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Empfohlene Beiträge

civis
· bearbeitet von civis

@civis

 

Ohne Benchmarking (womit auch immer) ist die Aussagekraft eigener Ergebnisse null,zero, man hat keine Möglichkeit die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns zu überprüfen, übrig bleibt um mit Ramstein zu sprechen "Geschwurbel".

 

Wenn du schon alles gelesen und hoffentlich verstanden hast, solltest du das eigentlich wissen.

 

 

Hey otto03,

 

das halte ich nun für Geschwurbel und quergelesen. Ich habe nicht gesagt, dass ich keinen Benchmark benutze. Ich benutze nur andere Benchmarks, als die Herde. Was habe ich davon, mein Handeln an einem Marktindex auszurichten, wenn für mich Unternehmensrenditen zählen? Und vor allen Dingen: Was habe ich davon, wenn ich einen Benchmark schlage, der im Minus steht? (Drei mal Null ist Null, wie der Kölner sagt.)

 

Für mich zählt mein Netto Return on Invest (man kann auch Nettorendite sagen), also ROI abzüglich Geldentwertung. Und zwar nach Unternehmensmaßstäben und nicht nach Maßstäben von Märkten oder Marktschreiern. In meinem Fall - dass muss ja nicht für alle gelten - sorgt dann der Zinseszinzeffekt für das langfristig gewünschte Ergebnis.

 

Viele Grüße

civis

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otto03

@civis

 

Ohne Benchmarking (womit auch immer) ist die Aussagekraft eigener Ergebnisse null,zero, man hat keine Möglichkeit die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns zu überprüfen, übrig bleibt um mit Ramstein zu sprechen "Geschwurbel".

 

Wenn du schon alles gelesen und hoffentlich verstanden hast, solltest du das eigentlich wissen.

 

 

Hey otto03,

 

das halte ich nun für Geschwurbel und quergelesen. Ich habe nicht gesagt, dass ich keinen Benchmark benutze. Ich benutze nur andere Benchmarks, als die Herde. Was habe ich davon, mein Handeln an einem Marktindex auszurichten, wenn für mich Unternehmensrenditen zählen? Und vor allen Dingen: Was habe ich davon, wenn ich einen Benchmark schlage, der im Minus steht?

 

Für mich zählt mein Netto Return on Invest (man kann auch Nettorendite sagen), also ROI abzüglich Geldentwertung. Und zwar nach Unternehmensmaßstäben und nicht nach Maßstäben von Märkten oder Marktschreiern. In meinem Fall - dass muss ja nicht für alle gelten - sorgt dann der Zinseszinzeffekt für das langfristig gewünschte Ergebnis.

 

Viele Grüße

civis

 

 

Es wäre nett du würdest das ganze ein wenig erläutern, danke.

 

Man sollte übrigens nicht alles was andere anders machen als man selbst als Herdentrieb bezeichnen, es könnte sein, daß man meilenweit hinter der Herde herläuft allerdings mit dem erhebenden Gefühl ihr nicht anzugehören.

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civis
· bearbeitet von civis

Es wäre nett du würdest das ganze ein wenig erläutern, danke.

 

Man sollte übrigens nicht alles was andere anders machen als man selbst als Herdentrieb bezeichnen, es könnte sein, daß man meilenweit hinter der Herde herläuft allerdings mit dem erhebenden Gefühl ihr nicht anzugehören.

 

OK, zurück auf Los. Ich fasse meine Erläuterungen zusammen:

 

Ich betrachte mein Portfolio als Holdinggesellschaft, deren Geschäftszweck es ist, sich an Unternehmen zu beteiligen. Dabei interessiert mich ausschließlich die Rendite auf das eingesetzte Kapital. Der sogenannte Markt ist für mich dabei nur eine Handelsplattform mit einigen regulatorischen und finanziellen Vorteilen gegenüber den Gegebenheiten, die man vorfindet, wenn man sich beispielsweise an einer GmbH beteiligt.

 

Anmerkung civis: Genaugenommen ist mein Portfolio nur eine Abteilung meines Geschäfts. Ich investiere auch direkt in Immobilien oder Unternehmen. Dabei lege ich bezüglich meines Portfolios allerdings exakt die selben Masstäbe an, wie an andere Beteiligungen.

 

Dementsprechend:

 

Als Benchmark ist für mich absolut entscheidend, dass ich gegen die Inflationsrate einen nachhaltigen Total Return erwirtschafte. Ich betrachte wie gesagt mein Portfolio als Unternehmen und ziehe deswegen für meine Revision Finanzkennzahlen aus der Unternehmensrechnung heran (zum Beispiel Schuldentilgungsfähigkeit gegenüber eingesetztem Fremdkapital).

 

Und:

 

Benchmarks der Märkte sehe ich mir an, um allgemeine Entwicklungen und Strömungen zu verfolgen und um extreme Entwicklungen zu erkennen – falls ich sie nicht schon durch regelmäßiges Zeitungslesen gewittert habe.

 

Zur Herde: Mir sind alle Thesen zu Herden beziehungsweise zyklisches vs. antizyklisches Handeln an den Märkten herzlich egal - weil ich nicht in Märkte sondern in Unternehmen investiere. Falls ich aber in Märkte investieren würde, würde ich mir sehr genau überlegen, ob ich der Herde folgen würde. Am Ende handele ich auf eigens Risiko und auf eigenes Geld - meine Gefühle richten sich ausschließlich danach, ob ich Geld verdiene oder verliere - keinesfalls danach, was Dritte von meinem Standpunkt halten und ob ich mit meinem Standpunkt zur Herde gehöre oder nicht. Mir reicht es, wenn ich zu den Gewinnern gehöre.

 

Nur vorbeugend: Ich erhebe keinesfalls den Anspruch, die Formel zur Umwandlung von Blei in Gold gefunden zu haben. Für meine - und nur für meine - Verhältnisse, erwirtschafte ich mit dem Handel von Blei auch schon ausreichend Rendite. Ob sich das auf andere übertragen läßt, hängt von unzähligen Faktoren ab. Als einen Faktor nenne ich die finanzielle Grundausstattung, die jedenfalls hoch genug sein muss, um eine günstige Kostenstruktur sicherzustellen.

 

Die ganze Diskussion ist sowieso müßig, weil es nicht die eine Formel gibt und weil die Verhältnisse der Teilnehmer völlig unterschiedlich sind. Auch die Bereitschaft an Thesen und Gurus zu glauben, in die Vergangenheit zu starren und auf die Zukunft zu hoffen, anstatt gemäß Benjamin Fränklin einfach mit protestantischem Ethos die Arbeit zu erledigen, die heute anfällt, ist bei den Diskutanten völlig unterschiedlich ausgeprägt.

 

Was ich allerdings in einem Börsenforum für wichtig halte, ist der regelmäßige Hinweis darauf, dass es sinnvoll ist, nachzudenken und seine persönlichen Verhältnisse als Maßstab seines Handelns zu beachten. Und eben nicht ein Buch über den letzen Schrei in der Geldvermehrung zu lesen und die Ratschläge - die bei Lichte betrachtet meistens auch nur ein lauer Aufguss viel älterer Weisheiten sind - im Maßstab eins zu eins zu übernehmen. Vielleicht geht dann so manchem zum Beispiel beim Thema Rebalancing nach der sogenannten Standardmethode der Unterschied zwischen Brutto und Netto auf.

 

Viele Grüße

civis

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

M.E. beginnt die Diskussion jetzt off topic zu driften. Es geht hier primär um die Entwicklung eigener Handelssoftware bzw. profitabler Handelsstrategien, wenn ich mal so frei sein darf, das für Nichtinformatiker zu interpretieren. Vor diesem Hintergrund sollten wir hier unterschiedliche Strategien diskutieren, die nachhaltig zu statistisch signifikantem Erfolg führen, um das ganze von reinem Glück abzugrenzen. Das ist beileibe keine einfache Aufgabe. Aber m.E. nachweislich machbar auf Basis moderner Methoden der Finanzwissenschaft, wie das Beispiel langfristig erfolgreicher Hedgefonds wie z.B. Renaissance Technologies von Simons oder Winton von Harding zeigen.

 

@civis

Vergleichsmaßstab können dafür nur passende Benchmarks sein. Und das ist nun wirklich keine Kunst die zu wählen. M.E. verfolgst du eine ähnliche Gesamtstrategie wie Warren Buffett, der sich selbstverständlich am S&P 500 misst und gerne messen lässt obwohl oder gerade weil er nicht nur US Aktien oder Optionen und Futures darauf tradet. Benchmarking ist heutzutage nicht nur bei Großanlegern sondern überhaupt aus keinem erfolgreichen Wirtschaftszweig mehr wegzudenken. Und da werden m.W. keine Heerscharen an Doktoranden beschäftigt sondern ganz pragmatisch die für die eigene Geschäftsstrategie passenden Benchmarks herangezogen. Wer das nicht macht oder zulässt, na ja ...

 

Hoffe in diesem Sinne auf viele weitere wertige Beiträge.

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civis
· bearbeitet von civis

@civis

Vergleichsmaßstab können dafür nur passende Benchmarks sein. Und das ist nun wirklich keine Kunst die zu wählen. M.E. verfolgst du eine ähnliche Gesamtstrategie wie Warren Buffett, der sich selbstverständlich am S&P 500 misst und gerne messen lässt obwohl oder gerade weil er nicht nur US Aktien oder Optionen und Futures darauf tradet. Benchmarking ist heutzutage nicht nur bei Großanlegern sondern überhaupt aus keinem erfolgreichen Wirtschaftszweig mehr wegzudenken.

 

Nochmal: Ich habe nicht gesagt, dass ich keine Benchmarks benutze. Ich habe auch erklärt, welche Benchmarks ich warum benutze. Zu Berkshire Hathaway: Das ist eine öffentlich gehandelte Aktiengesellschaft, deren Aktie Bestandteil des S&P 500 ist. Es ist also selbstverständlich, dass die Performance von Berhshire Hathaway an diesem Benchmark auch gemessen wird. Wobei aber auch bekannt ist, dass Warren Buffett intern ganz andere Kennzahlen heranzieht. Der S&P 500 dient der Show, dass Geschäft selbst wird nicht coram publico und mit anderen Benchmarks beziehungsweise Kennzahlen gesteuert.

 

Auch andere Investoren, die auf Kunden angewiesen sind, ziehen logischweise Benchmarks heran, mit deren Hilfe sie möglichst gut aussehen. Wie sinnvoll das generell ist und ob die Wahl des Benchmarks speziell zielführend ist, steht auf einem anderen Blatt (und da bin ich durchaus der Meinung, dass man dazu ziemlich elaborierte Werke verfassen kann).

 

Ich bin Privatinvestor, muss nichts verkaufen und mich nicht mit anderen vergleichen lassen. Deshalb nehme ich mir die Freiheit, mich selbst an Zahlen zu bewerten, die mir zeigen, ob ich mein Geschäft ordentlich mache oder nicht. Und ordentlich heißt für mich nicht, einen Benchmark zu schlagen, den vielleicht eine Fondsgesellscht heranzieht, der aber leider vielleicht im Minus liegt. Das würde ich für frommen Selbstbetrug halten.

 

Aber das muss jeder selbst wissen.

 

Viele Grüße

civis

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otto03

Sorry, benutze den Begriff nochmals, das ist Geschwurbel, es geht doch nicht um Praktiken von Fondsgesellschaften etc. etc, etc.

 

Daher:

 

besitzt du Rentenpapiere? Woran misst du deine Ergebnisse? Zu welchen Schlüssen kommst du?

besitzt du Aktien/Aktienfonds/ETFs? Woran misst du deine Egebnisse? Wie sieht der Vergleich aus?

 

 

Ich messe den Erfolg in der Wertentwicklung des in meinem Besitz befindlichen Ackerlands auch nicht am MSCI World.

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civis
· bearbeitet von civis

Sorry, benutze den Begriff nochmals, das ist Geschwurbel, es geht doch nicht um Praktiken von Fondsgesellschaften etc. etc, etc.

 

Daher:

 

besitzt du Rentenpapiere? Woran misst du deine Ergebnisse? Zu welchen Schlüssen kommst du?

besitzt du Aktien/Aktienfonds/ETFs? Woran misst du deine Egebnisse? Wie sieht der Vergleich aus?

 

 

Ich messe den Erfolg in der Wertentwicklung des in meinem Besitz befindlichen Ackerlands auch nicht am MSCI World.

 

Sorry, das ist ja unterirdisch. Bevor Du hier offensichtlich bewußt mit Verbalinjurien rumwirfst, solltest Du erst mal lesen. Die einzige Frage, die ich noch nicht beantwortet habe - und zwar nur, weil sie bisher nicht gestellt wurde - ist die Frage, ob ich Rentenpapiere besitze. Die Antwort ist: nein. Der Grund ist: ich habe nichts zu verschenken.

 

Ackerland besitze ich übrigens. Wie ich das bewerte, wirst Du wissen, wenn Du meine Kriterien - die ich nun zum dritten Mal aufliste - liest:

 

OK, zurück auf Los. Ich fasse meine Erläuterungen zusammen:

 

Zitat

 

Ich betrachte mein Portfolio als Holdinggesellschaft, deren Geschäftszweck es ist, sich an Unternehmen zu beteiligen. Dabei interessiert mich ausschließlich die Rendite auf das eingesetzte Kapital. Der sogenannte Markt ist für mich dabei nur eine Handelsplattform mit einigen regulatorischen und finanziellen Vorteilen gegenüber den Gegebenheiten, die man vorfindet, wenn man sich beispielsweise an einer GmbH beteiligt.

 

 

Anmerkung civis: Genaugenommen ist mein Portfolio nur eine Abteilung meines Geschäfts. Ich investiere auch direkt in Immobilien oder Unternehmen. Dabei lege ich bezüglich meines Portfolios allerdings exakt die selben Masstäbe an, wie an andere Beteiligungen.

 

Dementsprechend:

 

Zitat

 

Als Benchmark ist für mich absolut entscheidend, dass ich gegen die Inflationsrate einen nachhaltigen Total Return erwirtschafte. Ich betrachte wie gesagt mein Portfolio als Unternehmen und ziehe deswegen für meine Revision Finanzkennzahlen aus der Unternehmensrechnung heran (zum Beispiel Schuldentilgungsfähigkeit gegenüber eingesetztem Fremdkapital).

 

 

Und:

 

Zitat

 

Benchmarks der Märkte sehe ich mir an, um allgemeine Entwicklungen und Strömungen zu verfolgen und um extreme Entwicklungen zu erkennen – falls ich sie nicht schon durch regelmäßiges Zeitungslesen gewittert habe.

