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Lopumbo

Technisches Traden auf Sparpläne

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Lopumbo
· bearbeitet von Lopumbo

Hallo Miteinander,

 

auch wenn hier aktives Handeln bei einem Fondsdepot verpönt ist, habe ich ein paar Experimente durchgeführt.

Im Web findet man sehr viel zum Handeln nach Indikatoren, die allerdings meistens auf einem Einmalinvestment basieren - mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen, je nach Assetklasse/Fond/Stock.

Mein subjektives Fazit war, dass solche Strategien auf einzelnen Aktienwerten wenig Sinn machen aber bei Fonds/ETFs helfen könnten generelle Trends zu erkennen.

Ich habe mich zusätzlich gefragt welche Ergebnisse man bei einem Sparplan bekommt und zwei Szenarien mit jeweils Buy&Hold+3 Indikatoren im Backtest untersucht.

 

Daten: 25 Jahre S&P500 TR (yahoo finance, adj. close) - Startdatum des Investments: 01.01.1992

Annahme: Keine Tradinggebühren, kein Spread

Auswertung: Ein Sell wird als Erfolgreich (Success) deklariert, wenn ein folgender Buy (Kauf) unter dem Verkaufswert liegt

Hinweis: Backttests sind kein Hinweis auf zukünftige Performance, leiden u.U. unter Datamining und Overfitting - wenn man nur genug testet

 

Indikatoren:

SMA 200: Kaufsignal wenn Close>200-Tage Linie+3%, Verkaufsignal wenn Close<200-Tage Linie-3%

SMA 200/50: Kaufsignal wenn 50-Tage Linie>200-Tage Linie, Verkaufsignal wenn 50-Tage Linie<200-Tage Line

MOM 200: Kaufsignal wenn positives Momentum der 200-Tage Linie, Verkaufssignal bei negativem Momentum der 200-Tage Linie

 

Ein Signal wird zum Zeitpunkt t mit dem Indikator zum Zeitpunkt (t-1) ausgeführt, dadurch Vermeidung von look-ahead bias

Ein Verkauf erfolgt ins Cashdepot ohne Rendite

 

Szenario 1: Einmalinvestment zum 01.01.1992

backtest_sp500_1tiapu4t.png


Buy&Hold: 1 buy, 0 sells, return: 859.27%
SMA20050: 12 buys, 11 sells (27% success), return: 931.06%
SMA200: 11 buys, 10 sells (20% success), return: 918.65%
MOM200: 54 buys, 53 sells (40% success), return: 997.95%

 

Fazit:

Alle Indikatoren schneiden besser als Buy&Hold ab. Das Investment wird in den beiden Krisen (zum Teil) gesichert.

Der MOM200 Indikator besitzt die höchste Rendite aber auch die meisten Transaktionen. Viele Fehlsignale kosten Rendite (siehe Performance nach 2015).

 

 

Szenario 2: Monatlicher Sparplan ab 01.01.1992

backtest_sp500_planmku5m.png


buy&hold: 305 buys, return: 242.80%
SMA20050: 246 buys, 11 sells (27% success), return: 251.38%
SMA200: 231 buys, 10 sells (20% success), return: 253.62%
MOM200: 296 buys, 53 sells (40% success), return: 261.45%

 

SMA20050 (only buy): 246 buys, return: 244.13%
SMA200 (only buy): 231 buys, return: 247.44%
MOM200 (only buy): 262 buys, return: 242.06%

 

Fazit: Die Gesamtredite ist durchaus ernüchternd. Deprimierend, dass der Buy&Hold Sparplan zur Finanzkrise auf sein Ausgangsniveau zurückfällt, obgleich man seit 17 Jahren in Aktien investiert!

Die Performance der Indikatoren deckt sich mit Szenario 1 - Die Gesamtperformanceunterschiede sind allerdings unwesentlich.

Die "only buy" Zeilen in der Auswertung beziehen sich auf Sparpläne die nur (nach-)kaufen falls der Indikator auf "Buy" steht, ansonsten wird ins Cashdepot eingezahlt.

