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Schinzilord

Klassifizierung und Beschreibung der Risiken der einzelnen Assetklassen in der Investmententscheidung

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Schinzilord
· bearbeitet von Schinzilord
Erläuterungen zum Risiko hinzugefügt.

Hallo!

 

Um Neulingen den Einstieg zu erleichtern und Führung im Dschungel der Investmentwelt anzubieten, will ich ein ganzheitliches Rahmenwerk erstellen, was alles von der Evaluation der eigenen Situation bis hin zum fertigen Portfolio mit Rebalancingknowhow umfasst.

Das darin enthaltene Wissen basiert zu einem großen Teil auf den hier im WPF geführten Diskussionen und Erläuterungen und ist mit wissenschaftlicher Fachliteratur untermauert. Natürlich ist es nur meine Sicht der Dinge und noch lange nicht abgeschlossen, sofern es dies jemals sein könnte.

 

Ich hoffe, dass das Rahmenwerk, sowohl Aktivisten als auch Passivisten Hilfestellungen geben kann. Jedoch werden meine Kerninvestments mit passiven Produkten abgebildet, trotzdem bleibt noch genügend Spielraum für aktive Produkte in den komplexeren Satelliteninvestments.

Jede Investitionsentscheidung ist und bleibt aktiv, selbst wenn man nach Marktkapitalisierung mit ETFs anlegt. Denn hier kommt man auch schnell an die Grenzen der Umsetzung, sodass aktive Entscheidungen notwendig werden.

 

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Kurzer Hinweis:

Ich unterscheide einen risikolosen und einen riskanten Portfolioanteil. Die riskante Ausrichtung des Gesamtportfolios sollte nur durch ein Anpassen der Quoten risikolos / riskant erfolgen.

Der riskante Portfolioteil ist ein in sich diversifiziertes Konstrukt mit allen Assetklassen und Strategien (insbesondere Aktien und Anleihen). Und ebendiese Aufteilung des riskanten Portfolioteils in verschiedene Assetklassen, Regione, Währungen, Bonitäten, Laufzeiten etc. soll hier vertieft werden.

 

In diesem Thread geht es also nur im Risikoprämien. Es soll Anfängern vermittelt werden, für was man alles in der Investitionslandschaft Renditeprämien bekommt, wenn man Risiken eingeht.

 

Da ich auf der kleinsten Ebene nur ETFs (und somit Körbe zahlreicher Unternehmen, Schuldner etc.) behandle, geht es nur um systematische Risiken.

Unsystematische Risiken (Ein Manager veruntreut Gelder, ein Land wählt eine Kommunistische Regierung etc.) sind bereits auf dieser kleinsten Ebene bereits wegdiversifiziert.

 

Jegliche Erläuterungen der einzelnen Assetklassen haben überhaupt nichts mit der eigenen Risikotragfähigkeit etc. zu tun, sondern einzig und allein damit, wie man ein weltweit diversifiziertes Portfolio erstellen kann.

In Punkt 1 mit dem Hinweis auf meinen Thread zum Humankapital in der Assetallokation sollen alle Frage der eigenen Risikotragfähigkeit in Abhängigkeit vom Lebensalter, Einkommen, Sicherheitsgefühl, Sparrate, Verbindlichkeiten etc. ausgelagert werden.

Daraus ergit sich für Person A(ngsthase) eine riskante Portfolioquote von 10%, und für Person B(lender) eine riskante Portfolioquote von 99%.

Beide können dann weiterlesen und sehen, wie sie jetzt ihr riskantes Portfolio aufbauen je nach gewünschten Komplexitätsgrad.

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Ich habe den Weg über farbige Schaubilder und Diagramme gewählt, weil meines Erachtens so die wesentlichen Zusammenhänge viel besser visualisiert und verstanden werden können.

