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KingSimon

Denkanstoß: Vollgeld/Full-Reserve Money - Kann es funktionieren?

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Maikel
vor 2 Stunden schrieb Nixda:

Einer Staatsverschuldung steht immer ein Nettovermögen bei den Bürgern in gleicher Höhe gegenüber. Volkswirtschaft erstes Semester, gehört eigentlich zum Allgemeinwissen. Deshalb ist die Diskussion über die Staatsverschuldung, die künftige Generationen belasten würde auch völliger Unfug, und eher etwas für misanthrope schwäbische Juristen im Finanzministerium, hat aber wenig mit korrektem wirtschaftlichen Wissen zu tun.

 

Vorsicht! An dieser Stelle hat man doch schon wieder vergessen, daß du dafür von der Annahme einer geschlossenen Volkswirtschaft ausgehst. Nur mit dieser Voraussetzung hast du damit recht.

 

Es gilt in der Praxis netto auch noch für Länder wie D und Japan, wenn man Auslandsschulden+Vermögen verrechnet.

 

Aber eben nicht für Länder wie Griechenland.

 

Das ist ja einer der Konstruktionsfehler bei den Stabilitätskriterien des Euro, daß bei der "Staatsverschuldung", also der Verschuldung der staatlichen Institutionen, nicht zwischen inländischen und ausländischen Schuldnern unterschieden wird.

 

Deshalb wurde die kritische Schulden-Situation Griechenlands lange nicht erkannt; die 80% vom BIP waren ja nach den EU-Kriterien kaum schlimmer als die 60% Deutschlands.

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Nixda
· bearbeitet von Nixda
vor 2 Stunden schrieb Maikel:

 

Vorsicht! An dieser Stelle hat man doch schon wieder vergessen, daß du dafür von der Annahme einer geschlossenen Volkswirtschaft ausgehst. Nur mit dieser Voraussetzung hast du damit recht.

 

Diese Einschränkung hatte ich ja erwähnt. Aber unter uns Klosterschülerinnen mal die ganze Wahrheit:  Die Erde ist eine geschlossene Volkswirtschaft, weil wir noch keine Handelsbeziehungen mit den Marsianern eröffnet haben. Und wenn sähe ich wegen der kulturellen Barrieren und hohen Transportkosten mittelfristig auch keine weitreichenden Konsequenzen eines Handels mit dem Mars. Die Summe der Staatsverschuldung weltweit entspricht also dem privaten Vermögensaufbau weltweit. Wenn sich also nicht wenigstens die Griechen und Amis bei uns verschulden, dann ist Essig mit Sparen auf die Rente.

 

Was die Griechen betrifft: Die Griechen haben natürlich saldiert negatives Auslandsvermögen. Muss ja irgendjemand haben, wenn Deutsche, Japaner, Saudis und Chinesen ein positives haben wollen, und die Amis nicht alle Schulden alleine haben wollen.  Es kann zwar jeder sparen, aber nicht alle! Und 80% des BIP wären genauso egal wie 18% oder 800%, so lange die Gläubiger die Kreditlinien einfach verlängert und erhöht hätten. Die Japaner machen das ja binnenwirtschaftlich auch. Und was kümmert Herrn Watanabe als solchen ein tilgungsfreier Kredit seiner Notenbank zu 0% Zinsen überhaupt?

 

Apropos Sparen auf die Rente: Auch so ein interessantes Konstrukt das mir noch keiner erklären konnte. Die heutige Generation kann das Konsumieren, was heute produziert wird. In 2040 kann man das konsumieren, was in 2040 produziert wird. Wie man durch sparen von Geld die Produktion auch nur einer einzigen Kartoffel von heute nach 2040 verschieben kann, konnte mir noch niemand erläutern. (Foolbar vielleicht?)

