Zum Inhalt springen
Schildkröte

S&W Seed

Empfohlene Beiträge

Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Hallo allerseits!

 

Zwar setze ich vorwiegend auf "langweilige Dickschiffe", jedoch schaue ich mir gelegentlich auch gerne aussichtsreiche Nebenwerte an. Da mich unter anderem der Agrarbereich interessiert, möchte ich nachfolgend das Unternehmen S&W Seed aus den USA vorstellen. Das Unternehmen wurde vor etwas mehr als 30 Jahren gegründet und ging 2010 an die Börse. In der jüngeren Vergangenheit wurden die beiden Wettbewerber Imperial Valley Seeds (Kalifornien - 2012) und Seed Genetics International (Australien - 2013) übernommen. Der Agrarkonzern ist spezialisiert auf die Züchtung, die Produktion und die Weiterverarbeitung von Alfalfa (Luzerne) und Stevia.

 

Luzerne sind ganzjährige Nutzpflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchte, welche mit ihren bis zu 4,5 m langen Wurzeln selbst lang anhaltende Dürreperioden überstehen können. Bemerkenswert ist, dass Bienen während der Bestäubung einen Schlag erhalten. Lernfähige Bienen umgehen diesen Umstand allerdings, indem sie den Nektar seitwärts mit dem Rüssel aufnehmen. Weil dabei jedoch die Bestäubung ausbleibt, werden seit den 60er Jahren spezielle Blattschneiderbienen zur Besamung ausgebracht. Nachweislich werden die Blüten vorwiegend von Hummeln besucht. Luzerne werden weltweit als Viehfutter und auch als Lebensmittel (Sprossen) angebaut. Bei den in Europa angepflanzten Pflanzen handelt es sich oft um sog. Bastard-Luzerne, einer Kreuzung aus Luzernen und Schneckenklee. 2005 wurden in den USA gentechnisch veränderte Luzerne bzw. Alfalfa sowohl als Viehfutter als auch als Nahrungsmittel zugelassen. Dieser von Monsanto entwickelte ReadyRoundup-Alfalfa ist gegen dessen Produkt Roundup (eine Reihe von Breitbandherbiziden) resistent. Für Kanada und Japan liegen ebenfalls Zulassungen vor. In Europa wird eine allgemeine Nutzung von Alfalfa in absehbarer Zeit nicht erwartet.

 

Stevia ist ein Stoffgemisch aus der Pflanze Stevia rebaudiana (in Deutschland auch als Honigkraut oder Süßkraut bekannt), welches als Süßstoff verwendet wird und eine Alternative zu Zucker und chemischen Sußstoffen darstellt. Als reines Rebaudiosid A kann die süßende Wirkung bis zu 450 mal so hoch sein wie die von Zucker. Stevia ist nicht kariogen und darüber hinaus für Diabetiker geeignet. Coca Cola beantragte 2007 ingesamt 24 Patente, die auf Sevia als Sußstoff aufbauen. Stevioglycoside sind seit 2011 auch in der EU als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen. Aus gesundheitlicher Sicht sind auf Stevia basierende Süßstoffe trotz Zulassung nach wie vor umstritten.

 

Bei einer gegenwärtigen Marktkapitalisierung von 49,17 Mio. € handelt es sich ganz klar um einen Small Cap, aber auch nicht gerade um eine kleine Klitsche. Gut die Hälfte der Anteilsscheine befindet sich in den Händen von institutionellen Anlegern. Von den reinen Kennzahlen her sieht S&W Seed erstmal durchwachsen aus, eine Dividende wurde bisher noch nicht gezahlt. Das Unternehmen setzt wie viele weitere Agrarunternehmen auf eine steigende Weltbevölkerung, auf weniger werdendes Agrarland sowie auf den verstärkten Kampf gegen Diabetes (Zuckerkrankheit) und weitere Krankheiten. Des Weiteren dürfte es für S&W Seed vorteilhaft sein, wenn die EU ihre ablehnende Haltung gegenüber gentechnisch veränderten Pflanzen aufgibt sowie die Bedenken hinsichtlich Süßstoffe auf der Grundlage von Stevia entkräftet werden können und sich diese in der Nahrungsmittelindustrie (weiter) durchsetzen. Die Aktie ist zwar nicht unriskant, aber für langfristig orientierte und/oder spekulative Anleger könnte das Papier eine interessante und vielversprechende Beimischung im Depot sein,

 

Danke für´s Lesen!