 

Ich will Rendite. Und die messe ich absolut und nicht relativ an einem mehr oder weniger beliebigen Index, der auch noch im Minus liegen kann. IMHO hilft da die Beachtung der einfachsten betriebswirtschaftlichen Grundlagen. Also nehme ich mir die Freiheit, meine Anlagen so zu tätigen. Wie Du das machst, bleibt Dir unbenommen - und das ist nicht geschurbelt.cool.gif

 

Ach ja, das Ackerland. Das bewerte ich auch nach Ertragswert. Wie denn sonst?

wink.gif

Viele Grüße

civis

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Ich will Rendite. Und die messe ich absolut und nicht relativ an einem mehr oder weniger beliebigen Index, der auch noch im Minus liegen kann. IMHO hilft da die Beachtung der einfachsten betriebswirtschaftlichen Grundlagen. Also nehme ich mir die Freiheit, meine Anlagen so zu tätigen. Wie Du das machst, bleibt Dir unbenommen - und das ist nicht geschurbelt.cool.gif

 

Ach ja, das Ackerland. Das bewerte ich auch nach Ertragswert. Wie denn sonst?

wink.gif

Viele Grüße

civis

Sorry, aber so ganz kann ich mich auch nicht des Eindrucks von otto03 entziehen. Wer hat hier im Thread vorgeschlagen, sich an einem mehr oder weniger BELIEBIGEN INDEX zu messen? Ich habe ganz ergebnisoffen nach deiner Überrendite gegenüber welchem Benchmark gefragt. Dann hast du die Inflationsrate genannt und bist über Benchmarks im allgemeinen hergezogen, so jedenfalls Otto03's und meine Eindruck. Jetzt schreibst du in einem Satz, dass du dich ABSOLUT und NICHT RELATIV an einem ... INDEX misst, der auch noch im MINUS liegen kann.

 

Nochmals sorry, aber das ist für mich alles leider immer noch ein Zeichen für - vorsichtig ausgedrückt - ungeordnete Gedanken und das gleich mit DREI elementar logischen Widersprüchen in einem Satz:

  1. Ja wie misst du deine Rendite denn nun, ABSOLUT, d.h. rein auf Basis der nominal erwirtschafteten EUR-Werte, oder RELATIV zur Inflationsrate??? Dazwischen gibt es einen Unterschied, nämlich genau die Inflationsrate.
  2. Hast du schon mal was vom InflationsINDEX gehört??? Wenn nicht, dann bitte direkt bei der Deutschen Finanzagentur nachlesen. Die Inflationsrate, an der du deine Rendite vielleicht misst oder auch nicht, wissen tun wir es ja bislang immer noch nicht, ist nichts anderes als die jährliche Änderung des InflationsINDEXES. Also misst du deine Rendite (vielleicht oder auch nicht, s.o.) doch an einem INDEX, oder?
  3. Und von einer NEGATIVEN Inflationsrate, die dazu führt, dass der InflationsINDEX im MINUS liegt, hast du offensichtlich bislang auch noch nichts gehört??? Es gibt Gerüchte, dass das sogar in Deutschland schon mehrmals vorgekommen sein soll, siehe hier.

Also bitte bitte tue uns hier im Thread den großen Gefallen und ORDNE DEINE GEDANKEN vorm nächsten Posten. Als Hilfestellung empfehle ich dir dazu den Besuch der kostenlosen aber m.E. ganz herrvorragenden Online-Grundlagenkurses "Finance and Capital Markets" (English) der Khan Academy.

 

Nun zu mehr Substantiellem auf Basis des aktuellen Standes der Finanzwissenschaft, was uns hoffentlich in der inhaltlichen Diskussion voranbringt:

 

Zu Berkshire Hathaway: Das ist eine öffentlich gehandelte Aktiengesellschaft, deren Aktie Bestandteil des S&P 500 ist. Es ist also selbstverständlich, dass die Performance von Berhshire Hathaway an diesem Benchmark auch gemessen wird. Wobei aber auch bekannt ist, dass Warren Buffett intern ganz andere Kennzahlen heranzieht. Der S&P 500 dient der Show, dass Geschäft selbst wird nicht coram publico und mit anderen Benchmarks beziehungsweise Kennzahlen gesteuert.

 

Auch andere Investoren, die auf Kunden angewiesen sind, ziehen logischweise Benchmarks heran, mit deren Hilfe sie möglichst gut aussehen. Wie sinnvoll das generell ist und ob die Wahl des Benchmarks speziell zielführend ist, steht auf einem anderen Blatt (und da bin ich durchaus der Meinung, dass man dazu ziemlich elaborierte Werke verfassen kann).

 

Ich bin Privatinvestor, muss nichts verkaufen und mich nicht mit anderen vergleichen lassen. Deshalb nehme ich mir die Freiheit, mich selbst an Zahlen zu bewerten, die mir zeigen, ob ich mein Geschäft ordentlich mache oder nicht. Und ordentlich heißt für mich nicht, einen Benchmark zu schlagen, den vielleicht eine Fondsgesellscht heranzieht, der aber leider vielleicht im Minus liegt. Das würde ich für frommen Selbstbetrug halten.

Kennzahlen sind klarerweise in jedem nachhaltig erfolgreichen Geschäft überlebenswichtig, aber eben KEIN AUSREICHENDES Maß für den objektiven Erfolg. Kennzahlen sind sozusagen PFLICHT für kurzfristiges Überleben, Benchmarking die KÜR für nachhaltigen Gechäftserfolg. Alle nachhaltig erfolgreichen Tradingstrategien haben bekanntich ein Risk- oder Money-Management, wofür Kennzahlen herangezogen werden, z.B. Marginauslastung, max. Drawdown, ..., die fester Bestandteil jeder erfolgreichen Tradingstrategie sein sollten. Wenn man allerdings nur auf Basis von Kennzahlen operiert, dann überlebt man zwar so einigermaßen, aber als Anspruch an ein erfolgreiches Tradingsystem wäre mir das zu wenig, allenfalls für das erste Jahr als neuer Trader, wo man i.d.R. noch einiges Lehrgeld zahlen muss, um die eigenen Strategien zur Reife zu bringen. Im m.E. hervorragenden online CME-Trading-Grundkurs lernt man den Erfahrungssatz, dass aus einem neuen Trader, der das erste aktive Tradingjahr ohne Verlust abschließt, noch etwas werden kann. Wenn nicht, dann sollte man sich besser eine andere Beschäftigung suchen.

 

Aber auch die Inflationsrate, die (vielleicht) dein langfristiger Benchmark ist, das sei dir unbenommen, wäre mir für eine erfolgreiche Tradingstrategie zu wenig. Als unterste Benchmark-Schwelle würde ich den sogen. "risikofreien" Zinssatz der jeweiligen Währung, in der man handelt, plus einer risikobezogenen Hurdle Rate vorschlagen. Wie man diese Hurdle Rate festlegt würde ich gern zur Diskussion stellen.

 

Am Ende handele ich auf eigens Risiko und auf eigenes Geld - meine Gefühle richten sich ausschließlich danach, ob ich Geld verdiene oder verliere - keinesfalls danach, was Dritte von meinem Standpunkt halten und ob ich mit meinem Standpunkt zur Herde gehöre oder nicht. Mir reicht es, wenn ich zu den Gewinnern gehöre.

Wer erfolgreich traden will, sollte m.E. Gefühle so weit wie irgend möglich außen vor lassen. Meine Trading-Philosophie: Vor Tradingbeginn Strategie sorgfältigst auf Basis des bekannten Standes der Finanzwissenschaft erarbeiten, optimieren und nach Möglichkeit eine Zeit lang mit (aktuellen) realen Markdaten simulieren (IB nennt das Paper Trading). Wenn das alles erfolgreich abgeschlossen ist, kann man es wagen, die Simulation durch Einschuss echten Geldes (einfach) live zu schalten. Der Vorteil dieses Vorgehens ist, dass man damit seine Emotionen durch sorgfältige Vorbereitung (nach bestem Wissen und Gewissen) und praktische Übung (Gewöhnung) im der Simulation in den Griff bekommt. Im von mir angestrebten Idealzustand (auch vergleichbar mit dem sogen. "Flow"-Zustand), konzentriere ich mich im realen Trading ausschließlich auf die möglichst disziplinierte und konsequente Umsetzung der entwickelten Tradingstrategie und realisiere, wenn es nach der Strategie denn sein muss, völlig emotionslos bzw. statistisch ohne "Bias" Gewinne oder Verluste oder lasse diese laufen bzw. sitze sie aus. D.h. ich trade um zu traden aus Freude an der (subjektiv) perfekten Umsetzung der Sache and sich. Man kann das auch als die ständige Suche nach dem "Zen des Tradens" bezeichnen, siehe hier. Im Klartext: Versuche, jegliche Geldgier aber auch Panik beim aktiven Traden abzulegen. Die Bewertung des eigenen Tradings sollte ausschließlich völlig losgelöst vom Tagesgeschäft nach größeren Zeiteinheiten (z.B. 1 Jahr) auf Basis des festgelegten Benchmarks erfolgen, um dann ggf. Korrekturen an der Strategie vorzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt sind Gefühle zulässig, so sie einen denn ich die richtige Richtung lenken, d.h. Beibehaltung oder Verbesserung der Strategie, bzw. Aufgabe des Tradens.

 

Vor diesem philosophischen Hintergrund ist es m.E. von großem Vorteil, wenn man seine sorgfältig entwickelte Strategie programmieren kann, wie der TO vorschlägt, um den gesamten Handel so weit wie möglich automatisiert ablaufen lassen zu können. Der Traders sollte sich dabei auf ein (neutral) interessiertes Monitoring der Kennzahlen beschränken (so wie ich ein interessantes Naturphänomen beobachte) und nur dann ggf. eingreifen, wenn Kennzahlen aus dem Ruder zu laufen drohen oder beginnen. Das kann man durchaus mit einem Geschäftsleiter vergleichen, der sein Cockpitchart mit der laufenden Entwicklung der relevanten Kennzahlen im Auge behält und auch nur eingreift, wenn die ihre geplante Zielkorridore verlassen. Sollte einem das vollständige Programmieren der eigenen Tradingstrategie nicht gelingen oder bewusst diskretionäre Elemente enthalten, so sollten diese mit möglichst geringer Emotionalität diszipliniert und emotionslos gemäß den strategischen Vorgaben umgesetzt werden.

 

Die ganze Diskussion ist sowieso müßig, weil es nicht die eine Formel gibt und weil die Verhältnisse der Teilnehmer völlig unterschiedlich sind. Auch die Bereitschaft an Thesen und Gurus zu glauben, in die Vergangenheit zu starren und auf die Zukunft zu hoffen, anstatt gemäß Benjamin Fränklin einfach mit protestantischem Ethos die Arbeit zu erledigen, die heute anfällt, ist bei den Diskutanten völlig unterschiedlich ausgeprägt.

 

Der ganze Sinn dieses Threads wie auch des ganzen Forums ist der Wissens- und Erfahrungsaustausch bzgl. Wertpapiere. Und das ist umso wirksamer und ergiebieger, je unterschiedlicher die einschlägigen Hintergründe der Teilnehmer sind. Ob dabei eine Formel oder mehrere oder was auch immer gefunden wird, ist dabei völlig nebensächlich. Wenn es eine gute Diskussion ist (woran wir noch etwas arbeiten müssen ;-), gewinnen meist alle Teilnehmer, jeder ganz individuell durch für ihn neues Wissen, vgl. Einstein: „Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens.“ Das ist "Wissens- und Innovationsmanagement 101" im BWL-Grundstudium, aber gehört durchaus auch zur Allgemeinbildung zumindest der meisten Teilnehmer dieses Forums.

Aber wodurch bringst du diese Diskussion jetzt mit deinem Verweis auf das Arbeitsethos voran??? M.E. gehen alle TN in dieser Diskussion davon aus, dass eine nachhaltig erfolgreiche Tradingsstrategie eine sehr anspruchsvolle und aufwändige Sache ist, die einem alles an Wissen, Können und Einsatz abverlangt, insbesondere wenn man das als Hobby betreibt.

 

Was ich allerdings in einem Börsenforum für wichtig halte, ist der regelmäßige Hinweis darauf, dass es sinnvoll ist, nachzudenken und seine persönlichen Verhältnisse als Maßstab seines Handelns zu beachten. Und eben nicht ein Buch über den letzen Schrei in der Geldvermehrung zu lesen und die Ratschläge - die bei Lichte betrachtet meistens auch nur ein lauer Aufguss viel älterer Weisheiten sind - im Maßstab eins zu eins zu übernehmen. Vielleicht geht dann so manchem zum Beispiel beim Thema Rebalancing nach der sogenannten Standardmethode der Unterschied zwischen Brutto und Netto auf.

Mit dem ersten Satz beschreibst du m.E. sehr gut die Motivation der meisten Teilnehmer, hier im Forum teilzunehmen: Qualifiziertes Nachdenken über das eigene Tun und das nicht allein sondern gehebelt mit der geballten "Crowd Intelligence" des WPF. Danach geht es dann leider wieder ziemlich gedankenlos weiter mit einer echt kassen Verzerrung des gedeihlichen Zusammenspiels von Theorie und Praxis in Tateinheit mit einer Verunglimpfung der Theorie. "Rebalancing nach der sogenannten Standardmethode" war, ist und bleibt weiterhin, da bin ich mir ganz sicher, einer der Haupterfolgsfaktoren eines der weltweit erfolgreichsten Vermögensverwalter, s. meine Signatur. Kritik hieran ist herzlich willkommen, aber dann bitte bitte konstruktive qualifizierte Kritik!!! :angry:

So macht die Diskussion echt keinen Spaß und ich kann nicht anders, als Otto03 voll zuzustimmen!

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Last but not least: Wenn ich Rebalancen würde, dann mt Sicherheit nicht nach dem hier immer wieder kolportierten sogenannten Standardverfahren, nämlich Gewinne zu kappen zugunsten von Investitionen in schwach bis garnicht rentierliche Werte. Wenn man eine Methode, mit der man seine Gewinne durch Steuern unverzüglich marginalisiert, dann noch hebelt - also mit Fremdkapital finanziert, steht man unversehns am Tor zur Hölle.

Gibt es auch irgendwelche qualifizierten Bewertungen meines konkreten Vorschlags hier? Oder ist das tatsächlich eine Schnapsidee, bei der ich irgend etwas wesentliches übersehen habe? Dann bitte um begründetes QUALIFIZIERTES Feedback. Im Backtesting über einen Zeitraum von 2002 bis jetzt hat meine Idee übrigens schon gut funktioniert.

 

Da ich trotz Postens in 2 verschiedenen Threads im WPF noch keine qulifiziertes Feedback dazu erhalten habe: welcher WPF-Thread oder welches andere Forunm wäre besser zur Diskussion meines Vorschlags geeignet?

