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Gerald1502

Berufsunfähigkeitsversicherung / Testurteil Stiftung Warentest 07/2013

Empfohlene Beiträge

Matthew Pryor
· bearbeitet von Matthew Pryor
Holgerlis Idee, dass die Rückmeldung von Kunden eine gute Ergänzung für einen Versicherungstest darstellen, ist nicht von der Hand zu weisen und wird in manchen Versicherungsratings auch schon (in etwas anderer Form) umgesetzt.

Stark. Und welche Relevanz haben nun Ratings? Und woran erkennen wir ein gelungenes Rating? An den Blumen oder Sternen? Möglichst viele Testsieger, damit sich das Rating auch gut verkauft?

dass er an keiner sachlichen Auseinandersetzung interessiert ist

Och doch, ist er schon. Eine sachliche Diskussion setzt aber voraus, dass zumindest Grundkenntnisse vorhanden sind. Damit scheidest Du als Diskussionspartner schon einmal aus.

Es ist auch ein Unterschied für mich, wenn ein Forums-Mitglied das Versicherungs-Verkäufer ist über Sinn und Unsinn von Versicherungen und Versicherungs-Tests redet.

Ich kann bei Gelegenheit auch gerne länger darüber referieren, warum dieser Test ungeeignet ist, um sich ein fundiertes Bild über den Markt zu machen und / oder einen geeigneten Anbieter zu finden, sondern maximal dafür, ein Gefühl dafür zu bekommen, was für eine vernünftige BU der Mindeststandard sein muss.

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AnNaWF

Jetzt war ich wochenlang weg und komme zurück und muss mir gleich das Gezicke hier geben.

Kiiiinder, jetzt kriegt Euch mal wieder ein - ab sofort bitte wieder zum Thema, sonst werf ich mich hintern nächsten Zug - wollt Ihr das verantworten?

 

Danke :)

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Matthew Pryor
· bearbeitet von Matthew Pryor

Man kann festhalten, dass der Test, wie bereits dargetsellt, einige Punkte beleuchtet, die wichtig für einen guten Versicherungsschutz sind. Aber längst nicht alle, und die Prioritäten, die gesetzt werden, sind doch mehr als fragwürdig Und werden von den Testsiegern in oftmals weiten Teilen auch gar nicht erfüllt. Stichpunktartig wären zu nennen:

 

  • Finanztest gibt als ein wichtiges Kriterium den Verzicht auf eine abstrakte Verweisung an. Das greift deutlich zu kurz, da sich Versicherer auch das recht vorbehalten, bei einer Nachprüfung zu verweisen. Dieser Punkt ist bei den mit sehr gut bewerteten Tarifen unterschiedlich geregelt. Seitens Finanztest hätte hier diesbezüglich zumindest ein Hinweis erfolgen müssen, der dann auch Auswirkungen auf das Gesamtergebnis hätte haben müssen. Hier gilt für den Testsieger Aachen-Münchener, dass in der Nachprüfung bei einem Auftreten der Berufsunfähigkeit nach einem Ausscheiden aus dem Berufsleben abstrakt verwiesen werden kann, unter "Berücksichtigung neu erworbener Kenntnisse". Da gibt es deutlich bessere Lösungen als die des Testsiegers.
  • Die bereits erwähnte Nachversicherungsgarantie greift bei einem der Modellkunden, dem Diplomkaufmann mit einer Jahresrente in Höhe von 24.000€, überhaupt nicht. Zu diesem Punkt heißt es in den aktuellen Bedingungen der Aachen-Münchener unter § 12, Satz 2: "Die Nachversicherungsgarantie besteht nicht bzw. erlischt, wenn (...) die jeweilige jährliche Berufsunfähigkeitsrente mehr als 24.000€ beträgt". Zwar sind dynamische Erhöhungen bis zu einer monatlichen Rente von 3.000€ möglich, aber es bleibt festzuhalten, dass der Testsieger ein 2. von Finanztest als wichtig erachtetes Kriterium nur unzureichend bis gar nicht erfüllt.
  • Finanztest bezieht sich bei den Versicherungsbedingungen auf das Kriterium "befristete Anerkenntnisse". Wörtlich heißt es hier: "Für den einmaligen Fall, dass der Versicherer Leistungen befristet anerkennt, ist in Zahlen festgelegt, für wie lange dies möglich ist, oder - noch besser - es wird auf befristete Anerkenntnisse verzichtet." Warum ist ein Verzicht von Vorteil? Weil der Versicherte bei einem befristeten Anerkenntnis die BU nach Fristablauf neu belegen und beantragen muss. Schauen wir uns also die Regelung des Testsiegers dazu an: "Bei einem befristeten Anerkenntnis stellen wir die Leistungen zum Ende des Befristungszeitraums ein. Nach Ablauf des Leistungszeitraumes prüfen wir die Voraussetzungen des Anspruchs auf Ihren Antrag hin neu. Als Voraussetzung für eine weitere Leistungspflicht ist uns nachzuweisen, dass nach den zu diesem Zeitpunkt aktuellen medizinischen und beruflichen Verhältnissen der versicherten Person Berufsunfähigkeit im Sinne von § 1 besteht". Man darf sich also im Falle einer bestehenden BU ein weiteres Mal damit rumplagen, dem Versicherer die Berufsunfähigkeit nachzuweisen.Es herrscht kein breiter Konsens darüber, ob diese Regelung besser oder schlechter zu bewerten ist als ein genereller Verzicht auf ein Anerkenntnis. Man muss jedoch konstatieren, dass der Testsieger lt. Finanztest ein weiteres Kriterium nur unzureichend erfüllt. Das ist zumindest hinterfragenswürdig.

