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Aktien: wie Geld von Anlegern zu Firmenbesitzern und Insidern transportiert wird

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

In diesem Thread soll es um Transportmechanismen gehen, mit denen Geld von Privatanlegern zu den Firmenbesitzern und Insidern transportiert wird.

 

Warum gibt es Aktien?

 

Manche Einsteiger glauben, dass Aktien einfach da sind. Oder dass sie existieren, damit Privatanleger spekulieren und reich werden können.

 

Die eigentliche Antwort ist aber: sie existieren, weil Firmenbesitzer reich werden wollen. Man darf annehmen, dass das hinreichend gut funktioniert. Wenn es nicht funktionieren würde, würden Firmenbesitzer ihre Firmen nicht in AGs umwandeln - und dann gäbe es keine Aktien.

 

Wenn Firmenbesitzer mit Aktien reich werden können, stellt sich die nächste Frage: woher kommt das Geld? Und wie fließt es zu den Firmenbesitzern und Insidern?

 

Eine Antwort, die man in Lehrbüchern findet, ist, dass Firmenbesitzer ihre Firmen in AGs umwandeln, weil die Firmen dadurch viel Kapital einsammeln können. Die Firmen können das Kapital investieren und große Fabriken bauen, mit denen sie viel und preiswert produzieren können. Dadurch sind Umsatz- und Gewinn-Steigerungen möglich. Ein Teil des Gewinns geht an die ursprünglichen Firmenbesitzer.

 

Eine andere Antwort ist, dass das Geld, mit dem die Firmenbesitzer reich werden, direkt von den Anlegern kommt. Aktien sind eine Möglichkeit, Geld von Anlegern einzusammeln und zu den Firmenbesitzern zu transportieren.

 

Schauen wir uns das im Detail an:

 

1)  Der Börsengang (IPO)

 

Was beim Börsengang passiert, dürfte bekannt sein:

  • vor dem Börsengang ist das Geld bei den Anlegern
  • nach dem Börsengang ist das Geld zu einem Teil im Unternehmen, zum anderen Teil aber in den Taschen der bisherigen Firmenbesitzer und Investoren.

Betrachten wir den Apple IPO am 12.12.1980. Alleine Steve Jobs ist an diesem Tag um 217 Millionen US-$ reicher geworden. Dieses Geld kam direkt von den Anlegern (Quelle).

 

Selbstverständlich setzen Firmenbesitzer vor einem IPO alle Hebel in Bewegung, um möglichst viele Aktien zu einem möglichst hohen Preis verkaufen zu können. Die etwas Älteren unter uns werden sich noch an den Telekom-Börsengang erinnern, bei dem den Deutschen wochenlang auf allen Fernsehkanälen erzählt wurde, was für eine tolle Möglichkeit der IPO wäre, um reich zu werden. Natürlich ging es bei der Werbekampagne nicht um den Reichtum der Anleger - sondern darum, die Nachfrage zu erhöhen, damit man möglichst viele Aktien zu einem möglichst hohen Preis verkaufen konnte. Die Quittung haben die Anleger dann ein paar Jahre später bekommen.

 

2)  Im laufenden Geschäftsbetrieb

 

Dass auch im laufenden Geschäftsbetrieb einer AG Geld von Anlegern zu Insidern und Anlegern mit Informationsvorsprung transportiert wird, ist hingegen weniger bekannt.

 

Wenn man sich den Kursverlauf einer Aktie anschaut, sieht man, dass der Kurs immer wieder hoch und runter geht. Betrachten wir als Beispiel den Kursverlauf der EON-Aktie (Quelle: Comdirect):

 

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Es gibt also Zyklen. In diesem Fall ist die Dauer eines Zyklus ungefähr 1 Jahr. Meistens sind die Zyklen nicht so schön sichtbar wie in diesem Fall - und die einzelnen Zyklen haben häufig auch höchst unterschiedliche Längen. Nichtsdestotrotz findet man diese Zyklen bei den meisten Aktien.

 

Für einen Anleger wäre es sinnvoll, an den Tiefpunkten zu kaufen und an den Hochpunkten zu verkaufen. Dann könnte man mit jedem Zyklus Geld gewinnen.

 

Schlecht wäre hingegen, an den Höchstständen zu kaufen und bei den Tiefstständen zu verkaufen. Dann würde man mit jedem Zyklus Geld verlieren.

