also die entsprechenden Fondsanteile, liegen während der Ansparphase in einem seperaten Anteilsstock und sind von dem restlichen Vermögen der Versicherung getrennt. Sie stellen ebenfalls ein Sondervermögen dar (vgl. §1 der Versicherungsbedingungen), das bei Insolvenz des Versicherers abgesondert würde. Erst wenn man sich das Fondsguthaben verrenten läßt, wird das Fondsguhaben in das Vermögen der Versicherung überführt. Ich vermute aber, daß die meisten Anleger, die sich für den Flexiblen Vorsorgeplan Invest bzw. das Vorsorgekonto Invest entscheiden, dies eher als eine steuergünstige "Sparbüchse" für ausländische Thesaurierer ansehen und eher weniger die Absicht haben, später eine Rentenzahlung in Anspruch zu nehmen.

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Peter1745
· bearbeitet von Peter1745

Hallo lorddoc,

 

danke für deine Antwort.

1) kannst du wahrscheinlich nur selbst entscheiden abhängig von der persönlichen Risikotragfähigkeit.

 

Gibt es denn irgendwelche Ansatzwerte wonach ich gehen kann? Wie geht man denn am besten vor um diese Aufteilung festzulegen?

 

2) In der aktuellen Niedrigzinsphase sind 1,85% fürs Tagegeld sicher ganz gut. Alternativ die berühmte "Festgeldleiter" oder ETFs auf Anleihen.

 

Also gibt es auch mittelfristig keine große Alternative zum Tagesgeld? Die Festgeldleiter hat ja auch nur geringe Zinsen und Anleihen sind doch momentan noch unattraktiver.

 

3) Wenn es tatsächlich nur Anleihen sein sollen, dann ist daran nichts auszusetzen.

 

 

Wieso nur Anleihen? Es handelt sich doch um Aktienfonds oder stehe ich am frühen Morgen etwas auf dem Schlauch?

 

Den Arero habe ich mir auch angeschaut, aber halte ihn aufgrund der hier im Forum aufgedeckten Intransparenz und steuerlich nicht einfachen Behandlung für nicht interessant.

 

@Sisyphos

Vielen dank für deine Erläuterungen.

 

 

Gibt es auch noch von anderen Usern Meinungen zu meiner Planung? Ich würde mich wirklich sehr freuen, da es sich um einen großen Schritt für mich handelt.

 

Vielen Dank noch einmal.

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lorddoc

Wieso glaubst Du, daß hier kein Sondervermögen vorliegt?

 

Die vom ARERO als Grundlage für den Swap gehaltenen Assets stellen ein Sondervermögen da, das von der Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft nicht berührt würde. Über die Qualität dieses Haftungssubstrats (Stichwort Landesbankanleihen) kann man natürlich streiten, aber es ist und bleibt Sondervermögen.

 

Daran ändert sich natürlich auch nichts, wenn der ARERO im Versicherungsmantel gehalten wird. Das Anteilvermögen der Versicherten, also die entsprechenden Fondsanteile, liegen während der Ansparphase in einem seperaten Anteilsstock und sind von dem restlichen Vermögen der Versicherung getrennt. Sie stellen ebenfalls ein Sondervermögen dar (vgl. §1 der Versicherungsbedingungen), das bei Insolvenz des Versicherers abgesondert würde. Erst wenn man sich das Fondsguthaben verrenten läßt, wird das Fondsguhaben in das Vermögen der Versicherung überführt. Ich vermute aber, daß die meisten Anleger, die sich für den Flexiblen Vorsorgeplan Invest bzw. das Vorsorgekonto Invest entscheiden, dies eher als eine steuergünstige "Sparbüchse" für ausländische Thesaurierer ansehen und eher weniger die Absicht haben, später eine Rentenzahlung in Anspruch zu nehmen.

 

Interessant. Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass es sich bei der Flexiblen Vorsorge um eine fondsgebundene Rentenversicherung handelt und im Falle einer Insolvenz der Cosmos das Fondsguthaben in die Insolvenzmasse übergeht. Als Sondervermögen ist die Konstruktion natürlich noch attraktiver. Verrentung hatte ich in der Tat nicht vor.

