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Snex7

Enterprise Value bei Übernahme

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Snex7

Hallo zusammen,

folgendes stark vereinfachtes Szenario:

Unternehmen A möchte Unternehmen B übernehmen.

Unternehmen B hat ein Eigenkapital bzw. Marktkapitalisierung i.H.v. von 50 Mio. € und Schulden i.Hv. 50 Mio. €. 

Der Enterprise Value und damit auch Kaufpreis beträgt demnach 100 Mio. €.

 

Ich habe einen riesen Knoten im Kopf und verstehe nicht, wieso Unternehmen A für die Schulden von Unternehmen B bezahlen muss?

Am Ende hat Unternehmen A 100 Mio. € ausgegeben, aber letztlich bleibt dem Unternehmen ja nur der Wert der eigenkapitalfinanzierten Vermögenswerte i.H.v. 50 Mio. €? 

 

Wo ist mein Denkfehler. Please help :)

 

 

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Yerg

Enterprise Value und Kaufpreis sind nicht das gleiche.

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Snex7

Das habe ich aber unter anderem hier in diesem Beispiel so verstanden: 

 

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oktavian

Dann hast du das falsch verstanden. enterprise value = Unternehmenswert. Wert des Eigenkapital = Unternehmenswert - "Schulden"

Habe Schulden mal mit Anführungszeichen geschrieben, weil das gar nicht so einfach definiert ist mit zum Beispiel Pensionsverpflichtungen etc.

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Snex7
vor 21 Minuten von oktavian:

Dann hast du das falsch verstanden. enterprise value = Unternehmenswert. Wert des Eigenkapital = Unternehmenswert - "Schulden"

Habe Schulden mal mit Anführungszeichen geschrieben, weil das gar nicht so einfach definiert ist mit zum Beispiel Pensionsverpflichtungen etc.

Ich weiß nicht, ob du dir das Video angeguckt hast, aber es ist ziemlich kurz und dabei kann man gar nicht wirklich was falsch verstehen. 

Aber, wenn das Quatsch ist im Video, wieso bemerkt das keiner in der Bewertung oder den Kommentaren?

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Cai Shen
vor 55 Minuten von Snex7:

Aber, wenn das Quatsch ist im Video, wieso bemerkt das keiner in der Bewertung oder den Kommentaren?

Erster Kommentar unter dem Video:

Zitat

Wer so rechnet wie im Video hat schon verloren.

Weil er viele Dinge richtig erklärt und dann falsch verknüpft bzw. schwammig formuliert.

Natürlich gehört dir Google, wenn du alle Aktien (Eigenkapital) am Markt aufkaufst.

Um den "wahren" Kaufpreis zu ermitteln, würde man aber auch alle Schulden und Verbindlichkeiten berücksichtigen, das ist dann der EV.

Denn, nach dem Kauf von Google hast du die Schulden ebenfalls an der Backe und musst schlimmstenfalls Geld nachschießen, wenn der Cashflow nicht für den Schuldendienst und Pensionsverpflichtungen, Leasingraten und Garantieverpflichtungen ausreicht.

Mit der Kontrolle über Google hast du selbstverständlich auch Zugang zu den Konten, also kannst du Guthaben vom EV abziehen.

 

https://www.investopedia.com/terms/e/enterprisevalue.asp

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Toni
vor 2 Stunden von Snex7:

Ich habe einen riesen Knoten im Kopf und verstehe nicht, wieso Unternehmen A für die Schulden von Unternehmen B bezahlen muss?

Wie sollte das denn anders laufen? Sollten sich die Schulden in Luft auflösen??

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bondholder
vor 3 Stunden von Snex7:

Wo ist mein Denkfehler.

Dein Denkfehler besteht darin, irgendwelchen Aussagen in YouTube-Videos (!!!) einfach so zu vertrauen.

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Snex7
vor 17 Minuten von Cai Shen:

Erster Kommentar unter dem Video:

Weil er viele Dinge richtig erklärt und dann falsch verknüpft bzw. schwammig formuliert.

Natürlich gehört dir Google, wenn du alle Aktien (Eigenkapital) am Markt aufkaufst.

Um den "wahren" Kaufpreis zu ermitteln, würde man aber auch alle Schulden und Verbindlichkeiten berücksichtigen, das ist dann der EV.