Halten wir also zunächst einmal fest, dass es der Testsieger schafft, in 3 von 9 der gewichteten Kriterien zu den Versicherungsbedingungen den Anforderungen der Warentester nicht oder nur unzureichend zu genügen. Die Frage, ob 9 Kriterien genügen, um ausreichende Unterscheidungen zwischen den einzelnen Bedingungswerken zu schaffen, steht dabei erst einmal hinten an. Man könnte sagen, dass es eine Basis ist, um sich weitergehend zu informieren. Allerdings steht selbst diese aus Minimalanforderungen bestehende Basis auf tönernen Füßen, wenn die Verbraucherschützer die Schwächen der Tarife nicht im Detail erkennen und herausstellen sowie dementsprechend bewerten können oder wollen.

 

Kommen wir zu einem weiteren Phänomen der Testmethodik. Finanztest weist zwar darauf hin, dass der Zahl- oder auch Nettobeitrag nicht garantiert ist und von den zugewiesenen Überschüssen abhängig ist. Im Extremfall kann der Versicherer den Zahlbeitrag bis auf den Bruttobeitrag oder sogar darüber hinaus anheben (--> § 163 VVG).

Finanztest schreibt: "Unter den sehr guten Anbietern (also quasi allen...) sollten sich die Kunden den für Sie günstigsten heraussuchen".

Wer die Branche kennt, weiß, dass die Überschusssituation der Aachen-Münchener im Branchenvergleich eine einzige Katastrophe ist. Für die 3 Modellkunden beträgt die Different zwischen Brutto- und Nettobeitrag satte 83%, die im Ernstfall mehr zu zahlen sind (2089 / 3827 €). Zum Vergleich: Bei der Alte Leipziger beträgt die Differenz nur ca. 32%, das ist deutlich besser kalkulierbar (2655 / 3494€).

Es wird also ein merkwürdig anmutendes Phänomen deutlich: Die selbsternannten Verbraucherschützer preisen also "Einsteigertarife" an, die auf absehbare Zeit von überproportionalen Anpassungen betroffen sein könnten. Die Art Tarife also, die von den gleichen Testern im Bereich der privaten Krankenversicherung zurecht in Bausch und Bogen verdammt worden sind.

Das soll jetzt aber nicht gelten, wenn es um die BU geht?

 

Finanzamt druckt eine Tabelle ab, die sage und schreibe 4 verschiedene Berufsgruppen definiert. Hätten die Tester auch nur im Ansatz tiefer gehende Kenntnisse, so wüssten Sie, dass es Versicherer gibt, die 15 und mehr Berufsgruppen für die Tarifierung ansetzen. Dementsprechend hätte Finanztest auch viel feiner differenzieren müssen, um adäquate Ergebnisse für möglichst viele Gefahrengruppen präsentieren zu können. War das den Testern zu mühselig? Hätte man weniger Gütesiegel verkaufen können, weil die Unbezahlbarkeit / Unversicherbarkeit vieler Berufsbilder bei einigen der "Testsieger" eben nicht zum entsprechenden Gütesiegel und damit zu Mindereinnahmen für die Stiftung geführt hätte?

Passenderweise entstammen die Modellkunden allesamt eher risikoarmen Berufsbildern. Das sind dann gleich 3 Schelme.

 

Finanztest rät auch, kürzere Laufzeiten zu wählen oder die versicherte Rente niedrig anzusetzen und dann die Rente schrittweise anzupassen. Dumm nur, wenn das bei den Testsiegern mitunter gar nicht geht (siehe Aachen-Münchener) oder die Berufsunfähigkeit früh eintritt. Warum erfolgt nicht der weitaus geeignetere Hinweis, einen technisch einjährig kalkulierten Tarif zu wählen oder einen Vertrag abzuschließen, der zumindest eine Leistungsdauer bis 67 einschließt?

 

Vorläufiges Fazit: Ein verwirrendes Trauerspiel.

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TaurusX

Danke für deine Zusammenfassung

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ImperatoM

Ne BU ist wirklich ein sehr komplexes Produkt. Für die St. WT ist es sehr schwierig, eine allgemeine Bewertung vorzunehmen, die für Einzelfälle sinnvoll ist. Schön fände ich, wenn das offener seitens der St. WT kommuniziert würde. Ich würde niemandem empfehlen, sich hier rein auf die Testtabelle zu verlassen. Andererseits ist es allemal besser als sich einfach von seinem KFZ-Versicherer auch ne beliebige BU andrehen zu lassen. Insofern ist vielleicht ein wenig Transparenz schon besser als gar keine Transparenz. Aber das sollte dann eben so gesagt werden.

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profi
· bearbeitet von profi
Am 3.7.2013 um 15:16 von Matthew Pryor:

Man kann festhalten, dass der Test, wie bereits dargetsellt, einige Punkte beleuchtet, die wichtig für einen guten Versicherungsschutz sind. Aber längst nicht alle, und die Prioritäten, die gesetzt werden, sind doch mehr als fragwürdig. Stichpunktartig wären zu nennen...

Vorläufiges Fazit: Ein verwirrendes Trauerspiel.

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Fondsanleger1966
· bearbeitet von Fondsanleger1966
es gibt von der Stiftung Warentest neue Testurteile zu einigen Berufsunfähigkeitsversicherungen.

