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gga33

Was würdet ihr tun ... Entnahmephase beginnt und Aktienquote viel zu gering

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Cepha
· bearbeitet von Cepha

Ist es Dein Geld oder Euer Geld?

 

Wenn zweiteres muss die Frau damit einverstanden sein. das ist ein K.O. Kriterium. Ankereffekt beachten! Psychologisch ist es für die meisten Leute ein riesen Unterschied, ob ein 200k€ Aktiendepot auf 100l€ abschmilzt, das vorher bei +200% war im Gegensatz zum exakt gleichen Fall, der aber bei +0% startete.

 

Sie muss die Finanzen auch selber managen können, wenn Du stirbst oder dement wirst.

 

Ich sehe absolut keinen Grund ein völlig unnötiges Risiko über eine zu hohe Aktienquote einzugehen. Gier ist etwas sehr gefährliches.

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gga33
· bearbeitet von gga33
vor 3 Stunden von stagflation:

 

Gut - es ist wirklich ruhiger geworden. :)

 

Blicken wir zuerst zurück in die Geschichte. Wahrscheinlich haben sich schon die alten Griechen und die alten Römer gefragt, wie sie ihr Kapital investieren sollen, um reich zu werden - oder wie sie ihr Vermögen erhalten und an die nächste Generation weitergeben können. Und wahrscheinlich haben auch die Römer schon gewusst, dass es unterschiedliche Strategien gibt. Wenn man schnell reich werden will, muss man sehr risikoreich investieren und agieren. Viele verlieren dabei alles - aber einige wenige werden sehr reich und bekommen viel Macht. Wenn man hingegen Vermögen erhalten will, muss man vorsichtig vorgehen und sein Vermögen breit verteilen.

 

Im späten Mittelalter begann in Europa das Bankwesen zu blühen. Kern war das Kredit- und Zinsdifferenzgeschäft. Die Banker hatten recht schnell raus, dass das Risiko eine wesentliche Rolle spielt - und dass man das Risiko in die Zinsen einrechnen muss. Die Banker entwickelten nach und nach die dafür benötigten Fähigkeiten (Risiko einschätzen) und Methoden (Rechenregeln und Kennzahlen). Für heutige Banker im Kreditgeschäft ist es selbstverständlich, dass Zins und Risiko zusammengehören. Ein Privatkunde sieht es daran, dass der Zins für ein 60% Hypothekendarlehen geringer ist als für eine 100% Finanzierung. Und dass ein solcher Kredit günstiger ist als ein Lombardkredit - und dieser wiederum günstiger ist als ein unbesicherter Konsumentenkredit.

 

Das Problem im Wertpapiergeschäft war lange Zeit, dass man Schwierigkeiten hatte, das Risiko von Wertpapieren zu bestimmen. Natürlich war bekannt, dass Staatsanleihen solider Staaten weniger risikoreich sind als Staatsanleihen von Entwicklungsländern - und dass Aktien in der Regeln noch risikoreicher sind. Auch war bekannt, dass Diversifikation hilfreich ist. Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es Tipps wie: "1/3 in Grund und Boden, 1/3 in Anleihen und 1/3 in Aktien". Aber man konnte nicht damit rechnen, so wie es die Kollegen im Kredit- und Zinsdifferenzgeschäft konnten.

 

Das alles änderte sich 1952 mit der Portfoliotheorie von Harry M. Markowitz, für die er 1990 den Wirtschaftsnobelpreis bekam.

 

Im nächsten Post schauen wir uns die Portfoliotheorie an. So weit alles verständlich?

Schöne Einleitung.

Und wohl wahr - es wird spannend, worauf du hinaus willst in diesem Kontext. 

Ich habe bei Markowitz bei dem Versuch, das nachzuvollziehen, stets irgendwann die Segel gestrichen - dessen Theorie wirkt kompliziert, Statistik und Reihenbildung war nie meins und ich habe nie die Anwendbarkeit gesehen. 

Daher ist dein Hinweis darauf echt interessant und mal sehen, wie es weitergeht....

 

 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Teil 2:

 

Die Idee ist, dass man die Stärke der täglichen Kursschwankungen eines Wertpapiers an der Börse als Maß für das Risiko verwendet.