Denn, nach dem Kauf von Google hast du die Schulden ebenfalls an der Backe und musst schlimmstenfalls Geld nachschießen, wenn der Cashflow nicht für den Schuldendienst und Pensionsverpflichtungen, Leasingraten und Garantieverpflichtungen ausreicht.

Mit der Kontrolle über Google hast du selbstverständlich auch Zugang zu den Konten, also kannst du Guthaben vom EV abziehen.

 

https://www.investopedia.com/terms/e/enterprisevalue.asp

Okay ich habe die Schulden an der Backe, aber den Schulden stehen ja auch Vermögensgegenstände gegenüber, die ich ebenfalls übernehme. Das einzige wofür ich bereit wäre zu zahlen ist der Equity Value und Goodwill?

vor 19 Minuten von Toni:

Wie sollte das denn anders laufen? Sollten sich die Schulden in Luft auflösen??

Nein die Schulden lösen sich natürlich nicht in Luft auf. Aber ich zahle doch kein Geld für die Übernahme von Schulden?

vor 4 Minuten von bondholder:

Dein Denkfehler besteht darin, irgendwelchen Aussagen in YouTube-Videos (!!!) einfach so zu vertrauen.

Ich vertraue ihnen ja nicht, deswegen habe ich mich ja unter anderem hier gemeldet...

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bondholder
· bearbeitet von bondholder
vor 6 Minuten von Snex7:

Nein die Schulden lösen sich natürlich nicht in Luft auf. Aber ich zahle doch kein Geld für die Übernahme von Schulden?

Dann halt nicht! Was bleibt dir anderes übrig?

Wenn z.B. die Aktionäre von Google nicht bereit sind, ihre Aktien zu dem Preis, den du für angemessen hältst, an dich zu verkaufen, wirst du Google wohl nicht übernehmen können.

Findest du das unfair?

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Snex7
Gerade eben von bondholder:

Dann halt nicht! Was bleibt dir anderes übrig?

Wenn z.B. die Aktionäre von Google nicht bereit sind, ihre Aktien zu dem Preis, den du für angemessen hältst, an dich zu verkaufen, wirst du Google wohl nicht übernehmen können.

Findest du das unfair?

Ich glaube du verstehst meine Aussage nicht ganz. 

Mir geht es nicht um unfair oder fair, mir geht es um Logik. 

Und für mich hört es sich nicht logisch an, wenn ich 50 Mio. für Vermögenswerte ausgebe, die über 50 Mio. fremdfinanziert sind. Würde ich die Schulden tilgen, hätte ich 50 Mio. für nichts bezahlt?

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Cai Shen
Gerade eben von Snex7:

Und für mich hört es sich nicht logisch an, wenn ich 50 Mio. für Vermögenswerte ausgebe, die über 50 Mio. fremdfinanziert sind. Würde ich die Schulden tilgen, hätte ich 50 Mio. für nichts bezahlt?

Wenn ein anderes Unternehmen der gleichen Branche mit gleichen Vermögenswerten schuldenfrei wäre, würdest du für die Übernahme vermutlich mehr als 50 Mio als Kaufpreis an die Eigner bezahlen müssen.

Ist dein Gerechtigkeitsempfinden jetzt wieder hergestellt?

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Snex7
Gerade eben von Cai Shen:

Wenn ein anderes Unternehmen der gleichen Branche mit gleichen Vermögenswerten schuldenfrei wäre, würdest du für die Übernahme vermutlich mehr als 50 Mio als Kaufpreis an die Eigner bezahlen müssen.

Ist dein Gerechtigkeitsempfinden jetzt wieder hergestellt?

Wie man hier direkt gebrandmarkt wird. Ich habe doch nirgendwo was von Gerechtigkeit gesagt? 

Ich wollte einfach nur verstehen, warum ich bei einer Übernahme angeblich (aber es soll ja falsch sein?) für Schulden bezahlen soll...

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Cai Shen
vor 3 Stunden von Snex7:

Ich habe einen riesen Knoten im Kopf und verstehe nicht, wieso Unternehmen A für die Schulden von Unternehmen B bezahlen muss?

Es muss die Schulden nicht zum Zeitpunkt der Übernahme bezahlen, sondern den Schuldendienst übernehmen.

