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Die wahren Kosten von ETF und die strukturellen Vorteile synthetischer S&P500 ETF

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TER und TD von nahezu 0 suggerieren, dass ETF mittlerweile fast kostenlos sind. Im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants performen europäische ETF aber Jahr für Jahr systematisch schlechter. Der Grund liegt in der Besteuerung von Dividenden und den dabei anfallenden Quellensteuern. Praktischerweise vergleichen sich alle Anbieter aktuell mit einer zu einfachen Benchmark, dem jeweiligen NET Return der Indizes. Das bedeutet, dass der maximal mögliche Abzug von Quellensteuern angenommen wird, für US Aktien beispielsweise 30 %. In der Realität fallen durch Doppelbesteuerungsabkommen in Irland aber nur 15% an.

 

Vereinfachtes Rechenbeispiel: Bei einem ETF mit angenommener Dividendenrendite von 2% bedeutet das, dass erst bei einer TD von -0,3 % die eigentliche faire Benchmark erreicht wird, nämlich der Net Return unter Berücksichtigung von Doppelbesteuerungsabkommen. Bei ca. -0,6 % würde man den Total Return erreichen (Performance vor Quellensteuern), schön nachzuvollziehen z.B. an der 10 Jahresperformance des MSCI ACWI:

 

Gross: https://www.msci.com/documents/10199/8d97d244-4685-4200-a24c-3e2942e3adeb

Net: https://www.msci.com/documents/10199/a71b65b5-d0ea-4b5c-a709-24b1213bc3c5.

Performanceunterschied: 0,57% p.a.

 

Ein typischer World ETF kostet mit einer TD um 0 also eigentlich ca. 0,3 % pro Jahr. Interessant wird es jetzt, wenn man sich die TD von S&P 500 ETF anschaut:

https://www.trackingdifferences.com/ETF/Index/S&P 500 Index oder in Holzmeiers Faden.

 

Physisch replizierende ETF kommen mit einer TD von ca. -0,3 % ziemlich genau an die für sie faire Benchmark. Was hier aber ins Auge sticht sind die besonders guten TD synthetischer ETF seit einigen Jahren. Diese bewegen sich im Bereich von -0,6 % und erreichen so den Total Return Index. Wie ist das möglich? Eigentlich müssen auch derivative Instrumente, die US Aktien abbilden, den üblichen Quellensteuersatz zahlen. Seit 2017 gibt es aber den HIRE Act 871m, der explizit sogenannte „qualified indices“ davon ausnimmt, dazu gehört eben u.a. der S&P 500. Aus diesem Grund switchen die Anbieter vermehrt wieder auf die synthetische Abbildung um den steuerlichen Vorteil zu nutzen: https://www.etfstrategy.com/why-investors-are-flocking-to-synthetic-sp-500-etfs-10339/

 

Anbieter wie Lyxor werben auch explizit in ihren Unterlagen mit diesem Vorgehen:

https://www.lyxoretf.fr/pdfDocuments/DTP127198 - S&P 500 ETF FR - 090119_2ad3ccb8c3169a14dc3db57db47eff68.pdf?utm_source=Email&utm_medium=24%2F01%2F2019

 

"As a result, synthetic S&P 500 ETFs domiciled outside the US such as ours can offer outperformance of up to ~30 basis points compared to physical Irish domiciled ETFs.1"

 

TLDR: Die größere Diversifikation, die Bequemlichkeit und steuerliche Nachteile eines World ETF kosten 0,6% Performance p.a. im Vergleich zu einem synthetischen S&P 500 ETF. Auch wenn man die anderen Regionen mit einzelnen ETF zusätzlich abdecken möchte fährt man mit mehreren ETF deutlich günstiger durch den hohen Anteil von US Aktien. Der Unterschied liegt in dem Fall bei ca. 0,4% p.a.

 

(Diesen Post hatte ich zunächst auf reddit veröffentlicht und poste ihn hier in leicht abgewandelter Form)

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nikolov
· bearbeitet von nikolov

Das Thema gab's hier schon einmal:

 

Was bedeutet das jetzt für die Anleger? Dass es besser ist, auf synthetische Abbildung bei ETFs auf US Indizes zu setzen?

Die Sache mit den "wahren Kosten", naja, die Quellensteuer konnte man sich bis 2018 bei physischen Replizierern anrechnen lassen, und seit 2018 gibt es die Teilfreistellung dafür (sofern es das (Träger-)portfolio hergibt).

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DST
· bearbeitet von DST

Danke für diesen lesenswerten Beitrag, der meines erachtens sogar besser recherchiert ist als der Artikel von Morningstar.

 

Kleiner Kritikpunkt: Du hast in deinem Fazit TER, Swapkosten und Einnahmen aus der Verleihung von Wertpapieren misachtet. Der realistisch zu erwartende Performancevorteil eines synthethischen S&P 500 ETF gegenüber einem World ETF dürfte daher inklusive aller Kosten je nach ETF in einem Bereich von etwa 0,4 - 0,6% p.A. liegen, was man anhand der TDs der letzten 3 Jahre erkennen kann.

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nikolov
vor 18 Minuten von DST:

Der realistisch zu erwartende Performancevorteil eines synthethischen S&P 500 ETF gegenüber einem World ETF dürfte daher inklusive aller Kosten je nach ETF in einem Bereich von etwa 0,4 - 0,6% p.A. liegen, was man aes nhand der TDs der letzten 3 Jahre erkennen kann.

Die Tracking Difference ist nur bei ETFs auf denselben Index vergleichbar. Ansonten vergleicht man Äpfel mit Birnen.

