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Gast240416

Struktur und Rentabilität von Versorgungswerken / berufsständischer Versorgung  - Sammelthread

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Rotenstein

Bezüglich der Versorgungswerke in Deutschland musste ich auch eine Lernkurve absolvieren. Ich würde dort Stand heute kein Geld einzahlen wollen.  

 

Als ich mein Studium abgeschlossen hatte und ins Berufsleben startete, war die einhellige, nicht hinterfragte Meinung, dass berufsständische Versorgungswerke der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich überlegen seien. Dies wurde vor allem mit der Kapitaldeckung begründet, ggf. noch garniert mit einem gewissen Standesstolz. Ich war dann über die Jahre in mehreren Versorgungswerken, denn wenn man das Bundesland wechselt, wechselt man auch das Versorgungswerk, und habe über den Pflichtbeitrag sogar freiwillige zusätzliche Beiträge geleistet. 

 

Leider rechnet sich die Sache nicht, zumindest beim Blick in die Unterlagen der letzten vier Jahre eines Versorgungswerkes, bei dem ich wegen Umzugs ins Ausland schon lange keine Beiträge mehr zahle. Weiter zurück möchte ich nicht gehen, weil das mit Aufwand verbunden wäre. Man mag einwenden, diese Jahre seien nicht repräsentativ. Möglich, aber dennoch sagt die Entwicklung etwas aus. 

 

2021 Erhöhung des Altersruhegeld um 1%, Inflation 3,1%

2022 Erhöhung des Altersruhegeld um 1%, Inflation 6,9%

2023 Erhöhung des Altersruhegeld um 1,5%, Inflation 5,9%

2024 Erhöhung des Altersruhegeld um 2,0%, Inflation 2,2%

 

Wenn ich auf die Schnelle richtig gerechnet habe, bedeutet das einen realen Verlust von über 11% innert vier Jahren. Und das in einer Zeit, die beispielsweise für die Börse insgesamt hervorragend war, trotz des Rücksetzers in 2022. Der ACWI IMI müsste im gleichen Zeitraum, also über die vier Jahre von 2021 bis 2024, ca. 61% gemacht haben.

 

Den Berichten, die mir zur Verfügung stehen, entnehme ich, dass generell zu wenig in Aktien investiert wird. Es werden zwar Risiken eingegangen, zum Teil sehr hohe, aber eben die falschen - etwa Klumpenrisiken bei Immobilien. Und wenn in Aktien investiert wird, geschieht das noch mit einem Home bias. Mich beschleicht auch das Gefühl, dass die Führung der Versorgungswerke dort aus politischen Gründen sitzt und fürstlich entlohnt wird, während Kompetenz keine Rolle zu spielen scheint. 

 

Ein Problem für die Versorgungswerke ist offenbar die Demographie. Ich hatte gedacht, Versorgungswerke seien dagegen weniger anfällig wegen der Kapitaldeckung. Allerdings basieren die Versorgungswerke zum Teil auch auf dem Umlageverfahren. Ausserdem könnte ein Faktor, der politisch korrekt natürlich nirgendwo erwähnt wird, die unterschiedliche Geschlechterverteilung sein: Frauen sind über die letzten Jahrzehnte in viele Kammerberufe geströmt, und im Schnitt zahlen sie weniger ein als Männer und leben beträchtlich länger. 

 

Die Zersplitterung nach Berufsgruppen und Bundesländern hat sich mir auch nie erschlossen. Was für ein Unsinn, der die Risiken und die Verwaltungskosten nach oben treibt. Schafft aber Versorgungspöstchen. 

 

So wie ich es historisch verstanden habe, wurden die freien Berufe nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung gewollt, man hat sie quasi hinausgetrieben. Ich finde, es wäre an der Zeit, darüber nachzudenken, ob freie Berufe nicht auch in die GRV einzahlen sollten für eine Grundversorgung im Alter. Darüber hinaus könnte es durchaus Versorgungswerke geben, diese sollten dann aber allen Berufsgruppen offenstehen und nicht an Bundesländer gebunden sein. 

