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Aber ich mach mir da keine Illusionen. Geordnete Insolvenz heißt für mich vor allem von systemrelevanten Banken Schaden abzuwenden. Am Ende muss also einer auf dem Schaden sitzenbleiben. Und übrig bleiben dann nur die Gläubigerstaaten die Anleihen aufgrund bilateraler Vereinbarungen erworben haben.

 

 

Im Zweifel hat die Allgemeinheit den Schaden, also Alle. Wer auch sonst?

Zur Zeit erinnert die Nummer mehr an ein Hin- und Herbuchen von Posten. Derjenige, der noch ein wenig mehr (Kredit) hat, gibt demjenigen, der seinen schon verloren hat. Das Problem ist, dass das Grundübel wird aber nicht behoben wird, nämlich die weiterhin vermehrte Schuldenaufnahme.

 

Dazu muss man bedenken, dass die aktuellen Zinssätze ja geradezu dazu einladen. Wenn ich -im Extremfall- 0% Zinsen auf geliehenes Geld zahlen muss, kann ich theoretisch unendlich viele Schulden "rollieren" (d. h. alte Schulden durch neue Schulden ablösen). Ich habe ja de facto keine Zinszahlungen zu leisten. Das Beispiel Japan zeigt durchaus, wie so etwas recht lange funktionieren kann. Aber wehe wenn die Zinsen dann einmal ansteigen (sei es durch die Notenbank, sei es über den Kapitalmarkt). Dies hat dann ungefähr den Effekt eines Vorschlaghammers -> siehe nur Griechenland als Beispiel

 

Und ganz blöd ist, dass man das Grundübel derzeit wohl auch nicht beheben kann, selbst wenn man möchte. Stell Dir doch mal vor, alle Staaten fahren nun Sparprogramme, Steuererhöhungen etc., um wieder die 3% Defizit-Grenze zu erreichen. Man braucht nicht viel Kreativität um sich auszumalen, welche volkswirtschaftlichen Effekte das haben wird. Also spielt man die Nummer fleißig weiter.

 

Naheliegende Folge ist, dass diese Verschuldungsnummer (begleitet von niedrigen Zinsen) zunächst noch eine Weile weitergeht.

 

Jedenfalls solange, bis der Zeitpunkt der Entscheidung kommt. Irgendwann müssen entweder die Zinsen steigen, 2 Varianten:

a: wegen einer wirtschaftlichen Erholung und steigender Teuerungsraten werden die Zinsen angehoben. Dann wird die Refinanzierung der Schulden teurer. Das dürfte man dann über (neue) Abgaben / Steuern (Alternativ auch mit "Reformen") finanzieren. Die Nummer zahlen dann Alle...Steigen die Zinsen nicht, dann zahlt man halt über Inflation....

b: Keine wirtschaflich nachhaltige Erholung. In dem Fall verliert ein Staat, der dauerhaft ein Defizit hat, halt seine Kreditwürdigkeit. Siehe wieder mal GR...

 

So oder so: die ganze Nummer ist bereits auf die Allgemeinheit umgelegt, also "solidarisiert". Bestellt ist, nur die Rechnung, die steht noch aus. Und die Frage, wie diese zu bezahlen ist.

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chartprofi

also vor ein paar tagen haben fast nur Lehrer und andere Staatsbedienstete das Finanzministerium stürmen wollen ... lehrer bekommen dort angeblich ca. 3000 / Monat ... und weil se die 3000 jetzt nicht 14 sondern 12 mal im Jahr bekommen und die nächsten 3 Jahre auf eine Lohnerhöhung verzichten stürmen die das Finanzministerium ...

 

deutsche Lehrer bekommen etwa das worüber sich griechische Lehrer ganz offensichtlich so aufregen, dass man jetzt den Bürgerkrieg probt :)

 

 

 

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Kaffeetasse

also vor ein paar tagen haben fast nur Lehrer und andere Staatsbedienstete das Finanzministerium stürmen wollen ... lehrer bekommen dort angeblich ca. 3000 / Monat ... und weil se die 3000 jetzt nicht 14 sondern 12 mal im Jahr bekommen und die nächsten 3 Jahre auf eine Lohnerhöhung verzichten stürmen die das Finanzministerium ...