 

Bis 2018 konnten Anleger in Deutschland sich bei den "physischen" S&P 500 ETFs die Quellensteuer anrechnen lassen. Nicht so bei den synthetischen ETFs, da es dort aufgrund des Swaps keine Quellensteuer zum Anrechnen gab. Das geht irgendwie unter, oder wurde das berücksichtigt? Der "Vorteil" kann also erst seit 2018 bestehen, und auch nur dann, wenn wie beim Lyxor das Trägerportfolio einen Mindestaktienanteil von 51% hat. Ansonsten vergleicht man schon wieder Äpfel mit Birnen.

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DST
· bearbeitet von DST
vor 43 Minuten von nikolov:

Die Tracking Difference ist nur bei ETFs auf denselben Index vergleichbar. Ansonten vergleicht man Äpfel mit Birnen.

Ich korrigiere: Der realistisch zu erwartende Performancevorteil eines synthethischen S&P 500 ETF gegenüber eines physischen S&P 500 ETF dürfte daher inklusive aller Kosten je nach ETF in einem Bereich von etwa 0,2 - 0,3% p.A. liegen, wie man anhand der TDs der letzten 3 Jahre erkennen kann.

 

Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die TD im Prinzip einfach nur alle Kosten eines ETF wiederspiegelt, dann wäre ein Vergleich der Fixkosten (TER) von ETFs mit verschiedenen Indizes strenggenommen genau so ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Die Aussage, dass ein ETF auf EM Small Caps teuer ist als ein ETF auf EM, ist an sich korrekt, egal ob man dies auf die TER oder die TD beziehen würde. Wichtig ist nur, dass einem zumindest bewusst ist, dass man EM SC nicht 1 zu 1 mit EM vergleichen kann, weil ersteres aus logischen Gründen niemals so günstig gehandelt werden kann wie EM LC.

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nikolov
· bearbeitet von nikolov
vor 28 Minuten von DST:

Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die TD im Prinzip einfach nur alle Kosten eines ETF wiederspiegelt, dann wäre ein Vergleich der Fixkosten (TER) von ETFs mit verschiedenen Indizes strenggenommen genau so ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Die Aussage, dass ein ETF auf EM Small Caps teuer ist als ein ETF auf EM, ist an sich korrekt, egal ob man dies auf die TER oder die TD beziehen würde. Wichtig ist nur, dass einem zumindest bewusst ist, dass man EM SC nicht 1 zu 1 mit EM vergleichen kann, weil ersteres aus logischen Gründen niemals so günstig gehandelt werden kann wie EM LC.

Das war zwar nicht Gegenstand des Eingangsbeitrags, aber mit der Aussage hast du absolut Recht. Ich meine, es ist ja naheliegend, dass ein ETF auf den S&P 500 im Mittel günstiger sein muss als ein ETF auf einen Weltindex, sowohl von der TER her, als auch, nach Berücksichtigung von diversen Stellschrauben wie Wertpapierleihe, Quellensteuerrückerstattung innerhalb des Fonds, fondsinternes Umschichten bei Änderungen innerhalb des abgebildeten Index, Liquidität und Spread der vom Fonds erworbenen Wertpapiere usw., am Ende bei der TD. Genau so bei EM SC und EM.

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DST
vor 10 Stunden von tsubbi:

Im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants performen europäische ETF aber Jahr für Jahr systematisch schlechter.

Kommt drauf an. Mit dem richtigen ETF kann man auch von einem Home-Bias (steuerlich) ganz gut profitieren: https://www.trackingdifferences.com/ETF/ISIN/IE00BKX55S42

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Bolanger

und welche Empfehlung gibt es nun füt einen Kleinanleger wie mich, der das klassische 3 ETF-Portfolio BIP-gewichtet bespart?

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nikolov
vor 43 Minuten von Bolanger:

und welche Empfehlung gibt es nun füt einen Kleinanleger wie mich, der das klassische 3 ETF-Portfolio BIP-gewichtet bespart?

Die selbe, wie für jedes andere ETF-Portfolio, ob klassisch oder barock: es ist vorteilhaft, bei der ETF-Auswahl auf eine konstant niedrige TD zu achten. Würde ich jetzt mal so sagen.

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Gilligan
vor 8 Stunden von Bolanger:

und welche Empfehlung gibt es nun füt einen Kleinanleger wie mich, der das klassische 3 ETF-Portfolio BIP-gewichtet bespart?

Man sollte abwegen ob ein syntetisch-replizierender ETF ein höheres Risiko als ein physisch-replizierender ETF birkt und ob die unter Umständen höhere Rendite das ggf. höhere Risiko im adäquaten Maße vergütet.

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Minderleister

Nabends, irgendwie hab ich es gerade nicht aufn Schirm... fällt dieser ETF unter die Ausnahme als Abbildung eines Qualified Index der 871(m) Regelung der US Steuerbehörde (IRS) ?

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chirlu
vor 9 Minuten von Minderleister:

dieser ETF

 

Welcher ETF?

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Minderleister
· bearbeitet von Minderleister
vor 38 Minuten von chirlu:

 

Welcher ETF?

Oh sry ich meinte diese ETFs, besonders aber der Invesco S&P 500 DIS ( IE00BYML9W36 )

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Rendito
vor 56 Minuten von Minderleister:

Nabends, irgendwie hab ich es gerade nicht aufn Schirm... fällt dieser ETF unter die Ausnahme als Abbildung eines Qualified Index der 871(m) Regelung der US Steuerbehörde (IRS) ?

Ja, gilt für alle synthetischen ETF auf den S&P500.

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