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Cando
· bearbeitet von Cando

@Rotenstein: Deine Kritik teile ich. Schwer nachvollziehbar ist für mich aber die Schlussfolgerung, in der GRV sei es besser. Zwar fallen die Rentenerhöhungen dort derzeit noch (!) höher aus als die Inflation, allerdings wird uns dieser Laden früher oder später aufgrund der Demographie um die Ohren fliegen. Die Politik ignoriert beharrlich die Probleme bzw. verschlimmert sie sogar noch weiter, um ihrer Hauptwählergruppe (Rentner und rentennahe Jahrgänge) zu gefallen. Das dicke Ende wird hier noch kommen, während man es in den Versorgungswerken bereits sieht. Hinzu kommt, dass die meisten Versorgungswerke momentan noch ein höheres Rentenniveau bieten als die GRV, welches durch ausbleibenden Rentenerhöhungen zwar nach und nach abschmilzt, aber eben in vielen Fällen immer noch deutlich vorhanden ist. Ich würde bei aller berechtigten Kritik an der berufsständischen Versorgung die Wette nicht eingehen, dass man als Angehöriger der freien Berufe in der GRV besser dran ist. 

 

Dein Einwand zum höheren Frauenanteil dürfte zudem nicht nur für die freien Berufe, sondern auch für viele anderen Berufsgruppen bzw. insgesamt die Zahl der Erwerbstätigen gelten.

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moonraker
vor 46 Minuten von Cando:

@Rotenstein: Deine Kritik teile ich. Schwer nachvollziehbar ist für mich aber die Schlussfolgerung, in der GRV sei es besser. Zwar fallen die Rentenerhöhungen dort derzeit noch (!) höher aus als die Inflation, allerdings wird uns dieser Laden früher oder später aufgrund der Demographie um die Ohren fliegen. Die Politik ignoriert beharrlich die Probleme bzw. verschlimmert sie sogar noch weiter, um ihrer Hauptwählergruppe (Rentner und rentennahe Jahrgänge) zu gefallen. [..]

Im Zweifel wird die GRV aber wohl (noch mehr) durch Steuermitel gerettet werden. Die Versorgungswerke wird da niemand unterstützen...

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Rotenstein
vor 50 Minuten von Cando:

@Rotenstein: Deine Kritik teile ich. Schwer nachvollziehbar ist für mich aber die Schlussfolgerung, in der GRV sei es besser. Zwar fallen die Rentenerhöhungen dort derzeit noch (!) höher aus als die Inflation, allerdings wird uns dieser Laden früher oder später aufgrund der Demographie um die Ohren fliegen.

Das kam vielleicht falsch rüber, ich bin kein grosser Anhänger der GRV und nehme durchaus wahr, dass sie ein politischer Spielball ist. Und ja, man hätte spätestens vor 30, 40 Jahren erkennen können, in welche Richtung die Demographie läuft, und hätte nach und nach den Anteil des Umlageverfahren zugunsten einer Aktienrente herunterfahren können. 

 

Dennoch wäre ich für eine grundständige Altersversorgung als erste Säule, in die alle Bürger einzahlen, und halte die Versorgungswerke in ihrer gegenwärtigen Form für ineffizient und überflüssig.  Ggf. könnten sie in eine zweite Säule überführt werden, wobei ich nicht sehe, warum dies nach Berufsgruppen und Bundesländern strukturiert werden sollte. 

 

 

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Cando
· bearbeitet von Cando
vor einer Stunde von moonraker:

Im Zweifel wird die GRV aber wohl (noch mehr) durch Steuermitel gerettet werden. Die Versorgungswerke wird da niemand unterstützen...

