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Entnahmephase - Inflation vgl zu Ertrag

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Bolanger

Hallo,

 

ich denke gerade über folgendes nach: Eine Entnahmephase dauert hoffentlich viele Jahrzehnte, deren Verlauf man nicht vorhersehen kann. Entsprechend unsicher bis unmöglich sind individuelle Betrachtungen zur Inflationsentwicklung und zum Ertrag des angesparten Vermögens. Wie soll man dann also abschätzen können, wie lange man von angesparten Vermögen tatsächlich zehren kann bzw. wie hoch die Monatsentnahme sein darf? Jaja, es gibt Simulationstools und man kann alles noch so komplex ausrechnen, die Unsicherheit zur Zukunft bleibt trotz aller Komplexität jedoch erhalten.

 

Warum dann nicht simplest betrachtet:

Gibt es hier noch andere, die wie ich einfach den Sparstrumpf betrachten, die eigene Lebenserwartung erraten und dann einfach davon ausgehen, dass es mit einem diversifizierten Portfolio mit den verschiedenen Anlageklassen möglich sein sollte, einen Inflationsausgleich zu schaffen, egal wie sich Inflation, Zinsen und die Wirtschaft entwickeln? Bei 50 Jahren Restlebenserwartung und einem Depot von 100 KEUR wären demnach Kaufkraft von 2 KEUR pro Jahr drin.

 

Grüße

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The Statistician

Generell geht das meist in Richtung 4%-Regel. Hier wäre wohl das nachfolgende Paper für dich interessant:

Retirement Savings: Choosing a Withdrawal Rate That Is Sustainable

 

Natürlich gibt es unbekannte Faktoren, die man im Vorfeld nicht kennt und sich positiv oder negativ auf das Vermögen auswirken können. Dahingehend ist vor allem die Sequence Of Return Risk recht wichtig zu beachten. Simulationstools sind dahingehend auch nicht nutzlos, nur weil die Zukunft unbekannt ist. Es ist eine gute Annäherung und wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, dann geht man an das Thema konservativer ran, sprich reduziert die SWR auf 3% o.Ä.. Kommt am Ende natürlich auch drauf an wie das Portfolio aussieht. 

 

@Der Heini und @Sapine sind da denke ich erwähnenswerte Personen bei diesem Thema. Eventuell schaust du auch einmal in den nachfolgenden Thread rein, wo das Thema regelmäßig aufkommt:

Auf den hinteren Seiten vor allem ;)

vor 26 Minuten von Bolanger:

Gibt es hier noch andere, die wie ich einfach den Sparstrumpf betrachten, die eigene Lebenserwartung erraten und dann einfach davon ausgehen, dass es mit einem diversifizierten Portfolio mit den verschiedenen Anlageklassen möglich sein sollte, einen Inflationsausgleich zu schaffen, egal wie sich Inflation, Zinsen und die Wirtschaft entwickeln?

Ich persönlich würde mir mindestens die Vergangenheit heranziehen und mir die hypothetischen Entwicklungen bezogen auf das entsprechende Portfolio etwas anschauen. Einfach schon um ein grobes Gefühl zu bekommen, insbesondere wenn es um längere kritische Phasen an den Börsen geht. Aber natürlich muss man bei dem Thema auch nicht alles extrem verkomplizieren.

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Bolanger

die 4%-Regel ist ja auch wieder das Ergebnis ziemlich komplexer Betrachtungen. Je komplexer die Annahmen (und je mehr Annahmen gemacht werden), desto größer die Chance, falsche Annahmen zu machen. Die 4%-Regel bezieht sich ja auch auf ein Wertpapierdepot. Wer hat denn zu beginn einer Entnahmephase alles in Wertpapieren?

