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Unternehmensbewertung: Cashflow-Analyse -wie informieren, wie machen, womit anfangen usw.?

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boggiboggwursdt

Guten Tag!

 

Ich gehöre zu den Anlegern, die einen aktiven Anlagestil durch die Unternehmensanalyse und somit stockpicking betreiben. Bisher habe ich Unternehmen mittels Multiplikatoren- bzw. Renditekennzahlen bewertet. Doch da gibt es ja noch das (scheinbar immer mehr in Mode kommende) Cashflow-Investing, gemeint ist. die Unternehmensbewertung anhand der Cashflows.

 

Leider habe ich bisher mit den Cashflows so meine Schwierigkeiten... Ich kann verstehen, was der Hintergrund der CF-Analyse ist, doch letztenendes zählt doch nur das, was an Gewinn wirklich übrig bleibt - wie zwischendrin die Cashflows aussehen, finde ich Stand jetzt uninteressant, weil mich das Endergebnis interessiert - quasi das Net Income der Unternehmen, bzw. als Abwandlung daraus das EPS und dessen Steigerung.

 

Dennoch scheint es berechtigte Gründe für eine Cashflow-Analyse zu geben. Ich halte die Thematik für mich selbst derzeit für relativ abstrakt, weil auch die endgültige Bewertung mit relativ vielen Schätzwerten und Annahmen zu tun hat, deren Eintreffen ich voraussetzen, aber im Vorfeld nicht garantieren kann. Stand jetzt ist für mich die CF-Analyse eine Art "Schönrechnerei", mit der ich jedes beliebige Ziel durch die Wahl "geeigneter" Parameter oder Schätzwerte quasi bewusst herbeiführen kann, wenn ich denn möchte.

 

Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass mir Grundlagen für die Durchführung und Anwendbarkeit der CF-Analyse fehlen.

 

Womit sollte ich anfangen, wenn ich mich in diese Thematik einarbeiten möchte? Gibt es dafür brauchbare Standardliteratur, YT-Videos oder sonst etwas? Einen richtigen Sticky-Faden habe ich dazu nicht wirklich gefunden, und viele Bücher habe ich auch nicht gefunden, die ich als passend erachte. Viele Bücher sind stellenweise über 15 Jahre alt oder haben kaum brauchbare Rezensionen, sodass ich über deren Eignung nichts sagen kann. Am ehesten scheint das Buch "Cashflow und Unternehmensbeurteilung: Berechnungen und Anwendungsfelder für die Finanzanalyse" etwas zu sein, aber ich wollte mich im Vorfeld einfach mal nach Tipps, Anregungen und Ratschlägen umhören.

 

Wie habt ihr, die ihr Unternehmensbewertung mittels CF-Analyse betreibt, das Wissen angeeignet?

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Toni
· bearbeitet von Toni

Man beachtet im allgemeinen als Investor eher die Cashflow-Rechnung der Bilanz, da diese weniger Spielraum

für Schönrechnerei ermöglicht, im Vergleich zur Gewinn- und Verlustrechnung. Diese ist eigentlich nur die

"halbe Wahrheit"... Denn von dem Jahresüberschuss (Net Income) müssen ja die Investitionen bezahlt werden,

siehe Beispiel unten. Einige Unternehmen betreiben Schönrechnerei, um auf gute Zahlen beim Jahresüberschuss

zu kommen, aber in der Cashflow-Rechnung sieht man eben mehr, sie geht ein Stück weiter. Man versteht

dadurch eher, wo das Geld "hinfliesst", z.B. ob das Unternehmen ein kapitalintensives Geschäftsmodell hat

(hohe Sach-Investitionen nötig) usw....dadurch kann man viel besser abschätzen, wie es dem Unternehmen

auf Dauer gehen wird...

 

Ausserdem sieht man ja nur in der Cashflow-Rechnung, was das Unternehmen investieren musste, um den

Betrieb zu erhalten. Das ist der sog. Investitions-Cashflow (Grösster Posten ist meist die Investition in Sach-

und Anlagevermögen). Der wird gerne unbeachtet gelassen, was natürlich ungünstig ist für jemanden, der

ein Unternehmen bewerten möchte. Manche beachten sogar nur das sog. EBITDA (Gewinn vor Steuern,

Zinsen und Abschreibungen), was auch gefährlich ist...

 

Beispiel:

 

image.png.c53673d789108838fdb28d511e615bbb.png

 

Experten wie der berühmte Investor Warren Buffett haben sich eine eigene Kennzahl ausgedacht,

die sog. Owner Earnings. Die sind am "ehrlichsten". Grob gesagt betrachtet man dabei den

Jahresüberschuss, addiert die Abschreibungen und zieht das Geld, was für Investitionen nötig

ist, wieder ab.

 

https://www.value-akademie.com/owners-earnings-unternehmensbewertung-nach-buffett/

 

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leoluchs
· bearbeitet von leoluchs
vor einer Stunde von boggiboggwursdt:

Womit sollte ich anfangen, wenn ich mich in diese Thematik einarbeiten möchte? Gibt es dafür brauchbare Standardliteratur, YT-Videos oder sonst etwas?

Ich fand diese YT-Videos für dilettierende Neugierige wie mich hilfreich:

 

In Session 3 geht es um Cash Flows.