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civis
· bearbeitet von civis

Auch sorry, Smartinvestor,

 

jetzt wird es langsam skurril.

 

What the fu** ist daran nicht zu verstehen, dass bei Vergleichen mit einem Benchmark, wenn dieser im Minus steht, auch bei Überperformance gegenüber diesem Benchmark die Performance zwar relativ zu diesem Benchmark positiv ist, aber noch lange keine absolute Rendite erwirtschaftet ist?whistling.gif

 

Ich schlage vor, Du spielst das mal mit dem Euro Stoxx 50 für ein Jahr durch, dann geht Dir vielleicht ein Lichtlein auf. Für alles andere, lies meine diesbezüglichen Posts und erzähl mir nicht, dass ein nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführtes Portfolio, wenn es die durchschnittliche Unternehmensperformance und vor allen Dingen die Inflationsrate schlägt, nicht absolut erfolgreich ist – zumindest wenn man nicht auch noch anzweifelt, dass wirtschaftlicher Erfolg sich an nachhaltiger Verzinsung des eingesetzten Kapitals bemisst.dry.gif

 

Und was die Qualität betriebswirtschaftlicher Kennzahlen vs. stochastische Thesen betrifft, kann man sich das ja mal im Zusammenhang mit Deinem Nachdenken über gehebeltes (Einsatz von Fremdkapital!) sogenanntes Rebalancing nach der Standardmethode überlegen.

 

BTW: Ich finde es schon fast verantwortungslos, hier zu behaupten, dass es eine bewiesene Rebalancingprämie gibt. Wenn das überhaupt gelten würde, dann mit Sicherheit nicht für Dich, weil Du – wie Du selbst mehrfach irgendwo gesagt hast – eine eigene Methode hast – und die ist mit Sicherheit nicht ansatzweise bewiesen. Und ist es nicht auch ein Widerspruch in sich, wenn jeder eine angeblich hieb- und stichfeste Methode mal einfach so optimieren kann? Ich persönlich glaube, das Reichtümer nicht ganz so leicht zu erwerben sind.cool.gif

 

Vor allen Dingen für die Leser, die sich noch nicht mit dem Thema befasst haben: Es gibt durchaus viele sehr ernstzunehmende Fachleute, die Rebalancing nach der sogenannten Standardmethode nicht nur für relativen, sondern für absoluten Schachsinn halten – und das ist keine Verunglimpfung einer für manche heiligen Kuh, sondern Fakt!

 

Und selbst wenn es kein Schwachsinn sein sollte, ist es in betriebswirtschaftlicher Hinsicht insofern Schwachsinn, als dass diese Methode durch Steuern und Gebühren den Gewinn bei durchschnittlichen Anlegern marginalisiert – wenn nicht pulverisiert. Zumal Du selbst sagst, dass die angeblich bewiesene Rebalancingprämie verschwindet gering ist.

 

Ich fände es – gerade in der Diskussion mit Usern, die im Begriff sind, zum ersten Mal mal ihr Geld anzulegen – wesentlich zielführender, wenn hier nicht Thesen(!) irgendwelcher Stochastik-Nerds, von den noch nie jemand gehört hat, dass sie überhaupt in der Lage sind selbst am Markt Geld zu verdienen, breitgetreten werden und gleichzeitig die für Gewinn und Verlust maßgeblichen wirtschaftlichen Axiome keine Beachtung finden oder sogar negiert werden.dry.gif

 

Viele Grüße

civis – der sich hier ausklinkt

 

 

PS. Ganz wichtig um Geld zu verdienen ist es, zu verstehen, dass es völlig wurscht ist, ober der Geldwert - gemessen an einem Basisjahr - unter der Nullinie oder darüber liegt. Solange die eigene Performance über der Inflationsrate liegt, ist die Performance positiv. Negativ ist die eigene Performance, wenn die Performance zwar über einem beliebigen anderen Benchmark liegt und dennoch unter der Inflationsrate. Daran ändern auch theoretische Abhandlungen zur Frage, ob man die Messmethode der Inflationsrate nun als Index bezeichnet oder nicht, rein gar nichts. Soviel zu Theorie und Praxis sowie zu absoluter und relativer Performance.

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rufusct

...ob es nicht mit einem verstärkten Rebalancing (sogen. "Over-Rebalancing") möglich sein müsste, die rel. überschaubare Rebalancing-Prämie (nachhaltig) zu erhöhen, z.B. indem ich immer 25-50% mehr rebalance als nach dem "Standard-Vorgehen" zum Ausgleich der Abweichungen von der Soll-Allokation erforderlich wäre. Oder indem ich das Standard-Vorgehen so belasse wie es ist aber es gleichzeitig als Signalgeber für Entries und Exits einer parallel gehandelten Index-Futures-Strategie nutze. Damit könnte ich dann als Laie sogar dieselben Kosten- und Zinskonditionen nutzen wie Institutionelle. Gibt es Erfahrungen oder weiterführende Ideen dazu (ist ernst gemeint)?

 

Gibt es auch irgendwelche qualifizierten Bewertungen meines konkreten Vorschlags hier? Oder ist das tatsächlich eine Schnapsidee, bei der ich irgend etwas wesentliches übersehen habe? Dann bitte um begründetes QUALIFIZIERTES Feedback. Im Backtesting über einen Zeitraum von 2002 bis jetzt hat meine Idee übrigens schon gut funktioniert.

 

Da ich trotz Postens in 2 verschiedenen Threads im WPF noch keine qulifiziertes Feedback dazu erhalten habe: welcher WPF-Thread oder welches andere Forunm wäre besser zur Diskussion meines Vorschlags geeignet?

 

Falls du dich mit dem 2. Zitat auf das erste Zitat beziehst: Ich kann es leider gerade nicht nachpruefen, da aufgrund eines Umzuges Buecher verpackt sind, aber ich meine, dass in William Bernstein's "The Intelligent Asset Allocator" (neueste Ausgabe) ein Abschnitt zum "Over-Rebalancing" vorhanden ist.

 

Wenn ich mich richtig erinnere, ist er der Meinung, dass sich damit eine Ueberrendite erzielen laesst, allerdings schraenkt er ein, dass es fuer den Durchschnitts-Investor schwer sein koennte, sich an die "komplizierteren Regeln" dafuer zu halten (und in schaedliches Market-Timing zu verfallen). Er sagt klar, dass die genauen Prozentzahlen (fuer Abweichungen etc.) klar definiert sein muessen und eventuell auch die Zeitpunkte. Mit welchen Prozenten (25%?) und Rebalancing Intervallen er es getestet hat, weiss ich leider nicht mehr. Auf jeden Fall ist das Buch meiner Meinung nach empfehlenswert.

 

"Over-Rebalancing" ist bisher auch einer der wenigen Punkte, der hier im Forum wenig thematisiert wird (bzw. ich nichts gefunden habe), aber an dem ich durchaus Interesse habe.

 

Zum zweiten Teil deines Vorschlags kann ich leider nichts sagen, aber wenn das eine reine Alternative zum "Over-Rebalancing" ist, wuerde ich es nur als wirkliche Alternative in Betracht ziehen, wenn es genau so einfach nach strengen Regeln ausgefuehrt werden kann (d.h. man seine Kauf-Instruktionen von Excel oder so bekommt), ansonsten laesst sich IMO keine einfache Grenze mehr zu Market-Timing ziehen.

 

Please take the above with a grain of salt. Ich bin noch recht neu in der Materie.

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troi65

 

"Over-Rebalancing" ist bisher auch einer der wenigen Punkte, der hier im Forum wenig thematisiert wird (bzw. ich nichts gefunden habe), aber an dem ich durchaus Interesse habe.

 

Auch wenn das ganze jetzt gar nix mehr mit dem Schreiben einer eigenen Handelssoftware zu tun hat, könnte das hilfreich sein ?:

 

https://www.wertpapier-forum.de/topic/24595-re-balancing-versus-over-balancing/?do=findComment&comment=424014

 

 

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etherial

Software schreibe ich komplett selbst, da ich glaube damit flexibler zu sein als mit TradeStation o.ä. Bin Softwareentwickler und die Programmierung macht mir Spaß (100% Java).

 

Nach Kosten (wenn du deine Zeit mit dem Geld verrechnest, dass dein Arbeitgeber dir dafür gibt) sollte das ein ziemliches Minusgeschäft geben. Aber ich schreibe auch in der Freizeit Software - und Gewinne damit gar nichts, insofern schonmal besser ;)

 

Nun bin ich auf der Suche nach Erfahrungen in diesem Bereich. Gibt es vielleicht bessere Ansätze? Ideen? Immer her mit offenen und ehrlichen Meinungen, ich halte das aus ;)

 

Ich habe das auch schon versucht - aber meine Ansätze sind erstickt in der Datenerhebung. Hast du bereits einen Plan wie du an Echtzeitdaten und Vergangenheitsdaten herankommst? Kostenlos wirst du die nicht bekommen und somit kommen zu den Kosten, die die reine Programmierung verursacht noch regelmäßige Kosten.

 

Den Computer eigenständig handeln lassen würde ich nie, somit müssen die gesamten Analyseergebnisse auch noch ausgewertet werden. D.h. selbst wenn das Programm fertig ist und läuft - du brauchst immer noch ca. 10min pro Tag um die Empfehlungen umzusetzen. Und wenn du nicht täglich tradest (z.B. weil du noch ein Privatleben hast) musst du - um das Invest wieder rauszuholen mehr Risiko eingehen.

 

Zu meinen Erfahrungen: Ich hab mit den technischen Analysen (Durschnitte, Widerstände, Formationen, etc.) gar nicht angefangen, das sind ja nur Hilfsmittel um dem Menschen dann die Analyse zu erleichtern - erwiesenermaßen auch höchst unzuverlässig. Mit simplen Neuronalen Netzen habe ich im Backtesting mit etwas Energie eine Prognose-Qualität von 55% hinbekommen. Andere hier behaupteten, sie hätten mehr, aber das kann auch einfach daran liegen, dass sie statistisch schlechter sind als im Programmieren. Leider sind 55% zu wenig:

- denn diese Prognosen betreffen die Bewegung des Marktes ohne mein Eingreifen, nicht den Preis zu dem ich nachher ein/aussteigen kann

- denn ich zahle Gebühren (Ordergebühren, Wechselkursschwankungen)

- denn die Signifikanz dieser Prognose ist ziemlich gering

 

Was die vorher diskutierte Markteffizienz angeht: Es ist eigentlich unerheblich ob der Markt nun effizient (Fama), antifragil (Taleb) oder chaotisch (Mandelbrot) ist, alle Experten sind sich einig, dass er nicht prognostizierbar ist:

 

wenn das alles so effizient ist, warum gibt es dann noch Pleiten, die für einen Großteil der Investoren aus heiterem Himmel kommen?

 

Na wenn die Prognosen dieses Großteils der Investoren stimmen würden ... und sie danach handeln würden ... dann hätten sie eine Markteffizienz gefunden. Die Fehlbarkeit der "Experten" ist ein Indiz für die Markteffizienz (oder die Antifragilität oder das Chaos) - nicht dagegen.

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civis

Hey etherial,

 

vielen Dank für Deinen Beitrag!smile.gif

 

IMHO hast Du die Diskussion aus dem Elfenbeinturm zurück auf die praktische Ebene geholt. Über Thesen und Strategien, die nicht komplett widerlegt sind, kann man lange diskutieren. Fakt ist aber, dass noch niemand den Stein den Weisen gefunden hat und dass es immer eine Antithese gibt, die ebenfalls weder bestätigt noch widerlegt ist. Solange das so ist, ist jede Strategie eine Glaubensfrage, die jeder eigenverantwortlich für sich entscheiden muss.

 

Bei unsicherem Erfolg rücken die nötigen Investitionen für die Umsetzung einer Strategie um so mehr in den Fokus. Das ist bei der Diskussion der Glaubensfragen hier etwas in den Hintergrund gerückt - danke, dass Du uns wieder eingenordet hast. thumbsup.gif

 

 

Viele Grüße

civis

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marisk
· bearbeitet von marisk

Danke für die Diskussion! (Obwohl sie stellenweise emotional geführt wird - immerhin werden die Positionen engagiert vertreten...) :thumbsup:

Frage an civis und etherial: Investitionen in ETFs oder Unternehmen/Einzel-Aktien? Wenn wir über "Handelsstrategien" sprechen, stellt sich die Frage, welche Kriterien herangezogen werden. Sicherlich bei ETFs andere als bei Einzelpositionen und je nach Horizont nochmal u.u. andere (Kostolany-Schlaftablette oder ADHS-Daytrader oder was dazwischen).

 

Übrigens, zum Thema Praxis finde ich den Beitrag gut:

http://www.godmode-t...zplaene,4874993

 

Viele Grüße

Marisk

 

P.S. @civis: "Relativity, in our opinion belongs in the field of physics, absolute returns are appropriate in the field of investing" B-)

http://business.financialpost.com/investing/investing-pro/why-investors-need-absolute-returns-not-relative-ones

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civis
· bearbeitet von civis

Frage an civis und etherial: Investitionen in ETFs oder Unternehmen/Einzel-Aktien? Wenn wir über "Handelsstrategien" sprechen, stellt sich die Frage, welche Kriterien herangezogen werden. Sicherlich bei ETFs andere als bei Einzelpositionen und je nach Horizont nochmal u.u. andere (Kostolany-Schlaftablette oder ADHS-Daytrader oder was dazwischen).

 

Hey marisk,

 

sicher gehört zur Entwicklung einer Handelsstrategie zwingend dazu, festzulegen in welche Arten/Klassen/Typen investiert wird. In Einzelwerte zu investieren ist eine graduell aktivere Art des Investierens als eine Investition in ETFs, Fonds oder andere Baskets (mehrere Papiere in einem Korb). Der Grad der Passivität bezogen auf das einzelne Investment, nimmt dabei im Verhältnis zur Streuung innerhalb eines Baskets zu. Wobei es da natürlich insfern Unschärfen gibt, als dass eine Investition beispielsweise in Berkshire Hathaway (oder eines anderen Konglomerats, dessen Geschäftszweck Wertpapiere/Beteiligungen ist) zwar einerseits eine Beteiligung an einem einzigen Wertpapier ist, andererseits der Unternehmenszweck selbst ein Basket ist. Wenn auch interne und externe Regularien für Berkshire Hathaway andere sind, als bei einem (gemanagten) Fonds, gibt es in solchen Fällen natürlich zwischen den Definitionen Aktien und Fonds Überschneidungen. Definitionen allein sind für die Praxis aber graue Theorie. Viel wichtiger sind zum Beispiel unterschiedliche interne und externe Kostenstrukturen.