Schauen wir mal, wann die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen erreicht sein wird, wenn wir in Deutschland zukünftig wieder mehr für Verteidigung und Infrastruktur ausgeben müssen. Man hat bei Beinahe-Staatspleiten wie Griechenland gesehen, was das für die Rentner bedeuten kann. Im Moment sind wir davon in DE noch ein ganzes Stück entfernt, aber ein Staat kann nicht seine gesamten Mittel für konsumtive Zwecke aufwenden, auch wenn die Boomergeneration das offenbar zu glauben scheint.

 

@Rotenstein: Eine flächendeckende Basisversorgung (aber eben auch nicht mehr als das) fände ich auch wünschenswert. Das gegenwärtige System in der GRV ist davon aber leider weit entfernt, weil es bestimmte Gruppen begünstigt und andere benachteiligt, ohne dass das nach objektiven sozialen Gesichtspunkten gerechtfertigt wäre. Die Versorgungswerke sind dagegen ineffizient und zum Teil auch noch latent insolvenzgefährdet, womit sie als sicherer Baustein völlig unbrauchbar sind.

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maktaba
vor 3 Minuten von Cando:

Die Versorgungswerke sind dagegen ineffizient

Gibt es Quellen, die diese These stützen?

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missionE
vor 5 Minuten von maktaba:

Gibt es Quellen, die diese These stützen?

Ist das nicht logisch?

Das Gesamtanlagevolumen der 91 berufsständischen Versorgungswerke in Deutschland lag per 31. Dezember 2023 bei etwa 295 Milliarden Euro. 

https://www.abv.de/daten-und-fakten.html

Die Strukturen sind einfach so kleinteilig, dass das sicher nicht effizient ist. Alle haben eigene Vertreterversammlungen, Anlageausschüsse, Prozesse, Abschlüsse, Anlageformen, Rentenberechnungssystematiken und jeder macht, was er will. Zum Vergleich: Der norwegische Staatsfonds hat rund 1,6 Bio. EUR angelegt.

 

Allerdings muss man auch sagen, dass die Effizienz jetzt keine so große Rolle spielt. Bei Anlagevolumen im Mrd. EUR Bereich macht es nun keinen großen Unterschied, ob man jährliche Verwaltungskosten von z.B. 10 oder 12 Mio. EUR hat.

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maktaba
vor 7 Minuten von missionE:

Allerdings muss man auch sagen, dass die Effizienz jetzt keine so große Rolle spielt. Bei Anlagevolumen im Mrd. EUR Bereich macht es nun keinen großen Unterschied, ob man jährliche Verwaltungskosten von z.B. 10 oder 12 Mio. EUR hat.

qed

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Cando
· bearbeitet von Cando
vor 26 Minuten von maktaba:

Gibt es Quellen, die diese These stützen?

@missionE hat die Antwort ja bereits gegeben. Abgesehen davon denke ich hier aber auch an die sehr unterschiedliche Art der Kapitalanlage. Man kann hier keine Globalaussagen treffen, weil sich das nunmal von Versorgungswerk zu Versorgungswerk unterscheidet. Allerdings zeigt das oben erwähnte Beispiel der Ärzteversorgung Hessen, dass zum Teil in eher fragwürdige Modelle investiert wird. Insgesamt ist die Anlage auch sehr stark an festverzinslichen Wertpapieren ausgerichtet, was auch zu den bereits erwähnten geringen Rentensteigerungen der letzten Jahre beiträgt. Bei dem langfristigen Versorgungsauftrag könnte die Aktienquote vieler Versorgungswerke höher sein.

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maktaba

Da hast Du ja zwei verschiedene Punkte angesprochen. Ich bestreite nicht die zum Teil problematischen Anlagevehikel und die unterdurchschnittliche Dynamik der Rentenanpassungen. Das ist evident. Ich hinterfrage jedoch die These, Versorgungswerke seien ineffizient, denn ich verstehe nachwievor nicht, auf welcher Grundlage Du zu dieser Einschätzung kommt, und was überhaupt darunter subsumiert ist.

