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pulchraes

Privathaftpflicht in Deutschland und auf Reisen? AXA Online L versus Interrisk XXL?

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pulchraes

Liebes Forum,

 

Ich plane im neuen Jahr eine etwa 6 monatige Reise durch Südamerika zu machen. Da ich dann nicht mehr Student bin, werde ich nicht mehr familienversichert sein, und brauche daher eine eigene private Haftpflichtversicherung. Qualität ist mir wichtig, der Preis ist zweitrangig. Da ich wie gesagt länger unterwegs sein werde, sollte die Versicherung nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit sehr gute Leistungen haben. Bei meiner bisherigen Recherche hab ich mich hauptsächlich an den Empfehlungen des Bund der Versicherten und von Finanztest orientiert. Folgende Tarife habe ich mir dabei genauer angeschaut: AXA Online Tarif L, AXA Boxflex premium, Signal Iduna premium und Interrisk Tarif XXL. Dabei sind AXA Online Tarif L und der Tarif XXL der Interrisk in die engere Auswahl gekommen. Nach Vergleich der Versicherungsbedingungen habe ich festgestellt, dass diese sich nicht wahnsinning viel unterschieden, bzw. der eine hier besser ist, der andere da. Aus diesem Grund wollte ich hier mal fragen ob ihr eine der beiden Tarife eher empfehlen würdet. Oder vielleicht einen ganz anderen? Allerdings muss ich jetzt auch nicht wegen 2 minimalen Unterschieden nochmal neue Versicherungsbedingungen durcharbeiten. Ich bin Single ohne Kinder.

 

Ich liste hier mal die Unterschiede auf, die mir hauptsächlich aufgefallen sind und darunter meine Fragen dazu:

 

Vorteile von Tarif XXL der Interrisk gegenüber Online Tarif L der AXA (von wichtig zu unwichtig nach meiner Einschätzung)

 

1.       Die Höhe der Rechtsschutzversicherung für die Ausfalldeckung ist nicht begrenzt. Bei der AXA maximal 150 000.

2.       Regressansprüche sind teilweise mitversichert.

3.       Forderungsausfalldeckung versichert teilweise auch Schäden durch deliktsunfähige Personen.

4.       Internetschäden haben keine lange Liste von Ausschlüssen wie bei Tarif L. Daher ist mir allerdings auch unklar wo sie geltend gemacht werden können um unter den Versicherungsschutz zu fallen.

5.       Beim Ehrenamt und Freiwilligenarbeit sind auch verantwortungsvolle Tätigkeiten mit erfasst.

6.       Garantie gegenüber den Standards des Arbeitskreises Beratungsprozess mit dem Stand Februar 2010.

7.       Schäden durch deliktsunfähige Personen sind auch bei Sachschäden mit der vollen Versicherungssumme versichert.

8.       Es gibt eine Form von Gewaltopferhilfe

9.       Sachschäden an geliehenen Sachen sind nicht nur bis 20 000, sondern bis zur vollen Versicherungssumme versichert. Zudem auch an geleasten und gepachteten Sachen.

10.   Versicherung gilt auch für maximal 12-monatiges Work und Travel.

11.   Auch Ferienjobs sind erfasst.

12.   Gefälligkeitsschäden sind etwas weiter gefasst abgesichert.

 

Nachteile von Tarif XXL der Interrisk gegenüber Online Tarif L der AXA (ebenfalls von wichtig zu unwichtig):

 

1.       Nur 50 Millionen insgesamt und nur 15 Millionen pro geschädigter Person, im Vergleich zu 60 Millionen pauschal bei der AXA.

2.       Die Forderungsausfalldeckung hat dementsprechend auch nur 15 Millionen.

3.       Die Vorsorgeversicherung versichert nicht neu hinzukommende Risiken, die kürzer als ein Jahr bestehen werden und deshalb im Rahmen eines kurzfristigen Versicherungsvertrages zu versichern sind.

4.       Die Garantie gegenüber den GDV-Musterbedingungen gilt nur für die Fassung vom 1.1.2013. Die aktuellen GDV-Musterbedingungen sind jedoch von 2016.

5.       Der Vertrag hat keine Bestleistungsgarantie.

6.       Mietsachschäden sind bei Tarif L tendenziell weiter gefasst.

7.       Vieles ist irgendwie nicht direkt im Vertrag geregelt, sondern scheinbar über die verbindlichen Erläuterungen oder auch die Leistungsübersicht.

8.       Der Vertrag ist generell nicht so übersichtlich und verständlich wie der der AXA, sondern eher zerstückelt und nicht so explizit, kommt es mir vor.

 

Insgesamt wirkt es für mich so als wäre der Tarif XXL ein bischen besser. Andererseits bin ich mir wegen folgender Nachteile halt noch unsicher:

1. Beschränkung der Versicherungssumme auf 15 Millionen pro geschädigter Person. Ist das wirklich genug?

2. Vorsorgeversicherung deckt nicht auch nur für kurze Zeit bestehende Risiken ab. Ich meine soll ich dann immer irgendwo schnell einen neuen Versicherungsschutz finden? Dachte das wäre gerade der Sinn einer Vorsorgeversicherung, dass das ganze etwas flexibel ist und man sich nicht dauernd Gedanken machen muss.

3. Was mich wundert ist, dass sie nur eine Garantie gegenüber den GDV-Musterbedingungen von 2013 haben, obwohl es mittlerweile eine Version von 2016 gibt. Ist das bedenklich?