 

(...)

 

Nun stellt sich für einige die Frage, ob man diesen Test überhaupt ernstnehmen sollte?

Das sind uuuuuralte Kamellen. Schon vor mehr als zehn Jahren hatte mir ein BU-Fachmann aus der Branche mit sehr viel eindrucksvolleren Beispielen als die hier im Thread genannten dargelegt, dass die Finanztest-Ergebnisse in Teilen inkonsistent sind. Also z.B. ein bestimmter, schlechter bewerteter Tarif unter Umständen im Versicherungsfall mehr leistet als ein bestimmter anderer, besser bewerteter.

 

Man sollte aber die Kirche im Dorf lassen. Finanztest weist nun seit mehr als einem Jahrzehnt jedes Jahr mit einer großen Geschichte auf die Bedeutung der unbeliebten, teuren und von der Versicherungsbranche lange vernachlässigten BU-Police hin und hat damit einen großen Beitrag für die Verbreitung dieses Versicherungsschutzes geleistet.

 

Außerdem weist Finanztest immer wieder auf gravierende Fehlentwicklungen und sozialpolitische Skandale im BU-Bereich hin. Z.B. 2010 auf die großen Probleme für zahlreiche Menschen, überhaupt einen (bezahlbaren) BU-Schutz zu erhalten - und das, obwohl es sich seit dem weitgehenden Rückzug des Staates aus dem BU-Schutz für Jahrgänge ab 1961 quasi um ein öffentliches Gut handelt.

 

Dass die Test-Tabelle nicht in allen Punkten konsistent ist, hat natürlich auch mit dem Bedingungswettlauf in den vergangenen 10-15 Jahren zu tun, der nicht zuletzt mit der Bedeutung des Maklervertriebs für den BU-Verkauf zusammenhängt. Dieser Bedingungswettlauf hat teilweise groteske Züge angenommen. Z.B. finanzieren viele Makler über ihre Software Analysehäuser, die mit großem Aufwand versuchen, die Komplexität der BU-Bedingungswerke abzubilden und zu bewerten. Zugleich beraten diese Häuser z.T. Versicherungsgesellschaften in der Frage, wie diese ihre Bedingungswerke so optimieren können, dass diese in der Maklersoftware besser abschneiden. Irgendwoher kennt man das doch. ;)

 

Ein Nebeneffekt ist, dass die Tarife dann auch in den Tests der Stiftung besser abschneiden. Das dürfte auch der Grund für den im langfristigen Schnitt steigenden Anteil der "Sehr gut"-Bewertungen bei den Finanztest-BU-Untersuchungen sein. Mit der Unterstellung, die Stiftung hätte diesen erhöht, um ihre Testsiegel lukrativer vermarkten zu können, wäre ich sehr vorsichtig.

 

Der Bedingungswettlauf ist nicht unbedingt zum Besten der (potenziellen) Kunden:

- Wer den BU-Schutz nicht so dringend braucht, bekommt ihn zwar heute auf einem recht hohen Leistungsniveau (verbesserte Bedingungswerke) zu vergleichsweise günstigen Kosten (stark verfeinerte Berufsgruppen mit Kostenvorteile für die Versicherten mit einem niedrigen Risiko), ABER:

- Wer den BU-Schutz besonders nötig hat, kann ihn heute kaum noch bezahlen, weil die Prämien für seinen BU-Schutz durch das höhere Leistungsniveau und v.a. die feinere Untergliederung der Berufsgruppen stark gestiegen sind. Finanztest hat interessanterweise seine drei Musterkunden aus den drei günstigeren Berufsgruppen gewählt und die teuerste vierte außen vor gelassen.

- Die Aufsplittung der Berufsgruppen geht mit sehr viel detaillierten Fragen zu den Arbeitsabläufen der Antragssteller. Das beinhaltet naturgemäß ein wesentlich höheres Risiko, dabei durch ungenaue Angaben später den Versicherungsschutz zu verlieren.

- Die Transparenz im BU-Markt ist durch diese Aufsplittung der Berufsgruppen stark gesunken. Je mehr unterschiedliche Konstellationen es gibt, desto weniger können selbst aufwändige Berichte/Tests der Publikumsmedien verlässliche Empfehlungen geben. Für Interessenten ist es schwieriger, ein gutes Produkt für sich zu finden.

 

Der - auch von mir - oft gegebene Rat, angesichts dieser Situation einen versierten, vertrauenswürdigen Versicherungsberater oder (Spezial)Makler einzuschalten, ist auch keine völlig zufriedenstellende Lösung. Zum einen muss man einen solchen erst einmal finden. Zum anderen kann auch der nur vermitteln, was der Markt hergibt (siehe 2. Spiegelstrich). Außerdem wird auch der BU-Fachmann nicht mit Sicherheit sagen können, welcher Tarif für einen Kunden das beste Preis-/Leistungsverhältnis bietet, weil er die Entwicklung der Nettobeiträge in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht kennt. Er kann darüber nur - mehr oder weniger gut begründete - Vermutungen anstellen.

 

Bezeichnend finde ich es, dass selbst manche maklernahe BU-Fachleute verschämt auf betriebliche BU-Policen hinweisen, weil z.T. nur noch dort das alte Versicherungsprinzip des Kollektivausgleichs in vollem Umfang verwirklicht ist.