 

Betrachten wir ein Beispiel. Wir wählen ein Wertpapier (z.B. die XYZ-Aktie) und suchen die Tagesrenditen über einen langen Zeitraum heraus, am besten über viele Jahre:

02.01.2000 +8,7%
03.01.2000 -3,5%
...
14.07.2025 +4,6%

Aus diesen Tagesrenditen kann man folgende Werte für den betrachteten Zeitraum berechnen:

  • die durchschnittliche Rendite
  • die Standardabweichung (ein Maß für die Kursschwankungen)

Früher hat man von Hand gerechnet, vielleicht mit Hilfe eines einfachen Taschenrechners. Dann gab es Taschenrechner, die Statistikfunktionen hatten. Heute würde man in LibreOffice Calc oder Excel rechnen, und dafür dafür die Formeln MITTELW() und STABW() verwenden. Falls es jemanden interessiert, kann ich ein Beispiel vorrechnen. Die genaue Rechenmethode ist für das weitere Verständnis aber nicht notwendig.

 

Wenn man durchschnittliche Rendite und Standardabweichung für verschiedene Aktien (Siemens-Aktie, Microsoft-Aktie, ...), Anleihen (Bundes-Anleihe, Anleihe der Deutschen Post AG, ...) und andere Wertpapiere (Rohstoff-Futures, ...) berechnet und die Ergebnisse in ein Diagramm einträgt, erhält man vielleicht folgendes Diagramm:
 

image.png.173c68b2686801c3141748ea85476c8e.png

 

Orange Punkte: einzelne Wertpapiere. Y-Achse: annualisierte Rendite. X-Achse: annualisierte Standardabweichung, die auch "Volatilität" oder "Risiko" genannt wird

 

Was man als Anleger möchte, sind Wertpapiere links oben: wenig Risiko, hohe Rendite. In der Realität erhält man Wertpapiere rechts unten: mittleres bis hohes Risiko und mäßige bis schlechte Renditen.

 

Im nächsten Schritt werden wir sehen, wie die Portfoliotheorie uns hilft, Portfolios zu bauen, die weiter links und weiter oben in dem Diagramm stehen (die also besser sind, als die einzelnen Wertpapiere).

 

Bevor wir das machen, noch eine Anmerkung: die Berechnung von Mittelwert und Standardabweichung sind nichts "Obskures". Sie wurden auch nicht für die Portfoliotheorie entwickelt. Stattdessen sind Mittelwert und Standardabweichung seit langem Bestandteil von Naturwissenschaften und Ingenieurswesen. Sie spielen dort eine zentrale Rolle - sind also bestens bekannt und etabliert.

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radler2
Am 3.7.2025 um 20:40 von gga33:

Und jetzt, wo die irre Orange in US am Ruder ist, traue ich dem Markt schon mal gar nicht mehr.

Ja ich weiß, auf 20 Jahre kann wohl nix schiefgehen. Aber ich scheue mich nun sehr, rund 600t€ in einen Markt zu stecken der völlig irrational scheint.

Irrational oder nicht prognostizierbar? Das ist ein wichtiger Unterschied. Wäre ersteres der Fall, wäre auch eine langfristige, breit gestreute Anlage kein vernünftiger Ansatz.

 

Und bei der Bewertung von Trump sollte man sich nicht von den eigenen Gefühlen leiten lassen. Ich glaube, daß vom Ausland die deutsche Energiewende als mindestens so irre gesehen wird. Alles eine Frage des Standpunkts.   

 

Im Grunde ist meine Situation deiner nicht unähnlich - nur daß ich eine Dekade jünger bin und keine Mieteinnahmen habe. Nach aktuellem Stand werde ich eine für meinen sparsamen Lebensstil eine mehr als ausreichende Altersversorgung bekommen. Wozu also über Geldanlage nachdenken? Letztendlich hab ich es lange Zeit so gehalten und mich über die Zeit  zunehmend unwohl gefühlt.

 

Ich habe mir vor ein paar Jahren die Frage gestellt, wovor ich Angst habe und was ich glaube, was sicher ist. Das hilft zumindest bei der Bestimmung der Stoßrichtung.

 

Wenn du glaubst, der Aktienmarkt ist irre und unser Finanzsystem/Geld ist sicher  (ich übertreibe jetzt mal und will das nicht werten) müßtest du doch mit deiner Aufteilung ganz zufrieden sein und nur über Optimierungen innerhalb dieser Aufteilung nachdenken. Ein höherer Aktienanteil könnte(!) mehr Rendite bringen, die du aber eigentlich für deinen Entnahmeplan nicht brauchst, mit Sicherheit bringt er aber für dich mehr Unbehagen. 