 

Generell glaube ich, dass es langfristig besser ist zu investieren, als sein Geld unter das Kopfkisen zu legen. Allerdings ist es wichtig, möglichst wenige Fehler zu machen (die Performance wird meistens eher von wenigen aber verhältnismäßig großen Verlusten zerschossen, als von vielen aber realtiv kleinen Gewinnen). Ich persönlich halte folgende Grundregeln für wichtig (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

 

- Wenn man von einem Markt oder von einem Investment keine Ahnung hat, sollte man sich davon weit fernhalten (und auch keinen selbsternannten Gurus sein Geld anvertrauen, die versprechen, genau davon Ahnung zu haben). Ich schränke meine Meinung, dass Investieren generell besser ist, als nichts zu tun insofern ein, dass eigenes Geld wichtig genug ist, um sich zumindest mit der Geldanlage soweit beschäftigt, als dass man beurteilen kann, ob dass Versprechen einer 20%igen Rendite ins Reich der Märchen gehört oder nicht. Wer sich überhaupt nicht um sein Geld kümmern möchte, sollte sich auch erst gar nicht die Frage stellen, ob er passiv oder aktiv investieren möchte, sondern sein Geld zwar nicht unter ein Kopfkissen, sondern über mehrere Tresore an verschieden Orten verteilt bunkern. Wenn so ein Aspirant somit sein Geld dann gut gesichert gebunkert hat, ist die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts nahezu auf Verlust durch Geldentwertung beschränkt.

 

- Der Zinseszinseffekt bringt Geld (auch Kleinvieh macht Mist), Kosten und Steuern fressen Geld. Jede Investitionsstrategie, die diese Axiome missachtet, ist zum Scheitern verurteilt.

 

- Man sollte sich über jedes Investment seine eigene Meinung bilden - egal ob man sich als aktiver oder als passiver Investor betrachtet (insofern sollte es keinen 100% passiven Investor geben). Und zwar nicht daducrch, dass man sich in komplexen Verästellungen verirrt, sondern dass man sich das große Bild ansieht - der gesunde Menschenverstand erzielt oft erstaunliche gute Ergebnisse. Wer sich die Meinung anderer ungeprüft zu eigen macht, muss sich dass Ergebnis dennoch selbst zuschreiben lassen und darf nicht heulen.cool.gif

 

Ich denke, dass die Beachtung dieser und einiger anderer Grundsätze die größte Chance auf Erfolg bieten. 100%ige Sicherheit gibt es nicht, zu viel Sicherheit kostet unverhältnismäßg viel Gewinn. Über die richtige Balance und die richtigen Methoden der Absicherung sind meterweise Bücher geschrieben worden. Ich glaube, dass richtige Verhältnis zu finden fällt originär unter Eigenverantwortung. Um da eine vernünftige Entscheidung zu treffen, muss man aber IMHO kein Stochastik-Genie sein. Übermäßige Komplexität vermittelt zwar möglicherweise den Eindruck von Sicherheit, bewirkt aber oft das Gegenteil.

 

Ob man nun konkret in einzelne Werte oder in ETFs oder in eine Mischung von beiden investiert und ob das unterschiedliche Strategien erfordert, hängt zunächst davon ab, was man kann und was man will (Kenntnisse, Anlagehorizont, ...). Aber nochmal: Das wichtigste Erfolgsfaktor jeder Geldanlage ist, dass diese in jeder Hinsicht im Rahmen der individuellen Möglichkeiten bleibt. Beispielweise muss man sich als Ottonormalo eigentlich keine Gedanken über Arbitrage machen, wenn man hört, dass ein milliardenschwerer Großinvestor mit Arbitrage tonnenweise Geld verdient. Die Bedingungen (Marktzugang, Kostenstruktur, ...) sind höchstwahrscheinlich zu unterschiedlich, als dass man auch nur kostendeckend wirtschaften könnte.

 

Wie Du siehst, kann ich Dir auf Deine Frage nur eine sehr unkonkrete Antwort geben. Vereinfacht würde ich sagen, dass man als passiver Investor, der sich möglichst wenig um seine Investments kümmern möchte, mit ETFs gut bedient ist. Am Besten bedient ist man dann wahrscheinlich mit einem langfristigen, möglichst inkomplexen ETF-Sparplan mit geringer Kosten- und Steuerbelastung.

 

Bei einem langfristigen Investment in Einzelaktien ist es letztendlich genau so. Allerdings wird man sich, zumindest, wenn man sich nicht blind auf die Ratschläge anderer verlassen möchte, etwas mehr damit beschäftigen. (Um nach dem Kauf ohne böses Erwachen nach dem Kauf in den Kostolany-Tiefschlaf verfallen zu können, muss man zumindest vor dem Kauf in der Lage sein, renditestarke Investitionsziele zu identifizieren. Und das ist bei Aktien eben komplexer als bei ETFs, die durch ihre eingebaute Streuung in der Regel auch risikoärmer als einzelne Wertpapiere sind.)

 

Von ADHS-Trading laugh.gif in welcher Form auch immer, halte ich gar nichts - und ich habe auch noch nie einen privaten Trader gesehen, der damit wirklich Geld verdient hat. Dass heißt nicht, dass ich Daytrading, gehebelte Geschäfte, Währungsgeschäfte und andere generell ablehne oder niemals selbst so handele. Ich persönlich tue das aber nur zur Absicherung oder um kurzfristige Chancen zu nutzen - und nur in der Bandbreite meiner persönlichen Möglichkeiten.

 

So, dass ist länger geworden, als ich dachte und konkrete Antworten sehen auch anders aus. crying.gif

 

Viele Grüße

civis

 

PS.

 

Übrigens, zum Thema Praxis finde ich den Beitrag gut:

http://www.godmode-t...zplaene,4874993

Danke für den Link! thumbsup.gif

 

 

P.S. @civis: "Relativity, in our opinion belongs in the field of physics, absolute returns are appropriate in the field of investing" B-)

http://business.fina...t-relative-ones

cool.gif

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rufusct

Auch wenn das ganze jetzt gar nix mehr mit dem Schreiben einer eigenen Handelssoftware zu tun hat, könnte das hilfreich sein ?:

 

http://www.wertpapie...__1#entry424014

Danke! Genau, was ich gessucht habe! :thumbsup:

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4R3S
· bearbeitet von 4R3S

Hier von unserem Partner:

 

https://www.quantopian.com/

 

Dort kannst du coden und auch backtesten lassen. Wenn du gut bist, dann treiben sie für dich Geld ein.

Viel Glück.

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Da ich diese Überrendite so systematisch und nachhaltig erziele, habe ich in dem o.a. Thread die Frage gestellt - aber leider noch keine zufrieden stellende Antwort erhalten :( - ob es nicht mit einem verstärkten Rebalancing (sogen. "Over-Rebalancing") möglich sein müsste, die rel. überschaubare Rebalancing-Prämie (nachhaltig) zu erhöhen, z.B. indem ich immer 25-50% mehr rebalance als nach dem "Standard-Vorgehen" zum Ausgleich der Abweichungen von der Soll-Allokation erforderlich wäre. Oder indem ich das Standard-Vorgehen so belasse wie es ist aber es gleichzeitig als Signalgeber für Entries und Exits einer parallel gehandelten Index-Futures-Strategie nutze. Damit könnte ich dann als Laie sogar dieselben Kosten- und Zinskonditionen nutzen wie Institutionelle. Gibt es Erfahrungen oder weiterführende Ideen dazu (ist ernst gemeint)?

Habe an mehreren Stellen in diesem und im anderen Thread meine Idee für eine Handelsstrategie angesprochen und diskutiert. Zusammengefasst möchte ich die über viele Jahre mit der im üblichen Rahmen optimierten Rebalancing-Strategie meiner indexierten Basis-Anlage gemäß Standard-Vorgehen (WPF, Kommer & Co) wiederholt erzielten Überrenditen ggü. reinem Buy and Hold erhöhen, indem ich die Rebalancing-Signale gezielt verstärke (Nachtrag 27.10.2016: Eine gute Zusammenfassung meiner Basis-Anlage habe ich hier dokumentiert). Prinzipiell wurde diese Idee bereits in dem zitierten Post diskutiert, den ich bislang nicht kannte (vielen Dank an troi65 für diesen sehr hilfreichen Hinweis und an die Moderatoren dieses tollen WPF, das diesen Wissensaustausch erst ermöglicht! thumbsup.gif):

 

Auch wenn das ganze jetzt gar nix mehr mit dem Schreiben einer eigenen Handelssoftware zu tun hat, könnte das hilfreich sein ?:

 

http://www.wertpapie...__1#entry424014

M.E. hat dies sehr wohl mit dem Schreiben einer eigenen Handelssoftware bzw. mit der Entwickung einer eigenen Handelsstrategie zu tun, denn es kann hier z.B. als gute Grundlage für die Prüfung und evtl. Weiterentwicklung meiner Grundidee für eine Handelsstrategie dienen. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurde die Idee im Thread und auch anderweitig (z.B. von Bernstein) grundsätzlich bestätigt, aber für die Umsetzung gibt es bislang keine schlüssige Strategie, allenfalls Empfehlungen, etwas mehr zu rebalancen („Over-Balancing“) oder auch entsprechend die Allokationen der Anlageklassen dynamisch an die Markterwartung anzupassen. Für die dynamische Anpassung der Allokationen an die Markterwartung gibt es viele unterschiedliche Meinungen und diese bleibt damit bislang dem individuellen Ermessen überlassen. Was mich dabei grundsätzlich stört ist, dass dies wohl nicht als Market Timing angesehen wird. In meinen Augen ist dies Augenwischerei. Sowohl Over-Balancing als auch das übliche Rebalancing sind ganz eindeutig Market Timing und sollte auch klar so benannt und gehandhabt werden. Nur aufgrund der Tatsache, dass dabei feste Over- bzw. Rebalancingregeln mechanisch umgesetzt werden, unterscheidet es sich nicht von Market Timing. Beides muss von den Parametern auf Basis von Vergangenheitswerten so eingestellt werden, dass der Großteil der Mean Reverion- und Momentum-Effekte in den Märkten mitgenommen wird. Und das funktiniert nur, wenn man daran glaubt, dass diese Effekte zukünftig in ähnlicher Form in den Märkten auftreten. Wenn das nicht der Fall ist oder die Parameter schlecht eingestellt sind, kann sich schnell eine Underperformance ggü. reinem Bay and Hold ergeben. Erst mit dieser Einstellung kann man m.E. zu einer klaren und nachhaltig profitablen Umsetzungs-Strategie kommen, wie ich das gleich zeigen werde.

 

Obwohl die Märkte immer effizienter werden, existieren m.E. immer noch genügend Ineffizienzen, und zwar auf Basis von zusammen wirkenden Value- und Momentum- bzw. Mean Reversion -Effekten, um diese mit Market Timing noch lange nachhaltig profitabel traden zu können, auch und gerade von qualifizierten Nicht-Profis, die sich viel langfristiger orientieren können. In Value and Momentum Everywhere - NYU Stern School of Business wurde dies m.E. sehr fundiert wissenschaftlich untermauert. Dies ist auch die Grundlage für die Rebalancing-Prämie, die damit durch eine sehr milde Form des Market Timings erzielt und vielfach mit bis zu 1% p.a. angegeben wird. Ich habe diese Prämie für meine eigenen Anlagen zwar nie exakt nachgerechnet, aber gefühlt liegt sie schon in dieser Größenordnung, wenn man die Erfahrung macht, dass die unregelmäßigen (großen) Rebalancing-Signale (im Gegensatz zu den regelmäßigen kleinen Sparraten-Rebalancings) immer zu sehr günstigen Zeitpunkten kamen, d.h. Käufe in der Nähe von Tiefstständen und Verkäufe i.d.N.v. Höchstständen, s.o. Links.

 

Vor diesem Hintergrund und im Glauben an den weiteren Fortbestand dieser Ineffizienz-Effekte bzw. darauf beruhender profitabler Rebalancing-Signale aus meiner optimierten Basis-Anlagestrategie nach Standardvorgehen liegt der Gedanke - jedenfalls für mich - recht nahe, diese (schwachen) Signale wie in der Nachrichtentechnik zu verstärken, um wesentlich stärkere d.h. profitablere Nutz-Signale zu erhalten, dabei aber die bewährte Basis-Strategie als Steuergröße unangetastet zu lassen, denn die ist ja die eigentliche Erfolgs-Grundlage als Signalgeber für die darauf aufbauende Handelsstrategie. Änderungen an der Basis-Anlagestrategie durch Over-Balancing oder dynamische Allokationsanpassungen würden diese bislang sehr präzisen Rebalancing-Signale verändern und damit verfälschen bzw. verschlechtern.

 

Ich hatte meine Philosophie hinter diesem Vorgehen - gemäß Standard (WPF, Kommer & Co) für effizientes Marktverhalten und nach speziellen Trading-Strategien für ineffiziente Marktverhalten - bereits im anderen Thread ausführlich erläutert. Ein besonderer Vorteil dieses Vorgehens ist, dass durch die eindeutigen Rebalancing-Signale das Vorliegen der profitabelsten Ineffizienzen erkannt wird und nur dann eine mit Kosten verbundene Tradingposition eingegangen werden braucht, ansonsten nicht. Wenn die zugrundeliegenden Ineffizienz-Effekte je ganz aus den Märkten verschwinden sollten, gibt die Strategie auch keine Tradingsignale mehr und man vermeidet verlustreiches Leertraden von volatilen Seitwärtsbewegungen, ohne Trading-Chancen zu verpassen. Was will man mehr?

 

Auch der weitere Gedanke ist - für mich - wiederum sehr naheliegend, die Rebalancing-Signale nicht nur durch ein bisschen unbestimmtes Over-Balancing sondern gleich professionell durch Futures verstärkt umzusetzen, da diese dafür z.Zt. die effektivsten und Kosten-effizientesten Instrumente des Finanzmarkts sind. D.h. nachrichtentechnisch gesprochen wirkt o.g. Over-Balancing wie ein schwacher Vorverstärker und meine vorgeschlagene Futures-Strategie wie ein kraftvoller Endverstärker. Den Verstärkungsfaktor kann man dann je nach Risikobereitschaft und -tragfähigkeit über das effektive Leveraging (s.u.) einstellen.

