Selektion potentieller Wertpapiere (Aktien)

[Shjin]

Was mich interessieren würde... es gibt ja tausende Unternehmen, tausende Aktien, wie wählt ihr diejenigen Unternehmen aus die für euch überhaupt zur näheren Betrachtung in Frage kommen? Also sozusagen die Erstellung einer noch nicht analysierten Shortlist. Screener? Bauchgefühl? Internetrecherche? Wie geht ihr diesbezüglich vor? Ich habe mittlerweile eine gute Liste zusammen mit einer Kombination aus diversen Ansätzen frage mich aber immer wiedermal gibt es nicht noch eine super Unternehmung/Aktie von der ich noch nie gehört habe und auf die ich vielleicht gar nicht kommen würde. Wie versucht ihr diese Lücke aus potentiell interessanten zu euch passenden Wertpapieren die ihr aber (noch) nicht kennt zu schliessen?

[Laser12]

Moin,

 

ich schaue mir an:

- Beiträge, die sich fundamental und charttechnisch mit Einzelwerten beschäftigen und nicht nur copy and paste oder kommentarlose Links bieten, z.B. Toni, ca. 50% der Titel, mit denen er sich beschäftigt, sind für mich grundsätzlich kaufbar

- Musterdepots in diesem Forum von denjenigen, die vernünftig investieren und längerfristig gute Performance für mich nachvollziehbar dokumentieren, z.B. Tutti, ca. 30% der Titel, mit denen sie sich beschäftigt, sind für mich grundsätzlich kaufbar

- Screener/Tools, die ich häufig verwende, habe ich auf Forentreffen mal vorgestellt, ca. 10-15% der Treffer sind für mich grundsätzlich kaufbar

 

Für mich sind überhaupt nur ca. 5% aller Aktien überhaupt kaufbar. Ob in eine solche Aktie dann investiert wird, hängt von Bewertung und Momentum ab.

 

Noch zur Orientierung: 99% der hier im Forum genannten Titel sind schon im ersten Schritt für mich nicht kaufbar. Je früher man die Analyse solcher Aktien abbricht, um so mehr Zeit hat man für die besseren Titel.

 

 

[Maciej]

vor 27 Minuten schrieb Laser12:

Für mich sind überhaupt nur ca. 5% aller Aktien überhaupt kaufbar. [...] Noch zur Orientierung: 99% der hier im Forum genannten Titel sind schon im ersten Schritt für mich nicht kaufbar.

Das würde bedeuten, das Suchen nach interessanten Aktien hier im Forum wäre nicht nur komplett sinnlos, sondern auch noch kontraproduktiv, weil die zufällige Auswahl von Unternehmen viermal so viele bessere Ergebnisse liefern würde. Ich hatte bisher den Eindruck, die Leute hier knien sich zum Teil echt tief in die Analyse von Bilanzen, Unternehmensberichten etc. hinein, was schon zu einer recht guten Vorauswahl führen sollte. Zusätzlich werden gemäß Forenregeln bereits kleine Klitschen und Pennystocks zum größten Teil weggefiltert. Von daher verwundert mich deine Aussage schon sehr.

[Laser12]

Moin,

 

Am 30.9.2017 um 17:05 schrieb Maciej:

Das würde bedeuten, das Suchen nach interessanten Aktien hier im Forum wäre nicht nur komplett sinnlos, sondern auch noch kontraproduktiv, weil die zufällige Auswahl von Unternehmen viermal so viele bessere Ergebnisse liefern würde.

sinnlos oder kontraproduktiv, muss es nicht sein, kann es aber bzw. ist es über weite Strecken für mich. Das hängt davon ab, was für eine Strategie man fährt.

Ausgangspunkt vieler hier besprochener Titel sind Meldungen aus mehr oder weniger seriösen Quellen. Das kann z.B. eine Meldung über einen Quartalsgewinn bis hin zu irgendwelchem Geheimtipp-Spam sein. Die weit überwiegende Mehrheit der Anleger nutzt diese Informationen als Basis für ihr Handeln. Sie sind eher preis- als wertorierentiert, handeln eher pro- als antizyklisch.

Nach meiner Erfahrung ist es zielführender, bei der Eingrenzung von Kaufkandidaten auch fundamentale, wertorientierte Aspekte einzubeziehen. Solche Daten kann ich besser messen als Stories, Hype, Herdentrieb.