 

Gesamtfazit: Ich halte nach meinen Tests nicht viel von technischen Indikatoren außer als Hilfsmittel unter Hinzunahme der wirtschaftlichen Gesamtsituation.

Da wäre man 2001/2009 ausgestiegen und hätte sich den Rest (inkl. Fehltrades) gespart.

 

Kritik&Anmerkungen erwünscht. Hoffe die Daten nützen vielleicht dem ein oder Anderen Etwas :)

 

Gruss

  Lopumbo

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JS_01

Eine interessante Rechnung, vielen Dank für deine Arbeit und das Einstellen hier :)

 

Gibt es denn außer den geraden Linien noch mehr längere Phasen, in denen die Trader nicht investiert waren? Kannst du sagen, wie lange das Kapital insgesamt nicht investiert war, und was es für die Rendite gebracht hätte, wenn in der Zwischenzeit Tagesgelzinsen erwirtschaftet worden wären? Vielleicht kannst du das ja relativ einfach sagen ;)

 

Ich finde es zeigt wie du schon sagst deutlich, dass bei Backtests je nach Zeitpunkt alles rauskommen kann. Nach 10 Jahren wäre Buy and Hold vorne gelegen, zwischendurch sehr deutlich zurück.

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Wusel83

Interesant auch wenn ich aus dem Bauchgefühl herraus die Daten nicht ganz nachvollziehen kann speziell bei gleichmässigem sparen. Wie gesagt Bauchgefühl.

Ich behaupte aber das nach Kosten, Steuern und Spreads die Sache anders aussieht und speziell die Steuern werden wenn ich die Kurven so betrachte bei Anlegern die tatsächlich Altersvorsorge betreiben und auch noch Erträge aus anderen Quellen besitzen zuschlagen und die Rendite verhageln.

Weiterhin würde  eigentlich aus RK1 rebalanciert in einem Portfolio. Das heisst in der Hausse wird im Sparmodel in RK1 und wenig in RK2/3 gespart und in der Baise andersherum.

 

Kannst du nochmal die Rechnung durchführen mit Abgeltungssteuer. Mir ist klar das auch realisierte Verluste wieder verrechenbar sind aber gehen wir einfachmal davon aus der Pauschbetrag ist ausgeschöpft durch Zinsen und die realisierten Verluste sind vermutlich gering da Fehlsignale nach kurzem rebound. Falls du kannst kann man ja einmal 27% und einmal nen Szenario mit 20% Abgeltungssteuer rechnen welchem der Ausnutzung von Verlusten Rechnung trägt.

 

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Lopumbo
vor 5 Stunden schrieb Wusel83:

Interesant auch wenn ich aus dem Bauchgefühl herraus die Daten nicht ganz nachvollziehen kann speziell bei gleichmässigem sparen. Wie gesagt Bauchgefühl.

Fehler können natürlich im Code vorhanden sein. Dass die Gesamtperformance sukzessive sinkt, wenn ich im Sparplan cash bin, ist klar, da sich mein Gesamtinvestment mit der Zeit erhöht (das war das einzige Bauchgefühl, welches mich irritiert hat).

Die Verlusttrades sind teilweise enorm - vor allem vor 2000 und nach 2015. Ich werde, wenn es die Zeit erlaubt, die Daten erweitern.

 

Als Kosten+Spread würde ich 0.2% ansetzen. Welcher Zinssatz wäre für RK1 sinnvoll? 0.5% p.a.? Das einzubauen ist nicht ganz trivial. Da ich ja tradingdays anschaue und sich die Rendite des Cashdepots auf Haltetage bezieht.

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kafkaesk93
· bearbeitet von kafkaesk93

Hallo Lopumbo!

Ich finde auch, Trendfolgestrategien können in einem diversifizierten Portfolio durchaus Sinn ergeben.

 

Du solltest aber wissen das in der betrachteten Periode Trendfolgestrategien überdurchschnittlich gut performten, da es zwei ausgedehnte Bärenmärkte gab.

