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zubi

Modell einfacher Wirtschaftskreislauf

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zubi

Hallo zusammen, 

beim Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufes beschäftigt mich folgende Frage: 

 

Von den privaten Haushalten fließt der Güterstrom "Arbeit, Boden, Kapital" an die Unternehmen. Was konkret ist in diesem Fall mit "Kapital" gemeint?

 

Meine Gedanken dazu: Kapital ist in der VWL definiert als produzierte Produktionsgüter und nicht (wie landläufig gebraucht) als Geld bzw. Geldkapital - könnte in diesem Modell auch gar nicht gemeint sein, da es sich sonst ja nicht um einen Güter- sondern einen Geldstrom handeln würde. Allerdings beziehen Unternehmen ihre Produktionsgüter ja von anderen Unternehmen und nicht von privaten Haushalten. Soll dies also nur die Idee ausdrücken, dass sich in unserem marktwirtschaftlichem System (nahezu) alle Produktionsfaktoren in privater Hand befinden?

 

Vielen Dank schon einmal und viele Grüße

Marcel

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odensee
· bearbeitet von odensee

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Die Wirklichkeit ist oft viel zu kompliziert, um sie zu begreifen. Deshalb arbeiten Wissenschaftler mit Modellen, die mehr oder weniger starke Vereinfachungen der Wirklichkeit sind. Die Herausforderung ist, Modelle zu finden, die auf der einen Seite einfach sind, auf der anderen Seite aber die Wirklichkeit gut genug abbilden, so dass man etwas über sie lernen kann.

 

Das "Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufes" ist ein sehr starke Vereinfachung, die nicht viel mit der Realität zu tun hat. Das Modell zeigt aber die beiden gegenläufigen Kreisläufe - und das ist schon mal viel wert! Vor allem aber dient das Modell als Einstieg für komplexere Modelle wie den "erweiterten Wirtschaftskreislauf" oder den "Vollständiger Wirtschaftskreislauf". Diese bilden die Wirklichkeit besser ab, sind aber komplizierter.

 

image.png.9c34c141d1ce0f2233431d6174d16e2e.png

(Quelle: Wikipedia)

 

Wenn Du das Modell des "einfachen Wirtschaftskreislaufs" verstehen willst, solltest Du nicht zu viel überlegen, was es mit unserer Welt zu tun hat. Starte besser mit den Voraussetzungen des Modells. Es gibt..

  1. Haushalte. Sie benötigen Güter und Dienste. Sie bieten an: Arbeitskraft gegen Lohn - und Boden (Rohstoffe) und Kapital (Gebäude, Maschinen und Werkzeuge) gegen Zins.
  2. Unternehmen. Sie produzieren Güter und Dienste. Sie benötigen dafür Arbeitskraft, Kapital und Boden. Die Güter und Dienste verkaufen sie an die Haushalte. Vom Erlös zahlen sie Löhne und Zinsen.

Weil beide Seiten (Haushalte und Unternehmen) sowohl etwas brauchen, als auch etwas anbieten können, kann gehandelt werden. Es entstehen die beiden gegenläufigen Kreisläufe: der Güterkreislauf und der Geldkreislauf.

 

Das ist eine wesentliche und wichtige Erkenntnis. Viel mehr kann man aus dem Modell auch nicht lernen. Weiter geht es mit dem "erweiterten Wirtschaftskreislauf". In diesem weitere Elemente hinzugefügt - und es kommt unserer Wirtschaftswelt schon näher.

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zubi

Vielen Dank für Deine Antwort. Leider hilft mir das nicht bei dem Grundproblem: Haushalte stellen Unternehmen keine Maschinen oder sonstigen Produktionsgüter gegen Zins zur Verfügung. Sonst wären die Haushalte ja selbst wieder Unternehmer...

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chirlu
vor 1 Minute von zubi:

Haushalte stellen Unternehmen keine Maschinen oder sonstigen Produktionsgüter gegen Zins zur Verfügung.

 

Nicht? Wer packt denn Geld auf Bankkonten oder kauft Anleihen?

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zubi

Das mit den Bankkonten verstehe ich leider nicht ganz? Kannst Du mir das bitte erklären?

 

Private Haushalte können Anleihen kaufen, das verstehe ich. Da es sich um ein volkswirtschaftliches Modell handelt und Kapital hier somit "produzierte Produktionsgüter" bedeuten müsste, wäre ein Kauf von Anleihen hier aber eben kein Kapital im volkswirtschaftlichen Sinne (zumal es sich bei einem Kauf um einen Geldstrom und nicht um einen Güterstrom handelte. Es sei denn, in diesem Modell bedeutet meint Kapital auch das Geldkapital als Vorstufe des eigentlichen Kapitals, sprich, das Geld, das in Unternehmensanleihen fließt, wird in jedem Fall in Maschinen, Werkzeuge und ähnliches investiert werden und somit in Kapital umgewandelt. Wolltest Du das damit sagen?

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chirlu

Es ist eben ein maximal vereinfachtes Modell. Gegebenenfalls musst du dir tatsächlich vorstellen, dass ein Haushalt meinetwegen eine Drehbank hat, die er einem Unternehmen zur Verfügung stellt (statt Geld, mit dem das Unternehmen sich die Drehbank selbst kauft). Dafür bekommt der Haushalt eine Entlohnung, also eine Miete/Pacht.

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zubi

Ok, also maximal vereinfachen, auch wenn das nicht der Realität entspricht. So kann ich zumindest das Modell erklären. Habe wohl einfach zu kompliziert gedacht. Besten Dank für die Hilfe!

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

@zubi: ich glaube, Dein Verständnisproblem ist, dass Du noch nicht verstanden hast, was ein Modell ist. Keine Sorge - viele hier wissen das nicht.

 

Ein Modell ist ein Phantasiegebilde. Man trifft Annahmen. Diese können der Wirklichkeit entsprechen - oder auch nicht.

 

Im Modell "einfachen Wirtschaftskreislauf" nimmt man an, dass die Haushalte Boden (Rohstoffe) und Kapital (Gebäude, Maschinen und Werkzeuge) anbieten. Es ist völlig egal, ob das in der Wirklichkeit auch so ist.

 

Dann schaut man sich an, welche Vorhersagen ein Modell macht. Das Modell sagt die beiden Kreisläufe voraus.

 

Danach schaut man sich an, ob das Modell und die Voraussagen mit der Realität übereinstimmen. Jetzt wird es interessant, ob Modell und Realität übereinstimmen. In unserer Welt gibt es Unternehmen und Haushalte. Die beiden gegenläufigen Kreisläufe (Geld und Güter) sieht man sehr deutlich. Schau Dir den Welthandel an: in der einen Richtung fahren Lastwagen und Schiffe mit Gütern - und in der anderen Richtung wandert das Geld. Das Modell sagt also die richtigen Dinge voraus. Du hast aber völlig zu Recht bemerkt, dass in unserer Welt Haushalte keine Maschinen zur Verfügung stellen. Hier stimmt das Modell nicht mit der Wirklichkeit überein.

 

Das ist die Stelle, an der man ein Modell entweder als "nutzlos" verwirft - oder es verfeinert.

 

Die "Verfeinerung" wäre der nächste Schritt: der Übergang zum "erweiterten Wirtschaftskreislauf". Hier wirst Du sehen, dass das Modell bessere Voraussagen trifft und besser mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Aber auch nicht vollständig. Dann geht man zum nächsten Modell "Vollständiger Wirtschaftskreislauf". Usw.

 

Bei jedem Schritt kann man etwas lernen. Deshalb sind Modelle nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Ausbildung nützlich.

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