 

Wenn nun alle Marktteilnehmer zu zufälligen Zeitpunkten kaufen und verkaufen würden, würde nicht viel passieren. Wenn aber Insider eher bei Tiefständen kaufen und bei Höchstständen verkaufen - und Privatanleger eher bei Höchstständen kaufen und bei Tiefständen verkaufen - dann entsteht ein Zahlungsstrom von den Privatanlegern zu den Insidern. Dieser Zahlungsstrom passiert nicht zufällig, sondern er ist gewollt. Er entsteht dadurch, dass Insider Insider-Informationen haben und dadurch die Tief- und Hochstände besser treffen als andere Anleger. Und dadurch, dass Privatanleger sich dazu drängen lassen, zu ungünstigen Zeitpunkten zu kaufen und zu verkaufen.

 

Betrachten wir an einem Beispiel, wie das passiert:

  1. Die Aktie der Firma X dümpelt bei 10 Euro vor sich hin. Auf den Märkten gibt es wenig Handelsvolumen. Kaum jemand interessiert sich für die Aktie.
  2. Die Firmen-Insider treffen regelmäßig ihre Kunden. Sie merken als erste, dass sich das Kundeninteresse nach ihren Produkten erhöht. Also kaufen sie Aktien ihrer Firma
  3. Dadurch steigt das Handelsvolumen und auch der Preis - auf 12 Euro
  4. Erste Marktbeobachten sehen, dass sich bei der Firma X etwas tut und kaufen auch ein paar Aktien. Das Handelsvolumen erhöht sich weiter und der Preis steigt - auf 15 Euro
  5. Jetzt berichten die ersten Börsenblätter. Die Aktien der Firma X werden als "Geheimtipp" gehandelt. Die ersten Privatanleger kaufen. Der Kurs steigt auf 20 Euro. Das Handelsvolumen steigt weiter
  6. jetzt berichten auch die großen Zeitungen. Immer mehr Privatanleger kaufen. Der Kurs steigt auf 30 Euro. Das Handelsvolumen ist hoch
  7. Die Firmen-Insider haben längst bemerkt, dass es wachsende Konkurrenz aus Fernost gibt und dass das Kundeninteresse doch nicht so groß ist. Sie freuen sich nicht nur über den hohen Kurs, sondern auch über das hohe Handelsvolumen. Sie verkaufen ihre Aktien - und diese werden von Privatanlegern aufgekauft. Die Firmen-Insider haben einen hübschen Gewinn gemacht.
  8. Der Kurs steigt nicht weiter, das Handelsvolumen geht zurück
  9. Der Kurs fängt an zu fallen
  10. Bei 12 Euro verkaufen die Privatanleger frustriert
  11. Jetzt kaufen aber die Firmen-Insider wieder. Sie haben nämlich gesehen, dass sich die Kunden-Nachfrage gerade deutlich erhöht hat. Die Privatanleger haben einen heftigen Verlust gemacht - und die Firmen-Insider freuen sich, dass die Kurse so schön niedrig sind.
  12. Ein neuer Zyklus hat begonnen. Es geht weiter bei Punkt 2

Einige kennen vielleicht auch die folgende Grafik, die das Verhalten des Privatanlegers beschreibt.

 

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(Klicken für Vergrößerung)

 

Wenn man diese Grafik das erste Mal sieht, denkt man, dass das eine Übertreibung oder eine Karikatur ist. Aber nein - es läuft tatsächlich so. Und das ist kein Pech oder Zufall, sondern so gewollt.

 

Böse Zungen behaupten nun, dass die Aktien zwischen Insidern und Privatanlegern hin- und herwandern. Bei Tiefständen verkaufen Privatanleger ihre Aktien an die Insider. Bei Höchstständen verkaufen Insider die Aktien an die Privatanleger. Und so wandert in jeden Zyklus Geld von den Privatanlegern zu den Insidern. In der Realität ist es nicht ganz so schlimm - aber es ist ein Körnchen Wahrheit dabei.

 

Diesem Spiel können Privatanleger, die in Einzelaktien investieren, kaum entrinnen. Sie haben einfach nicht die Informationen, die die Firmen-Insider haben.