 

deutsche Lehrer bekommen etwa das worüber sich griechische Lehrer ganz offensichtlich so aufregen, dass man jetzt den Bürgerkrieg probt :)

 

absolut skandalös, wenn das stimmt... :angry:

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seventh_son

Naja, zur Zeit wird auch viel Mist erzählt. Ist für bestimmte Medien halt einfacher, auf den faulen Griechen zu zeigen der unser Geld will, anstatt mal zu hinterfragen warum die EU nicht mal vorher eingeschritten ist wo die Zahlen doch mehrmals auf dem Tisch lagen (ich meine die "echten").

 

Dass alle Lehrer 3000 Euro bekommen, halte ich nicht für glaubwürdig.

 

Von meinem letzten Urlaub weiß ich, dass im Tourismus angestellte Griechen durchschnittlich 800 Euro verdienen. So dürfte es in vielen Jobs der Privatwirtschaft aussehen.

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DON

also vor ein paar tagen haben fast nur Lehrer und andere Staatsbedienstete das Finanzministerium stürmen wollen ... lehrer bekommen dort angeblich ca. 3000 / Monat ... und weil se die 3000 jetzt nicht 14 sondern 12 mal im Jahr bekommen und die nächsten 3 Jahre auf eine Lohnerhöhung verzichten stürmen die das Finanzministerium ...

 

deutsche Lehrer bekommen etwa das worüber sich griechische Lehrer ganz offensichtlich so aufregen, dass man jetzt den Bürgerkrieg probt :)

 

absolut skandalös, wenn das stimmt... :angry:

 

Ja, und wenns nicht stimmt, kann man eher drauf schließen, dass das WPF dank der Griechenlandkrise immer weiter auf Bild-Stammtisch-Niveau sinkt.

 

Einfach mal paar astromonische Zahlen ohne Quelle anzugeben ist schon eine starke Leistung, chartprofi... :angry:

 

Hier mal eine seriöse Quelle zu den Lehrergehältern. Auf die Schnelle nur was von 2006 gefunden, da lag das Gehalt der Lehrer in GR bei rund 1700EUR/Monat und deutlich im unteren Bereich in Europa!

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Kaffeetasse

ja, du hast recht...da wird teilweise in den medien superschlecht recherchiert und einfach nur polemisiert. das mit den 800 entspricht wohl eher den realitäten. mein wissen über die zustände innerhalb der griechischen gesellschaft sind leider auch recht mangelhaft. mein eindruck ist nur, manche kreise verdienen zwar formal wenig, holen das aber andersweitig wieder rein...viele ehrlich arbeitende bürger haben dagegen sehr niedrige löhne im vergleich zu uns. die jugend ist ob der geringen verdienstmöglichkeiten und schlechten jobsituation trotz guter studienabschlüsse völlig desillusioniert und wandert massiv ab.

zudem muss man sehen, dass man die dortigen lebens- und arbeitsgewohnheiten nicht mit unseren mitteleuropäischen vergleichen kann: im winterhalbjahr ist auf den inseln absolut tote hose, im sommer wird dafür 7 tage die woche malocht, was bei entsprechenden temperaturen im sommer jenseits der 40°C natürlich sehr strapazierend ist.

aber es hilft ja nichts: das land hat eben nur den tourismus, die landwirtschaft (die produkte sind top, aber schlecht vermarktet!), handelschifffahrt, banken, etwas IT...das wars.

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Warlock

ja, du hast recht...da wird teilweise in den medien superschlecht recherchiert und einfach nur polemisiert. das mit den 800 entspricht wohl eher den realitäten. mein wissen über die zustände innerhalb der griechischen gesellschaft sind leider auch recht mangelhaft. mein eindruck ist nur, manche kreise verdienen zwar formal wenig, holen das aber andersweitig wieder rein...viele ehrlich arbeitende bürger haben dagegen sehr niedrige löhne im vergleich zu uns. die jugend ist ob der geringen verdienstmöglichkeiten und schlechten jobsituation trotz guter studienabschlüsse völlig desillusioniert und wandert massiv ab.

zudem muss man sehen, dass man die dortigen lebens- und arbeitsgewohnheiten nicht mit unseren mitteleuropäischen vergleichen kann: im winterhalbjahr ist auf den inseln absolut tote hose, im sommer wird dafür 7 tage die woche malocht, was bei entsprechenden temperaturen im sommer jenseits der 40°C natürlich sehr strapazierend ist.

aber es hilft ja nichts: das land hat eben nur den tourismus, die landwirtschaft (die produkte sind top, aber schlecht vermarktet!), handelschifffahrt, banken, etwas IT...das wars.