 

Als erstes die Möglichkeit des Abschlusses einer BU-Police über einen beruflichen Zusammenhang (Berufsvereinigung, Versorgungseinrichtung, Betrieb usw.) zu prüfen, wäre auch meine Empfehlung. Z.T. sind dort außerdem berufsspezifische Verbesserungen verwirklicht, die über die privaten BU-Policen kaum oder gar nicht abschließbar sind. Bei einer bAv über einen Arbeitgeber stellt sich allerdings immer die Frage, ob und wie die Police bei einem beruflichen Wechsel sinnvoll fortgeführt werden kann.

 

Erst wenn es beruflich keine guten Angebote gibt, ist meiner Meinung nach die Suche nach einer privaten Police angebracht - vorzugsweise mit Hilfe eines BU-Fachmannes (bei gesundheitlichen Einschränkungen geht es kaum ohne). Die Finanztest-Berichterstattung kann eine Ahnung davon vermitteln, wo überhaupt die Probleme beim Abschluss einer solchen Police liegen. Die beste Police für jeden einzelnen Leser kann sie nicht nennen.

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Gerald1502

Hallo Fondsanleger und vielen Dank für Deine ausführliche Sichtweise. :thumbsup:

 

Das sind uuuuuralte Kamellen. Schon vor mehr als zehn Jahren hatte mir ein BU-Fachmann aus der Branche mit sehr viel eindrucksvolleren Beispielen als die hier im Thread genannten dargelegt, dass die Finanztest-Ergebnisse in Teilen inkonsistent sind. Also z.B. ein bestimmter, schlechter bewerteter Tarif unter Umständen im Versicherungsfall mehr leistet als ein bestimmter anderer, besser bewerteter.

Das lag bestimmt auch an der Anerkenntnisquote, die derjenige Dir vorgezeigt hat. Dazu hatten wir ja auch separates Thema dazu mit beeindrukenden Zahlen.

 

Ansonsten sei kurz einmal erwähnt, dass ich das Thema bewusst eröffnet habe, damit man sich einmal ausgiebig mit diesem Test auseinandersetzt und interessierte Leser Informationen dazu sammeln können.

 

Man sollte aber die Kirche im Dorf lassen. Finanztest weist nun seit mehr als einem Jahrzehnt jedes Jahr mit einer großen Geschichte auf die Bedeutung der unbeliebten, teuren und von der Versicherungsbranche lange vernachlässigten BU-Police hin und hat damit einen großen Beitrag für die Verbreitung dieses Versicherungsschutzes geleistet.

Ich finde Aufklärung sehr wichtig. Diese sollte aber, wenn man seitens der Finanztest jede Menge Vorlaufzeit für so eine Auflistung hat, auch deutlich ausführlicher sein, wenn man die Leser mit Informationen informieren möchte. Des Weiteren hätte man mehr Kriterien für die Bewertung nehmen sollen. Man sieht ja, dass nur 10 Kriterien zu wenig sind. Eine stichpunktartige weitere Auflistung, worauf es noch ankommt, wäre für die Leser auch sehr interessant. Die Finanzstärke und Anerkenntnisquote hätte in so einem Test auch vorkommen können, um eine bessere Auswahl treffen zu können. Wenn da fast alle mit sehr gut bewertet werden werden, macht das einen mit gesundem Menschenverstand schon nachdenklich, ob dieses Ergebnis so stimmen kann. Da hilft nur noch Eigenrecherche und einlesen.

 

Außerdem weist Finanztest immer wieder auf gravierende Fehlentwicklungen und sozialpolitische Skandale im BU-Bereich hin. Z.B. 2010 auf die großen Probleme für zahlreiche Menschen, überhaupt einen (bezahlbaren) BU-Schutz zu erhalten - und das, obwohl es sich seit dem weitgehenden Rückzug des Staates aus dem BU-Schutz für Jahrgänge ab 1961 quasi um ein öffentliches Gut handelt.

Ist auch richtig, denn durch das Ansprechen solcher Themen kann auch etwas bewirkt werden, dass die Versicherer dahingehend etwas machen. Ob dem dann so ist, steht unter einem anderen Stern.

 

Dass die Test-Tabelle nicht in allen Punkten konsistent ist, hat natürlich auch mit dem Bedingungswettlauf in den vergangenen 10-15 Jahren zu tun, der nicht zuletzt mit der Bedeutung des Maklervertriebs für den BU-Verkauf zusammenhängt. Dieser Bedingungswettlauf hat teilweise groteske Züge angenommen. Z.B. finanzieren viele Makler über ihre Software Analysehäuser, die mit großem Aufwand versuchen, die Komplexität der BU-Bedingungswerke abzubilden und zu bewerten. Zugleich beraten diese Häuser z.T. Versicherungsgesellschaften in der Frage, wie diese ihre Bedingungswerke so optimieren können, dass diese in der Maklersoftware besser abschneiden. Irgendwoher kennt man das doch. ;)

Ich hatte mal die Idee einen Thread mit den ganzen Bedingungen der einzelnen BU Versicherer zu erstellen. So wie es mit dem Riester-Kostenthread der Fall ist. Das wäre aber mehr als unmöglich, da sich die Bedingungen ständig ändern und somit müsste der Thread sehr oft gepflegt werden. Sprich auf den aktuellen Stand gebracht werden. Die Maklersoftware vergleicht doch aber die Bedingungen der einzelnen Tarife miteinander und macht es doch gegenüber dem Strukturvertriebler einfacher einen geeigneten Tarif für den Kunden herauszusuchen. Der Kunde entscheidet doch letztendlich darüber, welchen Tarif er wählt.