 

 

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Ramstein
· bearbeitet von Ramstein

Die Bundesbank adressiert das Thema in ihrem Monatsbericht von April auf mehreren Seiten (15ff):

 

Zitat

Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess

 

Für Kritiker ist die Geldschöpfungskapazität des Bankensystems eine der zentralen Ursachen für destabilisierende Finanzzyklen und Finanzkrisen. Deshalb werden seit einiger Zeit Vorschläge diskutiert, die auf einer vollständigen Deckung von Einlagen durch Zentralbankgeld basieren und so die Kreditschöpfungsmöglichkeiten des Bankensektors begrenzen wollen. Es ist jedoch nicht erkennbar, dass diese Beschränkungen tatsächlich zu einem insgesamt stabileren Finanzsystem führen, als dies über eine zielführende Regulierung ohnehin auch möglich wäre. Zugleich würde ein solcher Systemübergang aber das Risiko eröffnen, wichtige volkswirtschaftliche Funktionen des Bankensystems in Mitleidenschaft zu ziehen, die für eine stabile realwirtschaftliche Entwicklung notwendig sind.

 

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foolbar
· bearbeitet von foolbar
Am 24.4.2017 um 16:34 schrieb Nixda:


Ähmmm, mal kurz zurück zu den Grundlagen der VGR: Die Summe aus Ersparnissen (in Geld) und Krediten ist immer exakt 0. Wenn Du Ersparnisse hast, steht dem ein Kredit jemanden anderen bei dir in exakt gleicher Höhe gegenüber.


Beispiel: Wenn Du in einer (angenommen geschlossenen) Volkswirtschaft bist, und die Wirtschaft in den Staat auf der einen Seite und die privaten Haushalte und die Unternehmen auf der anderen Seite aufteilst, dann ist die entspricht die Zunahme des Nettovermögens der privaten exakt der Nettokreditaufnahme des Staates. Es gibt in einer geschlossenen Volkswirtschaft netto keine Verschuldung.  In Deutschland sind aber alle 3 Sektoren private Haushalte, Unternehmen und Staat Nettosparer, so dass der Vermögensaufbauwunsch nur durch Kreditaufnahme des Auslands (z.B. Griechenland) realisierbar ist.

 

Einer Staatsverschuldung steht immer ein Nettovermögen bei den Bürgern in gleicher Höhe gegenüber. Volkswirtschaft erstes Semester, gehört eigentlich zum Allgemeinwissen. Deshalb ist die Diskussion über die Staatsverschuldung, die künftige Generationen belasten würde auch völliger Unfug, und eher etwas für misanthrope schwäbische Juristen im Finanzministerium, hat aber wenig mit korrektem wirtschaftlichen Wissen zu tun.

 

Im übrigen habe ich ja auch nicht behauptet, dass jeder ständig beliebigen Kredit bekommt oder bekommen sollte. Der Kreditmarkt ist von den Banken mengenrationiert, nicht jeder bekommt Kredit, sondern nur derjeniege, bei dem die Chancen auf Rückzahlung gut stehen. Wenn Nettosumme der Kredite steigt, bekommst Du daraus einen autonomen Wachstumsimpuls. Das ist das wesentliche, was ich geschrieben habe. Und das es vermutlich ein Pyramidenspielchen ist, auf dessen Ende wir gerade zulaufen.

 

"Die Menge von Gütern und Dienstleistungen in Europa kann man beliebig einer steigenden Geldmenge anpassen weil vermehrte Arbeitslosigkeit herrscht? OMG."

 

Auch da hast Du mich gründlich Missverstanden: Ich habe geschrieben, dass die Vorstellung, dass eine steigende Geldmenge alleine zu steigenden Güterpreisen führen würde falsch ist. Die Vorstellung, es würde sich um eine Art Markt handeln, und der Wert des Geldes quasi automatisch mit dem Abnehmen der Knappheit ebenfalls abnehmen würde, ist  falsch.