 

Meine Überlegung fußt eigentlich auf einer ganz simplen Annahme: Wenn es Inflation gibt, dann wird durch höhere Zentralbankzinsen gegengesteuert. Historisch gesehen hat man zwar mit Festgeldzinsen die Inflation nicht ausgleichen können, das macht man aber mit einer beimischung von Aktien wieder wett. Unterm Strich passt es dann wieder, dass der Ertrag des Portfolios die Inflation ausgleicht.   

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Der Heini
· bearbeitet von Der Heini
vor 1 Stunde von Bolanger:

die 4%-Regel ist ja auch wieder das Ergebnis ziemlich komplexer Betrachtungen. Je komplexer die Annahmen (und je mehr Annahmen gemacht werden), desto größer die Chance, falsche Annahmen zu machen. Die 4%-Regel bezieht sich ja auch auf ein Wertpapierdepot. Wer hat denn zu beginn einer Entnahmephase alles in Wertpapieren?

Lies dir den Thread durch, den @The Statisticianerwähnt hat, da steht alles Wichtige drin und viele externe Links, die weiterhelfen.

Deine Annahmen werden wegen des SoRR dich vor Lebensende Pleite gehen lassen. Am Anfang hat fast jeder es so simpel gerechnet, aber gerade die Trinity-Studie (4% Regel) hat ja das SoRR erst verdeutlicht.

Lies dich vorher bitte ein, reichen wenige Links, da gibt es gute Seiten mittlerweile, früher sah das anders aus.

Bei 50 Jahren ist 3% des Depotwertes anzuraten, manche gehen auch von 3,25% aus, andere nicht über 2,5% des Depotanfangswertes.

Im Thread steht alles drin, keine Lust das nochmal aufzuzählen.

Oder hier: https://www.finanzen-erklaert.de/

und https://earlyretirementnow.com/safe-withdrawal-rate-series/ (Ganz ausführlich).

 

Edit: Nein, die Trinity-Studie bezieht sich auf 60% Aktien und 40% Bonds, also schon recht konservativ.

 

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The Statistician
· bearbeitet von The Statistician
vor 29 Minuten von Bolanger:

die 4%-Regel ist ja auch wieder das Ergebnis ziemlich komplexer Betrachtungen.

Was genau ist denn an der Stelle "ziemlich komplex"? Wenn die Nutzung historischer Daten und der Nutzung unterschiedlicher Ansätze schon "ziemlich komplex" ist, dann braucht man sich doch gar keine Gedanken zu dem Thema machen. Da fällt schließlich dann alles "ziemlich komplex" aus.

Zitat

Je komplexer die Annahmen (und je mehr Annahmen gemacht werden), desto größer die Chance, falsche Annahmen zu machen.

Welche Annahmen sind denn in dem Kontext für dich so komplex? Mir fehlt da das Verständnis an der Stelle.

vor 29 Minuten von Bolanger:

Die 4%-Regel bezieht sich ja auch auf ein Wertpapierdepot. Wer hat denn zu beginn einer Entnahmephase alles in Wertpapieren?

Anleihen könntest du an dieser Stelle doch auch mit TG und FG austauschen und schon entspricht das doch wieder dem gewöhnlichen Fall. Geht schließlich nicht um eine 100% Aktienquote.

vor 29 Minuten von Bolanger:

Unterm Strich passt es dann wieder, dass der Ertrag des Portfolios die Inflation ausgleicht.   

Und das Thema Sequence of Return Risk ignorierst du dann einfach? Du scheinst dich an langfristigen Durchschnitten zu orientieren, so zumindest mein Eindruck.

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Beginner81
· bearbeitet von Beginner81
vor 1 Stunde von Bolanger:

Wie soll man dann also abschätzen können, wie lange man von angesparten Vermögen tatsächlich zehren kann bzw. wie hoch die Monatsentnahme sein darf? Jaja, es gibt Simulationstools und man kann alles noch so komplex ausrechnen, die Unsicherheit zur Zukunft bleibt trotz aller Komplexität jedoch erhalten.