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Apfelkomplott
· bearbeitet von Apfelkomplott
vor 27 Minuten von radler2:

Ich glaube, daß vom Ausland die deutsche Energiewende als mindestens so irre gesehen wird.

Ich glaube eher, dass im Ausland niemand die Panik versteht, die hierzulande damit gemacht wird.

 

Europaweit wurden schon 2021 mehr als 50% der Energie erneuerbar erzeugt, in Deutschland war es 2023. China baut schon lange massiv Wind, Solar und Wasserkraft aus. Selbst die arabischen Scheichs produzieren grünen Wasserstoff. Sicher kaum weil sich plötzlich ihr ökologisches Gewissen gemeldet hat, sondern weil sie erkannt haben, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist. Und auch wenn es jetzt mit Trump etwas aus dem Fokus gerückt ist wird in den USA auch schon lange kräftig Erneuerbare zugebaut, mit z.B. First Solar und NextEra hat man einige der größten Player am Markt.

 

Und nicht zuletzt ist es dort selbstverständlich, dass dort quasi jeder Haushalt eine Klimaanlage, mit anderen Worten Wärmepumpe, hat. Genau wie in Südeuropa und großen Teilen Asiens.

 

Die ganze Welt macht uns vor dass es funktioniert, aber im Hochtechnologieland Deutschland ist man besorgt und baut daher mal lieber Holzöfen ein...

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Cepha
vor 6 Stunden von radler2:

 

 

Und bei der Bewertung von Trump sollte man sich nicht von den eigenen Gefühlen leiten lassen. Ich glaube, daß vom Ausland die deutsche Energiewende als mindestens so irre gesehen wird. Alles eine Frage des Standpunkts.   

 

 

Sehr gutes Beispiel. Lässt Du Dich da von der Dauerpropaganda der Springerpresse beeinflussen oder ist das eine rationale Analyse?

 

Eine gute Frage bei der Energiewende (beschränken wir uns mal auf dem Strom) ist ja, wer es eigentlich besser macht. Bzgl. CO2 Reduktion vielleicht UK, allerdings haben die nach wie vor das AKW Risiko. Ob es schlau ist dieses Risiko einzugehen können wir heute noch nicht bewerten. Unsere großen Nachbarn Polen und Frankreich machen es definitiv nicht besser als Deutschland. Ob Spanien als Vorbild taugt? Italien? Dänemark?

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gga33

@stagflation: auch wenn es die Spannung durchaus aufrecht hält: wäre es nicht dienlich, deine Ausführungen dazu zeitlich in wenigen Beiträgen zusammen zu legen?

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satgar
· bearbeitet von satgar
vor 33 Minuten von gga33:

@stagflation: auch wenn es die Spannung durchaus aufrecht hält: wäre es nicht dienlich, deine Ausführungen dazu zeitlich in wenigen Beiträgen zusammen zu legen?

Ohne überheblich klingen zu wollen, aber: Stagflation gibt hier Wissen zum besten, was man auch selber auf Wikipedia recherchieren könnte oder per KI. Er bringt dir quasi was auf dem Silbertablett in seiner Freizeit, obwohl es eigentlich von dir eine Holschuld gäbe, sich das selbst anzueignen. Das er das überhaupt in so einer epischen Breite macht, rechne ich ihm hoch an. Würde ich nie machen, weil es bei den meisten auf gar keinen fruchtbaren Boden fällt.

 

Ich finde es ein klein wenig vermessen, darauf mit Kritik oder Verbesserungsvorschlag zu reagieren.

 

Auf super sympathische Weise, wird das z.B. auf dieser Seite toll vermittelt https://studyflix.de/wirtschaft/portfolio-selection-theory-i-444

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 1 Stunde von gga33:

@stagflation: auch wenn es die Spannung durchaus aufrecht hält: wäre es nicht dienlich, deine Ausführungen dazu zeitlich in wenigen Beiträgen zusammen zu legen?

 

Das nichts mit Spannung zu tun, sondern damit, dass ...

  • längere Beiträge häufig nicht gelesen werden.
  • ich die Rückmeldung brauche, was Du verstehst und wo es evtl. klemmt. Es macht keinen Sinn, zum nächsten Schritt zu gehen, wenn ein vorheriger Schritt nicht nachvollzogen werden kann.

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gga33
vor einer Stunde von stagflation:

 

Das nichts mit Spannung zu tun, sondern damit, dass ...

