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Aktiencrash

Nobelpreisträger Stiglitz rät zu Vorsicht !

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Aktiencrash

Amerika

Nobelpreisträger Stiglitz rät Börsianern mittelfristig zur Vorsicht

Von Christof Leisinger, Zürich

 

22. Januar 2004 Mit rasanten Kursgewinnen feierten und feiern die Börsen in den vergangenen Monaten die sich abzeichnende konjunkturelle Erholung. Sie bauen darauf, daß die Unternehmen in diesem Umfeldgewinne und Umsätze deutlich steigern können werden. Allen voran in Amerika. Denn dort feuert die Wirtschaft auf allen Zylindern ist beinahe überall zu lesen.

 

Eine extrem lockere Geldpolitik mit rekordtiefen Zinsen, sehr hohe Staatsausgaben und Steuersenkungen führten die Wirtschaft aus ihrem Tief und nicht nur zu hohem Wirtschaftswachstum, sondern werde auch die Beschäftigungssituation verbessern, heißt es. Davon hängt unheimlich viel ab. Denn wer keinen Job hat, kann nicht konsumieren. Dabei sind vom Konsum rund zwei Drittel der Wirtschaft abhängig.

 

Erholung ohne die Schaffung neuer Arbeitsplätze

 

Allerdings kam es gerade bei diesem Punkt in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Enttäuschungen. Im November wurden beispielsweise gerade einmal 1.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, statt den erwarteten 150.000 neuen Jobs. Dies erscheint seltsam, sagte der weltbekannte Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz auf einer Anlegertagung in Zürich mit Blick auf diese Entwicklung.

 

Nach seiner Einschätzung war der Wirtschaftsabschwung nicht nur relativ stark, sondern er dauert auch länger als normal. Er führte zu einer Arbeitsplatzlücke von sechs Millionen Jobs. Drei Millionen Arbeitsplätze gingen verloren, und weitere drei Millionen hätten neu geschaffen werden müssen, um neu auf den Markt kommende Arbeitskräfte aufzunehmen. Die Arbeitslosenquote liege nicht bei sechs, sondern bei neun Prozent, wenn man jene berücksichtige, die durch das statistische Raster fielen. Normalerweise steige in einem typischen Aufschwung zunächst einmal die Arbeitszeit, bevor es zu Neueinstellungen komme. Diesmal blieben die Arbeitszeiten gering und die Produktivität hoch. Dabei geht sie in einem normalen Aufschwung zurück.

 

Unternehmen verschieben Kosten in die Zukunft und ins Ausland

 

Stieglitz erklärt sich diese Phänomene einerseits mit dem vergleichsweise radikalen Abbau von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig tendierten die Unternehmen dazu, Kosten über Mitarbeiteroptionspläne und ähnliches auf die Zukunft zu verlagern. Es werden auch immer mehr Arbeitsplätze ins günstigere Ausland verlagert. Zum Beispiel nach Asien, wo die Arbeitkosten nur ein Zehntel der amerikanischen oder der europäischen betragen. Auf diese Weise können die Unternehmen zwar hohe Gewinne ausweisen. Es frage sich nur, wie lange.

 

Als ob das nicht genug wäre, kommen dazu makroökonomische Ungleichgewichte, die die Nachhaltigkeit des Aufschwungs hinterfragen. Das ist einmal die extrem hohe Verschuldung der amerikanischen Haushalte. Sie werde vor allem problematisch werden, sobald die Zinsen zu steigen beginnen. Und das tun sie normalerweise in einem Aufschwung, auch wenn die Notenbank die kurzfristigen Zinsen tief hält. Das könne die Konjunktur deutlich dämpfen. Denn im Gegensatz zu einem normalen Aufschwung sei er dieses Mal nicht von Investitionen getragen worden, sondern lediglich vom Konsum.

 

Negative Leistungsbilanz und Fiskalpolitik werden Spuren hinterlassen

 

Der zweite Schwachpunkt sei das riesige Leistungsbilanzdefizit. Es sei fraglich, wie lange ausländische Gläubiger so viele amerikanische Schuldpapiere halten wollen. Vor allem wenn man bedenke, daß das Vertrauen in die wirtschaftliche und politische Führerschaft Amerikas abnehme. In Asien gebe es jetzt schon Diskussionen über die hohen Risiken und darüber, wie man sie abbauen könne.