 

In der längeren Vergangenheitsbetrachtung sehen die Ergebnisse durchmischter aus, so erzielte die Strategie während dem ausgedehnten Bullenmarkt der 80er und 90er Jahre ein deutlich schlechteres Ergebnis.

 

Hier mal für den MSCI World (USD), mit einem SMA10 auf Monatsbasis:

World_Trend.png

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Holzmeier
vor 18 Stunden schrieb Lopumbo:

Gesamtfazit: Ich halte nach meinen Tests nicht viel von technischen Indikatoren außer als Hilfsmittel unter Hinzunahme der wirtschaftlichen Gesamtsituation.

Da wäre man 2001/2009 ausgestiegen und hätte sich den Rest (inkl. Fehltrades) gespart.

 

Vielen Dank, sehr interessant. Ich hatte hier etwas aehnliches probiert und bin danach zu aehnlichen Schluessen gekommen:

Algorithmen-induzierte Verkaeufe lohnen sich offenbar in aller Regel nicht (zumindest ist es mir nicht gelungen, auch nur halbwegs universell anwendbare Algorithmen zu identifizieren).

Bei Kaeufen haben sich die Schnaeppchenjagd-Algorithmen hingegen als ziemlich erfolgreich erwiesen bzgl. Kauf-Zeitpunkten und -Volumina.

 

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3mg4

mit welchem programm wurde das Modell gerechnet?

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Lopumbo

@Holzmeier

danke für den Link, du hast noch einiges mehr eingebaut - ich werde mich daran für ein Update orientieren

 

@3mg4

Das Modell ist in C++ verfasst

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3mg4
vor 4 Stunden schrieb Lopumbo:

 

@3mg4

Das Modell ist in C++ verfasst

Vielen Dank für die Info!

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Lopumbo

Ich habe dem Modell jetzt einen Spread hinzugefügt, d.h. z.B. tatsächlicher Kaufpreis=Close*(1+spread) und das risikolose Konto wird jetzt mit einem festen Zinssatz tagesgenau verzinst

Der MOM Indikator war nicht so, wie im Web meistens beschrieben - er basiert nicht auf den SMA Daten, sondern auf den tatsächlichen Kursdaten. D.h. ohne Lag. Ich habe das korrigiert bzw. einen ROC Indikator drausgemacht -> realistische Anzahl Transaktionen

 

Bevor ich die Grafiken update, kann mir vielleicht jmd. erklären wie das mit der Kapitalertragssteuer funktioniert? :unsure:

Was ich weiß: Kauf zu 100,-€, Verkauf zu 200,-€...Kapitalertragssteuer von 25%+x auf die 100€

Was ist jetzt, wenn ich im gleichen Jahr? zu 200€ kaufe und zu 100€ verkaufen...wann und wie wird der Verlust verrechnet?

 

Sorry, bin noch neu im Geschäft :)

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jkl

*de-lurk :)*

 

Interessanter Thread! Deine Schlussfolgerung kann ich allerdings nicht ganz teilen. Meines Erachtens wäre sogar eine identische Rendite zu Buy&Hold ein voller Erfolg für die Trendfolge-Strategie, da letztere nicht die gesamte Zeit in Aktien investiert ist.

 

Unter der Null-Hypothese (unabhängiger Random Walk, Timing ist sinnlos) müsste die Trendfolge-Strategie, wenn sie z.B. 70% der Zeit in Aktien ist, ca. die gleiche Rendite liefern, wie eine konstante 70% Aktien/30% Cash-Allokation. Das scheint aber nicht der Fall zu sein.

 

Anders gesagt: Die Trendfolge scheint in deinem Test ein deutlich besseres Verhältnis von Rendite zu Risiko (Drawdown, Vola, ..) zu haben. Bei gleicher Risikotoleranz könnte man also mehr in sie investieren, als in Buy&Hold (zumindest wenn man darauf vertraut, dass sich das in Zukunft so fortsetzt :)).