 

Um den Elfenbeinturm des Theoretisierens nun endgültig zu verlassen und möglichst bald erste Umsetzungserfahrungen mit meiner Handelsstrategie zu sammeln, habe ich nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“ nun eine minimale Futures-Position auf Basis eines der letzten großen Rebalancing-Signale meiner Indexing-Basisstrategie (aus der ersten Jahreshälfte) - nämlich Verkauf USA (S&P 500) / Kauf Emerging Markets (EM) - aufgebaut - nach civis praktisch direkt "am Tor zur Hölle":

 

Am 12.9.2016 hatte ich also entsprechend bereits

Die Maintenance Margin Anforderung von Interactive Brokers (IB) beträgt dafür aktuell 9 086 EUR. Mein Einschuss beträgt 30 000 EUR, was einer aktuellen Marginauslastung von 30% entspricht. Meine Kontraktvolumina betrugen daher anfänglich:

  • Long: + 3 x 50 x 901,10 = +135 165 USD (notional)
  • Short: - 1 x 50 x 2 154,75 = -107 737, 5 USD (notional)

Damit ergibt sich ein nominales Gesamtkontraktvolumen meiner Position von anfänglich 242 902,5 USD (notional) und ein nominaler Hebel (Leveraging) von 242 902,5 USD / (1,12 USD/EUR x 30 000 EUR) = ca. 7. Das nominale Gesamtkontraktvolumen dieser long/short Position ist jedoch nur für die Margin Anforderung meines Brokers relevant, da ich mit meinem rel. kleinen Marginvolumen (< 100 000 EUR bei IB) wegen "Welpen-Schutz" noch nicht in den Genuss des sogen. "Cross Marginings" komme, das die risikoreduzierende Wirkung entgegengerichteter Preisrisiken bei long/short Positionen berücksichtigen und die Margin-Anforderung entsprechend reduzieren würde. Das für die wirksamen Preisrisiken relevante effektive Gesamtkontraktvolumen ergibt sich erst durch Berücksichtigung der zu erwartenden (risikoreduzierenden) Korrelation zwischen den einzelnen Positionen (hier: Korr. zwischen S&P 500 und EM), die aus der näheren Vergangenheit - also für die 3 Jahre von 2012 - 2015 - mit 0,65 abgeschätzt werden kann. Mein effektives Gesamtkontraktvolumen betrug daher anfänglich 135 165 - 0,65 x 107 737, 5 = 65 135,625 USD und das effektive Leveraging 66 135, 625 USD / (1,12 USD/EUR x 30 000 EUR) = ca. 2.

Nachtrag (3.10.2016): Nach eigener Berechnung beträgt die kurzfristige Korrelation für (3-6 Monate) ab Anfang 2016 0,5. Damit ergibt sich ein korrigiertes kurzfristiges effektives Gesamtkontraktvolumen von anfänglich 135 165 - 0,5 x 107 737, 5 = 81 296, 25 USD und das effektive Leveraging 81 296, 25 USD / (1,12 USD/EUR x 30 000 EUR) = ca. 2,4

 

Zur weiteren Absicherung hatte ich zuvor natürlich auch das fundamentale Umfeld beleuchtet, das m.E. günstig für diese Positionierung aussieht (s. in anderem Thread, Zitat daraus: "Pimco Adviser Sees ‘The Trade of a Decade’ in Emerging Markets"). Was ist die konkrete Begründung für meine eingegangene Position? Ich erwarte aus diesen Fundamentaldaten in Verbindung mit dem o.a. "großen" Rebalancing-Signal aus meiner Basisanlagestrategie bzw. ich prognostiziere auf Basis ähnlicher historischer Preisentwicklungen, dass sich mittelfristig über mehrere Jahre ein Gewinn zumindest aus der Mean Reversion, d.h. Korrektur der aktuellen Überbewertung der USA und der aktuellen Unterbewertung der Emerging Markets ergibt. Verursacht wurden diese Bewertungsunterschiede durch das im folgenden Chart dargestellte Auseinanderdriften der beiden Indizes, die sich seit ca. 4 Jahren aus Mean Reversion mit anschließendem Momentum-getriebenen Überschießen entwickelt hat und das sich nach der Prognose meiner vorgeschlagenen Handelsstrategie in den kommenden Jahren wieder ausgleichen sollte bzw. durch überschießenden Momentum-Effekt sogar umkehren kann. Die gezielte Nutzung dieses letzteren Effekts hätte eine weitere Gewinnsteigerung zur Folge. Voraussetzung dafür wäre eine (noch zu entwickelnde) Exit-Strategie, die Gewinne bis zur sicher erkannten erneuten Trendumkehr weiterlaufen lässt.

post-33395-0-33055700-1474840717_thumb.png

 

Die Index-Futures stehen aktuell bei 916,10 USD (EM) und 2 157,50 USD (S&P 500). Daraus ergibt sich ein Gewinn meiner o.a. Position vor Kosten und Steuern von aktuell (23.09.2016):

 

50 x ( 3 x (916,10 - 901,10) - (2 157,675 - 2 154,75) ) = 2 106, 25 USD

 

Nach der bislang kurzen Laufzeit kann bei diesem Zwischenergebnis jedoch noch nicht von einer Bestätigung meiner Handelsstrategie gesprochen werden. Der Wert lag zwischenzeitlich auch schon etwa ebenso viel im Minus. Jetzt ist erst mal „Learning by Doing“ angesagt, und ich werde versuchen, mich an meine weiter oben im Thread propagierten Prinzipien guten Tradens zu halten.

 

Ich plane, diese Handelsstrategie weiter auszubauen und so weit wie möglich zu automatisieren, wenn sie sich zu bewähren beginnt, um emotionale Einflüsse zu minimieren. Ich möchte in unregelmäßigen Abständen weiter darüber berichten, damit wir alle in diesem Thread daraus lernen können. Wenn es gut läuft profitieren wir alle, wenn nicht dann auch - und ich zahle das Lehrgeld. Aber wie heißt es so schön: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

 

Ich hoffe, dass jetzt wieder ein bisschen Schwung in diesen Thread kommt und bin gespannt auf eure Kommentare zu meinem Vorschlag für eine Handelsstrategie.

Also dann, Feuer frei "am Tor zur Hölle“ ... wink.gif

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civis

Also dann, Feuer frei "am Tor zur Hölle“ ... wink.gif

Wenn Du Deine Erkenntnisse mit eigenem Geld - in einer Größenordniung, dass es Dir wehtut - umsetzt und langfristig gewinnst, bist Du mein Guru! cool.gif

 

Viele Grüße

civis

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IRRer-Zins

Wenn man das ernst nimmt, wirkt das eher so, als ob jemand schon immer ein Handelssystem wollte und schnell mal von allem etwas nimmt und zusammenbaut ohne zu rechnen.

Eine kurze Liste zum Nachdenken:

Mal einen Backtest gemacht?

Zum Rebalancing braucht man immer einen Ausgangspunkt, wie wird der gewählt?

Hast du dich mit den Studien zu den "1%p.a." auseinandergesetzt? Steht da irgendwo, dass das Premium konstant und wichtiger immer positiv ist? Welche Underlyings werden rebalanced?

In welchen Zeiträumen fallen die Rebalancinggewinne in der Literatur an?

Von der Isolierung raten manche in der Fachliteratur sogar ab.

 

Zur Umsetzung:

Wie ist das Tracking der Underlyings durch die Futures?

Handelskosten, Cost of carry, Steuern?

Hast du vor die Futures zu rollen?

Risikomanagementcrying.gif

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Wenn man das ernst nimmt, wirkt das eher so, als ob jemand schon immer ein Handelssystem wollte und schnell mal von allem etwas nimmt und zusammenbaut ohne zu rechnen.

Eine kurze Liste zum Nachdenken:

Mal einen Backtest gemacht?

Zum Rebalancing braucht man immer einen Ausgangspunkt, wie wird der gewählt?

Hast du dich mit den Studien zu den "1%p.a." auseinandergesetzt? Steht da irgendwo, dass das Premium konstant und wichtiger immer positiv ist? Welche Underlyings werden rebalanced?

In welchen Zeiträumen fallen die Rebalancinggewinne in der Literatur an?

Von der Isolierung raten manche in der Fachliteratur sogar ab.

 

Zur Umsetzung:

Wie ist das Tracking der Underlyings durch die Futures?

Handelskosten, Cost of carry, Steuern?

Hast du vor die Futures zu rollen?

Risikomanagementcrying.gif

Hi IRRer-Zins,

 

vielen Dank für dein konstruktives Feedback und die Checkliste, die ich jetzt mal versuche komplett abzuarbeiten:

 

„Mal einen Backtest gemacht?“

Ja das habe ich gemacht, und die Ergebnisse sind so gut, dass sie die reale Umsetzung nahelegen.

 

„Zum Rebalancing braucht man immer einen Ausgangspunkt, wie wird der gewählt?“

Der Ausgangspunkt ist ein seit knapp 20 Jahren konsequent nach Standardvorgehen rebalanced Portfolio, wie ich das in den verlinkten Beiträgen schon beschrieben habe.

 

„Hast du dich mit den Studien zu den "1%p.a." auseinandergesetzt?“

Ja das habe ich intensiv. Dabei habe ich schon Ende der 90’er erkannt, das es wohl nicht reichen wird, nur zwischen einigen wenigen breiten Aktienindexfonds und Anleihen zu rebalancen, um dieses Ziel von 1% Rebalancing Prämie zu erreichen. Dafür sollte man möglichst viele möglichst gering korrelierte Anlageklassen im Depot haben, die eine ähnliche Rendite und gern auch eine höhere Volatilität aufweisen sollten. Damit maximiert man die zeitweise auftretenden Abweichungen zwischen diesen Anlageklassen, was wiederum die Rebalancing Prämie maximiert, da die Rebalancings Käufe bei tieferen Kursen und Verkäufe bei höheren Kursen auslösen, vorausgesetzt man rebalanced nicht zeitlich starr sondern mit einem adaptiven Rebalancingkriterium, das zu Rebalancings nahe den Wendepunkten großer Trends führt, s.u.

 

Durch die Beachtung dieser Anforderungen durfte ich bei allen „großen“ Rebalancings immer nahe Tiefstkursen kaufen und nahe Höchstkursen verkaufen, wie an verschiedenen Stellen schon beschrieben. Ursächlich dafür ist, dass ich persönlich diese „großen“ Rebalancings immer erst dann mache, wenn mehr als 25% Abweichung von der Soll-Allokation vorliegen und dass ich erst prüfe, ob die Situation auch fundamental (u.a. CAPE) und charttechnisch (Ausbruchsversuch aus Trendkanal) zur vorgesehenen Reallokation passt. Dadurch treffe ich vermutlich den Beginn großer Mean Reversions recht gut und reite die dann folgenden Momentum-getriebenen Trends recht langte. Ich vertiefe das noch weiter unten.

 

Meine jahrelange Beobachtung der eigenen Rebalancing-Transaktionen rein nach individuell optimiertem Standardvorgehen (d.h. warten bis 25% Fehlallokation erreicht sind) und deren Ergebnisse haben dann wohl meine spontane, verrückt erscheinende Idee (s. Link ) hervorgebracht, den Ertrag daraus durch Hebelung zu erhöhen. wacko.gif Aber aus meinen geschäftlichen Innovationsprojekten weiß ich auch, dass "man eine wirklich gute Idee daran erkennt, dass ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien" (A. Einstein). Davon beflügelt habe ich mich dann eingehend mit den notwendigen finanzwissenschaftlichen Grundlagen der ursächlichen Marktanomalien (Value, Momentum, Mean Reversion), mit den Möglichkeiten der Hebelung, mit Terminmarkthandel im allgemeinen und seinen Risiken im speziellen sowie mit der Brokerauswahl befasst, um bei meinen ersten Schritten auf den Terminmärkten nicht allzu viel Lehrgeld zahlen zu müssen. Mir ist aber bewusst, dass ich dabei sicher auch Henry Fords Ratschlag befolgen muss: "Wenn Sie erfolgreich werden wollen, müssen Sie Ihre Fehlerrate verdoppeln!" Dies alles möchte ich hier mit anderen erfahrenen Tradern diskutieren, damit ich mir mithilfe deren Erfahrungen möglichst schnell ausreichende eigene Kompetenzen aufbauen kann, um diesen wilden Hengst möglichst bald und lange erfolgreich reiten zu können.

 

„Steht da irgendwo, dass das Premium konstant und wichtiger immer positiv ist?“

Nein, wie sollte das möglich sein? Nach meinem Verständnis der Literatur ist das Premium i.d.R. erst über den Zeitraum von mehreren Jahren positiv, nämlich dann wenn sich vorteilhafte Trends durch Mean Reversion- und Momentum-Effekte etablieren konnten. Entsprechend kann das Premium über eine mehr oder weniger begrenzte Zeit auch negativ sein, nämlich solange Mean Reversion noch nicht eingesetzt hat. Da ich das Glück hatte, dass die „großen“ Rebalancings wie schon beschrieben immer nahe Höchst-/Tiefstkursen stattfanden, hat sich bei mir ein positives Premium regelmäßig schon einige Monate nach den „großen“ Rebalancings eingestellt.

 

„Welche Underlyings werden rebalanced?

  • Aktienindizes: USA S&P 500, MSCI Europa, MDax, MSCI Emerging Markets, Japan, Pacific
  • REITs: FTSE Index USA, Europa, Asien-Pazifik
  • Managed Futures Fonds

„In welchen Zeiträumen fallen die Rebalancinggewinne in der Literatur an?“

Ich habe mich mit dieser Frage auch vor fast 20 Jahren nur relativ kurz anhand der Bogle-Schriften befasst. Anhand der von ihm dargestellten relativen Performance der 4 Anlageklassen-Paare (1) Growth vs. Value Aktien, (2) hoch vs. niedrig bewertete Aktien, (3) LC vs. SC Aktien und (4) US vs. Internationale Aktien habe ich gelernt, dass die Zeiträume der für die Rebalancing-Prämie ursächlichen von Mean Reversion und Momentum getriebenen Relativbewegungen extrem unterschiedlich lang sein können, nämlich in den gezeigten Beispielen ab 1925 zwischen ca. 3 und 30 Jahren und alles dazwischen. Aus dieser Erkenntnis heraus habe ich geschlossen, dass es absolut unsinnig ist, irgendwelchen festen Zeitrythmen für das Rebalancing zu folgen, denn damit muss man zwangsläufig meistens verkehrt liegen. Ein adaptives Kriterium, nämlich die von mir vor fast 20 Jahre festgelegte 25% Abweichung von der Soll-Allokation, muss dahingegen viel sinnvoller sein, um die Rebalancing-Prämie zu maximieren. Leider habe ich keine weiteren Literaturstellen gefunden, in denen solche relativ extremen adaptiven Kriterien untersucht wurden. Aber nach meinen persönlichen Erfahrungen hilft es wohl, wenn man die Rebalancing-Trigger vor allem so setzt, dass sich die großen Trends ungestört entwickeln können und man die nicht zu früh durch z.B. jährliches oder sonst wie zeitlich regelmäßiges Rebalancing abbricht.