 

Bisher haben wir nur Insider und Privatanleger betrachtet. Auf dem Markt gibt es jedoch weitere Teilnehmer. Man kann sie anordnen nach ihrer Fähigkeit, im Mittel gute Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu finden:

 

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Je weiter rechts man steht, desto schlechter schneidet man im Mittel ab. Mit jedem Kauf und Verkauf wandert ein Teil des Geldes zu denen, die weiter links stehen. Je weiter links man steht, desto mehr profitiert man.

 

Gegenmaßnahmen

 

Wenn man den Geld-Transportmechanismus im laufenden Betrieb einer Aktiengesellschaft verstanden hat, sieht es zunächst hoffnungslos für den Privatanleger aus.

 

Es gibt aber eine Möglichkeit für Privatanleger, sich deutlich zu verbessern. Ein Privatanleger hat an der Börse drei mächtige und unbestechliche Verbündete:

  1. Statistik,
  2. Zufall und
  3. Zeit.

Man muss sie nur richtig einsetzen und nutzen!

 

Zeit: da Privatanleger dazu tendieren, eher ungünstige Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu erwischen, verlieren sie - im Mittel - bei jedem Kauf- und Verkauf etwas gegenüber dem Marktdurchschnitt. Ein Anleger, der jedes Jahr seine Aktien wechselt wird also mehr verlieren, als ein Anleger, der seine Aktien lange hält und nur ein Mal kauft und verkauft. Es lohnt sich also, Aktien lange zu halten und wenig umzuschichten!

 

Zufall und Statistik: wir haben gesehen, wie Privatanleger systematisch zu den falschen Kauf- und Verkaufszeitpunkten gedrängt werden - und dass das so gewollt ist. Eine paar Witzbolde haben vorgeschlagen, dass Privatanleger besser fahren würden, wenn sie immer das Gegenteil von dem machen würden, was ihre Gefühle ihnen sagen. Das wäre vermutlich gar nicht so dumm.

 

Es gibt aber eine noch bessere Methode: der Privatanleger sollte zufällige Aktien auswählen und diese zu zufälligen (oder zu quasi-zufälligen) Zeitpunkten kaufen und verkaufen. Damit wird er zwar nicht so gut wie ein Insider - aber er kommt auf den Marktdurchschnitt. Damit wäre er schon mal deutlich besser, als der typische Privatanleger.

 

Sehr hilfreich sind ETFs. Jede einzelne Firma durchläuft zwar die Zyklen mit den Phasen "besser kaufen" und "besser verkaufen". Aber unterschiedliche Unternehmen sind zu einem Zeitpunkt an unterschiedlichen Stellen im jeweiligen Zyklus. Die eine Firma ist vielleicht in der Phase "besser kaufen", die andere in der Phase "besser verkaufen". Wenn man alle Aktien auf einmal kauft, kommt man auf einen Mittelwert. Und das ist das Beste, was man als Nicht-Insider erreichen kann.

 

Literatur:

  1. Edwin LeFevre: Reminiscences of a Stock Operator, Chapter XXIII
  2. Odean, Terrance: "Do investors trade too much?" In: American Economic Review; Vol. 89; December 1999

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Cinquetti
· bearbeitet von Cinquetti

@stagflation
Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich weiß das sehr zu schätzen.

 

Eine gewisses Volumen an Insider-Trades wird man immer in Kauf nehmen müssen, 
aber die von Dir genannten Ausführungen beschreiben ein sehr pessimistisches Bild, welches ich nicht teile.

Solche Pump-and-Dump-Geschichten mag es immer wieder geben, die Regel sollte es aber nicht sein.

Bei IPO's gebe ich Dir aber Recht: Wenn die Haltefrist abgelaufen ist, findet oft ein Abverkauf statt (siehe Rivian).

 

Es gibt so viele andere Faktoren, die den Aktienkurs beeinflussen:

  • schlechte Quartalszahlen, Gewinnwarnungen
  • Aktienrückkäufe 
  • mieses Management (Boeing)
  • Kapitalerhöhungen (das ist echt schlimm :tdown:)
  • Dividenstreichungen oder Erhöhungen
  • Shortseller-Attacken bzw. Short-Squeezes (siehe Gamestop)
  • Bilanzbetrug (Wirecard, Grenke, Adler usw. :angry:)
  • ein Geschäftsmodell, dass nicht mehr funktioniert (Kodak-Eastman)
  • es gibt viele zyklische Aktien z.B. im Automotive-Bereich oder Rohstoffe
  • Hedgefonds die sich von großen Aktienpaketen trennen (z.B. Bill Ackmann bei Netflix)
  • usw.