 

Overfitting sehe ich allgemein auch als eine große Gefahr an. Bin aber in diesem Fall aber relativ unbesorgt: MOM und SMA haben nur einen Parameter (die Lookback-Periode). Hatte das mal für viele Lookbacks in ein-Tages-Schritten durchgerechnet - die Sharpe-Ratio liegt für ein breites Fenster von Lookbacks über der von Buy&Hold; an der 200 ist nichts besonders. (Natürlich könnte meine Rechnung auch Bugs haben.)

 

Was mich aber stutzig macht, ist was kafkaesk93 auch schon anschneidet: Die beiden Bärenmärkte 2000+ und 2008 waren praktisch der Best Case für Trendfolge-Strategien im Vergleich zu Buy&Hold (ausgedehnter Abstieg quasi mit "Vorwarnung", und kaum falsche Signale in die Gegenrichtung. Wäre auch denkbar, dass es mal anders läuft). Mir kommt es ein bisschen so vor, als ob wir trotz vieler Jahre an Daten gewisser Weise ein Stichprobengröße von 2 hätten...

 

0.5% als risikofreier Zins scheint mir für den Zeitraum zu niedrig angesetzt. Ich würde den Zinssatz zum jeweils aktuellen Zeitpunkt nehmen, verfügbar etwa auf der Seite von French (für US z.B. die Datei "Fama/French 3 Factors", Spalte RF).

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jkl

Nachtrag: Hier meine Ergebnisse zur Performance abhängig vom Lookback-Parameter. Vorsicht: Bugs sehr gut möglich!

 

Die getestete Handelsstrategie ist:

Für jeden Tag: Wenn die Rendite des Aktienindex über die letzten LOOKBACK Handelstage größer als die Cash-Rendite (im selben Zeitraum) war, halte den Index für einen Tag. Ansonsten halte Cash für einen Tag.

 

(Habe mir im Gegensatz zu Lopumbo erlaubt, zum selben Close zu evaluieren und zu handeln, da es sehr selten vorkommen dürfte, dass sich dieses langsame Signal in den letzten paar Minuten vor Schluss noch ändert.)

 

Sinn der Übung ist es nicht, den perfekten Lookback-Parameter für die Vergangenheit zu finden (Data Mining/Overfitting), sondern sicherzustellen, dass hier eben *kein* Overfitting stattgefunden hat und dass die Strategie über verschiedene Werte des Parameters robust funktioniert.

 

Sorry für die überladenen Charts; habe alle Metriken in einen Chart gequetscht und damit es passt die Sharpe Ratio und den Max Drawdown durch 10 geteilt. X-Achse ist der Wert des Lookback-Parameters.

 

Euro Stoxx 50 Net Total Return (Zins: EONIA bzw. vor 1999 FIBOR - nicht ganz korrekt, eigentlich müsste man die Zinsen für mehrere Währungen kombinieren, aber schätze das macht den Kohl nicht fett):

 

MOM-SX5T.png

 

Gute Sharpe Ratios (verglichen mit Buy&Hold) für Lookbacks von ca. 70-350 Handelstagen (!)

 

S&P 500 Total Return (Zinsen von French, siehe vorheriges Posting):

 

MOM-SP500TR.png

 

Gute Performance ab einem Lookback von ca. 100. Etwas eigenartig, dass die Performance hier bei sehr langen Lookbacks nicht abfällt (Ich meine gelesen zu haben, dass über lange Zeiträume > 1 Jahr eher Mean Reversion auftritt). 

 

Hier die Werte für das "Fama/French Global 3 Factors"-Dataset (habe daraus nur die RM-RF und RF-Werte genommen, nicht die Factors):

 

MOM-FF_GLOBAL.png

 

Sehr seltsam, dass hier der 1-Tag-Lookback so extrem gut abschneidet. Ist wohl irgendein Artefakt.

 

 

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Lopumbo

Sehr interessant, vielen Dank :)

Ich füge gern ein paar Risikoauswertungen hinzu. Da mein Fokus auf den Sparplänen liegt, habe ich allerdings keine Ahnung wie man die da sinnvoll berechnen sollte.