4. Irgendwie kommt mir der Vertrag der AXA ausgereifter und schlüssiger vor. Zum Beispiel ergeben sich bei der Interrisk viele Sachen nicht aus den Versicherungsbedingungen direkt sondern aus den verbindlichen Erläuterungen dazu. Warum dieser Umweg? Ist da ein rechtlicher Unterschied? Andere Dinge sind wiederum irgendwie knapp abgehandelt. So zum Beispiel Auslandsschäden. Lediglich bei den Erläuterungen zu § 1 steht mit einem Satz, dass sie halt auch während Auslandsaufenthalten ohne zeitliche Begrenzung gilt. Die AXA ist da irgendwie expliziter, was es in meinem Augen sicherer macht.

5. Bei beiden Verträgen habe ich nichts zu Allmählichkeitsschäden gefunden. Bei der AXA sind die angeblich laut Leistungsübersicht dabei. Sind die trotzdem mitversichert?

 

Noch weitere allgemeine Fragen:

1. Manchmal liest man Vermögensschaden, manchmal nur Vermögensfolgeschaden. Ist das ein wichtiger Unterschied?

2. Hat der Versicherer bei der Rechtsschutzversicherung im Rahmen der Ausfalldeckung nicht ein wiedersprüchliches Interesse? Desto mehr er einem hilft, desto mehr muss er am Ende noch zahlen.. ist  das ein verlässlicher Schutz?

3. Gibt es Tarife mit einer echten weltweiten Forderungsausfalldeckung ohne Begrenzung des Gerichtsstandorts? Habe mal beim Bund der Versicherten angefragt, der das verneinte. Beim Lesen hier im Forum hatte ich aber das Gefühl, das vielleicht noch jemand was wissen könnte.

4. Brauche ich wenn ich unterwegs irgendwo mal gegen Kost und Logis arbeite (Stichwort: Hostel oder woofen (=Arbeiten auf dem Bauernhof)) eine extra Berufshaftpflicht für sowas? Oder eine spezielle Reisehaftpflicht. Hab bisher dazu noch nichts gefunden. Meinem Gefühl nach wäre das aber selbst bei einem umfangreichen Tarif wie der der Interrisk dann aus irgendeinem Grund ausgeschlossen. Dasselbe gilt für Freiwilligenarbeit. Die scheint zwar mitversichert zu sein, aber dann vielleicht auch nur sehr offizielle, reglementierte? Stichwort freiwilliges soziales Jahr, aber vielleicht nicht etwas das sich vor Ort ergibt. Meine Frage ist also ob ich etwas übersehe, dass ich mit der Privaten Haftpflicht allein nicht abdecke.

 

So ist ziemlich viel geworden. Vielleicht hat ja jemand ein paar Gedanken dazu, würde mich sehr freuen.

 

Vielen Dank!

 

pulchra es

 

 

 

Interrisk, B01, Allgemeine Versicherungsbedingungen für das Privatgeschäft.pdf

Interrisk, B62, Allgemeine Haftpflicht-Versicherungsbedingungen für das Privatgeschäft.pdf

Interrisk, B682, Bedingungen zur Privathaftpflichtversicherung XXL.pdf

Interrisk, HT2011, Tarifbestimmungen.pdf

Interrisk, Klauseln zur Privathaftpflichtversicherung XXL.pdf

Interrisk, Privathaftpflichtkonzepte im Überblick.pdf

AXA PHV Vetragsbedingungen Tarif L.pdf

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sobbi

Normalerweise  sind die Unterschiede bei Haftpflichtversicherungen ziemlich gering und ehrlich gesagt, finde ich es krass, dass du dir da so große Gedanken machst.

 

Die relativ niedrigen Beiträge von ca 30 bis 150 Euro im Jahr bei Versicherungssummen bis 15 Millionen Euro zeigen schon auf, wie groß die Versicherer das Risiko einschätzen, dass es überhaupt zu einer Leistung kommt: nämlich extrem gering.

 

Und dann ist es bei einer Auslandsreise so, dass man da sowas womöglich noch seltener braucht, weil... moralisch wäre das natürlich verwerflich ... tendenziell ist das Risiko, dass du bis an dein Lebensende juristisch verfolgt wirst, bei einer im Ausland begangenen Haftpflichtsache wohl geringer als in Deutschland. Wenn du Schei*** baust, könntest du den Rucksack packen und weg bist du...Auch dürfte der Schaden gerade in Südamerika tendenziell geringer sein als in Deutschland, da dort sowieso alles irgendwie kaputt ist, viel mehr kann man eigentlich nicht kaputt machen.

 

Kann von den ganzen Fragen nur eine seriös beantworten:

 

> 1. Beschränkung der Versicherungssumme auf 15 Millionen pro geschädigter Person. Ist das wirklich genug?

 

Definitiv ja

 

 

Abschließend würde ich empfehlen, dass, wenn du ganz konkrete Situationen absichern willst, du diese beschreiben und an die jeweiligen Versicherer eine Mail schicken solltest oder an einen Versicherungsmakler.

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pulchraes

Hallo sobbi,

 

Vielen Dank für deine Antwort. Du hast wahrscheinlich recht, dass ich mir viel zu viel Mühe gemacht habe. Andererseits wusste ich vorher einfach nichts über das Thema und konnte nicht sagen wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Tarifen sind. Da es aber eine wichtige Sache ist, bin ich froh mich einmal etwas eingearbeitet zu haben um jetzt hoffentlich für lange Zeit Ruhe zu haben.

 

Am 30.11.2019 um 02:17 von sobbi:

Abschließend würde ich empfehlen, dass, wenn du ganz konkrete Situationen absichern willst, du diese beschreiben und an die jeweiligen Versicherer eine Mail schicken solltest oder an einen Versicherungsmakler.

das ist ein guter Tipp! Da erlebt man manchmal ganz schöne Überraschungen, hab ich jetzt festgestellt!

 

Ich hab mich jetzt für den Tarif XXL der Interrisk entschieden und habe morgen einen Termin beim Versicherungsmakler.

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