Natürlich werden diese langfristigen Verbindlichkeit dem Kaufpreis zugerechnet, auch wenn zum Zeitpunkt x nur die 50 Mio. für die Übernahme des Eigenkapitals aufgewendet werden müssen.

Das EK ist allerdings nur ein Teil des Unternehmenswerts.

vor 13 Minuten von Snex7:

Und für mich hört es sich nicht logisch an, wenn ich 50 Mio. für Vermögenswerte ausgebe, die über 50 Mio. fremdfinanziert sind. Würde ich die Schulden tilgen, hätte ich 50 Mio. für nichts bezahlt?

Du gibst sofort 50 Mio. für eigenkapitalgedeckte Vermögenswerte aus und den Rest des 100 Mio. Firmenwerts bezahlst du in Raten, mit den ausstehenden Krediten und sonstigen Schulden.

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bondholder
vor 20 Minuten von Snex7:

Würde ich die Schulden tilgen, hätte ich 50 Mio. für nichts bezahlt?

Falls das Unternehmen keinerlei Wert besitzt, ist das so. In dem Fall wäre es wohl klüger, so eine Luftnummer nicht zu erwerben.

 

Die Wirecard AG hat gerne für irgendwelche dubiosen Unternehmen in fernen Ländern extrem viel Geld bezahlt. Welche guten Gründe gibt es wohl, solche Transaktionen durchzuziehen?

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Dandy

Gemeinhin wird geschrieben, dass der Enterprise Value den Preis einer Aktiengesellschaft darstellt, den man zahlen müsste, um sie vom Markt zu nehmen. Der Käufer übernimmt mit dem Marktwert des Eigenkapitals (= Marktkapitalisierung) auch die Schulden des Unternehmens. Natürlich kann er die Schulden in den Büchern lassen und die Zinsen weiter zahlen (bzw. von den Unternehmensgewinnen bezahlen lassen). Er kann sie auch aus dem laufenden Geschäft schrittweise tilgen um die Zinslast zu senken oder sie einfach direkt selbst zurückzuzahlen, mit zusätzlichem Geld. In jedem Fall wird er dafür aufkommen müssen, direkt oder indirekt. Damit ist der Unternehmenswert um die Nettoverschuldung höher als die Marktkapitalisierung.

 

Man kann es sich auch umgekehrt überlegen: Für ein Unternehmen, das unverschuldet ist oder sogar netto Barmittel übrig hat, wird man einen höheren Kurs bezahlen müssen als für ein verschuldetes Unternehmen. Zwar sieht man gemeinhin den Fremdkapitalhebel bei Unternehmen, bis zu einem gewissen Grad, als etwas positives an, denn die geringeren Fremdkapitalkosten erhöhen rechnerisch die Margen des (teureren) Eigenkapitals, aber das heißt nicht, dass sich Schulden nicht auch negativ auf den Marktwert des Eigenkapitals (= Marktkapitalisierung) auswirken. 

 

Normalerweise geht man bei einem Unternehmen ja davon aus, dass es weitergeführt wird (going concern). Würde es aber nach dem Kauf sofort liquidiert, dann bekäme man die Differenz aus den Unternehmenswerten (Gebäude, Anlagen, Patente etc.) und den Schulden heraus. Im Umkehrschluss müsste in diesem Fall der Marktwert des Eigenkapitals dem bilanzierten Eigenkapital entsprechen. In der Praxis gibt es da aber einige Abweichungen, bspw. stille Reserven aber auch Kosten/Schwierigkeit einer Veräußerung von Anlagen und Gebäuden, bilanzierte immaterielle Vermögenswerte, Bewertung von Goodwill etc. Würde jedenfalls jemand ein solches Unternehmen kaufen wollen, müsste er dieses Eigenkapital und den Wert der Schulden des Unternehmens bezahlen, um es zu übernehmen. Übrig bliebe ihm dann am Ende der Wert des Eigenkapitals nach Veräußerung. Ist dieser höher als dessen bezahlter Marktwert, hat der Käufer einen Gewinn gemacht, ansonsten nicht.