 

Ein Nebeneffekt ist, dass die Tarife dann auch in den Tests der Stiftung besser abschneiden. Das dürfte auch der Grund für den im langfristigen Schnitt steigenden Anteil der "Sehr gut"-Bewertungen bei den Finanztest-BU-Untersuchungen sein. Mit der Unterstellung, die Stiftung hätte diesen erhöht, um ihre Testsiegel lukrativer vermarkten zu können, wäre ich sehr vorsichtig.

Wie gesagt, ich finde das Bild etwas verzerrt, wenn so viele Tarife ein sehr gut bekommen. Das suggeriert, dass man in jedem Fall mit einen der besten Tarife hat, der aber für einige Berufsgruppen auch ungeeignet sein kann, da gewisse Leistungen laut Bedingungen ausgeschlossen sind.

 

Der Bedingungswettlauf ist nicht unbedingt zum Besten der (potenziellen) Kunden:

- Wer den BU-Schutz nicht so dringend braucht, bekommt ihn zwar heute auf einem recht hohen Leistungsniveau (verbesserte Bedingungswerke) zu vergleichsweise günstigen Kosten (stark verfeinerte Berufsgruppen mit Kostenvorteile für die Versicherten mit einem niedrigen Risiko), ABER:

- Wer den BU-Schutz besonders nötig hat, kann ihn heute kaum noch bezahlen, weil die Prämien für seinen BU-Schutz durch das höhere Leistungsniveau und v.a. die feinere Untergliederung der Berufsgruppen stark gestiegen sind. Finanztest hat interessanterweise seine drei Musterkunden aus den drei günstigeren Berufsgruppen gewählt und die teuerste vierte außen vor gelassen.

- Die Aufsplittung der Berufsgruppen geht mit sehr viel detaillierten Fragen zu den Arbeitsabläufen der Antragssteller. Das beinhaltet naturgemäß ein wesentlich höheres Risiko, dabei durch ungenaue Angaben später den Versicherungsschutz zu verlieren.

- Die Transparenz im BU-Markt ist durch diese Aufsplittung der Berufsgruppen stark gesunken. Je mehr unterschiedliche Konstellationen es gibt, desto weniger können selbst aufwändige Berichte/Tests der Publikumsmedien verlässliche Empfehlungen geben. Für Interessenten ist es schwieriger, ein gutes Produkt für sich zu finden.

Daher ist wohl klar und deutlich zu sagen, dass man sich frühzeitig um einen geeigneten Schutz gegen die eigene Arbeitskraft absichern sollte, damit die Beitragsbelastung nicht zu hoch ist. Wer keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt, da es schon an den Gesundheitsfragen scheitert, kann auch andere Alternativen nutzen. Dies kommt aber immer auf die individuelle persönliche Lebenssituation an und kann nie pauschal für alle gelten.

 

Der - auch von mir - oft gegebene Rat, angesichts dieser Situation einen versierten, vertrauenswürdigen Versicherungsberater oder (Spezial)Makler einzuschalten, ist auch keine völlig zufriedenstellende Lösung. Zum einen muss man einen solchen erst einmal finden. Zum anderen kann auch der nur vermitteln, was der Markt hergibt (siehe 2. Spiegelstrich). Außerdem wird auch der BU-Fachmann nicht mit Sicherheit sagen können, welcher Tarif für einen Kunden das beste Preis-/Leistungsverhältnis bietet, weil er die Entwicklung der Nettobeiträge in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht kennt. Er kann darüber nur - mehr oder weniger gut begründete - Vermutungen anstellen.

Es ist mMn. schon ein Vorteil, wenn man mittels eines versierten Fachmanns in das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung herangeführt wird, um diese recht komplexe Absicherung überhaupt zu verstehen. Immer noch besser, als auf irgendwelchen Vergleichsportalen ohne irgendwelche Beratung so eine komplexe Versicherung abzuschließen.

 

Ich würde mal klar sagen, dass der BU-Fachmann definitiv bewusst keinen Versicherer nennt, der der Beste ist, da es den so nicht gibt. Jede Berufsunfähigkeitsversicherung muss auch zu der individuellen persönlichen Lebenssituation des Versicherten passen. Wurde schon oft klar angesprochen und geäußert, daher ist es wichtig, stets die Bedingungen zu vergleichen und den für sich besten Tarif auszuwählen. ;)

 

Bezeichnend finde ich es, dass selbst manche maklernahe BU-Fachleute verschämt auf betriebliche BU-Policen hinweisen, weil z.T. nur noch dort das alte Versicherungsprinzip des Kollektivausgleichs in vollem Umfang verwirklicht ist.

 

Als erstes die Möglichkeit des Abschlusses einer BU-Police über einen beruflichen Zusammenhang (Berufsvereinigung, Versorgungseinrichtung, Betrieb usw.) zu prüfen, wäre auch meine Empfehlung. Z.T. sind dort außerdem berufsspezifische Verbesserungen verwirklicht, die über die privaten BU-Policen kaum oder gar nicht abschließbar sind. Bei einer bAv über einen Arbeitgeber stellt sich allerdings immer die Frage, ob und wie die Police bei einem beruflichen Wechsel sinnvoll fortgeführt werden kann.

Könnte man ja an anderer Stelle mal genauer erörtern und besprechen. Vielleicht auch anhand von Beispielen. Währest Du bereit, da ein Thema dazu zu erstellen, oder das man sich dazu mal zusammenschließt, um eine ordentliche Themeneröffnung zu gewährleisten?

