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Up_and_Down

Frage: Einfluss von "Property, Plant & Equipment" auf Cash Flow

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Up_and_Down

Im Zuge der Analyse von einzelnen Unternehmen in Bezug auf den Cash Flow würde ich gerne andere Meinungen im Bezug auf die Bilanzposition "Purchase of Property, Plant & Equipment" (im Weiteren PP&E), hören.

 

Mir geht es um die Beurteilung dieser Größe, insofern dies allgemein möglich ist. Die Notwendigkeit der hoher Reinvestition ins eigene Unternehmen, um das aktuelle Level zu halten bzw. Wachstum zu erzeugen, wird offenbar grundsätzlich negativ aufgefasst.

Hier beispielsweise der entsprechende Vermerk von Gurufocus:

 

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Bei einigen Unternehmen stellt diese Bilanzgröße eine ziemlich große Position dar. Im Hinblick auf die Unterscheidung von operativem zu freien Cashflow können entsprechend große Unterschiede auftreten. Meine Frage zielt letztendlich darauf ab, ob der freie Cashflow ein "falsches Signal" liefern kann.

Wenn ein Unternehmen nicht nur investiert, um abgeschriebene Produktionsanlagen etc. zu ersetzen, sondern diese darüber hinaus noch erweitert, so stellt dies eine Orientierung hinsichtlich größerer zukünftiger Cashflows dar, kann aber die aktuellen freien Cashflows sehr gering aussehen lassen.

 

Mir ist klar, dass man aus dem Grunde immer mehrere Kennzahlen sowie zukünftige Entwicklungsaussichten im Blick haben sollte, aber ich frage, ob jemand, allein auf Basis von freiem vs. operativem Cashflow, eine entsprechende Meinung hat über den persönlich verwendeten Cashflow bei der eigenen Unternehmensanalyse.

 

 

Am Beispiel Apple Incorporate und Samsung Electronics wird die Problematik deutlich.

Ich möchte dies hier ausdrücklich nur als Beispiel anführen; es soll nicht der Auftakt einer Diskussion "Samsung versus Apple" sein.

 

Samsung 2013-2015:

Operativer Cash Flow / Umsatz: 19,4%

Freier Cash Flow / Umsatz: 3,1%

PP&E / Umsatz: 11,2%

 

Apple 2013-2015:

Operativer Cash Flow / Umsatz: 32,9%

Freier Cash Flow / Umsatz: 14,0%

PP&E / Umsatz: 4,9%

 

(Kennzahlen aus den jeweiligen Jahresabschlüssen errechnet)

 

Man sieht hier deutlich, dass der Operative Cashflow nach Abzug der Investitionsausgaben bei Samsung deutlicher zurückgeht, als bei Apple. Schaut man sich unter den Investitionen nun die Position für PP&E an, so wird hier besonders deutlich, dass die relativ höheren Ausgaben von Samsung großen Einfluss auf dieses Ergebniss haben.

 

Würde man den oben zitierten Absatz von gurufocus.com nehmen, so könnte man allein aufgrund dieser Zahlen die Aussage treffen, dass Apple der Marktführer sei, und entsprechend aufgrund seines Moats weniger Investitionsausgaben nötig hätte, als etwa Samsung.

Schauen wir uns jedoch exemplarisch den Anteil der beiden Unternehmen am weltweiten Smartphone Absatz für die 4 Quartale des letzten Jahres an, so sehen wir im Durchschnitt bei Apple einen Anteil von 16,2% sowie bei Samsung 22,8% (Daten von statista.de)!

 

 

Könnte man also festhalten, dass höhere PP&E Ausgaben in der Bilanz nicht per se zu verurteilen sind, und demnach auch sagen, dass der operative Cashflow geeigneter ist, um solchen Fallstricken aus dem Weg zu gehen?

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Cai Shen
· bearbeitet von Cai Shen
Meine Frage zielt letztendlich darauf ab, ob der freie Cashflow ein "falsches Signal" liefern kann.