Eure Schildkröte

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
CorvusCorax

Hallo Schildkröte,

 

vielen Dank für diese umfangreiche und schöne Ausarbeitung. Ich gebe zu jetzt noch nicht alle Links durchgeschaut zu haben, allerdings fällt mir seit letzten August 2013 ein ziemlich größerer Kursverfall auf, welchen man ggf. beachten und genauer analysieren sollte.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
checker-finance

Vielen Dank für die Vorstellung!

 

Ich denke, dass man hier berücksichtigen muß, dass es sich um eine der wenigen Landwirtschaftsaktien handelt, die Ur-Produktion betreiben, d. h. selbst Felder bestellen und ernten. Damit hängt der Aktienpreis stark vom Wetter und den Getreidepreisen (schlechtere Qualität von Weizen, Mais, etc. wird als Viehfutter verwendet) und der Nachfrage nach tierischen Ernährungsprodukten ab.

 

Langfristig sollte die Nachfrage wegen der wachsenden Erdbevölkerung, steigendem Konsum bisher hungernder Schichten und der Verschiebung der ernährungsgewohnheiten von pflanzlicher zu tierischer Nahrung (Milch- und Fleischprodukte) steigen, während das Angebot kaum auszuweiten ist. Das entspricht auch einer der Kernthesen von Jim Rogers. Aktuell haben die sehr gute letztjährige und diesjährige Ernte aber zu einem großen Angebot geführt und dementsprechend niedrigen Preisen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Ich denke, dass man hier berücksichtigen muß, dass es sich um eine der wenigen Landwirtschaftsaktien handelt, die Ur-Produktion betreiben, d. h. selbst Felder bestellen und ernten. Damit hängt der Aktienpreis stark vom Wetter und den Getreidepreisen (schlechtere Qualität von Weizen, Mais, etc. wird als Viehfutter verwendet) und der Nachfrage nach tierischen Ernährungsprodukten ab.

Ja, die Landwirtschaft ist zwar nur bedingt konjunkturabhängig, unterliegt aber dafür anderen äußeren Einflüssen (etwa wie von Dir genannt dem Wetter). Die zwischenzeitlichen roten Zahlen gefallen mir nicht so, andere Unternehmen sprechen lediglich Gewinnwarnungen aus. Durch die beiden Übernahmen ist der Umsatz zuletzt ordentlich empor geschossen. Das Eigenkapital ging gleichzeitig zurück, dürfte aber immer noch hoch genug sein. Dass das Unternehmen auf Landmaschinen von John Deere setzt, gefällt mir. biggrin.gif

 

Langfristig sollte die Nachfrage wegen der wachsenden Erdbevölkerung, steigendem Konsum bisher hungernder Schichten und der Verschiebung der ernährungsgewohnheiten von pflanzlicher zu tierischer Nahrung (Milch- und Fleischprodukte) steigen, während das Angebot kaum auszuweiten ist. Das entspricht auch einer der Kernthesen von Jim Rogers. Aktuell haben die sehr gute letztjährige und diesjährige Ernte aber zu einem großen Angebot geführt und dementsprechend niedrigen Preisen.