 

 

 

Wieso nur Anleihen? Es handelt sich doch um Aktienfonds oder stehe ich am frühen Morgen etwas auf dem Schlauch?

 

 

"Nur Aktien" wollte ich sagen. Man könnte noch Renten und Rohstoffe mit dazunehmen. Historisch haben ja Rente und Aktien in Kombination besser abgeschnitten als nur Aktien. In der heutigen Zeit der staatlichen/notenbanklichen Intervention bzw. Zins-Manipulation könnte das aber nicht mehr zutreffen.

 

Wenn in 5 Jahren auf jeden Fall sicher Geld für Auto, Hochzeit, Reisen, Umzug vorhanden sein soll (rechnen wir mal mit 30k EUR oder mehr), dann gibt es zu Tagegeld oder Festgeld keine Alternative. Wenn diese Wünsche abhängig von der Marktentwicklung verschoben werden können, dann ist eine höherer Aktienanteil möglich.

 

Generell sollte so ein Plan aber nicht in Stein gemeißelt sein; wenn sich die Lebensumstände ändern, kann die Aufteilung ja auch noch geändert werden.

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Peter1745

Vielen Dank für deine schnelle Antwort.

 

Dann werde ich wohl mittelfristig ebenfalls 100% Tagesgeld besparen und hoffen das sich irgendwann neue Optionen auftun.

 

Ich denke ich werde zu Beginn eine Verteilung von 70 / 30 (mittelfristig / langfristig) vornehmen. Wie du schon sagst ist das ja nicht in Stein gemeißelt.

 

Ist eine 100% RK3 bei der langfristigen Anlage zu riskant? Ich habe gelesen das man aufgrund der langen Laufzeit und der möglichen vergebenen Rendite bei einer 70/30 Aufteilung das Risiko eingehen sollte.

 

Die flexible Vorsorge klingt aufgrund der steuerlichen Vorteile auch lohnenswert.

 

Gruß

Peter

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Sisyphos
· bearbeitet von Sisyphos

Dann werde ich wohl mittelfristig ebenfalls 100% Tagesgeld besparen und hoffen das sich irgendwann neue Optionen auftun.

 

Ist eine 100% RK3 bei der langfristigen Anlage zu riskant? Ich habe gelesen das man aufgrund der langen Laufzeit und der möglichen vergebenen Rendite bei einer 70/30 Aufteilung das Risiko eingehen sollte.

 

 

Du must Dir für Dich darüber klar werden, wie Du Risiko und Dein Sparziel definierst.

 

Wir befinden uns derzeit in einer Phase der finanziellen Repression in der viele Industriestaaten versuchen, sich auf Kosten der Sparer zu entschulden, indem der Sparzins unter die Inflationsrate gedrückt wird. Dies bedeutet, daß Du bei RK1-Anlagen bestenfalls einen Werterhalt schaffst, in der Regel aber sogar einen Wertverlust erleiden wirst. Sparfux stellt in diesem Thread regelmäßig die Konditionen von Bundesanleihen, Pfandbriefen und Sparbriefen gegenüber. Demnach müßte man schon auf 5-jährige Sparbriefe ausweichen, um nach Steuern noch einen Werterhalt zu schaffen, wenn man die derzeitige offizielle Inflationsrate zugrunde legt. Schon eine leichte Steigerung der Inflationsrate macht diese Anlage zu einem Verlustgeschäft.

 

Wenn Du Risiko also als die Wahrscheinlichkeit ansiehst, am Ende des Sparprozesses nominal weniger Geld zurückzuerhalten als Du eingezahlt hast, gehst Du mit RK1-Anlagen kein Risiko ein. Wenn Du aber auf den Werterhalt schaust, wirst Du mit RK1-Anlagen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Wertverlust erleiden. Bei 5 Jahren Anlagedauer mag ein Wertverlust von vermutlich 5-10% verschmerzbar sein, auf lange Sicht (also im Hinblick auf der Altersvorsorge) ist er wesentlich höher und bedeutet in meine Augen, sein Geld zu "verdummen".