Jede Kennzahl kann ein falsches Signal liefern, deshalb ergibt erst die Summe aller Eigenheiten der Bilanz ein stimmiges Bild.

Was im Balance Sheet als PPE erscheint, muss in der Vergangenheit im CashFlow als Capex zum Abzug gekommen sein.

 

Im Vergleich werden notwendige Investitionen üblicherweise nur branchenbezogen bewertet.

Ein Produktionsbetrieb wird immer höhere Capital Expeditures für Produktionsanlagen aufzeigen als ein Dienstleistungsunternehmen, das als langfristige Investitionsgüter höchstens eine Büroausstattung und Fuhrpark benötigt.

 

Der Extremfall wäre ein Unternehmen, das einmalig in Container investiert und aus diesen dann über 10 Jahre Einnahmen aus Vermietung generiert.

1. Jahr hoher Capex - negativer FCF

2. - 10. Jahr: keine Kapitalinvestitionen - hoher FCF

 

Der ausgewiesene Gewinn wäre in allen Jahren, konstante Raten und Auslastung angenommen sowie lineare Abschreibung vorausgesetzt, immer gleich.

PPE verminderte sich in diesem Beispiel jährlich um die Abschreibungen (Depreciation).

 

Könnte man also festhalten, dass höhere PP&E Ausgaben in der Bilanz nicht per se zu verurteilen sind

In der Bilanz steht PPE für den Buchwert der Anlagen zum Stichtag.

Eine Firma, die in der Vergangenheit viel Geld in Anlagevermögen versenkt hat, wird in der Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin hohe Capex - Ausgaben bestreiten müssen.

Das senkt logischerweise die Rentabilität gegenüber einem Unternehmen, das diese Ausgaben in geringerem Maße hat.

 

Eine Ausnahme könnten Immobilienunternehmen und Beteiligungsgesellschaften darstellen, wenn der Wert des Anlagevermögens wegen günstiger Marktumstände oder erfolgreicher Sanierungen steigt.

Hier resultiert das ausgewiesene langfristige Anlagevermögen jedoch weniger aus Capex - Ausgaben sondern zahlungsunwirksamen Heraufschreibungen des Buchwerts.

Solche Unternehmen sind schwieriger zu bewerten, weil hier über Jahre - durchaus im Rahmen der Bilanzierungsregeln - Phantasiewerte in der Bilanz aufgebaut werden könnten, die von außen praktisch unkontrollierbar sind und am Ende doch nicht realisiert werden.

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Cai Shen
· bearbeitet von Cai Shen
Man sieht hier deutlich, dass der Operative Cashflow nach Abzug der Investitionsausgaben bei Samsung deutlicher zurückgeht, als bei Apple.

Samsung und Apple sind auch nicht vergleichbar, nur weil beide Oberklasse-Smartphones anbieten, sollte man sich nicht zu falschen Schlüssen hinreissen lassen.

 

Samsung betreibt Chipfabriken, eine der wohl kapitalintensivsten Branchen. Eine Fab neuester Generation dürfte mit 3-5 Mrd. Dollar zu Buche schlagen.

Zusätzlich ist Samsung Produzent der eigenen Smartphones, am Zusammensetzen der Einzelteile verdient man fast nichts.

 

Apple designt die Chips lediglich und übergibt die aufwendige Fertigung einer Foundry zum Dumpingpreis, die große Marktmacht hilft beim Drücken der Preise.

Auch die Telefone, Tablets und Computer werden nicht im eigenen Hause hergestellt, sondern unter widrigen Arbeitsbedingungen bei asiatischen Auftragsfertigern zusammengesetzt.

