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Investieren mit Hebel - ETFs auf Kredit, Leveraged ETFs und entsprechende ETPs/Futures/Optionen

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 6.11.2022 um 10:56 von millennial:

Das Modell gefällt mir auch besser. Risikoloser Zins und Finanzierungskosten sind ja 2 Seiten derselben Medaille, aufgrund ihrer hohen Korrelation. Daraus schlussfolgere ich jedoch auch, dass die Finanzierungskosten von LevETFs langfristig nie zu einem Performance-Problem werden könnten (abgesehen von sonstigen Produktkosten wie TER). Denn es bräuchte ja ein Szenario, bei dem sich die Finanzierungskosten stark vom risikolosen Zins entkoppeln, bis dann sogar die Aktien-Risikoprämie aufgezehrt werden würde.

Stellt sich die Frage, wie hoch die Aktien-Risikoprämie bei gehebelten Aktienindizes tatsächlich ist und auf welchen Zeiträumen diese betrachtet wird. Auch wenn du hier das Wort "langfristig" anführst, bleibt unklar wie langfristig "langfristig" sein muss, damit man die Finanzierungskosten wirklich ausblenden kann - insbesondere in Phasen, in denen sich die ungebehelte Aktien-Risikoprämie als negativ entpuppt.

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edan

 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Folgende Anmerkungen zu Kommers Rechnung im oben verlinkten Video:

  • Es wird eine Einmalanlage und anschließendes Buy-and-Hold in einen gehebelten MSCI World betrachtet.
  • Der Hebel wird nicht rebalanciert, d.h. er nimmt bei sinkenden Kursen zu und bei steigenden Kursen ab.
  • Direkte Margin Calls lassen sich bei bestimmten Hebelarten wie z.B. LevETFs ausschließen (die dafür aber andere Gefahren wie z.B. die der Fondsliquidation aufweisen).

 

Übrigens ist die Aufnahme von Fremdkapital etwas völlig Normales in unserer (Volks-)Wirtschaft:

  • Immobilienkäufer nehmen Fremdkapital zur Finanzierung von Immobilien auf
  • Unternehmen nehmen Fremdkapital bei Gründung bzw. für Investitionen auf
  • Unternehmer hebeln ihr eigenes Humankapital mit fremdem Humankapital durch Lohnarbeit
  • Staaten nehmen Fremdkapital am Kapitalmarkt durch die Emission von Staatsanleihen auf
  • ...

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Karcist
Am 4.11.2022 um 17:47 von edan:

Zu Punkt (6) Der Mythos der Entwertung von Schulden durch Inflation

Kann mir jemand erklären inwiefern die erwartete Inflation bereits eingepreist sein soll?

Interactive brokers bietet mir einen Lombard Kredit zu nominal 2,856% p.A. und mein KFW Studienkredit liegt derzeit bei 4,4% p.A.

Die Prognosen für die Inflation mittlen bei 7,8% (2022) und 6,5% (2023).

Der nominale unterschied erscheint mir zu hoch, gegeben der behauptung des Blog Eintrages dass Schuldner nicht von Inflation profitieren.

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Singularitaet
vor 2 Stunden von Karcist:

Der nominale unterschied erscheint mir zu hoch, gegeben der behauptung des Blog Eintrages dass Schuldner nicht von Inflation profitieren.

Ohne entsprechende Lohnsteigerung entwertet sich halt garnichts.

Wenn dein Lohn nächstes Jahr der gleiche ist wie dieses Jahr, dann sinken auch deine Tilgungsraten nicht auf Basis der Inflation, ganz im Gegenteil, deine Lebenskosten steigen und dein freies Einkommen wird kleiner um die fixe Rate zu bedienen.

Wenn du aber mit 8% und dann wieder 7% Lohnsteigerung in jedem nächsten Jahr rechnest nur zu. Die IG-Metall hat es ja nicht geschafft das zu verhandeln gerade.