 

Historisch betrachtet dauern solche Phasen finanzieller Repression im Durchschnitt knapp 2 Jahrzehnte. Das ist auch logisch verständlich, denn es muß sich für den Staat schließlich auch lohnen. Außerdem ist diese Wertvernichtung für die Politiker sehr angenehm, da der Prozeß quasi schleichend erfolgt und somit viele Menschen es überhaupt nicht bemerken. Der Finanzminster Ludwigs XIV., Jean Baptiste Colbert, meinte einmal "Steuern erheben ist die Kunst, die Gans so zu rupfen, daß man möglichst viele Federn bei möglichst geringem Gezeter bekommt". Und in diesem Sinne ist finanzielle Repression geradezu ideal. Man erinnere sich nur an den Aufschrei bei dem Plan, die Kleinsparer in Zypern mit 6,5% ihrer Einlagen an der Bankenrettung und der Abwendung des Staatsbankrotts zu beteiligen. Ich höre bei uns keinerlei lauten Aufschrei, wenn die deutschen Sparer schleichend über mehrere Jahre um größere Summen zwangsenteignet werden.

 

Durch Anlagen in Sachwerte (Aktien, Immobilien, Rohstoffe etc.) kann man einen solchen Wertverlust vermeidem, muß dann aber die Wertschwankungen also die Volatilität dieser Assets ertragen können. Allerdings hat Volatilität immer zwei Seiten: es können Kursverluste wie auch Kursgewinne auftreten.

 

Die Frage, ob in der langfristigen Anlage RK3 mit 100% gewichtet werden sollte, mußt Du Dir selbst beantworten: Kannst Du mit eventuellen Kursschwankungen psychologisch leben, ohne dumme Dinge zu tun (alles am Tiefstpunkt verkaufen). Daß Du vermutlich Dein Gesamtportfolio anschauen wirst und dort eine 70%/30% RK1/RK3-Aufteilung hast, dürfte es Dir psychologisch einfacher machen.

 

Aus meiner Sicht ist 100% RK3 als Altersvorsorge in Deinem Alter und angesichts der derzeitigen Randbedingungen völlig in Ordnung - allerdings bin ich selbst nicht so stark risikoavers und würde auch auf mittlere Sicht RK3 dazunehmen. Du kannst diese Quote ja später anpassen, wenn Du das Geld für die mittelfristige Anlage entnommen hast, oder wenn dann wieder adäquate Sparzinsen bezahlt werden.

 

 

 

Die flexible Vorsorge klingt aufgrund der steuerlichen Vorteile auch lohnenswert.

 

 

Da Du derzeit den Steuerfreibetrag noch nicht ausgeschöpft hast, solltest Du Dich nicht in erster Linie von steuerlichen Aspekten leiten lassen. Auch bei einer Anlage im Versicherungsmantel mußt Du die Entnahme/Auszahlung versteuern. Du hast allerdings in der Tat einen Steuerstundungseffekt. Andererseits führen höhere einmalige Entnahmen/Auszahlungen schnell zu einer starken Erhöhung des persönlichen Steuersatzes aufgrund der Progression.

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Peter1745

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

 

Ich scheue mich gerade etwas davor auf Sparbriefe zu setzen, da ich die Angst habe, dass die Zinsen in ein/zwei Jahren wieder steigen und ich dann nicht an mein Geld komme um es besser anzulegen.

 

Was kannst du mir denn als mittelfristigen Part empfehlen. Im Hinblick auf Diversifikation sollte ich nicht in die gleichen ETFs anlegen wie in meiner langfristigen Anlage. Ich lese hier oft von Mischfonds. Würde das Sinn machen? Vielleicht kannst du mir ja mal schreiben wie dein mittelfristiger Teil aussieht.

 

Die flexible Vorsorge von Cosmos Direct habe ich mir angeschaut und ist zunächst einmal nicht so interessant für mich. Dank deiner Ausführung hast du meine Entscheidung noch einmal bestärkt.