 

 

Hm, bist Du mittlerweile im 2. Semester BWL? Dieser Satz ist kompletter Unsinn: "Einer Staatsverschuldung steht immer ein Nettovermögen bei den Bürgern in gleicher Höhe gegenüber. Volkswirtschaft erstes Semester, gehört eigentlich zum Allgemeinwissen.".

Du glaubst immer noch dass wenn mehr Kredite vergeben werden ein (warum autonomer?) Wachstumsimpuls entsteht. Wenn Du das Beispiel John Law kennen würdest (https://de.wikipedia.org/wiki/John_Law oder bei https://www.godmode-trader.de/artikel/john-law-es-werde-geld,2795174 beschrieben, auf YouTube gibt es Dokumentationen über John Law oder die darauf folgenden Assignaten

) Eine steigende Geldmenge erzeugt nicht bei allen Gütern und Dienstleistungen gleich steigende Preise. Die Preise für bestimmte Güter und Dienstleistungen steigen schneller als für Andere. Beispiele lassen sich in unmittelbarer Nähe finden, sei es bei Nahrungsmitteln, Aktien, Immobilien oder Arbeitseinkommen. 

 

 

 

 

 

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Nixda
· bearbeitet von Nixda
Zitat

Hm, bist Du mittlerweile im 2. Semester BWL? Dieser Satz ist kompletter Unsinn: "Einer Staatsverschuldung steht immer ein Nettovermögen bei den Bürgern in gleicher Höhe gegenüber. Volkswirtschaft erstes Semester, gehört eigentlich zum Allgemeinwissen.".

 

Ist aber so, mach dich mal schlau

 

Ich habe mein BWL Studium bereits abgeschlossen. Mit BWL Wissen kommt man in der VWL aber nicht mal bis vor die Tür. Allerdings sollte auch ein BWLer verstehen können, das jeder Forderung eine Verbindlichkeit gegenüber steht und umgekehrt. Wenn jemand eine Forderung hat, dann muss jemand anderes die entsprechende Verbindlichkeit  haben. Zwei kleine Tipps: (1) Eine VWL besteht aus dem Staat und dem Privatsektor und (2) Der Privatsektor kommt als Inhaber der Verbindlichkeit bei sich selber nicht in Frage, sonst wäre sein Vermögen ja Null.

 

Chemie ist keine aggregierte Physik, Biologie keine aggregierte Chemie und VWL ist keine aggregierte BWL.  Der Unterschied zwischen BWL und VWL ist sogar noch fundamentaler: BWL beschäftigt sich mit offenen Systemen (Betrieben), die VWL mit geschlossenen Systemen. In geschlossenen Systemen ist der Output des einen Teils gleich dem Input des anderen Teils und umgekehrt(!). In geschlossenen Systemen bestehen Rückkopplungschleifen zwischen den Elementen. Wenn der der Unterschied nicht klar ist, frag mal einen Physiker oder starte mal einen benzingetriebenen Rasenmäher zunächst bei dir im Garten (offenes System) und danach in einer Echokammer (geschlossenes System).

 

Geschlossene Systemen verhalten sich völlig anders als offene Systeme, häufig genug auch entgegen der Intuition, weil unsere Erfahrungswelt fast nur aus offenen Systemen besteht. Das führt zu einer Reihe von Erkenntnissen, die wir gerne mal als "Paradoxien" bezeichnen. (Kleine Liste hier: http://imgur.com/nwnIJVg ).

 

Zitat

Eine steigende Geldmenge erzeugt nicht bei allen Gütern und Dienstleistungen gleich steigende Preise. Die Preise für bestimmte Güter und Dienstleistungen steigen schneller als für Andere. Beispiele lassen sich in unmittelbarer Nähe finden, sei es bei Nahrungsmitteln, Aktien, Immobilien oder Arbeitseinkommen. 

 

Wie man ja in Japan sehen kann explodiert je Nikkei, Nahrungsmittel, Immobilien und Arbeitseinkommen parallel mit der Geldmenge? Hyperinflation in Japan, egal wohin man schaut!