 

Aber aus dem Tourismus könnte man richtig was machen. Wenn man das mal richtig organisieren würde und die Leute etwa freundlicher wären. Versteht mich nicht falsch, es gibt sehr nette und freundlich Leute in der griechischen Tourismusbrachne die auch verdammt hart arbeiten, aber ein zweistelliger Prozentsatz erinnert mich doch sehr an den typischen "Sauerländer" nichts für ungut. Das ist tötlich für das Geschäft. Verglichen mit bspw. Spanien oder Türkei kann Griechenland nicht mithalten und das obwohl sie ungleich mehr Kulturgüter haben.

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Kaffeetasse

du, für mich ist griechenland (insbesondere kreta) mein absolut liebstes urlaubsland. ich finde die griechische lebensart und mentalität v.a. in den vom massentourismus abgelegeneren regionen extrem angenehm und entspannend. :thumbsup:

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Carlos

du, für mich ist griechenland (insbesondere kreta) mein absolut liebstes urlaubsland. ich finde die griechische lebensart und mentalität v.a. in den vom massentourismus abgelegeneren regionen extrem angenehm und entspannend. :thumbsup:

Dem kann ich zustimmen! Weitaus besser, vielfältiger, uriger, angenehmer als hier in Portugal (wenn man vom golfen absieht).

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BondWurzel

du, für mich ist griechenland (insbesondere kreta) mein absolut liebstes urlaubsland. ich finde die griechische lebensart und mentalität v.a. in den vom massentourismus abgelegeneren regionen extrem angenehm und entspannend. :thumbsup:

 

Bin auch gerne dort gewesen, wird zwar viel improvisiert - aber immer zum Positiven.

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ipl

du, für mich ist griechenland (insbesondere kreta) mein absolut liebstes urlaubsland. ich finde die griechische lebensart und mentalität v.a. in den vom massentourismus abgelegeneren regionen extrem angenehm und entspannend. :thumbsup:

Absolut. :thumbsup:

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berliner
· bearbeitet von berliner

Ich weiß nicht, ob es schon jemand verlinkt hat, aber hier gibt es eine Zusammenstellung von Fakten vom IFO-Institut: Klick

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Drella

du, für mich ist griechenland (insbesondere kreta) mein absolut liebstes urlaubsland. ich finde die griechische lebensart und mentalität v.a. in den vom massentourismus abgelegeneren regionen extrem angenehm und entspannend. :thumbsup:

Absolut. :thumbsup:

 

Signed. Gerade die Inseln der Dodekanes sind wunderschön. Insgesamt komme ich locker auf 20+ Inseln, welche ich in Griechenland besucht habe :thumbsup:

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AK8124
· bearbeitet von AK8124

edit: Inhalt gelöscht

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

.

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vanity
· bearbeitet von vanity

Ich hoffe, du meinst das nicht wirklich :( (oder etwa doch?)

 

Es ist vielleicht ein klein wenig tendenziös. Ist aber nicht verwunderlich, wenn man die Broschüren und Pamphlete um den Artikel drumherum anschaut (es reicht, die Titel zu lesen - denn Rest kann man sich denken). :tdown:

 

Wiki:

Der (Kopp) Verlag hat sich auf Literatur aus dem Umfeld von Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaften spezialisiert.

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Warlock

ich fand diesen Artikel sehr interessant. http://info.kopp-ver...all-europa.html

 

Dieser Artikel war es nicht wert gelesen zu werden. Hat hier meiner Meinung nach auch nichts verloren, da keine neuen Informationen drin stehen.