Um mal bei Deinem Beispiel mit der E.ON-Aktie zu bleiben.

2011 hat die Bundesregierung den Atom-Ausstieg beschlossen. Bestehende AKW's mussten geschlossen werden.

Das hatte damals üble Auswirkungen auf die Kurse von Vattenfall, RWE und E.ON. 

Da gab es jahrelange Prozesse bis die Energieversorger 10 Jahre später eine Entschädigung bekommen haben.

Davon haben die Anleger natürlich nichts gehabt.
 

Da Insidertrades gemeldet werden müssen (genauso wie Shortseller-Tätigkeiten), können sich Anleger auch gezielt informieren und danach handeln.
Hier z.B. die Insider-Trades von Apple:
https://www.marketbeat.com/stocks/NASDAQ/AAPL/insider-trades/

 

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oktavian
vor 8 Stunden von stagflation:

Die eigentliche Antwort ist aber: sie existieren, weil Firmenbesitzer reich werden wollen.

Was ist denn mit den Mitarbeitern? Ein Vorteil ist doch, dass man diese direkt am Erfolg beteiligen kann durch Ausgabe von Aktien. Dagegen ist ein Privatunternehmen eher eine intransparente Diktatur. Ich sehe eher Privatfirmen kritisch, denn das partizipieren am Gewinn ist nur wenigen möglich.

vor 8 Stunden von stagflation:

Man darf annehmen, dass das hinreichend gut funktioniert. Wenn es nicht funktionieren würde, würden Firmenbesitzer ihre Firmen nicht in AGs umwandeln - und dann gäbe es keine Aktien.

Du kannst das nur für die Vergangenheit ableiten. In der Gegenwart gibt es nicht mehr so viele tolle IPOs. Eher den SPAC Schrott und der Grund ist die mangelnde Bildung der Privatanleger. Auch GME zeigt die hirnlose Gier der Privatanleger (war short GME und habe Geld verloren).

vor 8 Stunden von stagflation:

Der Börsengang (IPO)

erkläre mal am Beispiel BioNTech wie böse der IPO war. Haben die Insider zu teuer verkauft? Wurde das Geld nicht sinnvoll angelegt? Welche Bank hätte Kredit gegeben ohne Sicherheit - was war die Alternative?

vor 8 Stunden von stagflation:

Im laufenden Geschäftsbetrieb

Du vergisst die maßlosen Gehälter und Boni und Spesen. Überprüfe deine These noch einmal nach Inkrafttreten des Verbotes zu Handeln, wenn man in Besitz von material non-oublic information ist. Davor waren Insidertrades sehr profitabel, danach nicht mehr so sehr.

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Cauchykriterium
vor 10 Stunden von stagflation:

Die eigentliche Antwort ist aber: sie existieren, weil Firmenbesitzer reich werden wollen.

Wer will das denn nicht? Und welche anderen Zwecke von Aktiengesellschaften fallen Dir ein?

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PapaPecunia
vor 10 Stunden von oktavian:

Du kannst das nur für die Vergangenheit ableiten. In der Gegenwart gibt es nicht mehr so viele tolle IPOs. Eher den SPAC Schrott und der Grund ist die mangelnde Bildung der Privatanleger. Auch GME zeigt die hirnlose Gier der Privatanleger (war short GME und habe Geld verloren).

Aber das spricht ja sogar für die Ausführungen von stagflation! Auch schrottige SPACs machen die Firmenbesitzer reicher, so lange auch der Schrott immer noch überteuert verkauft wird.

 

Und IPOs gab es ja die letzten Jahre genug. Schau dir mal an, wo z.B. Rivian (IPO 2021) heute steht.

 

Grundsätzlich geht nur bei einem kleinen Teil der IPOs die Rechnung für den Kleinanleger auf:

"However, we continue to find a significant underperformance of IPO firms in the smaller half, the smaller two tertiles, three quarters, four quintiles, and even in the smaller 90% of all stocks in our sample in both equal-weighted and valueweighted portfolios. Hence, a small number of very large and well-performing IPO firms is responsible for the absence of any underperformance in value-weighted portfolios." (https://www.alexandria.unisg.ch/250700/1/17_06_Schmid et al_Long-Term Performance of IPOs.pdf)

 

Für Business Angels geht wohl die Rechnung eher auf, insbesondere wenn man Tim Ferriss (https://angel.co/p/tim - Twitter, Meta, Uber, Shopify) heißt.

