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Wann verkaufe ich Aktien?

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Zu einem SeekingAlpha Artikel schrieb Anil92691

Zitat

... You only sell a stock when
1) you are convinced that it will not provide the returns you want from your investment
2) OR that you want to write off your profits against a loss in the same year
3) OR you have a better investment option
4) OR you are in a lower tax bracket for the year and will save on taxes

and of course you need the money.Otherwise, you pay taxes only to park less of your money in cash.

Dies betrifft in erster Linie Investoren mit US-Staatsbürgerschaft, doch für mich waren die schlichten Statements Ausgangslage für einige grundsätzliche Gedanken. Wann verkaufe ich (als privater Kleininvestor meine) Aktienposition?

 

1) Ich benötige das Kapital.

2) Ich sehe die Möglichkeit für eine bessere Investition.
3) Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass die Aktie nicht die Rendite (Wertsteigerung+Rückfluss) bringt, die ich von ihr erwarte.

4) "Positive Effekte nach Steuern"

 

So ganz sauber getrennt sind die Punkte nicht voneinander. So kann ich bspw. das Kapital für eine bessere Investition benötigen oder sehe die bessere Investition nur auf Grund eines Steuereffektes oder aber ich verkaufe die Aktie nicht, obwohl die erwartete Rendite nicht meinen Erwartungen entspricht eben weil ich keine bessere Alternative kenne. Deswegen möchte ich die Thesen hier zur Diskussion stellen und hoffe auf Erkenntnisgewinn.

 

Wenn ich meinen Bestand an Aktien-Direktinvestitionen betrachte habe ich aktuell Positionen die 70% unter Wasser stehen und andere die einige Hundert % im Plus sind. Hier wollte ich für mich ein Gefühl dafür bekommen, wie sich der Steuereffekt aus der deutschen Kapitalertragssteuer auswirkt. Bei jeder Postition glaube ich an eine positive künftige Wertentwicklung. Gibt es Situationen, in denen ein Kaufen und lebenslanges Halten selbst bei positiver künftiger Wertsteigerungserwartung nicht zielführend ist? Dazu habe ich die zwei Fälle betrachtet:
a) Das Luxusproblem: meine Aktienposition hat sich im Wert vervielfacht
b) Das Kellerkind: Meine Aktienposition ist im aktuellen Wert deutlich unter den Einkaufskurs gerutscht

Dafür treffe ich einige Vereinfachungen: es kann nur die Position als Gesamtes verkauft werden. Handelskosten und Ausschüttungen werden erst einmal vernachlässigt. Ich rechne langfristig mit einer Wertsteigerung von x% für die gehaltene Aktie. Die Position unterliegt der dt. Kapitalsteuer, die direkt zu einem Kapitalabfluss oder -zufluss führt. 

 

Das Luxusproblem
a1) Ich habe eine bessere Investitionsmöglichkeit mit einer erwarteten jährlichen Wertsteigerung von y% (> x%)
Ab wann lohnt sich ein Verkauf und die Investition in die Alternative auf den drei Variablen Zeit, Wertsteigerung und Differenz des Erwartungswertes zur künftigen Wertsteigerung?
a2) Ich rechne mit hinreichender Sicherheit mit einem temporären Kursrückgang von z%

Welche Höhe bedarf der erwartete temporäre Kursrückgang um den mittelbaren Steuereffekt mind. aufzufangen bei unterschiedlichen erreichten Wertsteigerungen?

 

Das Kellerkind

Alle Überlegungen und Simulationen zu Positionen mit aktuellem Wert unter dem Einkaufskurs münden in der Erkenntnis, dass ein direkter Verkauf das probateste Mittel sei, je nach Erwartungshaltung gekoppelt mit einem zeitnahen Rückkauf. Ein Verkauf & Rückkauf (cave Gesetzeslage!) ist dem Nachkauf in jedem Fall vorzuziehen.

 

Nach einigen Rechenspielen bin ich erstaunt über die Größe des Steuereffektes. Der lässt sich leicht zusammenfassen: bei Positionen die sehr hohen Wertzuwachs erzielt haben muss die Erwartungshaltung an die künftige Wertentwicklung schon dauerhaft negativ werden um überhaupt einen Verkauf in Betracht zu ziehen. Eine alternative Investition muss außerordentlich höhere Erträge versprechen um den Steuerverlust durch einen Verkauf auf absehbarer Zeit auszugleichen. Umgekehrt lohnt sich der Verkauf einer Aktie bereits bei "moderaten" zweistelligen Kursverlusten. Hier will ich in Abhängigkeit der Positionsgröße und Handelskosten noch einige Simulationen durchführen. Doch erklärt der Effekt jetzt schon gut, warum Kursverluste zu weiteren Verkäufen führen kann und ich stelle alle Positionen mit signifikanten Wertverlust zur Disposition.

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cantaloupe

Wenn Du Aktien hast, von denen Du eine positive Entwicklung erwartest, dann solltest Du nicht über einen Verkauf nachdenken, egal, ob Deine Position aktuell im Plus oder im Minus steht.

 

 

Phil Fisher fasst seine Meinung zu der Frage "When to Sell" in seinem "Common Stocks and Uncommon Profits" übrigens ähnlich zusammen wie oben beschrieben, wenn auch ohne steuerliche Betrachtungen:

 

Bei jeder Aktie, die Du kaufst, bist Du vermutlich zum Kaufzeitpunkt 100% davon überzeugt, dass sie sich gut bis sehr gut entwickeln wird.

