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Sapine

Insiderhandel: Wie ETFs für illegale Deals eingesetzt werden

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Sapine
Zitat

Händler mit Kenntnissen über bevorstehende Fusionen und Übernahmen nutzen laut einer Studie neuerdings börsengehandelte Fonds, um ihre Geschäfte zu verschleiern.

Zitat

lza Eglīte und Dans Štaermans von der Stockholm School of Economics in Riga sowie Vinay Patel und Tālis Putniņša von der University of Technology Sydney fanden bei einer Langzeitbetrachtung amerikanischer ETFs heraus: Händler, die über Insiderinformationen zu bevorstehenden Fusionen und Übernahmen verfügten, nutzten offenbar ETFs, um ein Insiderhandelsvolumen von 2,75 Milliarden US-Dollar (2,6 Milliarden Euro) zu verschleiern. 

Wirtschaftswoche

 

Am stärksten betroffen waren iShares Expanded Tech-Software Sector ETF, der Vanguard Industrials ETF und der Vanguard Health Care ETF. Untersucht wurden nur US-ETFs bislang. 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Danke für den Hinweis! Das ist sehr interessant! Bisher hatte ich noch nichts davon gehört.

 

Hier gibt es das Paper: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4343579

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gruber

Ich hatte mir auch das Original Paper rausgesucht (https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4343579)

Ich habe es wegen der Uhrzeit nur noch überflogen. Es scheint sich um einen rein statistischen Ansatz zu handeln, konkrete Beispiele haben ich jedenfalls keine gesehen.

 

Für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie man hier vernünftig/zuverlässig Geld verdienen können soll.

Die größten Holdings haben in den genannten ETF zwischen 8% und 3%, die restlichen Unternehmen liegen also teilweise deutlich drunter.

Nehmen wir an, einer von diesen 3% ist das Ziel des Insider-Trades. Wenn sich der Kurs der zugrunde liegenden Aktie verdoppeln würde, steigt der Kurs des ETF ebenfalls um 3%. Das alles unter der (unrealistischen) Voraussetzung, dass sich die Kurse der restlichen Unternehmen im ETF nicht verändern.

Für 1 Mio Einsatz kriege ich dann 30.000 € raus. Alternativ kaufe ich mir für 15.000 € die Aktie um auf das gleiche Ergebnis zu kommen...

 

Bin ich zu doof für Insider-Handel oder nur zu müde zum richtigen Prozentrechnen?

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Barqu
11 minutes ago, gruber said:

Bin ich zu doof für Insider-Handel oder nur zu müde zum richtigen Prozentrechnen?

Insiderhandel, der auffliegt, fuehrt zu hohen Strafen. Deine Alternative ist daher vielen zu heiss. Statt mit der Taube auf dem Dach, begnuegen sich ggf. einige mit dem Spatz in der Hand. Bei hohen Summen, evtl. noch kreditfinanziert, kommt auch so ein netter Betrag in kurzer Zeit zusammen. V. a. dann, wenn sich viele Gelegenheiten ergeben.

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etherial
vor 5 Stunden von gruber:

Bin ich zu doof für Insider-Handel oder nur zu müde zum richtigen Prozentrechnen?

Ich vermute mal, dass der Handel so verläuft, dass man große Positionen eines engen ETF kauft und dann mit Optionen oder Futures mit den übrigen Positionen Short geht. Das ist zwar teurer, ist aber sehr schwer nachzuvollziehen. Dazu müsste man den ganzen Handel mit dem ETF prüfen und weiterhin gegenprüfen ob gleichzeitig bestimmte Teile des ETF short verkauft wurden.

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oktavian

Ist das denn legal oder werden die ETFs einfach nicht geprüft?

vor 3 Stunden von etherial:

Ich vermute mal, dass der Handel so verläuft, dass man große Positionen eines engen ETF kauft und dann mit Optionen oder Futures mit den übrigen Positionen Short geht. Das ist zwar teurer, ist aber sehr schwer nachzuvollziehen.