 

Apropos Japan: Wenn wir uns schon mit fremden Federn schmücken, dann aber anständig. Richard A. Werner, der Schöpfer der Begriffs "Quantitave Easening"  (https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_A._Werner) hat lange in Japan gelebt und dort zum Thema Geldtheorie geforscht, was uns dann zurück zum Threadthema Geldschöpfung im Bankensektor bringt.

 

Er hat sich mal den Spaß erlaubt, und zum Thema "Können Banken Geld aus dem Nichts erzeugen" ein Experiment in einer Bank gemacht, und die Buchungen bei einer Kreditvergabe in der Bankbilanz verfolgt:

 

Zitat

Can banks individually create money out of nothing? — The theories and the empirical evidence

 

Abstract:
This paper presents the first empirical evidence in the history of banking on the question of whether banks can create money out of nothing. The banking crisis has revived interest in this issue, but it had remained unsettled. Three hypotheses are recognised in the literature. According to the financial intermediation theory of banking, banks are merely intermediaries like other non-bank financial institutions, collecting deposits that are then lent out. According to the fractional reserve theory of banking, individual banks are mere financial intermediaries that cannot create money, but collectively they end up creating money through systemic interaction. A third theory maintains that each individual bank has the power to create money ‘out of nothing’ and does so when it extends credit (the credit creation theory of banking).

The question which of the theories is correct has far-reaching implications for research and policy. Surprisingly, despite the longstanding controversy, until now no empirical study has tested the theories. This is the contribution of the present paper. An empirical test is conducted, whereby money is borrowed from a cooperating bank, while its internal records are being monitored, to establish whether in the process of making the loan available to the borrower, the bank transfers these funds from other accounts within or outside the bank, or whether they are newly created. This study establishes for the first time empirically that banks individually create money out of nothing.

 

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521914001070

 

In die gleiche Richtung geht sein Untersuchung zu den gängigen Theorien des Bankensystems:

 

Zitat

A lost century in economics: Three theories of banking and the conclusive evidence

 

Abstract:

During the past century, three different theories of banking were dominant at different times:

(1) The currently prevalent financial intermediation theory of banking says that banks collect deposits and then lend these out, just like other non-bank financial intermediaries.

(2) The older fractional reserve theory of banking says that each individual bank is a financial intermediary without the power to create money, but the banking system collectively is able to create money through the process of ‘multiple deposit expansion’ (the ‘money multiplier’).

(3) The credit creation theory of banking, predominant a century ago, does not consider banks as financial intermediaries that gather deposits to lend out, but instead argues that each individual bank creates credit and money newly when granting a bank loan.

 

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521915001477

 

Kurz zusammengefasst sind Theorie 1 und 2 empirisch widerlegbar. Zudem enthält der Artikel einen interessantes Beispiel wie sich die Credit Suisse während der Bankenkrise mit Hilfe eines Strohmanns mit selbstgeschöpften Geld als Eigenkapital gerettet hat. Münchhausen im realen Leben.

 

Wem das zu kompliziert ist, sei zumindest noch folgende Power Point Präsentation nahegelegt:
 

Zitat

The puzzle of the link between money and the economy can be solved

 

http://www.postkeynesian.net/downloads/Werner/RW301012PPT.pdf

 

 

 

 

 

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Nixda

Das Thema hat übrigens mittlerweile den Mainstream erreicht. Das insofern bemerkenswert, das die Bundesbank vor 10 Jahren auf ihrer Homepage die endogene Geldschöpfung im Bankensektor rundweg  bestritten hat. In ihrem letzten Monatsbericht geht die Bundesbank nun selber auf das Thema endogene Geldschöpfung des Bankensektors ein:

 

https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichte/2017/2017_04_monatsbericht.html

 

 

Geldschöpfung erfolgt zunächst unabhängig von bestehenden Zentralbankguthaben der Banken [...] und auch unabhängig­ von zuvor entgegengenommenen Kundeneinlagen.