Verkaufen solltest Du diese Aktie nur, wenn sich herausstellt, dass Deine ursprüngliche Einschätzung, die Dich zum Kauf bewogen hat, falsch war, oder wenn diese Einschätzung aufgrund externer Ereignisse sich ändert (z.B. Dieselskandal, Fukushima, ein Bilanzskandal wird bekannt, Krieg bricht aus,...)

 

Der zweite Grund, den Fisher für einen Verkauf nennt, ist das Finden (noch) besserer Investmentmöglichkeiten (für welche man kein frisches Geld zur Verfügung hat). Hier muss man allerdings ziemlich sicher sein, dass das neue Investment wirklich besser ist.

 

 

Meine Meinung, erst wenn Du auf Basis solcher Überlegungen identifiziert hast, von welchen Aktien Du Dich trennen willst, lohnt es sich, über die Steuern nachzudenken, um evtl. noch irgendwelche Steuervorteile durch Verkauf in bestimmten Jahren, Aufrechnung Gewinne gegen Verluste, etc., mitzunehmen.

 

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cantaloupe

Zu Deinen steuerlichen Überlegungen:

 

Klar, wenn Du eine Aktie hast, mit der Du fett im Plus bist, hast Du in diesem Plus einen Anteil von 25% "latente Steuern", die irgendwann mal fällig werden, aber bis dahin munter für Dich Dividenden einbringen und Dich an der Kursentwicklung teilhaben lassen.

Beim Umschichten fällt dieser Anteil natürlich gleich mal weg - und das kann schon einiges ausmachen, erst recht bei "einigen Hundert % im Plus", wie Du schreibst!

 

Auf der anderen Seite funktioniert dieser Effekt mathematisch natürlich auch - wenn ich ein fettes Minus habe, und mir bei Verkauf eine Steuergutschrift dazurechne, habe ich gleich wieder mehr Kapital zur Verfügung :-)

 

Was ich allerdings nicht weiss, lässt sich das in der Realität überhaupt so umsetzen? Bei einem Verkauf mit Verlust wird der Verlust doch erstmal vorgetragen, und am Jahresende mit Gewinnen verrechnet...? Sprich, das zusätzliche Geld habe ich nicht sofort zur Wiederanlage zur Verfügung, und auch nur, wenn ich anderswo Gewinne realisiere ...?

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egbert02
· bearbeitet von egbert02
vor 11 Minuten schrieb cantaloupe:

Was ich allerdings nicht weiss, lässt sich das in der Realität überhaupt so umsetzen? Bei einem Verkauf mit Verlust wird der Verlust doch erstmal vorgetragen, und am Jahresende mit Gewinnen verrechnet...? Sprich, das zusätzliche Geld habe ich nicht sofort zur Wiederanlage zur Verfügung, und auch nur, wenn ich anderswo Gewinne realisiere ...?

Das stimmt so nicht. Hast Du schon in dem Jahr vorher Steuern auf Gewinne gezahlt (bei derselben Bank) und realisierst dann Verluste (bei derselben Bank), erhältst Du zeitnah von Deiner Bank einer Steuergutschrift (das Ganze allerdings getrennt nach Verrechnungstöpfen; also Gewinne bei Aktien lassen sich nicht mit Zinsgewinnen bei Anleihen verrechnen usw.).

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otto03
vor einer Stunde schrieb egbert02:

Das stimmt so nicht. Hast Du schon in dem Jahr vorher Steuern auf Gewinne gezahlt (bei derselben Bank) und realisierst dann Verluste (bei derselben Bank), erhältst Du zeitnah von Deiner Bank einer Steuergutschrift (das Ganze allerdings getrennt nach Verrechnungstöpfen; also Gewinne bei Aktien lassen sich nicht mit Zinsgewinnen bei Anleihen verrechnen usw.).

 

Gewinne bei Aktien lassen sich mit allem verrechnen

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Yoko

Ohne Berücksichtigung von Freibeträgen (z.B. wenn man deutlich drüber liegt) und einem Steuersatz von 26,375% ergibt meine Rechnung, dass sich ein Verkauf und erneuter kauf mit der Steuerrückerstattung sich wie folgt lohnt:

+25% Kurs über ursprünglichen Einstandspreis => Verkaufen lohnt sich ab -40%
+50% Kurs über ursprünglichen Einstandspreis => Verkaufen lohnt sich ab -35%

+100% Kurs über ursprünglichen Einstandspreis => Verkaufen lohnt sich ab -30%

+200% Kurs über ursprünglichen Einstandspreis => Verkaufen lohnt sich ab -25%

Es kann aber auch sein, dass der Kurs nie auf den ursprüngliche Einstandspreis zurück kommt. Fällt die Aktie von 100 Euro auf 60 Euro (verkauft + kauf) und ich verkaufe dann  endgültig bei 75 Euro, so wäre es besser gewesen hätte ich die Aktie dauerhaft gehalten. 

Im Anhang mal meine Rechnung ohne Berücksichtigung von Transaktionskosten.

Was man aber nicht vergessen darf ist die Psychologie: Schafft man es bei -50% zu verkaufen um dann die Steuerrückerstattung zusätzlich in diese Looser-Aktie zu investieren?

 

 

Verkauf_Verlust.xlsx

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Max129

Rebalancing würde ich auch als Grund zum Verkauf ansehen. Das Einhalten einer zuvor festgelegten Aktienquote verlangt gerade in Boom-Zeiten den Verkauf von (Teil-)Positionen.

Ist zwar abhängig von der eigenen Strategie, aber so schmälert man den Verlust im Falle eines Crashs (und gleichzeitig auch den Gewinn in der Boom Phase).

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dev

Verkauf bei:

- Geldbedarf

- bessere Anlage / Investition

 

Klar kann man auch mal Gewinne mitnehmen, dann wird aber nie ein Tenbagger ;-)

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