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missionE
· bearbeitet von missionE
vor 42 Minuten von Cando:

Schauen wir mal, wann die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen erreicht sein wird, wenn wir in Deutschland zukünftig wieder mehr für Verteidigung und Infrastruktur ausgeben müssen. Man hat bei Beinahe-Staatspleiten wie Griechenland gesehen, was das für die Rentner bedeuten kann. I

Das Problem ist doch: Die Versorgungswerke sind über Ihre Anlagestrukturen sind die Versorgungswerke in einem solchen Szenario eh genauso Pleite. Momentan tragen die Versorgungswerke massivst die finanzielle Repression des Staates (fallende finanzielle Vermögenswerte wie Staatsanleihen und Immobilien und galoppierende Inflation), aber es fehlt der Steuerzahler im Rücken und strukturell stehen die Versorgungswerke doch viel schlechter als da als  GRV! Exemplarisch habe ich mal ein Beispiel herausgegriffen, das für viele zutreffen wird.

 

image.thumb.png.b92877c8c34f10e6e5ec15eecbf1e7e9.png

 

Das heißt, dass im Versorgungswerk ca. 15-30% länger und damit "mehr" Rente gezahlt werden muss. Als Gutverdiener in der GRV profitiert man von der relativen Kurzlebigkeit vieler Mitglieder in der GRV.

 

Mal ein Beispiel: Seit meinem Versorgungswerkseintritt ist die Rente in der GRV seit 2013 von 28,14 EUR  auf 40,79 EUR (1.67.2025) also um 44,9% gestiegen. In meinem Versorgungswerk liegt der kumulierte Anstieg von 2013 auf 2025 bei 4,1%. Die Inflation lag in dem Zeitraum übrigens bei rund 20,5% kumuliert.

 

Und noch etwas: Ein Versorgungswerk arbeitet anders als etwa ein Anleger oder die GRV, die möglichst hohe Erträge oder Renten erzielen wollen. Ein Versorgungswerk  verspricht Dir bei Eintritt schon eine bestimmte Rente mit einem bestimmten Rechnungszins und den versucht es zu erreichen. Damit sind faktisch größere Erhöhungen schon ausgeschlossen, denn wenn das "Rentenversprechen" durch Staatsanleihen erreicht wird, werden einfach Staatsanleihen gekauft. Wenn die aber nicht mehr auskömmlich rentieren und das Rentenversprechen in Gefahr gerät, wird ins Risiko gegangen und / oder das Versprechen d.h. der Rechnungszins gesenkt. Wird der Rechnungszins erreicht, wird wieder in Festverzinsliche umgeschichtet. Es wird also immer die schlechteste Ertrags/Risikovariante gewählt und Mehrertrags ist so praktisch ausgeschlossen, aber nicht mehr Risiko :-).

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Cando
vor 4 Minuten von maktaba:

Da hast Du ja zwei verschiedene Punkte angesprochen. Ich bestreite nicht die zum Teil problematischen Anlagevehikel und die unterdurchschnittliche Dynamik der Rentenanpassungen. Das ist evident. Ich hinterfrage jedoch die These, Versorgungswerke seien ineffizient, denn ich verstehe nachwievor nicht, auf welcher Grundlage Du zu dieser Einschätzung kommt, und was überhaupt darunter subsumiert ist.

Glaube wir liegen da in der Sache nicht auseinander, sondern interpretieren einfach nur den Begriff „ineffizient“ unterschiedlich. Ich habe das einfach etwas verkürzt, um die gängigen Kritikpunkte an der berufsständischen Versorgung zusammenzufassen. Die Kleinstaaterei und die suboptimale Kapitalanlage hängen aber bis zu einem gewissen Grad auch miteinander zusammen. Denn eine größere Organisation ist (nicht notwendigerweise aber tendenziell) auch bei der Kapitalanlage professioneller aufgestellt. Auch da ist der norwegische Staatsfonds ein Beispiel. 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 4 Stunden von Rotenstein:

Als ich mein Studium abgeschlossen hatte und ins Berufsleben startete, war die einhellige, nicht hinterfragte Meinung, dass berufsständische Versorgungswerke der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich überlegen seien.