 

Zur Beschreibung habe ich 5 Ebenen eingeführt, welche die komplette Entscheidungsfindung zum fertigen Portfolio abdecken sollten:

  1. Auswahl der Risikoquote
  2. Auswahl der Komponenten im risikofreien und riskanten Portfolioteil
  3. Auswahl der Indizes innerhalb der Anlageklassen
  4. Auswahl der eigentlichen Produkte
  5. Regelmäßiges Rebalancing

 

Nachfolgend soll nun mein deduktiver Ansatz zur Assetallokation (Beschreibung siehe hier) visualisiert werden:

 

post-9048-0-06499300-1342913598_thumb.png

Bild 1: Deduktiver Ansatz zur Assetallokation: Vom Allgemeinen zum Speziellen in 5 Punkten

 

Nachfolgend werden alle 5 Punkte einzeln erläutert:

 

1. Auswahl der Risikoquote

Hierzu sei auf meinen Thread zum Humankapital in der Assetallokation verwiesen.

Am Ende dieses Prozesses sollte jeder seine persönliche riskante Portfolioquote ermittelt haben in Abhängigkeit seiner persönlichen Situation.

 

2.Auswahl der Komponenten im risikofreien und riskanten Portfolioteil & Auswahl der Indizes innerhalb der Anlageklassen

Dies fasse ich nachfolgend zusammen:

 

post-9048-0-99377100-1342914730_thumb.png

Bild 2: Klassifizierung der Investmententscheidung

 

Zur Gesamtklassifizierung folge ich Anti Illmanen in seinem 2011 erschienenen Buch Expected Returns (er ist unter anderem Berater des Norwegischen Staatsfonds).

In seinem Buch gibt es 3 verschiedene Sichtweisen auf Investitionsentscheidungen. Ich habe sie minimal abgewandelt, so dass sie leichter verständlich sind.

Klassisch werden Assetklassen unterschieden (Aktien, Anleihen, Rohstoffe und REITs). Dies bezeichne ich als Kerninvestment und soll zunächst im Kapital 1 ausgeführt werden.

 

In Kapitel 2 sollen Satelliteninvestments besprochen und klassifiziert werden, welche auf in der Vergangenheit erfolgreichen Handelsstrategien beruhen. Dies folgt aber zu einem späteren Zeitpunkt.

 

Kapitel 3 wiederum ist eine radikale Abkehr der bisher bekannten Klassifizierung und erfordert ein massives Umdenken. Dieser Prozess ist bei mir noch nicht abgeschlossen, so dass ich diese Diskussionen auf einen noch späteren Zeitpunkt verschieben möchte.

 

Mein Kernanliegen ist es zu verstehen, wie eine sinnvolle Diversifikation ausschaut und umgesetzt werden kann.

Hierzu benötige ich die Grundannahme eines effizienten Marktes: Eingegangene Risiken werden adäquat vergütet.

Dies soll nur hier in diesem Thread für ein grundlegendes Verständnis der einzelnen Assetklassen gelten. Natürlich bin ich mir der Probleme dieser Aussage bewusst und werde einzelne Einschränkungen gezielt bei den Satelliteninvestments in Kapitel 2 aufgreifen.

 

Für einen roten Faden werde ich zwei Fragen auf, welche gleichbedeutend sein sollen:

 

Welche Risiken kann ich überhaupt übernehmen?

und

Welche Faktoren beeinflussen meine Anlageklassen?

 

Es geht bei der Assetallokation also um die Diversifikation über Risiken, genauer gesagt um Diversifikation über Risikoprämien als Vergütung der übernommenen Risiken.

Versteht man die Abhängigkeiten der Assetklassen von verschiedenen Faktoren, ergibt sich automatisch eine immer komplexere Diversifikation über Risiken, welche nachfolgend ausgeführt werden soll:

 

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Bild 3: Diversifikation über Aktienrisiken

 

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Bild 4: Diversifikation über Anleihenrisiken

 

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Bild 5: Diversifikation über Rohstoffrisiken

 

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Bild 6: Diversifikation über Immobilienaktienrisiken

 

 

4. Auswahl und Gewichtung der eigentlichen Produkte

Hierzu verweise ich auf die hervorragenden Arbeiten von Supertobs und Marcise mit ihren Depotvorschlägen unterschiedlichen Komplexitätsgrades.

