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Maciej

Rebalancierung durch Einkünfte vs. Verkauf von Anteilen

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Maciej

Hallo,

 

mich beschäftigt zurzeit die Frage, inwieweit eine Rebalacierungsstrategie nur mit frischem Geld (Sparrate/Zinsen/Dividenden) langfristig schlechter performt, als eine Balacierung durch Verkäufe von Anteilen einzelner Anlageklassen.

 

Angenommen, man rebalanciert sein Depot nur durch den Verkauf von Anteilen über der Zielallokation und entsprechend durch Zukauf der Anteile darunter, dann fleßt das Geld langfristig ja immer aus überbewerteten Klassen in unterbewertete. In der Theorie würde man so doppelt profitieren: Bei überbewerteten Klassen werden vor dem nächsten Bärenmarkt Gewinne mitgenommen; bei unterbewerteten Klassen werden die Anteile erhöht, um im nächsten Bullenmarkt die Gewinne zu erhöhen. So weit, so klar.

 

Die Frage wäre jetzt, ob diese doppelte Effektivität verloren geht, wenn man nur mit frischem Geld rebalanciert. Fließt das Geld in die unterbewerteten Klassen, dann wäre der Effekt bei steigenden Kurse ja der gleiche, wie bei der ersten Strategie. Bei Überbewertungen von einzelnen Klassen müsste der Gewinnmitnahme-Effekt dann aber verpuffen, d.h. die Kurse steigen und fallen wieder, ohne dass man von den hohen Kursen profitiert hätte.

 

Von der Logik her würde ich entsprechend sagen, dass Strategie 1 langfristig besser performt. Mich würde aber mal interessieren, wie hoch der Performance-Unterschied da langfristig wirklich ist. Hat sich damit mal jemand näher beschäftigt, z.B. in Form von Backtests oder Simulationen?

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Holgerli

Beim ersten lesen dachte ich noch, was das denn für eine "komische" Frage ist. Aber bei längerem Nachdenken ist die doch sehr interessant, weil ich für mich die zweite Strategie mit dem frischen Geld fahre und "dass muss so sein" für mich entschieden habe, dass ich mit der zweiten Strategie besser fahre. Allerdings habei ch das nie wirklich technisch hinterfragt.

Der Grund warum ich annahm, dass es per se besser ist, liegt daran, dass ich mein Depot per ETF-Sparplan aufbaue und der Kauf halt kostenfrei bzw. sehr kostengünstig ist, während der Verkauf halt kostet.

 

Ich würde in die Betrachtung also noch Kauf- und Verkaufpreise einbeziehen und dann die Frage dahingehend erweitern ab welcher absoluten Differenz (in Geld) sich ein Unterschied ergibt.

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Yoko

Siehe folgenden Link:

https://www.wertpapier-forum.de/topic/46841-was-bleibt-vom-rebalancing-premium/

 

Im Grunde macht es keinen Unterschied, im Gegenteil, mit frischen Geld zu rebalancen ist sogar vorteilhaft, da hier weniger Transaktionsgebühren und Ordergebühren anfallen. Allerdings unter der Voraussetzung dass du ausreichend frisches Geld besitzt, was aber einer gewissen Depotgröße schwierig werden kann.

 

 

Beispiel, du möchtest 70% World und 30% EM und investierst pro Jahr 100 Euro. Im ersten Jahr startest du mit 70 Euro World und 30 Euro EM. Am Ende des Jahres steht es bei 80 Euro World und 20 Euro EM. Nun könntest du 10 Euro World verkaufen und 10 Euro EM nachkaufen. Danach kommt deine normale Sparrate von erneuten 70 Euro World und 30 Euro EM. So stehst du nach dem 2. Jahr bei 140 Euro World und 60 Euro EM.

 

Umsätze World:

1. Jahr: 70 Euro Sparrate

2. Jahr: -10 Euro rebalancing (da 80 Euro World und 20 Euro EM nach Wertentwicklung)

2. Jahr: 70 Euro Sparrate

== 140 Euro World

 

Umsätze EM:

1. Jahr: 30 Euro Sparrate

2. Jahr: +10 Euro rebalancing

2. Jahr: 30 Euro Sparrate.

== 60 Euro EM

 

Statt zu rebalancen könntest du auch statt 70 Euro deiner Sparrate in World nur 60 Euro in World investieren und 40 Euro in EM. Dann wärst du nach dem 2. Jahr bei 140 Euro World, 60 Euro EM.

Umsätze World:

1. Jahr: 70 Euro Sparrate

2. Jahr: 60 Euro Sparrate

== 140 Euro World

 

Umsätze EM:

1. Jahr: 30 Euro Sparrate

2. Jahr: 40 Euro Sparrate.

== 60 Euro EM

 

 

Problematisch wird es ja, wie gesagt, durch die höheren Transaktionsgebühren die du durch den Verkauf von World hättest. Ebenfalls würden beim Verkauf von World Steuern anfallen. Nehmen wir mal Verkaufsgebühren von 1% und Steuern von 25% an, sowie keine Kaufgebühren:

 

Umsätze World:

1. Jahr: 70 Euro Sparrate

2. Jahr: -10 Euro rebalancing (da 80 Euro World und 20 Euro EM nach Wertentwicklung)

2. Jahr: 70 Euro Sparrate

== 140 Euro World

 

Umsätze EM:

1. Jahr: 30 Euro Sparrate

2. Jahr: 10 Euro - 1% Verkaufsgebühren von World (10 Cent) - 25% Steuern auf den Gewinn (ca. 30 Cent) = 9,60 Euro

2. Jahr: 30 Euro Sparrate.

== 59,60 Euro EM

 

In dem Fall ist es wie eingangs erwähnt besser, mit frischen Geld zu rebalancen. Problem wird aber irgenwann sein, dass du kein ausreichend frisches Geld mehr haben wirst.

