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Tooni

Ich stehe gerade vor der Frage, wie ich am sinnvollsten vorgehe, um eine Position an Wertpapieren, die ich per Sparplan aufgebaut habe, wieder zu verkaufen. Ein Sparplan mit regelmässigen, konstanten Beträgen hat ja den Vorteil, dass man einen Cost-Averaging Effekt erzielt. Aber wie sieht das nun beim Verkauf aus ? Wie mache ich das am geschicktesten ? Auch in gleichen Beträgen ? Oder mit einem Mal ?

 

Um mein Problem zu verdeutlichen, vereinfache ich meinen aktuellen Fall einmal auf ein ganz einfaches Beispiel:

 

Nehmen wir einmal an, ein Anleger hat folgende Aktien-Käufe getätigt:

1. Kauf von 200 Aktien zum Kurs von 15 Euro - Summe: 3.000 €

2. Kauf von 300 Aktien zum Kurs von 10 Euro - Summe: 3.000 €

3. Kauf von 500 Aktien zum Kurs von 6 Euro - Summe: 3.000 €

 

Er hat also nun 1000 Aktien für insgesamt 9.000 € im Depot, was einem Durchschnitt von 9 € / Aktie entspricht.

 

Nach seinem letzten Kauf bei einem Kurs von 6 € ist seine Aktie nun erfreulicher Weise auf 8 € angestiegen. Immerhin ein Plus im Vergleich zum Tiefstand von 33% ! Am liebsten würde der Anleger nun einen Teil seiner 6 Euro - Aktien wieder verkaufen, um schon einmal einen Teil seines Gewinnes zu sichern.

 

Verkauft er nun aber z.B. 200 Aktien, so wird ihm seine Bank einen Verlust von 1.400 € verbuchen, da sie die zuerst gekauften Aktien zur Berechnung heranzieht (15 € - 8 € = 7 € Verlust). Selbst wenn der Anleger wartet, bis sein durchschnittlicher Einstandskurs von 9 € erreicht wird oder sogar wenn der Aktien-Kurs diesen überschreitet (z.B. bei 10 €): Er wird bei einem Teil-Verkauf von diesen 200 Stk. einen Verlust erleiden!

 

Der Anleger möchte also eigentlich einen Teil seines Gewinnes mitnehmen, erzielt aber faktisch einen Verlust !

 

Ich habe den Eindruck, dass kein Weg an dieser Situation vorbei führt - dennoch behagt es mir irgendwie nicht. Nicht nur, dass Verluste (zumal, wenn es keine Buch-Verluste sind, sondern tatsächlich realisierte) generell unangenehm sind, so sind sie auch in gewissen Situationen steuerlich unerwünscht.

 

Was also ist zu tun ?

* Sich einfach damit abfinden? Die Tatsache akzeptieren ?

* Ist es nur eine psychologische Sperre, die einen Verlust nicht mag ?

* Warten, bis auch die ersten Aktien wieder ins Plus kommen ?

* Alles auf einen Schlag verkaufen, wenn der Durchschnitt überschritten ist ?

 

Was meint ihr dazu ?

 

Danke für Eure Meinungen, Tooni

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Laser12

Moin,

 

soweit man dem Cost-Average-Effekt einen positiven Effekt im Einkauf zugesteht, dreht er sich beim Verkauf um in's Negative.

 

Das eigentliche Problem ist aber etwas Anderes. Hintergrundinformationen gibst Du wenig. Ich arbeite mal mit dem, was Du in letzter Zeit gepostet hast.

 

Was also ist zu tun ?

da ist vermutlich etwas schief gelaufen. Ich tippe auf einen strategischen Fehler.

 

Nach meiner Auffassung muss man in einer Strategie Überlegungen zu diesen Punkten machen: Rentabilität, Sicherheit und Liquidität.

http://de.wikipedia.org/wiki/Magisches_Dreieck_der_Verm%C3%B6gensanlage

 

Mit der Rentabilität Deiner Anlage bist Du scheinbar nicht zufrieden. Die Sicherheitslage war bei Anschaffung gar nicht eingeschätzt bzw. wird jetzt anders bewertet. Liquidität soll jetzt geschaffen werden. Das wirkt ungeplant auf mich.

 

Zu tun:

- Feststellen, ob eine Strategie bestand.

- Feststellen, ob sie schriftlich festgeghalten wurde.

- Ggf. Prüfung auf Einhaltung oder schriftliche Festlegung einer Strategie.

 

 

* Sich einfach damit abfinden? Die Tatsache akzeptieren ?

Nö. Schauen, was man daraus lernen kann.

 

 

* Ist es nur eine psychologische Sperre, die einen Verlust nicht mag ?

Es gibt ein psychologisches Thema, aber ein anderes. Es wird die Schuldfrage thematisiert. Das hilft sachlich nicht weiter. Unabhängig von Schuld ist die Situation so wie sie ist.