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AK8124

Ich hoffe, du meinst das nicht wirklich :( (oder etwa doch?)

 

Es ist vielleicht ein klein wenig tendenziös. Ist aber nicht verwunderlich, wenn man die Broschüren und Pamphlete um den Artikel drumherum anschaut (es reicht, die Titel zu lesen - denn Rest kann man sich denken). :tdown:

 

Wiki:

Der (Kopp) Verlag hat sich auf Literatur aus dem Umfeld von Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaften spezialisiert.

 

 

wusste ich nicht, hab auch über den Verlag nicht nachrecherchiert. Sorry für das posten des Links.

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel

obama_BM_Berlin_CHI_225835b.jpg

 

Angela, bitte übernehmen Sie....

 

-Obama - Habe mit Merkel über Griechenland gesprochen

 

 

07. Mai (Reuters) - US-Präsident Barack Obama: * Habe mit Bundeskanzlerin Merkel über Griechenland gesprochen * Bin mir mit Merkel darüber einig, dass starke

 

finanzielle Antwort von internationaler Gemeinschaft auf europäische Schuldensituation wichtig ist * USA werden weiterhin mit europäischen Behörden und IWF in dieser kritischen Zeit kooperieren

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel

07.05.2010/18:20:50

EU-Kreise :blink: - Euro-Länder bekennen sich zu Stabilitätspakt

 

Brüssel, 07. Mai (Reuters) - Die Euro-Länder wollen sich EU-Kreisen zufolge beim Sondergipfel zur Griechenland-Krise zu neuen Anstrengungen bei der Konsolidierung ihrer Staatshaushalte verpflichten. Eine Änderung des EU-Vertrages zur Reform der Haushaltsregeln werde außerdem nicht ausgeschlossen, sagte ein EU-Diplomat am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Neben Griechenland werde auch das Thema Finanzaufsicht und Ratingagenturen angesprochen

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Pascal1984

07.05.2010/18:20:50

EU-Kreise :blink: - Euro-Länder bekennen sich zu Stabilitätspakt

 

Brüssel, 07. Mai (Reuters) - Die Euro-Länder wollen sich EU-Kreisen zufolge beim Sondergipfel zur Griechenland-Krise zu neuen Anstrengungen bei der Konsolidierung ihrer Staatshaushalte verpflichten. Eine Änderung des EU-Vertrages zur Reform der Haushaltsregeln werde außerdem nicht ausgeschlossen, sagte ein EU-Diplomat am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Neben Griechenland werde auch das Thema Finanzaufsicht und Ratingagenturen angesprochen

 

erst deflation - wenn alle einsehen das es nicht funktioniert galoppierende und kurz darauf hyperinflation...

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obx

in anbetracht der schnelligkeit der umsetzung dieses gesetzes muss er es vom Verfassungsgericht prüfen lassen, denn direkt nach der unterschrift ist das geld für immer weg ... da hilft dann auch keine verfassungsbeschwerde mehr

eine so schnelle unterschrift wie die heutige ist rekordverdächtig

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel

Wenn man seine dicken Professorenpensionen im Sack hat, hat man gut lachen und kann den Rest in den Abgrund klagen. :angry:

 

07. Mai 2010, 18:45 Uhr

Klage gegen Griechen-Hilfe

Angriff der Anti-Euro-Senioren

 

Von Dietmar Hipp, Karlsruhe

 

Der Bundestag hat Milliardenhilfen für Griechenland beschlossen - und damit nach Ansicht von fünf Professoren gegen das Grundgesetz verstoßen. Sollte sich das Verfassungsgericht auf eine Prüfung einlassen, stehen die Chancen der Kläger gar nicht mal schlecht.

 

Es ist 12.20 Uhr, und in Berlin hat der Bundestag gerade den Finanzhilfen für Griechenland zugestimmt, als der Nürnberger Jura-Professor Karl Albrecht Schachtschneider zusammen mit dreien seiner Mitstreiter, allesamt emeritierte Hochschulprofessoren, vor den Eingang des Bundesverfassungsgerichts tritt und sich in Pose setzt, als hätte er bereits obsiegt.