Die Gewichtung der einzelnen Positionen kann bei Aktien leicht geklärt werden. Eine Marktkapitalisierungs- oder BIP Gewichtung für Aktien hat sich hier im Forum als Standard etabliert.

Beim Anleihenteil ist dies komplexer, aber ich bevorzuge eine Gleichgewichtung von Staats- und Unternehmensanleihen sowie eine Gleichgewichtung über Laufzeiten und Bonitäten. Hier bleibt aber noch Spielraum zur Diskussion.

HighYield und Schwellenländeranleihen werden inBärenbulles hervorragendem Thread vorgestellt.

Für Anfänger, welche eh einen geringeren Komplexitätsgrad bevorzugen, stellen sich solche Fragen aber (noch) nicht. Alle anderen werden ihre Gewichtung finden, mit der sie ruhig schlafen können.

 

 

5. Regelmäßiges Rebalancing

Fürs regelmäßige Rebalancen verweise ich auf Flemmes und meine Ausführungen hierhin.

 

 

Für Verbesserungen und Vorschläge bin ich sehr dankbar!

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Kaffeetasse

Wow, super! Wieder so ein Thread, der systematisch und anschaulich auf eine Kernfrage der Vermögensanlage eingeht.

Die scheinen sich in letzter Zeit zu mehren, ich denke da an die schon genannten Fäden von Marcise und Bärenbulle

sowie die Klassiker von supertobs und Licuala. :thumbsup:

 

Bedenken hab ich wie bei den anderen nur in die Richtung, dass die Masse von neuen Informationen, Abkürzungen und Fachtermini

gerade Anfänger abschrecken kann.

Ansonsten wirklich sehr gute Arbeit, schinzi! :respect:

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Moneycruncher
· bearbeitet von Chemstudent
Unnötiges Zitat entfernt.

Prima! Sehr übersichtlich und strukturiert. Wenn man alle diese Faktoren und Anlageklassen abdecken möchte, aber keine Lust hat, sich damit im Detail zu beschäftigen, könnte man vielleicht noch "Multi-Asset Produkte" ergänzen. Sozusagen als übergreifende "Komplexität 1". Beispiele wären hier der ARERO, Ethna & Co. Dies sind zwar schon produktspezifische Vehikel der Investmententscheidung, sie dürften aber für viele Anleger gut passen. Der von Schinzi dargestellte Bezugsrahmen könnte dann als Bewertungsmaßstab für die Multi-Asset Produkte dienen.

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€-man

Welche Risiken kann ich überhaupt übernehmen?

 

Gute Frage, Schinzi. Und wie kann, bitte schön, ein Anfänger sie überhaupt beantworten?

 

Geht man von der allgemeinen Definition aus, dann ist i.d.R. mit Risiko der maximale Wertverlust bis zur Wiedererreichung des Ursprungswerts gemeint. Hier wird dem Neuling mehr oder minder vorgegaukelt, dass er nur einen zwischenzeitlichen Verlust von x-% aushalten muss, um am geplanten Ende seiner Ansparphase sein Ziel zu erreichen.

Soll er sich nun für 30% angebliches Risiko entscheiden oder für 40%? Flattern bei einem Dreißigprozenter nicht die Nerven auch schon bei 25%? Wie sollte er das vorher wissen? Und was wird geraten, wenn bei dem Dreißiger die Schwelle weit überschritten wird? Und wenn schon das angebliche Risiko ohnehin nur zwischenzeitlich sein soll, warum dann nicht gleich 50 oder 60%? Am Ende wird doch eh alles gut - oder auch nicht.

 

Letztlich ist das nicht mein Verständnis von Risiko. Risiko bedeutet für mich, dass ich zum Zielzeitpunkt mit bedeutend weniger, im schlimmsten Fall mit fast gar nichts mehr dastehe.

