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Bullshit

Fundamentalfrage: ETF-Rebalancing

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Bullshit

Hey,

 

ich lese jetzt schon seit ein paar Monaten hier im Forum und auf anderen Webseiten und ich habe noch ein grundsätzliches Problem beim Thema Rebalancing.

 

Grundsätzlich sehe ich (für mich persönlich) derzeit zwei Ansätze, um zu investieren:

 

1. ich kaufe manuell und richte mich dabei nach meiner Soll-Verteilung in meinem Depot. Beispiel: EM läuft für einen gewissen Zeitraum sehr schlecht, also stecke ich in diesem Zeitraum besonders viel Geld in EM, damit meine Verteilung von 70/30 wieder passt. Also paralleles Rebalancing mit frischen Geld.

2. ich kaufe über Sparpläne, die jeden Monat denselben Betrag in denselben ETF investieren. Gleichbleibendes Investment ohne paralleles Rebalancing.

 

Bei neuen/kleineren Depots läuft das Rebalancing mit frischen Geld wahrscheinlich noch recht gut. Bei alten/größeren Depots kann man mit frischen Geld alleine wahrscheinlich nicht mehr viel ausrichten, weil man dann wahrscheinlich 6 Monate nur noch EM kaufen würde, um ein größeres Loch zu stopfen.

Hier würde man also mit dem klassichen Rebalancing beginnen, indem man Anteile von ETF A verkauft und Anteile von ETF B kauft.

 

Hier stelle ich mir nun die Frage: Warum sollte man Rebalancing betreiben?

 

1. Damit die Prozentzahlen in meinem Depot zu den Zahlen meiner Strategie übereinstimmen? Was habe ich davon? Ramstein hat in seinem Thread "ETF-Depot aufbauen" einen Artikel vom Finanzwesir verlinkt, der Artikel mit dem Titel "Rebalancing – geht es nicht auch ohne?" zeigt aber in meinen Augen nur, dass sich die Verteilung im Portfolio auf Dauer verändert. Betreibe ich Rebalancing also nur, damit die Prozentzahlen der Ist- mit der Soll-Verteilung übereinstimmen? Nebenbei wird noch MSCI Europe vs Stoxx600 und MSCI Pacific vs Japan diskutiert (was für mich nicht wirklich zum Thema gehört, aber egal). Rebalancing an sich wird aber in meinen Augen nicht wirklich thematisiert.

2. Um Antizyklisch zu investieren und so meine Gewinne weiter steigern? Klingt plausibel und lässt sich auch nachvollziehen, aber funktioniert das auch bei Regionen, die nicht im gleichen Maße wachsen? Was ist wenn eine Region während meiner kompletten Investitionsdauer schwächer wächst als die anderen?

 

Ich habe mir dazu die Zahlen von MSCI angeschaut und USA, Europe und EM vergleichen. Zugegeben, man hat nur Vergleichszahlen seit 2000 (MSCI EM gibt es anscheinend erst seit Ende 2000). Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich "Base values" angekreuzt.

EM.jpgEurope.jpgUSA.jpg

Wenn ich also nun Anteile aus meinem EM verkaufe und diese in Europe investiere, verkaufe ich gut laufende Anteile und kaufe weniger gut laufende Anteile, was auf den ersten Blick natürlich dumm erscheint.

Nun gibt es natürlich viele die Rebalancing als Gewinnmaximierung ansehen und nun behaupten: Ja, noch läuft EM besser als Europe, aber es kann ja in Zukunft genauso andersherum laufen (als Beispiel).

ETF Investment soll ja passives Investment sein. Verkäufe von gut laufenden Positionen und Käufe von schlecht laufenden Positionen sind in meinen Augen auch eine Lokalwette für die Zukunft. Ich wette darauf, dass Europe in Zukunft stärker wächst als EM.

 

Je nach Portfoliogröße und Anzahl an Positionen kommen noch unterschiedlich hohe Kauf- und Verkaufskosten dazu, die natürlich irgendwie wieder reinkommen müssen. Natürlich machen max. 70€ im Jahr (Max. Verkaufsgebühren bei der DiBa oder Consors) nicht viel aus, aber es sind trotzdem Kosten, die man zahlt.

 

So nun meine konkreten Fragen an euch:

 

1. Warum sollte man nicht einfach per Sparpläne und Soll-Verteilung kaufen und mich nicht weiter damit beschäftigen. Position A entwickelt sich eben besser als Position B. Dann ist das eben so. So what?

