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Der_Patrizier2

Dispositionseffekt bei (breit getreuten) Fonds

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Der_Patrizier2

Hallo.

Ich hätte eine Verständnisfrage zum Thema Dispositionseffekt. Der wird in den Beispielen und Erklärungen, die ich gelesen habe, zumeist auf Einzelaktien bezogen und ist da auch verständlich. Meine Frage ist, ob dieser Effekt bzw. die Strategien zu seiner Vermeidung auch bei den besonders breit gestreuten Fonds wie FTSE AW oder MSCI ACWI usw. gelten. Meiner Meinung nach hat die Empfehlung, zur Vermeidung des Dispo-Effekts Verlierer konsequent zu verkaufen und Gewinner zu halten, umso weniger Sinn, je breiter der Fonds gestreut ist. Was sollte man denn anstelle des "Verlierers" kaufen, wenn der Fonds einen Großteil des Markts abbildet und es nunmal allgemein grade  bergab geht? Da hilft doch - zumal bei einer langfristigen Anlage - nur aussitzen, oder? Bzw. anders gesagt wäre es (nat. basierend auf der Erfahrung der Vergangenheit, weil die Zukunft ja keiner kennt) nachteilig, gut diversifizierte Fonds gleich abzustoßen, nur weil  ihnen mal ein paar Wochen oder Monate die Puste ausgeht. Bitte korrigiert mich, wenn ich da falsch liege, denn das ist ja eine recht grundlegende Strategieüberlegung.

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Sapine

Gewinne mitnehmen und Verluste laufen lassen. Ich wüsste keinen Grund warum Anleger diesen Fehler bei ETFs nicht machen sollten. Solange man in unterschiedliche Assets investiert, kann es passieren. Das Problem ist, dass man sich den Gewinn sichern will und vermeidet Verluste zu realisieren, weil man sie sich dann ja zugeben müsste.

 

Es gibt genügend ETF Anleger, die beispielsweise den MSCI World verkaufen und verlustbringende ETFs wie irgendwelche Mode-ETFs zu behalten. Natürlich widerspricht das einer passiven Anlagestrategie, aber das menschliche Hirn ist nicht ganz so leicht auszuschalten wie man das gerne hätte. 

 

Gewinne realisieren = Selbstbelohnung also machen

Verluste realisieren = schlecht fürs Ego also besser vermeiden

 

Gegenläufig zu handeln erfordert eine bewusste Entscheidung und tut manchmal weh. 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 35 Minuten von Der_Patrizier2:

Der wird in den Beispielen und Erklärungen, die ich gelesen habe, zumeist auf Einzelaktien bezogen und ist da auch verständlich. Meine Frage ist, ob dieser Effekt bzw. die Strategien zu seiner Vermeidung auch bei den besonders breit gestreuten Fonds wie FTSE AW oder MSCI ACWI usw. gelten. Meiner Meinung nach hat die Empfehlung, zur Vermeidung des Dispo-Effekts Verlierer konsequent zu verkaufen und Gewinner zu halten, umso weniger Sinn, je breiter der Fonds gestreut ist.

 

Es kommt weniger auf "Einzelaktien versus breit diversifizierte Aktien-ETFs" an, als vielmehr auf die Anlagestrategie.

 

Wenn man glaubt, mit Market Timing erfolgreich sein zu können und den Markt schlagen zu können, dann wird man vom Dispositionseffekt betroffen sein - ganz egal, ob man mit Einzelaktien oder mit breit diversifizierten ETFs handelt. Allerdings handeln diese Anleger eher mit Aktien, als mit breit diversifizierten ETFs. Die mögliche Rendite bei Einzelaktien ist höher.

 

Wenn man hingegen an die EMH glaubt und nach Buy&Hold anlegt, dann investiert man in breit diversifizierte Aktien-ETFs - und lässt sie 20 Jahre lang liegen. Dann freut man sich über die ca. 8% Rendite p.a. Wenn man so anlegt, ist man mehr oder weniger immun gegen den Dispositionseffekt. Allerdings werden Anleger, die nach dieser Methode anlegen, eher nicht in Einzelaktien investieren.

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Synthomesc
vor 2 Stunden von Der_Patrizier2:

Meine Frage ist, ob dieser Effekt bzw. die Strategien zu seiner Vermeidung auch bei den besonders breit gestreuten Fonds wie FTSE AW oder MSCI ACWI usw. gelten.

Natürlich nicht, darum investiert man ja in dieses Produkt!
 

 

vor 2 Stunden von Der_Patrizier2:

Bitte korrigiert mich, wenn ich da falsch liege, denn das ist ja eine recht grundlegende Strategieüberlegung.

Wo bist du den genau investiert?
Ich ahne böses, alleine schon bezüglich deiner Fragestellung...