 

Einer der älteren Herren, der Hamburger Ökonom Wilhelm Nölling, streckt den wartenden Kameraleuten und Fotografen triumphierend einen Zettel entgegen - dabei handelt es sich nur um die Bestätigung, dass er seinen seit Wochen angekündigten, 154 Seiten umfassenden Beschwerdeschriftsatz in dreifacher Ausfertigung nun "zwischen 12 und 13 Uhr" beim Pförtner des Bundesverfassungsgerichts abgegeben hat.

 

Wobei Schachtschneider sich ein bisschen zu ausführlich darüber empört, dass weder der Präsident des Verfassungsgerichts - "ein Professor wie ich" - noch sonst ein Richter zur Pforte kam, aber es sei eben leider nicht so, dass man den Professorenkollegen, wenn er als Bürger auftrete, "einigermaßen anständig empfängt". Stattdessen war es eben nur der Pförtner, der den Schriftsatz entgegennahm, und ihn noch nicht einmal gleich zu den Richtern trug, sondern zum Präsidialrat des Zweiten Senats, einem hohen juristischen Beamten, von dem die Beschwerde erst einmal ihr Aktenzeichen bekam: 1 BvR 987/2010.

 

Und keinesfalls warteten die Verfassungsrichter, wie es sich Schachtschneiders Weggefährten ausmalten, bereits sehnsüchtig im Beratungszimmer auf den Schriftsatz, um ihrer "historischen Verantwortung" (Schachtschneider) gerecht zu werden. Voßkuhle saß an seinem Schreibtisch, andere waren offenbar im Haus unterwegs oder schlicht gerade in der Mittagspause.

 

Die Richter haben sich schon eingelesen

 

Dennoch waren die Verfassungsrichter nicht untätig, und deshalb könnte es schon sehr bald zu einer ersten Entscheidung kommen - wenn auch nicht unbedingt im Sinne der Kläger. Denn Voßkuhle und Co. sind ohnehin schon seit Dienstag mit einer anderen Verfassungsbeschwerde gegen die Griechenland-Hilfen befasst, eingereicht von einem auf Aktienrecht spezialisierten Rechtsanwalt. Und auch Schachtschneider hatte klugerweise schon am Mittwochabend eine erste Fassung seiner Beschwerde an das Gericht gefaxt.

 

Seither haben sich die Richter "eingelesen", wie es in Karlsruhe heißt - und sich sicher auch schon den einen oder anderen Gedanken darüber gemacht. Deshalb könnten die Richter nun schon relativ schnell über die beigefügten Eilanträge entscheiden und damit die von Schachtschneider geforderte "Antwort geben, die auch historisch tragfähig ist". Seit dem Nachmittag beraten die Richter - und es dürfte noch ein langer Abend werden, auch die eine oder andere Heimfahrt wurde schon storniert.

 

Viel Zeit bleibt ohnehin nicht, um dem Bundespräsidenten und der Bundesregierung die Ausfertigung des heute von Bundestag und schließlich auch Bundesrat beschlossenen Gesetzes über die Griechenland-Hilfen zu hindern - schon am Sonntag sollen die ersten Gelder fließen.

 

Dabei ist bereits fraglich, ob die Verfassungsbeschwerde und die damit verbundenen Eilanträge auf vorläufigen Rechtsschutz überhaupt zulässig sind.

 

Bereits 1998 hatten Schachtschneider und drei der auch jetzt klagenden Ökonomen sich gegen die Euro-Einführung gewandt - ohne Erfolg.

 

Zusätzliche Argumentationslinie

 

Der für die damalige Entscheidung zuständige Verfassungsrichter Paul Kirchhof hat unlängst im SPIEGEL-Gespräch darauf hingewiesen, es gebe "im deutschen Steuerrecht die kluge Regel, dass der Steuerbürger keine Entscheidungsbefugnis darüber hat, wie seine Steuergelder verwendet werden"; allenfalls Abgeordnete, die sich in ihren Rechten verletzt fühlen, könnten gegen die Finanzhilfen klagen, so Kirchhof.