 

Aus den Jahresberichten 2014:

Samsung

Umsatz (gesamt) 195 Mrd. USD

Umsatz (IT & Mobile) 106 Mrd. USD

Umsatzanteil: 54,4 %

Gewinn 22 Mrd. USD

Absatz 325 Mio. Smartphones

 

Apple

Umsatz (gesamt) 182 Mrd. USD

Umsatz (iPhone) ~102 Mrd. USD

Umsatzanteil 55,7%

Gewinn 39,5 Mrd. USD

Absatz 170 Mio. Smartphones

 

Quellen (u.a.)

http://de.statista.com/themen/1404/samsung-electronics/

http://www.samsung.com/common/aboutsamsung/download/companyreports/2014_E.pdf

https://news.samsung.com/global/samsung-electronics-announces-fourth-quarter-fy-2015-results

https://www.sec.gov/Archives/edgar/data/320193/000119312515356351/d17062d10k.htm

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Up_and_Down
· bearbeitet von Up_and_Down

Danke Cai Shen für die sehr ausführliche Antwort! (vielleicht sollte es hier doch mal eine "Thumbs-Up" Funktion geben)

 

Sicherlich gibt es große Unterschiede zwischen Service-Unternehmen und Produktionsunternehmen in Bezug auf die Ausgaben für PP&E. Entsprechend folgt daraus auch ein entsprechender Unterschied in der zu erwartenden Rendite (mit entsprechendem Ergebnis bei der Bewertung des Unternehmens).

 

Wenngleich ich von den beschriebenen Unterschieden in den Wertschöpfungsketten von Samsung und Apple weiß (mit S. auch als Lieferanten für A.), macht mir deine Darstellung dies möglicherweise deutlicher, als es mir dann doch bewusst war. Bei den beiden Firmen handelt es sich aber offenbar jeweils um sehr regelmäßige Aufwendungen, keine großen Einmalaufwendungen, da der PP&E Betrag in den Cash Flow Statements nur sehr leicht schwankt (in Relation zum Umsatz).

 

Samsung kann ich mir allerdings immer noch recht schwer als ein reines Industrieunternehmen wie etwa Thyssen Krupp oder VW vorstellen. Vielleicht muss ich hier einfach meine Sichtweise etwas korrigieren und Firmen wie Intel oder eben Samsung anders betrachten. Möglicherweise habe ich deswegen Schwierigkeiten mich mit den Ergebnissen meiner Analysen anzufreunden.

Unternehmen aus den fertigenden Industrien kommen im Gegensatz zu Dienstleistern oder Rohstoffförderern bei mir immer ziemlich schlecht weg. Entweder ist dieses Ergebnis "richtig", oder ich vernachlässige Kennzahlen, welche solche Unternehmen hervorheben (das wäre dann wohl etwa das KBV).

Ich nehme deine Antwort zum Anlass gegebenenfalls unterschiedliche Analysen aufzustellen (hatte bisher eine angesetzt und mir gesagt "dann gibt es eben Branchen die prinzipiell zu bevorzugen sind").

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Yerg

Mir geht es um die Beurteilung dieser Größe, insofern dies allgemein möglich ist. Die Notwendigkeit der hoher Reinvestition ins eigene Unternehmen, um das aktuelle Level zu halten bzw. Wachstum zu erzeugen, wird offenbar grundsätzlich negativ aufgefasst.

Nein, das sieht nicht jeder so. Hier zum Beispiel Warren Buffet zu dem Thema aus seinem 2015er Letter to the Shareholders:

Depreciation charges are a more complicated subject but are almost always true costs. Certainly they are at Berkshire. I wish we could keep our businesses competitive while spending less than our depreciation charge, but in 51 years I’ve yet to figure out how to do so.

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Up_and_Down
· bearbeitet von Up_and_Down

Mir geht es um die Beurteilung dieser Größe, insofern dies allgemein möglich ist. Die Notwendigkeit der hoher Reinvestition ins eigene Unternehmen, um das aktuelle Level zu halten bzw. Wachstum zu erzeugen, wird offenbar grundsätzlich negativ aufgefasst.

