Schenkung 315.000 EUR in IBM-Aktien - pre-2009

[YaphetKotto]

Hallo zusammen, ich habe ein Problem, das mich als Einsteiger überfordert.

Die Suchfunktion habe ich bereits bemüht, aber keine vergleichbaren Antworten gefunden.

Sollte es ein anderes (Unter-)Forum geben, wo mein Anliegen besser aufgehoben ist, hänge ich das Thema gerne um.

 

Also:

Im Rahmen einer Schenkung von meiner Mutter werde ich in Kürze Geld und Wertpapiere erhalten.

Darunter ist ein Portfolio mit fast 2.500 IBM-Aktien, aktueller Wert ca. 315.000 EUR (ISIN: US4592001014).

Ich bleibe insgesamt unter dem Steuer-Freibetrag (400.000 EUR).

 

Zu meiner Situation: Angestellter mit Familie (1 Kind), Mitte 50, Investment-Erfahrung nahezu Null.

Die Rente ist also schon am Horizont, es dauert allerdings noch ca. 10 Jahre. 

 

Das Geld aus der Schenkung ist primär zur Absicherung/Erweiterung der Rente gedacht, und zum Vererben an unser Kind (je nachdem, was übrig bleibt).

Haus ist abbezahlt, Kindererziehung (Studium etc.) bereits anderweitig abgesichert.

 

Der Investment-Horizont sind also 10++ Jahre, vorher brauche ich das Geld vermutlich nicht.

Auch nach Renteneintritt ist es (aufgrund von Betriebsrente und privaten Rentenversicherungen) nicht überlebenswichtig.

 

Zurück zu den IBM-Aktien.

Da mir soviel Geld in einem Einzelwert Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit bereitet, würde ich diesen Posten am liebsten auflösen und in weniger stressige ETFs umschichten.

Dabei würde ich am liebsten bei einer simplen ETF-Lösung bleiben (MSCI World + Tagesgeld, oder Vanguard LS60/80, oder auch Arero - soll jetzt hier aber kein Thema sein).

 

Knackpunkt ist allerdings, dass die IBM-Aktien alle vor 2009 gekauft wurden.

Damit ist ein Verkauf der Papiere steuerfrei - auch nach einem Übertrag an mich, und auch nach Kursgewinnen, sollte es welche geben.

Besondere Höhenflüge sind bei der Aktie allerdings wohl nicht zu erwarten, seit dem All Time High von 2013 ging es eigentlich stetig bergab.

 

Vielleicht auch zu berücksichtigen: Die Steuerfreiheit gilt ja auch für Dividendenzahlungen.

In den vergangenen 10 Jahren hat IBM eine Dividende von ca. 3 bis 5 EUR pro Aktie ausgeschüttet - das wären also zwischen 7500 und 12500 EUR pro Jahr, steuerfrei.

 

Was tun??

Ich sehe folgende Optionen:

 

1) CASH: IBM-Aktien bereits vor der Schenkung komplett verkaufen (lassen), ich bekomme Geld, das ich dann z.B. in ETFs anlegen könnte.

 

2) UMSCHICHTEN: IBM-Aktien erhalten, diese über die nächsten Monate/Jahre verkaufen (z.B. 10-20.000 EUR pro Monat), das Geld jeweils reinvestieren.

 

3) HALTEN: IBM-Aktien erhalten und diese längerfristig behalten, Dividende kassieren und beim Kurs auf das Beste hoffen.

 

Mir ist klar, dass es hier keine eindeutige Antwort gibt - 1) ist sicherlich die risikoärmste Variante, 3) die riskanteste.

 

Trotzdem würde mich ein Stimmungsbild interessieren - wie würdet Ihr in dieser Situation handeln?

Habe ich irgendwo einen Denkfehler gemacht?

Gibt es womöglich noch eine Variante 4, die letztendlich die allerbeste ist?? 

 

Bin für jeden Tipp sehr dankbar, das Thema beschäftigt mich jetzt schon seit Monaten und ich drehe mich nur noch im Kreis...

 

[Tenno]

Warum sind die Dividenden steuerfrei, werden die aus dem Einlagenkonto gezahlt? Gibt es das bei US Aktien überhaupt?

[YaphetKotto]

1 minute ago, Tenno said:

Warum sind die Dividenden steuerfrei, werden die aus dem Einlagenkonto gezahlt? Gibt es das bei US Aktien überhaupt?