2. Warum betreibt ihr Rebalancing? Um Prozentwerte auszugleichen oder zur Gewinnmaximierung? Oder habt ihr komplett andere Gründe, die ich aktuell nicht auf dem Schirm habe?

 

Es gibt, wie bei so vielen Fragen, nicht die eine richtige Antwort. Dennoch möchte ich eure Meinung zu dem Thema hören.

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Nachdenklich

Die Frage ist doch zunächst, welche der beiden Weisheiten weiser ist:

 

A) The trend is your friend

oder

B) Alles strebt schließlich wieder zum Mittelwert?

 

Hier wird allgemein das Rebalancing als unumstößliche Notwendigkeit angesehen.

Ich bin da nicht ganz so sicher .... vor allem nicht bei kurzen Zeiträumen.

 

Ich bin auch zögerlich, aus den derzeitig vom Trend verwöhnten Märkten Geld herauszuziehen und in die sich nur schwach entwickelnden Märkte zu stecken. 

Zumindest nicht in Halbjahreszeiträumen! Vielleicht in Zeiträumen, die mehrere Jahre umfassen.

Nach der Asienkrise habe ich begonnen, per Sparplan Länderfonds auf die "Tigerstaaten" zu besparen.

Mein Fonds auf thailändische Aktien hat sich kontinuierlich gut entwickelt. Daraus kann man nicht schließen, das Rebalancing nicht sinnvoll ist.

Aber erst jetzt - nach 20 gewinnträchtigen Jahren - beginne ich langsam damit, den weit überproportionalen Anteil am Gesamtdepot etwas zurück zu fahren (indem ich die monatliche Summe des Sparplans reduziert habe).

Trends bringen Erfolg. Und sie laufen oft länger als die üblichen empfohlenen Zeiträume für Rebalancing.

Ja - wenn man absolut vom "heiligen" Prinzip des passiven Investierens überzeugt ist, dann muß man Rebalancing betreiben.  

 

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otto03

Aktives Rebalancing  (Verkauf/Kauf)  innerhalb der Anlageklasse Aktien wäre in den letzten 10 Jahren stark renditemindernd gewesen.

 

Aktives Rebalancing im 30/30/10/30 Modell beispielhaft dargestellt durch die Entwicklung der entsprechenden MSCI €-net Indizes.

 

dummy1.PNG

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dummy5.PNG

 

 

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tyr
· bearbeitet von tyr
vor 3 Stunden schrieb Bullshit:

Hier stelle ich mir nun die Frage: Warum sollte man Rebalancing betreiben?

 

Schon gelesen? Vanguard: Best practices for portfolio rebalancing https://www.vanguard.com/pdf/icrpr.pdf

 

Zitat
  • The primary goal of a rebalancing strategy is to minimize risk relative to a target asset allocation, rather than to maximize returns. Over time, asset classes produce different returns that can change the portfolio’s asset allocation. To recapture the portfolio’s original risk-and-return characteristics, the portfolio should therefore be rebalanced.
  • In theory, investors select a rebalancing strategy that weighs their willingness to assume risk against expected returns net of the cost of rebalancing. Vanguard research has found that there is no optimal frequency or threshold for rebalancing, since risk-adjusted returns do not differ meaningfully from one rebalancing strategy to another.
  • As a result, we conclude that for most broadly diversified stock and bond fund portfolios (assuming reasonable expectations regarding return patterns, average returns, and risk), annual or semiannual monitoring, with rebalancing at 5% thresholds, is likely to produce a reasonable balance between risk control and cost minimization for most investors. Annual rebalancing is likely to be preferred when taxes or substantial time/costs are involved.

 

vor 3 Stunden schrieb Bullshit:

1. Warum sollte man nicht einfach per Sparpläne und Soll-Verteilung kaufen und mich nicht weiter damit beschäftigen. Position A entwickelt sich eben besser als Position B. Dann ist das eben so. So what?

 

Das könnte eine Interpretation der reinen Lehre sein. Bist du diszipliniert genug, um das wirklich so umzusetzen und zu widerstehen, immer mal wieder ins Depot zu schauen und an den Höhen der Sparpläne zu schrauben?

 

Man kann es auch anders machen: monatlich in Cash ansparen und vierteljährlich oder halbjährlich kaufen. Dabei dann das Wertpapier kaufen, was die Sparrate am meisten nötig hat. Jährlich rebalancen.