 

Bei zuviel Zukunftsangst sollte man das Kapital von einer stabilen Versicherung verrenten lassen oder in die GRV einzahlen falls möglich.

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Bolanger

Die ganzen Links sind ja gut und schön und einen teil davon bzw. deren Themen kenne ich ich. Wer mir nun aber die 4%-regel als simple Annahme beschreibt, der vernachlässigt den Riesen-Aufwand, der betrieben wurde, um diese Regel zu erstellen. Sie ist alles andere als eine simple Annahme. Die Tatsache, dass es auch gefühlt unendliche Diskussionen dazu gibt, welche sogar schon in diesem Thread auflodern (ggf. doch nur 3,25%, oder 2,5% oder 3%) zeigen, dass komplexe Annahmen auch komplexe Abweichungen ermöglichen. das kann ja jeder machen und ist auchn nicht verwerflich. Ich persönlich habe aber meine Zweifel and der Extrapolierbarkeit dieser Annahmen in die Zukunft.

 

Daher meine simple Annahme, dass man es schaffen sollte, einen Inflationsausgleich hinzubekommen und damit dann das vorhandene Kapital in monatliche Teilbeträge aufteilt, deren Kaufkraft erhalten bleiben sollte. das nächste Thema wäre dann die Bewertung der kaufkraft, aber das ist ein anderes Thema.

 

Klar, der sicherste Weg ist dei Verrentung, die einem aber den Gestaltungsspielraum nimmt.   

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Sapine
vor 15 Stunden von Beginner81:

Bei zuviel Zukunftsangst sollte man das Kapital von einer stabilen Versicherung verrenten lassen oder in die GRV einzahlen falls möglich.

Bei der GRV würde ich auch einen gewissen Inflationsschutz erwarten aber inwiefern bietet eine Versicherung dies? Kannst Du das bitte genauer erklären? 

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Der Heini
vor 41 Minuten von Bolanger:

Die ganzen Links sind ja gut und schön und einen teil davon bzw. deren Themen kenne ich ich. Wer mir nun aber die 4%-regel als simple Annahme beschreibt, der vernachlässigt den Riesen-Aufwand, der betrieben wurde, um diese Regel zu erstellen. Sie ist alles andere als eine simple Annahme. Die Tatsache, dass es auch gefühlt unendliche Diskussionen dazu gibt, welche sogar schon in diesem Thread auflodern (ggf. doch nur 3,25%, oder 2,5% oder 3%) zeigen, dass komplexe Annahmen auch komplexe Abweichungen ermöglichen. das kann ja jeder machen und ist auchn nicht verwerflich. Ich persönlich habe aber meine Zweifel and der Extrapolierbarkeit dieser Annahmen in die Zukunft.

 

Daher meine simple Annahme, dass man es schaffen sollte, einen Inflationsausgleich hinzubekommen und damit dann das vorhandene Kapital in monatliche Teilbeträge aufteilt, deren Kaufkraft erhalten bleiben sollte. das nächste Thema wäre dann die Bewertung der kaufkraft, aber das ist ein anderes Thema.

Klick mal den Link zu Zinsen Berechnen an, hast du dir das so vorgestellt? Dann hast du genau eine SWR von 3%, musst aber über Inflationsausgleich hinkommen. Wenn du nur Inflationsausgleich anstrebst, hast du nach Steuern nur eine SWR von 2,5%.

Bei soviel Sicherheitsdenken geht die SWR halt runter und das SoRR in deinen Aktienanteilen bleibt weiter vorhanden, die Bonds haben keinen Inflationsschutz und die Inlfations-Linker eine negative Rendite.

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Bolanger

Nein, ich habe mir das so vorgestellt:

 

2%

 

oder so

 

4%

 

Wenn ich davon ausgehe, dass sich die Ertragsmöglichkeiten im Gleichschritt mit der Inflation bewegen, dann kann ich bei 100 KEUR für 50 Jahre stets die Kaufkraft von 2 KEUR p.a. entnehmen. Steigt die Inflation, dann erwarte ich auch höhere Zinsen. Wobei ich Zinsen hier nicht auf den Zinsertrag von Tages- und Festgeld beschränken will, sondern als Gesamtertrag eines diversifizierten Portfolios aus Wertpapieren, Tagen- und festgeld, ggf. Immobilien, ggf. Anleihen dazu.    