 

 

Am 30.9.2017 um 17:05 schrieb Maciej:

Ich hatte bisher den Eindruck, die Leute hier knien sich zum Teil echt tief in die Analyse von Bilanzen, Unternehmensberichten etc. hinein, was schon zu einer recht guten Vorauswahl führen sollte.

Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass diejenigen, die besonders tief in Bilanzen graben, langfristig und für mich nachvollziehbar einen Vorteil erzielen. Im Gegenteil beschleicht mich das Gefühl, dass einige sich an der 3. Stelle nach dem Komma bei vielleicht nicht ganz so relevanten Kennzahlen festbeißen. Mangels einer breiten Datenbasis gehe ich davon aus, dass man mit einer mittleren Analysebreite und -tiefe besser bedient ist. 

 

 

Am 30.9.2017 um 17:05 schrieb Maciej:

Zusätzlich werden gemäß Forenregeln bereits kleine Klitschen und Pennystocks zum größten Teil weggefiltert.

Die Regeln empfinde ich schon als hilfreich. Allerdings ist mir bisher nie ein Pusher-Beitrag aufgefallen, bei dem allein die Marktkapitalisierung Anhaltspunkt für Kritik gewesen wäre. Das waren dann immer auch Faktoren die auffielen.

 

 

Am 30.9.2017 um 17:05 schrieb Maciej:

Von daher verwundert mich deine Aussage schon sehr.

Das mag an unterschiedlichen Anlagestrategien und Erfahrungen beim Erstellen und Analysieren von Bilanzen liegen.

[Maciej]

Am 8.10.2017 um 21:01 schrieb Laser12:

Das mag an unterschiedlichen Anlagestrategien und Erfahrungen beim Erstellen und Analysieren von Bilanzen liegen.

Danke für die Antwort. Hast du deine persönlichen Kriterien für eine Auswahl von Einzeltiteln schon mal irgendwo vorgestellt? Ich hab mal in deinem Unterforum etwas gestöbert, bin aber nur auf mehr allgemeine Anlagerichtlinien oder hier und da mal auf einige Anmerkungen zu speziellen Kennzahlen gestoßen. Mich würde vor allem interessieren, auf welche Kennzahlen du bei der Bewertung besonders Wert legst und welche du eher als unwichtig erachtest.

[Laser12]

Moin,

 

Am 11.10.2017 um 12:20 schrieb Maciej:

Hast du deine persönlichen Kriterien für eine Auswahl von Einzeltiteln schon mal irgendwo vorgestellt?

die weitestgehende Vorstellungen erfolgten auf den Aktienstammtischen in Oldenburg und den Forentreffen. Bis auf o.g. Links stelle ich Präsentationen bewusst nicht in das Forum, um die Beteiligung an Treffen nicht zu behindern.

 

 

Am 11.10.2017 um 12:20 schrieb Maciej:

Ich hab mal in deinem Unterforum etwas gestöbert, bin aber nur auf mehr allgemeine Anlagerichtlinien oder hier und da mal auf einige Anmerkungen zu speziellen Kennzahlen gestoßen.

Wenn man allgemeine Anlagerichtlinien tatsächlich und konsequent einhält, grenzt das schon sehr stark ein. Wenn man zu viele Kriterien erfüllt haben möchte, findet man unter Umstände gar keine kaufbare Aktie mehr.

 

 

Am 11.10.2017 um 12:20 schrieb Maciej:

 Mich würde vor allem interessieren, auf welche Kennzahlen du bei der Bewertung besonders Wert legst und welche du eher als unwichtig erachtest.

Je nachdem wie man Bewertung jetzt versteht: Im Sinne von Auswahl ist für mich die wichtigste Kennzahl ist für mich Cash Flow / Bilanzsumme, auch im Zeitverlauf.

Versteht man Bewertung im Sinne von teuer ist für mich die wichtigste Kennzahl Kurs / Free Cash Flow.