Teil davon ist diese Schönfärberei: Buchverluste. Die sind auch Verluste, auch wenn sie nicht realisiert sind. Die Differenzierung ist auch Ausfluss von Schuld. Weg damit.

Oh, da ist eine psychologische Sperre, deshalb bin ich auch weniger schuldig, wenn ich nicht rational entscheide.

Schuld reduzieren wollen ist ein extremes Sicherheitsrisiko. Da steckt Potential für große Verbesserung.

 

 

* Warten, bis auch die ersten Aktien wieder ins Plus kommen ?

* Alles auf einen Schlag verkaufen, wenn der Durchschnitt überschritten ist ?

Man bewertet seine Investitionen und Renditeerwartungen im Hinblick auf die Strategie - nicht nach dem Prinzip Hoffnung "wird schon".

Und warum willst Du verkaufen, wenn die Aktien gerade wieder in's Plus kommen. Da stimmt doch die Liquidtätsplanung nicht. Oder man ist nicht selbstbewusst genug, seine Strategie durchzuziehen oder sich darüber klar zu werden, dass die Strategie nicht taugt oder die Umsetzung nichts war. Wieder ein Schuldthema und eine fettes Risiko in der eigenen Psyche.

Eine saubere fundamentale Verkaufsentscheidung ist völlig unabhängig vom Einkaufspreis. Dazu gibt es hier einige Infos: https://www.wertpapier-forum.de/topic/7648-boersen-coach/

Leider gibt es einige Links nicht mehr.

 

 

Was meint ihr dazu ?

Zunächst könnte man die strategischen Hausaufgaben machen.

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Tooni

Hallo Laser21,

 

vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme. Wenn sie auch nicht unbedingt meine Frage beantwortet, so konnte ich doch einige interessante Anregungen entnehmen.

 

Ich habe bei meiner ursprünglichen Frage mit Absicht wenig an Hintergrundinformationen geliefert, weil ich das Problem gerne etwas abstrahieren wollte und mir eine ebenso grundsätzliche Antwort erhofft hatte.

 

Wenn ich nun Deine Antwort richtig interpretiere, so willst Du wohl deutlich machen, dass Du eben eine solche grundsätzliche Antwort für wenig sinnvoll hälst und dies eben nur im Zusammenhang mit einer früher einmal erdachten (und festgelegten) Strategie beantworten möchtest. Ich denke, inwieweit dieser Ansatz richtig ist oder nicht hier zu diskutieren, würde wohl den Rahmen sprengen und ins Uferlose führen.

 

Ich würde vielleicht lieber mit einer Gegenfrage anworten:

 

Schauen, was man daraus lernen kann.

...

Zunächst könnte man die strategischen Hausaufgaben machen.

Was sollte ich denn daraus lernen ? Welche Strategie wäre denn deiner Meinung nach die Richtige ?

(Das war ja ursprünglich der Grund, warum ich hier die Frage gestellt habe...).

 

 

Zum Rest deiner Ausführungen würde mich noch interessieren, ob Thesen wie die folgenden:

 

Es wird die Schuldfrage thematisiert. Das hilft sachlich nicht weiter. Unabhängig von Schuld ist die Situation so wie sie ist.

Teil davon ist diese Schönfärberei: Buchverluste. Die sind auch Verluste, auch wenn sie nicht realisiert sind. Die Differenzierung ist auch Ausfluss von Schuld. Weg damit.

 

Eine saubere fundamentale Verkaufsentscheidung ist völlig unabhängig vom Einkaufspreis.

 

auf deinen eigenen Erfahrungen/Erkenntnissen/Analysen beruhen, oder ob Du hier eine Lehrmeinung (wenn ja, von wem?) wiedergibst ?

 

Dazu gibt es hier einige Infos: http://www.wertpapie...-boersen-coach/

Leider gibt es einige Links nicht mehr.

Das ist nun wirklich mehr als schade, dass es diesen Test anscheinend nicht mehr gibt. Hätte ich sehr gerne gemacht.

Vielleicht weiss ja jemand, ob es irgendwo etwas vergleichbares gibt ?

 

Gruß, Tooni

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Kaffeetasse

@Tooni, ich hab spontan folgende Idee quasi als Kompromiss für dein Anliegen:

Verkaufe die Bestände einfach in größeren Happen z.B. 50% sofort, 50% kurz vor Weihnachten.

Kannst natürlich auch erstmal nur ein Drittel oder ein Viertel sofort abgeben und den Rest dann entsprechend strecken.

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Laser12

So Tooni,

 

jetzt bist Du dran. :P

 

 

Wenn sie auch nicht unbedingt meine Frage beantwortet

 

steht doch gleich in der ersten Zeile:

soweit man dem Cost-Average-Effekt einen positiven Effekt im Einkauf zugesteht, dreht er sich beim Verkauf um in's Negative.

 

 

Ich würde vielleicht lieber mit einer Gegenfrage anworten:

 

Schauen, was man daraus lernen kann.

...

Zunächst könnte man die strategischen Hausaufgaben machen.

