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Sonnenschein412

Finanzstärke als Kriterium bei PKV Auswahl

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Sonnenschein412

Moin,

 

ich habe eine etwas provokante Frage. Warum spielt die Finanzstärke des KV-Unternehmens bei der Auswahl einer PKV eine Rolle. Zum Beispiel die Beratungsagentur Morgen & Morgen veröffentlicht auch regelmäßig ein Finanzstärke Rating. Und auch bei Maklern steht regelmäßig, dass man dies als Schutz vor Beitragssteigerungen berücksichtigen soll - so schreibt ein Makler bspw.: "Finanziell solide Versicherungsunternehmen sind besser in der Lage, unvorhergesehene Kostenentwicklungen abzufangen und Auswirkungen auf die Beiträge zu minimieren."

 

Ich blende den Insolvenzfall jetzt einmal aus und würde nur auf den Schutz vor Beitragssteigerungen eingehen: Nach § 203 Abs. 2 Satz 1 VVG ist der Versicherer bei einer [...] Veränderung einer für die Prämienkalkulation maßgeblichen Rechnungsgrundlage berechtigt, die Prämie entsprechend den berichtigten Rechnungsgrundlagen [...] neu festzusetzen, sofern ein unabhängiger Treuhänder die technischen Berechnungsgrundlagen überprüft und der Prämienanpassung zugestimmt hat".

 

Dementsprechend brauche ich also eine Änderung der Rechnungsgrundlagen (z.B. Kosten medizinischer Behandlung, Lebenserwartung etc.) und dann darf der Versicherer (nach Zustimmung des Treuhänders) den Beitrag erhöhen. Das ist doch aber erstmal unabhänigg davon, wie gut die Versicherung wirtschaftet. In dem Morgen & Morgen Rating wird auf die Nettoverzinsung, die Eigenkapitalquote, die Quote der Rückstellungen etc. abgestellt. Doch meiner Ansicht nach führt dies doch zu keiner größeren Beitragsstabilität. Denn die Versicherung kann zwar auf ihren Konten unmengen an Eigenkapital haben, gleichwohl führt der medizinische Fortschritt trotz dessen zu Beitragserhöhungen.

 

Wo liegt mein Denkfehler?

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chirlu

Zusätzliche Einnahmen durch eine erfolgreiche Kapitalanlage kommen den Versicherten zugute und führen in der Tendenz zu niedrigeren Beiträgen als bei einem Versicherer, der weniger erwirtschaftet.

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stagflation

Die Bildung von Rückstellungen und deren verzinsliche Anlage auf den Kapitalmärkten ist eine wesentliche Komponente einer PKV-Versicherung. Ich zeige gerne folgendes Diagramm, dem man entnehmen kann, dass in jungen Jahren fast die Hälfte des Beitrags in die Rückstellung fließt. Die Höhe der Rückstellung kann im Alter 65 durchaus 6-stellig werden. Es geht also um hohe Beträge, für die auch entsprechend hohe Zinsen und Zinseszinsen erwirtschaftet werden können (und sollten).

 

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(Quelle: A. Lenckner, PDF-Datei "Einführung", Seite 31, https://www.mathematik.uni-muenchen.de/~lenckner/lehre.php)

 

Für einen Versicherten ist es deshalb gut, wenn sich die Versicherung Mühe gibt und das Geld in der Rückstellung so anlegt, dass es bei noch erträglichem Risiko möglichst hohe Zinsen erwirtschaftet.

 

Deshalb ist es sicherlich sinnvoll, bei einem Vergleich der PKV Versicherungen auch zu berücksichtigen, wie sie das Geld der Versicherten anlegen. Welche Kennzahlen man dafür verwendet, ist schon nicht mehr so klar. Die Verzinsung der Rückstellungen ist sicherlich relevant. Ob und inwieweit die Eigenkapitalquote eine Bedeutung hat, müsste man sich näher ansehen.

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Cauchykriterium
vor 20 Stunden von stagflation:

Deshalb ist es sicherlich sinnvoll, bei einem Vergleich der PKV Versicherungen auch zu berücksichtigen, wie sie das Geld der Versicherten anlegen. Welche Kennzahlen man dafür verwendet, ist schon nicht mehr so klar.

Versicherer legen ihre erzielten Renditen in der Kapitalanlage typischerweise offen. Man will ja zeigen, was man hat ... äh ... kann. Problematisch dabei ist, dass man für Zusatzinformation wie einmalige Effekte durch das Heben stiller Reserven o. ä. viel lesen müsste. Spannender sind aber die Solvabilitätskennzahlen, die in jedem Aufsichtsregime etwas anders, aber doch verlässlich sagen, wie Versicherer bei gewissen schockartigen Veränderungen, z. B. einer Pandemie oder einem Zinsschock, aufgestellt sind. Solche Ereignisse kosten natürlich je nach Bestandscharakteristika mal mehr, mal weniger viel Geld. Letztlich führt eine gehobene Ausstattung mit Eigenkapital aber zumindest zu einer erhöhten Chance, dass die eingeganenen Verpflichtungen dauerhaft erfüllbar sind, was sich aus solchen Zahlen ablesen lässt.

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