Die ETFs selbst bieten teils eine Optionskette mit niedriger implied volatility an. Denke das lohnt dann mehr, wenn man genau das Datum der Presseerklärung kennt.

vor 8 Stunden von gruber:

Die größten Holdings haben in den genannten ETF zwischen 8% und 3%, die restlichen Unternehmen liegen also teilweise deutlich drunter.

wobei M&A auch den Kurs vergleichbarer Übernahmekandidaten ansteigen lassen kann. Also gibt es hier auch einen indirekten Effekt.

 

Gute Geschäftszahlen würden auch Aufschluss über den Zustand der Branche geben, was dann auch mehr Kurssteigerung des ETFs bringt. Wobei in dem paper keine regulären Quartalszahlen untersucht wurden. Insidertrading ist da schwer nachzuweisen, weil ohnehin verstärkt um den Termin herum gehandelt wird.

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Sapine
vor 2 Minuten von oktavian:

Ist das denn legal oder werden die ETFs einfach nicht geprüft?

Es ist nicht legal, das Problem ist der Nachweis. In dem Artikel wird angenommen, dass in Deutschland nur deswegen keine Fälle bekannt sind, weil die Bafin nicht gründlich in der Richtung untersucht. 

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oktavian
vor 5 Minuten von Sapine:

In dem Artikel wird angenommen, dass in Deutschland nur deswegen keine Fälle bekannt sind, weil die Bafin nicht gründlich in der Richtung untersucht. 

wobei die ETF Käufe doch auch etwas auf die Aktien durchschlagen dürften, wenn die Arbitrageure die Aktien kaufen um mehr ETF-Anteile zu kreieren, welche dann an die Insider verkauft werden. Von der Bafin darf man auch nichts erwarten, denn dann wird man nur enttäuscht :lol:

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Sapine

Der Kauf von Einzelaktien ist deutlich marktenger als der von ETFs. Daher ziehen die Kurse der Aktie auf die man abzielt beim Direktkauf schnell an (abgesehen von der leichteren Nachvollziehbarkeit). Der Effekt ist beim Kauf von ETFs deutlich kleiner. D.h. man bekommt die Aktie(n) mit dem Gewinnpotential billiger. 

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Ramstein
vor 17 Minuten von Sapine:

Der Kauf von Einzelaktien ist deutlich marktenger als der von ETFs. Daher ziehen die Kurse der Aktie auf die man abzielt beim Direktkauf schnell an (abgesehen von der leichteren Nachvollziehbarkeit). Der Effekt ist beim Kauf von ETFs deutlich kleiner. D.h. man bekommt die Aktie(n) mit dem Gewinnpotential billiger. 

Das ist m. E. eine etwas steile These. Hast du dafür irgendein Paper, wo das untersucht wurde?

Erste Frage ist, wieviel Prozent der Aktien in ETFs gehalten sind. Darauf aufbauend ist zu prüfen, wieviel Prozent des ETF-Volumens in der infrage kommenden Aktie investiert ist. Das ist nämlich ein Hebel, der gegen den Spekulanten wirkt. Also: muss man das 50-fache Geld aufwenden, um über den ETF eine Aktie zu kaufen, so könnte man vermutlich besser die Aktie direkt oder über ein Derivat erwerben. 

Weitere Frage: dürfen/können ETFs bereits kurz vor dem Wirksamwerden der Index-Änderung sich über Derivate gegen Preissprünge absichern?

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Pirx

@Ramstein:

Falls es keine rhetorische Frage war, fällt wir kein vernünftiger Grund ein, warum ETFs / Fonds allgemein keine Derivate zur Absicherung einsetzen könnten oder sollten. Scheint eher gängige Praxis zu sein, wenn man sich Prospekte mal tatsächlich durchliest (bzw. sich diese Option zumindest offen zu halten).

 

@Sapine:

Wie sollte die Bafin hier denn den Nachweis der Marktmanipulation führen? (Namens-)Aktien sind hier für den Insider viel gefährlicher, da erheblich transparenter. Den Kauf eines Fonds über einen ausländischen Broker bekommt die Bafin nicht mit. Der Spitzbube, der Insiderhandel betreibt, wird sein Depot in Singapur sicher nicht bei der Bafin offenbaren.