 

Vor 30 Jahren war das so. Das kann ich bestätigen. Für die PKV galt ähnliches: schön preiswert und der GKV überlegen.

 

Dafür gab es auch Gründe: die hohe Rendite auf Anleihen bis zum Jahr 2000. Hier die Umlaufrendite seit 1970:

 

image.png.44f76b3385ab9bf4f527d966d81bcecd.png

Quelle: boerse.de

 

Niemand hätte damals gedacht, dass die Rendite auf Anleihen so in den Keller gehen wird - und dass alle Versicherungen und Versorgungswerke, die auf Geldanlage in festverzinsliche Wertpapiere setzen, solche Probleme bekommen werden.

 

Heute setzen alle auf Aktien. Mal schauen, wie es in 30 Jahren aussehen wird. Wird die Rendite weiterhin hoch bleiben? Oder werden die Menschen dann sagen: die Anleger im Jahr 2025 waren verrückt! Niemand hat sich vorstellen können, wie die Aktien in den Keller gehen werden.

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missionE
vor einer Stunde von stagflation:

Vor 30 Jahren war das so. Das kann ich bestätigen. Für die PKV galt ähnliches: schön preiswert und der GKV überlegen.

Kein guter Vergleich. Zum einen ist es immer noch so, dass die PKV billiger (m.E. sogar noch extremer in jungen Jahren (mittlerweile kostet die GKV + PKV rund 1.270 EUR) und zum anderen haben PKV und GKV nichts mit Rente und Versorgungswerk zu tun. 

 

vor 1 Stunde von stagflation:

Niemand hätte damals gedacht, dass die Rendite auf Anleihen so in den Keller gehen wird - und dass alle Versicherungen und Versorgungswerke, die auf Geldanlage in festverzinsliche Wertpapiere setzen, solche Probleme bekommen werden.

 

Heute setzen alle auf Aktien. Mal schauen, wie es in 30 Jahren aussehen wird. Wird die Rendite weiterhin hoch bleiben? Oder werden die Menschen dann sagen: die Anleger im Jahr 2025 waren verrückt! Niemand hat sich vorstellen können, wie die Aktien in den Keller gehen werden.

Das spielt für die Versorgungswerke keine große Rolle. Auch in der Zeit der großen Anleihegewinne gab es in den Versorgungswerken praktisch keine Rentenerhöhungen.

17 Jahre ohne Rentenerhöhung – was dieser Versorgungswerke-Fall zeigt

 

https://www.welt.de/wirtschaft/plus255709820/Versorgungswerke-17-Jahre-keine-Rentenerhoehung-was-dieser-Fall-jetzt-zeigt.html

 

Da hätten die Erhöhungen bis 2019 sonst bei fallenden Zinsen auf den Bestand explodieren müssen.

Bei meinem Versorgungswerk ist es nicht viel anders. Das Problem ist wirklich, dass man völlig losgelöst von ausgewogenen asset-allocation Überlegungen einfach immer auf den Rechnungszins + Kosten hinarbeitet und nicht auf möglichst hohe und sichere Renditen.  Jetzt wird das etwas professionalisiert, aber die Vergangenheit war eine Katastrophe.

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satgar
· bearbeitet von satgar
vor 12 Minuten von missionE:

zum anderen haben PKV und GKV nichts mit Rente und Versorgungswerk zu tun

In einem schon: der Art, wie mit den Geldern der Kunden umgegangen wird und auch, nach welchem System sie funktionieren.

 

GKV und GRV legen kein Geld an und arbeiten nach dem Umlagesystem.