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Saek

Das Gehalt ist dabei doch gar nicht der entscheidende Faktor. Wichtig ist nur, was man mit dem geliehenen Geld macht. Man wird ja nicht exakt den Warenkorb zu Berechnung der Inflation kaufen, sondern mit dem zusätzlichen Geld konkrete Dinge bezahlen. Es kommt dann nur darauf an, ob diese Dinge innerhalb der Kreditlaufzeit mehr im Preis steigen als man Kreditzins bezahlen muss. Die Inflation entwertet da im allgemeinen gar nichts: Wenn ich vor einem Jahr einen Kredit genommen habe und damit Aktien gekauft habe, die jetzt im Minus sind, habe ich trotz hoher Inflation Geld verloren.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Wie immer ist im Bezug auf die Kaufkraft einzig und alleine die reale (Eigenkapital-)Rendite nach Abzug aller Kosten und Steuern entscheidend:

Zitat

Reale Rendite = ((Endkapital - Anfangskapital) * (1 - Steuersatz) + Anfangskapital) / (1 + Inflationsrate(geom.))

Das Fremdkapital und mögliche Kosten sind hier bereits im Endkapital berücksichtigt, d.h. es handelt sich um das Endkapital nach Abzug des zu tilgenden Fremdkapitals und aller Kosten. Ungeachtet eines gehebelten Investments wird für den reinen Kaufkrafterhalt nach einem Jahr bei 10% Inflationsrate und 26,375% Steuersatz schon eine Nominalrendite von ~13,6% benötigt.

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Glory_Days

Ein Update von der Finanzierungskostenseite für gehebelte ETFs mit Basiswährung in USD:
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  • 2-fach gehebelt: R = -1 * (3.78% + (5.56% - 5.15%)) = -4.19% p.a.
  • 3-fach gehebelt: R = -2 * (3.78% + (5.56% - 5.15%)) = -8,38% p.a.

Mit einer TER von ~1% p.a. und unter Annahme konstanter Extrapolation auf die kommenden 12 Monate dürften die Gesamtkosten eines ProShares UltraPro® QQQ (Ticker: TQQQ  - 3x NASDAQ-100 in USD) aktuell bei ca. 9,38% p.a. liegen.

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mike08

Hallo zusammen, 

 

vielen Dank schon mal für die vorangegangene Diskussion. Ich habe einen Teil davon aufmerksam gelesen.

 

Mal angenommen, der Markt fällt jetzt weiter, sagen wir mal -40% oder -50% vom Alltime High und der Boden ist in etwa drinnen.

Somit wäre ja ein Crash vorangegangen. Spricht denn irgendwas dagegen hier mit einem S&P500 (2x) oder Nasdaq 100 (2x) longterm in den Markt zu gehen?

Selbst wenn im Laufe der Zeit diese klassischen 10-15% Rücksetzer kommen, sollte das ja diesem Invest nicht mehr viel anhaben?

 

Vielen Dank für eure Meinungen.

 

 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 10 Stunden von mike08:

Hallo zusammen, 

 

vielen Dank schon mal für die vorangegangene Diskussion. Ich habe einen Teil davon aufmerksam gelesen.

 

Mal angenommen, der Markt fällt jetzt weiter, sagen wir mal -40% oder -50% vom Alltime High und der Boden ist in etwa drinnen.

Somit wäre ja ein Crash vorangegangen. Spricht denn irgendwas dagegen hier mit einem S&P500 (2x) oder Nasdaq 100 (2x) longterm in den Markt zu gehen?

Selbst wenn im Laufe der Zeit diese klassischen 10-15% Rücksetzer kommen, sollte das ja diesem Invest nicht mehr viel anhaben?

 

Vielen Dank für eure Meinungen.

Wenn der Markt bereits um -50% gefallen ist, und noch einmal um -50% von diesem Niveau aus fällt, ist der Gesamtdrawdown nicht -100% sondern -75%. Bei weiteren -50% sind es dann -87,5% und so weiter. Was ich sagen möchte: Es gibt keine untere Grenze, wie weit Hebel- oder andere Produkte fallen können.

Der Max Drawdown des Nasdaq 100 (2x) in USD (abgebildet durch das Produkt ProShares Ultra QQQ) betrug im Zeitraum 21.06.2006 bis heute -83,13% aufgetreten am 09.03.2009. Das ist aber noch lange nicht die untere Grenze, denn hätte das Produkt während der Dotcom-Blase existiert, wäre es locker in den -99,x%-Bereich reingekommen.

 

Hinzu kommt, dass sich - wie du hoffentlich gelesen hast - die Finanzierungsbedingungen für Fremdkapital wesentlich verschlechtert haben.

Eigentlich spricht rational gesehen alles gegen ein solches Vorhaben. Die Frage müsste daher umgekehrt lauten - was spricht eigentlich dafür?