 

Für mich sind aus diesem Grund InsiderKÄUFE sowie das berühmte "skin in the game" des Vorstands wichtige Indikatoren. Verkäufe nicht zwingend, da auch Insider gezwungen sein können, zu ungünstigen Zeitpunkten zu verkaufen (z.B. wegen einer Scheidung). 

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oktavian
vor 2 Stunden von PapaPecunia:

Aber das spricht ja sogar für die Ausführungen von stagflation! Auch schrottige SPACs machen die Firmenbesitzer reicher, so lange auch der Schrott immer noch überteuert verkauft wird.

aber auch den SPAC-Sponsor. Diese Konstruktion ist ein Unding. Wie gesagt liegt es an der Bildung, denn sonst kauft es keiner mit eigenem Geld, außer man kriegt units zum redeemen. Natürlich steigert das den Preis der Firma und der Sponsor nimmt das Geld mit, wenn es auf der Straße liegt. Ich habe auch vereinzelt IPOs gekauft, das letzte mal Siemens Healthineers. Man muss sehr wählerisch sein.

Die Firmenbesitzer waren schon reich vor dem IPO. Sie werden nur noch reicher. Reich geworden mit dem IPO ist dann eher die Putzfrau von google oder sowas. :lol: Neben Geld sind Macht und Anerkennung auch eine Triebfeder für Unternehmer. Auf der anderen Seite will gar nicht jeder die Öffentlichkeit eines IPO und die Berichtspflichten. Dann muss man sich auch noch halbwegs an die Gesetze halten, weil man stärker beobachte wird. Und die Aktionäre kloppen sich um die Bratwürste auf der HV. Also wenn es nur einen Einzelunternehmer gibt und man nicht immer wieder frisches Kapital braucht, dann muss es kein IPO werden. IPO hat eben auch den Vorteil des Exits für VCs, Mitarbeiteraktien, Gründer, die aussteigen wollen etc. Sonst müssten die sich ja irgendwie auf einen "fairen" Preis einigen.

 

Musst nur Charlie Munger lesen. Natürlich sind incentives wichtig.

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reko
· bearbeitet von reko

 

Am 24.6.2022 um 02:06 von stagflation:

woher kommt das Geld?

Das Geld kommt in Form von Gewinnen von den Kunden der Firma. 

 

Am 24.6.2022 um 02:06 von stagflation:

An den Tiefständen verkaufen Privatanleger ihre Aktien an die Insider. Bei Höchstständen verkaufen Insider die Aktien an die Privatanleger.

Tatsächlich ist der Insiderhandel streng reguliert und im Volumen vernachlässigbar. Insider sind gar nicht so erfolgreich an der Börse. Wenn es anders wäre, bräuchte man sich nur an die veröffentlichungspflichtigen Trades der Insider hängen.

 

Am 24.6.2022 um 02:06 von stagflation:

Wenn nun alle Marktteilnehmer zu zufälligen Zeitpunkten kaufen und verkaufen würden, würde nicht viel passieren.

Dann gäbe es keine Firmenbewertung, das Kapital würde wie in einer Lotterie verteilt. Das Kapital würde in sehr viele unsinnige Projekte investiert und alle würden verlieren. Es muß einen finanziellen Anreiz geben die Zukunftsaussichten einer Firma richtig zu bewerten und das Kapital an die richtigen Stellen in der Wirtschaft zu lenken. Um das zu beurteilen braucht man nicht nur Firmen internes Wissen sondern den gesamten Blick auf die Wirtschaft und gesellschaftliche Entwicklungen. Noch früher als die Insider wissen die Käufer vom zukünftigen Bedarf. Die Insider geben auch nur Schätzungen ab, investieren in Fabriken und der Erfolg ist dann auch für die Insider erst nach 5+ Jahren zu sehen.

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oktavian
vor 3 Stunden von reko:

Das Geld kommt in Form von Gewinnen von den Kunden der Firma. 

ich habe mich damit eingehend beschäftigt. Wie bestimmst du wie viel Geld von den Kunden, den Mitarbeitern, der Umwelt, etc. jeweils kommt? Nimmst du an die gezahlten Preise sind fair und legal (z.B. 0,00€ für Verschmutzung der Umwelt) oder Arbeitsbedingungen für Subunternehmer?