 

PKV, Versorgungswerke und Lebensversicherer arbeiten nach Kapitaldeckung. Es gibt da schon gewisse Gemeinsamkeiten.

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Sapine
vor 3 Stunden von Cando:

Die Kleinstaaterei und die suboptimale Kapitalanlage hängen aber bis zu einem gewissen Grad auch miteinander zusammen. Denn eine größere Organisation ist (nicht notwendigerweise aber tendenziell) auch bei der Kapitalanlage professioneller aufgestellt. Auch da ist der norwegische Staatsfonds ein Beispiel. 

Auch wenn ich jetzt keine Quelle dafür habe, ist zu befürchten, dass bei regional ausgerichteten Versorgungswerken oft "regionale" Pöstchen für Politik und andere Interessensgruppen geschaffen werden. Statt Sachverstand sind regionale Erwartungen bei der Anlagepolitik von hoher Bedeutung, d.h. die Investition in einem lokalen Immobilienobjekt als Beispiel. Vetternwirtschaft im weiteren Sinne wird bei kleineren Einheiten sicherlich stärker vertreten sein. Daneben habe ich meine Zweifel, dass beispielsweise Ärzte besonders gut sind in Sachen Geldanlagen - Erinnerungen kommen auf an die früher sehr beliebten Bauherrenmodelle im medizinischen Umfeld. 

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missionE
vor 2 Stunden von Sapine:

Auch wenn ich jetzt keine Quelle dafür habe, ist zu befürchten, dass bei regional ausgerichteten Versorgungswerken oft "regionale" Pöstchen für Politik und andere Interessensgruppen geschaffen werden

Leider fehlen die komplett. Ich wäre froh drum, denn dann gäbe es evtl. ein wenig mehr Lobby und Aufmerksamkeit, aber leider ist dem nicht so, weil jeder meint die Berufsgruppen, um die es geht, brauchen eigentlich eh keine Rente zum Leben. Deshalb interessiert das Rentendesaster niemand. Wenn ich schaue wie meine Lebenshaltungskosten gestiegen sind, dann reicht die seit Jahren konstante Versorgungswerksrente niemals nicht mehr. Es gibt ja nichtmal wie bei Versicherungen Auffanglösungen für Pleiten und die Versorgungswerksmitglieder dürfen sich gern an den über 100 Mrd. EUR Steuerrentenzuschuss beteiligen, bekommen davon aber (außer Rente für Kinderzeiten schon) nichts. Mit etwas Lobby hätte man da zumindest mal 5% Rabatt auf die Einkommensteuer raushandeln sollen.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 7 Stunden von missionE:

möglichst hohe und sichere Renditen. 

 

Das ist ein Widerspruch in sich. Rendite gibt es nur für Risiko. Und Risiko bedeutet, dass man möglicherweise Geld verliert.

 

Genau das sollen Versorgungswerke und klassische Lebensversicherungen aber nicht. Sie müssen deshalb risikoarm anlegen - und zwar so, dass sie das Geld später auch tatsächlich auszahlen können. Deshalb müssen sie ganz breit diversifizieren und können nur einen kleinen Teil in Aktien anlegen.

 

Weiter oben hatte ich das Portfolio des hessischen Ärtzeversorgungswerks gepostet. Hier als weiteres Beispiel die Anlagestruktur der Allianz Leben. Verwaltetes Kapital: 270 Mrd. Euro (Quelle):

 

image.png.218973442e83725fc61e85cc707a83d5.png

 

Siehst Du? Auch nur ein ganz kleiner Aktienanteil. Das Kapital wird ganz breit gestreut über möglichst viele Anlageklassen. Es geht nicht anders.

 

Wenn Du Rendite willst, wirst Du nicht umhinkommen, Dein Geld selbst und risikoreich anzulegen. Du solltest aber immer im Hinterkopf behalten, dass Du dabei auch viel Geld verlieren kannst.