 

Durch meine 25% Rebalancing-Regel musste/durfte ich dann erstmals bereits A. 2000 einen recht großen Teil der überhitzten Standard-Aktien in die am Boden liegenden REITs rebalancen. Damals wurde mir schon die bevorstehende Mean Reversion dieser Anlageklassen klar, als mir sogar Rodamco zuvor auf Anfrage nach deren REITs schrieb, dass die wohl für längere Zeit keine zu der Zeit nennenswerten Renditen erbringen würden. Aus den Bogle-Schriften hatte ich auch gelernt, wie solche Aussagen zu interpretieren sind. Ich erinnere mich noch ganz genau, dass mir diese Aussage von Rodamco damals wie ein Klingeln zur bevorstehenden Mean Reversion vorkam, wenn DIE größte europäische REIT-Gesellschaft von ihren eigenen REITs abrät!

 

Dieses Erlebnis und das anschließende der bald einsetzenden kraftvollen Mean Reversion der REITs sowie deren langanhaltender Rallye bis zur großen Blasenbildung in 2007 haben wohl mehr als alles andere mein von EMH UND Mean Reversion dominiertes Verständnis teilweise effizienter Finanzmärkte geprägt (daher auch mein Wahlspruch in meiner Signatur). Die jetzt vorgeschlagene Symbiose von ETF Basisanlagestrategie für die "effiziente" Marktrendite (reines beta) und die gehebelte Index-Futures-Strategie für den von dieser erfassten Teil der ineffizienten Mean Reversion- und Momentum-Anomalien in den Finanzmärkten (reines alpha) baut direkt darauf auf.

 

Dasselbe wiederholte sich dann in ähnlicher Weise erst E. 2008 (Verkauf Managed Futures Fonds, Kauf Aktien und REITs) sowie A. 2016 (Verkauf US Aktien und REITs sowie MDAX, Kauf Aktien Emerging Markets und Europa sowie REITS Europa und Asien-Pazifik). Nach meinen persönlichen Erfahrungen fallen die Rebalancinggewinne also über einen Zeitraum ab wenigen Monaten beginnend (je nachdem, wie genau man den „Turn around“ Zeitpunkt trifft, wenn Mean Reversion nach dem Rebalancing einsetzt) bis zu 5 - 10 Jahre nach dem Rebalancing an, so lange eben die Mean Reversion mit anschließendem Momentum-getriebenem Überschießen so anhält. Der Zeitraum kann aber auch kürzer oder viel länger sein. Eine Literaturquelle, wo entsprechende Untersuchungen von Fama und French mit Einzelaktien zitiert werden, habe ich dazu bei Damodaran gefunden: chapter 6 market efficiency – definition, tests and evidence (ab S. 24 "Long-term Price Movements"). Danach liegt beim Zeitraum von 5 Jahren statistisch signifikante negative serielle Korrelation von -0,1 bis zu -0,5 bei großen bis kleinen Aktien in USA vor. DeBondt und Thaler werden in derselben Literaturquelle passend zur Frage zitiert:

This analysis suggests that loser portfolio clearly outperform winner portfolios in the sixty months following creation. This evidence is consistent with market overreaction and correction in long return intervals.

 

When long term is defined as months rather than years, there seems to be a tendency towards positive serial correlation. Jegadeesh and Titman present evidence of what they call “price momentum” in stock prices over time periods of up to eight months when investors winner and loser stocks. However, when long term is defined in terms of years, there is substantial negative correlation returns, suggesting that markets reverse themselves over very long periods.

W. Bernstein rät m. W. aus o.a. Gründen dazu, erst alle 2 - 3 Jahre zu rebalancen. Da sich die einzelnen Mârkte aber nie so regelmäßig verhalten (beste aktuelle Beispiele sind Japan und USA mit Megazyklen) sind einfache relative bzw. adaptive Regeln in den Finanzmärkten m.E. starren zeitlichen Regeln grundsätzlich vorzuziehen. Daher verstehe ich ehrlich gesagt diesen Fokus auf die präzise Rebalancingzeiträume sowohl in der gesamten Finanzliteratur als auch gleichlautend hier im ansonsten erfreulich kritischen Forum nicht. Hast du eine Erklärung dafür? Die zeitlich sehr variablen Mean Reversion-Zeiträume springen einem doch in jedem Langfristchart förmlich in die Augen, oder nicht? Vielleicht ist es meine der westlichen Welt wohl sehr fremde daoistische Grundeinstellung, die mein offensichtlich grundlegend abweichendes Herangehen an dieses Thema bewirkt hat. Mein entspr. Lieblings-Wahlspruch, der auch für das Traden gilt, lautet dementsprechend frei nach Lao Tse: "Nichts tun, damit nichts ungetan bleibt", womit ich jedoch immer wieder westliche Zeitgenossen zur Weißglut bringe, wenn ich konsequent danach handle und sich die Dinge dann anschließend wie von Geisterhand gesteuert in meine Richtung entwickeln.

 

Nach diesen sich ständig wiederholenden Bestätigungen meines vor nun fast 20 Jahren einmal festgelegten und nie wieder geänderten individuell optimierten Rebalancing-Vorgehens in der Basis-Anlagestrategie und damit meines Marktverständnisses ist mir wohl – ganz ehrlich leider erst vor kurzem angeregt durch meine Beteiligung am Thread von Stettler – spontan die Idee gekommen, dass es doch wohl möglich sein müsste, diese für mich offensichtlich nachhaltig profitable Marktanomalie besser zu nutzen als nur durch ein bisschen geschicktes Rebalancing mit vielleicht 1% Überrendite ggü. reinem „Buy and Hold“. Nach weiterer intensiver Beschäftigung mit dieser Idee – wie im Forum bereits dargestellt – bin ich dann zu der festen Überzeugung gelangt, dass die Wahrscheinlichkeit der weiteren nachhaltigen Wiederholung dieser Marktanomalie deutlich über 50 % liegen müsste. Rein intuitiv schätze ich sogar >75%.

 

Auf Basis dieser gut fundierten Annahme macht m.E. meine auf einzeln herausgefilterte Ineffizienz-Instanzen, die das größte Profitpotenzial aufweisen, fokussierte und mit dem Einsatz von Futures maximal gehebelte Handelsstrategie nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ Sinn, sofern diese absolut professionell d.h. rational wissensbasiert und selbstkritisch nach ausreichender Einübung des Trading-Handwerks – d.h. Simulation bzw. Papertrading auf der realen Handelsplattform – und mit einer gehörigen Dosis Zen – d.h. Traden aus Freude an der ständigen Perferktionierung der eigenen Tradingfähigkeiten sowie an der damit einhergehenden intellektuellen Herausforderung und nicht aus Gier, Panik oder Langeweile – umgesetzt wird, vgl. dazu die 7 Zen Quotes for the Consistent Trader. Dieser Thread hier kam schließlich wie gerufen, um mein Vorhaben und den noch weiterhin notwendigen Erkenntnisfortschritt zum gegenseitigen Nutzen zu teilen und mit „Crowd Intelligence“ ebenfalls zu „hebeln“.

 

Ein paar Punkte zur Begründung meiner Überzeugung möchte ich noch ergänzen:

 

  • Da ich seit 20 Jahren beobachte, dass sich Mean Reversion im Marktverhalten praktisch unbeeindruckt von der globalen Ausbeutung durch viele große und kleine Vermögensverwalter, Trader und Anleger ständig und für mich selber profitabel zu wiederholen scheint NACHDEM ich das aus der bereits vor 20 Jahren breit verfügbaren Literatur von J. Bogle gelernt habe, muss diese Marktanomalie offensichtlich nachhaltig extrem ergiebig sein. Eine Tradingstrategie auf dieser Basis müsste das somit auch sein, auch wenn wir die hier in aller Öffentlichkeit diskutieren, was sonst das schnelle Erschöpfen jeder erfolgreichen Tradingstrategie zur Folge hätte, und es müsste sich langfristig auszahlen, in diese Zeit, Aufwand und Kosten zu investieren. Oder übersehe ich hier etwas?
  • Eine wesentliche Ursache ist m.E. in dem in Value and Momentum Everywhere - NYU Stern School of Business erst vor kurzem untersuchten Zusammenwirken von Value- und Momentum-Effekten in den meisten Märkten auszumachen. Für mich ist dieses Paper ein Meilenstein für das tiefe ursächliche Verständnis der so häufig bemühten „Mean Reversion“. Mit der damit eng zusammenhängenden Behavioral Finance werde ich mich vielleicht auch noch näher beschäftigen. Meinst du, dass das ergiebig für eine weitere Optimierung meiner Handelsstrategie sein könnte?
  • Eine weitere Ursache ist m.E. die Zeitabhängigkeit der Markteffizienz, die nach meiner Beobachtung mit der Länge des betrachteten Zeitfensters zunächst von den durch Arbitrage bewirkten annähernd 100% bei t = 0 kontinuierlich abfällt, durch Momentum-Effekte ein Minimum im Bereich der typischen Mean Reversion-Zyklen bei ca. t = 5 Jahren erreicht und dann durch die langfristige Wirkung von Mean Reversion wieder kontinuierlich auf deutlich höhere Werte ansteigt. D.h. meine Handelsstrategie, die genau das Zeitfenster maximal in den Märkten vorhandener Marktineffizienzen nutzt, müsste m.E. maximal profitabel und gleichzeitig auch maximal aufwands- und kosteneffizient in der Umsetzung sein. Kennt jemand Literatur mit Untersuchungen bzgl. dieser Hypothese?
  • Schließlich glaube ich, dass die eher auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtete Incentivierung der meisten Profi-Trader wie Hedge Fund Manager und Commodity Trading Advisor (CTA) verhindert, dass zu viel vom ganz großen spekulativen Kapital in dieses mehrjährige Ineffizienzfenster fließt und damit uns kleinen Tradern noch lange eine faire Chance lässt, insbesondere wenn wir mit Futures (und ggf. Optionen) zu vergleichbaren Kosten wie die Profis traden. Bestes Beispiel für diese kurzfristige Ausrichtung ist m.E. der zunehmende Hochfrequenzhandel mit irrem Aufwand am Rande der Legalität. Als daoistischer Trader kann man da m.E. ganz gelassen die Gegenposition einnehmen und das Zen des Tradens noch lange unbehelligt genießen...
  • B.t.w., hier noch meine Empfehlung zum Kostenaspekt: Finger weg von all den Abzockerprodukten wie CFDs, Optionsscheine, Forex etc. Die verhalten sich bzgl. Kosten und Gewinnpotenzial zu Futures und Optionen wie aktiv gemanagte Investmentfonds zu ETF. Wer sich Futures nicht leisten kann bleibt lieber bei ETFs long only.

Damit schließt sich für mich der Kreis zur Ausgangsbasis des Standardvorgehens mit Indexprodukten, mit dessen konsequenter Anwendung Kleinanleger im Schnitt sogar besser abschneiden als die große Mehrheit der Institutionellen trotz deren Kostenvorteile. Ich habe mir vor kurzem mal den Spaß gemacht, das anhand des auf europäischer Ebene preisgekrönten Pensionsfonds meines Arbeitgebers, in den auch meine BAV fließt, zu überprüfen. Zusammengefasst entsprach das Ergebnis (seit Auflage in 2003 Jahr für Jahr) meiner Erwartung, wobei das Ergebnis unseres Pensionsfonds vor Steuern ausgewiesen wird, meines aber nach Steuern.

„Von der Isolierung raten manche in der Fachliteratur sogar ab.“

Was bedeutet "Isolierung" und warum wird davon abgeraten? Kannst du mir bitte eine maßgebliche Literaturstelle dazu nennen?

Ich vermute mal, dass du damit die in meiner Handelsstrategie ganz klar strategisch auf die Spitze getriebene Fokussierung auf einzelne Märkte, die die maximale Abweichung vom Mittelwert (Mean) aufweisen, meinst. Meine Strategie filtert m.E. gezielt die ganz großen Marktineffizienzen, die sich als Fehlallokationen im Basis-Anlagedepot abbilden, heraus und hebelt diese maximal mit Futures, um die überschaubare Rebalancing-Prämie von ca. 1% auf Depotebene auf deutlich höhere Werte zu vergrößern; meine Schätzung auf Basis der ersten völlig unoptimierten Backtestings liegt dafür bei ca. 15 % p.a. vor Kosten und Steuern im langfristigen Mittel. Ich schließe aber auch deutlich höhere Werte bei 30% nicht aus. Das hängt schlussendlich davon ab, wie weit ich das Risiko- und Moneymanagement noch optimieren kann. Das sind aber nur sehr grobe erste Schätzungen, die ich erst noch durch weitere Backtestings und vor allem durch Erfahrungen mit der realen Umsetzung verbessern muss, um dann schließlich eine geeignete Benchmark festlegen zu können. Für das erste Jahr würde ich mich schon freuen, wenn ich nach ggf. realisierten Verlusten, Kosten und Steuern die Inflationsrate übertreffe, ähnlich wie es im CME-Trading-Grundkurs neuen Tradern geraten wird, aus denen noch was werden kann, erst mal nur ohne Verlust abzuschneiden. Im zweiten Jahr würde ich dann so irgendwo zwischen 5 - 10% nach Kosten, Steuern und Inflation anstreben. Dann sehen wir weiter. Gut Ding braucht Weile ...

 

Ohne die entsprechenden Literaturstellen zu kennen kann ich mir schon vorstellen, warum von Isolierung abgeraten wird. Wenn man nicht in der Lage ist, den Beginn der Mean Reversion einigermaßen zu treffen, erzielt man natürlich durch Fehl-Fokussierung auf lange Zeit ein negatives Rebalancing Premium. Ok, ich wette natürlich mit meiner Strategie darauf, dass ich in der Lage bin, den Beginn großer Mean Reversion Trends zeitlich einigermaßen zu treffen und Fehl-Fokussierungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermeiden. Aber ich gehe diese Wette gelassen ein, weil mich meine bewährte Rebalancing-Strategie seit fast 20 Jahren noch NIE getäuscht hat.

 

Ich bezweifle, dass die Experten, die von Ísolierung abraten, erfolgreiche Trader sind, denn die letzte Weisheit aus den 7 Zen Quotes, an der ich mich schon lange konsequent orientiere, lautet: "#7: Focus on trading simply - The more you know, the less you need.", vgl. auch das allgemeine Erfolgsprinzip KISS - Keep It Simple, Stupid - oder das weiter u.a. Einstein-Zitat.