 

Kannst du etwas zu der Fondsauswahl und Verteilung meines langfristigen Depots sagen? Ist das so in Ordnung oder mache ich damit irgendeinen Fehler?

 

Viele Grüße und besten Dank

Peter

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Sisyphos

 

Ich scheue mich gerade etwas davor auf Sparbriefe zu setzen, da ich die Angst habe, dass die Zinsen in ein/zwei Jahren wieder steigen und ich dann nicht an mein Geld komme um es besser anzulegen.

 

 

Da Du ja Ingenieur bist, sollten dir die Grundrechenarten keine Schwierigkeiten bereiten. Rechne doch einfach einmal durch, was Du derzeit mit einer Anlage auf 5 Jahre erzielen könntest und wie hoch der Zins beispielsweise in 2 Jahren mindestens steigen müßte, damit Du mit der langfristigen Anlage schlechter fährst als mit kurzfristigem Tagesgeld. Das Ergebnis dürfte Dich überraschen.

 

Im übrigen halte ich eine Erhöhung der Sparzinsen in den nächsten Jahren für ein außerordentlich unwahrscheinliches Szenario. Die EZB hat gerade heute wieder den Leitzins abgesenkt und das dürfte auch nicht der letzte Zinssenkungsschritt gewesen sein. Wir leben in einer Zeit der finanziellen Repression, in der die Notenbank massiv den Preis für Geld, also den Zins, manipuliert. Die Staaten müssen sich entschulden und könnten einen höheren Zins überhaupt nicht mehr bezahlen. Das gilt ganz besonders für die Staaten an der südlichen Peripherie der Euro-Zone aber auch ganz explizit für Italien und Frankreich. Und selbst in den Deutschland würden bei einem signifikanten Zinsanstieg die für die kommenden Jahre pronostizierten Haushaltsüberschüssse schmelzen wie Schnee in der Sonne. Mario Draghi hat aber im vergangenen Jahr klar erklärt, daß er den Bestand der Euro-Zone um jeden Preis verteidigen wird. Er wird dies auch zweifellos bis zum letzten Euro tun (insbesondere bis zum letzten Euro des deutschen Sparers) tun, denn ohne Euro keine EZB und welche Organisation verzichtet schon gerne auf Pöstchen, Macht und Einfluß und schafft sich selbst ab. Draghi wird alle Probleme des Euroländer in Liquidität ertränken - da ist kein Platz für eine Zinserhöhung, allerdings sehr wohl für eine steigende Inflationsrate. Die Staabilitätspolitik der Deutschen Bundesbank ist tot und vertragliche Hindernisse wie etwa das Verbot der Staatsfinanzierung werden einfach beiseite gewischt. Es ist nun einmal keine gute Zeit für Rechtstaatlichkeit.

 

Und selbst wenn die Euro-Zone auseinanderbrechen würde, sieht das kaum anders aus. Dann würde die Nachfolgewährung in Deutschland stark aufwerten und Investoren, die auf Sicherheit Wert legen, werden ihr Geld nach Deutschland transferieren. Ein Überangebot an Geld, das Anlagemöglichkeiten sucht, bedeutet aber niedrige Sparzinsen. Man kann das derzeit anhand der Schweiz sehr schön beobachten. Allerdings würde in diesem Szenario die Inflationsrate eher sinken und somit der Realzins steigen und vermutlich positiv sein.

 

 

 

Die flexible Vorsorge von Cosmos Direct habe ich mir angeschaut und ist zunächst einmal nicht so interessant für mich. Dank deiner Ausführung hast du meine Entscheidung noch einmal bestärkt.

 

 

Vorsicht: ich habe nur darauf hingewiesen, daß man nicht nur den steuerlichen Aspekt berücksichtigen soll. Bei Cosmos direkt gibt es zwei Varianten der Flexiblen Vorsorge, die klassische und die fondsgebundene. Die klassische entspricht von der Flexibilität etwa Monatsfestgeld. Die Zinskonditionen kann man ja dann einfach vergleichen und durchrechnen, was günstiger ist (auch unter Berücksichtigung der Abgeltungssteuer).