Die These zur Marktenge von Aktien ist so pauschaliert mMn nicht zutreffend und gilt vielleicht für wenig liquide Aktien. Die ETFs / Fonds die für derartige Manipulationen in Frage kommen, werden kein A1JX52 & Co. sein und sind somit vermutlich ähnlich illiquide. Müsste man aber im Einzelfall betrachten (unter Berücksichtigung des Volumens, des Zeitraums für den Handel, den Börsenplatz usw.)

 

zum Thema als solches:

Ich denke, dass hier Mode- und Themen-ETFs-/Fonds, in denen einzelne Unternehmen hohe ein- oder gar zweistellige Prozentanteile aufweisen, erheblich anfälliger sind als ETFs, in denen ein Unternehmen nur 1-3% o.Ä. ausmacht. Ich habe das Thema nie wirklich vefolgt, aber ich meine mich zu erinneren, dass früher in Cannabis-Themen-Fonds ein halbes Dutzend Firmen die Hälfte des "Index" ausgemacht haben.

 

LG, Pirx

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Sapine

Ich habe mich auf den Inhalt des Artikels in der WirtschaftsWoche bezogen, der davon ausgeht, dass ähnliche Manipulationen möglicherweise auch mit in Deutschland zugelassenen ETFs bereits jetzt vorgenommen werden. Natürlich ist das schwer nachvollziehbar im Sinne von justiziabel und die Globalisierung am Finanzmarkt macht es nicht einfacher. Aber zunächst sollte doch jede Finanzaufsicht in ihrem Bereich schauen, ob es Verdachtsmomente gibt die weiteres Handeln erfordern. Das setzt voraus, dass es jemand (Bafin?) untersucht und das scheint bislang nicht stattzufinden. 

 

Ansonsten stimme ich dir zu, dass spezialisierte Nischenfonds deutlich leichter für solche Manipulationen verwendet werden könnten. 

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Pirx

Das ETF-Domizil spielt m.E. hierbei keine Rolle, da nahezu alle ETFs / Fonds in mehr als einem Land gehandelt werden dürften.

Ohne unhöflich sein zu wollen, möchte ich meine Frage nochmal wiederholen und dabei präzisieren:

Wonach genau soll die Bafin schauen und wie soll sie einen Verdacht begründen bzw. den Nachweis führen? Solange es keinen komplett gläsernen Anleger / Finanzmarkt gibt, ist die Forderung mangels Umsetzbarkeit utopisch. Zugleich gilt es auf gesellschaftlicher Ebene zu berücksichtigen, welchen Preis (Aufwand durch Behörden, Verzicht auf Freiheiten wie Bankgeheimnis etc.) man zahlen möchte, um wirklich jedes potentielle Schlupfloch zu stopfen. Zumal der Umweg über ETFs/Fonds, obgleich des geringeren Risikos bezüglich Strafverfolgung, auch ein deutlich höheres Risiko des Verspekulierens beinhalten dürfte.

Falls ich mich irre, freue ich mich über Erläuterung :).

 

LG, Pirx

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Sapine

Es geht doch überhaupt nicht um das Domizil und auch nicht in erster Linie darum, Straftaten gegen Insiderhandel aufzudecken. Das wird bei Verwendung von ETFs sehr schwer werden. 

 

Zu den Aufgaben der Bafin siehe hier

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chirlu
vor 8 Stunden von Sapine:

Aber zunächst sollte doch jede Finanzaufsicht in ihrem Bereich schauen, ob es Verdachtsmomente gibt die weiteres Handeln erfordern. Das setzt voraus, dass es jemand (Bafin?) untersucht und das scheint bislang nicht stattzufinden.

 

Die BaFin prüft „schon immer“ auffällige Kursbewegungen, insbesondere solche, die kurz vor der Bekanntgabe (durch Ad-hoc-Meldung) von Insiderinformationen stattgefunden haben.

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