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SirWayne
Am 22.11.2022 um 18:38 von Glory_Days:

Das Fremdkapital und mögliche Kosten sind hier bereits im Endkapital berücksichtigt, d.h. es handelt sich um das Endkapital nach Abzug des zu tilgenden Fremdkapitals und aller Kosten. Ungeachtet eines gehebelten Investments wird für den reinen Kaufkrafterhalt nach einem Jahr bei 10% Inflationsrate und 26,375% Steuersatz schon eine Nominalrendite von ~13,6% benötigt.

Aber ist der Kaufkrafterhalt wirklich wichtig für das Fremdkapital?

Zuerst wäre es doch wichtig, dass man am Ende mit dem Fremdkapital mehr Geld hat als ohne.

 

D.h. bei einem Kredit für 1.000 über 10 Jahre für 3% ist es doch erstmal entscheidend, dass man danach als Endkapital >1350€ nach Steuern und Kosten hat oder?

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 10 Minuten von SirWayne:

Aber ist der Kaufkrafterhalt wirklich wichtig für das Fremdkapital?

Zuerst wäre es doch wichtig, dass man am Ende mit dem Fremdkapital mehr Geld hat als ohne.

 

D.h. bei einem Kredit für 1.000 über 10 Jahre für 3% ist es doch erstmal entscheidend, dass man danach als Endkapital >1350€ nach Steuern und Kosten hat oder?

Die Inflation wirkt natürlich auf jede Geldeinheit - egal wie sie angelegt wird. Selbst wenn du nach Steuern und Kosten eine positive Nominalrendite hast, bedeutet das eben noch lange keinen Kaufkrafterhalt. Das war mein Punkt. Jenseits inflationsindexierter Produkte gibt es bei risikoreicher Geldanlage keine Garantie, die Inflation über einen längeren Zeitraum auszugleichen. Tatsächlich sind die realen Renditen inflationsindexierter Bundeswertpapiere für alle Laufzeiten zur Zeit positiv (womit sich die Inflation bei Halten bis zur Fälligkeit sicher ausgleichen ließe; wobei das eine Vorsteuer und Vorkosten-Betrachtung sein dürfte):
https://www.deutsche-finanzagentur.de/bundeswertpapiere/bundeswertpapierarten/inflationsindexierte-bundeswertpapiere/

Auch für US-Staatsanleihen gilt das, hier z.B. das reale Yield für 10-jährige Staatsanleihen:
https://www.cnbc.com/quotes/US10YTIP

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SirWayne
· bearbeitet von SirWayne
vor einer Stunde von Glory_Days:

Die Inflation wirkt natürlich auf jede Geldeinheit - egal wie sie angelegt wird. Selbst wenn du nach Steuern und Kosten eine positive Nominalrendite hast, bedeutet das eben noch lange keinen Kaufkrafterhalt

Nein das nicht, aber je nach Art von Kredit vielleicht auch nicht notwendig, sondern wichtig(er) das der Kredit nominal getilgt ist. Ob der Gewinn/Mehrwert/Bonus dann wirklich etwas wert ist, ist dann von der Inflation und Kaufkraftverlust abhängig.

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investfux

Hallo zusammen ! 

 

Ich wollte mal nach der Forenmeinung hören in den nächsten Wochen eine kleine Summe in einen 2xgehebelten Nasdaq ETF zu investieren. Wenn man erwartet, dass die US Leitzinsen langsam das Peak erreicht haben, sollte dieser ETF doch recht sensibel ( in positiver Weise ) sein oder ?

 

Natürlich nur mit einer kleinen Summe Spielgeld. Aber mich würde interessieren ob es ähnliche Ideen hier im Forum gibt ?

 

Frohes Neues !

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Peter23
vor 1 Minute von investfux:

Ich wollte mal nach der Forenmeinung hören in den nächsten Wochen eine kleine Summe in einen 2xgehebelten Nasdaq ETF zu investieren. Wenn man erwartet, dass die US Leitzinsen langsam das Peak erreicht haben, sollte dieser ETF doch recht sensibel ( in positiver Weise ) sein oder ?

Wenn Du so genau weißt wie sich der US Leitzins entwickelst, warum investierst Du dann nicht direkt in entsprechende Wertpapiere sondern gehst den Umweg über 2xNasdaq, obwohl das doch nur ein indirekter Zusammenhang ist.

vor 3 Minuten von investfux:

Natürlich nur mit einer kleinen Summe Spielgeld.