  • längere Beiträge häufig nicht gelesen werden.
  • ich die Rückmeldung brauche, was Du verstehst und wo es evtl. klemmt. Es macht keinen Sinn, zum nächsten Schritt zu gehen, wenn ein vorheriger Schritt nicht nachvollzogen werden kann.

oh, wenn das der Grund ist: bin gelernter Dipl.Ing. und langjähriger Geschäftsführer. Bin also durchaus in der Lage, diesen Dingen zu folgen.

Und ja, bin auch sehr dankbar über die Ausführungen, ich denke das aber auch bereits deutlich bekannt zu haben. Mir war nur die Motivation der Scheibchentechnik nicht klar, daher die Nachfrage - fernab von Kritik.

Danke auch an Satgar für den Link als Unterstützung.

Ich bin einfach nur froh, hier im Forum weg von Gefühlen hin zu fundierten Grundlagen meine Vermögenssicherung bilden zu können!

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finisher
· bearbeitet von finisher
Am 8.7.2025 um 19:48 von Fondsanleger1966:

Ein gutes Beispiel für eine solche Fehleinschätzung hat @finisher in dem Thread "Fehleinschätzungen" gegeben, als er zur Projektion von John Bogle für den US-Markt von 2011-2020 von 7% p.a. meinte, dass sie "leider daneben" sei, weil der Vanguard Total Stock Market Index Fund in diesem Zeitraum 13,8% p.a. erzielt hätte ( https://www.wertpapier-forum.de/topic/68378-fehleinschätzungen/?do=findComment&comment=1792811 ). Dabei liegen die 13,8% p.a. Ex-Post-Rendite innerhalb der Verteilungsfunktion von Bogles Ex-Ante-Projektion, da die historische Spanne der 10-Jahres-Renditen von US-Aktien ca. +/- 10 % bis 12% p.a. beträgt (je nach Quelle/Aktiensegment). Im genannten Thread gibt es noch weitere solche Fehleinschätzungen, bei denen WPF-Poster ganz offensichtlich nicht den sehr wichtigen Unterschied zwischen ex post und ex ante verstanden haben.

Danke für die Ausführungen zum Unterschied zwischen Ex-Post- und Ex-Ante-Renditen. Ich sehe, dass mein Kommentar "leider daneben" zu vereinfacht war. Eine Ex-Ante-Prognose ist ein Erwartungswert, der naturgemäß eine Bandbreite von möglichen Ergebnissen umfasst.


Mein Punkt war eher, dass John Bogle mit seinen 7% eine Rendite basierend auf Fundamentaldaten und einer erwarteten "Reversion to the Mean" der Bewertungen kommunizieren wollte. Die 13,8% tatsächliche Rendite zeigte in diesem speziellen Jahrzehnt, dass sich das Gewinnwachstum stärker und die Bewertungen anders entwickelten, als er für seine Prognose angenommen hatte.

Das unterstreicht, wie unberechenbar manche Marktkomponenten sind, selbst für jemanden wie Bogle.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
Am 5.7.2025 um 00:14 von Fondsanleger1966:

Die angenommenen Renditen sind als Erwartungswert unrealistisch.

 

Ich würde vorschlagen, mit den aktuellen Long Term Capital Markets Assumptions von Blackrock zu arbeiten, weil die für 20 Jahre in Euro vorliegen, siehe

und den dortigen Link. Also 5,75% p.a. für ein passives Market-Cap Welt-Aktienportfolio vor Kosten, Steuern und Inflation.

 

Für die Rendite der risikofreien Anlage über die nächsten 20 Jahre in Euro wäre es sinnvoll, 2,3% p.a. anzusetzen (den Wert für Euro-Cash in der aktuellen Blackrock-Tabelle).

 

5,75% p.a. - 2,3% p.a. = näherungsweise 3,45% p.a. Aktien-Risikoprämie (exakt 3,37% p.a.). Das liegt im Rahmen der Schätzungen führender Wissenschaftler für die künftige Aktien-Risikoprämie.

 

Da ich gerade das Paper "Equity Risk Premiums (ERP): Determinants, Estimation, and Implications – The 2023 Edition Updated: March 23, 2023" von Aswath Damodaran lese (Link), will ich doch noch mal auf Deinen Post zurückkommen.

 

Damodaran definiert: Expected Return = Riskfree Rate + BetaAsset (Equity Risk Premium).

 

Für das ERP USA gibt er an:

 

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Und für Deutschland und andere wichtige Länder:

 

Table 6: Historical Risk Premiums across Equity Markets – 1900 – 2017 (in %)

image.png.3c576fc610b05169dc8a7eb355cf17e9.png

 

Wenn man diese Zahlen nimmt und eine "Riskfree Rate" von 2,3% (wie von Dir vorgeschlagen) addiert, dann landet man schon in der Region von 8%. Wobei ich meistens mit 7% rechne.