Es wird vollkommen außer Acht gelassen, dass sich u.U. die, als (fast) risikolos definierten Vehikel, als explosives Material entpuppen können. Gerade in Zeiten wie wir sie jetzt erleben, sind mir entsprechende Einzelaktien wesentlich sympathischer, als die meisten anderen Anlageformen - und das nicht zuletzt wegen des tatsächlichen Risikos.

 

Ich weiß, für einen Novizen wird die Angelegenheit dadurch sicher nicht einfacher. Aber speziell bei der Kombination "Passiv-ETFlerisch + nervenflatterischem Risiko" beschleicht mich als Leser immer ein gewisses "Alles-wird-gut-Gefühl".

 

Gruß

-man

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vanity
· bearbeitet von vanity

Sehr guter Einwand, €-man!

 

Das Thema Risiko wird zwar immer wieder (auch hier) angerissen, kommt aber m. E. viel zu kurz. In Schinzis schöner Herleitung oben versteckt sich das Thema der Risikotragfähigkeit oder -toleranz sehr bescheiden zwischen der allgemeinen Modellannahme der Risikovergütung und der gleich darauf folgenden Assetaufteilung.

 

Jeder Frischling (und viele ausgewachsene Keiler und Bachen) sind meiner Meinung nach schon mit der eigenen Einschätzung überfordert. Die saloppe Formulierung Verluste kann ich aussitzen, die sich in gefühlt 50% der Themeneröffnungen zur Depotstrukturierung findet, ist ein ganz starkes Indiz dafür. Gleichzeitig wird mit Zahlen für zwischenzeitliche Verluste um sich geworfen, dass zumindest mir sich die verbliebenen Nackenhaare sträuben.

 

Ich denke, der Aspekt ist von zentraler Bedeutung und die größte Quelle für Fehler und Fehleinschätzungen, die letzlich viel teurer werden können als TERmin oder die paar Prozent, die einem mediokren Fondsmanager in den Rachen geworfen werden. Die Umsetzung einer weitgehend korrekten Risikoeinschätzung in eine Portfoliostruktur ist dann noch schwierig genug (ich meine, supertobs hat in seinen Threads irgendwo eine Ausarbeitung).

 

Zudem ist der Risikobegriff unscharf und gibt immer wieder zu Missverständnissen Anlass, wenn nicht erläutert ist, welcher gemeint ist.

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Schinzilord

Dann habe ich es nicht genügend rausgestellt.

 

Die eigene Risikotragfähigkeit soll mit meinem Modell der Humankapitals in der Assetallokation ermittelt werden. -> siehe Punkt 1.

Hierin versteckt sich die eigene Lebenssituation, die Risikoeinstellung, Einkommen, Sparrate, Verbindlichkeiten etc. Auch wieviele Verlust eman aussitzen kann kommt alles hierein.

 

Dort kommt dann z.B. raus, dass man z.B. 40% im riskanten Portfolioteil halten soll und 60% sicher (in TG, Festgeld, Riesterbanksparplan, LV etc. pp.)

 

 

Wie diversifiziert man jetzt die 40% im riskanten Portfolioteil?

-> da kommt obige Ausführung ins Spiel. Indem man über Risikoprämien diversifiziert, welche man im Markt abgreifen kann.

 

Ihr habt recht, der Begriff Risiko wird inflationär verwendet...

 

Nochmal:

In diesem Thread geht es nur im RIsikoprämien. Es soll Anfängern vermittelt werden, für was man alles in der Investitionslandschaft Renditeprämien bekommt, wenn man Risiken eingeht.

Dass hier nur von systematischen Risiken gesprochen wird, muss ich oben reineditieren.

Jegliche Erläuterungen der einzelnen Assetklassen haben überhaupt nichts mit der eigenen Risikotragfähigkeit etc. zu tun, sondern einzig und allein damit, wie man ein weltweit diversifiziertes Portfolio erstellen kann.

 

Aber genau deswegen habe ich diesen Thread erstellt, im Ungereimtheiten und Unklarheiten rauszustellen :)

 

Zur gegebenen Zeit werde ich eine verbesserte Version in meinem Musterdepot einstellen.