Was sollte ich denn daraus lernen ? Welche Strategie wäre denn deiner Meinung nach die Richtige ?

Man dokumentiert seine Strategie. Und hinterher prüft man, ob sie aufgegangen ist. Und wenn ja/nein, warum/nicht?

 

Ich glaube nicht, dass es die eine richtige Strategie gibt. Durch individuelle Risiken, Rentabilitäts- und Liquiditätswünsche kann man aus meiner Sicht keine allgemeingültige Aussage treffen. Es fällt allerdings auf, dass die meisten keine für mich erkennbare Strategie haben. Von denjenigen, die meinen sie würden eine verfolgen, vermute ich, dass sie nur Instrumente auswählen aber keine Strategie entwickeln. Beim Rest bei dem ich strategische Ansätze sehe, ist man häufig extrem darauf fixiert, alles richtig machen zu wollen. Aus meiner Sicht reicht es dagegen aus, die größten Fehler zu vermeiden, insbesondere nicht gegen die eigene Persönlichkeit zu investieren.

 

 

 

Zum Rest deiner Ausführungen würde mich noch interessieren, ob Thesen wie die folgenden:

 

Es wird die Schuldfrage thematisiert. Das hilft sachlich nicht weiter. Unabhängig von Schuld ist die Situation so wie sie ist.

Teil davon ist diese Schönfärberei: Buchverluste. Die sind auch Verluste, auch wenn sie nicht realisiert sind. Die Differenzierung ist auch Ausfluss von Schuld. Weg damit.

 

Eine saubere fundamentale Verkaufsentscheidung ist völlig unabhängig vom Einkaufspreis.

 

auf deinen eigenen Erfahrungen/Erkenntnissen/Analysen beruhen, oder ob Du hier eine Lehrmeinung (wenn ja, von wem?) wiedergibst ?

Das ist eine Mischung. Fundamental könnte man sich z.B. auf Benjamin Graham berufen. Eine Aktie hat einen Wert und einen aktuellen Preis. Liegt der aktuelle Preis mit ausreichendem Sicherheitsabstand unter dem Preis wird die Aktie gekauft. Verkauft wird sie, wenn der aktuelle Preis den Wert überschreitet. Der Einkaufspreis kommt in der Verkaufsbedingung nicht vor. Die Verkaufsentscheidung ist also davon unabhängig.

Eigene Erfahrung ist, dass Anleger sich am Herdentrieb, der emotionalen Verfassung, dem Einkaufspreis und eben gerade nicht am Wert der Aktien orientieren.

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harryguenter

Ich stehe gerade vor der Frage, wie ich am sinnvollsten vorgehe, um eine Position an Wertpapieren, die ich per Sparplan aufgebaut habe, wieder zu verkaufen. Ein Sparplan mit regelmässigen, konstanten Beträgen hat ja den Vorteil, dass man einen Cost-Averaging Effekt erzielt.

Der Cost Averageeffektist zunächst einmal ein mathematisch / statistischer Effekt des harmonischen Mittelwertes. Dieser liegt per se unter dem arithmetischen Mittelwert, welches die Finanzindustrie gerne als Vorteil herausstellt (in Wirklichkeit werden Äpfel mit Birnen verglichen).

 

Wie Du selbst schon festgestellt hast, kehrt sich dieser "Vorteil" beim Verkauf ins negative.

 

Eine mögliche, und dabei einfache Lösung: Man verkaufe statt festen Beträgen feste Stückzahlen seiner Wertpapierbestände.

Vorteil: Wenn ich 1000 Stück habe und 10 Jahre damit auskommen will, weiß ich dass ich jährlich 100 Stück verkaufen kann.

Nachteil: Ich weiß vorher nicht, wieviel ich mit den 100 Stück jährlich erlösen werden. Will sagen: in schlechten Börsenzeiten gibts Wasser und Brot, in Guten Börsenzeiten Kaviar und Champus.

 

Hier gibts auch nochmal was zum nachlesen dazu:

http://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittskosteneffekt

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Tooni

Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, über meine Frage nachzudenken und mir ein paar Ratschläge gegeben haben !

 

Ich habe nun einen ersten (kleinen) Teil meiner Papiere verkauft und damit einen Verlust realisiert.

Ob das richtig war, bin ich mir immer noch nicht so sicher...

 

...aber es passt schon einmal zu diesen Überlegungen:

Eine Aktie hat einen Wert und einen aktuellen Preis. ... Verkauft wird sie, wenn der aktuelle Preis den Wert überschreitet. Der Einkaufspreis kommt in der Verkaufsbedingung nicht vor. Die Verkaufsentscheidung ist also davon unabhängig.

Und:

Man verkaufe statt festen Beträgen feste Stückzahlen seiner Wertpapierbestände.

Und für weitere Aktionen muss ich noch nachdenken, wie es weiter gehen soll (eine "Strategie" überlegen :thumbsup: )

 

Danke und Gruß, Tooni

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