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Snex7
vor 16 Minuten von Dandy:

Gemeinhin wird geschrieben, dass der Enterprise Value den Preis einer Aktiengesellschaft darstellt, den man zahlen müsste, um sie vom Markt zu nehmen. Der Käufer übernimmt mit dem Marktwert des Eigenkapitals (= Marktkapitalisierung) auch die Schulden des Unternehmens. Natürlich kann er die Schulden in den Büchern lassen und die Zinsen weiter zahlen (bzw. von den Unternehmensgewinnen bezahlen lassen). Er kann sie auch aus dem laufenden Geschäft schrittweise tilgen um die Zinslast zu senken oder sie einfach direkt selbst zurückzuzahlen, mit zusätzlichem Geld. In jedem Fall wird er dafür aufkommen müssen, direkt oder indirekt. Damit ist der Unternehmenswert um die Nettoverschuldung höher als die Marktkapitalisierung.

 

Man kann es sich auch umgekehrt überlegen: Für ein Unternehmen, das unverschuldet ist oder sogar netto Barmittel übrig hat, wird man einen höheren Kurs bezahlen müssen als für ein verschuldetes Unternehmen. Zwar sieht man gemeinhin den Fremdkapitalhebel bei Unternehmen, bis zu einem gewissen Grad, als etwas positives an, denn die geringeren Fremdkapitalkosten erhöhen rechnerisch die Margen des (teureren) Eigenkapitals, aber das heißt nicht, dass sich Schulden nicht auch negativ auf den Marktwert des Eigenkapitals (= Marktkapitalisierung) auswirken. 

 

Normalerweise geht man bei einem Unternehmen ja davon aus, dass es weitergeführt wird (going concern). Würde es aber nach dem Kauf sofort liquidiert, dann bekäme man die Differenz aus den Unternehmenswerten (Gebäude, Anlagen, Patente etc.) und den Schulden heraus. Im Umkehrschluss müsste in diesem Fall der Marktwert des Eigenkapitals dem bilanzierten Eigenkapital entsprechen. In der Praxis gibt es da aber einige Abweichungen, bspw. stille Reserven aber auch Kosten/Schwierigkeit einer Veräußerung von Anlagen und Gebäuden, bilanzierte immaterielle Vermögenswerte, Bewertung von Goodwill etc. Würde jedenfalls jemand ein solches Unternehmen kaufen wollen, müsste er dieses Eigenkapital und den Wert der Schulden des Unternehmens bezahlen, um es zu übernehmen. Übrig bliebe ihm dann am Ende der Wert des Eigenkapitals nach Veräußerung. Ist dieser höher als dessen bezahlter Marktwert, hat der Käufer einen Gewinn gemacht, ansonsten nicht.

Danke für die ausführliche verständliche Antwort ohne mir Worte in den Mund zu legen. 

Das hat sehr geholfen!

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oktavian
vor einer Stunde von Snex7:

Danke für die ausführliche verständliche Antwort ohne mir Worte in den Mund zu legen. 

Das hat sehr geholfen!

Wobei @Dandyeinige Kleinigkeiten falsch darstellt. Um eine AG vom Aktienmarkt zu nehmen, braucht man nur die Aktien zu kaufen (going-private). Je nach Land brauchst du nicht einmal 100% der Stimmrechte. Also man muss nicht den Enterprise value bezahlen. Man muss beim Übernehmen nicht den Wert der Schulden des Unternehmens bezahlen. Im Gegensatz dazu wird bei leveraged buy-outs noch einiges an Schulden draufgesattelt. Schön ist eben ein Unternehmen zu kaufen und dann mit Schulden, die auf dem übernommenen Unternehmen lasten, zu bezahlen. Das wäre dann das in DE gefürchtete Heuschreckenmodell. :teach: Abgrasen was geht und vom übernommenen Unternehmen bezahlen lassen. Das funktioniert allerdings nur wenn private equity dann auch besser (im Sinne von shareholdervalue) managt als vorher. Zudem gibt ja sogar tatsächlich Firmen mit negativem enterprise value.

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Dandy
vor 8 Minuten von oktavian:

Wobei @Dandyeinige Kleinigkeiten falsch darstellt. Um eine AG vom Aktienmarkt zu nehmen, braucht man nur die Aktien zu kaufen (going-private). Je nach Land brauchst du nicht einmal 100% der Stimmrechte. Also man muss nicht den Enterprise value bezahlen. Man muss beim Übernehmen nicht den Wert der Schulden des Unternehmens bezahlen. 