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Der Heini

Vergiss die Steuern auf deine Kapitalerträge nicht. Bei 2% Entnahme mußt du schon ein hohes Vermögen haben, da fallen dann auch mehr Steuern an, da keine Rückerstattung, falls du unter 25% liegen würdest.

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dev
vor 3 Minuten von Der Heini:

Vergiss die Steuern auf deine Kapitalerträge nicht. Bei 2% Entnahme mußt du schon ein hohes Vermögen haben, da fallen dann auch mehr Steuern an, da keine Rückerstattung, falls du unter 25% liegen würdest.

Günstigerprüfung!

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Sapine

Bei Deiner Rechnung fehlt die Steuer gleich mehrfach

 

1) Von den 100k angespartem Depot wird je nach Anlagedauer und Zusammensetzung vielleicht 50 % steuerpflichtig werden bei Entnahme, es können aber auch leicht 60 % und mehr sein. Deine fiktiven 100k sind in Wirklichkeit nur 80k oder 90k wert

2) Zusätzlich musst Du auf Deine Rendite von 4 oder 2 Prozent auch jährlich weitere Steuern zahlen 

 

Auch folgende Rechnung ist noch stark vereinfacht aber kommt der Realität schon etwas näher. Reichen dir 37 Jahre? 

4 %

 

vor 20 Minuten von dev:

Günstigerprüfung!

Wohl wahr - aber nachdem zukünftige Renten zu 100 % besteuert werden, dürften nur wenige wirklich davon profitieren. Bei mir macht das ab Renteneintritt nur noch marginale Unterschiede und mein Depot gehört noch zu rund 98 % tatsächlich mir. 

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Beginner81
vor 1 Stunde von Sapine:

aber inwiefern bietet eine Versicherung dies? Kannst Du das bitte genauer erklären? 

Nein, ich bezog mich nicht auf Inflation, sondern die genannten Sorgen bzgl. Zukunft und Komplexität.

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dev
· bearbeitet von dev
vor 40 Minuten von Sapine:

Wohl wahr - aber nachdem zukünftige Renten zu 100 % besteuert werden, dürften nur wenige wirklich davon profitieren. Bei mir macht das ab Renteneintritt nur noch marginale Unterschiede und mein Depot gehört noch zu rund 98 % tatsächlich mir. 

Ab 55k ist aktuell die Durchschnittsbelastung bei 25,20% und die Grenzbelastung 40,51 %.

Die Maximalrente soll aktuell bei ~3200 also 38k sein, da ist noch Platz für 17k unter 25% Abmelksteuer

 

Falsch, die Grenzbelastung ist entscheidend.

 

 

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The Statistician
vor 2 Stunden von Bolanger:

Wer mir nun aber die 4%-regel als simple Annahme beschreibt, der vernachlässigt den Riesen-Aufwand, der betrieben wurde, um diese Regel zu erstellen. Sie ist alles andere als eine simple Annahme

Kannst du hier bitte konkret werden? Welche Annahme ist aus deiner Sicht an dieser Stelle komplex? Du schreibst ständig von komplexen Annahmen, ohne diese selbst einmal konkret zu benennen. Da erübrigt sich doch jede weitere Diskussion dazu. Zumal das ja auch nicht nur eine bloße Annahme ist auf der die 4%-Regel fußt. Die zugrundeliegenden Annahmen sind aus meiner Sicht alles andere als komplex. Und von welchem Aufwand schreibst du hier? Der methodische Ansatz ist recht simple...

vor 2 Stunden von Bolanger:

Die Tatsache, dass es auch gefühlt unendliche Diskussionen dazu gibt, welche sogar schon in diesem Thread auflodern (ggf. doch nur 3,25%, oder 2,5% oder 3%) zeigen, dass komplexe Annahmen auch komplexe Abweichungen ermöglichen.