 

Bei schlechter bilanzieller Qualität gehe ich manchmal tiefer rein:

(Eigenkapital - Immaterielle Werte - Pensionsdeckungslücke) / Bilanzsumme

Schulden-Fälligkeiten in Einzeljahren / Free Cash Flow (bei einer SeaDrill-Tochter behauptete ich vor einigen Jahren hier im Forum, dass sie ohne fremde Hilfe nicht überlebensfähig sei)

 

Wenn ich für mich going concern in Frage stelle:

Absatzzahlen, z.B. SeaDrill hatte über ein Jahr lang keine Änderung des entsprechende Order Backlogs --> dann hat der Vertrieb keine Ahnung oder das Produkt wird schlicht nicht gebraucht

Umsatzstruktur, z.B. Gilead Science, Anteil "sterbender" Produkte am Umsatz

 

Was ich überhaupt nicht brauche sind diese Kennzahlen bei denen man in der GuV von unten nach oben alles wegstreicht, um überhaupt noch etwas Positives berichten zu können, z.B. EBIT, operatives Ergebnis, EBITDA ... bis nur noch Umsatz übrig bleibt.

 

Liquiditätsgrade sind für mich auch unwichtig. Bis man daraus etwas Belastbares ableiten kann, ist es schon zu spät. :-)

 

Insgesamt verfolge ich einen Ansatz, dass es nicht erforderlich ist, alles bis in's Detail richtig zu machen sondern dass es reicht, nichts Wesentliches falsch zu machen.

[Maciej]

vor 18 Stunden schrieb Laser12:

Insgesamt verfolge ich einen Ansatz, dass es nicht erforderlich ist, alles bis in's Detail richtig zu machen sondern dass es reicht, nichts Wesentliches falsch zu machen.

Ich habe bei der Unternehmensbewertung bereits das Problem, zu wissen, was das Wesentliche ist. Danke für deine Hinweise, ich werde mir die Kennzahlen mal an ein paar Beispielen genauer anschauen.

[Laser12]

Moin,

 

Du kannst ja mal eine Strategie vorgeben und dann ein Beispielunternehmen aussuchen. Dann sehen wir uns das gemeinsam an.

 

Das schreibst Du am besten in einen gesonderten Thread und legst fest, was da on topic ist und was nicht. Wenn da zu viel rumgemüllt und nicht aufgeräumt wird, können wir immer noch in eine PN-Runde abwandern.

[Schildkröte]

Jeder hat verschiedene Vorgehensweisen beim Stockpicking. In meinem Leitfaden hatte ich mal was über Screener bzw. Bottom Up & Top Down geschrieben. 

[bounce]

Am 29.9.2017 um 16:51 schrieb Shjin:

Was mich interessieren würde... es gibt ja tausende Unternehmen, tausende Aktien, wie wählt ihr diejenigen Unternehmen aus die für euch überhaupt zur näheren Betrachtung in Frage kommen? Also sozusagen die Erstellung einer noch nicht analysierten Shortlist. Screener? Bauchgefühl? Internetrecherche? Wie geht ihr diesbezüglich vor? Ich habe mittlerweile eine gute Liste zusammen mit einer Kombination aus diversen Ansätzen frage mich aber immer wiedermal gibt es nicht noch eine super Unternehmung/Aktie von der ich noch nie gehört habe und auf die ich vielleicht gar nicht kommen würde. Wie versucht ihr diese Lücke aus potentiell interessanten zu euch passenden Wertpapieren die ihr aber (noch) nicht kennt zu schliessen?

 

Wenn ich mit meiner Recherche zu einem Unternehmen anfange, stoße ich automatisch auf weitere. Teilweise werden diese Unternehmen z.B. bei google mit angezeigt "ähnliche Unternehmen", in manchen Investorenpräsentationen sind die Wettbewerber aufgeführt, in Zeitschriftenartikeln werden diese beleuchtet etc. So kommt man schnell von einem zum anderen Unternehmen. Wenn ich eine Branche interessant finde, schau ich bei FINVIZ oder anderen Screenern und habe eine Liste mit Unternehmen, die dann weiter gefiltert werden kann.

Ansonsten ist meine Liste durch interessante Beiträge und Nennungen auf allerhand Seiten auf mittlerweile ca. 600 Unternehmen angeschwollen. 

 

[Mountie]

Ich nutze readly (Zeitschriften-App), das u.a. Euro, Euro am Sonntag und Börse Online beinhaltet. Das liefert schon mal eine Fülle an Ideen und Meinungen. Ansonsten finden sich auch ab und zu in FAZ und NZZ ein paar gute Ideen. Online schaue ich für Anregungen hier ins Board und auf boerse.ard.de. Interessiert ein Titel, nutze ich gern finanznachrichten.de, wobei die Verlinkungen teils auch zu Portalen fragwürdiger Seriosität führen.