 

Die Finanztest-Berichterstattung kann eine Ahnung davon vermitteln, wo überhaupt die Probleme beim Abschluss einer solchen Police liegen. Die beste Police für jeden einzelnen Leser kann sie nicht nennen.

Sehe ich auch so und habe die Gründe ja schon genannt, woran das liegt.

 

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Ich möchte gerne noch was Allgemeines ergänzen, zu meiner Aussage "Es ist mMn. schon ein Vorteil, wenn man mittels eines versierten Fachmanns in das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung herangeführt wird, um diese recht komplexe Absicherung überhaupt zu verstehen." Jeder weiß über die Komplexität so einer Police Bescheid, da ist es allemal besser sich ausgiebig und in mehreren Etappen mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich beraten zu lassen, als voreilig beim erstbesten einen Vertrag zu unterschreiben, der dann zu der aktuellen persönlichen Situation nicht passt.

 

Wir haben ja hier schon oft Fälle gehabt, wo einige eine BU-Rente von nur 400€ abgeschlossen haben. Das kommt dann dabei heraus, wenn man sich nicht ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. Oftmals sind die Folgen noch gravierender, da man ggf. einen Neuvertrag abschließen muss. Dabei kann es gut möglich sein, dass der Gesundheitszustand eine Absicherung entweder gar nicht oder nur mit Ausschlüssen zulässt.

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Fondsanleger1966
· bearbeitet von Fondsanleger1966
Hallo Fondsanleger und vielen Dank für Deine ausführliche Sichtweise. :thumbsup:

Gerne! :)

 

Bezeichnend finde ich es, dass selbst manche maklernahe BU-Fachleute verschämt auf betriebliche BU-Policen hinweisen, weil z.T. nur noch dort das alte Versicherungsprinzip des Kollektivausgleichs in vollem Umfang verwirklicht ist.

 

Als erstes die Möglichkeit des Abschlusses einer BU-Police über einen beruflichen Zusammenhang (Berufsvereinigung, Versorgungseinrichtung, Betrieb usw.) zu prüfen, wäre auch meine Empfehlung. Z.T. sind dort außerdem berufsspezifische Verbesserungen verwirklicht, die über die privaten BU-Policen kaum oder gar nicht abschließbar sind. Bei einer bAv über einen Arbeitgeber stellt sich allerdings immer die Frage, ob und wie die Police bei einem beruflichen Wechsel sinnvoll fortgeführt werden kann.

Könnte man ja an anderer Stelle mal genauer erörtern und besprechen. Vielleicht auch anhand von Beispielen. Währest Du bereit, da ein Thema dazu zu erstellen, oder das man sich dazu mal zusammenschließt, um eine ordentliche Themeneröffnung zu gewährleisten?

Das ist ein sehr individuelles Thema, wo man vermutlich nur wenig Allgemeingültiges sagen, das über die oben gemachte Aussage hinausgeht. Aber ein Beispiel, wo ein berufsspezifischer Rahmenvertrag Sinn macht, findet sich in diesem Beitrag: http://www.wertpapie...post__p__827995

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Matthew Pryor

Im Laufe des Tages soll noch eine Stellungnahme vom Tenhagen veröffentlicht werden. Evtl. interessant.

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Matthew Pryor
· bearbeitet von Matthew Pryor
Evtl. interessant.
Leider nicht:

Werte Finanztest-Makler-Gemeinde,

wir stehen selbstverständlich zu unserem Test, ich habe dazu keine wirklich neuen und von uns nicht gewogenen Argumenten gehört. Das haben wir ja schon ausführlich begründet. Wie in den vergangenen Jahren werden wir aber Fragen der Verbraucherinnen und Verbraucher, die im Umfeld des Tests an uns herangetragen worden sind in einem Nachklapp beantworten. Das entspricht der Art wie wir mit solchen Themen umgehen.

Wie Sie wissen freuen wir uns über Anregungen und scheuen die kritische konstruktive Diskussion nicht. Diese Diskussion hier ist für mich also fruchtbar, wenn ich die unterschiedlichen Interessen und Sichtweisen von Maklern besser verstehen kann und auch die Unterschiede zwischen Ihnen. Mit einigen von Ihnen habe ich ja telefoniert. Sie machen jenseits der konkreten von uns getesteten Vertrags-Angebote mit Ihren Kunden Erfahrungen mit den Versicherungs-Unternehmen, die auch für eine Berichterstattung beim uns interessant sein können. (z.B. wieso zahlen Versicherer spät oder gar nicht, wie arbeiten Makler oder Vermittler und wie werden sie bezahlt, wie funktioniert Kundenbetreuung in der BU etc...).Für solche Gespräche stehe ich natürlich zur Verfügung.

Manche aufgeworfenen Frage lässt sich möglicherweise auch mit anderen als Bedingungstests thematisieren. 2009 haben wir schon einmal die Beratung gebundener Versicherungsvermittler mit besonderem Fokus auf die BU getestet.

Ihnen ein schönes Wochenende

.....

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profi
· bearbeitet von profi

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Holgerli
z.B. wieso zahlen Versicherer spät oder gar nicht, wie arbeiten Makler oder Vermittler und wie werden sie bezahlt, wie funktioniert Kundenbetreuung in der BU etc...

 

Exakt das sind doch die Fragen, die mich als Kunde zusätzlich zum reinen Test interessieren.