Das habe ich so auch nicht geschrieben:

Zitat

Gemeinhin wird geschrieben, dass der Enterprise Value den Preis einer Aktiengesellschaft darstellt, den man zahlen müsste, um sie vom Markt zu nehmen. Der Käufer übernimmt mit dem Marktwert des Eigenkapitals (= Marktkapitalisierung) auch die Schulden des Unternehmens. Natürlich kann er die Schulden in den Büchern lassen und die Zinsen weiter zahlen (bzw. von den Unternehmensgewinnen bezahlen lassen). Er kann sie auch aus dem laufenden Geschäft schrittweise tilgen um die Zinslast zu senken oder sie einfach direkt selbst zurückzuzahlen, mit zusätzlichem Geld. In jedem Fall wird er dafür aufkommen müssen, direkt oder indirekt. Damit ist der Unternehmenswert um die Nettoverschuldung höher als die Marktkapitalisierung.

Der Wert des Unternehmens ist nun mal Eigenkapital + Fremdkapital. Zu Buchwerten entspricht das der Bilanzsumme. Zum Fremdkapital gehören auch Dinge wie Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Pensionsverbindlichkeiten, Leasing etc. Das wird üblicherweise nicht dem Enterprise Value zugerechnet. Ich mache das für meine Berechnungen aber für Pensionsverbindlichkeiten und operatives Leasing trotzdem, denn als Besitzer müsste man auch für diese aufkommen. Zu den abzuziehenden Barmitteln zähle ich demgegenüber auch veräußerbare Finanzanlagen.

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oktavian
vor 1 Stunde von Dandy:

Gemeinhin wird geschrieben, dass der Enterprise Value den Preis einer Aktiengesellschaft darstellt, den man zahlen müsste, um sie vom Markt zu nehmen. Der Käufer übernimmt mit dem Marktwert des Eigenkapitals (= Marktkapitalisierung) auch die Schulden des Unternehmens. Natürlich kann er die Schulden in den Büchern lassen und die Zinsen weiter zahlen (bzw. von den Unternehmensgewinnen bezahlen lassen). Er kann sie auch aus dem laufenden Geschäft schrittweise tilgen um die Zinslast zu senken oder sie einfach direkt selbst zurückzuzahlen, mit zusätzlichem Geld. In jedem Fall wird er dafür aufkommen müssen, direkt oder indirekt. Damit ist der Unternehmenswert um die Nettoverschuldung höher als die Marktkapitalisierung.

 

Normalerweise geht man bei einem Unternehmen ja davon aus, dass es weitergeführt wird (going concern). Würde es aber nach dem Kauf sofort liquidiert, dann bekäme man die Differenz aus den Unternehmenswerten (Gebäude, Anlagen, Patente etc.) und den Schulden heraus. Im Umkehrschluss müsste in diesem Fall der Marktwert des Eigenkapitals dem bilanzierten Eigenkapital entsprechen. In der Praxis gibt es da aber einige Abweichungen, bspw. stille Reserven aber auch Kosten/Schwierigkeit einer Veräußerung von Anlagen und Gebäuden, bilanzierte immaterielle Vermögenswerte, Bewertung von Goodwill etc. Würde jedenfalls jemand ein solches Unternehmen kaufen wollen, müsste er dieses Eigenkapital und den Wert der Schulden des Unternehmens bezahlen, um es zu übernehmen. Übrig bliebe ihm dann am Ende der Wert des Eigenkapitals nach Veräußerung. Ist dieser höher als dessen bezahlter Marktwert, hat der Käufer einen Gewinn gemacht, ansonsten nicht.

Die cashflows zum Abbezahlen der Schulden müssen nicht vom Käufer kommen. Das Unternehmen kann sich auch selbst entschulden. Zudem gibt es auch manchmal non-recourse Schulden und andere Sonderfälle. Definitiv braucht man keinen cashflow in Höhe des EV um ein Unternehmen zu kaufen. Es kann manchmal change-of-control Klauseln geben. Dann muss man mit den Fremdkapitalgebern verhandeln. Das lässt sich meist aber refinanzoeren ohne eigenen cash rauszurücken.

Im Großen und Ganzen stimme ich ja zu, aber es steht da dann anders als es gemeint war von dir.

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Dandy

Nein, genau das habe ich auch geschrieben. Mit dem Unternehmen erwirbt man auch seine Schulden und man muss diese zurückzahlen. Entweder über Erträge des Unternehmens oder direkt. Meine Worte.