Hatte ich mir so er-googelt, aber offensichtlich falsch?

[Sapine]

Auf die Dividenden fallen tatsächlich Steuern an. Die Kurssteigerungen sind bei dieser Aktie wirklich sehr gemäßigt, so dass der Steuervorteil der Altaktien sehr begrenzt ist. 

 

Es ist ein enormes Klumpenrisiko ohne große Renditechance, weswegen ich zu Verkauf tendieren würde.

[YaphetKotto]

1 minute ago, Sapine said:

Auf die Dividenden fallen tatsächlich Steuern an. Die Kurssteigerungen sind bei dieser Aktie wirklich sehr gemäßigt, so dass der Steuervorteil der Altaktien sehr begrenzt ist. 

Besten Dank!

Dann war das vielleicht schon die entscheidende Information, die mir fehlte - dann bleiben ja sinnvollerweise nur die Optionen 1) oder 2) übrig, oder vielleicht sogar nur 1). 

 

Auf vielen Finanzseiten im Netz ist zu lesen, dass Dividenden aus Altbeständen vor 2009 steuerfrei sind - eine weitere Aufteilung in Inland/Ausland habe ich nicht gefunden.

 

Mein Vater war langjähriger Mitarbeiter bei IBM und hat halt immer die Mitarbeiteraktien gekauft... 

 

[Sapine]

Ich kann dir gerne eine Kopie zu meiner letzten Abrechnung schicken

 

Ja klingt nach typischem Mitarbeiterdepot und er hat sicher viele Jahre gut verdient damit. Nur die letzten halt nicht mehr. Letztendlich ist es eine Frage deiner Einschätzung für die Zukunft. Von der Vernunft her ist es einfach ein Klumpen und es gibt noch viele andere bunte Smarties. 

[YaphetKotto]

1 minute ago, Sapine said:

Ich kann dir gerne eine Kopie zu meiner letzten Abrechnung schicken

 

Ja klingt nach typischem Mitarbeiterdepot und er hat sicher viele Jahre gut verdient damit. Nur die letzten halt nicht mehr. Letztendlich ist es eine Frage deiner Einschätzung für die Zukunft. Von der Vernunft her ist es einfach ein Klumpen und es gibt noch viele andere bunte Smarties. 

Ja, ich werde das wohl einfach auflösen...

Dass der Verkauf dann steuerfrei bleibt, ist ja auch schon mal was.  

 

Ich danke Euch sehr für die kompetente, schnelle Auskunft!

[Sapine]

Und ärgere dich nicht wenn sie später doch noch einen Turbo einlegen. Mit absoluter Sicherheit kann das eben keiner sagen. 

[Griller]

Mein Plan sieht so aus 

 

 

[YaphetKotto]

16 minutes ago, Griller said:

Mein Plan sieht so aus 

 

 

 

 

  Vielleicht sogar möglich, wenn der Durchbruch bei den Quantencomputern kommt - da ist die IBM-Forschung ja tatsächlich vorne mit dabei...  

 

[hattifnatt]

vor 4 Minuten von YaphetKotto:

 Vielleicht sogar möglich, wenn der Durchbruch bei den Quantencomputern kommt - da ist die IBM-Forschung ja tatsächlich vorne mit dabei...  

Das kann Stand heute wirklich niemand sagen. Das Klumpenrisiko ist einfach zu hoch, verkaufen ist die richtige Entscheidung. Oder wie meine Frau sagt: Man sollte nie eine Anlageentscheidung allein aus Steuergründen treffen  

(Als Erinnerung an Deinen Vater könntest Du ja ein paar Stücke behalten ...)

[YaphetKotto]

5 minutes ago, hattifnatt said:

Das kann Stand heute wirklich niemand sagen. Das Klumpenrisiko ist einfach zu hoch, verkaufen ist die richtige Entscheidung. Oder wie meine Frau sagt: Man sollte nie eine Anlageentscheidung allein aus Steuergründen treffen  

(Als Erinnerung an Deinen Vater könntest Du ja ein paar Stücke behalten ...)

 

Ist jetzt auch meine endgültige Entscheidung... und die Idee mit dem Souvenir finde ich charmant!

[No.Skill]

Cool 

[Beginner81]

vor 2 Stunden von Griller:

Mein Plan sieht so aus 

 

 

Dausend

[Rebentao]

Also ich würde nur die Hälfte behalten und ansonsten den Rest in MSCI World (auch ACWI oder ähnliches) investieren. Das Risiko mit einer Aktie wäre mir zu hoch. Das alles kann dich aber daran hindern vielleicht in ein paar Jahren Millionär zu sein.