Später wird auch durch die Kreditschöpfung entstehende (von mir sog. "autonome") Nachfrage aus der Kreditschöpfung eingegangen:

 

Der Geldmengenanstieg kann jedoch auch zu einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage führen, wenn die Nichtbanken die ihnen zufließenden Einlagen zum Kauf von Gütern und Dienstleistungen verwenden.

Sprich: Wenn jemand von dem aufgenommenen Kredit etwas kauft, dann führt das zu zusätzlicher Nachfrage. Meiner Ansicht nach werden aber die meisten Kredite dafür aufgenommen, etwas zu kaufen?!

 

Im Anhang ("Anmerkungen zu einer 100-prozentigen Deckung von Sichteinlagen durch Zentralbankgeld­") kommt der Bericht auch auf Vollgeldsysteme zu sprechen und diskutiert ein paar Schwächen des Ansatzes.
 

Die Bank of England hat die Kurve schon ein paar Jahre früher bekommen, und die Modern Money Theory (MMT) bereits 2014 thematisiert:

 

http://www.bankofengland.co.uk/publications/Pages/quarterlybulletin/2014/qb14q1con.aspx

 

Ich glaube nicht, dass wie bisher eine konsequente Nutzung dieser Theorien in der Notenbankpolitik erkennen können. Das diese aber mittlerweile in den Veröffentlichungen ernsthaft diskutiert werden, kann man als Fortschritt betrachten.

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Juninho
Am 17.4.2017 um 11:47 schrieb KingSimon:

Bekannte Fürsprecher gibt es einige. 

- Paul Krugman, Nobelpreis für Ökonomie

- Martin Wolf, Chefökonom der NY Times

- Frank Breitenbach, Vizepräsident der KfW
- Milton Friedman, John Cochrane, bekannte Ökonomen
- Jaromir Benes, Michael Kumhof vom IWF

 

Ist halt die Frage, ob die wirklich dafür sind oder ob sie nur aus Eigeninteresse einen innovativeren Populismus als "Banken sind alle doof und gemein" wählen. 

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donkey_63
Am 17.4.2017 um 10:46 schrieb Ramstein:

Giro (de Italia)

 

Ah, so wie Velo, oder was?

Hehe.

Am 17.4.2017 um 09:36 schrieb tyr:

Nett, aber ich glaube nicht, dass jemand aus dem Forum die Fähigkeit hat, das Euro-Bankensystem auf Vollgeld um zu stellen.

 

Ich sehe das hier eher als Diskussionsforum für private Kleinanleger. Selbst wenn wir alle hier das Konzept mögen heißt das noch nicht, dass das irgend jemanden nötigt, es um zu setzen.

 

Nun, damit Ideen reifen können, müssen sie diskutiert werden (dürfen/können).

Ungefähr so wie nebenan im Bitcoin-Thread. ("Kenn ich nicht, will ich nicht, gefährlich, geht ja gar nicht. Wir werden alle störben!)

 

Aber du hast Recht: vielleicht sollten wir erst in Berlin bei Mutti anfragen, ob sich die Diskussion überhaupt lohnt, und wenn ja, ob sie erlaubt ist.

Nicht lachen: hattet ihr in Deutschland ja alles schon.  :(

 

 

 

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Sehr schade das die Vollgeldinitiative der Schweizer gescheitert ist. Es wäre evtl. ein innovativer Schritt gewesen und hätte die Menschheit im Streben nach wirtschaftlicher Stabilität weiter bringen können. Wurde das hier im Forum eigentlich diskutiert?

 

Hier eine gefällige kurze Zusammenfassung der Funktionsweise von Vollgeld:

Zitat

Wie funktioniert das Geldsystem bisher?

Wenn wir an Geld denken, denken wir vor allem an Scheine und Münzen. Doch die machen nur einen kleinen Teil des Geldes aus - in der Schweiz und in der Eurozone etwa zehn Prozent. Tatsächlich besteht rund 90 Prozent des Geldes aus unsichtbarem Geld, das in Form von Zahlen auf Bankkonten liegt.