Eine stetige Einzahlung auf ein Tagesgeldkonto mit konstantem Zins hätte über den gesamten Zeitraum eine hohe Vola :blink:

 

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Sorry, aber so einfach ist es nicht, den Markt zu schlagen. :lol:

Denn aktives Handeln auf Basis seit Jahrzehnten bekannter und breitest genutzter Indikatoren kann keine risikoadjustierte Mehrrendite mehr einbringen. Auch wenn der Finanzmarkt lange nicht vollständig effizient ist, so ist er doch "Efficiently inefficient", Lasse Heje Pedersen, 2015. 

 

Daher lieber kein Geld mit unnötigen Transaktionskosten und Fehltrades auf Basis ausgelutschter Indikatoren sinnlos verbrennen oder auch nur Zeit für sinnlose Simulationen damit vergeuden, sondern wenn schon aktiv handeln dann ganz eigenständig zunächst nach ungenutzten Marktanomalien suchen und diese dann ggf. richtig professionell d.h. viel kosteneffizienter mit geeigneten Terminmarkt-Strategien (Futures und Options) ausbeuten statt amateurhaft mit ETFs. 

:myop:

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jkl

@Lopumbo:

 

Hmm, gute Frage. Ich würde eigentlich denken, dass die Einzahlungen für die Vola rausgerechnet werden müssen, da sie kein Risiko darstellen. z.B.: Kontostand der Strategie zum Close 0 sei X_0, nächster Close X_1, Einzahlung von Y exakt zum Close 1, Kontostand zum nächsten Close inklusive Einzahlung X_2. Dann müssten die beiden Rendite-Datenpunkte log(X_1 / X_0) und log(X_2 / (X_1 + Y)) sein. Problem ist aber, wenn ich mich nicht irre, dass man so auf genau die gleiche Vola wie ohne Einzahlungen kommt.

 

@Smartinvestor:

 

Naja, die Strategie war schon 2000 alt und hat seitdem trotzdem recht gut funktioniert. Die Hypothese ist nicht, dass wir hier einen Geheimtrick gefunden haben :lol:, sondern dass es tiefer verwurzelte Gründe gibt, warum einfache Trendfolge trotz Bekanntheit weiter funktioniert. Ich denke, es gibt sowohl plausible verhaltensbasierte Gründe (Herdentrieb, initiale Unterreaktion und verzögerte Überreaktion, Unangenehmheit der Strategie durch häufige Verluste durch Whipsaws, die nur alle paar Jahre durch Vermeidung eines Bärenmarkts wieder aufgewogen werden, etc.), als auch strukturelle (Für Großanleger ist es teuer, auf einen Schlag rein oder raus zu gehen (Market Impact). Für Verwalter ist es eventuell schwierig, Kunden zu erklären, warum sie weiter Gebühren dafür bezahlen sollen, 100% in Cash zu sitzen (?)).

 

Die Einfachheit sehe ich eher als einen Pluspunkt an. Ich habe mehr Vertrauen in eine 200-Tage-MOM-Strategie (die auch mit 150 oder 250 Tagen genauso gut funktioniert, siehe oben), als in eine Strategie mit 10 Parametern, die für eine ganz bestimme Wahl der Parameter in der Vergangenheit super funktioniert :)

 

Soll alles nicht heißen, dass ich 100% überzeugt bin. Aber attraktiv erscheint mir die Strategie schon, insbesondere in Anbetracht der derzeit hohen Bewertungen (viel Raum nach unten) als Alternative dazu, wohlmöglich noch 10 Jahre auf niedrige Bewertungen zu warten.

 

Zu Futures: Wenn man hebeln möchte, sind Futures sicher Mittel der Wahl. Andernfalls scheinen mir die Transaktionskosten vergleichbar gering zu sehr liquiden ETFs (Beispiel Euro Stoxx 50: Future 1 Punkt Spread; iShares EURO STOXX 50 (DE): Preis ca. 36€, Spread oft 1 Cent (also äquivalent). Gebühren bei Onvista: 5€/Kontrakt für den Future, Festpreis 6,50€ für den ETF).