Aber das Klumpenrisiko wäre mir zu groß. Ich würde das nur eingehen wenn mir ein Totalverlust nicht wehtun würde

Die Entscheidung etwas zu verkaufen kann aber falsch sein. Microsoft hat sich auch jahrelang nur seitwärts bewegt um sich dann zu verzehnfachen.

Die Entscheidung kann dir leider keiner abnehmen. Gerade die Steuerfreiheit ist so verlockend.

Schwierig.

 

[chirlu]

vor 4 Stunden von YaphetKotto:

Auf vielen Finanzseiten im Netz ist zu lesen, dass Dividenden aus Altbeständen vor 2009 steuerfrei sind - eine weitere Aufteilung in Inland/Ausland habe ich nicht gefunden.

 

Ist für Inland und Ausland gleichermaßen falsch, mit der Ausnahme von ganz bestimmten steuerbegünstigten Ausschüttungen.

[YaphetKotto]

6 minutes ago, Rebentao said:

Also ich würde max. nur die Hälfte behalten und ansonsten den Rest in MSCI World (auch ACWI oder ähnliches) investieren. Das Risiko mit einer Aktie wäre mir zu hoch. Das alles kann dich aber daran hindern vielleicht in ein paar Jahren Millionär zu sein.

Aber das Klumpenrisiko wäre mir zu groß. Ich würde das nur eingehen wenn mir ein Totalverlust nicht wehtun würde

Die Entscheidung etwas zu verkaufen kann aber falsch sein. Microsoft hat sich auch jahrelang nur seitwärts bewegt um sich dann zu verzehnfachen.

Die Entscheidung kann dir leider keiner abnehmen. Gerade die Steuerfreiheit ist so verlockend.

Schwierig.

 

Man weiß es halt leider nicht, und fürs Pokern bin ich am Ende (a) zu risikoavers und (b) zu nah am Alter, wo ich das Geld ggf. brauche.

Aber vielleicht behalte ich IBM-Aktien für 2000 EUR, und sollten sie dann explodieren, können wir immerhin eine tolle Reise machen 

[Rebentao]

vor 20 Minuten von YaphetKotto:

Man weiß es halt leider nicht, und fürs Pokern bin ich am Ende (a) zu risikoavers und (b) zu nah am Alter, wo ich das Geld ggf. brauche.

Aber vielleicht behalte ich IBM-Aktien für 2000 EUR, und sollten sie dann explodieren, können wir immerhin eine tolle Reise machen 

Das musst du wissen. 2000 Euro wäre mir zu wenig.Umschichten mindert das Risiko auf jeden Fall extrem. So wie hier in der Grafik

https://www.finanzmonitor.com/geld-anlegen/aktien-risiko-diversifikation/

Zusammenhang Risiko und Anzahl Titel

Besser schlafen kann man mit einem ETF defintiv.Viel besser. Vernünftig ist das mit den "nur" 2000 Euro behalten auf jeden Fall.

Im Prinzip hängt die Entscheidung auch ein wenig vom sonstigen Vermögen ab. Ist das eigene sonstige Vermögen sehr hoch lässt sich leichter Pokern. Vieleicht habe ich mit der Häfte behalten deutlich zu hoch gegriffen wenn ich darüber nochmal nachdenke.

[Alles Aktien]

vor 35 Minuten von YaphetKotto:

Man weiß es halt leider nicht, und fürs Pokern bin ich am Ende (a) zu risikoavers und (b) zu nah am Alter, wo ich das Geld ggf. brauche.

Aber vielleicht behalte ich IBM-Aktien für 2000 EUR, und sollten sie dann explodieren, können wir immerhin eine tolle Reise machen 

Ich bin ganz beim Konsens, dass das Klumpenrisiko zu groß ist.

Aber ich bin auch der Meinung, dass IBM eine solide Dividendenaktien ist, bei der du jährlich ~5% an sicherer Ausschüttung (gedeckt durch FCF) zu erwarten hast. Hier von Pokern zu sprechen empfinde ich als nicht richtig, die Firma existiert seit 1911 und hat über 350.000 Mitarbeiter, Verschuldung für 2023 bei ca. 2,5x/EBITDA (unter 3x solide) und hat einen stabile Free Cash Flow.

https://aktienfinder.net/dividenden-profil/IBM-Dividende

 

Was heißt für dich "nah am Alter, das Geld zu gebrauchen"? Für eine Anschaffung wie Wohnungskauf oder Liquidität für die Rente? Bei letzterem spricht einiges für IBM.