 

Zitat

2. Warum betreibt ihr Rebalancing? Um Prozentwerte auszugleichen oder zur Gewinnmaximierung? Oder habt ihr komplett andere Gründe, die ich aktuell nicht auf dem Schirm habe?

 

Um das Risiko des Portfolios zu steuern. Stark steigende Märkte: irgendwann hat man zu viel Risiko im Portfolio. Sparraten in Cash umlenken und/oder zum Rebalancingtermin verkaufen, so dass die AA wieder passt. Stark fallende Märkte: zu wenig Risiko, man kauft zum Rebalancingtermin aus Cash günstig die gewünschten riskanten Wertpapiere nach.

 

Zitat

Es gibt, wie bei so vielen Fragen, nicht die eine richtige Antwort. Dennoch möchte ich eure Meinung zu dem Thema hören.

 

Das oben verlinkte Vanguard-Dokument sollte die meisten Fragen beantworten.

 

Edit:

Ich habe dich falsch verstanden. Du verstehst unter "Rebalancing" nur die Wiederherstellung der Regionengewichtung im Aktienteil. Langweilig. Nun gut, dann darf kräftig weiter geschwurbelt werden.

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Bullshit

Langweilig? Was ist deine Defintion von Rebalancing? Rebalancing innerhalb der Asset Allocation?

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etherial
· bearbeitet von etherial
vor 12 Stunden schrieb Bullshit:

1. Warum sollte man nicht einfach per Sparpläne und Soll-Verteilung kaufen und mich nicht weiter damit beschäftigen. Position A entwickelt sich eben besser als Position B. Dann ist das eben so. So what?

2. Warum betreibt ihr Rebalancing? Um Prozentwerte auszugleichen oder zur Gewinnmaximierung? Oder habt ihr komplett andere Gründe, die ich aktuell nicht auf dem Schirm habe?

 

Der eigentliche Zweck des Rebalancings innerhalb der Aktien-Assetklassen ist, dass man das Risiko stabil halten möchte:

- Ein Portfolio aus 70:30 DM/EM könnte sich innerhalb einiger Jahre Hausse durchaus zu 60:40 entwickeln, d.h. das Risiko hat sich hier merklich erhöht. D.h. im Fall eines Crashs zieht EM dann noch weiter runter

- Ein Portfoio 70:30 DM/EM könnte bei einer Baisse plötzlich bei 80:20 stehen. Zwar ist EM dann wirklich ordentlich gefallen, aber das Risikoprofil würde ja durchaus 30% zulassen. Somit wäre man in der darauf folgenden Hausse viel weniger dabei als man es eigentlich mit 70:30 eingeplant hatte.

 

Erweitert man das Rebalancing auf sichere Anlagen, so ergibt sich zusätzlich, dass man in Zeiten schlechter Kurse investiert und in Zeiten hoher Kurse deinvestiert. Der Nutzen davon ist vermutlich

 

Zitat

ETF Investment soll ja passives Investment sein. Verkäufe von gut laufenden Positionen und Käufe von schlecht laufenden Positionen sind in meinen Augen auch eine Lokalwette für die Zukunft. Ich wette darauf, dass Europe in Zukunft stärker wächst als EM.

Deine Betrachtung ist auf steigende Phasen beschränkt. Bedenke, dass alles was in der Hausse stark steigt in der Baisse auch stark fällt. Somit kommt es allein durch abwechselnde Börsenphasen stets zu unterschiedlichen Allokationen. Die Idee des Rebalancings ist es, die Allokation möglichst stabil zu halten um in jeder Marktsituation ein ähnliches Risikoprofil zu haben.

 

Dass bei so einer Aktion gelegentlich der Gewinn sinkt (falls sich der Markt in die gleiche Richtung bewegt) muss man akzeptieren - oder man verzichtet eben auf Rebalancing.

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Schwachzocker
vor 16 Stunden schrieb Bullshit:

Beispiel: EM läuft für einen gewissen Zeitraum sehr schlecht, also stecke ich in diesem Zeitraum besonders viel Geld in EM, damit meine Verteilung von 70/30 wieder passt. 

...

Hier stelle ich mir nun die Frage: Warum sollte man Rebalancing betreiben?