Unterschiedliche SWRs resultieren schlicht und ergreifend aus dem individuellen Sicherheitsbedürfnis. Wenn man auch in den potentiell miserabelsten Verläufen nicht in Probleme laufen und zugleich noch einen gewissen Puffer aufrecht erhalten möchte, dann nimmt man logischerweise eine geringere SWR. Ansonsten gibt es sehr viele Diskussionen zu dem Thema, da viele dieses Thema nur mal in einem Blog oder einem YT-Video grob kennengelernt haben, doch zusätzliche Details nicht wissen oder teils falsch wiedergeben.

vor 2 Stunden von Bolanger:

Ich persönlich habe aber meine Zweifel and der Extrapolierbarkeit dieser Annahmen in die Zukunft.

Wichtig zu verstehen ist an der Stelle, dass die Zukunft unbekannt ist und in unterschiedlichster Weise verlaufen kann. Je nach Sicherheitsbedürfnis wählt man dann eine SWR, die auch in entsprechend negativen Situationen die angedachte Entnahme gewährleistet. Du streichst hingegen wichtige Aspekte wie SoRR aus deinem Ansatz komplett und ziehst scheinbar durchschnittliche Rendite heran bzw. einen konstanten Inflationsausgleich. Wenn du den ungewissen Renditeverlauf deines Portfolios auf die Annahme reduzierst, dass das mindestens einen konstanten Inflationsausgleich hergeben wird, dann fällt der Rest natürlich auch deutlich einfacher aus. Da wirkt dann auch eine 4%-Regel redundant, da genau dieser Aspekt berücksichtigt werden sollte.

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Sapine
vor 3 Stunden von Bolanger:

Die ganzen Links sind ja gut und schön und einen teil davon bzw. deren Themen kenne ich ich. Wer mir nun aber die 4%-regel als simple Annahme beschreibt, der vernachlässigt den Riesen-Aufwand, der betrieben wurde, um diese Regel zu erstellen. Sie ist alles andere als eine simple Annahme.

Wie kommst Du darauf, dass da ein mächtiger Unterbau besteht? Es ist im wesentlichen die Annahme, dass ein zukünftiges Investment in ein Anleihen/Aktienportfolio ähnliche Renditen erwirtschaftet wie in der Vergangenheit. Er geht dabei nicht von jährlich konstanten Renditen aus sondern rechnet mit historischen Werten. Das ist weder kompliziert noch ein Hexenwerk. 

 

Mein Eindruck ist, Dir ist nicht klar, welchen Unterschied es macht, zu welchem Zeitpunkt Dein Portfolio welche Rendite abwirft. Es ist ja nicht so, dass jedes Jahr gleich viel rumkommt. Es gibt Jahre da frisst die Inflation sämtliche Renditen auf (was den Staat nicht hindern wird, sie zu besteuern) und es gibt andere Jahre, da steigt Dein Vermögen inflationsbereinigt nach Steuern. Die SoRR (Sequence of Return Risk) die  Der Heini oben angesprochen hat, beschäftigt sich mit genau diesem Risiko. 

 

Nimm an in den ersten Jahren hast Du folgende Situation und das ist keineswegs ein extrem negatives Szenario: 

120k Depotwert (entspricht ca. 100 k nach fiktiven Steuern)

Inflation ca. 5 % 

Zinsen 4 %

 

Jahr 1: Zinsen sind gestiegen und der Aktienmarkt korrigiert deutlich

Gewinnentwicklung - 20 %, 

Vorabpauschale 4 % 

Entnahme 2,3 % brutto für 2 % netto 

 

Jahr 2: Inflation und Zinsen weiterhin hoch, Erholung am Aktienmarkt noch nicht in Sicht