 

Allerdings hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Lissabon-Urteil eine zusätzliche Argumentationslinie eröffnet, auf die sich nun auch Schachtschneider stützt: Danach garantiert das Wahlrecht des Bürgers, verankert in Artikel 38 des Grundgesetzes, auch seinen Anspruch auf freie und gleiche Teilhabe an der in Deutschland ausgeübten Staatsgewalt - und in der weiteren Begründung zählten die Verfassungsrichter zu den "wesentlichen Bereichen demokratischer Gestaltung" ausdrücklich auch die staatlichen "Einnahmen und Ausgaben einschließlich der Kreditaufnahme".

 

Und sollten sich die Richter wirklich auf eine rechtliche Prüfung der Griechenland-Hilfen einlassen, stehen die Chancen der Kläger gar nicht einmal so schlecht.

 

Denn Artikel 125 des Vertrages über die Arbeitsweisen der Union (AEUV) bestimmt ausdrücklich, dass weder die Union noch ein Mitgliedstaat für "Verbindlichkeiten" eines anderen Mitgliedstaates eintritt - und das keinesfalls zufällig oder aus Versehen, sondern als "Ergebnis einer bewusst getroffenen Entscheidung, deren materielle Bedeutung und außerordentliche Tragweite allen an der Konferenz teilnehmenden Staaten bewusst war", wie unlängst nochmals der Europarechtsexperte Martin Seidel betonte, der als Beamter des Bundeswirtschaftsministeriums bei den Verhandlungen zum Vertrag von Maastricht beteiligt war.

 

Europarechtler bewerten die Finanzspritzen als klar rechtswidrig

 

Der Göttinger Professor für Völker- und Europarecht, Frank Schorkopf, hält deshalb die "Rechtslage für extrem ungünstig" - aus Sicht der EU-Staaten. Deshalb werde ja auch gerade "ein Weg außerhalb des EU-Rechts gesucht", indem die Finanzhilfen als rein zwischenstaatliche Maßnahme ausgestaltet werden, also als bilaterales Abkommen zwischen Griechenland und jedem einzelnen Mitgliedstaat für sich.

 

"Spätestens" da, wo die europäische Vereinbarung vorsehe, dass Deutschland - und andere finanzstabile EU-Staaten - im Bedarfsfall für die Griechenland-Kredite schwächerer Staaten wie Portugal oder Spanien einspringen und auch deren Finanzierungskosten tragen, sei klar, so Schorkopf, "dass das in Wahrheit doch europäisches Handeln ist". Deshalb, so Schorkopfs Schlussfolgerung, könnte das Ganze als "Umgehung entgegenstehenden EU-Rechts verboten sein".

 

Für den Jenaer Europarechtler Matthias Ruffert sind Finanzspritzen für Griechenland, ob direkt von der EU oder indirekt, sogar klar rechtswidrig. Denn was die Notenbanken nicht dürften, sei auch den Regierungen nicht erlaubt. Ebenso wenig, so Ruffert, könne sich die EU auf eine Ausnahmeklausel für "Naturkatastrophen oder außergewöhnliche Ereignisse" berufen, die sich der Kontrolle des betroffenen Landes entziehen. "Staatsverschuldung", so Ruffert, "zählt nicht dazu."

 

Trotzdem dürfte Schachtschneider zumindest mit seinem Eilantrag erst einmal eher wenig Aussicht auf Erfolg haben. Denn dabei kommt es zunächst einmal gar nicht auf die aufgeworfenen Rechtsfragen an, sondern auf die Abwägung der Folgen, die eintreten würden, je nachdem, ob das Hilfsgesetz in Kraft tritt oder nicht. Im Kern geht es also darum, ob die Folgen schlimmer sind (oder sein könnten), wenn die Gelder fließen, als wenn die Finanzhilfe gestoppt wird.

 

Die Worst-case-Szenarien

 

Auch über die jeweiligen Worst-case-Szenarien kann natürlich gestritten werden:

 

* Sind es im Fall der Kreditbewilligung (und des Kreditausfalls) nur die offiziellen 22,4 Milliarden Euro, oder kommen noch weitere Risiken dazu, etwa dadurch, dass Deutschland eben auch für die Griechenland-Hilfen anderer EU-Staaten eintreten würde, oder dass notgedrungen irgendwann auch noch andere Staaten gestützt werden müssten, so dass, wie Schachtschneider meint, am Ende Deutschland sogar eine Belastung in Höhe von 800 Milliarden Euro droht?