 

Grundsätzlich halte ich mich an Buffet und kaufe nur, was ich (grob) verstehe und einschätzen kann. Ausführliche Analysen konsumiere ich gern, stelle sie gleichwohl aber selbst nicht an. Zum einen fehlen mir dafür Zeit und Vorbildung, zum anderen halte ich es für Träumerei, mir damit einen Vorsprung erarbeiten zu können (Hier hört man vielleicht raus, dass ich auch überwiegend in ETFs anlege...). Stockpicking ist für mich eine Ergänzung, um Chancen/Risiken einzugehen, auch ein Stück weit dem Anlagenotstand geschuldet, weil ich ungern in Indizes auf Höchstständen investiere, die von Titeln mit KGVs jenseits von Gut und Böse dominiert werden und befriedigt irgendwie auch den Spieltrieb.

[chaosmaker85]

vor 7 Minuten schrieb Mountie:

Ich nutze readly (Zeitschriften-App), das u.a. Euro, Euro am Sonntag und Börse Online beinhaltet. Das liefert schon mal eine Fülle an Ideen und Meinungen.

Diese "Ideen" und "Meinungen" sind ausnahmslos sell-side getriggerter "Finance porn", damit gewinnt man keinen Blumentopf.  

[Mountie]

Klar, das Ganze ist schon recht marktschreierisch, manches finde ich aber durchaus informativ und kritisch. Würde das nicht mit "Der Aktionär" oder irgendwelchen unseriösen Börsenbriefchen vergleichen.

[foolbar]

Am 29.9.2017 um 16:51 schrieb Shjin:

Was mich interessieren würde... es gibt ja tausende Unternehmen, tausende Aktien, wie wählt ihr diejenigen Unternehmen aus die für euch überhaupt zur näheren Betrachtung in Frage kommen? Also sozusagen die Erstellung einer noch nicht analysierten Shortlist. Screener? Bauchgefühl? Internetrecherche? Wie geht ihr diesbezüglich vor? Ich habe mittlerweile eine gute Liste zusammen mit einer Kombination aus diversen Ansätzen frage mich aber immer wiedermal gibt es nicht noch eine super Unternehmung/Aktie von der ich noch nie gehört habe und auf die ich vielleicht gar nicht kommen würde. Wie versucht ihr diese Lücke aus potentiell interessanten zu euch passenden Wertpapieren die ihr aber (noch) nicht kennt zu schliessen?

Nach der Wahl von Trump bin ich die Industriewerte des S&P 500 durchgegangen und habe einige Titel mit Dividendenrendite >3% gekauft (also möglichst jenseits der US-Inflation) die mir noch nicht zu teuer schienen.

Das hat so einige Stunden gekostet (Geschichte der Unternehmen bei wikipedia, Kennzahlen, Wettbewerber usw.), war aber bis jetzt sehr erfolgreich. Wenn er Teile seiner Steuerreform durchsetzt wird sich der positive Trend für diesen Sektor fortsetzen. Bei Werten aus dem Energiesektor (z.B. Southern Co.) habe ich auch zugegriffen. Die bisher zitierten Medien wie FAZ, NZZ, der Aktionär, Börse Online, Euro, Euro am Sonntag, oder das öffentlich rechtliche TV lese bzw. sehe ich nicht.

 

 

 

 

 

[foolbar]

vor 1 Stunde schrieb foolbar:

Nach der Wahl von Trump bin ich die Industriewerte des S&P 500 durchgegangen und habe einige Titel mit Dividendenrendite >3% gekauft (also möglichst jenseits der US-Inflation) die mir noch nicht zu teuer schienen.

Das hat so einige Stunden gekostet (Geschichte der Unternehmen bei wikipedia, Kennzahlen, Wettbewerber usw.), war aber bis jetzt sehr erfolgreich (später bin ich dazu übergegangen einen ETF auf den S&P 500 nachzukaufen, seit der Wahl ist dieser index um ca. 21% gestiegen). Wenn er Teile seiner Steuerreform durchsetzt wird sich der positive Trend für diesen Sektor fortsetzen. Bei Werten aus dem Energiesektor (z.B. Southern Co.) habe ich auch zugegriffen. Die bisher zitierten Medien wie FAZ, NZZ, der Aktionär, Börse Online, Euro, Euro am Sonntag, oder das öffentlich rechtliche TV lese bzw. sehe ich nicht.