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Sapine
vor 23 Minuten von stagflation:

Es geht nicht anders.

Es geht mit Sicherheit anders, was beispielsweise englische Lebensversicherungen vormachen oder nimm den norwegischen Staatsfonds. Das Problem bei deutschen Versicherungen besteht in den vorgeschriebenen Garantien. Selbst die würden zumindest moderat höhere Aktienanteile erlauben, aber nicht üblich. Gemacht von Leuten, die keine Ahnung haben von Altersvorsorge. Laut Wiki gibt es eine 
Obergrenze von 35 % für Aktien bei Lebensversicherungen, bei fondsgebundenen Lebensversicherungen darf sie sogar noch höher sein. 

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Fetz
· bearbeitet von Fetz
Am 15.11.2020 um 18:43 von Gast240416:

 

Interview in der DPN mit Peter Hartmann, Hauptgeschäftsführer, und Dr. Ulrich Krüger, Geschäftsführer mit der Zuständigkeit für Fragen der Kapitalanlage, steuern die Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen e. V. (ABV) ,

 

daraus Zitat:

 

s.d.

Hier geht es um VW in D.

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missionE
· bearbeitet von missionE
vor 11 Stunden von stagflation:

Das ist ein Widerspruch in sich. Rendite gibt es nur für Risiko.

Das stimmt eben nur bedingt. Es gibt durchaus suboptimale Portfolien mit mehr Risiko und weniger Rendite und dann auch logischerweise mit mehr Sicherheit und Rendite.

 

image.thumb.png.cd4f4ff24ea31f564dca610fbc0d9c4d.png

 

Die Versorgungswerke (und ich hatte dazu zumindest schon vor 12 Jahren einen Battle mit dem Geschäftsführer meines Versorgungswerkes - immerhin antworten sie) arbeiten oder arbeiteten anders. Meins hat schon bei Gründung Annahmen über Rentenbezugsdauer, Ein- und Austritte und eben den Rechnungszins getroffen. Sie legen nicht nach einem ausgewogenen Portfolio an, sondern stumpf in Anleihen, um den Rechnungszins + Kosten zu treffen bzw. leicht zu übertreffen. Wenn das nicht mehr klappt wie in der Niedrigzinsphase versuchen Sie den Rechnungszins und die "versprochenen" Renten wie ein Garantieprodukt zu halten und gehen dann, wenn alles z.B. maximal teuer ist ins Risiko mit Immoinvests, länger laufenden Anleihen zu mickrigen Zinsen usw.

 

Sie investieren prozyklisch immer dann in Risikoinvests, wenn es am teuersten bzw. risikoreichsten ist und davor kümmern sie sich nicht um eine ausgewogene Anlage, sondern versuchen blind den Rechnungszins irgendwie zu treffen.

 

Nach Abzug der Inflation und Kosten (die leider auch nicht so niedrig sind), hat mein Versorgungswerk eher negative Renditen, während die GRV es über die Lohnsteigerungen zu positiven Renditen geschafft hat.

 

Man müsste in einem optimalen Portfolio eine andere Strategie wählen, zumal den Versorgungswerken ein Ewigkeitsstock wie bei einer Stiftung zur Verfügung steht, denn es gibt laufende Einnahmen (Einzahler) und Rentner (Empfänger) (schau Dir mal Rentenausgaben und Einnahmen an und die siehst, dass die Versorgungswerke in der Regel die Renten aus den Einnahmen zahlen  - bei meinem ist das seit Jahrzehnten so). D.h. das Umlageverfahren steht ihnen zusätzlich immer offen und es muss doch die Strategie sein, den dauerhaften Kapitalstock für die Mitglieder zumindestmal mal so zu verwenden, dass man im Inflationsschutz nicht dramatisch schlechter hinter der Rentenversicherung oder Beamtenpension zurückfällt, wenn man schon das Geschenk des dauerhaften Kapitalstocks hat.