 

Darauf baut im Wesentlichen meine gesamte in 6 einfachen Schritte formulierte Handelsstrategie auf:

  1. Erkenne ungefähr den Beginn der wenigen ganz großen Mean Reversions in den globalen Finanzmärkten mit einfachsten Mitteln, d.h. a) mit den "großen" Rebalancing-Signalen aus meiner Basis-Anlagestrategie gemäß Standardvorgehen plus b) Due Diligence bzgl. fundamentaler Faktoren (u.a. CAPE, Berichterstattung in Medien, persönliche Gespräche mit Markt-"Insidern") und c) einfachster Charttechnik (Ausbruchsversuch aus bisherigem Trendkanal). Ich plane dem entsprechend, mich nur so auf 4-6 Märkte innerhalb der nächsten 5 Jahre zu konzentrieren.
     
  2. Entry in passende Index Futures Positionen, wenn ALLE o.a. Anforderungen erfüllt sind. Futures bieten dabei als einfachstes Derivat kostengünstigst (s.u.) den maximalem Hebel, um die Gewinnpotenziale der derart prognostizierten großen Trends maximal zu nutzen.
     
  3. Lasse profitable Trends so lang wie möglich (3 - 30 Jahre!) mit automatisiertem Monitoring laufen plus 4 x Rollen p.a.
     
  4. Pyramidiere schrittweises die Positionen bei ausreichendem Liquiditätsaufbau durch aufgelaufene Gewinne.
     
  5. Exit wenn da das Ende bzw. den vorzeitigen Abbruch der Trends (Fehltrades) mittels Trailing Stop, einfachster Charttechnik und aus fundamentalen Faktoren (s.o.) erkennst.
     
  6. Drehe Positionen komplett (long->short, short->long), wenn du nicht nur das Trendende sondern eine erneute Trendumkehr auf Basis Trailing Stop, einfachster Charttechnik und aus fundamentalen Faktoren (s.o.) erkennst, auch wenn kein entsprechendes Rebalancing-Signal von der Basis-Anlagestrategie abgegeben wurde. Letzteres deswegen weil „Exits“ beim Rebalancing der Basis-Anlagestrategie kaum vorkommen. Die "Exits" werden beim Standardvorgehen m.E. durch die regelmäßigen kleinen Sparraten in die Anlageklassen mit den jeweils größten Abweichungen quasi zeitlich "verschmiert".
     

That's it. Einstein hat das auch schon differenziert so formuliert: "Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher." Diese kompakte Darstellung meiner vorgeschlagenen Handelsstrategie kann m.E. jetzt als grobe Ausgangsbasis für die vom TO in diesem Thread angestrebte Handelssoftware dienen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Handelssoftware für die Basis-Anlagestrategie, an die die neue Handelssoftware quasi als "Nachbrenner"-Modul für zeitweise oder dauerhafte Schuberhöhung ganz nach Wahl des Users angedockt werden kann. Bei einer evtl. Implementierung kann ich gern beraten, wenn der TO oder andere Diskutanten daran Interesse haben. Hoffentlich lâsst sich der TO jetzt zum Ernten mal wieder blicken. Ist bestimmt auch ein daoistischer Trader, der sich noch konsequenter als ich an den Wortlaut der strenge Lehre des Daodejing hält:Beim Nichtsmachen bleibt nichts ungemacht.wink.gif

 

Während mir die Punkte 1-3 schon aus der jahrzehntelangen erfolgreichen Umsetzung meiner optimierten ETF Rebalancing-Strategie vertraut sind und ich diese fortan lediglich mit anderen Mitteln (Index-Futures) und damit natürlich größerem Risiko heble, sind 4 - 6 für mich Neuland, das ich nach erfolgreichem Backtesting jetzt durch "Learning by Doing" beim realen Trading erschließen und weiterentwickeln möchte.

 

Die Rebalancing-Signale haben mir bislang sehr zuverlässig "nur" den Beginn der größten Mean Reversion Trends angezeigt. Das ist aber schon mal die halbe Miete, da dadurch das Risiko von kostentreibenden Fehl-Entries stark reduziert wird. Trotz jahrzehntelanger positiver Erfahrungen mit den "großen" Rebalancings bei meiner Basis-Anlagestrategie und trotz des bislang aufgebauten unterstützenden Theoriegebäudes werde ich mich im Gegensatz zu LTCM selbstverständlich mit dem üblichen Traderhandwerkszeug des Verlustbegrenzungsstopps gegen Fehlprognosen absichern.

 

Da habe ich vielleicht den entscheidenden Vorteil ggü LTCM, dass ich mir keine Wirtschafts-Nobelpreisträger als Berater leisten kann, die es wohl aufgrund ihrer vermeintlichen Überlegenheit bei LTCM mit der gehebelten Fokussierung übertrieben haben (picking up nickels in front of a streamroller”). Meine Strategie hat zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit der der unglücklichen LTCM, aber deren Fehler - Kurzfassung siehe in The Fight to Keep It Simple - habe ich genau studiert und werde diese bestimmt nicht wiederholen, indem ich meine Hypothesen nicht wie LTCM über das Marktverhalten stelle. Wenn der Markt meinen Hypothesen nicht folgt, dann werde ich eben anerkennen, dass der MARKT IMMER RECHT BEHÄLT, und werde meine Position unverzüglich glatt stellen.

 

Hier gilt für mich die alte Weisheit aus dem o.a. Link: "It’s better to be roughly right than precisely wrong." Dabei sollten auch folgende beiden Weisheiten aus den "7 Zen Quotes" beachtet werden:

 

Ergänzend noch ein "Glaubensbekenntnis": Fortgeschrittenes Trading ist keine reine Wissenschaft auch wenn es auf dem Stand der aktuellen Finanzwissenschaft basiert sein sollte. Aber jeder Trader braucht darüber hinaus seine eigenen unbeweisbaren Hypothesen oder "Glaubenssätze" über das zukünftige Marktverhalten, die er sich mehr oder weniger aufgrund "höherer" Einsichen zurechtlegt, um mit Zuversicht traden zu können. Ich "glaube" daher, dass der Erfolg im Trading ggf. auch "höhere" Ursachen hat, kurz auch vom eigenen Karma abhängt, wenn nicht sogar davon dominiert wird.

 

Dieser "Einflussfaktor" kann ganz einfach genutzt werden, indem man freiwillig gute Dinge tut, die mit dem Trading direkt geknüpft sind, um das eigene Karma zu pflegen und zu verbessern. Man kann damit dem Ganzen einen höheren Sinn außerhalb der eigenen Person geben, was m.E. viel mehr und nachhaltiger motivierend oder sogar regelrecht beflügelnd wirken kann, als die eigensüchtige Profitjagd. Wer bibelfest ist, weiß das sowieso schon: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht." (Matthaeus 4:4). Die Wissensteilung hier im WPF ist bereits ein gutes Beispiel: man tut Gutes indem man anderen hilft durch Preisgabe eigenen Wissens und erhält dadurch i.d.R. so viel mehr zurück. Ein weiteres Beispiel, dem ich selber folgen werde, ist trading for charity. Man findet dafür viele weitere Beispiele gerade auch bei sehr erfolgreichen Tradern, wie z.B. Soros oder Buffett: Contributing to Communities - AIMA.

 

Also einfach einen festen Anteil der mit Trading erzielten Gewinne für Dinge spenden, die einem am Herzen liegen und schauen was passiert ...

„Zur Umsetzung:

Wie ist das Tracking der Underlyings durch die Futures?“

Zunächst ohne Rollkosten und Cost of carry ist TD = 0, d.h. das Tracking durch Futures ist über Monate und Jahre vor Kosten absolut präzise. Nur im Tages- und Wochen-Bereich kommt es zu kleinen Schwankungen um den präzisen Indexwert, die bei den großen Indizes jedoch dank kurzfristig hocheffizienter Märkte immer sehr zuverlässig innerhalb kurzer Zeit wegarbitriert werden. Eine Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass es fûr manche Investoren nach Kosten vorteilhafter sein kann, Indexing Anlagen mit Futures statt mit den günstigsten ETF von Vanguard & Co zu betreiben: A Cost Comparison of Futures and ETFs - CME Group. Das hat mich dann endgültig von Index-Futures als dem richtigen Vehikel für meine Handelsstrategie überzeugt. Damit habe ich eine zumindest gleich gute Kosteneffizienz wie mit meiner ETF-Basisanlagestrategie.

„Handelskosten, Cost of carry, Steuern?”

Handelskosten setzen sich zusammen aus Handelsspreads und Broker-Kommissionen und fast vernachlässigbar bei den Summen, die man damit bewegt. Konkret betrugen sie für den Kauf meiner aktuellen Position über IB/CapTrader:

  • 3 mini MSCI EM Index-Futures: Spread: USD 0,05 x 3 x 50 = 7,50 + Komm.: USD 10,50 = USD 18
  • 1 e-mini S&P 500 Index-Future: Spread: USD 0,125 x 50 = 6,25 + Komm.: USD 3,50. = USD 9,75

In Summe also USD 27,75 für ein nominales Kontraktvolumen (notional) von round about 240 000 USD = 0,12 ! Dies ist bei Langfirst-Positionen natürlich 8 mal pro Jahr fürs Rollen zu berappen, d.h. dann ergeben sich ca. 0,9 p.a., was tatsächlich in der Größenordnung der TER der aller günstigsten ETF liegt. Direkt bei IB (ohne den deutschen Vorschaltbroker CapTrader) wären die Broker-Kommissionen noch deutlich günstiger, z.B. USD 0,85 statt USD 3,50 für 1 e-mini S&P 500 Index-Future. Dann müsste man aber auf den deutschen Service von CapTrader verzichten, der die Aufschläge nach meinen bisherigen Erfahrungen mehr als Wert ist. Er hat es jedenfalls geschafft, mich als Neuling im praktischen Terminhandel in ca. einem Monat ab Kontobeantragung (!) von 0 auf 95% zu bringen und das Ganze dabei noch sehr angenehm zu gestalten. In den Brokerreviews, z.B. in Futures Broker Vergleich von BrokerDeal, bekommt er m.E. auch zu Recht regelmäßig Höchstbewertungen.

 

Cost of carry sind bei long Positionen Overnight Rate minus Dividend Yield und bei short Positionen genau umgekehrt Dividend Yield minus Overnight Rate. Da die Rebalancing-Signale bei meiner Handelsstrategie immer gleichgroße long und short Positionen auslösen, heben sich die Cost of carry langfristig im Mittel ungefähr auf und sind daher für meine Handelsstrategie sogar praktisch ganz vernachlässigbar, d.h. keine Zinsen fallen trotz Hebelung im Mittel nicht an.

 

Steuern fallen auf Handelsgewinne kurzfristig keine an, da mein Konto bei IB in England liegt. Natürlich muss ich dann meine Handelsgewinne bei der jährlichen Steuer veranlagen wie alle anderen ausländischen Kapitalerträge auch, worauf dann 25% AbgSt + Soli anfallen.

 

„Hast du vor die Futures zu rollen?“

Ja klar über mehrere Jahre, so lange wie die profitablen Trends aus Mean Reversion- und Momentum-Effekten eben anhalten.

 

"Risikomanagement"

Das ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt. Die 2 Hauptrisiken im Terminhandel sind a) das Risiko normaler Volatilität bzw. dieses von einer Fehlprognose zu unterscheiden und b) „Tail Risk“. Ersteres manage ich anfangs mit einer Stop Sell Order zur Verlustbegrenzung, die ich dann später in ein Trailing Stop Sell zur Gewinnsicherung umwandeln werde, plus Check der Charttechnik und der Fundamentalfaktoren, s.o. Um „Tail Risk“ mache ich mir bei meiner Strategie keine Sorgen.

Für mich ist sehr interessant, welche Eindrücke ich bei dir offensichtlich erzeugt habe.

„Wenn man das ernst nimmt, wirkt das eher so, als ob jemand schon immer ein Handelssystem wollte und schnell mal von allem etwas nimmt und zusammenbaut ohne zu rechnen.“

 

Ich wollte hier nicht durch seitenlanges Runterbeten von Standards langweilen sondern vielmehr die mir interessant und innovativ erscheinenden Aspekte meiner Handelsstrategie beleuchten. Entspr. Anschlussfragen kommen dann ja i.d.R. Aber kannst du mir bitte Hinweise geben, wie bzw. wodurch du diese Eindrücke gewonnen hast, insbes. was das fett Markierte betrifft? Würde mich einfach interessieren, welche tieferen Botschaften für mich dahinter stecken. Dass ich gerechnet hatte konntest du natürlich nicht wissen, wenn ich nichts dazu schreibe.

Gibt es vielleicht einen Standard oder eine Anleitung im WPF, wie man Handelsstrategien beschreiben sollte, damit man die dann auf vollständiger Infobasis besser diskutieren kann? Oder kannst du mir ein paar vorbildliche Beispiele im WPF nennen? Ich habe ein bisschen gesucht aber leider nichts Rechtes gefunden. Ich selber bin eher so ein chaotisch-kreativer Typ, der jedoch Ordnung und Systematik als Erleichterung sehr schätzt, wenn es schon sinnvolle Strukturen oder Standards gibt, die es damit nicht übertreiben. Bin daher für solche Ordnungsanregungen immer aufgeschlossen und dankbar.

 

Wenn es so einen Standard für die Beschreibung von Handelsstrategien im WPF, ähnlich des Standards für Depotbeschreibungen, vielleicht noch nicht gibt, dann könnten wir uns in der nächsten Zeit ja mal den Aufbau einer solchen vornehmen. Was haltet ihr davon? Bitte um weitere Hinweise, Ideen, Erfahrungen, Good Practices und Links dafür.

Außerdem würde mich interessieren, welchen Trading-Hintergrund du hast, IRRer-Zins? Oder bist du ein systemischer Coach? Du hast echt saugute Fragen gestellt, deren Antworten ich zwar auch schon irgendwie diffus im Kopf hatte, aber eben nicht bewusst und geordnet. Deine Checkliste hat mir jedenfalls sehr geholfen, vieles nochmal sehr gründlich zu durchdenken. Dabei ist mir vieles Unbewusste bewusst geworden, was für mich zu sehr wertvollen Erkenntnisfortschritten geführt hat. Danach sehe ich meine Handelsstrategie ohne größere Korrekturen als bestätigt aber jetzt noch viel besser fundiert an. Nochmals vielen Dank dafür!

 

B.t.w IRRer-Zins: Hast du jetzt immer noch den Eindruck unzureichender Vorbereitung bzw. Ernsthaftigkeit?

 

p.s.: Ich habe diesen Post am 4.10.2016 noch an einigen Stellen gründlich überarbeitet und deutlich erweitert, da ich angeregt durch die Fragen von IRRer-Zins nochmal über einige auch ganz persönliche Zusammenhänge meines Herangehens ans Anlegen und Traden tiefer nachgedacht habe und meine neuen Erkenntnisse nun in EINEM Post zusammen dokumentieren wollte.