 

Wenn wertvolle Patente entstehen und die Firma einen Schnapper bei der Bezahlung des erfolgreichen Forschers inkl. Laborkosten gemacht hat: wieso kommt das Geld dann von den Kunden? Kann ja sogar sein, dass die Kunden unter Marktpreis bezahlen, weil der Staat gesetzlich den Medikamentenpreis nachträglich absenkt. Dann würde der Kunde sogar unterbezahlen.

 

Beim Insiderhandel stimme ich dir zu. Das ist das Ergebnis der von mir gelesenen Studien. Ausnahmen gelten sicher in manchen EM Märkten. Bei Insidern denke ich auch irgendwie an Schlecker: Auch der Ober-Insider kann sich verschätzen, auch wenn die nicht an der Börse waren.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 2 Stunden von oktavian:

Wie bestimmst du wie viel Geld von den Kunden, den Mitarbeitern, der Umwelt, etc. jeweils kommt?

Das Geld kommt letztlich fast immer von Kunden, ob genügend Geld kommt oder ob ausreichend ausgegeben wird oder die verkauften Produkte gesellschaftlich sinnvoll sind ist eine andere Diskussion. Das kann man im Rahmen einer Unternehmensbewertung diskutieren. Wenn das Passiv-Narrativ stimmen soll, dann müssen Firmen aber überwiegend eine positive Wertschöpfung haben. Mein Punkt war, dass das Geld aus IPOs (das nicht aus Passivinvestments stammen kann) eine Anschub/Vorfinanzierung aber nicht die wesentliche Kapitalquelle der Wirtschaft ist. Passiv investiertes Geld fließt nicht in die Unternehmen sondern an frühere (aktive) Investoren.

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oktavian
vor einer Stunde von reko:

Passiv investiertes Geld fließt nicht in die Unternehmen sondern an frühere (aktive) Investoren.

weil die passiven Investoren primär am Sekundärmarkt unterwegs sind. Aber müsste der passive Investor nicht auch an rights offering mit Bezugsrechten partizipieren, um seinen free-float Anteil konstant zu halten?

Stimme dir sonst generell zu. Interne cash flows sind eine wesentliche Finanzierungsquelle und ermöglichen auch Framdkapitalaufnahme. Sie sind also sogar beleihbar, wenn sie in die Zukunft prognostiziert werden.

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Tropentraum

Danke @stagflation, dass Du Dir soviel Mühe gegeben hast, das Thema anfängergerecht zu erklären! Das hast Du super gemacht! :thumbsup: Für mich ist es auf jeden Fall verständlich, und ich habe etwas dazugelernt. Auch wenn es deprimierend ist, der kleinste Fisch am Anfang der Nahrungskette zu sein ... Oder Plankton.

Ansonsten würde ich mir ein Verzeichnis der gängigen Abkürzungen hier echt wünschen. Die ganzen Insider-Abkürzungen empfinde ich als das Verwirrendste an diesem Forum. 

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Herr H.

Werter Herr Stagflation,

 

in Ihrer Betrachtung vermisse ich die Gruppe der Börsenhandelsteilnehmer, die nicht frei über ihre Transaktionen entscheiden können, z. B. Kapitalverwalter, die einen Index nachzubilden, auf Einstufungsagenturen zu hören, Einzelwerte unter einem bestimmten Prozentsatz zu halten, sich auf bestimmte Arten von Unternehmen zu beschränken oder sonstwas zu befolgen haben, auch wenn sie dies aufgrund etwaigen Innenseiterwissens als falsch einschätzen. Wie hoch ist der Anteil der weisungsgebundenen Handelsteilnehmer? Wenn er ausreichend hoch ist, sollten doch im Prinzip "freie" Privatanleger von ihrer Existenz profitieren können? 

 

Mit freundlichem Gruß

H.

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Maury

@Herr H. Das sind gute Fragen, aber sollten solche Marktanomalitäten nicht durch Hedge-Fonds (die ja gerade als besonders wenig reguliert gelten) wegarbitriert werden können? Dann wären die einerseits nicht mehr für Privatleute systematisch ausnutzbar und andererseits wäre der Markt auch weiterhin effizient (so die super Anlageklasse mit Überperformance sind die Hedge-Fonds ja auch nicht)?

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