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oktavian

Wenn du jetzt ein Haus mit Wert 400.000 und Schulden 200.000 in einem SPV für 200.000 kaufst, hast du 200.000 bezahlt. Das Eigenkapital wäre ja auch nur 200.000 Wert. Du hast ja auch nicht das Haus gekauft, sondern das Eigenkapital des SPV. Wenn man eine Firma übernimmt, wird im allgemeinen Sprachgebrauch nur das Eigenkapital gemeint. Schaue dir einfach mal die Pressseberichterstattung an.

vor 10 Stunden von Dandy:

Nein, genau das habe ich auch geschrieben. Mit dem Unternehmen erwirbt man auch seine Schulden und man muss diese zurückzahlen. Entweder über Erträge des Unternehmens oder direkt. Meine Worte.

Man kann das Unternehmen auch in Insolvenz gehen lassen oder mit den Kreditgebern verhandeln. Diese Schulden sind doch non-recourse bezogen auf den Käufer des Unternehmens.

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Dandy
· bearbeitet von Dandy

Jetzt bringst du wieder einen neuen Aspekt in die Diskussion, nämlich den um die Haftungsfrage bei Übernahme eines netto überschuldeten Unternehmens. Die kann, je nach Rechtsform und Gesetzeslage, eingeschränkt sein, ändert aber daran, wie sich der Enterprise Value berechnet, nichts. 

 

In einem solchen (Insolvenz-) Fall würde man das Unternehmen nur kaufen, wenn man Geld dafür bekäme statt welches zu bezahlen, um nach der Liquidation und Begleichung der Schulden auf null (bzw. mit etwas Gewinn) rauszukommen. Das Eigenkapital wäre demnach negativ und die Berechnung des Enterprise Value hätte weiterhin Gültigkeit. 

 

Der Enterprise Value findet überwiegend bei der Bewertung eines Unternehmens über Kennzahlen Anwendung. Es geht dabei einfach nur darum, die Verschuldung in die Bewertungskennzahl einfließen zu lassen. Der Fremdkapitalhebel soll dabei in die Bewertung mit einfließen um ein Unternehmen nicht vordergründig niedrig bewertet aussehen zu lassen, wie bspw. beim KGV. Üblich sind dabei sind da Gewinne vor Fremdkapitalzinsen, wie EV/EBITDA oder EV/EBIT (vorzuziehen). Auch benötigt man den Enterprise Value für eine Bewertung mittels DCF nach dem Entity-Verfahren.

 

Aktien eines überschuldeten Unternehmens würde/sollte man demzufolge nur dann kaufen, wenn man davon überzeugt ist, dass die Weiterführung des Geschäfts eine (deutliche) Verbesserung erfahren wird und damit die Tilgung der Überschuldung auf Sichtweite zulässt.

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oktavian

@DandyIch bin da nur auf eine weitere Ungenauigkeit eingegangen. Du hast geschrieben: Man muss die Schulden zurückzahlen. Realität: Mann kann einen positiven IRR erzielen und am Ende geht das Unternehmen in Insolvenz.

 

Wie gesagt empfehle ich den deutschen Sprachgebrauch zu analysieren. Du verstehst unter Unternehmensübernahme, Kauf etc. nicht das, was im Sprachgebrauch gemeint ist. Ich habe doch geschrieben lese dir mal Presseberichte durch. Der Käufer kauft das Unternehmen (residuale cash flows) und nicht den enterprise value. Er erhält nur das Eigenkapital und nicht alle assets des Unternehmens gehören ihm, sondern nur die residualen cash flows. Du schreibst aber der Käufer müsste den EV zahlen, um ein Unternehmen vom Markt zu nehmen und später schreibst du auch um es zu übernehmen, was schlicht nicht zutrifft. Privatunternehmen haben doch auch durchaus Schulden. Mir musst du nicht erklären wozu man den EV nutzen kann, denn das weiß ich alles.

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bondholder
vor 15 Minuten von oktavian:

Du hast geschrieben: Man muss die Schulden zurückzahlen. Realität: Mann kann einen positiven IRR erzielen und am Ende geht das Unternehmen in Insolvenz.

Ein SPD-Vorsitzender hat Private-Equity-Gesellschaften mit u.a. diesem Geschäftsmodell einst plakativ als Heuschrecken bezeichnet.

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