 

Persönlich finde ich EUR 2.000 im Verhältnis eine zu kleine Position und nahezu sinnlos, diese zu behalten. 

Was definitiv Sinn macht, ist die Position zu verringern und breiter zu streuen. Aufgrund des Altbestand-Status würde ich aber zumindest 10% behalten, sonst kannst du es doch gleich bleiben lassen.

[Beginner81]

vor 6 Minuten von yes I squat:

Aufgrund des Altbestand-Status würde ich aber zumindest 10% behalten, sonst kannst du es doch gleich bleiben lassen.

Halte ich für vertretbar. Werde in Kürze auch eine 20k Allianz-Position haben, einfach weil ich mal eine "Dividendenrente" über monatlich ca. 100 € + möchte.
Sonderlich rational ist das natürlich nicht, aber m.E. auch nicht allzu "schlimm"

[Caveman8]

Die Frage ist doch auch: Würdest du dir IBM Aktien kaufen, wenn du das Geld Cash bekommst? 
Sicher nicht in der Höhe. Damit ist die Auflösung des Großteils sicher. 
So allgemein 5% des Depotwertes für Satelliten liest man doch immer wieder als vertretbare Größenordnung. Aus Andenken an den Vater sind sicher auch etwas mehr i.O. 
ich würde so bei 5-10% bleiben. Vielleicht 200 Stk. 

[slowandsteady]

vor 15 Stunden von YaphetKotto:

Da mir soviel Geld in einem Einzelwert Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit bereitet, würde ich diesen Posten am liebsten auflösen und in weniger stressige ETFs umschichten.

Ich sehe es wie @Caveman8 und würde mich einfach fragen: Wenn du nicht IBM-Aktien geschenkt bekommen hättest, sondern 315.000€ in "Cash", würdest du dann alles in IBM investieren? Falls nein, dann würde ich die Aktien verkaufen (zumindest zum größten Teil).

vor 13 Stunden von YaphetKotto:

Durchbruch bei den Quantencomputern kommt - da ist die IBM-Forschung ja tatsächlich vorne mit dabei

"Quantencomputer" ist nur ein Hype und du wirst den Durchbruch nicht mehr erleben. Das ist ungefähr so realistisch wie Kernfusion, viel heiße Luft aber wenig Resultate. Manche Leute behaupten sogar, dass es nie gelingen wird einen echten "generalisierten" Quantencomputer zu bauen: A quantum computing future is unlikely, due to random hardware errors (theconversation.com) Darauf würde ich also nicht wetten  

 

 

[dev]

Ich würde IBM erst einmal analysieren, immerhin bekommst du ~5% Dividende mit einer steigenden Tendenz zum aktuellen Wert, das ist nicht schlecht.

 

Quelle

 

Umsatz- und Jahresüberschuß reduzieren sich stetig - somit würde auch ich Alternativen suchen, allerdings mag ich keine ETFs.

[slowandsteady]

vor einer Stunde von dev:

Umsatz- und Jahresüberschuß reduzieren sich stetig

Was wohl der Grund für die "üppige" Dividendenrendite ist. IBM ist halt das Gegenteil von einem Wachstumswert.

[YaphetKotto]

Nochmals vielen Dank an alle!!

Ich finde es toll und sehr hilfreich, die vielen verschiedenen Meinungen zu hören - auch wenn es mir die Entscheidung nicht leicht macht.

 

Immerhin höre ich bei den meisten Kommentaren raus, dass ich zumindest einen großen/den größten Teil der IBM-Aktien verkaufen sollte.

Dazu habe ich noch eine Frage:

 

Was ist ein sinnvolles Vorgehen für den Verkauf, gerade bei einem so großen Depot?

Alles auf einen Schlag verticken?

Stück für Stück, über mehrere Monate oder gar Jahre?

 

Mir ist klar, dass es da auch verschiedene Philosophien gibt...

Wenn ich der Meinung wäre, dass der aktuelle Kurs super ist, würde ich natürlich alles sofort verkaufen, aber er liegt ja aktuell eher so im Mittelfeld.

Daher tendiere ich dazu, das schrittweise zu machen, oder spricht etwas fundamental dagegen?