 

Die fondgebundene Variante ist dagegen eine sehr günstige Möglichkeit die steuerliche Problematik im Ausland domizilierter thesaurierender Fonds zu umgehen. Speziell, wenn der Fonds ohne Ausgabeaufschlag angeboten wird (z.B. ARERO) ist die Lösung mit 24 EUR/a fast unschlagbar günstig.

 

 

 

 

Kannst du etwas zu der Fondsauswahl und Verteilung meines langfristigen Depots sagen? Ist das so in Ordnung oder mache ich damit irgendeinen Fehler?

 

 

Die Aufteilung nach Ländern und Regionen ist m.E. vetretbar. Sie entspricht ja auch grob der Wirtschaftskraft der Regionen.Auffällig ist, daß Du bei der Umsetzung in Produkte ausschließlich Swap-ETFs gewählt hast. Das ist auch in Ordnung, wenn man weiß was man tut und welche Risiken man dadurch ggf. eingeht. Gut finde ich, daß Du Produkte zweier Kapitalanlagegesellschaften gewählt hast.

 

 

 

Was kannst du mir denn als mittelfristigen Part empfehlen. Im Hinblick auf Diversifikation sollte ich nicht in die gleichen ETFs anlegen wie in meiner langfristigen Anlage. Ich lese hier oft von Mischfonds. Würde das Sinn machen? Vielleicht kannst du mir ja mal schreiben wie dein mittelfristiger Teil aussieht.

 

 

Ich selbst halte nicht viel von aktiven Mischfonds. Ich sehe mich nicht in der Lage, unter den zahlreichen Luschen die wenigen Fondsmanager zu identifizieren, die in den nächsten Jahren den Markt outperformen werden. Mit einer RK1/RK3-Mischung, die regelmäßig rebalanciert wird, hast Du aber bereits einen Mischfonds (etwas anderes machen die aktiven Fondsmanager ja auch nicht), der bei sehr geringen Kosten die Marktrendite liefert. Über die Aufteilung kannst Du das Risiko einstellen, daß Du tragen möchtest.

 

Bei meiner eigenen Anlage habe ich keinen mittelfristigen Teil, da ich entsprechende mittelfristige Anschaffungen entweder aus dem laufenden Cash Flow oder dem RK1-Tagesgeld finanziere. Für meine langfristige Anlage fahre ich seit 2011 mit einer RK1/RK3-Aufteilung von 30% / 70% mit dem Ziel, den RK3-Anteil auf 80% zu erhöhen. Dabei bin ich doppelt so alt wie Du. Aber ich bin da wohl eher ein extremes Beispiel und nicht so stark risikoavers wie andere.

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Peter1745

Vielen vielen Dank für deine ausgezeichnete und ausführliche Antwort. Ich bin jetzt um einiges weiter und schlauer als vorher :)

 

Ich hoffe nur das ich jetzt aufgrund des momentan hohen Kurses nicht zum falschen Zeitpunkt einsteige. Auch wenn es immer heißt es gibt keinen optimalen Zeitpunkt und Market Timing zählt schließlich beim passiven investieren nicht bin ich mir nicht sicher ob ich vielleicht noch etwas warten sollte.

 

Viele Grüße

Peter

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Sisyphos

 

Ich hoffe nur das ich jetzt aufgrund des momentan hohen Kurses nicht zum falschen Zeitpunkt einsteige. Auch wenn es immer heißt es gibt keinen optimalen Zeitpunkt und Market Timing zählt schließlich beim passiven investieren nicht bin ich mir nicht sicher ob ich vielleicht noch etwas warten sollte.

 

 

Die Banken werden vermutlich recht schnell die von der EZB am Donnerstag beschlossene Leitzinssenkung an die Kunden in Form schlechterer Sparzinsen "weitergeben". Wenn Du also in Festgeld oder länger laufende Sparbriefe investieren möchtest, dürfte es sich lohnen in den nächsten Tagen noch zu den Altkonditionen "zuzuschlagen".