Ich halte nichts davon Teile seines Vermögens als Spielgeld zu definieren.

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Glory_Days

Ein Update von der Finanzierungskostenseite für gehebelte ETFs mit Basiswährung in USD:
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  • 2-fach gehebelt: R = -1 * (4.10% + (5.46% - 5.11%)) = -4.45% p.a.
  • 3-fach gehebelt: R = -2 * (4.10% + (5.46% - 5.11%)) = -8,90% p.a.

Mit einer TER von ~1% p.a. und unter Annahme konstanter Extrapolation auf die kommenden 12 Monate dürften die Gesamtkosten eines ProShares UltraPro® QQQ (Ticker: TQQQ  - 3x NASDAQ-100 in USD) aktuell bei ca. 9,90% p.a. liegen.

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Metasom
· bearbeitet von Metasom
vor 10 Minuten von Glory_Days:

Ein Update von der Finanzierungskostenseite für gehebelte ETFs mit Basiswährung in USD:
grafik.png.65cfc6cfda47831be0c4d87fc57fa7f8.png

  • 2-fach gehebelt: R = -1 * (4.10% + (5.46% - 5.11%)) = -4.45% p.a.
  • 3-fach gehebelt: R = -2 * (4.10% + (5.46% - 5.11%)) = -8,90% p.a.

Was käme denn heraus, wenn der Interest Factor bei 10% oder sogar bei 20% wie damals im Jahre 1980 liegt? Wenn ich wüsste, was der SPR(t-1) bedeutet, könnte ich es auch selbst ausrechnen. 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 11 Minuten von Metasom:

Was käme denn heraus, wenn der Interest Factor bei 10% oder sogar bei 20% wie damals im Jahre 1980 liegt? Wenn ich wüsste, was der SPR(t-1) bedeutet, könnte ich es auch selbst ausrechnen. 

Die Berechnungsmethodik ist oben verlinkt. Maßgeblichen Einfluss hat die Federal Funds Effective Rate (aktuell bei 4.10%), die 1980 bei über 19% lag. Der SPR ist der Liquidity Spread, d.h. die Differenz aus LIBOR 1Y und 1Y capitalized Overnight Spread (Swap OIS vs 1Y). Die Zinssätze damals haben sich sehr schnell verändert und lagen nur sehr kurz bei über 19%. Die Finanzierungskosten zwischen Nov 1980 - Nov 1981 dürften so bei 16-17% für 2x und bei 32-34% für 3x gehebelte Produkte gelegen haben.

 

Dass die berechneten Kosten gut hinkommen, zeigt ein Vergleich der so berechneten NTR-Return Indizes (XNDXNNRL3 für 3x bzw. XNDXNNRL für 2x) mit realen Index-Produkten wie z.B. TQQQ (3x) oder QLD (2x) auf den Nasdaq-100.

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Metasom
vor 4 Minuten von Glory_Days:

Der SPR ist der Liquidity Spread, d.h. die Differenz aus LIBOR 1Y und 1Y capitalized Overnight Spread (Swap OIS vs 1Y).

Dann kann man das Experiment wohl nicht weiterspinnen, da es offiziell den LIBOR erst seit 1986 gab. 

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Glory_Days
Gerade eben von Metasom:

Dann kann man das Experiment wohl nicht weiterspinnen, da es offiziell den LIBOR erst seit 1986 gab. 

Mag sein - dominierend ist in diesem Bereich aber ganz klar die Federal Funds Effective Rate. Überschlagsweise kann man die Finanzierungskosten damit schon abschätzend. Exakt ist die Methode ohnehin nicht - aber in meinen hinreichend genau um gewisse Entscheidungen zu treffen.

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Metasom
vor 1 Minute von Glory_Days:

Mag sein - dominierend ist in diesem Bereich aber ganz klar die Federal Funds Effective Rate. Überschlagsweise kann man die Finanzierungskosten damit schon abschätzend. Exakt ist die Methode ohnehin nicht - aber in meinen hinreichend genau um gewisse Entscheidungen zu treffen.

Wenn die Federal Funds Effective Rate wie bei uns der EURIBOR vor einiger Zeit negativ wäre, käme dann ein positiver Wert bei den leveraged ETFs heraus oder wäre es dann eine Luftnummer?

