Zum Inhalt springen
Melde dich an, um diesem Inhalt zu folgen  
morevalue

Schmiergeld, Schwarze Konten und Untreue

Empfohlene Beiträge

morevalue

Zur Zeit geht gerade die Siemens-Affäre durch die Presse. Hierbei wird Mitarbeitern und Vorstandsmitgliedern Untreue gegenüber dem Unternehmen vorgeworfen, weil sie Geld in Schwarze Kassen umgeleitet haben um daraus Schmiergelder zu zahlen.

 

Davor und noch immer gab es eine ähnliche Affäre bei VW. Hierbei wurden unter anderen Betriebsratsmitgliedern finanzielle Vorteile und andere Gefälligkeiten :-" gewährt.

 

Wenn man die moralischen Bedenken gegenüber Schmiergeldzahlungen einmal beiseite läßt. Ist dies wirklich Untreue? Liegt es nicht im Interesse der Firmeneigentümer (Aktionäre) wenn Geschäfte durch Schmiergeld zustande kommen, die es sonst nicht gegeben hätte. Liegt es nicht im Interesse der Aktionäre den Betriebsrat durch Gefälligkeiten "ruhig zu stellen". Ist es dann aber eben gerade keine Untreue sondern handeln im Interesse des Unternehmens?

 

Sollte der Staat zur alten Praxis der Verbuchbarkeit und steuerlichen Absetzbarkeit von "verkaufsfördernden Zahlungen" zurückkehren?

 

Meinungen hierzu würden mich ehrlich interessieren.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarGain

aus aktionärssicht ist das gleich in mehrfacher hinsicht zu veurteilen.

 

1. müssen die schwarzen kassen von irgendwas gefüllt werden, und das geht nur durch das illegale abzweigen von betriebsmitteln, die an anderer stelle dann fehlen.

 

2. ist dazu in der regel wohl eine bilanzfälschung notwendig

 

3. sieht mans ja jetzt am beispiel siemens, daß der imageschaden bei bekanntwerden einer solchen geschichte extrem ist, was den wert deiner beteiligung auf jahre hinaus schwer beschädigen kann

 

4. ein pendel schwingt immer in zwei richtungen - wer garantiert dir, daß die schmiere nicht auch in umgekehrte richtung läuft und damit geschäfte abgewickelt werden, die aus deiner sicht als aktionär von nachteil (weil mit objektiv betrachtet mit verlust verbunden) sind?

 

 

im konkreten aktuellen fall der "bank mit angebundenem weißwaren-vertrieb" sehe ich es so, daß siemens es nicht anders verdient. ist immerhin nicht die erste geschichte in jüngster vergangenheit, die dem image schwer schadet (benq-pleite, transrapid und die ewigen skytrain-pannen in d'dorf sollte man auch immer im hinterkopf behalten) - das zeigt imo ziemlich deutlich, daß in diesem konzern eine ganze menge extrem schief läuft und das management entweder mit den verbrechern unter einer decke steckt oder schlichtweg unfähig ist und den laden nicht mehr im griff hat.

 

es würde mich nicht wundern, wenn siemens mittelfristig zum nächsten großen sanierungsfall in deutschland wird.

 

von pierer täte jedenfalls gut daran aus den ganzen affairen, die da unter seiner ägide ans licht der öffentlichkeit geraten, die konsequenzen zu ziehen und abzudanken.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Reigning Lorelai

ich sehe das leider etwas anders: Warum?

 

1.VW --> Eine Mischung aus Lustreisen, Eigenbelegen und Tarnfirmen sorgten für sehr negative Presse. Der Kurs der Aktie schoß jedoch nach oben, da auch der Betriebsrat daran beteiligt war und man auf eine Schwächung dieses Organs hoffte, damit der VW-Konzern bei der Sanierung schneller vorankomme. Die VW-Affäre sorgte auch für den Rücktritt von Personalvorstand Hartz. VW-Chef Bernd Pischetsrieder will den durch die Korruptionsaffäre entstandenen Schaden von den beteiligten Managern zurückfordern.

2.DaimlerChrysler --> Bestechung im geschäftlichen Verkehr. An der Börse wurde jedoch eher der Rücktritt von VV Schrempp zum 31.12.2005 euphorisch gefeiert. Sein Nachfolger wird Dieter Zetsche, welcher zuvor Chrysler in Amerika sanierte.

3.BMW --> Ein ehemaliger Einkaufsmanager nahm bei der Auftragsvergabe Bestechnungsgelder an

4.Commerzbank --> Vorstandsmitglied Andreas de Maiziere räumte im Juli seinen Post w/ dem Verdacht auf international organisierte Geldwäsche. Es geht wohl um Gelder, die offenbar in ehemals sowjetische Staatsbetrieben veruntreut wurden und deren Spur verwischt werden sollte.

5.Infineon --> hier handelte es sich um Schmiergeldzahlungen im Motorsport-Sponsoring

 

Das oben sind die Fälle aus dem Jahr 2005.. Den Kursen und damit den Aktionären haben sie nicht geschadet. Außerdem ist es doch Standard das nachgeholfen wird um Aufträge zu erhalten. Das läuft in allen Branchen doch so und will mich da auch gar nicht weiter auslassen...