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civis
· bearbeitet von civis

Diese jahrelange Beobachtung der eigenen Rebalancing-Transaktionen rein nach individuell optimiertem Standardvorgehen (d.h. warten bis 25% Fehlallokation erreicht sind) haben dann wohl meine spontane Idee (s. Link ) hervorgebracht, den Ertrag daraus durch Hebelung zu erhöhen. Daraufhin habe ich mich eingehend mit den notwendigen finanzwissenschaftlichen Grundlagen der ursächlichen Marktanomalien (Value, Momentum, Mean Reversion), mit den Möglichkeiten der Hebelung, mit Trading im allgemeinen und seinen Risiken im speziellen sowie mit der Brokerauswahl befasst, um bei meinen ersten Schritten auf den Terminmärkten nicht allzuviel Lehrgeld zahlen zu müssen. Dies alles möchte ich hier mit anderen erfahrenen Tradern teilen und diskutieren, damit ich mir auch mithilfe deren Erfahrungen möglichst schnell ausreichende eigene Kompetenzen aufbauen kann, um diesen wilden Hengst möglichst bald und lange erfolgreich reiten zu können.

Ich will Dir nicht zu nahe treten - aber: Du reitest diesen wilden Hengst mit solchen Einsätzen: blink.gif

 

In Summe also USD 27,75 für ein Kontraktvolumen von round about 240 000 USD = 0,12 !

Real oder virtuell? rolleyes.gif Wenn Du das mit eigenem Geld in dieser Größenordnung nachweislich nachhaltig erfolgreich tust, stopf ich Dich mit meinem eigenen Geld voll, auf das Du es stetig vermehrst - es soll dann auch nicht Dein Schaden sein (mit anderen Worten: ich zahle großzügig). cool.gif

 

Deine Ausführungen sind interessant und - je nach Blickwinkel - möglicherweise auch plausibel. Aber tu Dir selbst einen Gefallen und verlasse mal den Backtest-Modus. Reite den wilden Hengst auf eigene Kosten, auf eigenes Risiko und bei jedem Wetter. whistling.gif

 

Wenn Du im Sattel bleibst bist Du mein zukünftiger Vermögensverwalter.

 

Viele Grüße

civis

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IRRer-Zins

Zum Rebalancing braucht man immer einen Ausgangspunkt, wie wird der gewählt?“

Der Ausgangspunkt ist ein seit knapp 20 Jahren konsequent nach Standardvorgehen rebalanced Portfolio, wie ich das in den verlinkten Beiträgen schon beschrieben habe.

Das hast du falsch verstanden. Jedes Portfolio braucht einen Starttag, an dem initial investiert wird und welches somit die Ausgangsposition für das spätere Rebalancing bildet und auch stark beeinflusst.

 

Dabei habe ich schon Ende der 90’er erkannt, das es wohl nicht reichen wird, nur zwischen einigen wenigen breiten Aktienindexfonds und Anleihen zu rebalancen, um dieses Ziel von 1% Rebalancing Prämie zu erreichen. Dafür sollte man möglichst viele möglichst gering korrelierte Anlageklassen im Depot haben, die eine ähnliche Rendite und gern auch eine höhere Volatilität aufweisen sollten. Damit maximiert man die zeitweise auftretenden Abweichungen zwischen diesen Anlageklassen, was wiederum die Rebalancing Prämie maximiert, da die Rebalancings Käufe bei tieferen Kursen und Verkäufe bei höheren Kursen auslösen, vorausgesetzt man rebalanced nicht zeitlich starr sondern mit einem adaptiven Rebalancingkriterium, das zu Rebalancings nahe den Wendepunkten großer Trends führt, s.u.

Glaube ich nach meinen Erfahrungen nicht.

Du hast viel mehr Assets zur Verfügung und verwässerst so die Rebalancinggewinne, da weniger Kapital auf die Rebalancingpositionen entfällt.

Für ein Maximum an Gewinn wäre ein Portfolio mit 2 gleichgewichteten Assets ideal.

Auch war es in der Vergangenheit nicht optimal sofort bei Verletzung der gesetzten Abweichungsgrenzen zu reagieren.

Meist entstehen darauf eine Anzahl an korrigierenden Transaktionen.

Wenn, dann eher verknüpft mit einem regelmäßigen Zeitraum.

 

„Welche Underlyings werden rebalanced?

  • Aktienindizes: USA S&P 500, MSCI Europa, MDax, MSCI Emerging Markets, Japan, Pacific
  • REITs: FTSE Index USA, Europa, Asien-Pazifik
  • Managed Futures Fonds

Warum keine Zins-/Anleiheprodukte, Rohstoffe etc.?

 

Handelsstrategie

Damit ist es keine reine Rebalancingpremiumstrategie.

Nach einer solchen würdest du mit einem Rebalancingportfolio long gehen und das gleiche Portfolio als B&H shorten. Dann alle entstehenden Trades durch das Rebalancing ausführen. Das ist die Isolation der Prämie.

Wann und wie steigst du aus deinen Trades aus, wann werden sie weiter laufen gelassen? Das sollte in jeder Strategie qualitativ und quantitativ geregelt sein.

Was machst du, wenn mehrere Positionen aufzubauen wären?

 

Wie ist das Tracking der Underlyings durch die Futures?“ Nur im Tages- und Wochen-Bereich kommt es zu kleinen Schwankungen.

Eine Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass es fûr manche Investoren nach Kosten vorteilhafter sein kann....

Und du weißt, dass dich das Tracking nie negativ beeinträchtigen wird?

Ein ETF ist auf Tagesbasis eindeutig besser, wenn die Settlement- mit KAG-Preisen verglichen werden.

Studien finden i.A. das heraus, was der Auftraggeber gerne hört.

3 mini MSCI EM Index-Futures

1 e-mini S&P 500 Index-Future

Was handelst du da (Stichwort: Factsheet und Index)? Ist das sinnvoll?

 

"Risikomanagement"

Das ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt. Die 2 Hauptrisiken im Terminhandel sind a) das Risiko normaler Volatilität bzw. dieses von einer Fehlprognose zu unterscheiden und b) „Tail Risk“. Ersteres manage ich anfangs mit einer Stop Sell Order zur Verlustbegrenzung, die ich dann später in ein Trailing Stop Sell zur Gewinnsicherung umwandeln werde, plus Check der Charttechnik und der Fundamentalfaktoren, s.o. Um „Tail Risk“ mache ich mir bei meiner Strategie keine Sorgen.

Kennst du dich mit dem Margining aus?

Warum nutzt du alte Kennzahlen und diese Rechnung für dein "Risiko"?

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor
Das hast du falsch verstanden. Jedes Portfolio braucht einen Starttag, an dem initial investiert wird und welches somit die Ausgangsposition für das spätere Rebalancing bildet und auch stark beeinflusst.

Ok, klar. Dafür müsste ich dann allerdings alle meine Transaktionen im Anlagedepot hier einstellen, da das Ganze natürlich nicht in einem Wurf entstanden ist und auch die ständig schwankenden „kleineren“ oder „mittelgroßen“ Sparraten z.B aus Schenkungen, Erbschaften oder Bonuszahlungen einen kleinen aber in der Summe doch wieder erheblichen Einfluss haben. Ist bei den meisten Kleinanlegern irgendwie ähnlich aber natürlich nicht identisch. Bin etwas ratlos, was als Antwort tatsächlich relevant wäre. Hast du einen konkreten Vorschlag, was ich als Ausgangsposition angeben soll ?

 

Glaube ich nach meinen Erfahrungen nicht. Du hast viel mehr Assets zur Verfügung und verwässerst so die Rebalancinggewinne, da weniger Kapital auf die Rebalancingpositionen entfällt. Für ein Maximum an Gewinn wäre ein Portfolio mit 2 gleichgewichteten Assets ideal. Auch war es in der Vergangenheit nicht optimal sofort bei Verletzung der gesetzten Abweichungsgrenzen zu reagieren. Meist entstehen darauf eine Anzahl an korrigierenden Transaktionen. Wenn, dann eher verknüpft mit einem regelmäßigen Zeitraum.

 

Das mag so sein, wie du schreibst, bzw. ist wohl eine individuell erfahrungsgeprägte Glaubensfrage, wenn man das nicht über Backtesting optimiert. Bei der Gestaltung meiner Basis Anlagestrategie ging es mir auch nicht primär um die Optimierung der Rebalancingprämie. An erster Stelle stand ein ausgewogenes bereit diversifiziertes Portfolio. Erst an zweiter Stelle kamen dann Überlegungen zur Optimierung der Rebalancing Prämie. Natürlich wird der optimale Zeitpunkt für ein „großes“ Rebalancing nie genau getroffen, da dieser nur im Nachhinein eindeutig festgestellt werden kann. Mein mit der Zeit optimiertes Vorgehen schließt daher nach überschreiten der 25% Schwelle eine einfache Chartanalyse, das heißt Ausbruch aus Trendkanal, sowie eine Fundamentalanalyse wie beschrieben mit ein. Erst wenn ich glaube, dass alle drei Kriterien erfüllt sind, kommt „großes“ Rebalancing. Im Nachhinein stelle ich jetzt erfreut fest, dass die Rebalancing-Zeitpunkte, wie beschrieben, für mich immer nahe genug an den im Nachhinein festgestellten optimalen Zeitpunkten lagen Punkt. Mehr kann man meines Erachtens nicht erreichen. Die regelmäßigen Sparraten, die ich immer in die größten negativen Abweichungen investiere, können dann manchmal auch Re-Investitionen in die zuvor verkauften Anlageklassen auslösen, allerdings erst dann wenn diese im Kurs wieder stark gefallen sind, was dann meines Erachtens zu keiner nennenswerten Verwässerung führt. Für mich ist das ein zeitlich „verschmiertes“ Exit in einer hybriden Strategie aus regelmäßigen kleinen Sparraten zum Cost Avearging plus „großen“ market timed Rebalancings nach optimierten festen Kriterien im Glauben an nutzbare Mean Reversion und Momentum Effekte.

 

Man könnte überlegen, ob es besser wäre, wenn man frisches Geld erstmal als Cash ansammelt und ausschließlich nach der 25% Regel in großen einmal Beträgen investiert. Das stand für mich aber nie zur Debatte, da das Ziel der rebalancing Prämien Optimierung für mich immer an zweiter Stelle steht. Erst vor kurzem ist jetzt die Idee der Vergrößerung dieser Prämie oder vielmehr besser gleich der verstärkten Nutzung der zugrunde liegenden Basis-Effekte. Die Rebalancing Signale dienen so betrachtet „nur noch“ als hoch selektiver Filter für die dafür aussichtsreichsten Anlageklassen, die die größten Potenziale für eine prognostizierte Mean Reversion haben.

 

Warum keine Zins-/Anleiheprodukte, Rohstoffe etc.?

Da mir deren langfristige Renditeerwartungen ggü. Den anderen Anlageklassen nicht attraktiv genug erscheinen und diese schon in ausreichender Menge in meiner bAV stecken.

 

Handelsstrategie
Damit ist es keine reine Rebalancingpremiumstrategie. Nach einer solchen würdest du mit einem Rebalancingportfolio long gehen und das gleiche Portfolio als B&H shorten. Dann alle entstehenden Trades durch das Rebalancing ausführen. Das ist die Isolation der Prämie. Wann und wie steigst du aus deinen Trades aus, wann werden sie weiter laufen gelassen? Das sollte in jeder Strategie qualitativ und quantitativ geregelt sein. Was machst du, wenn mehrere Positionen aufzubauen wären?

 

Danke für deine Erläuterungen. Korrekt, Mit dieser Definition ist das keine reine Rebalancingpremiumstrategie.

Nachtrag: wenn das unter isolierung zu verstehen ist, dann handelt es sich bei meiner Strategie doch genau darum. Denn wenn ich das komplette Portfolio shorte und dann die Rebalancing Trades durchführe, so bedeutet das nichts anderes als wenn ich kein Rebalancing Portfolio hätte und ganz für sich allein statt der Rebalancing Trades die entsprechenden Käufe und Leerverkäufe ausführe. Nichts anderes mache ich mit meiner Futures Strategie, "nur" eben gewollt stark gehebelt, oder? Es wäre daher meines Erachtens sogar eine gehebelte isolierung. Daher bitte ich Dich noch einmal um eine entsprechende Literaturquelle mit den von dir angesprochenen Warnungen von Experten, die für mich natürlich hoch relevant sein können.

 

Im profitablen Backtesting bin ich aus den Positionen jeweils ausgestiegen, wenn Trailing Stopps gerissen UND Trendkanäle durchbrochen wurden. Das werde ich zukünftig auch so machen aber zusätzlich, wie schon beschrieben, noch eine Fundamentalanalyse hinzuziehen, was im Backtesting nicht möglich war. Entries und Exits zu jeder Position möchte ich zunächst unabhängig voneinander machen. Über ein Gesamtmanagement mehrerer Positionen werde ich mir dann (endgültige) Gedanken machen, wenn es soweit ist. Hättest du Empfehlungen dazu? Findet man deine Strategie irgendwo im www?<br style="mso-special-character:line-break"> <br style="mso-special-character:line-break">

 

Und du weißt, dass dich das Tracking nie negativ beeinträchtigen wird? Ein ETF ist auf Tagesbasis eindeutig besser, wenn die Settlement- mit KAG-Preisen verglichen werden. Studien finden i.A. das heraus, was der Auftraggeber gerne hört.

 

Guter Punkt . Ich steuere meine Futures Strategie daher nicht mit den Futures Settlements sondern mit den offiziellen Indexständen. Das Ergebnis der zitierten Studie halte ich für relativ glaubhaft, da man das sehr einfach nachrechnen kann, was ich im letzten Post auch für meine Position gemacht und damit bestätigt habe.

 

Was handelst du da (Stichwort: Factsheet und Index)? Ist das sinnvoll?

 

Verstehe deine Frage leider nicht. Habe alle Infos zu den beiden Futures, die jeweils die liquidesten zu den beiden Indizes sind, in meinem vorletzten Post verlinkt. Bitte gegebenenfalls Frage präzisieren.

 

Kennst du dich mit dem Margining aus? Warum nutzt du alte Kennzahlen und diese Rechnung für dein "Risiko"?

 

Weiß hier auch nicht genau, was Du meinst. Ich habe meinen bisherigen Einschuss so gewählt, dass ich mich in dieser langfrist Position nicht ständig um Nachforderungen kümmern muss und die Position zu gegebener Zeit ohne Anpassungen meines Einschusses ausbauen kann. Welche alten Kennzahlen meinst du? Ich habe in meinem vorletzten Post Die aktuelle Korrelation von 0,5 nachträglich ergänzt und nutze diese natürlich zum Risikomanagement. Bitte um weitere Hinweise, wenn ich etwas übersehen habe.

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