 

So kopflos geht es jedenfalls nicht! Die Versorgungswerke verfügen theoretisch über einen einmaligen Ewigkeitskapitalstock, den sie dementsprechend auch für Generationen übergreifend anlegen sollten. So wie US Unis etc.  . Das wäre der Vorteil und den nutzen sie nicht, wobei die Regulatorik dabei eine Mitschuld trägt.

 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Der erste Teil Deines Posts klingt ein bisschen schräg - wobei es möglicherweise nur ein kommunikatives Problem ist und der Kürze der Darstellung geschuldet ist. Wenn Du einen Link zu dem Artikel hinter dem Diagramm hast, poste ihn bitte - dann kann ich nochmal nachlesen, was die dazu schreiben.

 

Das Diagramm, das Du gepostet hast, ist vermutlich schon deshalb falsch, weil es zwei blaue Kreise oberhalb der Effizienzkurve zeigt. Die sollte es im Rahmen der Portfoliotheorie nicht geben. Die Effizienzkurve ist per Definitionem die Linie der besten Portfolios - es kann nichts weiter oberhalb geben. Auch die Bezeichnung "Optimales Portfolio" klingt verkehrt. In CAPM wäre es das "Marktportfolio". Vielleicht ist "Optimales Portfolio für den risikoreichen Anteil" gemeint.

 

Im risikoreich:risikoarm Anlagemodell gibt es nicht ein einziges "optimales Portfolio" - sondern alle Portfolios auf der "Kapitalmarktlinie" sind optimal. Das ist ja gerade der Trick dieses Anlagemodells: dass man für eine ganze Bandbreite von unterschiedlichen Risiken gute Portfolios erhält. Erst dadurch kann man das Risiko frei und individuell wählen - und erhält trotzdem ein gutes Portfolio.

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chirlu
vor 6 Minuten von stagflation:

Wenn Du einen Link zu dem Artikel hinter dem Diagramm hast, poste ihn bitte - dann kann ich nochmal nachlesen, was die dazu schreiben.

 

Ist mit dem Wasserzeichen (Firmenname) leicht zu finden: https://www.deltavalue.de/capm-capital-asset-pricing-model/

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Das, was die im Abschnitt "Was ist die Effizienzkurve?" schreiben, hört sich verkehrt an. Entweder ist es eine missglückte Übersetzung mit einer KI - oder der Autor hat die Theorie selbst nicht so genau verstanden.

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monstermania
vor 18 Stunden von Sapine:

Es geht mit Sicherheit anders, was beispielsweise englische Lebensversicherungen vormachen oder nimm den norwegischen Staatsfonds. Das Problem bei deutschen Versicherungen besteht in den vorgeschriebenen Garantien. Selbst die würden zumindest moderat höhere Aktienanteile erlauben, aber nicht üblich. Gemacht von Leuten, die keine Ahnung haben von Altersvorsorge. Laut Wiki gibt es eine 
Obergrenze von 35 % für Aktien bei Lebensversicherungen, bei fondsgebundenen Lebensversicherungen darf sie sogar noch höher sein. 

So wie ich das sehe, hat eine Lebensversicherung ja kein übertriebenes Interesse daran eine möglichst hohe Rendite für die Kunden zu erzielen. Die Einnahmen (Gewinne) der Konzerne fließen ja auch so. Und wenn man sich verkalkuliert und die versprochenen Renditen nicht mehr erzielt, kann man sich auf die Politik verlassen, die dann dafür sorgt, dass die Versicherungen mit dem Geld der Kunden entsprechende Reserven aufbauen dürfen (Zinszusatzreserve).:rolleyes:

Und natürlich hat der Staat ein Interesse daran, dass Versicherungen Staatsanleihen kaufen und natürlich auch, dass keine Lebensversicherung in eine existentielle Schieflage gerät.

 

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