Aber zum Thema Dispositionseffekt, dir ist schon bewusst das Verluste dabei mental mehr bewirken als Gewinne?
Wenn Ja, dann sollte der Fehler diesbezüglich auch bekannt sein, zumindest hoffe ich das ;)

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qwertzui
vor 12 Stunden von Der_Patrizier2:

die Strategien zu seiner Vermeidung auch bei den besonders breit gestreuten Fonds wie FTSE AW oder MSCI ACWI usw. gelten

Bei einem so breit gestreuten ETF brauchst du gar keine Vermeidungsstrategie, weil du die Position sinnvollerweise nie abstößt, bzw. nur zum Verbrauch, aber nicht weil es woanders mehr Rendite zu holen gibt. Der größte Vorteil am Indexfonds ist meiner Meinung nach gerade, dass die Verliererpositionen irgendwann verschwinden und die Gewinne laufen gelassen werden. Du trickst also mit einem B&H im Indexfonds den Dispositionseffekt gekonnt aus und das auch noch steuereffizient. Da muss man mit Einzelaktien schon ein deutliches Alpha erzielen, um das zu schlagen. 

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Mvp
vor 20 Minuten von qwertzui:

Du trickst also mit einem B&H im Indexfonds den Dispositionseffekt gekonnt aus und das auch noch steuereffizient

:thumbsup:

 

Den Effekt auf Einzelpositionen umgehst du damit bereits, aber wie Sapine sagt kann es immer noch dazu kommen zwischen verschiedenen Fonds/ETF oder Assetklassen. 

 

vor 12 Stunden von Der_Patrizier2:

Empfehlung, zur Vermeidung des Dispo-Effekts Verlierer konsequent zu verkaufen und Gewinner zu halten

das darf nie eine systematische Handlungsempfehlung sein!!!! 

Man muss sich vielmehr des psychlogischen Effekts bewusst sein und versuchen ihn auszublenden und dann das eigene Rational dahinter zu bringen. 

Sich also zu fragen: Halte ich noch, weil ich wirklich an die Erholung glaube (z.b. des ganzen Marktes über MSCI World) oder weil ich mir den Verlust nicht eingestehen will (z.B. Zock mit einer Pleitegesellschaft)

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qwertzui
vor 2 Stunden von Mvp:

Den Effekt auf Einzelpositionen umgehst du damit bereits, aber wie Sapine sagt kann es immer noch dazu kommen zwischen verschiedenen Fonds/ETF oder Assetklassen. 

Man kann seinen Vermögensaufbau immer irgendwie ausbremsen ;). Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass man bei Einzelaktien nur sehr schwer objektiv einschätzen kann, ob sich ein Halten lohnt oder nicht. Bei aktiven Fonds ist es noch schwieriger aber bei Indexfonds weiß jeder, dass ein ständiger Strategiewechsel (z. B. gezielte Übergewichtungen oder Faktoren ja/nein) vermögensschädlich ist. Von daher gebe ich dir Recht, dem Dispositionseffekt kann man mit jedem Anlageprodukt erliegen, es ist nur mit Indexfonds deutlich schwieriger. 

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Der_Patrizier2

 

Am 2.11.2023 um 22:56 von AugetValorem:

Wo bist du den genau investiert?
Ich ahne böses, alleine schon bezüglich deiner Fragestellung...

Wie gesagt: die Frage hab ich mir bei der Lektüre gestellt - derzeit bin ich außer in einem Geldmarkt-ETF noch nirgends investiert. Mir ist schon klar, dass die Verluste mental gewichtiger wirken als die Gewinne, aber mir geht es um etwas anderes: bei einer langfristigen Anlagestrategie in breit diversifizierte ETF wäre m.M. nach die zur Vermeidung des Dispo-Effekts häufig ausgesprochene Empfehlung, sich von Verlierern zügig zu trennen und Gewinner zu halten, kontraproduktiv.

Insofern bestätigt

Am 2.11.2023 um 21:12 von stagflation:

 

Wenn man hingegen an die EMH glaubt und nach Buy&Hold anlegt, dann investiert man in breit diversifizierte Aktien-ETFs - und lässt sie 20 Jahre lang liegen. Dann freut man sich über die ca. 8% Rendite p.a. Wenn man so anlegt, ist man mehr oder weniger immun gegen den Dispositionseffekt. Allerdings werden Anleger, die nach dieser Methode anlegen, eher nicht in Einzelaktien investieren.

genau meine Vermutung.

Am 3.11.2023 um 09:25 von Mvp:

Sich also zu fragen: Halte ich noch, weil ich wirklich an die Erholung glaube (z.b. des ganzen Marktes über MSCI World) oder weil ich mir den Verlust nicht eingestehen will (z.B. Zock mit einer Pleitegesellschaft)

 

Am 3.11.2023 um 11:40 von qwertzui:

Von daher gebe ich dir Recht, dem Dispositionseffekt kann man mit jedem Anlageprodukt erliegen, es ist nur mit Indexfonds deutlich schwieriger.

Die beiden Statements fassen es ganz zusammen, finde ich. Danke, dann sehe ich das als geklärt an.:thumbsup:

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Sapine
vor einer Stunde von Der_Patrizier2:

derzeit bin ich außer in einem Geldmarkt-ETF noch nirgends investiert.

Möglicherweise zeigt das genau den Effekt, den du eigentlich nicht haben willst. Solange du in Geldmarkt-ETFs investiert bist, vermeidest du (nominale) Verluste. Allerdings vermeidest du auch Gewinne, d.h. du hast erst gar nicht investiert. Tatsächlich machst du mit Geldmarktpapieren real einen Verlust. Vielleicht hilft es dir, dich mit dem Aspekt auseinanderzusetzen. Es ist gut, dass du dich mit dem Thema beschäftigst. Versuche die für dich wichtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

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