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 4 Stunden von Metasom:

Wenn die Federal Funds Effective Rate wie bei uns der EURIBOR vor einiger Zeit negativ wäre, käme dann ein positiver Wert bei den leveraged ETFs heraus oder wäre es dann eine Luftnummer?

Zitat

The federal funds rate is a nominal interest rate and cannot go below zero, a constraint known as the zero lower bound (ZLB)

Der tiefste bisherige Stand war 0,05% erstmalig erreicht im April 2020.

 

Die Finanzierungskosten können die Performance eines gehebelten ETFs erheblich beeinflussen. Wer diese Kosten nicht adäquat berücksichtigt, macht einen großen Fehler insbesondere bei historischen Backtests, die vergangene Perioden hoher Zinsen umfassen. Ich habe bisher sehr wenige Berechnungen gesehen, die diesen Umstand korrekt berücksichtigen. Das Problem ist, dass sich die meisten Anlagen in gehebelte Produkte unter Berücksichtigung aller Kosten bei einem hohen Zinsniveau schlichtweg nicht mehr lohnen, da die höhere erwartete Rendite durch die Kosten vollständig wieder aufgefressen wird. Dieser Punkt könnte aktuell bereits erreicht sein.

 

Man sieht dieses Problem z.B. in den hier gezeigten Graphen, wenn man die Differenz der CAGR von Hebel 1 zu 2 bildet:
http://ddnum.com/articles/leveragedETFs.php?source=content_type%3Areact|first_level_url%3Aarticle|section%3Amain_content|button%3Abody_link

 

Auch dieser Autor macht den oben beschriebenen Fehler:

Zitat

Using an annual fee of 0.95% (a typical value for recent leveraged ETFs) and recalculating the long run performance of our data from 1885 we get the following chart which shows the returns before and after fees. The fees subtract 0.95% from the annual return for all values of the leverage.

Hier wird nur die TER von Leveraged ETFs berücksichtigt, nicht aber deren Finanzierungskosten (ich glaube kaum, dass diese in die Indexdaten bereits eingerechnet wurden). Außerdem werden für alle Hebelfaktoren die gleichen prozentualen Kosten abgezogen (was nur für die isolierte TER exklusive Finanzierungskosten richtig wäre).

 

Im Gegensatz zur TER sind die Finanzierungskosten etwas schwieriger einzurechnen. Bei einer konstanten jährlichen prozentualen TER wird der anteilsmäßige Tagesanteil der jährlichen TER in den täglich bekanntgegebenen NAVs des Fonds eingerechnet bzw. in Abzug gebracht (A fund’s net asset value is reported only after deducting these expenses on a daily basis.). Die jährliche TER bezieht sich daher nach meinem Verständnis immer auf den mittleren NAV des Jahres. Die Finanzierungskosten sind dagegen über das Jahr hinweg zeitabhängig. Es stellt sich also die Frage, ob es einen sinnvollen näherungsweisen Weg des Abzugs von TER + Finanzierungskosten bei LevETFs gibt - jenseits der etwas umständlichen täglichen Berechnung.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Am stärksten sieht man den Effekt, wenn man sich Zeiträume realer Produkte anschaut, in denen die Zinsen vergleichsweise hoch waren, und diese Zeiträume mit einem kostenneutralen gehebelten Index vergleicht.

  • Zeitraum 21.06.2006 bis 21.06.2007

Die durchschnittliche Federal Funds Effective Rate lag in diesem Zeitraum bei 5,23%.

 

Performance:

ProShares Ultra QQQ (2x Nasdaq-100): +40,86%
Nasdaq-100 (2x): +48,83%

 

ProShares Ultra S&P500 (2x S&P 500): 35,62%

S&P 500 (2x): +41,93%

 

Hier scheint die Differenz noch wesentlich größer zu sein, als man alleine aufgrund der Finanzierungskosten hätte erwarten können. Warum das so ist, kann ich aktuell nicht beantworten.

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indianahorst
Am 6.1.2023 um 18:48 von Glory_Days:

Am stärksten sieht man den Effekt, wenn man sich Zeiträume realer Produkte anschaut, in denen die Zinsen vergleichsweise hoch waren, und diese Zeiträume mit einem kostenneutralen gehebelten Index vergleicht.