 

 

Etwas weniger komplex mit Jimmy:

 

Und hier der Link zu einem pdf von Metzler: Valuation Guide

 

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oktavian
vor 17 Stunden von boggiboggwursdt:

Ich gehöre zu den Anlegern, die einen aktiven Anlagestil durch die Unternehmensanalyse und somit stockpicking betreiben. Bisher habe ich Unternehmen mittels Multiplikatoren- bzw. Renditekennzahlen bewertet. Doch da gibt es ja noch das (scheinbar immer mehr in Mode kommende) Cashflow-Investing, gemeint ist. die Unternehmensbewertung anhand der Cashflows.

Das ist keine Mode, sondern theoretisch die korrekte Methode. Mit Multiplikatoren werden Unternehmen eher nicht bewertet sondern gepreist - also relativ zu anderen Unternehmen anstatt absolut zu bewerten.

vor 17 Stunden von boggiboggwursdt:

Leider habe ich bisher mit den Cashflows so meine Schwierigkeiten... Ich kann verstehen, was der Hintergrund der CF-Analyse ist, doch letztenendes zählt doch nur das, was an Gewinn wirklich übrig bleibt - wie zwischendrin die Cashflows aussehen, finde ich Stand jetzt uninteressant, weil mich das Endergebnis interessiert - quasi das Net Income der Unternehmen, bzw. als Abwandlung daraus das EPS und dessen Steigerung.

Schön wäre es wenn alle so denken würden. Leider ist der Markt relativ effizient und die cash flows zählen. Für Dividenden, Investitionen oder Aktienrückkäufe braucht man cash und nicht net income (kann sich aber überschneiden).

vor 17 Stunden von boggiboggwursdt:

Dennoch scheint es berechtigte Gründe für eine Cashflow-Analyse zu geben. Ich halte die Thematik für mich selbst derzeit für relativ abstrakt, weil auch die endgültige Bewertung mit relativ vielen Schätzwerten und Annahmen zu tun hat, deren Eintreffen ich voraussetzen, aber im Vorfeld nicht garantieren kann. Stand jetzt ist für mich die CF-Analyse eine Art "Schönrechnerei", mit der ich jedes beliebige Ziel durch die Wahl "geeigneter" Parameter oder Schätzwerte quasi bewusst herbeiführen kann, wenn ich denn möchte.

Natürlich trifft das auf Multiplikatoren nicht zu? Wie ist denn dein exit multiple 2025? Net income ist auch etwas "geschätzt". Beim DCF guckt man weit in die Zukunft und macht dann am Ende meist einen terminal value mit konstantem Wachstum.

vor 17 Stunden von boggiboggwursdt:

Wie habt ihr, die ihr Unternehmensbewertung mittels CF-Analyse betreibt, das Wissen angeeignet?

Damodaran bietet da alles an wie @leoluchsschreibt. Wenn du es verstehen kannst, ist er super korrekt. Habe keine Fehler gefunden, sondern nur Nuancen, wenn er direkt über spezifische Unternehmen spricht. Aber er würde da auch offen zugeben, dass er da nicht alles zu jedem Unternehmen weiß. http://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/New_Home_Page/webcastvalonline.htm Leider hat CAPM auch seine Schwächen, denn zusätzlich zu den cash flows, musst du auch noch eine passende discount rate bestimmen. Der ist aber offen und verschweigt da nichts. Logische Argumentation generell.

 

vor 17 Stunden von Toni:

usserdem sieht man ja nur in der Cashflow-Rechnung, was das Unternehmen investieren musste, um den

Betrieb zu erhalten. Das ist der sog. Investitions-Cashflow (Grösster Posten ist meist die Investition in Sach-

und Anlagevermögen). Der wird gerne unbeachtet gelassen, was natürlich ungünstig ist für jemanden, der

ein Unternehmen bewerten möchte.

gute Ausführungen, aber das ist falsch. In der cashflow-Rechnung werden Wachstums- und Bestandsinvestitionen nicht getrennt. Wenn jetzt Firma A bisher eine Fabrik hat und nun eine zweite Fabrik in einem Auslandsmarkt baut ist das wohl Wachstum. Man muss schon leider mehr lesen. Genau diese Unterscheidung in maintenance und growth capex ist für die Bewertung aber sehr wichtig. Man kann dann zum Beispiel das Alte im steady state/konstantes-Wachstum bewerten und die neue Investition extra (mehrere Wachstumsphasen), was vielleicht einfacher fällt.

 

vor 17 Stunden von Toni:

Manche beachten sogar nur das sog. EBITDA (Gewinn vor Steuern,

Zinsen und Abschreibungen), was auch gefährlich ist...

Manche nennen das auch "bullshit" earnings. EV/EBITDA geht aber schon klar als Quant, wenn du auch gleiche Geschäftsmodelle vergleichst.

vor 17 Stunden von Toni:

Experten wie der berühmte Investor Warren Buffett haben sich eine eigene Kennzahl ausgedacht,

die sog. Owner Earnings.

Am besten direkt bei Buffett nachlesen. Berkshire letter sind kostenlos. Buffett ist eben ein Genie, der keine DCF braucht.

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