Tja, wie geht es weiter mit der Gentechnik? In Europa gibt es erhebliche Widerstände, seitens der Industrie wird besänftigt. Bezüglich Stevia als Süßstoff bestehen zwar ebenfalls Bedenken, diese scheinen jedoch überschaubar zu sein. Würdest Du S&W Seed eher als Trading-Wert betrachten oder auch Buy&Hold-Anlegern empfehlen? Könntest Du Dir in absehbarer Zeit eine Übernahme vorstellen und wenn ja, durch wen? Dank Deiner Dialoge im Kali-Thread mit dakac, wissen wir, dass der Gewinn im Rohstoff- und auch im Agrarbereich von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Hierfür stellt S&W Seed auf seiner Homepage einen netten Kalkulator zur Verfügung.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
checker-finance
Ja, die Landwirtschaft ist zwar nur bedingt konjunkturabhängig, unterliegt aber dafür anderen äußeren Einflüssen (etwa wie von Dir genannt dem Wetter). Die zwischenzeitlichen roten Zahlen gefallen mir nicht so, andere Unternehmen sprechen lediglich Gewinnwarnungen aus. Durch die beiden Übernahmen ist der Umsatz zuletzt ordentlich empor geschossen. Das Eigenkapital ging gleichzeitig zurück, dürfte aber immer noch hoch genug sein. Dass das Unternehmen auf Landmaschinen von John Deere setzt, gefällt mir. biggrin.gif

 

Wem gefallen schon rote Zahlen. Aber es war ja kein großes Minus und hing doch wohl mit Sonderfaktoren wegen der Übernahme bzw. Anlaufschwierigkeiten wegen der Stevia-Saatgutentwicklung zusammen, oder nicht?

 

Gentechnik ist in den USA Standard und in weiten Teilen Südamerikas auch. Auch Schwellenländer in Afrika und Asien werden da - ob es einem gefällt oder nicht - wenig zimperlich sein. Wenn die landwirtschaftlichen Erträge mit gentechnisch veränderten Saaten höher sind bzw. höhere versprochen werden, dann wird das eingesetzt werden.

 

Mit der Klassifikation Buy&Hold- oder Trading-Aktie kann ich nicht so viel anfangen. Wenn die dank Wetter oder Getriedepreisen ein sehr gutes Jahr erwischen, kann es sich anbieten, Gewinne mitzunehmen. Aber wenn sich keine außergewöhnlich gute Entwicklung zeigt, sondern nur eine Kurssteigerung im erwarteten Bereich, warum soll man dann nicht halten? Und umgekehrt, wenn man es als Buy&Hold klassifiziert hat, darf man dann nicht mehr verkaufen, wenn sich eine Annahme als irrig herausstellt und die Aktie abschmiert?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Wem gefallen schon rote Zahlen. Aber es war ja kein großes Minus und hing doch wohl mit Sonderfaktoren wegen der Übernahme bzw. Anlaufschwierigkeiten wegen der Stevia-Saatgutentwicklung zusammen, oder nicht?

Also der Verlust von -2,52 Mio. $ voriges Jahr ist zu einem beachtlichen Teil auf einen Ernteausfall im Stevia-Bereich zurückzuführen (S. 13 + 14 im letzten Geschäftsbericht):

 

In May 2013, as the result of substantial herbicide damage to our then-existing stevia crop, we determined to shift the focus of our stevia program away from commercial production and towards the breeding of improved varieties of stevia. As a further result of these damaged crops, we recorded a crop loss on stevia totaling $2,333,123 for the year ended June 30, 2013.

Des Weiteren wird im Geschäftsbericht unter anderem auf Seite 15 auf die Wettbewerbssituation eingegangen:

 

Competition in the alfalfa seed industry in California and internationally is intense. We face direct competition by other seed companies, including small family-owned businesses, as well as subsidiaries or other affiliates of chemical, pharmaceutical and biotechnology companies, many of which have substantially greater resources than we do.

 

Our principal competitors in our alfalfa seed business are Forage Genetics International (a subsidiary of Land O' Lakes, Inc.), Dairyland Seed Co., Inc. (owned by Dow AgroSciences LLC, a wholly owned subsidiary of The Dow Chemical Company), Seed Services, Inc., Pioneer Seed Company (a Dupont business) and Pacific International Seed Company, Inc. We believe that the key competitive drivers in the industry are proven performance, customer support in the field and value, which takes into account not simply the price of the seed but also yield in the field. In addition, we believe that our strong personal relationships with growers in the San Joaquin Valley and our reputation for breeding and producing high-quality varieties of alfalfa seed that manifest the traits the farmers need combine to give us a competitive advantage in the niche market for high salt- and heat-tolerant, non-dormant alfalfa seed.