 

Der rasche und starke Richtungswechsel der Fiskalpolitik von einem Überschuß von zwei zu einem Defizit von fünf Prozent des Sozialproduktes - mehr ist absehbar - werde auch Spuren hinterlassen. Notwendige Investitionen im Bildungsbereich, der Forschung und der Infrastruktur würden ausgehungert werden und belasteten so das langfristige Wachstum. Dazu kämen die anhaltenden politischen Unsicherheiten. Der Irakkrieg sei zwar vorbei, allerdings gebe es weder im Mittleren Osten noch in Afghanistan wirklichen Frieden, der Ölpreis bleibe hoch. Der zunehmende Unilateralismus der Amerikaner mache viel besorgt.

 

Stimmenkauf läßt Börsen nur kurzfristig boomen

 

Die Präsidentschaftswahlen in Amerika spielten eine entscheidende Rolle. Der Wahlausgang hänge vom eingesetzten Geld, den Medien und der Wahlbeteiligung ab. So werde die amerikanische Administration ohne Rücksicht auf die fiskalische Position versuchen, Stimmen zu kaufen. Die Energiegesetzgebung war schon so großzügig, daß so gut wie alle Lobbyisten zufriedengestellt wurden, erklärt Stiglitz.

 

Zusammengefaßt geht Stiglitz davon aus, daß Amerika nicht zu einem Boom der neunziger Jahre zurückfinden wird. Ein schwacher Zuwachs bei Arbeitsplätzen dürfte zu protektionistischen Tendenzen führen, die nur die Welthandelsorganisation WTO beschränken könne. Die Erholung der Börsen sei deutlich stärker, als die fundamentale ökonomische Entwicklung. Mit dieser Aussage rät er Bösianern durch die Blume zumindest mittelfristig zu einer gewissen Vorsicht. Kurzfristig könnten die Aktienmärkte noch etwas steigen. Der Dollar wird nach seiner Meinung weiter fallen. Mögliche Interventionen könnten lediglich den Verfall vorübergehend bremsen.

 

 

Quelle:

 

http://www.faz.net/s/RubBB54EA6E094A4553B3...n~Scontent.html

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desesperado

Und hier der Hinweis auf das Buch

 

Stiglitz und die Weltwirtschaft

Der Nobelpreisträger über die "Roaring Nineties" und ihre Folgen

 

Das Zeitalter der so genannten New Economy in den 90er Jahren ist bereits legendär. So manisch-kreischend die Begeisterung, so depressiv der Katzenjammer als sich der Höhenflug am Ende des Jahrzehnts umkehrt. Wie es dazu kommen konnte und wie so ein Desaster künftig zu verhindern wäre, beschreibt der ehemalige Clinton-Berater Joseph E. Stiglitz in seinem Buch "Die Roaring Nineties".

 

Nach vorsichtigen Schätzungen wurden damals allein in den USA mehrere hundert Milliarden Dollar in den Sand gesetzt. Die rasante Talfahrt betraf die meisten Länder der Erde. Diese hat Stiglitz hautnah im Zentrum der Regierungsmacht miterlebt. Der zentrale Fehler der Clinton-Regierung sei, dass sie das angemessene Gleichgewicht zwischen Staat und Markt aus dem Blick verloren habe, so der Wirtschaftsnobelpreisträger. Die so genannten New Democrats wollten nach ihrem Regierungsantritt nicht bürokratisch, bremsend und altmodisch erscheinen. Genau das sei aus heutiger Sicht fatal gewesen. Denn die folgende Liberalisierung der Finanzmärkte habe zum Verlust von Kontrolle geführt, zu einem Teufelskreis aus Fehlanreizen und Fehlverhalten.

 

Verfechter des demokratischen Idealismus

 

 

In den Roaring Nineties änderten sich Normen und Moralvorstellungen, so Stiglitz. Die unglaublichsten Bilanzfälschungen, die größten Wirtschaftsskandale in der Geschichte der USA fallen in diese Zeit. Wirtschaftslenker verschleuderten Gelder in einem Tempo und in einer Weise, die selbst die kühnsten Träume öffentlicher Schuldenmacher übertraf. Zynischerweise habe kurz nach dem Zusammenbruch des Kommunismus der Kapitalismus seine schwächsten und zerstörerischsten Seiten gezeigt.

 

Die Überlegenheit freier Märkte, wie Adam Smith sie propagierte, hält Stiglitz für einen längst entzauberten Mythos. Er propagiert einen so genannten demokratischen Idealismus. Der Staat soll eine Funktion zwischen Laisser-faire und Dirigismus füllen. Er sorgt für Gerechtigkeit, für Stabilität und fördert fairen, profitablen Wettbewerb: pure Utopie nach dem Katzenjammer oder ein realistisches Ideal?