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Chemstudent

Jeder Frischling (und viele ausgewachsene Keiler und Bachen) sind meiner Meinung nach schon mit der eigenen Einschätzung überfordert. Die saloppe Formulierung Verluste kann ich aussitzen, die sich in gefühlt 50% der Themeneröffnungen zur Depotstrukturierung findet, ist ein ganz starkes Indiz dafür. Gleichzeitig wird mit Zahlen für zwischenzeitliche Verluste um sich geworfen, dass zumindest mir sich die verbliebenen Nackenhaare sträuben.

Sehr richtig. Das ist leider schon seit Jahren so, und lässt sich bei Anfängern wohl einfach nicht austreiben.

Fix mal gesucht, manche Probleme sterben eben (leider) nie aus. Oftmals wird das Problem von Anfängern aber trotz Hinweis nicht wahrgenommen. :(

 

Immer wieder hört man "zwischenzeitliche Verlsute sind okay" oder vergleichbare Formulierungen. Warum eigentlich?

Das Risiko einer Anlage besteht nicht darin, zwischenzeitlich im Minus zu stehen, sondern am Ende im Minus zu sein.(absolut oder relativ zu anderen Anlagealternativen -> Opportunitätskosten)

Das sollte einem bewusst sein.

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Schinzilord

Ich bitte darum, die Diskussion nicht abdriften zu lassen.

Natürlich kann man beliebige Zitate rausnehmen und sie hinterfragen :)

Bitte immer den Gesamtzusammenhang betrachten. Falls ihr etwas anders versteht oder missverständlich ist, Bescheid geben.

 

@-Man: Ich schrieb ja explizit von übernommenen Risikoprämien innerhalb der Assetklassen und wollte keine philosophische Grundsatzdebatte über Risikotragfähigkeit anfangen -> so liest sich aber dein aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat.

Die Antwort hierauf soll ausgelagert werden im Humankapitalthread.

 

Ein kurzer Hinweis auf Missverständlichkeit tut es vollkommen :)

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sparfux
· bearbeitet von sparfux

Wie bekannt bin ich ja der Meinung, dass Unternehmensanleihen mehr oder weniger überflüssig sind, da sich die eingegangenen Risiken in unternehmerische (Aktien) und Zinsrisiken (Renten) aufspalten lassen. KISS

 

@Schinzi

Mich würde mal interessieren, welchen Diversifikationseffekt man durch "Eigenkapital-" und "Fremdkapitalrisiken" beispielsweise im Vergleich Aktie und Unternehmensanleihe erzielen können soll. Warum nicht beispilesweise statt 20% Aktien und 20% Unternehmensanleihen 30% Aktien und 10% mehr Sparbriefe (oder halt AAA-Staatsanleihen)?

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Schinzilord

Hi sparfux!

 

Bei deiner Frage geht es darum, ob es sich lohnt Bonitätsrisiken mit ins Portfolio aufzunehmen und dafür das Kreditprämium zu kassieren.

 

AAA Staatsanleihe / Sparbrief hat nahezu null Ausfallwahrscheinlichkeit, so dass du nur Zinsänderungsrisiken etc. mit ins Depot nimmst.

Aktien sollten schon genug Ausfallrisiken haben, sind ja immerhin Eigenkapital.

(soviel nur zur Zusammenfassung, mir ist klar, dass du das weißt...aber für Neulinge).

 

Meine Backtests mit Vergangenheitsdaten haben ein besseres Risiko/Renditeprofil mit Unternehmensanleihen ergeben als ohne (also Rendite/Volatilität).

Ebenso hat es sich in multiplen Regressionsanalysen herausgestellt, dass man mit AAA Staatsanleihen und Aktien nicht die Kursschwankungen von Unternehmensanleihen nachbilden kann und somit ein Diversifikationseffekt übrig bleibt.

Wie groß der ist, war halt extrem abhängig vom Betrachtungszeitraum.

 

Deswegen habe ich erst in einem höheren Komplexitätsgrad Unternehmensanleihen mit aufgenommen.