 

In addition to our competitors, SGI’s principal regional competitors in the proprietary alfalfa seed market are PGG Wrightson Seeds Limited and Heritage Seeds Pty. Ltd. Blue Ribbon Seeds Pty. Ltd., PGG Wrightson, Heritage Seeds, Naracoorte Seeds Pty. Ltd., Seed Distributors Pty. Ltd. and various other minor companies compete with SGI through sales of Siriver, a common alfalfa variety. SGI also faces competition from lower value alfalfa seed produced in the European Union and, to a lesser extent, Argentina. With the exception of Blue Ribbon Seeds, SGI faces similar competitors in its proprietary white clover business. These companies compete with SGI for acres and in sales by selling Haifa, a common white clover variety. Competitively priced white clover is also produced and sold from the European Union and New Zealand.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
checker-finance

Der Kurs ist nach den letzten Quartalszahlen zweistellig eingebrochen. Welche Erwartungen da enttäuscht worden sind, sehe ich auf den ersten Blick nicht.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schildkröte
Der Kurs ist nach den letzten Quartalszahlen zweistellig eingebrochen. Welche Erwartungen da enttäuscht worden sind, sehe ich auf den ersten Blick nicht.

Die Firmenangaben sehen eigentlich nicht unbedingt beunruhigend aus: http://swseedco.com/press-release/sw-announces-results-for-the-year-ended-june-30-2014/

Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch, nachdem im Jahr zuvor noch rote Zahlen geschrieben wurden? Das Management peilt auch für 2015 ein organisches Wachstum von 10% an:

 

Outlook

Based upon the evaluation of information currently available to management, the company estimates revenues for the first quarter of fiscal year 2015 ended September 30, 2014 to be approximately $7.5 million. While markets remain dynamic and quarterly variation should be expected, management believes that its recent initiatives, combined with strength in certain markets, will enable the company to reach its goal of approximately 10% organic revenue growth in fiscal 2015.

Die Entwicklungen sehen vielversprechend aus:

 

Recent Corporate Developments:
  • S&W and Bioceres S.A., a leading agricultural biotechnology company in Latin America, announced plans to create a Joint Venture to sell S&W’s elite alfalfa varieties in Argentina directly to local dealers and farmers, and to jointly develop and commercialize biotech-enhanced alfalfa varieties using S&W germ-plasm and Bioceres technology.
  • S&W entered into a distribution agreement with one of the largest livestock input companies in Pakistan, the world’s third largest milk producer, to supply the market with S&W’s elite alfalfa seed varieties.
  • S&W contracted approximately 1,000 acres of seed production in Australia for growing the company’s highest margin S&W varieties, the production of which was previously limited to higher cost California.
  • S&W is preparing patent applications for stevia varieties with improved taste profiles, supported by data from the most recent field trials of the company’s stevia breeding program.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
checker-finance

Ich habe auch noch nicht herausgefunden, was denn nun der Grund für die extreme Marktreaktion war, aber es gab jedenfalls keinen Rebound.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Ich habe auch noch nicht herausgefunden, was denn nun der Grund für die extreme Marktreaktion war, aber es gab jedenfalls keinen Rebound.

Laut Angaben zu Insiderkäufen von MORNINGSTAR haben sich zuletzt viele institutionelle Anleger von größeren Anteilen ihrer Aktienpakete getrennt. Warum, werden sie uns wohl nicht verraten. Leider sind die Angaben (noch) nicht ganz aktuell. Ich kann nur mutmaßen, dass ganz einfach die Erwartungen nicht erfüllt wurden. Wenn Du mittel- bis langfristig (trotzdem) vom Unternehmen überzeugt bist, könntest Du für einen Einstieg kurzfristig vielleicht erstmal eine charttechnische Bodenbildung abwarten.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...