 

 

Joseph Stiglitz

Die Roaring Nineties. Der entzauberte Boom

Siedler 2004

ISBN 3886808076

24,00

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AndyMcTwist

also ich bin dafür immer vorsichtig zu sein :thumbsup:

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desesperado
Die unglaublichsten Bilanzfälschungen, die größten Wirtschaftsskandale in der Geschichte der USA fallen in diese Zeit.

 

Glaube ja, dass es noch viel dicker kommt, soviel Wachstum, wie man den Börsianern glauben machen will, ist aus meiner Sicht gar nicht möglich. <_<

 

Meine Diskussionspartner behaupten aber, die Blase sei nur in meinem Kopf. :w00t:

 

Wenn sie denn auch nur dort platzt, iss ja auch gut :'(

und vor allen Dingen besteht dann ja noch Hoffnung :blink:

 

despo

:narr:

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desesperado

23.01.2004 11:20

 

Warnzeichen am Aktienmarkt?

von Detlev Landmesser

 

Es war nicht zu übersehen: Trotz neuer Jahreshochs wollten die Aktienmärkte zuletzt nicht mehr so richtig mitziehen. Ist damit das Kurspotenzial ausgereizt? Wir haben dazu die Stimmungsindikatoren befragt.

 

 

Tatsächlich gibt es Warnzeichen, wenn man auf die derzeitige Positionierung der professionellen Marktteilnehmer blickt. Nach der jüngsten Monatsumfrage der Investmentbank Merrill Lynch unter 300 internationalen Fondsmanagern ist deren Risikobereitschaft deutlich gestiegen. Und zwar auf den höchsten Wert, seit die Umfrage im April 2003 eingeführt wurde. Das heißt aber, dass die Experten bereits stark investiert sind und die Barreserven der Investmentfonds nahe ihrer Tiefststände liegen.

 

Das daraus folgende Risiko liegt nahe: Sind die Fonds schon stark investiert und ihre Barbestände niedrig, woher soll dann neue Nachfrage kommen?

 

Keine Euphorie. Das ist gut

Doch die mittlerweile zahlreichen Stimmungsindikatoren für den deutschen Markt bestätigen dieses ungünstige Bild nicht.

 

Denn weder überraschend gute Quartalsberichte und positive Konjunkturaussichten, noch die anhaltende Fusionitis und die ersehnte Euro-Korrektur haben die Laune der deutschen Anleger überschäumen lassen. Das ist nach Ansicht der Experten gar nicht so schlecht. Denn wer dem Markt gegenüber misstrauisch bleibt, ist eben noch nicht voll investiert, sondern hält noch einiges Pulver trocken, und steht ab einem bestimmten Kursniveau wieder als Nachfrager bereit.

 

Bull/Bear-Index: "Weiterhin gute Nachfrage"

Wie Sentiment-Analyst Gianni Hirschmüller von cognitrend vermeldet, ist der so genannte Bull/Bear-Index in dieser Woche auf das niedrigste Niveau seit Ende September 2003 gesunken. Damals hatte die Stimmung erst das pessimistische Terrain verlassen.

 

Das gestiegene Misstrauen der befragten Fondsmanager und Vermögensverwalter weist laut Hirschmüller auf eine "Voreingenommenheit gegenüber steigenden Kursen" hin. "Das verheißt weiterhin gute Nachfrage bei kurzfristigen Abschwächungen. Steigen die Kurse weiter, steht zudem weit weniger Angebot zur Verfügung, um der Dax-Rally Einhalt zu gebieten", resümiert der Sentiment-Experte.

 

AnimusX: "Gesunder Optimismus"

Die AnimusX genannte wöchentliche Internetumfrage, an der vorwiegend Privatanleger teilnehmen, legt einen ähnlichen Schluss nahe. Der Börsenoptimismus der Privaten hat zuletzt ebenfalls nachgelassen. Der entsprechende AnimusX-Sentimentindikator sank um zwei auf 52 Punkte. Mit einem Wert über der 50er-Marke dokumentiert der Indikator weiterhin einen gesunden, aber eben nicht überschäumenden Optimismus. Auch die Investitionsbereitschaft der Anleger hat abgenommen, wenn sie auch weiter auf hohem Niveau liegt. Nach unten hin scheint der Markt relativ gut abgesichert: Ab einem Niveau von 4.070 Dax-Punkten ist nach der AnimusX-Analyse eine stärkere Nachfrage zu erwarten.