 

von pierer täte jedenfalls gut daran aus den ganzen affairen, die da unter seiner ägide ans licht der öffentlichkeit geraten, die konsequenzen zu ziehen und abzudanken.

böses Foul.. Herr Von Pierer hat maßgeblich dafür gesorgt und sich engagiert, daß die Transparenz international verbessert wird. Das bestätigt auch der Chef Hansjörg Elshorst von International Transparecny

Zitat aus einem Interview:

Spengler: Also kein Vorzeigeunternehmen?

 

Elshorst: Nein! Siemens war in keiner Weise ein Vorzeigeunternehmen bis zum Ende der 90er Jahre, aber dann hat Heinrich von Pierer eine wichtige Rolle gespielt bei einer dramatischen Veränderung der Szene, in der 34 Länder Korruption im Ausland zu einem strafwürdigen Verdikt gemacht haben. Heinrich von Pierer hat den Widerstand zusammen mit anderen Wirtschaftsführern, den Widerstand der Bundesregierung gegen diese so genannte OECD-Konvention gekippt. Das war auch der Grund, weshalb wir ihn dann ernst genommen haben in seinem Wunsch, Transparency beizutreten, weil wir gesagt haben wir wissen, dass ihr Probleme habt. Ihr braucht Zeit, um die Probleme zu überwinden. Wir werden nicht gleich von euch erwarten, dass ihr lupenrein seid, aber wir gehen davon aus, dass ihr alle Anstrengungen macht.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/573552/

 

Hier verwechselt die Presse doch den Hass auf Manager den man leicht schüren kann mit internationalen Anerkennung. Herr von Pierer ist im Gegensatz zu allen anderen Managern in BRD in den USA hoch bekannt und anerkannt.

 

Viele Grüße

 

W.Hynes

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarGain

wayne, bezüglich der von dir angeführten beispiele, punkt für dich ;) allerdings haben diese fälle durch die bank letzten endes einen für die aktionäre vorteilhaften nutzen gehabt - den sehe ich aber im fall siemens mit all deren problemen derzeit einfach (noch) nicht.

 

daß von pierer sich in sachen transparenz engagiert hat, mag man ihm zugute halten, okay. er mag in die aktuelle korruptionsaffäre nicht direkt involviert sein, auch okay. da sich das ding aber mittlerweile bis in höchste vorstandskreise zieht, kann ich mir nicht vorstellen, daß der mann davon absolut nichts mitbekommen haben soll. der hat die augen zu gemacht und drauf gebaut, daß sich niemand so dumm anstellt, daß die sache ans licht kommt.

und die anderen von mir angesprochenen pannen bei siemens, da hat er dick die finger drin gehabt, den benq-"deal" hat er sogar selbst noch eingestielt.

für die pannen mit dem skytrain kann er vllt. nicht unmittelbar was, da haben andere unternehmensteile versagt - es wäre aber sowohl damals als vorstand als auch jetzt als aufsichtsrat seine aufgabe, da aufzuräumen.

 

ich bin immer skeptisch, wenn sich manager in großem politischen maßstab für irgendetwas einsetzen und dann kommen auf einmal abenteuerliche dinge ans licht, die diese initiative ad absurdum führen.

da du ja selbst herrn hartz zur sprache gebracht hast - der ist auch so ein fall von doppelzüngigkeit.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Reigning Lorelai

aus unternehmersicht war der benq deal genial...

wobei das ja nicht zur schmiergeld kiste gehört... aber es stimmt auf jedenfall dass siemens derzeit nicht den besten stand hat...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel

Aus der Sicht der Firma die Andere besticht (Siemens) ist das ganze natürlich vorteilhaft - solange man sich nicht erwischen lässt. Ändert aber nichts daran, dass es für alle besser ist wenn niemand irgendwen besticht.

Trotzdem ist bestechung natürlich Alltag. Der Stripclub Besuch der als Messestand verbucht wird - das gibts bei jedem mittelständischen Maschinenbauer der in Russland irgendwas verkaufen will . Insofern ist der Aufschreib weil es jetzt mal rauskommt völlig überzogen.

 

VW dagegen ist ein bizarrer Sonderfall - VW hat sich ja praktisch selbst bestochen. Ich bezweifle ernsthaft dass davon irgendwer provitiert hat. Ist ja nicht so, dass VW dadurch auch nur halbwegs vernünftige Tarifverträge durchgebracht hat. Die Bestechung hat wohl eher dem Managment geholfen nicht abgesetzt zu werden als den Aktionären. Die Kombination AN Vertreter im Aufsichtsrat und SPD regiertes Land als Hauptaktionär, das war einfach eine bei der die Kaptialinteressen eher im Hintergrund standen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
cubanpete

Ich denke man muss unterscheiden zwischen Dummheit und geschickter Vorgehensweise. Die Gesetze gehen mal wieder wie leider so oft an der Wirklichkeit vorbei. Kleine Gefälligkeiten sind im Alltag üblich, und wo genau die Grenze zu ziehen ist, kann nicht definiert werden.