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Ramstein

In jedem Falle sollte in der Rebalancierungsphase das frische Geld in die unterbelichteten Assets gehen und nicht "nach Schema F" angelegt werden.

 

Falls durch die Anlage des frischen Geldes in untergewichteten Assets in einem Monat die Zielgewichtung wieder hergestellt werden kann, ist wegen der gesparten Verkaufskosten offensichtlich dies die bessere Strategie.

 

Falls das mehrere Monate dauert, musst du auch die Kursentwicklungen berücksichtigen und dann wird es schon zum Lotteriespiel und die Verkaufskosten spielen vermutlich eine untergeordnete Rolle.

 

Also kann man die Frage des TO in globaler Allgemeinheit nicht beantworten.

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AktivPassiv
· bearbeitet von AktivPassiv

@maciej: Hast du den verminderten Steuerstundungsvorteil durch das Rebalancing von Verkäufen in Strategie 2 berücksichtigt?

Steuerstundungsvorteila.xlsx

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Maciej

Ich bin nicht sicher, ob ich IRRer-Zins' Betrachtungen dort richtig verstehe. Das Ergebnis des zweiten Posts ist, dass ein Rebalancing mit regelmäßigen Cashflows im Schnitt etwa 0,1% weniger Rendite bringt als ohne, oder?

 

@maciej: Hast du den verminderten Steuerstundungsvorteil durch das Rebalancing von Verkäufen in Strategie 2 berücksichtigt?

Um ehrlich zu sein habe ich an steuerliche Betrachtungen gar nicht gedacht, da ich bisher nie über meinen Pauschbetrag hinausgekommen bin. :-

 

Unterm Strich dürfte die Cashflow-Strategie bei kleineren Depots also wegen der Transaktionsgebühren überlegen sein (außer evtl. ein Asset legt in sehr kurzer Zeit außergewöhnlich stark zu). Bei größeren Depots hängt das ganze dann allerdings von so vielen Faktoren ab (Steuern, Höhe des Cashflows, Anzahl der Assets, Höhe der Balancierungsschwelle etc.), dass sich die Berechnung doch etwas schwieriger als gedacht gestaltet.

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Yoko

Ich bin nicht sicher, ob ich IRRer-Zins' Betrachtungen dort richtig verstehe. Das Ergebnis des zweiten Posts ist, dass ein Rebalancing mit regelmäßigen Cashflows im Schnitt etwa 0,1% weniger Rendite bringt als ohne, oder?

 

 

Ich weiß nicht wo du das heraus gelesen haben willst. Die Diagramme lassen sich nicht wirklich vergleichen, denn bei dem einem stockt man das Depot durch firsches Geld auf, bei dem anderen bleibt es konstant.

 

Unterm Strich dürfte die Cashflow-Strategie bei kleineren Depots also wegen der Transaktionsgebühren überlegen sein (außer evtl. ein Asset legt in sehr kurzer Zeit außergewöhnlich stark zu). Bei größeren Depots hängt das ganze dann allerdings von so vielen Faktoren ab (Steuern, Höhe des Cashflows, Anzahl der Assets, Höhe der Balancierungsschwelle etc.), dass sich die Berechnung doch etwas schwieriger als gedacht gestaltet.

Bei Verkaufsgebühren und Steuern ist die Cashflow-Strategie stets überlegen (sofern man für beide Varianten annimmt, dass man neues Geld anlegen will). Problem wird sein, dass ab einer gewissen Depotgröße der Cashflow nicht mehr ausreichend ist.

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IRRer-Zins

Klinke mich hier mal ein.

Die Diagrammme stellen die Überrendite von Rebalancing gegenüber Buy&Hold in % p.a. über einen 10-Jahreszeitraum dar. Ein- und Auszahlungen spielen bei der Performance keine verfälschende Rolle, da sie bei beiden Depots stattfinden.

Bei Buy&Hold erfolgen Einzahlungen nach der statischen Anfangsallokation, beim Rebalancing anteilig nach berechnetem Optimum.

Der Spread im zweiten Post kommt durch die Transaktionskosten und die dabei anfallende Steuerlast (Verlust der angenommenen Steuerstundung durch Thesaurierung der Gewinne) zustande.

 

Das von Yoko angesprochene Problem ist auch bei der von mir getesteten Datenreihe teilweise aufgetreten. Da musste trotz Cashflow eine Teilposition verkauft werden.

Wichtig ist somit das Verhältnis von Cashflow zu Depotvolumen, im Beispielfall 3% Einzahlung des Anfangsdepotvolumens pro Jahr, z.B. 3K bei 100K Depotvolumen.

 

Ich kann gerne mal die individuellen Depots durchlaufen lassen.

Dazu benötige ich per PN die Depotzusammensetzung als aufbereitete Zeitreihen, das Cashflow/Depot-Verhältnis, Rebalancingabstand (zeitlich) und die erlaubte Schwankungsbreite für jedes Asset, z.B. Sollwert: 15%, erlaubte Abweichungsspanne: +5%, -2%.

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