Dieses sogenannte Buchgeld entsteht zum Beispiel, wenn Banken Kredite vergeben. Die Kreditsumme findet sich dann plötzlich auf dem Konto des Kreditnehmers wieder, ohne dass dafür Scheine oder Münzen nötig wären. Das Buchgeld entsteht also aus dem Nichts. Und nur der allgemeine Glaube daran, dass man die Zahlen auf dem Kontoauszug jederzeit in Form von Scheinen und Münzen aus dem Geldautomaten ziehen kann, sorgt dafür, dass dieses System funktioniert.

 

Genau da aber liegt ein Problem: Die Banken bunkern zwar auch eine beträchtliche Menge an Bargeld, das komplette Buchgeld, das auf den Konten ihrer Kunden liegt, können sie aber unmöglich in Form von Scheinen und Münzen vorhalten. Sie müssen sich darauf verlassen, dass nicht eines Tages alle Kunden gleichzeitig ihr Geld abheben wollen. Das wäre nämlich unmöglich.

Die Notenbank (oder Zentralbank), eigentlich die zentrale Instanz des Geldsystems, ist an dieser Art der Geldschöpfung durch die Banken nicht beteiligt. Sie schöpft ihrerseits aber auch Geld, in dem sie Geschäftsbanken Kredite gewährt oder Wertpapiere abkauft. Dieses sogenannte Zentralbankgeld liegt dann in Form von Guthaben auf Konten, die die Geschäftsbanken bei der Notenbank unterhalten. Die Finanzinstitute können sich dieses Geld jederzeit in Bargeld auszahlen lassen. Für die Notenbank ist das kein Problem. Sie kann so viele Scheine drucken und Münzen pressen lassen, wie sie will.

Den Banken dagegen kann das Bargeld ausgehen, weil auch ihre Guthaben bei der Notenbank endlich sind. Und nur die können sie ja in Bargeld umtauschen. Um diese Gefahr zu verringern, kann die Notenbank die Geldhäuser verpflichten, bestimmte Mindestguthaben auf ihren Konten bei der Zentralbank zu halten. Völlige Sicherheit bietet das aber nicht.

 

Was würde sich durch die Einführung des Vollgelds ändern?

Das Vollgeld-Konzept, das im Kern schon in den Dreißigerjahren in den USA entstanden ist, sieht vor, die Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts zu unterbinden. Das heißt: Die Banken dürften nur noch so viel Geld als Kredit verleihen, wie sie selbst wirklich vorrätig hätten - entweder durch Bargeld oder durch Guthaben bei der Zentralbank.

Damit wäre die Zentralbank die einzige Instanz, die wirklich neues Geld schöpfen und damit die Geldmenge erhöhen könnte.

Im Übergang sollen dazu in der Schweiz alle Guthaben von Firmen und Bürgern auf Bankkonten in Vollgeld umgewandelt und außerhalb der Bankbilanzen von den Banken verwaltet werden. Das Guthaben der Kontoinhaber wäre also eine Forderung gegenüber der Zentralbank - und nicht mehr gegenüber der Bank. Es könnte somit auch jederzeit gegen Bargeld eingetauscht werden - und wäre damit laut Befürwortern Vollgeld.

 

Welche Vorteile sehen die Vollgeld-Inititiatoren?

Mit dem Vollgeld soll das ganze Finanzsystem sicherer werden, versprechen die Anhänger. Und tatsächlich sehen auch viele Experten Vorteile in der Entmachtung der Banken:

Wenn die Banken nur noch so viel Geld verleihen dürfen, wie sie auch haben, sinkt die Gefahr von sogenannten Bank Runs erheblich. Wenn eine Bank pleitezugehen droht, ist das im bisherigen Geldsystem eine riesige Gefahr, weil die Kunden der Bank in der Regel versuchen, ihr Geld zu retten und schnell abzuheben. Wenn das aber alle Kunden gleichzeitig tun, ist die Bank automatisch zahlungsunfähig. Beim Vollgeldsystem gäbe es keinen Grund mehr, sein Geld abzuheben, weil die Guthaben auf den Bankkonten alle durch die Zentralbank gedeckt wären.