 

So ist es zum Beispiel in verschiedenen Branchen üblich, Beraterverträge abzuschliessen. Ein Beratervertrag ist immer ein Joker, man bekommt viel Geld für Ratschläge, an die sich der Kunde halten kann oder nicht und man hat dabei keinerlei Risiko. 80% der Beraterverträge sind Schmiergeld!

 

In vielen Firmen sind Werbegeschenke eingeschränkt. So darf zum Beispiel nur angenommen werden, was "an einem Tag konsumiert werden kann". Damit fällt z.B. eine Kiste guten Weines weg. Dafür wird man auf eine "Betriebsbesichtigung" eingeladen, mit Privatjet und Helikopter kurz dahingeflogen (Irland ist sehr beliebt), dann gibt's ein bisschen "Landesbesichtigung", wobei die ältesten Pubs und die besten Restaurants des Landes natürlich auch dazu gehören. Dann wieder in den Helikopter und Privatjet und man ist abends wieder zu Hause.

 

Am schlimmsten ist es natürlich in der Politik. Es ist absolut unmöglich für einen Politiker an die Macht zu gelangen, wenn er nicht in irgendeiner Art und Weise korrupt ist. In einer Demokratie gewinnt die Mehrheit, welche logischerweise nicht die Spitze der Intelligenz darstellt. Wenn ein Politiker also an Macht kommen will muss er entweder so dumm sein wie die Mehrheit oder er muss sich korrumpieren und so tun als wäre er es.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
morevalue

Fakt ist natürlich, derjenige der privat einen Vorteil annimmt um dann im Gegenzug zum Schaden seines Arbeitgebers einen Vorteil zu gewähren, begeht Untreue.

 

Schwarze Konten und Bilanzfälschung sollten auch ein verbotenes Delikt sein, welches auch immer.

 

Aber diese Nummer den Bestechenden Untreue vorzuwerfen sieht mir wie ein billiger Taschenspielertrick der Justiz aus. Anscheinend weiß sie sich nicht anders zu behelfen. Schaden entsteht dem Arbeitgeber des Bestechenden nicht. Der Schaden entsteht bestenfalls wenn gegen das Unternehmen deshalb (fadenscheinig) ermittelt wird.

 

Es ist noch gar nicht lange her, da konnten Bestechungsgelder ganz normal verbucht werden und sogar von der Steuer abgesetzt werden. Wenn die Politik will das Bestechung strafbar ist dann soll sie ein entsprechendes Gesetz erlassen, merkwürdigerweise tun sie das nicht <_< Soweit ich weiß ist nur das bestechen von Beamten etc. strafbar.

 

Fakt ist auch das man in einigen Ländern dieser Erde keinen Auftrag bekommen kann, ohne das Bestechungsgelder fließen. Daran werden auch Gesetze und Strafverfahren in Deutschland nichts ändern. Das einzige was man mit solchen Verfahren wie gegen Siemens erreicht ist das jemand anders außerhalb Deutschlands dieses Geschäft macht.

 

Der Trick mit den Beratern bleibt natürlich noch. Und die netten Einladungen zu irgendwelchen Reisen gehen natürlich auch. Wie war das doch mit Lokalpolitikern, die von einem Gas-Lieferanten zu Reisen eingeladen wurden. Merkwürdiger weise sind Politiker immer Immun gegen alle Gesetze dieser Art. Bei denen scheint nichts zu greifen, obwohl sie ganz konkret Menschen hier schädigen. Vielleicht sollte man bei Gelegenheit einmal einen Politiker der Steuergeld verschleudert wegen Untreue anzeigen.

 

PS: Ich bin selbst nicht im Vertrieb oder Einkauf tätig. Ich besteche nicht und ich werde nicht bestochen. Ich bekomme nicht einmal Werbegeschenke :(

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
uzf

Seit meiner Scheidung lieb ich schwarze Konten.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Morbo
· bearbeitet von ebest

Literatur zum Thema: alles von und mit Wolfgang Schaupensteiner.

 

Habe den Klassiker "Korruption in Deutschland" vor einer Weile mal gelesen. Bei manchen Geschichten weiss man nicht, ob man lachen oder heulen soll. :blink: Jedenfalls sehr augenoeffnend. Wuerde mich nicht wundern, wenn der auch bei Siemens mitmischt.

 

Korruption ist wohl deshalb so schwer zu bekaempfen, weil die 'Betroffenen' sich selbst nie als 'Taeter' begreifen. Sie gewoehnen sich langsam an diese Art Geschaeft und sind irgendwann der Meinung das sei normal. Gaengige Praxis. Im Endeffekt traegt Korruption den Rang eines Unwortes, welches keiner hoeren will, obwohl es staendig praesent ist. Da gibts doch so psychologische Wendungen im Hirn: der Mensch schafft sich Scheinwelten und nimmt so die Realitaet anders war, als sie ist. Hab vergessen wie das genau heisst.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
Melde dich an, um diesem Inhalt zu folgen  

×
×
  • Neu erstellen...