* Und steht auf der anderen Seite womöglich der weitere Zerfall des Euro, mit noch viel größeren Risiken? Auch wenn selbst Experten viele dieser Fragen nur schwer einschätzen können, dürften die unmittelbaren Folgen der Kreditzusage erst einmal relativ begrenzt sein, im Vergleich zu den undurchschaubaren Risiken, die eintreten könnten, wenn die EU-Staaten Griechenland jetzt schon fallen ließen.

 

Ohnehin stellen die jetzigen Kredite nur eine Atempause für Griechenland dar, damit die Griechen jetzt ihre sofort fälligen Kredite bedienen können. In einem Jahr dürfte sich die Frage erneut stellen, ob Griechenland nicht doch besser zumindest vorübergehend aus der Währungsunion entlassen wird - so wie Großbritannien ja bis heute kein Mitglied der Währungsunion ist.

 

Für den Göttinger Europarechtsexperten Schorkopf wäre das letztlich doch "eine elegante und sogar gerechte Lösung": denn wer in der Vergangenheit Griechenland-Titel erworben habe, trage dann eben auch anteilig die Folgen durch eine Abwertung der dann neuen griechischen Währung.

 

Auch Mitkläger Nölling hofft, dass die Verfassungsrichter wenigstens sagen: "Die 110 Milliarden jetzt sind noch in Ordnung, doch wenn die verbraucht sind, dann ist Schluss."

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Roter Franz

in anbetracht der schnelligkeit der umsetzung dieses gesetzes muss er es vom Verfassungsgericht prüfen lassen, denn direkt nach der unterschrift ist das geld für immer weg ... da hilft dann auch keine verfassungsbeschwerde mehr

eine so schnelle unterschrift wie die heutige ist rekordverdächtig

Alternative zur schnellen Unterschrift.??

 

Heute Griechenland

Morgen Portugal

übermorgen Spanien

am nächsten Wochenende Italien.

 

Dann fliegt uns alles um die Ohren.

 

Bin zwar kein Griechenlandrettungsfan, aber z.zt ist die Sache alternativlos.

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chartprofi
· bearbeitet von chartprofi

ich finde die vermischung von staatsanleihezinsen und währung langsam aber sicher müßig ... wer bitteschön kann es sich denn leisten die währung zu manipulieren ... der flüssigste markt den es gibt ... als ob spekulanten den euro auf dauer in die eine oder andere richtung treiben könnten ... so ein blödsinn

 

das anleiheproblem ist doch schon im euro eigepreist ... wo ist denn das problem daran, dass griechenland 12 oder 15% zinsen zahlt ... das machen andere länder auch ...

 

die zinsen von griechenland können doch den euro nicht "vernichten", aber so wird es ständig dargestellt und jeder plappert es nach ... selbst die insolvenz kann das nicht .... eine staatsinsolvenz ist nicht so wie privatinsolvenz ... bei privat wird dir alles weggenommen und dann auf null gesetzt ... beim staat wird nichts weggenommen und auf null gesetzt ... ein himmelweiter unterschied

 

es wird/wurde zuviel geld geschöpft und so würde es wieder aus den system entfernt werden ... durch die "griechenlandhilfe" wird das geld künstlich im system gehalten und dadurch wird das geld weitere opfer finden und viel gefährlicher als viele glauben wollen.

 

"griechenlandhilfe" ... wenn ich das schon höre ... "gläubigerhilfe" sollte es heißen ... die angebliche "hilfe" läuft sofort an die gläubiger. wenn die hilfe nicht gezahlt würde, dann würden einige banken in schieflage geraten. um diese zu retten müsste man evtl kredite vergeben, aber diese kredite wären sehr viel besser abgesichert als die "griechenlandhilfe".

 

die regierung hätte den banken das geld sofart schenken können, denn das kommt letzten endes aufs gleiche heraus ... die schulden für diese "hilfe" werden niemals von den griechen zurückgezahlt ... genauso wie die deutschen ihr schulden niemals zurückzahlen werden

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