 

Wie Makler und Vermittler bezahlt werden und wie die Kundebetreuung in der BU (hier die Frage: Von wem? Vom Makler oder der Versicherung?) funktioniert, ist dabei noch testunabghängig.

 

Die Frage wie hoch ist die Quote der Spätzahler und Komplett"verweigerer" unter den Versicherungen ist und warum wurde erst verspätet oder garnicht gezahlt wurde, ist hingegen bei einer BU elementar für mich.

Denn was nutzt mir die BU mit dem besten theoretischen Schutz, wenn praktisch mit großen Schwierigkeiten mit der Sicherung gerechnet werden muss.

 

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Gerald1502
z.B. wieso zahlen Versicherer spät oder gar nicht, wie arbeiten Makler oder Vermittler und wie werden sie bezahlt, wie funktioniert Kundenbetreuung in der BU etc...

 

Exakt das sind doch die Fragen, die mich als Kunde zusätzlich zum reinen Test interessieren.

 

Wie Makler und Vermittler bezahlt werden und wie die Kundebetreuung in der BU (hier die Frage: Von wem? Vom Makler oder der Versicherung?) funktioniert, ist dabei noch testunabghängig.

 

Die Frage wie hoch ist die Quote der Spätzahler und Komplett"verweigerer" unter den Versicherungen ist und warum wurde erst verspätet oder garnicht gezahlt wurde, ist hingegen bei einer BU elementar für mich.

Denn was nutzt mir die BU mit dem besten theoretischen Schutz, wenn praktisch mit großen Schwierigkeiten mit der Sicherung gerechnet werden muss.

Einige Informationen dazu kannst Du hier finden.

 

Man könnte auch umgekehrt die Frage stellen, wie hoch ist die Quote der Zahlungen seitens der Versicherer zum Thema BU. Aufschluss darüber gibt die Anerkenntnisquote.

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Holgerli

Man könnte auch umgekehrt die Frage stellen, wie hoch ist die Quote der Zahlungen seitens der Versicherer zum Thema BU. Aufschluss darüber gibt die Anerkenntnisquote.

 

Frage jetzt hier in die Runde der Profis:

a. Inwieweit interessieren sich Eure Kunden für solche Zahlen?

b. Wie lasst Ihr solche Zahlen mit in die Beratungsempfehlungen einfließen?

c. Präsentiert ihr solche Zahlen proaktiv oder zumindest auf Nachfrage?

 

Wenn ich sehe, dass die Anerkenntnisquote zwischen 2/3 und 4/5 schwankt, dann gibt mir das als Kunde schon zu denken.

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Matthew Pryor
Wenn ich sehe, dass die Anerkenntnisquote zwischen 2/3 und 4/5 schwankt, dann gibt mir das als Kunde schon zu denken.
Mir gibt es zu denken, wenn ich sehe, dass grob über den Daumen gepeilt 90% der Interessenten bzw. Antragsteller die Gesundheitsfragen innerhalb von 20 Minuten mit "Nein" beantworten. Selbst wenn Sie eine neue Brille tragen.

Diese Vorgehensweise steht in direktem Zusammenhang mit der Anerkenntnisquote, die auch nur bedingt Aufschluss über die Regulierungspraxis der Versicherer gibt.

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Holgerli

Heisst das, dass die Versicherungen mit 4/5 Anerkenntnisqoute lockerer über Fehler bei den Gesundheitsfragen hinwegsehen? Ich kann mir gerade nur schwer vorstellen, dass es zwischen den Kunden der Versicherungen solche Unterschiede in der Beantwortung der Fragen gibt.

 

Wie sind dann meine Fragen zu beantworten?

 

Und die Zusatzfrage: Was sagst Du Deinen Kunden, wenn diese Fragen zu pauschal mit "Nein" beantwortet werden? Was ist die Reaktion der Kunden?

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Matthew Pryor
Heisst das, dass die Versicherungen mit 4/5 Anerkenntnisqoute lockerer über Fehler bei den Gesundheitsfragen hinwegsehen?

Es ist eher ein Hinweis darauf, dass die Abteilung Risikoprüfung des jeweiligen Rückversicherers Ihre Arbeit vernünftig erledigt.

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Ramstein
· bearbeitet von Ramstein
Versicherungsmakler blamiert Finanztest

 

Wie üblich veröffentlicht Finanztest die wichtigsten Berichte seines neuen Heftes schon rund zwei Wochen vor Beginn des jeweiligen Erscheinungsmonats. Mitte Juni konnte der Versicherungsmakler Matthias Helberg daher bereits auf die Texte im Juli-Heft reagieren. Sein Fazit fiel vernichtend aus: Die Maßstäbe von Finanztest seien „unvollständig, lückenhaft, gar dilettantisch“, und der Test selbst sei „unverantwortlich gestrickt“.

 

Ganze 9,5 Klauseln habe Finanztest in diesem Test bewertet. Das sei sogar noch weniger, als der Bund der Versicherten (BdV) als Mindest-Anforderung für diese Versicherung formuliere. Er listete gut ein Dutzend Punkte auf, für die sich Finanztest nicht interessiert habe. Und er nahm in seinem Beitrag auch die Testsieger von Finanztest kritisch unter die Lupe und äußerte Zweifel, ob das Urteil „sehr gut“ in allen Fällen gerechtfertigt ist. Aus manchen Zeilen spreche „die Leichtigkeit des Seins derjenigen, die für ihren Rat anders als Versicherungsmakler und Versicherungsberater nicht haften“, so Helberg.