Sind sie für mich ein Muss? Ein klares Ja.

In einem KISS Portfolio haben sie wohl nix verloren :)

 

Wenn du interessiert bist, kann ich mal schauen ,ob ich die Backtests noch irgendwo habe.

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sparfux

Wenn Du für den Vergleich noch genauere Daten hast, wäre das nicht schlecht. Man müsste testen, ob sich nicht beispielsweise 50% Aktien und 50% Unternehmensanleihen annähernd durch sagen wir 75% Aktien und 25% AAA Staatsanleihen darstellen lassen.

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Schinzilord
· bearbeitet von Schinzilord

Hi Sparfux!

Hier die Daten: (alles dbxtrackers bzw. ishares ETFs)

Aktien: MSCI Europe

Staatsanleihen: EU 3-5y (iBOXX® SOVEREIGNS EUROZONE 35 TOTAL RETURN INDEX ETF)

Unternehmensanleihen: iBOXX liquid Corp. bond (mod. Duration ~ 4)

 

Zeitraum: tägliche Daten von Mai 2007 bis Juli 2012, 1299 Datensätze

1. Multiple Regressionsanalyse:

Fragestellung:

Lässt sich mit einer Investition in Aktien und Staatsanleihen der Copr. Bond Index nachbilden?

Antwort: NEIN.

R_square liegt bei 0.029,

beta_Aktien <0.01

beta_Staatsanleihen ~ 0.3

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Also taugt die tägliche Variation der Aktienrendite nicht, Unternehmensanleihenrenditevariationen nachzubilden.

Die Korrelationen liegen

zwischen Staats - Unternehmen bei 0.17,

zwischen Aktien und Unternehmensanleihen bei -0.02

 

Die Abweichung ist sogar noch größer, als ich gedacht habe (z.B. MSCI Europe SC gegenüber REITs R_sq bei 0.8).

Das rechtfertigt das Kredit-Risikoprämium von Unternehmensanleihen bei einer Beimischung zu Staatsanleihen und Aktien vollkommen.

 

2. Backtest 2007-2012:

Rebalanced Portfolio zwischen:

50% MSCI Europe und 50% Unternehmensanleihen

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rebalancetermine = 3

rendite_Portfolio_p_a = -0.2% p.a.

Vola_Portfolio_p_a = 12% p.a.

Sharpe = -0.17571

 

gegen

75% MSCI Europe und 25% Staatsanleihen

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rebalancetermine = 3 (relativ bei Gesamtabweichung > 10% von Normwert z.b. 70% Aktien und 30% Staatsanleihen -> Rebalancing)

rendite_Portfolio_p_a = -1.6% p.a.

Vola_Portfolio_p_a = 18%

Sharpel = -0.20245

 

MSCI Europe -4.0% p.a. bei 24% Vola

EU Renten 4.7% p.a. bei 3.8% Vola

CoprBond 3.0% p.a. bei 8% Vola

 

gegen

50% MSCI Europe und 25% Staatsanleihen und 25% Corp.Bond

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rebalancetermine = 7

rendite_Portfolio_p_a = 0.6% p.a.

Vola_Portfolio_p_a = 12% p.a.

sharpe_rebal = -0.11070

 

Fazit: Das Kreditprämium lässt sich nicht mit dem Aktienprämium nachbilden -> es lohnt(e) eine Beimischung von Unternehmensanleihen zu einem Portfolio aus Aktien und Staatsanleihen (im Backtest der letzten 5 Jahre)

Bessere Rendite bei geringerer Vola.

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Schinzilord

Hab oben noch reineditiert 50% Aktien und je 25% Staats- und Unternehmensanleihen im Backtest.

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sparfux

Hi Schinzi,

 

danke!

 

... aber wie schaut denn der Verlauf des Mischverhältnisses Aktien:Staatsanleihen aus, das dem Verlauf der Unternehmensanleihen am nächsten kommt?