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Fondsanleger1966
· bearbeitet von Fondsanleger1966
vor 28 Minuten von stagflation:

 

Da ich gerade das Paper "Equity Risk Premiums (ERP): Determinants, Estimation, and Implications – The 2023 Edition Updated: March 23, 2023" von Aswath Damodaran lesen, will ich doch noch mal auf Deinen Post zurückkommen.

 

Damodaran definiert: Expected Return = Riskfree Rate + BetaAsset (Equity Risk Premium).

 

Für das ERP USA gibt er an:

 

image.png.d8f67a0e056303671dd4c19ce819912a.png

 

Und für Deutschland und andere wichtige Länder:

 

Table 6: Historical Risk Premiums across Equity Markets – 1900 – 2017 (in %)

image.png.3c576fc610b05169dc8a7eb355cf17e9.png

 

Wenn man diese Zahlen nimmt und eine "Riskfree Rate" von 2,3% (wie von Dir vorgeschlagen) addiert, wo landet man dann?

Du wiederholst Deine vorherigen Denkfehler noch einmal: Die Rendite der Vergangenheit gab es nur in der Vergangeheit. Die Aktienrisikoprämie der Vergangenheit ebenso. 

 

Wir brauchen bei dem von Dir oben skizzierten Ansatz also eine Schätzung für die Aktienrisikoprämie der *Zukunft*. Und diese liegen bei seriösen Quellen zwischen ca. 2,5% p.a. und ca. 3,8% p.a. für den Erwartungswert (siehe z.B. bei Prof Stehle oder DMS im CS-Yearbook).

 

Und bitte nicht vergessen: Die Schwankungsbreite der sich verwirklichenden Aktienrisikoprämien ist sehr hoch. Sie können auch über Jahrzehnte hinweg negative Werte annehmen.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Da stimmen wir nicht überein. Müssen wir ja auch nicht.

 

In dem Paper von Damodaran gibt einen längeren Abschnitt zu Akademikern und ihren Abschätzungen der ERP. Diese scheinen die ERP tatsächlich niedriger einzuschätzen.

 

Hier die Beispiel-Werte für USA aus dem Paper:

image.png.0734fc5ae02fd7cbcaec998c53771376.png

 

Aber dann schreibe halt etwas wie "ich halte deine Werte für zu hoch". Damit kann ich leben. Aber nicht "Die angenommenen Renditen sind als Erwartungswert unrealistisch" oder "Denkfehler". Das finde ich unfreundlich.

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gga33

@stagflation: Magst du das Portfolio-Theoriethema noch weiter ausführen?

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LongtermInvestor
· bearbeitet von LongtermInvestor

Es wird hier verkannt das auch ein ERP von Bewertungen abhängt. Natürlich ist das keine Garantie, kann aber ein konservative Schätzer sollte in den nächsten Jahren von einem niedrigeren ERP ausgehen.

 

Für aktuelle Fragestellungen ist ein Average von 5% irrelevant. Aus meiner Sicht gibt es auch eine Erklärung warum das ERP immer weiter absinkt.

 

image.thumb.png.7ad33535b8803872dec3c6192d4407b8.png

 

 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 3 Stunden von gga33:

@stagflation: Magst du das Portfolio-Theoriethema noch weiter ausführen?

Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist. Du hast geschrieben, dass Du das, was ich schreibe, schon kennst und entsprechende Bücher gelesen hast. @satgar hat in #134 einen Link zu einem Artikel gepostet, der es besser erklärt, als ich es kann.

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Cepha
Am 5.7.2025 um 07:48 von satgar:

Wobei ich fondsanleger bei der Rendite in soweit zustimmen würde, dass auch Finanztip erwartet, dass es in der Zukunft keine 8% geben wird, sondern eher nur 6%. Ich plane auch nur noch mit 6%, aber bei den risikoarmen Zinsanlagen mit glatt 2%. 

Einem 65jährigen hilft der Durchschnitt nur insoweit, als dass man schlichtweg nichts besseres hat.

 

Die Rendite eines Welt ETF die nächsten 20 Jahre kann auch bei -1%/a liegen, wenn es scheiße läuft.

 

Man sollte zumindest den Fall mal durchrechnen, was das dann bedeuten würde.