  • Zeitraum 21.06.2006 bis 21.06.2007

Die durchschnittliche Federal Funds Effective Rate lag in diesem Zeitraum bei 5,23%.

 

Performance:

ProShares Ultra QQQ (2x Nasdaq-100): +40,86%
Nasdaq-100 (2x): +48,83%

 

ProShares Ultra S&P500 (2x S&P 500): 35,62%

S&P 500 (2x): +41,93%

 

Hier scheint die Differenz noch wesentlich größer zu sein, als man alleine aufgrund der Finanzierungskosten hätte erwarten können. Warum das so ist, kann ich aktuell nicht beantworten.

 

Danke für den Hinweis drüben im OD-Portfolio-Thread zu den Finanzierungskosten gehebelter ETFs. Was mir noch nicht ganz klar ist: ist die Berechnungsmethodik universell (du hast ja für die US-LevETFs QLD und TQQQ gerechnet), d.h. gilt sie auch für die europäischen LevETFs wie z.B. den Lyxor Nasdaq-100 Daily (2x) Leveraged (FR0010342592), den Amundi Leveraged MSCI USA Daily (FR0010755611) oder den WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily (IE00BLRPRL42)? Oder hängen deren Finanzierungskosten vom EZB-Zinssatz ab?

 

Anders gefragt: hängen die Finanzierungskosten vom abgebildeten Markt (hier: USA) oder vom Zinssatz im Heimatland (hier: Europa) der LevETFs ab?

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

@indianahorst Siehe die Diskussion ab #926 in diesem Thread.

Wahrscheinlich hängt es davon ab, welchen Index die genannten Produkte jeweils abbilden und wie in den Index die Finanzierungskosten tatsächlich eingerechnet werden. Der WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily (IE00BLRPRL42) bildet z.B. den NASDAQ-100 3x Leveraged Notional Net Return Index ab. Auf der WisdomTree-Seite wird die Base/Trading Currency mit USD/EUR angegeben. Da bei WisdomTree unter Dokumente und Links bei NASDAQ-100 Index Methodology direkt auf das Dokument 'Rules for the Construction and Maintenance of the NASDAQ-100 Leveraged, 3x Leveraged & 3x Inverse Indexes' verlinkt wird, gehe ich stark davon aus, dass hier die oben beschriebene Berechnungsmethodik u.a. mit der Federal Funds Effective Rate zum Einsatz kommt. Dafür spricht auch die im Factsheet angegebene Durchschnittliche Wertentwicklung (USD) des QQQ3 NAVs im Vergleich zum NASDAQ100 3x Leveraged Notional Net Return Index. Die Handelswährung wird dann nach Abzug der USD-Finanzierungskosten und der TER in EUR umgerechnet - sodass der NAV des Fonds inklusive aller Kosten (TER + Finanzierungskosten) zunächst vollständig in USD berechnet und anschließend in EUR umgerechnet wird.

Die Art und Weise wie WisdomTree das umsetzt ist aber nicht universell - z.B. wird beim Amundi Leveraged MSCI USA Daily (FR0010755611) die Indexwährung des MSCI USA Leveraged 2X Index als EUR angegeben. Dieser Index sollte laut 'MSCI Short and Leveraged Daily Indexes Methodology' mit EONIA / ESTR als Zinssatz in EUR berechnet werden. Im Verkaufsprospekt auf der Amundi-Seite findet man, dass der Index über den Reuters-Ticker .MIUS00000MEU verfügbar ist (Bloomberg-Ticker M00UUS02). Mit Hilfe dieses Tickers kommt man einerseits zum MSCI US Leveraged 2x Net EUR Index, andererseits vergibt MSCI für lizensierte Indizes einen internen MSCI Index Code, der sich als 137619 identifizieren lässt. Diesen MSCI internen Code kann man nun auf der MSCI Webseite zur Suche nach der Index Methodology nutzen und landet dann wieder bei dem verlinkten Methodology-Dokument, das EONIA /ESTR als Zinssatz für in EUR berechnete täglich gehebelte MSCI-Indizes angibt.

Der Lyxor bildet laut Webseite wieder den in USD berechneten Nasdaq 100 Leveraged Notional Net Total Return Index ab (Ticker: XNDXNNRL) - sodass für diesen das gleiche Prinzip wie für den WisdomTree gelten sollten.

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