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Schinzilord

 

... aber wie schaut denn der Verlauf des Mischverhältnisses Aktien:Staatsanleihen aus, das dem Verlauf der Unternehmensanleihen am nächsten kommt?

Gar nicht.

In der multiplen Regression werden Aktien gar nicht gebraucht (beta nahe 0), dagegen ist das beta von Staatsanleihen bei 0.3.

Unternehmensanleihen verhalten sich zu ~30% so wie Staatsanleihen (gleiche Duration und somit gleiches Zinsänderungsrisiko).

Die restlichen 70% sind das Kreditprämium, welches auch mit Aktien nicht nachbildbar ist.

 

Ich hätte die Regression nur mit Staatsanleihen komplett ohne Aktien machen können, dann wäre nix anders rausgekommen.

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Schinzilord

Bei einer zusätzlichen Assetklasse verbessern sich auch die Rebalancingchancen, ein weiterer Vorteil.

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Physiker

Bei einer zusätzlichen Assetklasse verbessern sich auch die Rebalancingchancen, ein weiterer Vorteil.

 

Das ist mir bei den Graphen auch sofort aufgefallen, dass gerade bei der Kombination Aktien/Staatsanleihen/Unternehmensanleihen durch Rebalancing zumindest in den letzten 5 Jahren eine deutlich bessere Rendite abgeworfen hätte, als ein Buy and Hold. Gibt es dafür einen allgemeinen Grundsatz, der Aussagen zur Anzahl der (möglichst unkorrelierten) Asset-Klassen und dem Verhalten bei Rebalancing, erklärt?

So was wie: Je mehr unkorrelierte Asset-Klassen desto besser ist Rebalancing?

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Schinzilord

Das ist mir bei den Graphen auch sofort aufgefallen, dass gerade bei der Kombination Aktien/Staatsanleihen/Unternehmensanleihen durch Rebalancing zumindest in den letzten 5 Jahren eine deutlich bessere Rendite abgeworfen hätte, als ein Buy and Hold. Gibt es dafür einen allgemeinen Grundsatz, der Aussagen zur Anzahl der (möglichst unkorrelierten) Asset-Klassen und dem Verhalten bei Rebalancing, erklärt?

So was wie: Je mehr unkorrelierte Asset-Klassen desto besser ist Rebalancing?

Diese Aussage würde ich unterschreiben, hab aber grad kein mathematisches Modell zur Erklärung parat.

Intuitiv:

Da bei zusätzlich wenig korrelierten Assetklassen es in gewissen Zeitabständen zur deutlichen negativen Korrelation kommt mit anschließender Umkehr ebendieser (reversal to the mean), rentiert sich ein antizyklischer Ansatz doppel. Man verkauft und kauft eben zu zwei Extremwerten, und danach schließt sich dieser Gap wieder.

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Conus

Sehr geehrter Lord!

Gibt es inzwischen weitergehende Gedanken zu dem, was Du & Illmanen in Kapitel 3 angedacht habt? Erwäge mir das Buch nun zuzulegen, nachdem ich einige interessante Präsentationen von ihm gefunden habe. Viele Ansätze sind mir zu akademisch, doch in diesen erkenne ich einen Mehrwert für mein Handeln. Das trifft insbesondere auch auf Deine Darstellung zu. Mit dieser versuche ich im Bekanntenkreis erste Denkanstöße zur Altersvorsorge zu geben. Eine sehr gelungene Arbeit - Dank Dir!

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Schinzilord

Hi Conus!

 

ich hab mich mal weitergehend damit beschäftigt, aber ich konnte noch keinen Mehrwert sehen. Bärenbulle rechnet viel mit forwards looking Renditen, er ist hier bestimmt weiter im Denken als ich.

Das Buch würde ich dir aber trotzdem wärmstens empfehlen, einfach um einen guten (historischen) Überblick zu erhalten.

 

Langsam macht sich mein Bekanntenkreis auch Gedanken zur AV, aber so richtig durchgezogen haben es bis jetzt nur wenige...kommt aber bestimmt noch :)

Kann dich also gut nachvollziehen...

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