Die Frage kann man ausnahmsweise auch mit einer Gegenfrage beantworten:

 

Warum machst Du überhaupt eine Aufteilung von 70/30, wenn die Aufteilung danach beliebig aus dem Ruder laufen darf?

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Bullshit

Ganz einfach. 70/30 bestimmt, wie viel Geld ich monatlich in die jeweilige Region/Markt investiere.

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Schwachzocker
vor 2 Minuten schrieb Bullshit:

Ganz einfach. 70/30 bestimmt, wie viel Geld ich monatlich in die jeweilige Region/Markt investiere.

Damit ist die Frage, warum Du diese Aufteilung vornimmst, aber nicht einmal im Ansatz beantwortet. Das wird Dir aber selbst aufgefallen sein, oder?

Man kann natürlich der Auffassung sein, dass die Aufteilung völlig egal ist. Aber dieser Auffassung bist Du ja anscheinend nicht, sonst würdest Du es ja schreiben.

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Bullshit

Man investiert mit einer bestimmten Strategie und einer entsprechenden Gewichtung, weil man gleichmäßig in den Weltmarkt investieren möchte. Das ist in meinen Augen auch sehr wichtig. Wenn man allerdings regelmäßig Rebalancing betreibt, ist das für mich aber kein gleichmäßiges Investment mehr. Ich investiere mehr Geld in die schlecht laufenden Positionen in meinem Portfolio.

 

Ich kann nach 70/30 oder nach einer anderen beliebigen Strategie investieren, ohne dass meine Ist-Werte im Portfolio auch tatsächlich dieser Aufteilung entsprechen müssen.

 

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Schwachzocker

Du scheinst das nicht zu verstehen?:unsure: Jedenfalls beantwortest Du noch immer nicht meine Frage.

 

Natürlich kann man nach einer beliebigen Strategie investieren. Du hast Dir Deine Strategie (70/30) ausgesucht. Aber was macht die Auswahl einer solchen Strategie für einen Sinn, wenn sie danach sofort aus dem Ruder läuft und irgendwann z.B. bei 50/50 steht? Dann hättest Du auch gleich 50/50 wählen können.

 

Warum hast Du Dich ausgerechnet für die Gewichtung 70/30 entschieden? Weil andere es auch machen? Weil Du dabei gute Gefühle hast? Oder weil es Deinem persönlichen Risikoprofil entspricht? 

Und warum sollte die Gewichtung, die Dir am Anfang scheinbar so wichtig ist, im späteren Verlauf unwichtiger sein?

 

Es ist auch völlig wurscht, wie Du Deine Sparrate aufteilst, Hauptsache am vorher festgelegten Tag X wird die Zielgewichtung wieder erreicht.

 

 

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Bullshit

Ich hab mir nicht 70/30 ausgesucht, das war wie gesagt nur ein Beispiel. Es geht mir hier um Rebalancing allgemein, nicht um mein Portfolio.

 

Wie ich bereits geschrieben habe, ist meine Antwort auf deine Frage: Mir geht es um gleichmäßiges Investment in die jeweiligen Märkte. Zum Beispiel 44/12/44 nach BIP-Gewichtung.

 

Ich persönlich sehe keinen Mehrwert dadrin, dass mein Ist-Portfolio unbedingt auch meiner Strategie entsprechen muss.

Mir ist meine Gewichtung ja nicht unwichtig. Ich kaufe weiterhin meiner ausgesuchten Strategie entsprechend. Das muss ja nicht bedeuten, dass mein Ist-Portfolio auch so aussieht.

 

vor 9 Minuten schrieb Schwachzocker:

Es ist auch völlig wurscht, wie Du Deine Sparrate aufteilst, Hauptsache am vorher festgelegten Tag X wird die Zielgewichtung wieder erreicht.

Genau den Teil sehe ich eben anders. Für mich sind die verschiedenen Portfolio-Strategien der Ansatz, wie ich mein Geld investiere. Was dann aus meinem Investment wird, entscheidet dann der Markt.

 

 

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Schwachzocker
vor 11 Minuten schrieb Bullshit:

...

Ich persönlich sehe keinen Mehrwert dadrin, dass mein Ist-Portfolio unbedingt auch meiner Strategie entsprechen muss.

...

 

Wenn Du das so siehst, dann verstehe ich nicht, warum man überhaupt eine Strategie hat. Und wenn man die nicht hat, erübrigen sich ohnehin alle weiteren Fragen und Antworten.

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