Realer Depotwert nur noch ca. 90k nominal (geschätzt)

Gewinnentwicklung -2 %

Vorabpauschale 5 % 

Entnahme 2 % netto vom Ursprungswert jetzt rund 2,6 % 

 

Jahr 3: Inflation stabilisiert sich, Zinsen weiterhin hoch, Aktienmarkt stabilisiert sich leicht

Realer Depotwert noch ca. 82k nominal (geschätzt)

Gewinnentwicklung: 3 %

Vorabpauschale 5 %

Entnahme 2 % netto vom Ursprungswert jetzt rund 2,8 %

 

Kannst Du erkennen worauf ich hinaus will? Deine finanzielle Basis ist in zwei Jahren nominal von 120k um 38k auf 82 k geschrumpft und auch im Jahr 3 machst Du noch Minus. Dabei ist der Verlust von jährlich 5 % durch Inflation noch nicht mal berücksichtigt. Glaubst Du das hat keine Auswirkungen auf die Dauer Deiner Entnahmephase? Selbst wenn jetzt gute Börsenjahre folgen mit 8-10 % jährlichem Gewinn wirst Du diesen Verlust in den verbleibenden Jahren nicht mehr ausgleichen können und Dein Geld wird sehr viel früher aufgebraucht sein als Du mit Deiner Annahme von regelmäßigen Renditen angenommen hast. 

 

Alle Rechnungen nur überschlagsartig - es kommt hier nicht auf Nachkommastellen drauf an. 

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Limes
vor 20 Stunden von Der Heini:

Lies dir den Thread durch, den @The Statisticianerwähnt hat, da steht alles Wichtige drin und viele externe Links, die weiterhelfen.

Deine Annahmen werden wegen des SoRR dich vor Lebensende Pleite gehen lassen. Am Anfang hat fast jeder es so simpel gerechnet, aber gerade die Trinity-Studie (4% Regel) hat ja das SoRR erst verdeutlicht.

Lies dich vorher bitte ein, reichen wenige Links, da gibt es gute Seiten mittlerweile, früher sah das anders aus.

Bei 50 Jahren ist 3% des Depotwertes anzuraten, manche gehen auch von 3,25% aus, andere nicht über 2,5% des Depotanfangswertes.

Im Thread steht alles drin, keine Lust das nochmal aufzuzählen.

Oder hier: https://www.finanzen-erklaert.de/

und https://earlyretirementnow.com/safe-withdrawal-rate-series/ (Ganz ausführlich).

 

Edit: Nein, die Trinity-Studie bezieht sich auf 60% Aktien und 40% Bonds, also schon recht konservativ.

 

Tatsächlich bietet die Trinity Studie noch mehr Information. Die Forscher haben dort Entnahmeraten von 3 % bis 12 % betrachtet. Dabei wurden Portfoliozusammensetzungen mit einem Aktienanteil von 0 % bis 100 % in 25 % Schritten betrachtet. In der Studie (https://www.researchgate.net/publication/228707593_Sustainable_withdrawal_rates_from_your_retirement_portfolio, die Originalstudie kann hier als pdf heruntergeladen werden) gibt es Tabellen mit der Erfolgswahrscheinlichkeit für jedes der betrachteten Szenarien. 

 

Ich habe noch folgende Seite gefunden https://guidingdata.com/trinity-studie-4-prozent-regel/, auf der die einzelnen Erfolgswahrscheinlichkeiten graphisch dargestellt sind:

 

 

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Ramstein
vor 22 Stunden von Bolanger:

ich denke gerade über folgendes nach: Eine Entnahmephase dauert hoffentlich viele Jahrzehnte, deren Verlauf man nicht vorhersehen kann.