Nein, das sieht nicht jeder so. Hier zum Beispiel Warren Buffet zu dem Thema aus seinem 2015er Letter to the Shareholders:

Depreciation charges are a more complicated subject but are almost always true costs. Certainly they are at Berkshire. I wish we could keep our businesses competitive while spending less than our depreciation charge, but in 51 years I’ve yet to figure out how to do so.

 

Wobei es sich hierbei nicht genau um das selbe handelt. W. Buffet spricht hier von Abschreibungen, also Änderungen in der Bilanz denen keine zeitgleichen realen Geldabflüsse gegenüberstehen, während ich mich auf die Cashflows beziehe, welche zu einem bestimmtne Zeitpunkt anfallen.

Buffet spricht hier also wohl eher über den Umgang mit den zuvor angefallenen Kosten, als den Grund warum sie im Einzelfall entstanden sind und mit welchem Ziel.

 

Was mich interessiert wäre eine Möglichkeit, z.B. eine andere geeignetere Kennzahl, um einen Hinweis darauf zu erhalten, dass beispielsweise steigende Investitionskosten, wie etwa PP&E, nicht auf steigenden Kostendruck sondern auf Investitionen in zukünftig höhere Cashflows hindeuten (vorzugsweise freie).

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Der Träumer

Noch etwas. Da Apple seine Smartphones fast zum doppelten Preis verkauft, wie Samsung, müssen umsatzbezogene Relationen der PP&E schon fast zwangsläufig niedriger ausfallen.

 

Bei Samsung kostet ein Gerät (106 Mrd. Umsatz/325 Mio Absatz) ca. 326 USD bei Apple sind es ca. 600 USD. Der Produktionsprozess zwischen einem Samsung und einem Apple Gerät dürften in etwa gleich sein. Zwar fließen bei den günstigen Samsung Geräten einfachere Komponenten ein, zusammenbauen muss man ein solches Gerät dennoch. Laut diverser Gegenüberstellungen der Produktionskosten von Highend Samsung Geräten und IPhones sind auch die Herstellungskosten (aufgrund der verwandten Bauteile) fast gleich. Der Erfolg von Apple beruht also darauf sein Produkt wesentlich hochpreisiger vermarkten zu können, als die Konkurrenz. Man befindet sich kaum im Preiswettbewerb mit der Konkurrenz. Solange sich daran nichts ändert, wird Apple auch weiterhin erfolgreich sein. Man darf eben nur nicht die nächste Innovation verpassen, sonst gerät man vom Marktführer schnell aufs Abstellgleis (siehe Nokia).

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Dandy

Könnte man also festhalten, dass höhere PP&E Ausgaben in der Bilanz nicht per se zu verurteilen sind, und demnach auch sagen, dass der operative Cashflow geeigneter ist, um solchen Fallstricken aus dem Weg zu gehen?

Du sprichst von Capex, was nichts anderes als Investitionen in Sachanlagen sind. Es gibt verschiedene Arten, um den freien Cashflow zu berechnen. Die Lehrbuchmethode ist operativer Cashflow - Cashflow aus Investitionstätigkeit. Ich berechne ihn als operativer Cashflow - Capex, was nur ein Teil des Cashflow aus Investitionstätigkeit ist. Der CFI beinhaltet auch Käufe und Verkäufe von Wertpapieren etc., was ich nicht dem operativen Geschäft zuordnen würde (außer es handelt sich um eine Bank oder Versicherung).

 

Die Sache hat einen Haken: Zukäufe werden nicht berücksichtigt. Zukäufe und Capex sind eigentlich ähnlich zu bewerten, denn beide sind zum Ausbau oder wenigstens dem Erhalt des Geschäftsbetriebes notwendig. Für eine DCF ist es deshalb durchaus üblich, beides in die Berechnung des Free-Cashflow mit aufzunehmen.