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor
vor 4 Stunden schrieb jkl:

@Smartinvestor:

 

Naja, die Strategie war schon 2000 alt und hat seitdem trotzdem recht gut funktioniert. Die Hypothese ist nicht, dass wir hier einen Geheimtrick gefunden haben :lol:, sondern dass es tiefer verwurzelte Gründe gibt, warum einfache Trendfolge trotz Bekanntheit weiter funktioniert. Ich denke, es gibt sowohl plausible verhaltensbasierte Gründe (Herdentrieb, initiale Unterreaktion und verzögerte Überreaktion, Unangenehmheit der Strategie durch häufige Verluste durch Whipsaws, die nur alle paar Jahre durch Vermeidung eines Bärenmarkts wieder aufgewogen werden, etc.), als auch strukturelle (Für Großanleger ist es teuer, auf einen Schlag rein oder raus zu gehen (Market Impact). Für Verwalter ist es eventuell schwierig, Kunden zu erklären, warum sie weiter Gebühren dafür bezahlen sollen, 100% in Cash zu sitzen (?)).

 

Die Einfachheit sehe ich eher als einen Pluspunkt an. Ich habe mehr Vertrauen in eine 200-Tage-MOM-Strategie (die auch mit 150 oder 250 Tagen genauso gut funktioniert, siehe oben), als in eine Strategie mit 10 Parametern, die für eine ganz bestimme Wahl der Parameter in der Vergangenheit super funktioniert :)

Dazu habe ich auch nie geraten. Es geht wie immer um den goldenen Mittelweg plus Pareto: Mit minimalem Aufwand maximalen Profit anstreben. Da das aber alle so versuchen, bist du auch dazu gezwungen. Vor diesem Hintergrund kann man SMAs aber muss Futures und Options nutzen, s.u. Hauptsache ist, dass man alles, was man macht, tief und gut versteht. Vor allem nicht mit Halbwissen agieren und den Anfangsaufwand unterschätzen. Das ist KEIN leicht verdientes Geld, ganz im Gegenteil. Wenn es dir zu aufwändig ist, geh lieber ins Casino, denn da hast du mehr von deinen Verlusten, oder bleib bei gut diversifiziertem Buy and Hold. Da könntest ja z.B. auch AR/MFFs zur Absicherung beimischen, s. meine Depotbesprechung.

Und noch ein Tipp: Pick the right poker table. Damit verbietet es sich schon mal, ausschließlich auf Basis SMAs zu traden. Das muss deutlich eigenständiger sein. Meine aktuelle Wahl als Anregung sind sehr langfristige Mean Reversion Effekte und Trendfollowing mit hoch marktneutralen (USD, beta, black swan, quant events, ...) Index Futures Spreads. 

 

Ignore this at your peril. ;)

 

Zitat

Soll alles nicht heißen, dass ich 100% überzeugt bin. Aber attraktiv erscheint mir die Strategie schon, insbesondere in Anbetracht der derzeit hohen Bewertungen (viel Raum nach unten) als Alternative dazu, wohlmöglich noch 10 Jahre auf niedrige Bewertungen zu warten.

Das versuchen jetzt fast alle. Und die musst du alle outsmarten, wenn du nicht nur spielen willst.

 

Zitat

Zu Futures: Wenn man hebeln möchte, sind Futures sicher Mittel der Wahl. Andernfalls scheinen mir die Transaktionskosten vergleichbar gering zu sehr liquiden ETFs (Beispiel Euro Stoxx 50: Future 1 Punkt Spread; iShares EURO STOXX 50 (DE): Preis ca. 36€, Spread oft 1 Cent (also äquivalent). Gebühren bei Onvista: 5€/Kontrakt für den Future, Festpreis 6,50€ für den ETF).