Und wegen der Nichtvorhersehbarkeit sind jetzigen Planungsinvestitionen IMHO Verschwendung. Verwende dir Zeit darauf, dein Humankapital durch Weiterqualifikation zu steigern. Das bringt deutlich mehr, als sich jetzt Gedanken über Eier zu machen, die in Jahrzehnten gelegt werden sollen.

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s1lv3r
· bearbeitet von s1lv3r
vor 3 Stunden von dev:

Ab 55k ist aktuell die Durchschnittsbelastung bei 25,20% und die Grenzbelastung 40,51 %.

Die Maximalrente soll aktuell bei ~3200 also 38k sein, da ist noch Platz für 17k unter 25% Abmelksteuer

 

Genau das habe ich auch lange gedacht und die Günstigerprüfung daher für die tollste Erfindung auf Erden gehalten ... - leider ist die Realität eine andere. :lol: Für so gut wie alle Konstellationen ist sie total sinnlos ...

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Bolanger

Ich glaube, wir reden aneinander vorbei bzgl. der Komplexität. Die Anwendung der 4%-Regel ist natürlich simpel. Die Regel ist aber das Ergebnis eine komplexen Studie, während ich nur eine simple Erwartungshaltung beschrieben habe.

 

Der Hinweis, dass die Steuer fehlt, gehört dazu. Diese schmälert natürlich die Rendite bzw. die kaufkraft der Entnahme aus dem Depot.

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Sapine
vor 4 Minuten von s1lv3r:

 

Genau das habe ich auch lange gedacht und die Günstigerprüfung daher für die tollste Erfindung auf Erden gehalten ... - leider ist die Realität eine andere. :lol: Für so gut wie alle Konstellationen ist sie total sinnlos ...

Während des frühzeitigen Ruhestands funktioniert die Günstigerprüfung durchaus, nur ab Rentenbezug werden nur noch wenige davon profitieren. 

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dev
· bearbeitet von dev
vor 21 Minuten von s1lv3r:

Genau das habe ich auch lange gedacht und die Günstigerprüfung daher für die tollste Erfindung auf Erden gehalten ... - leider ist die Realität eine andere. :lol: Für so gut wie alle Konstellationen ist sie total sinnlos ...

Durch die Kinder hab ich oft Soli zurück erhalten, ganz sinnlos ist die nicht.

 

vor 14 Minuten von Sapine:

Während des frühzeitigen Ruhestands funktioniert die Günstigerprüfung durchaus, nur ab Rentenbezug werden nur noch wenige davon profitieren. 

Man profitiert immer von der Günstigerprüfung, weil man immer das Günstigere bekommt.

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s1lv3r
· bearbeitet von s1lv3r
vor 2 Stunden von Sapine:

Während des frühzeitigen Ruhestands funktioniert die Günstigerprüfung durchaus, nur ab Rentenbezug werden nur noch wenige davon profitieren. 

 

Funktionieren ist relativ. Früher dachte ich halt, dass die Günstigerprüfung bedeuten würde, dass es steuerlich egal ist, ob man seine Einnahmen ausschließlich aus Kapitalerträgen generiert, da man immer den "optimalen" Steuersatz bekommt.

 

Tatsächlich ist es aber selbst als Privatier steuerlich besser, wenn man anstatt die Günstigerprüfung zu nutzen, seine Einnahmen von Anfang an so gestaltet, dass sich ein optimales Verhältnis aus einkommenssteuerpflichtigen Einnahmen und Kapitalerträgen ergibt. Wer z.B. ein zu versteuerndes Einkommen von 50' € p.a. als Privatier hat (bzw. haben möchte), der zahlt trotz Nutzung der Günstigerprüfung weniger Steuern, wenn er 20' € aus einkommenssteuerpflichtigen Einnahmen bezieht und 30' € in Form von Kapitalerträgen, anstatt die kompletten 50' € in Form von Kapitalerträgen.


Steuerlich besser ist die Günstigerprüfung nur, wenn man tatsächlich wesentlich weniger Einkommen haben möchte (z.B. nur bis zum Grundfreibetrag).

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