 

Überdies legt er den Finger auf eine wunde Stelle, das neue Logo-Lizenzsystem von Finanztest. Die Versicherer würden sicher mit Begeisterung ausgezeichnete Noten kaufen – umso besser also, wenn es dafür gleich mehr als 50 Kandidaten gibt. Nach seinen Recherchen kostet eine Lizenz für ein Jahr nun 7.000 bis 15.000 Euro. Bisher verlangte Finanztest dagegen nur wenige hundert Euro von den Versicherern. Helberg: „Das spült mehr Geld in die Kasse, als wenn man genauer hinsieht und feststellen müsste, dass es eigentlich nicht mehr als ein bis zwei Handvoll Tarife sind, die dieses Qualitätsurteil wirklich verdienen.“

 

Die nahezu einhellige Entrüstung der Versicherungsmakler motivierte auch andere Akteure in der Versicherungsbranche, den Test genauer unter die Lupe zu nehmen. Unter allen diesen Reaktionen sticht die Abhandlung des anerkannten Hannoveraner Analysehauses Franke & Bornberg hervor. Deren Ergebnis: Sowohl die fachliche Sorgfalt als auch die notwendige Tiefe fehle in der Untersuchung.

 

Die Makler fordern nun Konsequenten vom Gesetzgeber: „Was über allgemeine Informationen und Meinungsäußerungen hinaus geht, also individuelle Beratungen, oder die Anfertigung von Tests, Ratings und Rankings muss zur Haftung desjenigen führen, der sie erstellt“, fordert Helberg. Kollegen unterstützen dies: „Es wird Zeit, dass Politik und Gesetzgeber verstehen, dass Tests und Ratings in Finanz- und Versicherungsangelegenheiten und die Institutionen, die diese erstellen, den gleichen Voraussetzungen und Haftungsregeln unterworfen werden müssen, wie sie für Berater und Vermittler gelten.“

Finanztest&Co. haften für ihre Äußerungen. Das wäre mal nett. tongue.gif

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Nagloy
· bearbeitet von Nagloy

Hallo zusammen,

 

es gibt von der Stiftung Warentest neue Testurteile zu einigen Berufsunfähigkeitsversicherungen. Diese sind aber nicht im nachfolgenden Link zur Einsicht freigeschalten und müssen mittels Bezahlung freigeschaltet werden bzw. ihr müsstet Euch die neue Ausgabe kaufen. Berufs­unfähigkeits­versicherung: 75 Angebote im Test

 

 

Den von dir genannten Artikel auf Test.de hatte ich mir auch freischalten lassen und angeschaut. Ich hatte mich bisher nie mit der Berufsunfähigkeitsversicherung auseinander gesetzt. Als Ergäzung gibt es auf Test.de noch folgenden Artikel mit den besten Angeboten im Test: http://www.test.de/B...Test-4245103-0/

 

Ich denke mal sollte so viel vegleichen wie Möglich. Wichtig ist es, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung die Standartbausteine beinhaltet. Ich schau mich jedenfalls gerade nach einer um.

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Matthew Pryor

Hallo,

Wichtig ist es, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung die Standartbausteine beinhaltet.

welche wären das Deiner Ansicht nach?

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Gerald1502

Einige werben ja schon wie bereits erwähnt, mit dem Testsiegel. Einer übertreibt mMn wieder maßlos und suggeriert dem Kunden, dass er, ich zitiere einmal, "die beste BU" bekommt. Wir wissen aber, dass jede Berufsunfähigkeitsversicherung auf die individuelle persönliche Lebenssituation passen muss und es nicht die beste BUV gibt.

 

Lest einfach das nachfolgende Zitat und hinterfragt die gemachten Äußerungen im Zitat selbstkritisch.

 

Spitzenklasse

 

21. Juni 2013

 

Dass die Berufsunfähigkeitsversicherung unseres Premiumpartners AachenMünchener als “5-Sterne-BU” richtig gut ist, wussten wir längst, und unsere Kunden wissen dies zu schätzen. Denn kaum eine Absicherung ist so wichtig, wie die gegen Berufsunfähigkeit.

 

Nicht gewusst haben wir hingegen, dass die BU der AachenMünchener absolute Spitzenklasse ist, nämlich die beste am Markt und noch besser als die Schulnote 1.

 

Zu diesem Ergebnis kommt die als durchaus kritisch bekannte Stiftung Warentest in ihrem ausführlichen BU-Test (siehe Magazin Finanztest vom 19. Juni 2013, S. 58 ff.), in dem sie die BU der AachenMünchener mit der Note 0,6 auf Platz 1 setzte.

 

Ein super Ergebnis, zu dem wir ganz herzlich gratulieren.

 

Viel besser aber noch: Die beste BU am Markt gibt es weder bei irgendeinem Makler noch bei einer Bank oder einem Vertreter. Es gibt sie nur bei den Vermögensberatern der Unternehmensgruppe Deutsche Vermögensberatung, Exklusivpartner der AachenMünchener.

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Holgerli
· bearbeitet von Holgerli

@Matthew: Du schreibst ja immer vom großen Vorteil wenn man zu einem unabhängigen Versicherungs-Markler geht.

 

Und ich hatte gefragt was Du Deinen Kunden sagst, wenn sie superschnell Gesundheitsprobleme pauschal mit "Nein" beantworten. Leider bist Du mir hier noch eine Antwort schuldig.

Also: Was sagst Du Deinen Kunden dann und wie ist deren Reaktion darauf?

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