 

Sentix: "Ampel auf gelb"

Etwas skeptischer sehen die Experten der wöchentlichen Sentix-Umfrage die aktuelle Lage. Nach einem gelungenen Jahresauftakt scheine nun die Phase der Vorsicht gekommen zu sein. Die Skepsis an der Kursbewegung durch die mittlerweile hohe Bewertung spiegele sich einem stagnierenden mittelfristigen Optimismus wider. "Die Ampel ist von grün auf gelb gesprungen", lautet das Fazit der Sentix-Analyse. Anleger sollten weiter dem Trend folgen, sich bei einem Trendbruch aber auf stärkere Rückschläge einstellen.

 

Die Jahresanfangsstände, also beim Dax rund 4.000 Punkte, symbolisierten dabei die Schmerzgrenze nach unten, bei deren Unterschreiten eine scharfe Kurskorrektur drohe.

 

Fazit

Die Sentimentindikatoren legen derzeit also folgenden Schluss nahe: Kursrückschläge sind auf den erreichten Niveaus keineswegs ausgeschlossen. Bleiben sie aber in einem überschaubaren Rahmen, dürften weitere Investoren bereit sein, den Markt durch Käufe zu stützen. Erst bei einem Verlust der Kursmarken von Anfang des Jahres würde ein größerer Kurseinbruch drohen.

 

 

Qelle:

http://boerse.ard.de/meldung.jsp?key=dokument_43337

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desesperado

Erinnerungen an die große Hausse

 

 

 

Joseph Stiglitz und die Roaring Nineties

 

Gerade komme ich zurück vom Vortrag des Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz über die "Roaring Nineties" in Berlin. Oh traute Erinnerungen! Wie schön war doch die Zeit, als Betrug noch nicht Betrug hieß und jeder kleine Schwindel mit dem Träumen des amerikanischen Traumes gleichgesetzt worden ist.

 

Damals war Stiglitz in Clintons "Counsel of Economic Advisors" unter anderem mit dem Versuch beschäftigt, die Aktienoptionen in einen Accounting-Standard zu integrieren. Ich erinnere mich noch sehr gut an die weltweite Verwirrung, wie Aktienoptionen für das Management bilanziell zu behandeln sind. Ich habe damals mit Dutzenden von Leuten gesprochen und niemand hatte auch nur den Bruchteil einer Ahnung davon. (Nachzulesen sind große Teile davon in meinem Buch "1000 Prozent Gewinn Euphorie und Crash der Hightech-Aktien im Spiegel des Zeitgeistes", München 2000.)

 

Denn irgendwie haben die Aktienoptionen ja alle Naturgesetze außer Kraft gehoben, nach denen das, was der eine verdient, von jemand anderem bezahlt werden muss. (Mit der einzigen Ausnahme, nach der man einen Wechsel ausstellt und unendlich prolongiert.) Stiglitz kann wunderbar über diese Zeit parlieren. Über die Frechheit der Argumente und über behauptete Theorien, die entlarvend sind wie nichts anderes.

 

Das wichtigste Argument der CEOs der US-Aktiengesellschaften, Aktienoptionen nicht realistisch als Kostenfaktor zu bilanzieren, war, so Stiglitz, dass die Aktienkurse dann nicht steigen, sondern fallen würden. Man wird es mir nicht verübeln, wenn ich bei dieser Logik, die letztlich über lange Jahre die Welt regiert hat, immer wieder an meine dreieinhalbjährige Tochter denken muss. Nicht anders auch Kenny Lay von Enron. Dieser wehrte sich, so Stiglitz, sehr entschieden gegen weitere staatliche Vorschriften hinsichtlich der Bilanzierungsrichtlinien und pochte darauf, dass der Markt schon alles richten werde.

 

Damit hat er letztlich natürlich völlig Recht gehabt!!! Der Markt hat es gerichtet!!! Nur dass dadurch sehr viele Menschen ihr gesamtes Vermögen verloren haben.

 

Lässt man den Überschwang der "Roaring Nineties" noch einmal Revue passieren, dann muss man einerseits auch posthum noch einmal den Kopf schütteln, wie so etwas tatsächlich möglich gewesen ist. Andererseits jedoch bekommt man trotz fast 100 Prozent gestiegener Aktienkurse seit März 2003 in Deutschland das Gefühl, dass die gegenwärtige Aufwärtsbewegung trotz aller Unwägbarkeiten im Vergleich dazu auf sehr ehrlichen und festen Füßen steht.

 

berndniquet@t-online.de

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