 

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Bt_1234
· bearbeitet von Bt_1234

Vergangene Durchschnittsrenditen als Erwartungswert für die Zukunft zu nehmen, ist grober Unfug. Das hieße, dass die letzten x Jahre eine repräsentative Stichprobe für die nächsten Jahre sind.

 

Es gibt bayesianische Ansätze, die ggf. was vielversprechender sind, den Erwartungswert zu schätzen. Aber auch hier herrscht Unsicherheit.

 

Der nächste Fehler: nur die ersten beiden Momente (Erwartungswerte und Kovarianzmatrix) zu betrachten. Renditeverteilungen sind schief, haben fette Flanken (Kurtosis > 3), Abhängigkeiten sind nichtlinear… das sind Risiken, die nicht berücksichtigt werden, wenn man nur die Standardabweichung als Risikomaß sieht.

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gga33

@Cepha@Bt_1234: was würdet ihr denn ansetzen? Oder gar ganz von Invest in Risikopapiere abraten / bleib bei Bund etc.?

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Bt_1234
· bearbeitet von Bt_1234

So breit gefächert wie möglich investieren (passiv via ETFs) und sich nicht aufgrund von vergangener Performance beeinflussen lassen; also nicht bspw. irgendwas weglassen, nur weil es in der Vergangenheit unterperformt hat.

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LongtermInvestor
Am 6.7.2025 um 14:41 von gga33:

Ringe mich daher gerade dazu durch, die 1M€ so zu verteilen:

a. 25% RK1 (Fest-Tages-Geldmarkt)

b. 35% RK2 (Anleihen - würde nur schon gern auf Unternehmen gehen, wie z.B. A2PA8G - gern nehme ich dazu eure Ratschläge an)

c. 40% RK3 (AWI wie A1JJTD oder A2KPXG; ggf auch 50-70k Berkshire dazustreuen - auch gern euer Rat.)

 

Wie sind den nun Deine aktuellen Überlegungen dazu? Du musst schon selber beginnen. Keiner kann Dir hier künftige Renditen nennen. Diese Diskussionen sind sinnlos und inhaltlich fragwürdig. Meines Erachtens sind die Informationen von @Fondsanleger1966 geeignet, um einen realistischen Ausgangspunkt zu definieren. Es wird in der Realität ohnehin schlechter oder besser laufen. Entnahmen kannst Du einfach anpassen, da diese ohnehin nicht lebensnotwendig sind.

 

Konkrete Anregungen zur eigenen Entscheidung.

1. Festgelder zu Gunsten von kurzen EUR-Staatsanleihen umschichten und daneben 2-3 Jahresausgaben im Geldmarkt halten.

2. Den Anleiheteil eher mit Intermediate EUR-Staatsanleihen (keine ETFs) ausgestalten ein Teil davon kann auch in IG EUR Unternehmensanleihen platziert werden.

3. Wie ist Deine Aktienquote aktuell? 40% wäre ein vernünftiger Startwert für Deine Entnahmephase. Je nachdem wie die Märkte laufen erhöht sich der Anteil sowieso oder du schichtest nach den ersten erfolgreichen "Entnahmejahren" jährlich einen Teil  gem. einem von Dir definierten Plan um.

 

 

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stagflation
vor 2 Stunden von Bt_1234:

Vergangene Durchschnittsrenditen als Erwartungswert für die Zukunft zu nehmen, ist grober Unfug.

 

Da möchte ich widersprechen. Zustimmen würde ich, wenn Du schreiben würdest: es wäre ein Fehler anzunehmen, dass man in Zukunft die Durchschnittsrendite erhält.

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Bt_1234
· bearbeitet von Bt_1234

Was man erhält, also die Realisation, ist weder die Durchschnittsrendite der letzten Jahre noch der Erwartungswert, bzw. kann es natürlich sein, aber mit Wahrscheinlichkeit = 0. ;)

 

Den Erwartungswert kennt keiner. Aber Erwartungswert ungleich durchschnittliche Rendite.

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stagflation
vor 14 Minuten von Bt_1234:

Den Erwartungswert kennt keiner.

 

Was ist denn das für eine Aussage? Niemand kennt den Erwartungswert von realen Systemen (im Gegensatz zu theoretischen Systemen, wie einem fairen Würfel). Man versucht ihn abzuschätzen. Beispielweise, indem man Experimente macht (beispielsweise einen Würfel 10.000 Mal wirft) oder indem man Daten der Vergangenheit betrachtet (Analyse von Börsenkursen oder Wetterdaten).

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