 

Woraus schließt Du denn, daß die Kurse momentan hoch sind? Ich nehme an, Du beziehst Dich damit auf Aktien (für Renten würde ich Dir zustimmen). Bei Aktien sind gerade einmal der Dow-Jones-30 und der S&P-500 nahe ihrem Allzeithoch, der DAX liegt noch ca. 40% unter seinen historischen Höchstständen, der Eurostoxx ist ebenfalls davon noch weit entfernt und in der MSCI EM hat sich in den vergangenen beiden Jahren auch nicht wirklich stark bewegt. Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnisse sind auch vielfach noch unter ihren historischen Durchschnitten.

 

Das soll nun nicht heißen, daß es nicht wieder deutlich mit den Kursen abwärts gehen kann - da kann schon ein externer reichen, um das auszulösen (z.B. ein Krieg am Persischen Golf). Meine Glaskugel macht da leider keine Aussage außer der, daß man 2009 und 2011 hätte investieren sollen. Das weiß man aber immer erst in der Retrospektive.

 

Falls es Dir das psychologisch einfacher macht, kannst Du ja erst einmal Deinen geplanten ETF-Sparplan aufsetzen und dann in kleineren Portionen zeitlich gestreckt den Rest investieren. Für den Sparplan ist Timing wirklich irrelevant.

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Peter1745

Vielen Dank noch einmal für deine ausgezeichnete Hilfe. Du hast mir sehr weitergeholfen.

 

Gruß

Peter

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CHX
30% USA, Kanada

ComStage ETF MSCI North America TRN I, ETF113, TER 0,25%

[WKN: ETF113 / ISIN: LU0392494992]

 

30% Europa

db x-trackers Stoxx® Europe 600 UCITS ETF 1C, DBX1A7, TER 0,20%

[WKN: DBX1A7 / ISIN: LU0328475792]

 

30% EM

db x-trackers MSCI EMERGING MARKETS TRN INDEX ETF 1C, DBX1EM, TER 0,65%

[WKN: DBX1EM / ISIN: LU0292107645]

 

10% Pacific

ComStage ETF MSCI Pacific TRN I , ETF114, TER 0,45%

[WKN: ETF114 / ISIN: LU0392495023]

 

Die Aufteilung gefällt mir - auch dass hier nur zwei Anbieter gewählt wurden, finde ich ok.

Ggf. könntest du anstelle des MSCI North America den S&P 500 von db x-trackers nehmen: db x-trackers S&P 500 ETF 1C (LU0490618542) TER 0,20% - Einsparung von 0,05% TER gegenüber ComStage.

Dafür könntest du dann den MSCI EM von Comstage nehmen: ComStage ETF MSCI Emerging Markets TRN (LU0635178014) TER 0,50% - Einsparung von 0,15% TER gegenüber db x-trackers.

 

Gruß

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Peter1745

Vielen Dank für deinen Beitrag Licuala.

 

Stelle ich mich in irgendeiner Form mit deinen Vorschlägen schlechter dar als mit meinen? Sonst würde ich natürlich deine vorgeschlagenen Fonds nehmen. Der ComStage North America bildet ja den MSCI nach, wo hingegen der db x-tracker den S&P 500 als Index verwendet. Gibt es einen nennenswerten Unterschied zwischen den Indizes?

 

Besten Dank und viele Grüße

Peter

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CHX

Stelle ich mich in irgendeiner Form mit deinen Vorschlägen schlechter dar als mit meinen? Sonst würde ich natürlich deine vorgeschlagenen Fonds nehmen. Der ComStage North America bildet ja den MSCI nach, wo hingegen der db x-tracker den S&P 500 als Index verwendet. Gibt es einen nennenswerten Unterschied zwischen den Indizes?

 

Der MSCI NA beinhaltet auch Kanada - im S&P 500 wird nur die USA dargestellt. Kanada macht aber nur ca. 10% im MSCI NA aus - halte ich persönlich für vernachlässigbar, ist aber letztendlich (natürlich) deine Eintscheidung.

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