 

Was den Vergleich Samsung vs. Apple angeht: Rein auf Ebene des freien Cashflow betrachtet ist Apple natürlich attraktiver. Man muss aber etliche Faktoren mit berücksichtigen, wie zum Beispiel Höhe der Bewertung, die Abhängigkeit des Geschäftsmodells (iPhone), Wachstumsaussichten etc. Das will ich hier aber nicht vertiefen. Zu Samsung habe ich im entsprechenden Thread schon relativ viel geschrieben. Nur soviel: Samsung hat gegenüber Apple ein sehr kapitalintensives Geschäftsmodell (Halbleiterfabriken). Apple würde ich eher als relativ kapitalschwaches Geschäft ansehen, was viele Investoren bevorzugen. Solche Überlegungen alleine halte ich aber nicht für ausreichend um eine Entscheidung zu treffen. Apple hat so seine eigenen, ganz speziellen Probleme zu meistern (Samsung natürlich auch).

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Up_and_Down
· bearbeitet von Up_and_Down

Könnte man also festhalten, dass höhere PP&E Ausgaben in der Bilanz nicht per se zu verurteilen sind, und demnach auch sagen, dass der operative Cashflow geeigneter ist, um solchen Fallstricken aus dem Weg zu gehen?

Du sprichst von Capex, was nichts anderes als Investitionen in Sachanlagen sind. Es gibt verschiedene Arten, um den freien Cashflow zu berechnen. Die Lehrbuchmethode ist operativer Cashflow - Cashflow aus Investitionstätigkeit. Ich berechne ihn als operativer Cashflow - Capex, was nur ein Teil des Cashflow aus Investitionstätigkeit ist. Der CFI beinhaltet auch Käufe und Verkäufe von Wertpapieren etc., was ich nicht dem operativen Geschäft zuordnen würde (außer es handelt sich um eine Bank oder Versicherung).

 

Die Sache hat einen Haken: Zukäufe werden nicht berücksichtigt. Zukäufe und Capex sind eigentlich ähnlich zu bewerten, denn beide sind zum Ausbau oder wenigstens dem Erhalt des Geschäftsbetriebes notwendig. Für eine DCF ist es deshalb durchaus üblich, beides in die Berechnung des Free-Cashflow mit aufzunehmen.

 

[...]

In der Tat will ich diesen Thread nicht dafür missbrauchen, was eigentlich in den Samsung Thread gehört. o:)

 

Mein bisheriger Eindruck scheint zu sein, dass man zwei Ansätze verfolgen kann. Zum einen Unternehmen, welche aufgrund geringer Aufwände, um ihr Kerngeschäft am Laufen zu halten (das könnten im Regelfall Dienstleistungsunternehmen sein, welche geringere CapEx Kosten aufweisen), höhere Margen vorweisen können. Aufgrund des daraus resultierenden Gewinnwachstums werden diese Unternehmen mit einem Vielfachen ihres derzeitigen Werts bewertet (z.B. bezogen auf den aktuellen Buchwert, Goodwill etc.).

Im Gegenzug, hierzu wäre dann auch Samsung zu zählen gäbe es die kapitalintensiveren Industrien, welche eben dadurch geringere Gewinnmargen aufweisen. Demzufolge werden an diese Unternehmen geringere Wachstumserwartungen gestellt. Man könnte diese also, im Gegensatz zur ersten Kategorie, in Hinblick auf den Buchwert betrachten (Bei Samsung = 1, bei Apple ca. 4,5 --> noch ein Argument gegen den direkten Vergleich der beiden) und darauf achten, dass diese keine Verluste/leichte Gewinne erzielen.

Ich hatte wie gesagt bisher alle Unternehmen, etwas salopp gesagt, "über einen Kamm geschoren", das heißt mit den gleichen Kennzahlen bewertet. :ermm:

Als ich meinen Favoriten, das KCV, auf den Free Cash Flow erweiterte, stellte ich bei Samsung E. das im Eingangsthread dargestellte Problem fest. Nach operativem Cashflow bewertet: eine tolle Rendite. Unter Berücksichtigung der hohen Investitionskosten schrumpft die Marge aber beträchtlich.