Auch die Gefahr von Spekulationsblasen und Finanzkrisen würde durch Vollgeld deutlich verringert. Zum einen, weil die Banken nicht mehr so einfach Kredite vergeben und so jeden Boom anheizen könnten. Und zum anderen, weil auch Zahlungen zwischen den Banken sicherer würden, da auch dieser Interbankenhandel ja ausschließlich mit von der Zentralbank gedecktem Vollgeld laufen würde. Vertrauenskrisen würden so unwahrscheinlicher.

 

Welche Argumente sprechen gegen das Vollgeld?

Ob Regierung, Wirtschaftsverbände oder Notenbank SNB - in der Schweiz sind fast alle, die wirtschaftlich etwas zu sagen haben, gegen die Vollgeld-Reform. Wichtigstes Argument dabei: Die Umstellung wäre riskant, die Folgen kaum absehbar. So könnten die Geschäfte der Banken durch die Umstellung leiden und Kredite am Ende sogar teurer werden.

Zudem warnen die Vollgeld-Kritiker vor der Machtfülle, die in einem solchen System bei der Notenbank entstehen würde - also bei einer zwar unabhängigen, aber doch staatlichen Institution. Die Notenbank allein wäre dafür verantwortlich, wie stark die Geldmenge steigt - und könnte damit die Wirtschaft viel besser steuern als bisher. Damit wäre sie aber auch viel anfälliger für politische Einflussnahme.

Quelle SPON.

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Juninho
vor 16 Minuten schrieb Bärenbulle:

Sehr schade das die Vollgeldinitiative der Schweizer gescheitert ist. Es wäre evtl. ein innovativer Schritt gewesen und hätte die Menschheit im Streben nach wirtschaftlicher Stabilität weiter bringen können.

 

Wir haben doch wirtschaftliche Stabilität?

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 51 Minuten schrieb Juninho:

 

Wir haben doch wirtschaftliche Stabilität?

Ja klar, 2008 war wirklich total stabil.:blink: Erklär das mal den Jung-Arbeitlosen in Südeuropa.:thumbsup:

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Juninho
vor 1 Minute schrieb Bärenbulle:

Ja klar, 2008 war wirklich total stabil.:blink: Erklär das mal den Jung-Arbeitlosen in Südeuropa.:thumbsup:

 

2008 ist 10 Jahre her. Interessiert nicht, sowas gehört dazu. Und Südeuropa gehört nun mal nicht zur Kernzone des Kapitals. Daran ändert aber auch kein Geldsystem der Welt etwas. 

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Bärenbulle
vor 2 Minuten schrieb Juninho:

Interessiert nicht, sowas gehört dazu.

Sehr empatisch.:wub:

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Juninho
vor 8 Minuten schrieb Bärenbulle:

Sehr empatisch.:wub:

 

Wir leben im Wettbewerb, da gibt es Verlierer. 

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Nachdenklich
vor 1 Stunde schrieb Bärenbulle:

Erklär das mal den Jung-Arbeitlosen in Südeuropa.

 

Deren Arbeitslosigkeit in Südeuropa und Frankreich ist nicht Ergebnis des Geldsystems.

Statt dessen gibt es eine Vielzahl von Gründen. Beginnend bei einem viel zu stark regulierten Arbeitsmarkt.

Dann aber auch ein Ausbildungssystem, das nicht wirklich für den Arbeitsmarkt qualifiziert.

Schließlich weitere Gründe, die zu vielfältig sind um hier alle aufgezählt zu werden.

(Korruption, Mafia, etc ....)  

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