Bei sehr liquiden ETFs mag das stimmen. Aber 1.) willst und solltest du dich nicht darauf beschränken und 2.) sind da die meisten Profis unterwegs, s.o. poker table. Aber Profi-Trader kämen nie auf die Idee, mit ETFs zu traden, wenn sie nicht gerade Arbitrageschäfte mit ETFs machen, denn selbst die liquidesten sind ja nur long kosteneffizient. Aber du verzichtest damit in jedem Fall auf die anderen 50% Gewinnpotenzial short. Also investier den Anfangsaufwand und lerne das Trading-Handwerk gleich richtig. Nach meiner Erfahrung ist dieser Aufwand der geringste. Nur das Ungewohnte muss man überwinden. Aber dann macht es noch viel mehr Spaß als immer nur long mit ETFs. :sleep:

 

Wenn du echt Bock auf Traden hast, dann schau doch mal im Handelssoftware-Thread rein. Da ist einiges m.E. Semiprofessionelles für den privaten Trader zusammengetragen worden, vor allem für Anfänger wertvolles negatives Wissen. Und viel Handwerkliches für die Terminmärkte.

 

Edit:

PS: Habe gerade etwas über SMAs gefunden. Vielleicht interessant für dich: 3 Ways To Identify A Trend With A Moving Average. SMAs ist danach nur etwas für "Anfänger". Also fang ruhig an damit aber versuch dich dann bald weiterzuentwickeln. M.E. solltest du aber von Anfang an anders herangehen: Nicht A) einfach mal SMAs einsetzen und schauen, was dabei herauskommt, sondern B) 1. überlegen, was du erreichen willst und dann 2. nach dem besten Weg dahin suchen. Das kann über SMAs gehen, muss es aber nicht. A) ist "fool with a tool" und hat die Chance eines blinden Huhns, ein Korn zu finden. B) ist anzustrebendes zielorientiertes Handeln, das deine Gewinnchancen drastisch erhöht, da es deine Phantasie anregt, kreativ nach für dich passenden Lösungen zu suchen. Du nimmst ja auch nicht einen Hammer und läufst durch deine Wohnung, um mal zu sehen, ob man etwas einschlagen kann, sondern du nimmst dir als Ziel vor, z.B. möglichst viele Bilder aufzuhängen, oder den neuen Schrank von Ikea aufzubauen. Da hilft dir am besten ein Werkzeugkasten und noch besser ein gelerntes Handwerk, s.o. Wo kommt wohl mehr Ergebnis für dich heraus, A) oder B)?

 

Also denk nochmal aus dieser Sicht über dein Vorhaben nach und poste ruhig deine Ziele und Ideen. Helfe dir gern weiter.

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Lopumbo
Am 20.5.2017 um 18:30 schrieb jkl:

@Lopumbo:

 

Hmm, gute Frage. Ich würde eigentlich denken, dass die Einzahlungen für die Vola rausgerechnet werden müssen, da sie kein Risiko darstellen. z.B.: Kontostand der Strategie zum Close 0 sei X_0, nächster Close X_1, Einzahlung von Y exakt zum Close 1, Kontostand zum nächsten Close inklusive Einzahlung X_2. Dann müssten die beiden Rendite-Datenpunkte log(X_1 / X_0) und log(X_2 / (X_1 + Y)) sein. Problem ist aber, wenn ich mich nicht irre, dass man so auf genau die gleiche Vola wie ohne Einzahlungen kommt.

 

Also TWR basierend? Dann könnte man sich die Betrachtung als Sparplan ja ohnehin sparen - da der Cashflow rausfällt. Hm...muss ich nochmal drüber nachdenken, ob IRR jetzt die Lösung ist, weiß ich nicht.

Wüsste gerade auch nicht warum ich in dem Zusammenhang die Renditen Logarithmieren soll. Ich rechne für jeden Tradingday den TWR aus - normiere den auf eine einheitliche Periode.

Mean und 5%-(C)Var der TWR-Verteilung bilden dann das risikoadjustierte Renditemaß .

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