 

Den freien Cashflow würde ich in der Tat als Operativen Cashflow abzüglich des Cash Flows aus Investitionen berechnen. Im Falle Samsungs sind letztere in manchen Jahren, so etwa im letzten, fast identisch mit den Capital Expanditures.

Entsprechend wäre es interessant welche Ansätze einem bei der Beurteilung solch großer Positionen im Cashflow Statement unterstützen können. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich der erste bin, der sich fragt, wie man diese bisweilen sehr hohe Position angemessen einschätzen kann.

 

Bezogen auf die Berechnung des freien Cashflows wüsste ich allerdings wüsste ich nicht warum man Aspekte, die nicht zum Kernbusiness gehören, nicht auch integrieren sollte.

Zum Beispiel: Nehmen wir an, dass ein Unternehmen im Einkauf grundsätzlich mit seinen Lieferanten ein Zahlungsziel von 60 Tagen vereinbart hat. Jetzt kann das Unternehmen aber alles notwendige innerhalb von nur 10 Tagen veranlassen. Das bedeutet, dass man 50 Tage noch über das Kapital verfügen könnte und dieses benutzen könnte.

Warum sollte man Gewinne, die ein Unternehmen etwa hiermit noch an den Kapitalmärkten erzielt nicht berücksichtigen? Es ist immerhin ein realer Zahlungsstrom und erhöht somit den tatsächlich verfügbaren, den freien, Cashflow. Ähnlich verhielte es sich, wenn etwa Christian Dior aus seiner Beteiligung an LVMH umfangreiche Dividenden erhielte (in diesem Fall wäre die Größe zu groß, um sie als Kleinigkeit zu ignorieren).

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Dandy
Mein bisheriger Eindruck scheint zu sein, dass man zwei Ansätze verfolgen kann. Zum einen Unternehmen, welche aufgrund geringer Aufwände, um ihr Kerngeschäft am Laufen zu halten (das könnten im Regelfall Dienstleistungsunternehmen sein, welche geringere CapEx Kosten aufweisen), höhere Margen vorweisen können. Aufgrund des daraus resultierenden Gewinnwachstums werden diese Unternehmen mit einem Vielfachen ihres derzeitigen Werts bewertet (z.B. bezogen auf den aktuellen Buchwert, Goodwill etc.).

Die Margen müssen bei kapitalintensiven Branchen nicht unbedingt schlecht sein. Das ist eher eine Frage des Wettbewerbs. Hat man durch den hohen Kapitaleinsatz eine Sonderstellung im Markt erreicht, wie es sich aktuell in der Halbleiterbranche zu entwickeln scheint, dann kann man durchaus hohe (Gewinn-)Margen einfahren. Der Gewinn wird durch Abschreibungen geschmälert, womit die hohen Investitionen sich schon auch darauf auswirken, aber es kommt auch auf die Einnahmeseite drauf an. Pauschal würde ich nicht sagen, dass kapitalintensive Geschäfte automatisch schlechte Geschäfte sind. Das ist im Einzelfall zu entscheiden. Gibt es aber keinerlei Alleinstellungsmerkmal innerhalb einer Branche und es ist alles nur eine Frage des Geldes, von dem auch nicht übermäßig viel vorhanden sein muss, dann führt das zwangsläufig in die Geldvernichtung (siehe Rohstoffunternehmen zur Zeit). Gegenbeispiel auch hier: Halbleiterbranche - da muss inzwischen extrem viel Geld vorhanden sein, um Schritt mit den Führenden halten zu können.

 

Als ich meinen Favoriten, das KCV, auf den Free Cash Flow erweiterte, stellte ich bei Samsung E. das im Eingangsthread dargestellte Problem fest. Nach operativem Cashflow bewertet: eine tolle Rendite. Unter Berücksichtigung der hohen Investitionskosten schrumpft die Marge aber beträchtlich.

Der Free-Cashflow berücksichtigt die zuletzt getätigten Investitionen, nicht die in der Vergangenheit getätigten wie es bei der Gewinnrechnung der Fall ist. Daher schwankt er oft auch stark, weil Unternehmen oftmals nicht gleichmäßig investieren bzw. zukaufen. Samsung hat zuletzt knapp 15 Milliarden $ nur in Halbleiterfabriken investiert, das ist richtig.Das ist deutlich mehr als jeder andere auf der Welt. Es gibt auch kaum Unternehmen weltweit, die sich solche Investitionen leisten könnten, vom benötigten Know-How ganz zu schweigen. Ob man das nun als gute oder schlechte Investition ansieht, muss jeder für sich entscheiden, aber die singuläre Betrachtung des Free-Cashflow bringt einen da meiner Ansicht nach nicht weiter. Weiter vertiefen sollten wir diese spezielle Diskussion hier aber nicht mehr.

 

Warum sollte man Gewinne, die ein Unternehmen etwa hiermit noch an den Kapitalmärkten erzielt nicht berücksichtigen? Es ist immerhin ein realer Zahlungsstrom und erhöht somit den tatsächlich verfügbaren, den freien, Cashflow

Kommt immer darauf an, was man eigentlich bewerten will. Üblicherweise versucht man das Kerngeschäft zu bewerten und Schwankungen anderer Geschäftstätigkeiten herauszurechnen. Es gibt schließlich schon genug Unbekannte in dieser Gleichung. Das kann man auch anders handhaben, ohne Frage, aber es macht die Sache nicht einfacher, sondern komplizierter. Wie soll man Gewinne oder Verluste aus Hedging in die Zukunft fortschreiben? Was macht man mit Einmaleffekten aus der Veräußerung oder dem Kauf von Wertpapieren, wenn das Unternehmen eigentlich auf ganz andere Art und Weise sein Geld verdient? Wie gesagt: Macht es noch komplizierter als es ohnehin schon ist. Aber einer gewissen Größe und Regelmäßigkeit solcher Posten kommt man aber nicht umhin, das mit zu berücksichtigen. Allerdings sollte man sich dann auch fragen, warum sich das Unternehmen nicht auf sein Kerngeschäft konzentriert.

 

Ähnlich verhielte es sich, wenn etwa Christian Dior aus seiner Beteiligung an LVMH umfangreiche Dividenden erhielte (in diesem Fall wäre die Größe zu groß, um sie als Kleinigkeit zu ignorieren).

Das ist ein Thema für sich. Nach Lehrbuch muss man Beteiligungen für sich genommen bewerten und dann anteilig mit in die Bewertung einbeziehen. Das wird bei mehrfachen Beteiligungen schnell enorm aufwändig, weshalb ich sie nicht so gerne mag. Extremfall ist eine komplexe Holding, die man als Privatmensch kaum seriös bewerten kann.

 

Noch was allgemeines zu dem Thema: Es kommt darauf an, was man mit dem Free Cashflow bezwecken möchte, daher auch die unterschiedlichen Definitionen. Im Rahmen einer DCF bereinigt man den Cashflow üblicherweise um Sondereffekte. Außerdem will man eigentlich die Erhaltungsinvestitionen vom operativen Cashflow abziehen, was leider selten bis nie in den Geschäftsberichten aufgeführt wird. Das Problem: Wenn das Unternehmen mehr investiert als es muss, um zu expandieren, dann spiegelt sich das in der Wachstumserwartung wider, aber eigentlich sollte es sich nicht im FCF widerspiegeln. Wenn man mal eine DCF selbst durchgeführt hat, dann versteht man das Problem, denn der FCF schwankt oft enorm, eben aufgrund der Schwankungsbreite von Zukäufen und Investitionen. Daraus eine Prognose abzuleiten ist nicht einfach.

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Up_and_Down

Ich danke dir Dandy, für deine hilfreiche Auseinandersetzung mit dem Thema.

 

In der Tat denke ich, dass der Thread hiermit abgeschlossen werden kann und ich genug Input für meine weiteren Überlegungen mitnehmen konnte. :thumbsup:

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